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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 09.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188904092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18890409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18890409
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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256 „Du würdest ihn lieben lernen. Ich würde Dir wahrlich nicht zurcden, wenn ich nicht wußte, daß Du einen neuen Menschen aus ihm machen wür dest." „Es fehlt ihm an Festigkeit," fuhr Judith fort. „Der Verlust, der ihn betroffen hat, ist schwer, aber ist es eines Mannes würdig, wenn er trinkt, um den Schmerz zu vergessen? Sein Geschäft ist zurückgegaiigen, was er anfangs that, um sich Zer streuung zu verschaffen, ist ihm zur Gewohnheit ge worden, es gefällt ihm im WirtShause besser als daheim. Wenn er allein stände, würde ich kein Wort des Vorwurfs sagen, aber der armen Kin der wegen müßte er sich zusammennehincn." „Urteile nicht zu hart über ihn," fiel der Alte ei». „Als Deine Mutter mir genommen war, wußte ich auch nicht, was ich that, und ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich Dich nicht gehabt hätte!" Judith schwieg. Ihr Vater fuhr fort, sie zu überreden und zu Brünes Gunsten zu sprechen, aber sie hörte seine Worte nicht, denn ihre Ge danken nahmen ihren eigenen Flug. Ihr Herz ge hörte einem anderen, der sic von sich geworfen. Konnte sie noch auf Glück hoffen? Alles, was vor ihr lag, war öde und freudenleer. War es nicht ein Frevel, wenn sie einem Manne, den sie nicht liebte, die Hand reichte? Hatte Brune, wenn sie die Seinige wurde, nicht das Recht, zu verlangen, daß auch ihr Herz ihm gehöre? Sie konnte es nicht. Da tauchten die freundlichen Ge sichter der beiden Kinder vor ihr auf und im Geiste sah sie, wie sie die kleinen Arme ihr ent- gegcnstreckten. ES waren die Kinder ihrer Freun din und sie hatte der schwer Erkrankten kurz vor ihrem Scheiden versprochen, sich der Hilflosen anzunehmen. Hatte sie ihr Versprechen schon eingelöst? Die Augen der Kinder schienen sie zu mahnen. „Ja, ich will die Seine werden," sprach sie, den Kopf emporrichtend, mit klangloser, aber ent schiedener Stimme. „Kind, Kind, Du erfüllst mir einen lieben Wunsch!" rief ihr Vater und erfaßte ihre Hand, die sie ihm willenlos ließ. „Brune wird Dich ehren und wert halten, er wird wieder werden, wie er einst gewesen ist, häuslich und fleißig. Darf ich ihm Deine Antwort überbringen?" „Ja," gab Judith mit derselben klanglosen Stimme zur Antwort. Sie dachte nur an die Kinder. Mit unbeholfener Hast verließ Lome» das Zimmer. Starr blickte Judith ihm nach, dann sprang sie erregt auf. „Nein — nein — nein!" ries sie laut und mit unsagbarer Angst, aber ihr Vater hörte sie nicht mehr, denn er hatte das HnuS bereits verlassen. Erregt und angstvoll die Hände ringend schritt sie im Zimmer auf und ab. Was hatte sie ver sprochen! Hatte sie nicht Weiland gelobt, daß ihr Herz ihm gehöre und sie die Seinige werden wolle? Hatte sie ihm nicht mehr als einmal zugefliistert, daß sie ihn nur liebe? Erbittert, wild lachte sie auf. Auch er hatte dies geschworen, aber seinen Eid gebrochen. Konnte er verlangen, daß sie de» ihrigen hielt? Hatteer sie nicht verlassen und sich von ihr losgesagt? Sie hatte keine — keine Ver pflichtung mehr gegen ihn. Dennoch ries ihr Herz laut: „Du kannst nicht — Du kannst nicht, denn du liebst ihn ja noch immer! Aber zugleich flüsterte ihr eine Stimme wie höhnend zu: „er ist ja so zärtlich mit der Tochter des Apothekers, er denkt nur daran, ihr Aufmerksamkeiten zu erweisen, vielleicht schwört er ihr dieselben Eide, die er dir geschworen, es ist ja so leicht, sie zu sprechen." Erschöpft sank sie auf eine» Stuhl und preßte die Hand auf die heiße Stirn. In ihr wogte und kämpfte es; die Wunde ihres Herzens war anfs neue aufgerissen und sic znckte vor Schmerz. Da trat ihr Vater mit dem junge» Fabrikanten in das Zimmer. Brune eilte auf sie zu und er faßte ihre Hand. „Judith — Judith, Lu willst die Meinige werden?" ries er mit freudiger Stimme. Das Mädchen rang »ach Atem, ihr ganzer Körper zitterte leise. „Nein, nein — ich kan» eS nicht!" rang es sich auS ihrer Brust. „Du hast cs doch Deinem Vater gesagt," fuhr Brune mit schmerzlichem Tone fort. „Ich weiß, daß ich Deiner nicht wert bin, aber ich war so glücklich, daß meine armen Kinder nun eine Mutter wieder bekommen sollten." Tief, tief drangen diese Worte in Judiths Herz, sie hob den Kopf empor, und als sie in Brünes gutmütige und trauernde Augen blickte, raffte sie sich auf. „Ja, ich will die Deinige werden," sprach sie. „Judith, habe Dank — Dank! Du sollst es nie bereuen!" rief Brune und umschlang sie mit beiden Armen. Sie ließ es ruhig geschehen, sie empfand es kaum; es war ihr, als ob sie nicht für sich, son dern für eine Fremde das Versprechen gegeben habe. Dann richtete sie wie aus einem Traum erwachend sich auf. „Ich will die Deinige werden und Deinen Kin dern eine treue Mutter sein," sprach sie mit ernster Stimme, „aber auch Du mußt wieder werden, wie Du gewesen bist. Nur unter der Bedingung gebe ich Dir meine Hand. Du sollst sie zurückstoßen, wenn ich mein Versprechen nicht voll erfülle. Du mußt nun aber auch stets daran denken, daß Du für Dein Weib und Deine Kinder zu sorgen hast. Ihnen mußt Du leben." „Ich werde es thun!" versicherte Gerhard, in dem er die Hand der Verlobten fest preßte. „Ich weiß, daß ich auf einen Abweg geraten bin, die Verzweiflung hat mich dahin geführt; jetzt schwöre ich Dir . . ." „Halt, schwöre nicht!" rief Judith, ihn unterbre chend. „Schwöre nicht, damit Dein Wort nicht einst zum Meineide wird!" „Hältst Du mich für so schwach, daß ich mein Wort nicht halten werde?" fragte Gerhard lächelnd, da er Judiths Erregung nicht begriff. „Weißt Du denn, ob Du in einem Jahre noch so denken und empfinden wirst wie in dieser Stunde?" fuhr Judith fort. „Das Herz ändert sich so leicht und dann vergißt der Mund, was er versprochen hat." „Mein Herz ändert sich nicht!" rief Brune. »Ich schwöre Dir, daß ich in Treue zu Dir und meinen Kindern halten will!" Judith blickte starr vor sich hin, hatten die Schwüre Weilands nicht ähnlich geklungen? Hatte nicht auch er ihr die Versicherung gegeben, daß sein Herz sich nie ändern werde? Sie hatte ihm geglaubt und war betrogen! „Judith, weshalb willst Du mir nicht Glauben schenken?" fuhr Gerhard fort. „Sieh, cs beginnt ein neues Leben für mich, ich werde das Glück wicdcrfinden, das ich schon einmal besessen habe, und ich will es fcsthalten. Meine Frau war Deine Freundin, hast Du je eine Klage über mich ans ihrem Munde gehört?" Judith blickte ihn ruhig, aber ernst an. „Ich will Dir glauben," sprach sie/indem sie, ihm die Hand reichte. „Aber täusche mich nicht, denn ich würde es nicht ertragen können." Sie ließen sich neben einander nieder und sprachen in des alten Försters Gegenwart von der Zukunft. Brune wünschte, daß Judith bald die Seinige werden möge, damit die Ordnung in sein Haus wesen zurückkehre. Sie war damit einverstanden. Vielleicht war eS gut für sie, wenn sie nicht so viel Zeit hatte, um über das, was sie verloren, nachzusinnen. „Deine Fabrik ist zurückgegangen," sprach sie „Du beschäftigst jetzt kaum die Hälfte der Arbeiter wie früher." „Ich werde sie wieder emporbringen," entgeg nen Brune, nicht ohne ein Gefühl der Beschämung. „Ich habe sie gegründet und mir die Kunden selbst erworben; habe ich auch einige verloren, so werde ich sie doch wieder gewinnen, denn sie sind mit meiner Arbeit stets zufrieden gewesen." „Als Du die Fabrik begannst, warft Du der Erste hier," fuhr Judith fort, „jetzt hast Du schon einen Konkurrenten." „Ah, Du meinst Stelter!" rief Gerhard lächelnd. „Den habe ich nicht zu fürchten. Als Schlosser konnte er sich nicht dnrchhelfen, weil seine Arbeit nichts taugte, nun versucht er es in dieser Weise. Ich habe gesehen, was ans seiner Werkstatt her- vorgegangeu ist, darauf hin bekommt er keine Kunden." „Er beschäftigt so viel Arbeiter wie Du." „Jetzt, aber wie lange wird dieS währen? Ohne Mittel hat er begonnen, die Einrichtung . seiner Werkstatt, das Material — alles hat er auf Kredit erhalte» und ich weiß, daß er schon jetzt seinen Verpflichtungen nicht Nachkommen kann. Zudem arbeitet er zu so billigen Preisen, daß er unmöglich dabei bestehen kann." „Vielleicht hat er dies gethan, um sich erst Kunden zu verschaffen." „Sorge Dich nicht, ich brauche ihn nicht zu fürchten," versicherte Brune und eS gelang ihm, seine Verlobte zu beruhigen, denn an seiner Tüch tigkeit hatte sie nie gezweifelt. 4. Weder Brune noch der alte Förster hatten die Verlobung bekannt gemacht, trotzdem wußte am folgenden Tage die halbe Stadt darum. Man sprach aber anders über sie als über die Verlo bung WeilandS. Brune war als bescheidener und tüchtiger Mann bekannt und man rechnete es ihm hoch an, daß er bei seiner Verlobung nicht auf Geld gesehen hatte. Er hätte an die Thür man ches vermögenden Mannes pochen können und der selbe würde ihm gern seine Tochter gegeben haben. Judith gönnten alle das Glück. Helene Wcstrum war einige Tage in der Haupt stadt gewesen, um für ihre Ausstattung Einkäufe zu machen. Sie suchte ihren Stolz darin, den größten Luxus zu entwickeln, und freute sich im stillen schon auf die mißgünstigen Gesichter ihrer Freundinnen. Dieser Gedanke hatte sie heiter gestimmt und in bester Laune empfing sie Krötzsch, als derselbe zu ihr kam. Sie erzählte ihm von ihren Einkäufen und fügte dann die Frage hinzu, ob während ihrer Abwesenheit irgend etwas vorgefallen sei. „Gerhard Brune hat sich wieder verlobt," gab der Agent zur Antwort. „Ah, das freut mich," fuhr Helene fort. „Er ist ein braver Mann und kann mit den beiden kleinen Kindern ohne Frau nicht fertig werden. Hoffentlich hat er sich ein Mädchen ausgesucht, das nicht ohne Vermögen ist." Krötzsch schüttelte mit dem Kopfe. (Fortsetzung folgt.) Marktpreise Weizen Roggen Braugerste Gerste Hafer Kartoffeln Bntter in Chemnitz vom 6. April. S ^lO^bislO.^ 30 S, 7 - 00 - -- 8 - — - / 8 - lO - - d - 25 - 7 - 50 - - 8 - 15 - 7 - 45 - - 7 - 80 - V 2 - SO - - 3 - 30 - > 2 - 20 - - 2 - 70 - 1 Ko 50 Ko. Kirchliche Nachrichten. Dienstag früh S Uhr Beicht- und Abendmahlsgottes dienst (Scminar-Kommunion). Hr. Diak. Jäger. Mittwoch abends 8 Uhr Bibelstunde in Schlvßchen- Porschendorf. Hr. Hilfsgeistl. Thiele. Donnerstag abends 8 Uhr Bibelstnnde in der Kirche. Hr. Hilfsgeistl. Thiele. Eisenbahn-Winterfahrplan. Giltig vom 1. Oktober 1888 ab. K US >7<k Od .52 A» ^ ^ o I I s L 2 « .2 2 Sd M Sd ! l s s i « L Z-L> L >2 » « 8 l - "t— t- 4- rL- - i-uu-zh '""2 A T> -> r c<2 c<2 r- « 2 '-O A> Ar §r A Ar >A, Ar <2N> I 7-4 2 2« or c>r o» Z 4 7—4 7-4 7—4 7-4 i ! ! ! ^ ! i L L?. 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