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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 02.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188903022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18890302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18890302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1889
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Brennen und anfängliches Verlöschen, wie eS na mentlich am Donnerstag abend hier und da vor gekommen ist, wolle aber niemand von einem wei teren Versuch mit dem Anstecken einiger Flammen (etwa der Hälfte der für gewöhnlich brennenden) abhalten. Es ist nicht zu vermeiden gewesen, daß bei Ausschaltung des Gasometers ziemlich be trächtliche Mengen atmosphärischer Luft in daS Rohrnetz eingetreten sind und diese verursacht eben den Uebelstand des Blaubrennens und Verlöschens gewisser Flammen. Läßt man die betreffenden Hähne einige Zeit offen stehen und versucht in kurzen Zwischenräumen wiederholt die Entzündung, so wird man schließlich zu einem befriedigenden Resultat gelangen. Es wird übrigens seitens der Gasanstaltsverwaltung alles aufgeboten, die Störung baldmöglichst zu beheben und so erträglich als mög lich zu machen. — Die „Kölnische Zeitung", bekanntlich das größte liberale Blatt in Deutschland, bringt in ihrer Nr. 55 vom 24. Februar ds. Js. unter der Spitzmarke: „Parlamentarische Skizzen" auch eine, für die Leser unseres Blattes gewiß interessante Charakteristik unseres Reichstagsabgeordneten, Herrn Gehlert. Sie führt ihn auf unter den „eigentlich interessanten" Rednern, die mehr Gelegenheitssprecher seien und bemerkt dann wörtlich: Herr Gehlert hat, wenn er auftritt, das Privilegium, öfter unter brochen zu werden, als irgend ein anderes Reichs tagsmitglied. Er arbeitet hauptsächlich in volks wirtschaftlichen Fragen, ist Bimetallist, entwickelt auch im übrigen mancherlei Ansichten, die nicht immer durch Klarheit ausgezeichnet sind; aber er hat die Gabe der Originalität, und wenn seine Gegner manchmal über ihn lachen, so beschwört er auch ebenso oft die Heiterkeit des Hauses auf Kosten der Gegner herauf. Um ein Beispiel von seiner Sprechweise zu geben, führen wir einige Sätze von ihm an. „Ich gebe ganz gern zu," sagt er, „daß der bäuerliche Grundbesitz, diese soziale Perle Deutschlands, um welche wir von an dern Ländern beneidet werden, sehr viel intensiver bewirtschaftet werden könnte, wenn die Bauern nicht Bauern, sondern Professoren der Landwirt schaft wären. (Heiterkeit.) Aber, meine Herren, nun unsere Staatsgesetzgebung nicht auf die durch schnittliche Intelligenz der Bauern einzurichten, sondern auf einzelne hervorragende Intelligenzen, das würde doch sehr ungereimt sein. (Heiterkeit. Sehr richtig!) Wenn wir es mit unserer Gesetz gebung erst dahin gebracht hätten, daß bei uns nur noch das Genie existenzfähig bliebe, würde ich fürchten, daß die Auswanderung noch sehr über hand nehmen müßte. (Große Heiterkeit.) Dann würden vor allem auf jener Seite (die äußerste Linke ist gemeint) sehr wenig Leute übrig blieben, die künftig ihren Sport damit treiben könnten, mich zu unterbrechen, wenn ich einmal im Reichstag rede." (Andauernde Heiterkeit.) — Das Vorstehende giebt eine Probe von seiner gewöhnlichen Art, sich mit Freund und Feind herumzuschlagen; da zwischen aber kommen manchmal originelle Wahr nehmungen aus der Praxis, die dauernden Wert haben. Nach seinen eigenen Aeußerungen ist er früherer Kaufmann, jetziger Filzfabrikant, und be schäftigt sich außerdem mit Landwirtschaft, hat also vielerlei Erfahrungen hinter sich und weiß dieselben lebhaft darzustellen. Lehrreich war es z. B., wie er den gezwungenen Uebergang von der soliden Industrie zur Schundfabrikation nach eigenen Erlebnissen kennzeichnete. „Hundert Fabrikanten", lautet es, „machen von alters her gute Ware. Da kommt einer auf den Gedanken, ein Surrogat einzuführen, welches die Erzeugnisse um 80 Prozent schlechter, aber um 60 Prozent wohlfeiler herzu stellen gestattet. Sofort greift das Publikum nach der billigen Ware; die Zwischenhändler können den alten guten Stoff nicht mehr absetzen, und in kur zem sind alle hundert Fabrikanten genötigt, den selben Schund zu machen, wie jener eine, weil der letzte Konsument das Gediegene nicht mehr kaufen will." Gehlert nennt deswegen die heutige Massen produktion einen vom Staat anerkannten Betrug; das ist ein zu viel sagendes Paradoxon, aber ein Körnchen Wahrheit liegt darin; nur trifft die Schuld der Anerkennung nicht den Staat, sondern das große Publikum; wären die Käufer so ver ständig, dem Wahlspruch „billig und schlecht" zu entsagen, so würden die Produzenten bald Nach folgen. Derartige Körner trifft man öfter bei Gehlert; mit ihrer Hilfe hat er offenbar, wie er sich ausdrückte, „die Höschen deS Freihandels auS- gezogen," aber sie sind nicht immer so weit ver arbeitet, daß sie sich zu einem geordneten Kranz aneinanderreihen. — Die Hoffnung, dem hohen Königshause ouS Anlaß des bevorstehenden Jubelfestes eine allge meine Huldigung in Gestalt eines historischen Festzuges darzubringen, wird sich nicht erfüllen. Die mit den Entwürfen für diesen Festzug von der Kunstgenossenschaft betrauten Künstler sind zwar ebenso wie der aus angesehenen Männern verschie denster Verufskreise bestehende Ausschuß für die Vorbereitung dieses FestzugeS unermüdlich thätig gewesen; je weiter aber diese Arbeiten vorschritten, um so mehr mußte man erkennen, daß die der Ausführung dieses Unternehmens entgcgenstehenden Schwierigkeiten in der verhältnismäßig kurzen Frist von ungefähr 5 Monaten sich nicht bewältigen lassen. Uebcrdies würden auch die Kosten zu bedeutende sein, denn man nimmt an, daß sie sich auf 1 bis 1'/» Mill. Mark belaufen dürften. Private Mittel gelangen nicht zum Eingang, um so großen Auf wand zu machen, und die Stadt Dresden, so gern sie dies wohl auch möchte, vermag eine so hohe Summe durchaus nicht auszugebcn. Die entgegen stehenden Schwierigkeiten sind um so größer, als in Dresden zum ersten Male an ein solches Unter nehmen herangetreten worden ist, dennoch aber nicht bloß eine Huldigung der Stadt Dresden, sondern zugleich auch anderer Städte und Ort schaften des Landes in historischem Gewände ge boten werden sollte. Da nun das Jubelfest keines falls weiter als bis in den Monat Juni ver schoben werden kann, so hat der geschäftsführende Ausschuß sich damit einverstanden erklärt, daß von der Ausführung des historischen Zuges abgesehen werde, einmütig aber beschlossen, festzuhalten an dem Plane, dem hohen Königshause bei dem Jubel feste eine Huldigung in der Gestalt eines Aufzuges darzubringen, indem der Ausschuß daran nicht zweifelte, daß alle diejenigen, welche ihre Teilnahme am Festzuge angemeldet haben, auch nach Wegfall des historischen Teiles desselben an dieser Hul digung sich mit Freuden beteiligen werden. Für die erforderlichen Abänderungen des vom Fcstzugs- ausschusse aufgestellten Programms wurden bereits bestimmte Vorschläge gemacht und darf hiernach wohl erwartet werden, daß ein der Stadt Dresden und des Landes würdiger Huldigungsakt gegenüber dem hohen Königshause doch noch zu stände kom men wird. — Se. Majestät der König ist am Donnerstag abends 6 Uhr in Leipzig eingetroffen; Ihre Majestät die Königin kommt 9 V» Uhr daselbst an. Zum Empfange Sr. Majestät waren die Spitzen der königlichen, sowie der Reichs- und städtischen Behörden am Bahnhofe erschienen. Unter stür mischen Hochrufen erfolgte die Abfahrt nach dem Schloß, woselbst eine Ehrenkompanie aufgestellt war und Se. Majestät von den Stabsoffizieren begrüßt wurde. Die Stadt war prächtig illuminiert. — In einer Leipziger Speisewirtschast wer den wöchentlich 3 bis 4 Hunde geschlachtet, und deren Fleisch, wohl zubereitet, den Gästen vorgesetzt. Aus gesundheitspolizeilichen Rücksichten hält der Rat eine Beaufsichtigung auch dieser Art des Schlachtbetriebes für notwendig und hat deshalb die Errichtung einer Hundeschlächterei im Schlacht hofe und den Erlaß ortsstatutarischer Bestimmun gen dazu beschlossen. Die Stadtverordneten traten diesem Beschlüsse bei. — Auf dem Berliner Bahnhofe zu Leipzig fand dieser Tage zwischen zwei dortigen Arbeitern, einem Maschinenputzer und einem Feuermann, ein harmloser Scherz statt, der leider alsbald zu Ernst auSartete und schließlich böses Unheil herbeiführte, da letzterer trotz Abmahnung des anderen davon nicht Massen wollte. In seinem Aerger ergriff der Maschinenputzer ein ziemlich großes Stück Kohle und warf es nach dem Feuermann, der da von ins Gesicht und Unglücklicherweiser direkt inS Auge getroffen wurde. Der Getroffene erlitt eine schwere Verletzung, die den Verlust des Auges be fürchten ließ, da der Augenhöhlenknochen zersplittert schien. Der Maschinenputzer wurde verhaftet, da sogar für den Verletzten Lebensgefahr vorliegen sollte, er ist aber wieder in Freiheit gesetzt worden, nachdem es sich mit dem Zustande des Feuer manns gebessert hat und namentlich die Gefahr für sein Leben ausgeschlossen ist. Auch hatte er nicht im entferntesten beabsichtigt, durch seinen Wurf so schweres Unheil anzurichten. — Der Landesausschuß sächsischer Feuerwehren wird nächsten Sonntag den 3. März in ReicholdS Hotel in Chemnitz zu einer Sitzung zusammen treten. Es handelt sich dabei zunächst um geschäft liche Mitteilungen, Referate über das Ritzdenkmal und die Ritzstiftung, den technischen Feuerwehrtag zu Chemnitz, die Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin, Errichtung einer PrjifungSstation für Fenerlöschgeräte in Chemnitz, während dann im weiteren über die Teilnahme der Feuerwehren an der Jubelfeier des sächsischen Königshauses Bera tung gepflogen werden soll. — In dem bekannten Weinpanscherprozeß gegen den Weinhändler Karl Heinrich Thamm in Dres den wurde am 28. Februar die Revision des An geklagten vom Strafsenat des königl. Oberlandes gerichtes verworfen. Thamm war bekanntlich we gen Nachahmung von Wein auf Grund des Ge setzes vom 14. Mai 1879, den Verkehr mit Nah rungsmitteln betreffend, in erster und zweiter In stanz zu einer Geldstrafe von 1000 M. verurteilt, auch war auf Beschlagnahme, resp. Vernichtung des beschlagnahmten Gemisches von mehr als 30 Hektolitern erkannt worden. Das Landgericht hatte seiner Zeit das dem Angeschuldigten günstige Gut achten des gerichtlichen Sachverständigen, Hofrat Professor vr. Fleck, verworfen. — In der Zeit vom 6. bis 20. Februar sind allein auf der Strecke Dahlen-Oschatz-Riesa (ausschließlich Bahnhof) für Schneeauswerfen 12000 Mark verausgabt worden. — Der Bau der projektierten Bahn von Zittau nach dem vielbesuchten Oybin, dem Hauptpunkt der Zittaner Berge, wird im Frühjahre beginnen. Die Aktiengesellschaft, welcke den Bau der Bahn in die Hand zu nehmen beabsichtigt, ist gegründet und deren Eintragung im Görlitzer Handelsregister ver öffentlicht worden; die gesetzlichen Einzahlungen auf das Aktienkapital von 1500000 Mk. sind sofort geleistet und die Aktien übernommen worden, die Verhandlungen wegen Feststellung der Linien rc. sind abgeschlossen, das Bauterrain ist mit ver schwindenden Ausnahmen von den Adjacenten zum Bau überwiesen. — Eine Ueberfüllung von Schulamtskandidaten giebt es zur Zeit in Sachsen nicht. Zwar bleiben zur Osterzeit, wo in allen Seminarien die Ab gangsprüfungen stattfinden, in der Regel auch in allen Jnspeklionsbezirken eine Anzahl Abiturienten ohne Stellen übrig, aber infolge von Todesfällen, Emeritierungen und lange andauernden Krankheiten der amtierenden Lehrer werden im Laufe des Jahres so viel junge Lehrkräfte gebraucht, daß bis Michaeli, spätestens bis Weihnachten, alle Schul amtskandidaten untergebracht sind, und daß man hier und da zwischen Weihnachten und Ostern so gar Seminaristen erster Klasse zur notwendigen Aushilfe requirieren muß. — Nach den Bestimmungen der neuen Heeres ordnung haben die Volksschullehrer und die Kan didaten des Volksschulamtes zehn Wochen aktiv bei einem Infanterieregiment zu dienen; nach den bis herigen Bestimmungen dauerte diese Dienstzeit nur 6 Wochen. Die gedachte zehnwöchentliche Dienst zeit ist grundsätzlich zur Zeit der zehnwöchentlichen Ersatzreserveübungen zu erledigen. Die alsdann zur Reserve beurlaubten Mannschaften (Volksschul lehrer) rc. werden während ihres Reserveverhält nisses grundsätzlich zu zwei Uebunge» herangezogen, welche an Dauer und Zeitpunkt der zweiten und dritten Uebung der Ersatzreserve entsprechen. — Im Laufe der nächsten Tage entsendet der Exportverein für das Königreich Sachsen wiederum einen erprobten Geschäftsmann in Kollektivvertre tung einer größeren Anzahl der angesehensten sächsischen und einiger thüringischer Firmen mit Musterkollektionen nach Südamerika, speziell zum Besuche der Westküste. — Abermals sind große Zollhinterziehungen an der böhm.-sächs. Grenze entdeckt. In Rum bürg hat die Verhaftung eines dortigen Kaufmanns statt gesunden, der nach Ergebnis der Bücher in den letzten Jahren im Aufträge eines Wiener Hauses solche Quantitäten von Seidenwaren über die Grenze in Böhmen geschmuggelt haben soll, daß der um gangene Zollbetrag an 70000 fl. beträgt. Helfer desselben in Wiesenthal und GeorgSwalde sind auch verhaftet. Tagesgeschichte. Berlin, 28. Februar. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ist mit den Prinzessinnen-Töchtern am Donnerstag vormittag 8 Uhr 5 Min. auf dem Venloer Bahnhofe eingetroffen und, nachdem dieselbe im Waggon den Kaffee eingenommen, nach Kiel weitergefahren.
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