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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 19.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188903193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18890319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18890319
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- Parlamentsperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1889
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194 gesunden und an den Inder verkauft, der natürlich einen möglichst hohen Preis herausschlagen wollte, vr. Meyer ließ zurückmelde», daß ihm der Preis von 1000 Dollars zu hoch wäre, unter dieser Be dingung wolle er auf den Ankauf verzichten. Daraufhin trat der englische Generalkonsul Evan Smith mit dem Inder über den Ankauf der Ma nuskripte in Unterhandlung und erwarb die Pa piere für 85 Rupies (etwa 140 Mk.). Colonel Smith hat nun die Karten und sonstige Auszeich nungen an vr. H. Meyer abgesendct, da dieser sie noch verarbeiten und für die Veröffentlichung Herstellen will. Daraus ist ersichtlich, welche Rührigkeit der britische Generalkonsul entwickelt und wie auch scheinbar ganz fremde Dinge seiner Aufmerksamkeit nicht entgehen. Ueberhnupt hatten sich die britischen Vertreter in Ostafrika gegen Ur. H. Meyer in hohem Grade aufmerksam und ent gegenkommend gezeigt. Als derselbe aus der Ge fangenschaft entkommen und von Pangani nach Sansibar zurückgckehrt war, erschien bei ihm als einer der ersten Besucher der britische Admiral Freemantle.der Befehlshaber des englischen Blokade- Geschwaders, und gab seine Teilnahme zu erkennen, wodurch er zugleich zeigte, welche Aufmerksamkeit er der Expedition des deutschen Reisenden gewid met hatte. Tagesgeschichte. Berlin, 16. März. In unterrichteten Kreisen versichert man, daß der Gegenbesuch des Kaisers Franz Josef in Berlin jedenfalls im Lause des Som mers stattfinden werde. Wenn auch vorläufig der Zeitpunkt noch nicht festgesetzt ist, wird ange nommen, der Besuch werde erst nach Ablauf des Trauerhalbjahres erfolgen, und man hält für wahr scheinlich, daß Se. Majestät in der ersten August- woche hier eintreffen werde. — Dem „B. T." wird aus London, 16. März, gemeldet: Es wird mit Bestimmtheit versichert, der Prinz von Wales habe eine höchst freundliche Einladung des Kaisers Wilhelm II. angenommen und werde Ostern über Darmstadt nach Berlin kommen. Die wiederholten langen Konferenzen Sir Edward Malets mit Lord Salisbury gelten hier als Bestätigung der Behauptung, daß Malet der Träger von Allianzvorschlägen des Fürsten Bismarck sei. Der heute hier stattgehabte Minister rat wird damit in Zusammenhang gebracht. — Im königlichen Heroldsamte sind bis in die letzten Tage die Diplome für die von Kaiser Friedrich beschlossenen zahlreichen Standeserhöhun gen ausgefcrtigt worden. Kaiser Friedrich hat nur die entsprechenden Urkunden für die beiden zu Fürsten erhobenen Grasen Solms und von Radolin und für die drei Ritter des Schwarzen Adler-Or dens, Staatsministcr von Maybach und von Fried berg und Reichsgerichts-Präsident von Simson, vollzogen. Alle übrigen Urkunden hat Kaiser Wil helm II. unterzeichnet. — Im Büreau des Abgeordnetenhauses wird ein Antrag vorbereitet, der dahin geht, die „Volks zeitung" anläßlich ihres empörenden Artikels zum Todestage Sr. Mcij. des Kaisers Wilhelm von dem Lesezimmer und der Journalistentribüne aus zuschließen. Die Annahme dieses Antrages wird als völlig gesichert bezeichnet. Die Anregung zu demselben soll von einem freikonservativen Schrift führer ausgehen. — Zum besseren Verständnis sei hinzugefügt, daß die genannte Zeitung gerade den Todestag des Wiedcrvercinigers Deutschlands dazu benutzen zu müssen glaubte, um über denselben in einem Tone zu sprechen, der um so gemütsroher war, als der betreffende Artikel bei seinen sonstigen gänzlich unzutreffenden Ausführungen gerade an dem Tage das Andenken Kaiser Wilhelms schmähte, an dem der Heldengreis und Friedensfürst vor Jahresfrist die Augen für immer schloß. — Die Alters- und Jnvaliditätsversicherungs- Kvmmission beendete am Freitag ihre Arbeiten und nahm mit allen gegen 5 Stimmen die Kommissions beschlüsse in zweiter Lesung an. Neu ist in der Gesetzesvorlage der Kommission besonders die Ein richtung von Rentensparkassen. Diese Rentenspar kassen sollen nach dem Vorschläge bei jeder AlterS- und Jnvaliden-Versicherungsanstalt errichtet werden. (Für uns Sachsen ist eine solche Einrichtung von minderem Werte deshalb, weil wir bereits in der königlichen Altersrentenbank eine ähnliche und ganz vorzügliche Anstalt besitzen.) Es bestehen alle Aus sichten, daß auf Grundlage der Kommissionsbeschlüsse das Werk durch eine große, aus Konservativen, Nationalliberalen und Centrum bestehende Mehrheit zustande kommt und auch die Regierungen diesen Beschlüssen zustimmen. Man wird es nur mit Genugthuuug begrüßen können, daß das Zustande kommen des Gesetzes allein Anscheine nach noch in dieser Session gesichert ist. Da schon im Februar nächsten Jahres die Legislaturperiode zu Ende geht, wäre auch in der kurzen Wintersession das Zu standekommen des Werkes sehr fraglich gewesen, und cs ist auf alle Fälle wünschenswert, daß der gegenwärtige Reichstag, der ja durch die Verhält nisse gezwungen war, dem Volke große Mehrbe lastungen aufzuerlegen, auch auf die Vollendung dieses sozialen Reformwerks wird Hinweisen können. Die sozialdemokratische Wühlerei, die bei den näch sten Reichstagswahlen die äußersten Anstrengungen zu machen sich vorbereitet, wird doch Mühe haben, in den verständigeren Arbeiterklassen der Wirkung dieses Gesetzes cntgegenzutreten. Die handgreiflichen Wohlthaten, die hier geboten werden, können durch die hohlen Schlagmörter der Wühler mindestens nicht ganz verdunkelt werden.' — In der heutigen Sitzung der Budgetkom mission de? Reichstages wurde der Nachtragsetat beraten. Die Titel „Auswärtiges Amt" und „Reichsamt des Innern" wurden ohne erhebliche Diskussion bewilligt. Dieselben treffen die für Unterdrückung des Sklavenhandels und den Schutz der deutschen Interessen in Ostafrika und für die Preisbewcrbung zum Kaiser Wilhelm-Denkmal ge forderten Summen und sind Konsequenzen der be treffenden Gesetze. Bei den auf Vermehrung der Artillerie bezüglichen Positionen gab der Kriegs- minister nähere Erläuterungen. Die fraglichen Summen wurden gegen die Stimme des Abg. Richter bewilligt. Die für Trennung des Ober kommandos und der Verwaltung der Marine ge forderten Posten wurden gegen die Stimmen des Centrums und der Deutschsreisinnigen bewilligt. — Die Anwesenheit der marokkanischen Ge sandtschaft in Berlin wird für die deutsche Industrie wahrscheinlich von Bedeutung werden. ES haben sich mehrere angesehene Firmen in Berlin und außerhalb vereinigt, um im nächsten Monat einen Vertreter nach Marokko zu entsenden, der mit der marokkanischen Regierung sowohl, als auch mit dort ansässigen Geschäftshäusern Handelsverbin dungen anzuknüpfen suchen wird. Angeregt ist der Gedanke durch Mitglieder der jetzt heimgekehrten Gesandtschaft. Wie das „Centralblatt für die Tex- til-Jndustrie" aus sicherer Quelle vernimmt, ist be reits eine geeignete Persönlichkeit für das Handels unternehmen gewonnen. — Die amerikanischen Bevollmächtigten zur Samoakonferenz, die Herren Casson, Phelps, Bates, haben die Reise nach Europa angetreten. Die deutschen Mitglieder der Konferenz werden, wie man hört, vielleicht erst nach dem Eintreffen der auswärtigen Delegierten ernannt. Noch immer ist an der Erwartung festzuhalten, daß die Konferenz etwa am 1. April oder noch früher zusammentritt. — Die Freilassung der von den Arabern an der ostafrikanischen Küste gefangen genommenen deutschen Missionare ist nach einer englischen Mel dung gegen Zahlung eines Lösegeldes von 6000 Rupien und gegen Rückgabe von 12 von der deut schen Korvette „Leipzig" gefangen genommenen Sklaven erfolgt. Derselben Quelle zufolge ließ der britische Generalkonsul eine Kundmachung des deut schen Admirals veröffentlichen, kraft welcher über die Distrikte Bagamoyo, Dar-es-Salaam, sowie über einen Umkreis von 5 Meilen dieser Ortschaf ten das Standrecht verhängt wird. — Die „Berliner Polit. Nachr." schreiben: Die Zunahme der Seeunglücksfälle und der damit ver bundene Verlust von Menschenleben, was von den zuständigen Seeämtern auf die mangelhafte Aus rüstung der Schiffe mit Booten und sonstigen NettungSoerälen zurückgeführt wird, haben den Reichskanzler veranlaßt, die gesetzliche Regelung der Ausrüstung der deutschen Kauffahrteischiffe mit Booten wieder aufzunehmen. Der Gesetzentwurf entspricht im wesentlichen dem bereits 1878 vor gelegten. — Wie bereits gemeldet, hat der Tierarzt Antoine seine Entlassung als Reichstagsabgeordneter eingereicht. Der Brief des genannten Herrn an den Präsidenten deS Reichstages ist vom 11. März auS Grevenmachern datiert und lautet »ach einem Extrablatt deS Metzer „Lorrain": „Mein Herr Präsident! Ich habe die Ehre, Ihnen meine Ent lassung als Deputierter zum Reichstage anzuzeigen. Ich nehme die Genugthuuug mit mir hinweg, dem Mandat, daS mir meine Mitbürger anvertraut haben, getreu gewesen zu sein. Der Reichstag hat mir selbst das Zeugnis gegeben, daß ich niemals die Sache Elsaß-Lothringens verlassen habe." — Antoine wird in der französischen Presse eine län gere Darstellung der Beweggründe der Niederlegung seines deutschen Reichstagsmandats veröffentlichen. Belgien. Wie aus Brüssel gemeldet wird, überfielen in der Nacht zum 16. d. die streikenden Arbeiter den Fabrikbesitzer Devallee in AveSnes an der belgisch-französischen Grenze, mißhandelten denselben, sowie seine Familie und zerstörten sein Haus. Frankreich. Dem Vernehmen nach wurden im Laufe des 16. März die Haussuchungen bei den Mitgliedern der Patriotenliga fortgesetzt. Es soll sich unter den beschlagnahmten Papieren auch ein Plan zur Erstürmung des Palais Bourbon und des Elysce befunden haben. — Das Marineministerium wurde dem Admi ral Kranz augeboten, der dasselbe aunahm. Seine Ernennung wird im „Journal offiziel" nach der Beisetzung Jaures bekannt gegeben werden. — Das Tagesereignis in Paris ist der bevor stehende Bruch zwischen einem Teile der Patrioten liga und Boulanger. Die ursprünglich rein repu blikanischen Lignisteu bereiten ein Manifest vor, welches Boulanger zwingen soll, seinen Standpunkt näher zu bezeichnen. — Am 17. März traf Boulanger in Tours ein. Auf dem Bahnhofe war eine zahlreiche Men schenmenge versammelt, welche zum Teil aus Hoch- rusenden, zum Teil aus Pfeifenden bestand. Serbien. Zur Abdankung König Milans wird der „Nat.-Ztg." nachträglich noch gemeldet: Vor der Abdankung zeigte Milan seinen Ministern einen Brief, durch welchen Kaiser Wilhelm dem Könige von der Abdankung abriet. Der Brief ist sieben Seiten stark, sehr herzlich in brüderlicher Anrede mit „Du" gehalten. Der Kaiser gab dem Ge danken Ausdruck, daß die Pflicht in erhöhtem Maße jenen gelte, welche an der Spitze des Staats wesens stehen. Der Kaiser erinnerte an die Leiden seines Vaters, der ausharrte, wiewohl der Tod vor seinen Augen stand. Der Kaiser wies auf die Erfolge hin, welche Milan errungen habe. Milan sagte damals den Ministern, dieses Lob sei der schönste Erfolg seines Lebens, doch könne es seinen Entschluß nicht ändern. — Das Amtsblatt veröffentlicht den Dank der Regentschaft für die den Königen Milan und Alexander zugekommenen zahlreichen Huldigungen. — Milan erklärte heute bei seiner Verabschiedung von den Lehrern des Königs Alexander, er werde von den ihm verfassungsmäßig gewährleisteten Vaterrechten stets Gebrauch machen. — Von dem diplomatischen Korps verabschiedete sich Milan am Montag. — Die Belgrader Bevölkerung brachte am 17. März dem König Alexander einen Fackel zug dar. — Aus authentischer Quelle wird gemeldet, daß bei der Abdankung des Königs Milan bezüglich der Erziehung des Königs Alexander ein Staats akt ausgefcrtigt, von dem König und den Regenten unterschrieben, vom Ministerium gegengezeichnet wurde, wonach die Regentschaft sich protokollarisch verpflichte, den König Milan in seinen Vaterrechten zu unterstützen, jeden Einfluß der Königin Natalie aber auf die Erziehung des jugendlichen Königs von nahe oder ferne auszuschließen. — Gut unterrichtete Kreise erzählen, die Ab dankung Milans habe auf Natalie einen tiefen Eindruck gemacht. Erschüttert soll sie ausgerufen haben: „Milan brachte über mich und sich viel Unglück! Ich verzeihe ihm und bete, daß Gott ihm verzeihe!" Die Ratgeber Nataliens schlagen ihr vor, sich von der Reise nach Serbien nicht abhalten zu lassen, da die Verfassung ihr die Rück kehr nicht verbiete, und fordern, daß sie die Wie deraufnahme des Ehescheidungsprozesses anstrebe. vom Reichstage. S. v. 16. März. Auf der heutigen Tagesordnung stand die erste Beratung der Rechnung des Reichs haushaltsetats. Die Vorlage wurde ohne Debatte an die Rechnungskommission verwiesen. Das Haus er ledigte dann die dritte Beratung des internationalen Vertrages über die Regelung der Nordseesischerei. Bei der ersten Beratung über die Aushebung der Htz 4 und 5 des Branntweinsteuergesetzes wird nach längerer Debatte der Antrag aus Komnitssionsberatung abge lehnt. Die zweite Lesung findet im Plenum statt. Bei der zweiten Beratung des Entwurfs über Abän derung des Vereinszollgesetzes wird die Regierungs vorlage angenommen. Nächste Sitzung Dienstag.
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