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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-07
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1884
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Lt»s<v»t»r «sPtkL stütz «'/, Uhr. Reö«tt>» ,»» Lrpediti«, Jatzannesgaff« »>. OPrechI»»tt» der Lrdartii«: Vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« 5 6 Uhr. gm »«,1 »« »ß, L« Btmmte« Inserate «» Vamm nn» -efttnge, stich »W'/.»> 3» de» FUkile» l»r 3«s.-A«»»h»r: vtta Kl«««. UniversttätSstraße »1. L«»t« Lösche, Kathariueuftraße 18, p. »,r »t« '/.3 vtzr MipMrTllMatt Anzeiger. Orga« fSr Politik, Localgeschichte, tzasdels- «ndSesMSveM^ Stuflag« L8 LUV. ZUwnueueatovrei» vienel). 4'/, Md. n>cl. Bringrrlokn» ö Mk.. durch die Bost bezogen V Mk. Jede »inzelne Nummer 20 Ps. Bctegcxeniplar 10 Bl- Gebühre« tür Extrabeilage» »hur Boslbelörderuag 39 Mk. «tt Postbeiörderuug 48 Mk. I«srr«te sigespaltme Petitzeile 20 Pf. GrSbrrr Schriften laut nuferem PreiS- Verzeichnis;. Labellarsicher n-Zifferniatz nach höher« Tarif. Lttlamru unter dem Kedactiousllrich die Svaltzeile 50 Bf. J»serate sind stets an die ExpeSitia» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeimmeranäo oder durch Post- Nachnahme. ^Z7. Montag den 7. Januar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thell. Nek>Mta»chll«», di« M»» «»d Ab«eld«uge» der gstembe» d«tr. Mt Rücksicht .auf den demuLchstigen Beginn der Gke»1«hr<«effe bringt da« Unterzeichnete Polizeiamt die nachstehende« Bestimmungen de« Meldrregnlattvs mit dem Bemerken in Erinnerung» daß di« Bernacklässigimg dieser Vorschriften Geldstrafe bt« zn 50 oder entsprechende Haftstrafe nach sich rieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß am Sonntag den 6. Januar 1884 von 9 bi« 12 Uhr vormittag« die Expe ditionen der »weilen Abtheilung de« Meldeamt« dem Publicum geöffnet sind. Leipzig, den 31. December. 188S. Deo» Polizei»A«t der Stadt Leipzig. Bretfchneider. D. Auszug an« de« Vtelderegulati» oer Stadt Leipzig »o» 10. Oktober L8V3. 8 11) Jeder in einem Gasthofe oder in einem mit iHerberg-bereehtigung versehenen ähnlichen Etablissement einkrhrende und über Stacht bleibende Fremde ist dom Gast wirt- oder Ouartierqeber, und zwar fall« er vor 3 Uhr Nachmittag» ankommt, noch am Lage der Ankunft, antzernfall« aber am folgenden Morgen ipätesten« bi» 10 Uhr beim Meldeamt de« Polizeiaml« Abth. II. schriftlich mittelst de« vorgeschriebenen und für jeden Fremden besonder« auS- rufüllenden Formular« anzumelden. Befinden sich in Begleitung de» Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben auf dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit Viesen täglichen Anmeldungen ist auch di« Abmeldung der inzwischen abgerriste» derartigen Fremden zu bewirken. tz. IS) Die in PrivathLnfer» absteigenden Fremden, sogenannte Befvch»fre«de, sind, sobald sie länger als 3 Lage hier verweilen, spätesten« am 4. Tag« von erfolgter Ankunft an vom Ouartierwirth bei« Meldeamt Abth. II. oder der betreffende« Polizeibezirk-wache mündlich oder schriftlich mittelst de« vorgeschriedenen Formular« anzumelden. Bei de» etwa m Privatbäusern Quartier nehmenden Meg» freeabk» jedoch hat diese Anmeldung in jede« Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier bliebe», mW »war htaae« LT Stande« von der Ankunft an, bet« Meldeamt Adtb.ll. zu geschehen. In gleicher Weise ist die Abmeldung binnen »Tagen, bei MeSfremde» binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise de« Fremden oder etwa erfolgter Wohnung-verändrrung an zu bewirken. tz. 14) Beabsichtigt ein Fremder länger al« drei Lage hier zu verweilen, so bedarf er dazu eine« für die Zeit de- Ausenthalt« vom Meldeamt Abth. ll. ausgestellten Melde- schein«. Nach Ablauf der auf dem Meldeschein bemerkten Gültigkeitsdauer ist, dafern der Fremde noch weiter hier ver weilen will, beim Meldeamt um Verlängerung de« Scheine» nachzusuchen. Die Quartierwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung alleuthalben nachgegangen werde, «it verantwortlich. Ruh- «ad Premhelz-Lncti»«. Donnerstag, den 10. Januar o., sollen von Bor- mittag« '<,10 Uhr an auf Gra-dorfer Forstreviere, im Portttzer Holze, dicht am Dorfe Portttz 7 Birken-, 89 stiefern-pkntzklötz« sogenannten gelegru, 2 Eichen-, sowi« 114 Stück Siefern-Stange«, 4 Rmtr. Breanscheite, 38 Hausen Stoekholz und 34 Hausen Abrau« »nter de» im Termine öffentlich au-hängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meist bietend verkauft werden. 8 ns««« e« kn n ft: auf dem Schlag«. Leipzig, am 4. Januar 1884. De» NathS Aorftdepntatto«. Vrennholzauctlon. Freitag, den 11. Januar 1884. sollen von Vormittag» 3 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem lkahlschlage »n Abth. Sd und 5a 55 Stück Faulbaum. Retfstange», 3 Rmtr. Eichen-Akutzschette, 75 Rmtr. Eichen-, 5 Rmtr. Buchen-, 25 Rmtr. Rüstern- und S Rmtr. Ellern-Breaasehette, ca. 33 Haufe» Ab ran», «42 - Schlagrettztg (Langhaufeu) und « 700 Bund Doraea unter de» im Termine öffentlich au»häng«nde« Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle «eistoietend verkanft «erden. I»sa»«e»ka«ft: auf dem Holzschlage an der Bayrischen Eisenbahn» «»weit de« JauLschen Dampfhammer« vor Naschwitz. Leipzig, a« 2. Januar 1884. De» Aath» Aorft-Depatatto». .«Ar z, de» 18 Jaaaar soll« von vor- »r an i« Forstrevier Connewitz aus dem Mittel waldschlage ,n Abth. 34 «irr« 124 stark« Eichen-, 1» Buchen-, 87 Rüstern-, 128 »vrzngitche Eschen-, 55 Ellern-, 4 A«pen- und 3 Apfrlbaum-KIStze, sowie 90 Eschen- und 13 Rüstern «chtrr»itt»r »»1«r den öffenUich au-HLngenden Bedingungen und der tbliche» Anzahlung »ach dem Meistgebot verkauft werde». Lafawuweakaaft: auf dem Holzschlag« in der Tonne- Witzer Linie »derhalb der «»delbrücke. LchPiß, a« ». Jannar 1334. De» Math» Forst-Dapatatio». Vrennholjasclisv. Mittwoch, de» 16. Januar o. sollen von vormittag« I Reichstag. >ld- oa 9 Uhr an im Forstreviere Eoanewitz auf dem Mittelwald. S« begann «un.fürLa^kn ^^stroße^ schlage m Abth. 34 — — ^ — ca. 150 Hausen Ldran« und - 150 - Schlagrei-ig (Langhaufen) «nter den im Termine öffentlich aushäagenden Bedingungen und der übliche» Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft wrrdrn. 8nsa««enkn»ft: aus dem Holzschlag« oberhalb der Rödelbrück« au der Connewiver Linie. Leipzig, am 2. Januar 1884. De» Math» Forch^vepotatto». Erledigt hat sich die von na« »nter dem 17. Mai vorigen Jahre« wegen de« au» dem Georgenhause «eggebliebrnr» Arbeiter« Gr»1t Paal Vachmann von hier erlassene Bekanatmachuog. Leipzig, am 2. Januar 1884. Ta« VoUzetamt der Etadt LetZ-t,. vretschueider. S. Nichtamtlicher Theil. Eduard LasLer f. Di« erste Woche de« neuen Jahre« bat dem Vaterland« eine tiefe Wunde geschlagen. Einer der besten Söhne unsere« Volke« ist, fern von der deutschen Heimath, dem öffentlichen Leben, dem sein ganze« Wirken und Schassen gewidmet war, durch rinrn plötzlichen Tod entrissen worden, vr. Eduard Laster ist zu New-Pork, wohin rr vor Kurzem nach längeren Reisen in den Bereinigten Staaten zurückgekehrt, in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend am Herzschlag gestorben. Wie der Telegraph meldete, kehrte LaSker zu Wagen von einem Diner bei Bankier Seligmann zurück, al« er vom Schlag getroffen wurde. Der Wagen hielt sofort; Seligmann, welcher ihn begleitete, half ihn mit au« dem Wagen bringen, wobei La-ker in seinen Armen starb. Der Leichnam soll, wie e« weiter heißt, einbalsamirt nach Deutschland übergeführt und in heimisch« Trdeaebettet werde«. Mit diesem Manne ist einer der lautersten Charaktere unserer Zeit geschieden, ein Mann, dessen Name «nauslvStich mit der Schöpfung de« neue» deutsche« Reiche«, besonder« aber mit dem inneren Ausbau desselben, verknüpft ist. *MIle« durch sich selbst geworden, durch vielseitig« Bildung, klaren durchdringenden Verstand und durch weiten und kühnen politischen Blick ausgezeichnet, gelang e» ihm, einen nach haltigen Einfluß aus unsere Gesetzgebung und die Gestaltung unsere» Parteiwesen« zu gewinnen und zwar mit einem Er folge, daß ihm da» Zcugniß eine« wahrhaft schöpferischen Politikers und Parlamentarier- ausgestellt werden muß, den auch die herbste Enttäuschung nicht im Stande war, seinen idealen oder praktischen Zielen abwendig zu macken. La-ker'S Wiege stand in Jaroczin in Posen, wo er am t4. October 1829 geboren wurve. Nach Absolvirung seiner Gymnasialjahre am Elisabeth-Gymnasium zu Bre-lau bezog er die Hochschulen zu BreSlau und Berlin und legte hier den Grund zu seinen auSgebrcitctcn juristischen Kenntnissen. Neben seinen juristischen Studien betrieb er auch mathe matische, zu welcher Wissenschaft er sich besonder« hingezogen fühlte, und welche jedenfalls sehr viel mit zur Schärfung seine« Geiste« beigetragen haben. Im Jahre 1851 wurde LaSker AuScultator beim Stadtgericht zu Berlin und machte alsdann im Jahre daraus sein Referendar-Examen. Allein die richterliche Carriäre war ihm al« Juden damals so gut wie verschlossen; er qnitlirte daher vorläufig den preußischen Staatsdienst und begab sich nach England, da« gelobte Land für alle Politiker und solche, die e« werden wollen. In diesem nach der Meinung Vieler parlamentarischen Musterstaate lernte er während eine« dreijährigen Aufenthalte« die öffent lichen und gesellschaftlichen Zustände kennen, studirte da» eng lische Verwaltung-recht und die britische BerfassungSgcschichte, beschäftigte sich eingehend mit dem Genossenschaftswesen und auch denErwerbSverhältuissen, alle« Studien und Erfahrungen, die ihm sehr zu statten kamen, al« er wieder nach Deutsch land rurückgekehrt war. Er trat 1858 wieder in den preußischen Staatsdienst und wurde 1858 Assessor beim Berliner Stadtgericht. Neben seinen Berufsarbeiten beschäftigte er sich eingebend mit preußischer Staat-geschicht« und die Früchte dieser Arbeit waren gediegene Aufsätze über die Geschichte der Verfassung, welche er in Oppenheim'« „Deutschen Jahrbüchern" während der Jahre 1861—1861 veröffentlichte. Diese Artikel erregten in der damal« nach dem Conflicte in innerer Gährung be griffenen liberalen Partei große? Aufsehen und der Wunsch erschien selbstverständlich, diesen Mann mit seiner Derfassung»- kenntniß und der ihm eigenen juristischen Schärfe an sich zu fesseln. Diesen Wunsch baldigst zu verwirklichen, mag vielleicht die schlimme Erfahrung bemetragen haben, welche die liberale Partei mit Lassalle, den sie bekanntlich abgrwiesen, gemacht batte. E« nimmt daher gar nicht Wunder, daß LaSker al« Candidat für den vierten Berliner Wahlbezirk im März 1885 ausgestellt wurde und damals wie auch im Juli 1888 in« Abgeordnetenhaus gewählt wurde. In dessen LaSker blieb seinen politische» Freunden von der Fort schritt-Partei nicht lange treu. Er war ein zu selbstständiger Charakter, um sich in da« Schlepptau einiger Führer nehmen zu lassen, und al« daher wegen de« Kriege« von 1868 im preußischen Parlament ei» neuer Conflict droht« und die Fortschritt-Partei in falscher Auffassung der Dinge sich feindlich zur Regierung stellte, trat LaSker au- der Partei au» und gründete mit Twesten die nationalliberale Partei, die eine nationale Politik mit einer liberalen vereinigen wollte und ob ihre« Dahlspruch« „durch Einheit zur Freiheit" erst viel fach gehänselt und al« eine Partei der „Zwei Seelen-Theorie" verspottet wnrd«. Allein die Zeit lehrte, daß La»ker «ad Michaeli« anschlossen, bessere Staatsmänner gewesen waren, al- die alten Parteigenossen, und daß sie ihre Zeit besser verstanden, al« Diejenigen, welche wohl den Fortschritt auf ihre Fahne geschrieben, dabei aber stet- ein beträchtliche«, znrückgehallen durch ihre einseitigen Grundsätze und di« Ver bissenheit in ihren Priucipien, hinter der Zeit marskbirten. Al« Rationalliberaler Vertrat LaSker 1888—1873 Magde burg »nd von da ab Frankfurt a. M. im preußischen Ab» georvnetenHause. I» oonstituirende» Reichstag« de« Nord» »Mb.»-L »AN?" L «'".° « ».»UW.« sein« Verstandesschärfe und se^ und jene seine» Reden und Vorschlägen I-n schwülstigen oder ihre» GruaHügr» ssikmtlich' aufrecht stehen bleibeu. für' lange 1, denen da« polltis' Twesten, denen sich ForckenbeS'. Hammacher. " Unruh und LnrlAng» »AZU mitsrarbeltet. «erden La«krr'« Denkmal bleibe«, und untnde. ««logische,'seineStimmew-h^md. «eff«,; er war em glänzenker Rhet°r >,-" '«" '.a Saale und keine Spur von Ermüdung zeigte sich . Zuhörern, die. Freund oder Feind, dem Flusse s°'"cr Wor L°ch "n. Ten hu-ban der Gesetzgebung de« deuts^ N°>ch« lmt La«ker thätia gefördert. Aus die Au«bildung de« Buvg , r!cht«, die gesetzliche Regelung d-» T-noffmscha,t-wesen-^d» vb«all^hat er wesentlichen EinAb auSgeübt und manchc« ist sein eigenste« Werk. Den Höh-punc. s-w« parlamen- tarischen Wirksamkeit erreichte er im Februar 1875, al« er die berühmte und folgenschwere »^de SA" d" E'^ babnvolitik de« Handel«mmister« Graf Jtzmplitz hielt. ist verschiedenartig Über sein damal,ge-Austr-ten yeurhett worden, man hat ibm den Vorwurf nicht erspart, «ne« heil» zu hart im Einzelnen gewesen zu sein, andernthml« zu lange mit der Aufdeckung der Uebelstände gewartet zu haben: beivc« mag eine gewisse Berechtigung haben, aber kemenfall« wird dadurch sein Verdienst in irgendwelcher Weise geschmälert. Dem wir'hschaftlichcn Niedergange nach dem .»nach luchte bekanntlich Bismarck durch eine neue Wirthschaftrpolltik zu begegnen. Er verlangte hierzu d,e Beihilfe der nattonal- liberalen Partei. LaSker war «doch entschiedener Freihandler »nd opponirte aus da« Heftigste. Damals trat die Erkaltung »wischen ihm und seinen Parteigenosse«, du sich zunst bei de, Abstimmung über die Strajgesetzuovell«. da« Soeialistengesetz l^V ihat. deutlich hervor und führt« schließlich zum Auölritt ».«er'« au« der Fraktion. Zu jener Zeit war e« auch, al« Bismarck sich von der Mitwirkung der nationalliberalen Partei a« de» innere» Au«ba» de« denttche« Reich« lo»sagte und in heftiger Weise im Parlamente Labke, weg« femer Meinung Vorwürfe machte. , — . E« mögen diese Angriffe, die Vereinsamung im Paria- ment, die zwar nicht lange dauerte (denn schon »m Juli 1880 fand die Secession statt) und verschiedene persönliche verhält- niste, neben der Niederlage bei der Neuwahl zum Ab- geordnetenhau« in Frankfurt a. M. am 7. October 1879, den Gedanken in LaSker gereift haben, sich allmählig vom parlamentarischen Leben gänzlich zurürkzuziehrn. denn er der- zichtete damals aus eine Wiederaussullung und war auch im Reichstage nicht mehr der alte. Neue Führer schwangen sich empor, während eine langwierige Krankheit ihn gefesselt hielt, und so wurve LaSker nach und nach seine« ganzen Einflüsse« bar. Ihm, der früher sich um alle« kümmerte, der zu jeder Sache da« Wort genommen, ibm mag wohl die Veränderung sehr wehe gethan und einen Widerwillen gegen die neuen Verhält nisse eingeslößt haben. Er scheint dabei europamüde ge worden zu sein, denn vor längerer Zeit begab er sich nach den Vereinigten Staaten zu einem längeren Aufenthalt Ueber LaSker'» persönlich« Verhältnisse ist nie viel in die Oeffentlichkeit gedrungen; er war zwar Rechtsanwalt» übte jedoch die Praxi- nur wenig au«; nach Twesten'« Tod« wurde er Syndici!« des Pfandbriesamte« der Stadt Berlin. Ber- heirathet war LaSker nicht und da« Junggrfellcnleben mag ihm manchmal wohl recht widerwärtig geworden sein, wenigsten« sind seine Gedanken darüber in seinem seiner Zeit viel besprochenen Buche „Erlebnisse einer ManneSseele", einem Opu«. welche« er in vielen Exemplaren au« dem Buchhandel zurück zog. nicht freundlicher Natur. Mit unserem Leipzig war La-ker durch seine Erwählung zum Ehrendoktor der Univer sität. wegen seiner Verdienste um di« Anbahnung der deutschen Recht-einheit, verknüpft. Sein Tod wird in Deutschland und weit über dessen Grenzen hinan« lebhaft beklagt werden. Eine volle Würdigung seine« Schaffen« aber wird erst denkbar sein, wenn eine tiefere Klärung in unser Parteigetriebe gekommen ist. Für un« mußte e« genügen, sein Charakter- vild au» dem Gange de, Ereignisse heran» zu zeichnen und den Wunsch au-zuft>rrchen. daß alle politischen Kräsle, welche im Dienste de« Vaterlandes stehen, der gleiche Patriotismus, die gleiche Hingabe und Selbstlosigkeit auSzrichnen mögen, wie Eduard LaSker. Leipzig, 7. Januar 1884. * Don den Berliner Blättern bringt bereit- die ..Nationalzeitung" einen Nachruf über LaSker. Da« Blatt schreibt: Mit tiefem Schmerze wird in einem große» »reis« persönlicher »nd pvluiicher Srennde. in ernster Verödung «ird überall im deutsche« Bolle di« Lranernachricht vernommen «erden. Mir schreiben dies. Zellen in dem Augenblick, in welchr« dt« vorliegend« Nnmmer in de» Druck gehn, mnß; e« ist daher unmöglich, die «r von »»« geschieden, »nch nnr in den knappsten «orten zu würdige»; aber darin, io glnnbe» »tr. werde» anch ohne lede nL^r« Erinnern», an sein wirke» die Freund« »nd ^ brnffche Politiker hoben an ^MstalMna nnsrrer öffentlichen Einrichtungen, welche ans die kriegerischen Entscheidungen von 1868 „d 1870 folgte, eine» so «nthe.l Srhabi. «i« L^krr. Und wie heiß auch seit Jahren der Kampf der Meinungen um di« Bedeutung jener kchüvfuugen getobt U — schon Hetzt «st außrr Zwetsrl, daß sie in ^äiintl.ch ausrecht stehen bkibea. für lange «'Iberischen Organisatoren Deutschland« und Prenßeu« wird er immer in der erste» Reihe gewinnt «erd». Kduard LaSker war am 1«. October 1829 aedore» «- tv ... geword». EA°^"tst also da« Abgeordnetenhan« gewählt. Hot er18 ^wbr, i»»a LikLAK HTKä ZA hrrvorrief» Zevguib- Meniae aber haben auch so wie LaSker den Wechsel der lSolkögunst erfahren: an sein» Namen vor Allem hestetru sich alle Anklagen gegen die „liberale Aera"; und der Schmerz über zahllose Kränkungen, welch« weder durch die Fehler de« Politikers gerechtfertigt waren, noch durch die menschl chen Schwächen, die La-ker wie jeder von un- haue, war nach der Mei nung seiner Freunde eine der Ursachrn de- SiechthumS» da« im vorigen Jahre den bis dahin körperlich und geistig so kräftigen Mann ergriff- Er ging nach Amerika, »eil die Aerzte hofflen, völlig neue Eindrücke würden ihn genesen lassen; aber wenn die Zeitungen auch waedcrholt der von Laster selbst gehegten Meinung Ausdruck gaben, tvß sein Zustand sich gebessert hätie — die Freunde wußten, wie wen» die- der Fall war. Er selbst glaubte, bei der Eröffnung dr- Reichstages seine politische Thätigkeil wieder aus- nehmen zu köno« — jetzt hat der Tod sür ihn alle Debatten geschlossen. In Eduard LaSker ist von uns ein Mann geschieden, dessen Selbstlosigkeit so groß war, wie seine seltene Begabung und wie seine nngewShalichen Leistungen, ein organisatorische« Talent ersten Range«, ein bedeutender Redner; die ihm näher standen, wußten, daß er ein treuer und zuverlässiger Freund war und daß der Mann, der im volitische» Kampf« so rücksichtslos seine Waffen führen konnte, da« mildeste Herz hatte. Der „Nalioiial-Zeitung" war Laster in den sechziger und den ersten siebziger Jahre», bis die parla- mentariiche Mirtsamkrit ihn ganz in Anspruch nahin, ein verehrter Mitarbeiter. Bor dem Sarge wird der Groll brr Gegner schw.-igra; die Freunde werden lange um LaSker trauern, ihn lange vermissen; und wenn der Parteien Haß und Gunst, di: auch sein Bild, ent stellten, verflogen, wird daS ganze dculschc Volk sein Andenken ehren al« da« rtue« Manne«, der nichts Anderes gewollt, als nach seiner Einsicht und seiner Kraft dem deutschen Bolle dienen. * In der Rede, mit welcher der Präsident der Bremer Bürgerschaft, Herr Claussen, die erste Sitzung der gesetzgebenden Dersammlung im neuen Jahre e röfjuele, wird auch auf die Bremer Zollanschlußsra ge hin- aeiriesen. «Die große Frage", sagte er. „welche Br> .-men seit Jahren bewegt, ob und unter welchen Bedingungen der Zoll anschluß erfolgen wird, ist leider noch imnier ui« ht beant wortet. Da« wirthschastliche Interesse Bremen« lei det schwer unter dieser Ungewißheit. Mögen wir endlich au« derselben befreit werden, und zwar in einer Weise, welch r erkennen läßt, daß auch die Wohlfahrt Bremen« zu den 'Angelegen heiten gehört, deren die Negierung de» deutschen Reiches sich annimmt l" Man wird diesen Wunsch nur al« ger echt bezeich nen «nd seine baldige Erfüllung wünschen können. Wir haben schon früher darauf hingnviesen, wie dringend Wün schenswert^ e» sür beide Tyeile ist, daß die B».emer Zoll frage endlich zur Lösung kommt, und daß sie iin Sinne de« Zollanschluffe« zur Entscheidung kommen muß. ka nn nach dem Hamburger Vorgang keinem Zweifel mehr nute cliegen. In Bremen ist «an davon seit Jahren vollkommen überzeugt «nd ernster Widerspruch gegen den Zollanschluß wird von dorther kaum mehr erhoben, man will nur nicht mehr langer in einer schwebenden Ungewißheit gehalten werden, die ansf alle Handel«- und industriellenUnternehniuilgen den lähmendsten Einfluß au« üben und jeden wirlhschafllichen Aufschwung dieser um ihre Existenz al« GroßhandelSplatz schwer ringenden Stadt hindern muß. Die Stadt hat ohne Zweifel durch die neue Zoll- und Handelspolitik manche Einbuße erlitten; sie hat noch soeben durch die Abtretung ihrer Eisenbahnen an Preußen sich zu einem schweren Opfer entschließen müssen. Es ist nicht mehr al« billig, daß ihr wenigsten« bald Gewißheit über ihr fernere« wirthschastliche« Geschick gewährt und so die Möglichkeit geboten wird, sich auf ihre weitere Zukunft einzurichten. ES ist auch schlechterdings nickt einzusehe». woran e« liegt, daß die Entscheidung der Bremer Zoll frage von Jahr zu Jahr verschoben wird. Der drängende hastige Eifer, den die NcichSregicriiiig gegenüber Hamburg entfaltete, wird in der Behandlung Brenzen« voll ständig vermißt. ES macht den Eindruck, ais ob die ReickS- regierung der Frage, die ihr bei Hamburg von der aller höchsten nationalen und wirthsckschajlliche» Bedeutung schien, bei Bremen gleichgültig, wenn nickt uolehnenv gegeiüibcrstchc. Alle paar Monate erfährt man einmal, daß die Verhand lungen über den Zollanschluß Bremen« wieder angcknüpfl seien, daß wieder einmal eine Bespreche,'.) staltgefunde» habe. Nie aber wird ein greifbare« Rultat fickloar und man er fährt auch nickt, Wa« sür Schwierigkeiten uns Hindernin: einer Verständigung im Wege stehen. Auf bremischer Sei;: wird man sie nach der Stimmung der dortigen Bevölkerung kaum zu suchen haben. Der Reichstag wird bei seinen-, nächsten Zusammenlrcten u. A. auck die Aufgabe haben. Aufklärung über den Stand dieser Angelegenheit und cie Ursachen ihrer unendlichen Verschleppung zu verlangen. * Von Seiten de« CentrumS wird schon jetzt in der Presse die Wiedereinbringung des bekannten In« nung-antrag- in der bevoriichcudcn Reichs tag S session anqekündigt, wonach die Annahme von Lehrlingen fernerhin aus JnnungSmeistcr beschränkt werden soll. Der Antrag ist bekanntlich schon zweimal vom Reichstag abgelrhnt worden und auch die Negierung, in deren GnverbeorvnungSvor- lag« im Jahre 1831 der Vorschlag enthalten war, hat sich seitdem wiederholt sehr bestimmt gegen denselben erklärt. ES ist sonach durchaus keine Aussicht vorhanden, daß die Frage jetzt zu einem positiven Ergebniß im Sinne de« CentrumS kommt. Da« ist auch gar nickt die Absicht; e« soll vielmehr nur AgitationSstoff für die bevorstebendc ReichSkagSwaht- bewegutig geschaffen werden. Diesen Zweck wird überhaupt ein guter Tbeil der Thätigkeil des Reichstags in seiner letzten Session verfolgen und die sachliche Arbeit wird darunter schwer leiden. * Im Großherzogthum Oldenburg sind mit Ablnuf de« Jahre« zw«, neu gegründete fortschrittliche Blätter, in der Stadt Oldenburg und in Jever, wegen Mangel« a» Lesern eingegangen. Ein bemerkea-werlhe« Zeichen der Stimmung. * Die ReichStagSwahl in Bielefeld, an Stelle de« verstorbenen konservativen Abg. Marcard, ist aus den 25. Februar ausgeschrieben. Don deulschconservativer Seite ist der Redaekenr von Ungern-Stcrnberg in Berlin aufgestellt, von anderen Candidaten hat noch nicht« vertäutet. Bei früheren Wahlen pflegte stet« ein fortschrittlicher Gegenkandidat ausgestellt zu werden, ein solcher drang auch emmal (im Jahre 1874) durch. Trotz der wenig günstigen Aulsichten wird doch di« Ausstellung einer liberalen Tandidatnr in diesem starkreactionären Wahlkreis eine Pflicht fein. Zur Zeit sind übrigen« Bielefeld und Göttingen, wo die Wahl am 7. Januar stattfindet, die einzigen erledigten Reichstags« Wahlkreise.
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