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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.12.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-190012082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19001208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19001208
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Geächtet. Roman von Lothar Brenkendorf. (3. Fortsetzung.) , »Höre mich erst an, Elisabeth!" stieß er mit zuckendem Munde hervor. »Wenn Du mich von hier vertreibst, tiberlirserst Du mich dem sicheren Verderben. Ich habe einen Menschen getötet; aber eS geschah im Streit. Und ich war der Angegriffene, ich mußte mich verteidigen. Jeder andere hätte an meiner Stelle dasselbe gethan. Bei dem Andenken Deiner Mutter beschwöre ich Dich, verlaß mich nicht in meiner Not!" »Wenn Du in der Verteidigung Deines eigenen Lebens gehandelt hast, Franz, brauchst Du Dich auch nicht zu fürchten, meinem Vater alles zu entdecken. Er allein ist eS, der Dir raten und beistehen kann. Weshalb kommst Du mit Deinem Geständnis zu mir?" „Weil Du mir helfen sollst, zu entfliehen. Denn, ich muß fort aus Berlin, noch in dieser Nacht Sonst kann ich mich nur noch durch einen frei willigen Tod vor dem Galgen oder dem Zuchthause retten. Der Mensch, den ich getötet habe, war einer von den französischen Komödianten, einer von den besonderen Lieblingen des Königs. Ob ich ihn auch in der Notwehr erstochen, kein Richter würde es wagen, mich freizusprcchen, wenn des Königs Zorn meine Verurteilung fordert." Eine so grenzenlose Verzweiflung, ein so hülsloser Jammer war in seinen Worten wie in seinem ganzen Gebühren, daß eines siebzehnjährigen Mädchens Herz davon unmöglich ungerührt bleiben konnte. Schon kämpfte in ihrem Innern das Mitleid mit dem Verzweifelnden gegen das Entsetzen, das ihr der Mörder eingeflößt hatte, und ob auch eine leicht begreifliche Angst sie drängte, sich seiner unheim lichen Gesellschaft zu entledigen, wollte ihr doch das harte Wort, dos seine letzten Hoffnungen zerstören mußte, nicht mehr über die Lippen. Sein von der Todesfurcht geschärftes Auge aber las die Ungewißheit in ihren Zügen, und wie ein bittendes Kind streckte er seine Hände gegen sie aus. »Denke an die Vergangenheit, Elisabeth, denke daran, daß Deine Mutter auch mich als Knaben oftmals aus ihren Knieen gehalten! Wenn sie noch am Leben wäre, o, ich weiß es gewiß, sie würde mir in einer solchen Stunde ihre Hülfe nicht ver sagen." „Aber ich kann doch nichts für Dich thun, Franz, ich kann nicht, selbst wenn ich den rechtschaffenen Willen dazu hätte. Wie sollte ich es denn anfangen, Dir zur Flucht zu verhelfen? Ich, ein machtlose- Mädchen! Sieh, ich will ja gern zu meinem Vater gehen, um ihn auf Dein Geständnis vorzubereiten. Ich will Deinen Fürsprecher bei ihm machen, und ihn, wenn es sein muß, aus den Knieen anflehen, daß er Seine Majestät für Dich um Gnade bittet. Der König ist großmütig und gerecht. Wenn man ihm die Wahrheit mitteilt, wird er Dich nicht für die Schuld eines anderen büßen lassen!" Mit Heftigkeit schüttelte der Flüchtling den Kopf. „Noch ehe Du dos erste Wort zu dem Oheim ge sprachen, schieße ich mir aus dieser Pistole eine Kugel vor die Stirn. Kennst Du denn Deinen Vater so schlecht, Elisabeth, daß Du meinst, Deine Bitten könnten ihn bewegen, sich in eine Angelegenheit der Justiz zu mengen? Vielleicht daß ers auS Barmherzigkeit thäte, wenn ich ihm ein Fremder wäre. Für ein Mitglied seiner eigenen Familie aber thut ers nimmermehr. Würde er durch des Königs Willen zum Richter über mich berufen, wahrlich, ich hege keinen Zweifel, er selber verdammte mich zum Galgen." Es mußte etwas in dieser Einwendung sein, das mit ihrer eigenen Ansicht von dem Charakter des Vaters übereinstimmte; denn ratlos und niederge schlagen senkte Elisabeth den Kopf. DaS Mitleid hatte in ihrem Herzen den Sieg davongetragen, und sie bemühte sich nicht mehr, es zu verbergen. »Wenn ich Dir Helsen könnte. Franz, Gott ist mein Zeuge, daß ich eS thun würde. Aber Du siehsl doch, daß ich nichts vermag. Wärst Du bei ruhiger Besinnung, Du würdest die kostbare Zeit nicht damit verloren haben, Dich gerade an mich zu ivenden. Die heiß ersehnte Gewißheit, daß er ihre Teilnahme gewonnen habe, ließ einen Strahl der Hoffnung in feinen Augen ousleuchtrn. Er eilte aus sie zu und erfaßte mit beiden Händen ihre herabhängende Rechte. Bei der Berührung seiner eiskalten Finger ging es wie ein Erschauern über ihren Leib. Sie zuckte zusammen, aber sie stieß ihn doch nicht zurück. »ES gab für mich zunächst keine andere Zuflucht, Elisabeth, als den Weg in dies Haus. Die Ver folger müssen mir bereits aus den Fersen sein. Und wohin ich mich auch für den Augenblick gerettet hätte, in meine eigene Wohnung oder in die Wohnung irgend eines Freundes, überall hätten sie mich sicherlich schon entdeckt und ergriffen. Hier aber, unter dem Dache de» Generals von Marschall, vermuten sie mich gewiß zuletzt. Bis sie auch hierher kommen, kannst Du mir eine Verkleidung verschafft haben, die es mir ermöglicht, unbehelligt die Thorwache zu passieren. Bin ich erst einmal außerhalb der Stadt, will ich mir mit Hülse eines in der Nähe wohnenden Freundes schon weiter helfen bis über die sächsische Grenze." Elisabeth dachte eine kleine Weile noch; dann aber schüttelte sie traurig den Kops. »Es geht nicht, Franz! So wenig es sein mag, waS Du da von mir verlangst, cs ist doch mehr, als ich leisten kann. Ich habe nichts als meine eigenen Kleider, und was sollten sie Dir nützen?" Röcknitz machte eine ungeduldig abwehrende Be wegung. »Es handelt sich freilich nicht um einen Fastnachtsscherz, daß ich mich als Frauenzimmer vermummen dürste. Aber Du wirst mir doch einen Anzug Eures Dieners besorgen können oder, waS noch besser wäre, irgend eine Uniform." MitfchweremHerzen mußte ihmElisabeth antworten, daß ihr das eine so unmöglich sei wie daS andere. Auch wenn sie sich dem Bedienten hätte anvertrauen wollen, ein Wagnis, das bei der Denkungsart deS ulten, seinem Herrn blindlings ergebenen Mannes nicht ohne große Gefahr gewesen wäre, würde damit kaum etwas gewonnen gewesen sein. Denn Christoph war von kleiner, dicker Gestalt, und nicht ein einziges seiner Kleidungsstücke hätte dem hageren, lang auf geschossenen Franz auch nur annähernd gepaßt. Wie aber sollte sie nun gar zu einer Uniform gelangen! Der Gedanke an einen Anzug ihres Vaters war von vornherein ausgeschlossen, und es wäre offen barer Wahnwitz gewesen, wenn sie sich einem der im Hause anwesenden Offiziere oder gar einem gemeinen Soldaten hätte entdecken wollen. Vergebens zerbrach sie sich den Kops, irgend einen rettenden Ausweg zu finden. Was auch immer der unglückliche Flüchtling in seiner von Minute zuMinute wachsenden Verzweiflung vorfchlug, sie konnte ihm auf alles doch stets nur dieselben trostlosen Worte erwidern: „Es geht nicht, Franzi — Es kann nicht sein — es ist ganz und gar unmöglich! Blicke in dem Gesicht seiner jungen Verwandten zu lesen. »Was willst Du thun, Elisabeth? — Gehst Du jetzt hin, mich zu verraten?" Verächtlich streiften ihre schönen Augen über seine armselige, gebrochene Gestalt dahin. »We-Halb hast Du Dich mir entdeckt, wenn Du nicht einmal Ver trauen setzest in die Wahrhaftigkeit meiner Worte? Wann hast Du jemals eine Lüge aus meinem Munde vernommen?" (Fortsetzung folgt.) Ttadtbibttothek geöffnet Sonntag V»H—V«t Uhr. Kirchliche Nachrichten. Am 2. Adventsonntag, den S. Dezember 19«». Vormittags 9 Uhr predigt Diakonus Thiergen über Luk. 21, 25—36. Abends 5 Uhr Beicht- und AbcndmahlsgotteSdicnst. Pastor Wolf. In Witzschdorf vormittags 9 Uhr predigt Hilfsgeist- licher Kopsch mit nachfolgendem Kindergottesdienst daselbst. Dienstag vormittags 9 Uhr Beicht- u. Abendmahls- gottesdicnst. Pastor Wolf. Mittwoch abends 8 Uhr Bibelstunde in Schlößchen- Porschendorf. Hilfsgeistlicher Kopsch. Donnerstag abends 8 Uhr Bibelstunde in der Herberge zur Heimat. Hilfsgcistlicher Kopsch. Wochenamt: Hilssgeiftlichcr Kopsch. » Jünglingsverein: Fällt aus. Männerverein: Montag abends 8 Uhr in der Herberge zur Heimat. Jungfrauenvercin: Mittwoch abends 8 Uhr in der Herberge zur Heimat. Getaufte! Elisabeth Hildegard, P. B. Zeehs, Kauf manns T. — Georg Willy, F. G. Preißlers, Fabrik spinners S. — Otto Erich, K. F. Junges, Güter- bodenarbeitcrs S. — Witzschdorf: Margarethe Luise, F. N. Kemptes, Fabrikarb. T. — Oskar Paul, H. P. Schönherrs, Gutsbes. S. Getraute: M. Kunze, Geschirrführer in Witzsch- dors, mit A. L. Münzner aus Lengefeld. Beerdigte! A. R. F. K. Lahls, Klempners einz. S., 9 T. Am 2. Advent, den 9. Dezember 19«». werden kirchlich aufgeboten: Max Wilhelm Wctzel, Stations-Aspirant u. Einw. hier, weil. Karl Gottlieb Wetzcls, B. u. Fleischer meisters in Zwickau binterl. ehel. Sohn und Auguste Straumcr, Ncinhold Straumers, Stadtrates u. Spediteurs in Slollbcrg ehel. Tochter. KirilMNlllvlillitell von Krumlierinersdors. 2. Advent, 9. Dezember. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 2l, 25—36. Nachm. '/-2 Uhr Kindergottesdienst. Getauft: GcryardtNudi, E.O. Müllers, Fabrikanten S. — Frieda Esia, E. O. Klcmms, Maurers T. — E. Uhlmanns, Holzhändlers u. Da warf er sich zuletzt gleich einem Rasenden aus den Fußboden nieder, drückte die Stirn gegen die Dielen und erging sich in den entsetzlichsten Anna Meta, Verwünschungengegen sein Schicksal. Nicht lebendig Oekonomens T wollte er dies Zimmer verlassen, erklärte er mit Getraut: JohannPaulLöschner,Strumpfmaschinen- d-m wild-» r-L-».«d« j-d.» W.« zur Rettung versperrt sieht. Sie möge nur gehen, manns T., 4 M. 16 T. um ihren Vater zu benachrichtigen, oder noch besser gleich die Polizeidiener zu holen; denn nun sei ja doch alles verloren, und je eher diese Qual ein Ende habe, desto willkommener solle cs ihm sein. Umsonst mahnte Elisabeth ihn zu männlicher Fassung und Ergebung. Die wahnsinnige Todes angst machte ihn taub gegen alle ihre Vorstellungen und Bitten. Er klagte sich selber der jämmerlichsten Feigheit an, weil er noch nicht den Mut finden könne, die Pistole gegen seine Schläfe abzudrücken, und dann flehte er auss neue unter Weinen und Schluchzen, sie möge ihn nicht seinen erbarmungs losen Henkern überlassen. Alles, was noch von halb verblichenen Erinnerungen an gemeinsam erlebte Freuden pnd Leiden der Kinderzeit in seinem Ge dächtnis hastete, beschwor er in herzbewegenden Worten heraus, um sie zu rühren, vor keiner De mütigung schreckte er zurück, um das Mitleid Elisabeths bis zu selbstvergessener Opserwilligkeit zu steigern. Da ging cs zuletzt denn wirklich über ihre Kraft, diese qualvolle Szene noch länger zu ertragen. Als er wieder das fahle, verzerrte Antlitz zu ihr erhob und dabei mit zilternden Fingern nach dem Kolben der Pistole tastete, wurde ein Gedanke, den sie während der letzten Viertelstunde in ihrer Seele schon hundertmal verworfen und doch immer auss neue erwogen hatte, plötzlich zum festen Entschluß. »Wohlan, Franz, ich will versuchen, Dich zu reiten, wenn die Möglichkeit einer Flucht wirklich Rettung für Dich bedeutet. Ob cs mir gelingen wird, weiß ich freilich nicht. Aber da Du Dir selber nicht mehr zu Helsen vermagst, ist ja auch im schlimmsten Falle nichts damit verloren. Erwarte mich hier, und versprich mir, bis zu meiner Rückkehr keine neue Uebereilung zu begehen." Röcknitz richtete sich auf und suchte mit starrem KilHeinilillirWen von Dittmannsdorf. Am 2. Advent, den 9. Dezember 190«. Vorm 9 Uhr Prcdigtgottesdicnst. Pfarrer einer. Meusel. Donnerstag, den 13. Dez. vorm. 9 Uhr 4. Wochcn- kommunion. Getauft: Helene Martha, Tochter des Gutsbesitzers Karl Friedrich Kirsch. Gottesdienste in Dittersdorf. Am 2. Advent, den 9. Dezember. Vorm. 9 Uhr Prcdigtgottcsdienst. Nachm. >/>2 Uhr kirchliche Unterredung mit der konfir mierten Jugend. Freitag, den 14. Dezember, vorm. 10 Uhr Wochen kommunion. Kirchennaliiriliiten von MeMoch. 2. Adventsonntag. Vorm. Prcdigtgottesdicnst. Nachm. >/»2 Uhr Kindcrgottesdienst. Mittwoch: Bibelstunde. Donnerstag vorm. IO Uhr Wochenkommunion. Marktpreise in Chemnitz vom 5. Dezember. Weizen, fremde Sorten 9ut —H'bis 9^60^ - sächs. 7 - 30 - - 7 50 - Roggen, nieder!, sächs. 7 - 60 S s 7 70 - - preußischer 7 - 60 - - 7 70 - - hiesiger 7 - 20 - - 7 40 - - fremder 7 - 50 - - 7 70 - Braugerste, sächsische 7 - 50 - s 8 — - - fremde 8 - 50 s - 9 50 - Futtergerste 6 - 50 - - 7 50 - Hafer, sächs. neuer 6 - 75 - - 7 , Hafer, prcuß. — » — - - — — » Erbsen, Koch- 9 - 50 - s 11 — , Erbsen, Mahl-u. Futter- — - — - - — — , Heu 3 - 40 3 SO. Stroh, Flegeldrusch 2 - 70 - - 3 20 . Stroh, Maschinendrusch 2 - 20 2 50 . Kartoffeln 2 - 25 - - 2 40 . Butter 2 - 40 - - 2 70 - VOKo. 1 «-
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