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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 22.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-190602222
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19060222
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1906
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141 — Gleich nach der Inknult im Kieler Hasen empfing gestern der Kaiser den Prinzen Heinrich und nahm sodann Meldungen entgegen. Später begab sich Seine Majestät mit de« verkehrSdoot .Hulda" noch der kaiserlichen Werst und kehrte um 1>/» Uhr an Bord der .Preußen" zurück. — lus »cm Festmahle de» Deutsche» Handelslager hielt der Reichskanzler Fürst Bülow iolgende Rede: Die Erklärung de! HondelStage», daß er die Notwendigkeit durch Emtllhrung neuer Steuern endlich Ordnung im RelchShaurhalt zu schiffen, anerkennt und sich illr die Ausbringung der Mittel ouSspricht, um die im Interesse oller BolkSkreise rrsorderliche Stärkung der Wrhrkrait zur See zu ermöglichen, sowie der Bong der heutigen Debatte ergaben wiederum zu meiner Genugtuung, daß wir trotz dieser oder jener Divergenz in anderen Punkien in den sür die Zukunst der Nation dringendsten Fragen grund sätzlich aus demselben Soden stehen. Ich begrüße, daß der Handelttag sich ohne parteidoktrinäre Bedenklichkeit zu dem be kennt, wa» vor ollem not tut, wenn die bitherige, im großen und ganzen günstige materielle Entwickelung Deutschland» nicht in ihren Grundbedingungen unterbunden werden soll. Ich will hier aus Einzelheiten, der Steuervorschläge, Uber die ja da» letzte Wort noch nicht gesprochen ist, nicht «ingehen, hoffe aber, daß bei der parlamentarischen Behandlung dieser Funda- nientalsroge die großen nationolpolttischen Gesichtspunkte, welche eine Mehrbesteuerung unumgänglich machen, nirgends außer Icht geloffen werden, wo man die Fortdauer der sricdlichen Entwickelung nach außen wie im Innern wünscht. (Bravo) Man sagt »st, der p. Bülow habe nur Sinn und VerstänNni» sür agrarische Tefichttpunkte und Forderungen. (Heiterkeit.) Wäre ich so einseitig, wie dieser vorwurs, stände ich wohl jetzt nicht in Ihrer Milte. (Bravo) Em deutscher Reichs kanzler ohne Verständnis sür die Bedeutung deS Handels und der Industrie ist ein Utzding (lebhafte- Bravo), und wenn er die Erkenntnis der Unentbehrlichkeit dieser großen Wirtschaft», zweige sür unser nationale» Gedeihe» auf seinen Posten nicht mitbrächte, dann würde sie ihm in der Ausübung selne» Amte» anerzogen werden. Bei mir hat e» besten nicht bedurft, ich bi» schon, ol» ich die über Erwarten vielgestaltige Entwickelung de» deutschen Leben» seit der Gründung de» Reiches noch vom >u»lande her beobachtete, in kleinen und großen Fragen daraus hingewiesen worden, welche» Aktivum eine leistungSsähige In. dustrie und «in blühender Handel sür die internationale Geltung ihrer Länder in die Wagschale werfen (Bravo), und welcher Deutsche sollte «icht Freude darüber empfinden, daß Han» der Lräumer, wie man ihn früher nannte, weltwirtschaftlich wach geworden und seinen Mann steht im Wettbewerb mit den anderen, älteren Hondel»völk«rn. Wer fühlt nicht den nationalen Herzschlag stärker, wenn er sich in Rheinland-Westfalen den Hochburgen unserer Eisenindustrie nähert, wenn ihm in den Berliner Elektrizitättwerke» die Fortschritte unserer Technik Vor Augen treten, wenn er im Hamburger Hasen, in dessen Nähe ich ausgewachsen bin, die Riesendompfer steht, welche den deutschen Handel über alle Meere tragen. (Lebhafte Zu- stimwung.) Ich will da» glänzende Bild, so berechtigt der patriotische Stolz aus unser» wirtschaftlichen Ausschwung ist, nicht weiter autmalen. Möglicherweise werden wir ohnehin morgen lesen, ich sei nun doch dem Merkantilismus und dem Jndustriellt»mu» in» Garn gegangen. (Heiterkeit.) Meinet wegen, e» ist nun einmal so im guten deutschen Lande, daß mehr oder weniger olle Erwrrb-stände liebevoll die Regierung umdränge», wie in Werther» Leiden die Kinder die brotschneidende Lotte. (Große Heiterkeit) Und eine ordentliche Regierung muß auch d-iür sorgen, daß jeder nicht nur Brot, sondern auch Butter aus» Brot bekammt. (Zustimmung) Ich verleugne aber auch hier nicht mal, wo» ich im kreise der Landwirte öfter autgesühkt habe und scheue mich nicht, auch vor dieser Bersammlung zu wiederholen: Ich betrachte allerdings dir Deutsche Landwirtschaft al» Sorgenkind de» deutschen Reichs kanzler». Ich bin überzeugt, daß ihr Gedeihen auch den anderen großen Zweigen de» Sirtschast»leben» Borteil bringt, nicht zuletzt dem Handel. Ein neue» Aufblühen unserer Boden- kultur wird auch dem Handel neue Triebkräfte geben, und wenn ihm vergönnt sein sollte, wie ich ausrtchtig hoffe, in Zukunst noch glücklicher ol» bi»her in die Ferne zu schweifen, so möge er die Schwester nicht vergessen, die treu auf der heimatlichen Scholle arbeitet, deren Arbeit wirtschaftlich und sozialpolitisch die Grundlage dauernden Aufschwünge» und bleibender Blüte bildet, da» Fundament de» deutschen Hause». Ihr« eigenen Ruhmc»t»el «erden dadurch nicht geschmälert. (Lebhafte Zustimmung.) Niemand kann übersehen, wieviel zähe Au»»auer «in Konkurrenzkamps, wieviel Wagemut und Selbst, vertrauen nötig war und ist, um sür den deutschen Handel die Stellung zu erringen und zu behaupten, welche er zum Stolz de» deutschen Namen» jetzt in der Welt einnimmt. Es ist kein« leere Schmeichelei, wenn ich hier vor Ihnen und von Ihnen, den Pionieren unsere» Handel» sage: Den größeren Teil Ihre» Werte» haben Sie sich selbst geschaffen. (Bravo.) Ihre besten Gewinnchancen logen in Ihrer eigenen Tüchtigkeit. (Lebhaste» Bravo) Einer meiner erprobteste» Mitarbeiter, der heute vormittag Ihre Versammlung begrüßte, hatte kürzlich den vortrefflichen Eigenschaften de» deutschen Arbeiterstande» ein unumwundene» Zeugnis ausgestellt, da» ich Wort sür Wort unterschreibe. Ich werde bei Ihnen keinem Widerspruch be- gegnen, wenn ich anerkenne, welchen Schatz von gesunden Kräften an Intelligenz und Fleiß in dem werktätigen Volke Tag sür Tag lebendig ist (Bravo), ich aber lüge hinzu, und diese Ergänzung mache ich auch im Sinne de« Graten von Posadow»ky, daß die in den Mafien schlummernden Fähigkeiten sich nicht so fruchtbar entwickeln könnten ohne die Verdienste der deutschen Arbeitgeber (Zustimmung) Wenn au» unserem Einsatz in den Welthandel die geistige Energie und der weite sreie Blick de» deutschen Unternehmertum» gestrichen würden, müßten fich sür Millionen von Arbeitern die LebenSbedtngungen Verschlechtern. (Sehr richtig) Dann könnten wir auch nicht länger die wirtschaitliche und politische Stellung ouirecht er holten, welche wir jetzt in der Welt einnehmen. (Lebhafte Zu stimmung) Au» vollem Herzen ruie ich: Der deutsche Handel und der Deulsche Handrlatag sie leben hoch, hoch, hoch! — Die Annäherung der Liberalen im Reichstag Hot eine ähnliche Annäherung unter den Mitgliedern der rechtsstehenden Parteien zur Folge gehabt. Im ReichSiagSgebäude sanben ver traulich« Besprechungen zwischen Delegierten der konservativen Partei, de» Bunde» der Lunbwtlte, der wtrischaillichen Ver einigung und der MilietstaudSvereinigung statt, um eine ge- weiniame Platliorm sür dt« nächsten ReichSIagSwahlen zu schaffen. Ob diesen Besprechungen aber die Möglichkeit einer vorzeitigen R-tch»Iag»auiiö>ung zu gründe liegt, sei dahingestellt. Sehr wahrlcheinlich ist eine derartige Annahme nicht, da „neue Steuern" sür di« Regierung eine schlechte Wahlparole wären — Bes den Maßnahme» zur Regelung de» Automobil- verkehr», die dem vunbirrole vorliegen, handelt e» sich um zwei verschiedene Entwürle. Der eine, der den Verlehr mit Kraftfahrzeugen regeln soll, stellt «ine verwaltungswaßnohme dar und wir» de»hald auch nicht den Reichsiag beschönigen, sondern vom Bundesrate allein erledigt werden. Die zweite Vorlage, dte sich mit der Haftpflicht der Auiomodildesitzer be saßt, ist ein Gesetz, da« auch an den Reichstag gebracht werden muß. Man hoffi, daß e» «och tn der lautenden Tagung ver abschiedet werden kann. — Der Kaiser, der in den Räumen de» Kaiserlichen Automobilklub» an einem Esten, do« der Repräsentanten-Aus schuß gab, tetlgenommeu hat, soll fich noch der .Allgemeine» Spoit-Zeilung" bet dieser Gelegenheit über die «ulomobilsteuer dahin geäußert haben, auch er habe da« Empfft.den, daß die Steuer tn dieser Form kaum durchsllhlbor sein werde, denn durch sie würde die Automobil-Industrie einen schweren Schaden erleiden. Seiner Ansicht nach wäre eine einmalige Besteuerung, die der Fabrikant zu trogen hätte, am gerechtesten. — Die Lübecker Bürgerschaft nahm nach stürmischer Debatte mit großer Mehrheit da» Gefttz an, wonach da» KlaalSdürgerrichl erst nach bjährigem Ausenihalt erworben werben kann. — Herzog Karl Theodor von Bayern vollzog nach der krcuzztg. Freitag vormittag in seiner eigenen Klinik in der Nymphendurgcr Straße in München die 5999. Staaropcrolion unter Assistenz bet Hoirale» Or Zenker und im Beisein seiner bet vielen dieser Operationen al« Assistentin tätig gewesenen Gemahlin. Oefterretch-Uugar«. — Ministerpräsident Gautsch sagte in der gestrigen Sitzung i« Parlamente: .Ich bin ermächtigt, zu erklären, daß die Rechte der österreichischen Legislative in betriff der mit Ungarn gemeinsamen Angelegenheiten keinen Abbruch erleiden und durch keine einseitige Vertilgung berührt werden. Ich bin ferner er mächtigt, zu erklären, daß bezüglich der Gemeinsamkeit der Armee und der einheitlichen Dienstsprache keine Aenderung cin- treten wird. Frankreich. — Präsident Falliöret empfing Dienstag nachmittag da« diptomattsche Korps. Der italienische Botschafter Gras Torntelli beglückwünschte ihn tn einer herzlichen Ansprache zu seiner Wahl. Redner schloß mit dem Ausdruck de» Vertrauen» tu die wohlwollende Gtsinnung de» Präsidenten, die dem diplo matischen Korps den vollen Erfolg de» Werke« der Eintracht und de» Frieden» sichern werde. Fall Src» dankte, indem er seiner besonderen Freude Ausdruck verlieh, in neu« und intimere Beziehungen zu dem diplomatischen Korps zu treten. Der Präsident unterhielt sich daraus kurze Zell mit den Botschaftern und Gesandten. — Roch einer Meldung au» Kopenhagen erklärt« der sran- zöfische Sondergesandte Couicel, daß während der 18 Minuten, dte der Kaiser ihm widmete, nicht von Alg-cira« die Rede ge- wesen sei Der Monarch sei ihm gegenüber von größter Liebenswürdigkeit gewesen, interessierte sich lebhaft illr die Eigenart de» Präsidenten FalliöreS und meinte, daß noch allem, wa» er über den neuen Stoairches vernahm, auch von ihm, wie die» während Loudet» Septennat der Fall war, «ine Ein flußnahme im Sinne der Erhaltung de» Frieden» zu gegen- w°u'»°n T-rdie«. — Unter großem Andrange de» Publikum» stillte der Gerichtshof da» Urteil im Prozesse gegen den früheren serbischen Ministerpräsidenten Wladan Georgjewitsch wegen Verletzung von StsalSgeheimniffen, begangen durch di« Veröffentlichung seine» Buchet: Da» Ende einer Dynastie, in welchem der Angeklagte den Einfluß Rußland» aus Serbien» Politik be- kämpft. Der Angeklagte wurde zu sech» Monate« Gesängni» verurteilt. De>» Urteil ist insofern milde, ol» e» den Verlust der Pension nicht noch sich zieht, wozu noch dem Gesetze ein« 13mon»tigr Gefängnisstrafe erforderlich wäre. Al« mildernd nahm der Gerichtshof die Unbescholtenheit und da» Seftändni» de» Angeklagten an. In überau» Ironischer Welse dankte Georgjewilsch sür da» Urteil, da» sür ihn ein Diplom ol» Staatsmann bedeute, da in Serbien jeder Staatsmann ver urteilt werden müsse. Aus Deutsch-Südwestafrika. Gouverneur Lindequift telegraphiert au» Windhuk: Cornelius von Bethanlen hat sich mit seinem ganzen Anhang bet Cyamast«, nordwestlich von Bersebo, gestellt, unter der einzigen Bedingung der Zusicherung de» Leben» mit Ausnahme von Mördern. — Mit Cornelius von Bethanien ist einer der bedeutendsten Gegner auSgeschiedrn. Cornelius besond sich vom Juni bi» zum Sep tember 1994 ol» Landeskundiger beim Sinke de» Obersten Deimling und nahm am Geiecht am Waierberg und der sich anseblirßenden Versolgung teil. Krankheitshalber wurde er tn Epukiro entlasten. Ansong März 1995 tauchte er zum ersten Male ol» Führer der Nordbelhanier aus und Hot jetidcm in unablässigen Streiizügen kreuz und quer durch die zerklüfteten Gebirge Svdwcstairika» unseren Truppen viel zu schaffen gemacht. Nach der ihm beigebrochten Niederlage an der Ärldamsa», Prorle am 19 Januar wurde die Beriolgung bi» in die letzien Tage durch verschiedene Abteilungen unermüdlich fortgesetzt, so daß Cornelius die Weitersührung de» Kample» wohl illr aus sichtslos hielt. — Vom südlichen Kriegsschauplätze wirb gemeldet: Am 14. Februar früh erschienen etwa 200 Hollentollen am AuSgange der Norechadschlucht unweit von Sandsontetn. Sie batten di« Absicht, der Abteilung Erckert die Pierde zu rauben. Havplmonn von Erckert kam ihnen zuvor und griff mit Tellen der 19. und 12 Kompanie de» Feldregiment» Nr 2 an In 9l/,stürdigem Beleibte wars er den Feind tn der'R>chtung «us da« Hanrevier zurück. Von der Skumber, quelle bei Kinnrzit au» war Leutnant v. Degenkolb mit zwei Muichinengewehren aus da» GiscchtSield geeilt. Es gelang ihm, die odziehcnden Holteniotten gegen 8 Uhr nachmittag» unter ein wirksame» Feuer zu nehmen. Der Gegner löste sich tn einzelne Trupp» aui uud floh unter Zurücklassung von einigen G>w>hr»n und ausgerüsteten Reittieren in der Rlchiung ons Hartrb,eftmund, bü Reiter der Abteilung Hornhardl, die von Warmbad und AlurlSiontein herbeikome«, kamen nicht mehr zum Eingreiien. Von der Abteilung Erckert fielen b Reiter; schwer verwundet wurden ein Arzt und zwei Reiter; leicht verwundet wurden vier Retter. — Kuadichaiiernachiichien besagen übereinstimmend, daß Morenga und dir Werften der Bonde!« noch bei Hariebeeft- mund stehen, während sich Morris westlich von Goobi» und bei Hanklt» aus dem linken Oiongeflaß oushalten soll. Größere Honenlottenkommandok bi» zu 199 Berittenen durchstreifen die Gegend und beunruhigen die deutichen Viihposten. Oberst Dame war mit dem Hauptquartier am 16 Februar in der Kreikluit in den Großen Kolla-bergen eingelroffen. — Der Transport 2 5, ab Hamburg am 6. Februar, erreichte gesund La» PalmoS. Die Marokko-Konferenz» Die Lage hat sich seit einigen Tagen wenig verändert. Nachdem die deutschen Delegierten in der Bank- und Polizei- »vge die allgemeinen Linien der Position, welche Deutschland behaupten zu wüsten glaubt, sestgelegt haben, wartet man nun aus die Rückänßerung der französischen Regierung, ohne daß die unmtltrlbore Erreichung eine» EinverstänbnisseS zu erwarten wäre. Die Forderungen der französisch-spanischen Kooperation lausen vorläufig daraus hinaus, daß dar sranzösische Grenz- grbiet unter sronrösftit«» Ei, floß fällt und da» Grenzgebiet der bestehenden spanischen Präsidw», sowie da» R ff- und da» Grenzgebiet der im wes'Ntlichen in der spanischen Phantasie ixlstierenden spanischen Kolonien an der Südgrenze Marokko» unter spanischen En fluß komme und wa» übrig bleibt, sran- zösische Polizei erhallen, aber praktisch ebensall» sranzösisch werden soll. Es liegt aus der Hand, daß eine solche wirt schaftliche und politische Austeilung Marokko« nicht Deutschland» Zustimmung erholten kann, denn eine Aufteilung unter zwei Mächte bedeutet keine Jnternationolisierung, umsoweniger, al» die Spanien zuzuweisenden Gebiete bei den wirtschaftlich und militärisch unzureichenden Kräften Spanien» in absehbarer Zeit ebensall» unter französischen Einfluß fallen müßten. Auch der hier und da austauchende Vorschlag, die eine oder andere sekundäre Macht mit der Ordnung der Dinge in einem be- ftimmien Bezirke zu betrauen, könnte nur noch eine größere Zersplitterung de» Lande» und bissen Entwertung sür dte internationale wirtschaftliche Konserenz herbeisiihren. Man ist also noch weit von dem Punkte entsernt, aus welchem fich die beiderseitigen Grundsätze und Forderungen in Einklang bringen listen, doch ist noch immer zu hoffen, daß dieser Punkt ge sunden werden wird. Vielfach herrscht Sie Meinung »or, daß, soll« eine Einigung über dir Polizeisrage nicht erzielt werden sollte, aus Grund der bisher erreichten Arbeitsergebnisse eine formell befriedigende Formel sür den Schluß der Konferenz gesunden werden muß. Für diesen Fall ist jedoch deutscher seits scharf daraus zu achten, daß nicht in einzelnen Teil- arrangemrnl» in der Erwartung einer Kompensation aus der anderen Seile erhebliche Rechte und Interessen der Reichs- ungehörigen weggegeben werden, ohne daß die entsprechenden Erwartungen durch da» Gesomtergedni» erfüllt werden. Die» könnte beispielsweise der Fall sein, wenn durch Begründung einer pripilegierten Nationalbank die bestehenden deutschen Bankhäuser beeinträchtigt würden, ohne daß Garantien sür ihre ungehinderte Wetterenttvickelung aus einem anderen Gebiete ge schaffen würden. In diesem Falle würde die Frage entstehen, ob e» nicht bester sei, garnicht» zu schaffen, al» etwa» schlechte», d. h. die konserenz angesicht» der Unmöglichkeit, zu einem be friedigenden Schluß zu kommen, abzubreche», doch, wie gesagt, hofft man hier noch immer, daß diese Frage nicht praktisch «erden wird. Unlerdksten haben sich die Verhandlungen zwischen den deutschen und französischen Vertretern in Alg-cira» zu pofitipen Vorschlägen verdichte«. Deutschland empfiehlt, daß de« Sultan die Organisation der Polizei unter internationaler Kontrolle überlasten we,den und al» Mittelsperson bei der Ueberwochung ein einer neutralen Macht angehörtger Olfizter fungieren soll. Frankreich will fich dazu herbeilasten, den deutschen Vorschlag, insoweit er dte internationale Ueberwochung betrifft, zu prüfen, wenn Deutschland damit einverstanden ist, daß die mit der Organisation der Polizei beauftragten Offiziere Franzosen und Spanier sind. Dte Organisation soll also im Rahmen de» englisch-französisch-spanischen Einvernehmen» ersolgen. Do» sranzösisch-englische Marokko.Abkommen garantiert bekanntlich England die feste Stellung, die e» in Marokko einnimmt, auch in der Weise, daß olle Engländer, die sich vor Abschluß de» Vertrage« tn einflußreiche» marokkanischen Stellungen b,finden, auch künftig darin verbleiben Di« französischen und spanischen Offiziere würden also mfiziell zwar die Ehre genießen, über die Polizciorganisotion zu verfügen, in der Hauptsache ober würden sie die Geschält« ihre» stärkeren englischen Partner» besorgen, der daher auch zweiiello» den Vorschlag Rcvoil» be reit» gebilligt hat. Unter den obwaltenden Umständen erscheint die Annahme de» französischen Vorschlag«» sür wett nachteiliger al» die Ei Haltung de» Ltkitus ezuo. Dem Vertreter der Neuen Freien Pr ste i« Berlin wurde dort an maßgebender Stelle gesagt: ,Er ist seltsam, daß, nach dem die französische Regierung sich zu Beginn der Konserenz sür die Unabhängigkeit de» Sultan» «»klärt hat, nunmehr «In iranzösischer Dampser »on einem marokkanischen Schiff dabei ertappt wird, wie er im Begriff ist, dem Prätendenten Bu- Hamaro KriegSkonlerbande zuzusühren, und daß, da da» marok kanische Schiff den Waffenschmuggrl verhindern will, ein sran-
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