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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-16
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1884
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LS bt.10 u»» : tu>ou DtL p»ao w»- ««> «u» 4K.- 74« scuo »7.74 „48.74 »»«) AL uuio so U, - lauuar - so ^l. «t-Iuti 1 im» 1S.000 tckauld. «-L0V. ampfer Sster« Uöber- Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Retacli«» und Lrprßitisn IohanneSgasse 33. LPrrchkan-rn der Nedariigll'. vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. kV tt« MISg»dk n»,ei.ilNtn v,«mi«crt»t» «»Ht sich »i« «e»«cn», »uchr n«r»u>«l>eß A>»n«ß«e »er für »te uächftfalgeud« Nummer bestimmte« Inserate a« Wacheutageu bis S Ubr Nachmittag«, an Kanu-«nd Festtagen früh bi«'/,» Utzr. 2» den Filialen für Ins.-Ännahmn vtta Klemm, UniversttätSstraße 21, Leuts Lösche, Kathorincnstraß« 18, v. nur bi« '/,2 Ntzr NMger.TagMÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage ISLVV. Adonnemcrit-vrrig virrrelj. 4'/, Mt. incl. Bringerlobn ö Mk.. durch du Poll bezogen 6 Mk. Jede -inzelne Nummer 20 Vf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilaaru «Hur Postbe'ürdcrung 39 Mi. Mit Postdriörderung 48 Mi. Inserate Sgelvaltme Prtitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis. Verzeichnis- Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höher« Tarif. 18. Amtlicher Thetl. Veklnmtmachsng. Da- S. Stück des die-Mrigcu Reichsaesetzblatle» ist bei UN» eingeaanaen unv wird bis »um 2. Februar da. I». aus dem Rathbaussaale zur Einsichtnahme ösfeutlich auShaogcn. Dasselbe enthält: Nr. 1526. Bekanntmachung, betreffend den Beitritt der Niederlande zu der unterm 3. November 1841 abgeschlossenen internationalen ReblauS-Eon- venlion. Aom 2. Januar 1834. Leipzig, den 12. Januar 1884. Der Siath der Htadt Leipzig. Ur. Georgi. Slöß. Wir machen hierdurch öffentlich bcka nt: 1) Daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1882 uud Ostern 1883 aus einer der hiesigen Volksschulen entlassen worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle da» 15. Lebensjahr vollendet und die Classe erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plan« der Schule entspricht, zu dem Besuche der Fort bildungsschule für Knabe« verpflichtet sind; 2) baß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der l. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Püschmann, dasern sie sich aber im Bezirk der N. Fort- dilduug-schul« aufhalten, bei Herrn Direktor vr. Stoerl zu erfolgen hat; S) daß auch diejenigen Knabe» a«z»«eldeu fiud, welche a«S irgend einem Grunde von dem Besuche der städtische« Fortbildungsschule ent- bnuden zu fein glaube»; 4) daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 1881, 1882 und 1883 auS einer auswärtigen Volksschule entlassen worden sind, ebenfalls zum Besuche der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber biaueä drei Lage» »ach dem Giuzuge bei dem Direktor der Fort bildungsschule ihres Bezirks aurumelden sind: 5) daß Eltern, Lehrherren. Dienstherrschaften und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 die im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwanveln ist. die schal- »sttchtige» K»abea z« dieser Na««ld»»g »»zu- »alte» oder letztere selbst »orzuaehme» habe». Leipzig, am 7. Januar l884. Der Skath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Lehnert. Denjenigen Grundstücksbesitzern, beziehentlich Garten-In habern, welche ihre Bäume, Sträucher, Hecken re. bis jetzt nicht oder nicht genügend baben von Raupe» säubern lassen, wird hierdurch unter Hinweis auf die Bestimmung in A. 368, 2 de- RrichSstrafgesetzbuchS bei Vermeidung von Geldstrafe bi» zu GO .-k oder entsprechender Hast ausge geben. ungesäumt und läugsteuS bis Eude Februar dieses Jahres gehörig raupe«, sowie die Raupeu- «ester vertilge« zu lassen. Leipzig, am 11. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Wegen Verlegung der Erpeditionen der Stadt»Ste«»r» Giunahme und der Vollstreckung»-Mbthetluug au» dem Grundstücke Brübl Nr. 5l nach dem Stadthause, Obstmarkt Nr. 3. muß der Verkehr mit dem Publicum bei den genannten Geschäftsstellen am 14., LS. uud 1«. diese* M»»«t* unterbleiben. Leipzig, am 8. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndliu. Freazel. Bekanntmachung. Auf unserer I. Gasanstalt (Blücherstraße) lagern zum freihändigen Berkans: 14 Stück gußeiserne Gasometer - FübrnngSsäulen mit Grundplatten, Arckilraven-Aussätze. Böcke mit Leitrollen, schmiedeeiserne Architraven und Lausschienen, im Ganzen 32,880 Kilo Gußeisen und 14.000 Kilo Schmiedeeisen, welche durch Umbau eines Gasometer- überflüssig geworden sind Diese Tbrite können zu jeder Zeit aus dem Hose unserer Gasanstalt k bcsichligt werden und sind etwaige Kausoffertrn versiegelt und mit der Aufschrift .Gasometer-FübrungSsäulen" versehen bis zum 15. Februar er. bei unserer Nuntiatur einzureichen. Leipzig, dm 10. Januar 1884 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eichoriu». Nuhholrauctron. DounerStag, dm 17. Januar er., sollen von Vormittag» 9 Uhr an in, Forstreviere Burgao aus dem Mittrlwald- schlage iu Abth. 1l, 12 und 13. in der Nähe de» ForsthauseS an der sogenannten Ehrenberger Linie und der Leutzsch- Wahre» er Brück« 88 Eichen« 64 Buchen- 62 Rüstern. 28 Linden- 20 Ahorn- 16 Eichen- 8 MaSholdev 78 EUrrn- 41 Stück S«htrrbSkzer und ca. 100 - Sicheu.Hebeb仫e unter dm öffentlich au-hängenven Bedingungen und der üblichen Anzah»ung nach dem Meistgebote verkauft werden. Zasammrakuust: aus dem Schlage in Abth. iS an der Leutzsch-Wahren« Brücke. Esipzig, am 7. Januar 1884. De* Ratb* Forst-Dep»t»tio». RutzklStze, Ltklamrn unter dem Nkvartiouskrich die Svallzeile 50 Ps Inlerate find ftels an die Expedttlan zu lende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zadluag praevuiueramlu oder durch Post« naainaume. Mittwoch dm 16. Januar 1884. 78. Jahrgang: Auktion. Don dem Unterzeichneten Armenamt« sollen im Stadt« Hause allhier (Eingang Miihlgasse Nr. 7) Do«»er*tag, de« 17. Januar ». e. Vormittag von S Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, einige Möbel, HauS- und KUchcngeräthe, Taschenuhren, Betten »c., sowie eine Doppelsteppstich.Rächrnascht»« (Spstem Grover öi Baker 1») meistbietend versteigert werden. Leipzig, dm ll. Jannar 1884. Ludwig-Wolf. Junghähnel. Danuer-tag, den 17. diese» Mauat» dou 1* Utzr Bormiitag« a« sollm im AuctionSloeal, bez. im Hose de» hiesigen Amtsgericht« eine Kötzer» ««zahl ,«« Thetl besserer «Sdel, Spiegel, Federbetten, Teppiche. Nähmaichinen, zwei Pianino», zwei Geld- schränke, zwei Billards, ein EiSschrank, ferner 4 Handwagen, S Last, wogen, 2 Landauer, 1 Psertz, zwei Schraubstöcke, ein Ambo«, eine Bohrmaschine, zwei Brückenwaagen, eine Taielwaage, zwei Laden- laset», eine Farbenmühle, eine Lomptoireinrichtung. et» Teletztz««, zwei Vterambutanermagen. eine Prägepresse, ein rhrin. Kamt«, «antelaseu ea. 23 Kilo Bierschläuche, 23 Meter gummirte Hanf, schläuche, 170 Meter Spritzenhanjichläuche, sowie 142 Bände Cloisiker. 7 Sewebre, 4 R-volver, Hirschgeweihe, Cilberzeog und viele andere Gegenstände und Nachmittag» S Uhr ea 160 Stück kieferne Pfauen und L Vtantn-getzLas« zur Bersteigerung gebracht werdea. Leipzig, de» 14. Januar 1884. viel*. Gerichtsvollzieher. Submission. Für die Uebernahme von Arbeiten und Lieferungen zum Neubau einer Elsterbrücke bei der Gasanstalt hier und zwar: Tlt. I. Erbarbeiten, veranschlagt aus 10,366.50 « II. Herstellung vo» Spundwänden, veranschlagt aus 2528.46 « - 111. Grund- und Ausbau-Arbeiten, » « 4907.08 . . IV. Maurer-u.Stcinhauer.Materialiea, « « 21,467.15 « . V. Pflastcrart»>lcii « . 678LM. wrrdm schrislliche versiegelte Angebote bis Mauta«, tz. 21. tz->1. BarmtNugS Itz Utzr üu Ratyhaus«, giumrer Nr. Ith eatgege». genommen. Bedingungen, Kostenanschläge und Zeichnuugea liege« daselbst zur EMsicht aus. Zel». den 12. Januar 1884. Ter vkaalfltrat. gez. Thiel«. Nichtamtlicher Thetl. Vas Mschehengeseh in Ungarn. * Der Gesetzentwurf über die Mischehen in Ungarn, welchen erst kürzlich da» Oberhaus abgelelml hat, ward von der Regierung adermal» vor dieses gebracht, aber mit keinem besseren Erfolge al» da» erste Mal. Da» Oberhaus hat näm lich in seiner Soonabendsitzung die Regierungsvorlage neuer- ding» verworsm. ein Ereigniß, da» gegenwärtig nicht allein ganz Ungarn in hoben, Grade beschädigt, sondern selbst in -er ciSleilbanischen ReicbShälste lauten Wledcrball gesundmhat. Die ziemlich empfindlich geschlagene Regierung hat nun die Wahl, entweder die Vorlage nochmal- vor da» Abgeordneten haus zu bringen und dann ihr Glück neuerdings im Oberhaus« zu versuchen, oder dm Entwurf zurückzuziehen und di« An- gelegenbeit für dies« Session auf sich beruhen zu taffen. Für die Wiederaufnahme de» Kampfe» spricht der gewichtige Um- stand, daß die abermalige Ablehnung der Vorlage seitens der Bischöfe und conferdatwen Magnaten die mit diesm der« bündele antisemitische Agitation in einer Weise stärken könnte, welche im Hinblick aus die herannahrnden ReichStagSwahlen für die Regierung nicht unbedenklich wäre. Ueberdie» ist «S auch in hohem Grade fraglich, ob sich im nächsten Ab geordnetenhaus« für die Regierung eine so ansehnliche Mehr» heil wie die gegenwärtige finden wird, der selbstverständlich auch die Annahme de» erwähnten Gesetzentwürfe» zu ver- danken ist. Für da» Zurückziehen der Vorlage stimmt dagegen die Erwägung, daß dadurch ver klerikal-conservatiden und antisemitischen Bewegung, welche gegenwärtig in ganz Ungarn emm für die Regierung so vedrohlichen Charakter an genommen. mindesten« vorläufig ein Ziel gesetzt werden könnt«. Unter solchen Umständen darf man also immerhin gespannt sein, auf welche Weise sich die Negierung au» der Verlegen heit ziehen wird, in die sie durch »a» avgclehnte Mischeyen- gesctz gerathen ist. Wer indrß von der Ablehnung eine weiter« Rückwirkung auf die Stellung der Regierung oder den Sturz derselben erwarten würde, der dürste sich im Hinblick aus die eigenartigm Verhältnisse vielleicht doch täuschen. Da ist vor Allem zu bemerken» daß die Mehrheit, welche im Oberhause den Gesetzentwurf zu Falle brachte, nur an» neun Stimmen besteht; überdies ist da» ungarische Oberhau« in seiner gegen wärtigen Zusammensetzung keine Macht, der man einen dauernden politische« Einfluß zuschrciben kann. Bi» zur Stunde liegt 'in« die ossiciclle Abstimmungsliste noch nicht vor; au« dieser wird zu ersehen sein, «i« viele von denen, die ihre Stimmen sowohl für al- gegen da» Gesetz abgegeben haben, die« zu thun in der Lag« gewesen wären, fall« da» ungarische Ober hau» den politischen Fortschritten der Neuzeit entspräche. In seiner gegenwärtigen Zusammensetzung wird e» aber der Regierung kaum ein» dauernde Verlegenheit bereiten und jene noch weniaer znm Rücktritte veranlassen können, voraus gesetzt. dag die zukünftigen ReichStagSwahlen die Opposition nicht wesentlich stärken. Wie indeß die Dinge gegenwärtig liegen, ist seiten» de» Oberhanse» eine neue Parteidilvnng kaum zu erwarten, wenn auch zu einer solchen in der Jüngst, zeit mehrfach« versuche gemacht worden find. Wa« die für die Abstimmung entscheidende Sitzung selbst betrifft, so war diese nach den un» vorliegenden Pester Be richten eine so erregte und stürmische, wie sie im Oberhause noch niemals vorgekommen ist. Schon in den vorangegangenen Sitzungen waren über zweitausend Petitionen und Dank adressen gegen da» Gesetz unv für die erste Ablehnung des selben au- allen Theilen Ungarn« eingegangen. Dag diese Agitation planmäßig geleitet und betneoen wurde, beweist schon der Umstand, daß der Inhalt vieler Petitionen nnd Dankadressen völlig gleichlautend war; unter ersteren gab c» sogar solche, welche nur die wundersamen Worte ent hielten: .Wir wollen keine Mischehen, fort mit den Inden!' Der AbstimmungStag selbst hielt sämmtliche politische Kreise Ungarn» und auch die antisemitische Landbevölkerung »n der denkbar höchsten Spannung, wie wohl im Grunde da» Er- acbniß wenig zweifelhaft schien, beziehungsweise nur geringe Aussicht aus die Annahme de» Gesetzentwürfe» vorhanden war. Überrascht hat die überaus große Anzahl der er schienenen Oberhau-mitglieder, sowie die nur geringe Mehrheit von neun Stimmen, welche gegen daS Gesetz den Au-schlag gaben. Wie gleichzeitig au» Pest ge- melket wird, dürste der Minister-Präsident TiSza e» in dieser Session kaum mehr versuchen, den Gesetzentwurf vor da» OberhauS zu bringen, weil seilen» der Regierung eine größere Kraslanstrengung kaum mehr möglich wäre unk allem Anscheine nach die Opposition auch zukünftig über die Stimmenmebrheit verfügen dürste. Der Episkopat ist in seiurm Widerstande unbeugsam und hat.wa» jedensall« bemerken-werth ist, auch ;ur letzten Abstimmung noch nicht alle seine Mitglieder in da« OberhauS geschickt. Tie Aufregung, welche während der Abstimmung herrschte, ist kaum zu beschreiben. Fast sämmtliche Mitglieder de» Hause» notirten die abgegebenen Stimme», um abermalige Jrrthiiiner in den Auszeichnungen der Schriftführer zu vermeiden. Die auf den Galerien zahl reich anwesenden Damen, welche sich für die ganze Angelegen- heit sehr lebhaft interessiren. nvtirten gleichfalls die Stimmen. Sobald ein selten gehörter Name ausgerusen wurde, ries man von allen Seiten: „Wer ist da»? Wo ist er?" und die Ruhe kehrte nicht früher zurück, bevor sich der Betreffende zeigte. Diele Abstimmungen wurden mit donnernden .,E>ien"- Rüsen, mit Tücher- und Hüteschwenken ausgenommen. Al» Gras Geza Szaparh, der ungarische Oberhosmeister, mit lauter Stimme „Nein" rief, brach im Saale und aus den Galerien ei» minutenlanger Beifallssturm loS. Auch da» „Nein" de» Obergespaii». Äraf Stephan Szaparh, wurde mit großem Jubel ausgenommen. Al» Gras Beta Szechenhi mit „Ja" stimmte, ertönten Pfiffe und „Psui"-Ruse, in welche die Galerie mit einem betäubenden Lärm rinfiel. Mehrere Magnatenfamilicn stimmten wie ein Mann gegen daS Gesetz, zumal die gräflichen Familien Zichy und Esterhazy, von denen erster« 18 und letztere ll Nein aegen da» Gesetz abgab. Don den anwesenden österreichischen Magnaten verwarfen fast all« da- Gesetz; nur die Grasen Erwin Schimborn und Stephan Starhembcrg machten davon ein« Ausnahme. Mit einem Worte, e» war jedensall» ein« der denkwürdigsten und merk- tvürdigsten Sitzungen de» ungarische» Oberhanse». Leipzig, 16. Iaiw« 1884. * Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt an leitender Stelle: „Wie schon oft, so ist auch jetzt wiederum der Versuch gemacht worden, einer in der parla mentarischen Berathung befindlichen Vorlage durch die Ausstreuung von Gerüchten über Berschiedenbeiten in der Stellung de» Ministerpräsidenten und Le» Ressortminister» zu derselben erhöhten Widerstand zu bereiten. Die Steuer vorlage, insbesondere die Capitaircntensteuer, soll, wie im Abgeordnetenbanle coiportirt wird, dem Minister-Präsidenten nicht sehr am Herzen liegen, ihre etwaige Ablehnung drmseibev sogar nicht unerwünscht sein. Quelle und Tendenz dieser Ausstreuungen liegen für den Einsichtigen sehr zu Tage; indeß giebt eS doch noch immer eine ganze Anzahl von Leuten, aus deren Glauben die Erfinder solcher Gerüchte rechnen dürfen, wenn sie mit der gehöriaen Zuversicht aus treten. E» mag deshalb auch nicht überflüssig sein, wenn wir aus Grund verläßlicher Informationen versichern, daß diese Gerüchte falsch sind. Denn die Eapikal-Rentenstener-Vorlage von dem bekannten Standpunkte de» Ministerpräsidenten eine» Mangel» geziehen werden müßte, so könnte dieser vielleicht nur der sein, daß sie der präcipualen Besteuerung de» in ausländischen Werlhen angelegten Capital» keinen Raum gegönnt hat. Indeß auch hierin würde Niemand berechtigt sein, eine Differenz zwischen den Auffassungen de» Ministerpräsidenten «nd de» Finanzminister- zu finden, da, soviel un- bekannt ist, auch der Letztere den, Gedanken einer präcipualen Besteuerung der Zinsen von ausländischen Werthen so wenig wie irgend einem anderen Punkte der nationalen WirthschaftSpolitik de» Reichskanzler» entgegen ist. Nur au» sinan:Icch»ischen Rücksichten hat der Minister auf die praktische Verfolgung jene» vom wirthsckaslticken Standpunctr wichtigen und an sich sehr wohl >n fördernden Gedanken» verzichten zu müssen geglaubt. Diese finanitechniscben Bedenken sollen wesentlich darin ihren Grund haben, daß nur eine summarische Decla- ration der Nentenbezüge in« Auge gefaßt werden konnte, während die Durchführung jene» Gedanken» eine Sveciali- siruna erfordern würde, aus welche einzugehen der Finanz- minister Bedenken getragen hat.' * In der .Nordd. Allg. Ztg.' wird ein längerer Bericht Uber eine politische Unterredung veröffentlicht, welche auf einer Soiröe bei dem Statthalter von Elsaß- Lothringen dieser mit mehreren (nicht genannten) Herren grbabt hat. Wir entnehmen dem Bericht Folgende«. Bus eine Bemerkung eine» der Herren über die bekannte Rede de» Herrn Zorn von Bulach im LandeSauSschuß erwiderte der Statthalter: Ob zwischen Antoine «ud dem junaen Herr» v. Bulach und der oppositionellen Prefle et» innerer Zusammenhang besteht, lasse ich dahingestellt lieber Herrn Antoine kann ich uitt spreche», weil seine Sache den Gerichten vorllegt. Die Rede de« Herrn v. Bulach Sohn hat mich betrübt, vor Allem, weil sie der weiteren Entwickelung der elsaß - lothringischen Verfassung schadet. Daun aber auch hat e« mir weh» grlhan, dem würdigen Ober.PrSssdrnt, n v. MoeÜer noch im Grab« zu nah« trete» ,u sehen. Ein ver gleich zwischen der Wirksamkeit de« Ober-Prüsidrnten und de» EtatthaltrrS ist gar nicht zu ziehe», den» der Statthalter hat »nz andere Vollmachten, al« wie sie der Obrr.Präsideut batte, iin großer Unterschied liegt doch darin, ob Jemand sofort selbst entscheiden kan» oder ob er über den vorliegenden Fall erst Bericht erstatte» muß. Wenn der Ober-Präsident v. Moeller meine Voll machten gehabt hätte, jo ist e« bei seinen Geschäft«, und VesitzeS- keantuisseu, bei seiner sehr außergewöhnlichen geistigen Vegabuug sehr leicht mSallch, daß er viel wirksamer und erfolgreicher die mir gegebnen Vollmachten angewandt hätte. Wa« sollen dir deutschen Slaat-mLnner davon denken, wenn Herr Zorn v. Bulach sein« Rede damit schließ«, daß man nicht daraus warten möge, bi» die von ihm für da« Laad beanspruchten Rechte mit Gewalt weagerisini würden I Und «venu bet seiner Schilderung, daß di« Bewohner ruhig seren, sich Stimmen t« LaadeSauSichaß erheben: „zu ruhig!" Sehe ich diese Sendung auch al« Ungewandtheit iu der deutsche» Sprache a, uud weiß ich. daß der Zurus utcht ernstlich gemeint ist — jeasrit« de« RheiaG hält man sich a» dir Wort«, viclsach ist mir gesagt morde», t» hätte dem varo» ». Vulach Sohu zu groß« Be- deuluug dcdurch deigrleat, daß ich Sr. «ojestät dem Kaiser sei»« Red« eiugesandt habe. Das Factum, daß »ach meiner vierjährige» Verwaltung eia Mitglied de- LandeSauSschusseS in öffentlicher Sitzung Anklagen gegen diele erhebt; daß dieselben von Bravo-, unter denen die Stimme des erste» Bicepräsidenten dcS LandcSauöschussal laut vernehmbar ist, begleitet werde»; daß der nächste Redner ai<s diele Red« seine« Vorgängers Bezug nimmt: dass der LandeSauSschuß in seiner Grsommtheit Stillschweigen hierbei deobachiel, und deß unter diesem Eindruck die Sitzung geschlossen wird — dieses Factum muß Se. Majestät der Kaiser kennen, und daS ihm zu becichlen. erheischt die Pflicht de« Statthalter-. B: ES lst mehrfach ausgefallen, daß Ew. Excellenz de« LandeS- auSschnß nicht auch diesmal mir einer politische» Ansprache beehrt haben. Statthalter: Bei dem jedesmaligen LandeSanSschuß-Diiicr Hab« ich gesprochen, well ich glaubte, es würde dem Lande nützlich sein, wenn e- genau wisse, welche Absichten und Ansichten mir innewohnen. Ich habe ferner gesprochen, um nach jenseits de- Rheines immer inS Hedächlniß zu rufen, daß Elsas».Lothringen niemals seine deutschen Landesrecht, verwirkt gehabt, nnd daß die Serriiiliaket« eriordere, diise ihm voll und ganz wiederzugeben, sobald Elsaß.Lothringen selbst sich wieder als deutsche- Land an- erkennt. Ich habe dann die Llsaß-Loihringer aufmerksam gemacht aus die Handlungen, welche von de» Fürsten und dem Reichstage so ausgrlcgt werden müßten, daß da- Land sich Deutschland nicht anschlöffe. Ich glaube dem Lande hierdurch zu nützen. Der LandeSauSschuß ist anderer Ansicht, denn von dem Augenblick an, wo er meine Ansprachen der DiScussion unterwarf, gebot mir die Rücksichtnahme auf die Stellung de« Statthalter-, vo» solcher An- prache Abstand zu nehmen. A.: Woher komint denn nun ober, wenn Sw. Excellenz mir diese Frage gestalte» wollen, di« befremdende Erscheinung, daß ein- zelne Beamte im Lande ihre obersten Borgesetzte» und gar Ew. Excellenz selbst, den Vertreter de- Kaiser«, «ffentlich — wenn auch anonym — tu den Zeitungen cmgreif-n, uud giebt e» denn kein Mittel, rioem so unwürdigen Zustande eine Eude zu machen? Statthalter: Die Frage über da« Beamtenthnm ist von schwer wiegender Bedeutung. In allen Lindern stad die Beamten in einer Richiung und je nach den Beamientraditionea heran gebildet, die in diesen Lindern gang und gäbe sind. In Slsaß-Lothringea ist da« ander-. Hier sind die Beamten thetl« in Preuße» »der iu Bayern. Sachsen, Württemberg, Baden ». s. w. groß geworden. Da ist e« «hon natürlich, daß der Line oder Audrre eine Geschäftsanweisung, an die er «icht gewähut war» ungern onnimmt, mir vorgefaßter Meinung ansieht. Ganz specielle Verhältnisse walten z, B. in der Forstvermaltuug ob. Unter de» Klagen, die mir za Ohre» komme», ist auch eine, daß ich bei meine» Einladungen zur Taset die Elsaß- Lothringer beteulend mehr rinlade, al« die Beamten, untz daß ich ohne gehärlge Berücksichtlgnng der Rangverbiltniff« metstral-etl« zwischen zwei Eitaß-Loihringern oder Professoren sitze. Der Grund, warum ich die Professoren auSzrichne, liegt vielleicht i» «rturr Un- aelrhrsamkrit, di« «ich dazu führt, di« Gelehrsamkeit t» »arehrea. Mi« dal «< großen Eindruck gemacht, daß König Friedrich WilhelmIV.» oll iy« der Antrag gemacht wurde, dem Leopold Ranke eine» Rang zu gebe», er diese» Antrag mit de» Worte» zurückschtckta: „So mächtig sei er »icht, »» einem Leopold Rauke »tu«, Ruu» zu verleihen? Dt« Koryphäen der Wissenschaft Hab«, «Leu «i» wiche Rang über alle Rangverhältniff«. Und wa« na, di» PStz« do» WDoG- Lothringer anlongt, ja, mein Gott» wozu diu ich «wuu hi», al« mich zu orieatirrn über Bedürfnisse und Wünsche «ad Verhält nisse de« Lande«, di« ich anr von de» Eingeborene» selbst erfahren kann l Und daß ich mehr Elsoß-Lotbringer al» wie veamt« etulade. so bekomme ich ja mein Repräsentationtgeld hier vom Land« »nd nicht vom Reiche. Ader da« sind alle- Detail». Sollte eia» Oppo- silion der höhere« Beamten gegen meine Lerwaltungögrnudsütz« be stehen, so müßte ich an der Menschheit verzweifeln, den» all« diese köderen Beamten sind freundlich gegen mich «nd keiner von ihnen hat mir je in amtlichen Berichten oder im persönliche» Verkehr Vor stellungen über den Song meiner Politik gemacht l Aach der Präsident Floitwell bat jo seine» politischen Widerspruch gege» mich erst hei Nnderleguag seine« AmleS ausgesprochen. A.: DaS meiste Aussehen Hot ja im Lause der letzte» Mouate allerdings die Verabschiednug de« Herrn v. Flottwell uud die An gelegenheit de« Oberförster« Mang gemacht. Statthalter: Ich sehe nicht ein, weshalb Ich Ihne» daraus nicht in voller Ossenheit antworten sollte. Dem Präsidenten Flottwell hatte ich in den Tagen de« März v. I. Vorhaltungen über einzelne Vorgänge in seiner Verwaltung gemacht. Daraus bekam ich im Juni, al« ich noch in Karlsbad war, eiuea Brief ron ihm, worin er unter Bezugnabme auf diese Vorhaltungen um seine Dispositionsstellnng bat. Ich bade ihm erwidert, daß er dieselben unrichtig ausgesaßt. und daß ich gar nicht wüßte, wie ich seine Dispositionsstellung beim Kaiser motivirr» sollte — und seinen Antrag daher oblehnte. Bi- dahi» hotte er nie mals den Ausspruch acthan oder sonst irgend zu erkennen gegeben, daß er sich in Widersprach mit meiner Politik befinde, »nd erst in seinem Antwortschreiben sprach er mir au«, daß er um so mehr aus seinem Gesuch um DispvsinonSstelluna bestehen müsse, weil er sich in diesem Widerspruch befände. Daraus Hab« ich den Antrag abermals abgelebnt, nnd der Präsident Flottwell hat sich dann mit seinem Gesuch an Sr. Majestät den Kaiser gewandt, hat hieraus LrankheüSatteste eingereicht und seine Pensionirung »ach- gesucht, hat sie erhalten und am 1. Oktober sei» neues Amt al« Vankdirector in Breslau «»getreten. Wie lieq« nun die Fragt der Notabel»? Ich bin höflich und zuvorkommend aegen die Herren, weil ich mich in sie tinemdcnke, weil ich es anerkenne, daß viele von ihnen mit Ueverwiadung von Befühlen ihre Kiäftt dem Wohle ibre« Geburtslandes widmen. Ich habe öffentlich ausgeiprochea. daß ich nicht so beichiSokt sei, zu glauben, daß in wenig Jahren diese keni- haste elsaß-loihringische Bevölkerung ihre oatinotiichc» Geiühle wechseln könne, wie inanem Kleid wechselt: ich habe gelage, daß zur Umwandlung in diesen Gefühlen die gewaltigen Stunden, die Zeit, gchüien. Und nun soll ich da- Streben gehabt haben, durch meine Hösliirkeit die Notabeln zu gewinnen, und sei damit gescheuert- Daraus ist wohl kaum zu aniworren. Eben'o unbegründet ist auch die Behauptung, daß ich unter dem Einflüsse dieser Notabel» stehe Ich bin iu vielen Stellungen gewesen, ich habe Männer zur Umgebung gehabt, die mir an Kenntnissen und geistiaer Begabung übr-Ieaen waren — unter ihrem Einfluss« habe ich uie gestanden. Mein Lebenlang habe ich beim Handeln nur meiner eigenen Ulberzeuguni uud meinem eigenen Urtheile gefolgt, und ich denke, diese Selbstständigkeit bewahre ich mir auch hier im Reichslande. WaS den sogenannten Fall Mang anbelangt, so liegt der >cmz einsach. Ich habe e«, al» ich in das L?nb kam, ausgesprochen, >aß die Beamten die Bevölkerung von ülsab-Loihringen nicht al« Besiegte, sonder» als Landsleute behandeln und nicht al» Sieger austretea dürften and unter dc» bestehenden Verhältnissen noch hös- llcher »nd rücksichtsvoller sein sollten, als in der eigenen Heimoth. Dem entgegen hat der Oberförster Maag. der bereit» schon einmol vom OberpiLsidente» von Moeller in einer Frage de- Takte« rrcti- ficirt worden war» einen Lciot auf dem Bahn dos» herbeigesührt in der Meinung, baß in einem Jaadlacke eine Ricke sei, Al- dann der Sack geöffnet mvrde, befand sich ein Rehdock darin, der Eclat führte also zu keinem Reiultale. Der Oberlürster Mang konnte nach jenem Vorgang nickt mehr wirksam in dem Bezirk bleiben, und deshalb habe ich ihn ver>ktzt. — Daß Mang Hab« klagen wollen wegen Beleidigung, davon hob« ich »ichtS gewußt Ader auf der andere» Seile tau» ich «»doch sehr verstehen, daß seine Vorgesetzten Behörden versucht haben, ihn zu veranlassen, den Erlot einer gerichtlichen Verhandlung zu vermelden, weil diese möglicher Wesse große Aufregung verursachen und Veran lassung zur Ausbeutung nnd zu neuen Agitationen gegen di» deutsche Verwaltung geben konnte. D-S ist denn auch der Fall gewesen and wa« ist denn eigentlich da« Resultat? Oberförster Mang hat jetzt «i» gerichtliche« Zeugniß. daß er beleidigt worden ist, während bi» dahin die Herreu ». Schmidt und v. Olt erklärt hatten, sie hätte»
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