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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-14
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1885
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Erscheint tii-ltch früh 6'/.UHr. tir-aciisn und Lrprditiin JohanoeSgasse 33. ^rechkua-en der Kedaciii«: vonnttta-s 10—12 Uhr. Nachmtttoqs 5—6 Uhr. t > »Xß«»« i>»»«1-»»«er Miumlcr»«, »Ä N»»,««», otchl «mu»tz«e der für »tr »ichfts»l,e«»« N«««er »rftt««trn Anserare an Wochentagen bi« S Uhr Nachmtlta»». >,» Sann- und Festtagen friih dt»Utzr. Zn den /iUalen für Zns.-^nnnh«: Ltta Me««. Universilät-straßr »I. Lant» Lösche» Katharinuffiraße 18, »», bi« '/.S Utzr. tiPMcr.TllHeUM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^ 11. Mittwoch dm 14. Januar 1885. Auflage L8/7SO Abonnemrntspreis viertelt. 4'/, Md. tacl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gcbüdrrn sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne PoftbcsörSeruag 39 Mt. mit Postbesördernng 48 Mt. Inserate Sgespaltene'Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichotb. Tabellarischer u. Merinos» nach HSHrrm Tarif. Urclinnr» unter dem Redactions strich die l grspalt. Zeile SO Ps„ vor den Familien Nachrichten dir Kgrlpaltene Zeile 40 Ps. Inierate sind siet» an die -rrpe-ittou zu ieadeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prannimeranilo oder durch Post. Nachnahme. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Neliinnitmilchm-. Nach tz. 6 der orlSstatutarischen Be>timmungen Uber den G«Hula«-schu- der Stadt Leipzig haben in letzteren all jährlich 4 sta«dtae Lchulmänner, unter denen .«indestevS 2 Direktoren sei» «üffen, neu einzu- treten und eS sind diese 4 Mitglieder vvn den Directoren rud sämmNichen ständigen Lehrern und Lehrerinnen der hiesigen städtischen Volksschulen zu erwählen. Indem wir hiermit die Wahl fiir da- Jabr 1885 aus Sonnabend, den L7. diese- Monat-, -kachmittag- von 3 bi- V Uhr ^»beraumen, ersuchen wir die Herren Direktoren und ständigen Lehrer und Lehrerinnen der hiesigen städtischen Volt-schalen, die Stimmzettel in der genannten Zeit im Saale der I. Bürgerschule persönlich abzugcben. Leipzig, am 9. Januar 1885. Der Schnlan-schn- der Stadt Leipzig. Vr. Panitz. Lehnert. Die Inhaber der als verloren, vernichtet, oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine Ickt. k Nr. 2S351 3l484 48487 48468 65372 65547 65199 73139 75707 7Ü7Ü8 78197 98652, Ickt. 8 Nr. 4933 933l 14343 18947 l900« 1SK45 20596 21190 21242 22135 22139 22575 22775 24626 247l0 28935 30949 33791 40538 46249 572«3 57264 59707 62165 62724 65021 67380 88217 85095 85194 85195 93397 S73S8 97715 97716 werden hierdurch ausgefordert, sich damit unverzüglich und längstens di» zum Ablaus von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Versallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung znrückzugeben, widrigenfalls der LrihhauS- Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgeliesert und die Inhaber der Schein« chrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehe» werden. Leipzig, den 10 Januar 1885. Die Verwaltung de- Leihhause- uud der Sparcaffe. Der Inhaber tze< abhanden gekommen«» Sparkassen» Ser. I Nr. 82,498 wird hierdurch aus- gefordert, sich damit binnen drei Monaten und längsten« am 15. April 1885 zur Nachweis»«« seine» Rechte«, beziehentlich zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung, bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparkassen-Ordnung gemäß dem anaemekdeten Lerlustträger, nach erfolgter Be eidigung seiner »«zeige, der Inhalt diese« Buche« auSgezahlt werde« wird. Leipzig, den 10. Januar 1885. Die Verwalt«»« de» Leihhauses »ud der Sparkasse. Nichtamtlicher Theil. Eine «rur Papstrede. * Papst Leo XIH ist seit einiger Zeit sehr redselig geworden. Seine Weihnacht»aasprache, in welcher er seinen Zorn über die Fortschritte de» Protestantismus und des Übrige« „gottlosen SectenwesenS" in dem heiligen Rom äußerte, ist noch in frischer Erinnerung und schon wieder berichten die vatikanischen Blätter, der „Osservatore Romano" und der „Moniteur de Rome", Uber eine neue rhetorische Kundgebung de« Papste». Den Anlaß dazu gab da« Erscheinen einer Deputation der katbolischen Jugendvereine Italiens im Vatikan, welche vom Papste in feierlicher Weise empfangen wurde. Durch Ab geordnete waren besonder« vertreten: Ancona, Bolsena, BreScia. Eastellamare, Cbiari, Florenz, Genua. Lucca. Mai land, Monza, Padua, Neapel, Parma, Rovigo, Sorrent, Verona. Vicenza und Diterbo. Nachdem die Deputationen im großen EmpsangSsaale de« BaticanS versammelt worden waren, erschien Seine Heiligkeit der Papst, umgeben von den Cardinälen und Prälaten und nahm nach dreimaligen Beifallsbezeigungen auf dem Thronstuble Platz. Wie der „Osservatore Romano" versichert, sah der Papst sehr wohl au«, waS aus alle Anwesenden einen freudigen Ein druck machte. Der Präsident der katholischen Jugendvercine, Persichetti, verlas nun eine an den heiligen Vater gerichtete ErgebenheitSadresie, in welcher besonders betont wurde, daß die Bereia-mitgliedcr, gehorsam gegen die in der Encyclica ,.llaou«mn geull»" gegebenen Rathschläge, sich enger zu sammengeschlossen hätten und sich verpflichteten, mit allen ihren Kräften immer und überall die Rechte VeS apostolischen Stuhle» zu vertheidigen. Der Papst erwiderte die Adresse mit einer längeren Rede, au« der wir folgende bemcrkenSwerthe Stellen beransheben wolle«: „Wir können Euch nur unsere volle Anerkennung auSdrücken," beißt e« gleich im Eingänge, „daß Ihr uner schrecken den Weg dcS Guten betreten und entschlossen seid, den wahren Feind, der beute mit grimmiger Erbitterung gegen die menschliche Gesellschaft. Kott und die Kirche wütbet, mit allen Mitteln zu bekämpsen. Zu unserem Tröste havrn wir schon von verschiedenen Seiten, selbst vom Ausland« her, Adressen voll inniger Anhänglichkeit erhallen, in welchen junge Männer mit voller Unterwerfung unter die An weisungen unserer Encyelica „Uumcmum geuus" Protestlern und un» da« feierliche Versprechen geben, niemals an dem verruchten Treiben der gottlosen Seelen theil- nehmen, sondern vielmehr deren bösen Geist und Ein fluß überall bekämpsen zu wollen. Es ist ein geschickter Kunstqrifs unserer Feinde, die Menschen in Unwissenheit hin sichtlich der Religion z» erhallen, damit sie um so leichter von der Kirche Jesu Christi entfernt werden können. ES muß deshalb unser beständiges, emsige« Bestreben sein, die Wahrheiten der Religion zu verbreite», den ketzerischen Irr lehren entgegen zu wirken und den daran« bervvrgehenden Unglauben als den schlimmsten Feind de- Menschengeschlecht« zu kennzeichnen. Wir dürfen keine andere Ausgabe kennen, als die wahre christliche Liebe und ihre Wohlthaten zu ver breite«, wodurch die Menschheit allein aus den Weg de» Hecke» gelangen kann." Run beklagt sich der Papst» daß die „Protestanten" und »übrigen gottlosen Treten" sich bemühen, der Barmherzigkeit und Mildthätigkeit ihren christlichen und religiösen Charakter! zu rauben, um daran« einen Vorwand zur Veranstaltung I .frivoler Ergvtzlichkeiten, Schauspiele und Vergnügungen" zu s machen, welche nur al« eine grobe Beleidigung de« christlichen Sinne« und der damit verbundenen Barmherzigkeit ausgesaßt werden können. — Auch mit der socialensFrage und der Lage der Arbeiter beschäftigt sich die päpstliche Rebe, aber freilich nur in ihrer besonderen Art und Weise. „Heute mehr al« jemals", heißt e« da. „sind die arbeitenden Classen in großer Aufregung, weil sie, trunken von den abscheulichen Grundsätzen der Re volution, von verwegenen, ehrgeizigen Menschen ausgestackell werden, welche der Gesellschaft erschreckliche Katastrophen bereiten und die Arbeiter selbst nur in da« völlige Verderbe» kürzen." Man übe deshalb ein Werk von großer socialer Tragweite, wenn man ^ene Institute unterstütze, die sich die Verbesserung der Arbeilerverhältnisse zur Ausgabe machen, Einrichtungen, die schon seit langer Zeit, Dank der mütter lichen Sorgfalt der Kirche, bestehen, ohne welche der ver wickelte Knoten der socialen Frage unmöglich gelöst werden könne. Da e» der Papst in keiner seiner Reden unterlassen kann, einer Uuversöbnlichkeit und seinem Zorne gegen da« revo- lutionaire Italien unv die italienische Regierung Ausdruck zu geben, so thut er dies auch wieder in seiner neuesten An sprache an die katholischen Jugendvercine Italiens. „Laßt Euch nicht einschüchlern oder gar wankend machen", heißt eS in dieser Beziehung, „wenn Euch die Gottlosen wegen EureS katholischen Bekenntnisses, wegen Eurer Hingabe an deu heiligen Stuhl mit Hohn und Verachtung bedecken. Es wäre wirklich eine unwürdige Feigheit edler Herzen, über Da« zu erröthen, wa» stet« der Ruhm erleuchteter und auSerwäblter Geister war. Wankt also nicht, besonder- dann nicht, wenn man Euch anklagen will, daß Ihr Euer Vaterland nicht liebt. Antwortet alSdann vielmehr, gerade Derjenige liebe sein Vaterland nicht, welcher die festesten Stützen desselben, die Religion und Kirche, bekämpft, da« Papstthum unterdrückt und berabwürdigt, welches sür Italien stet« die Quelle seines RubmrS und seiner Macht, ja für andere Nationen sogar ein Gegenstand des Neide« gewesen ist". Diese Stelle der Rede scheint un« allerding» da» Stärkste, was bisher Leo XIII. seinen Gläubigen zu bieten vermochte Der Papst dürste nämlich jedenfall« m nicht geringe Verlegen, heit gerathen. wen« man ihn um die geschichtlichen Beweise befragen würde, au» denen er gefolgert, daß da« Papstthum sür andere Nationen ein Gegenstand de« Neide« gewesen sesi Die objektive, parteilose Geschichte weist vielmehr an der Hand von zahlreichen, unleugbaren Thatsacben ans da« gerade Gegentbeil hin. Seit Jahrbunderten erschallt in Europa unaufhörlich der Ruf: .. Los von Rom l" Wenn diesem Ruse in der Geschichte der Völker auch viele Thaten folgten, so sind daran nicht, wie da« Papst thum meint, die „gottlosen Irrlehren" und die „Feinde der Kirche", sondern ausschließlich die Papste selbst schuld, welche niemals die Forderungen der Zeit begreifen konnten oder wollten. Dieser halsstarrige Widerstand kennzeichnet das Papst thum noch heute. Dieter, aber nicht die italienische Revolu tion hat es in die Lage versetzt, i» welcher eS sich gegen wärtig befindet. Diese Lage wird sich auch kaum jemals besser gestalten, so lange sich da« Papstthum von seinem starren, unversöhnlichen Geiste der Verneinung nicht abwendet und den Interessen der Gegenwart und einer toleranten Kirchenpolitik zustrebt. Leipzig, 14. Januar 1885. * Di« nahezu einstimmige Annahme der Kamerun vorlage war eines der erfreulichsten Ereignisse im Reichs tag. der an solchen nicht gerade Ueberfluß hat. Daß Herr Bamberger, ein kleines Häuslein Nlkramontaner um Herrn von Schorlemer-Alst und etliche Socialvemckraten und Polen sich eS auch hier nicht versagen konnten, mit Nein zu stimmen, tbut der Wucht dieser fast den ganzen Reichstag umfassenden Majorität leinen Eintrag. Herr» Windthorst sind diesmal seine beliebten Verschleppungömanöver nickt gelungen; die Dentschsreiünnigen waren klug genug, ihm diesmal keine Handlangerdienste zu leisten und den Sturm der öffentlichen Meinung nickt noch einmal herauSzusorbern. Zu der Freude über die Abstimmung an sich, konnte sich sonach noch die Befriedigung über eine arge taktische Niederlage de- Centrum- sührer« gesellen, der mit seinem Antrag auf CoinmisnonS- beratbung absiel und sich alsdann gcnvthigt sah, auch seinerseits mit Ja zu stimmen. Niemand kann verkennen, daß in diesem bescheidenen Nachtragsetat nichts Geringeres zur Entscheidung stand, als die Frage, ob die Nation mit einer activcn über seeischen und colonialen Politik einverstanden ist. Mit Reckt konnte der Reichskanzler hcrvorbebcn, daß er ohne die Unter stützung durch eine starke volkSthüniliche und nationale Be wegung nickt wagen könne, Colonialpolitik zu treiben. Daß ihm diese Unterstützung sicher ist. konnte längst Niemand, der die Stimme der öffentlichen Meinung unbefangen auf sich wirken ließ, bezweifeln. Nack dein jüngsten ReichStagSvotum ist es in unwiderleglichster Weise constatirt. daß das ganze Volk und seine gesammte Vertretung mit einer activcn Colonialpolitik, wie sie der Reichskanzler wiederholt in den Grundzügen vorgezeichnet hat, einverstanden und sie warm zu unterstützen entschlossen ist. Das wird den leitenden Staatsmann ermuthigen. aus de», einaeschla- genen Wege sortzuschreiten. Das nahezu einstimmige Votum des Reichstag« fiir die Colonialpolitik mußte mit um so größerer Genuathuung ausgenommen werden, al- eS zu- sammentras mit den Nachrichten über ernste Verwicklungen, welche die deutschen Besitzergreifungen auf afrikanischen, Ge biet im Gefolge gehabt. Daß derartige Händel nicht auS- bleiben konnten, mußte sich Jeder vorher sagen. Wenn man aber im Ausland vielleicht der M l»»»g gewesen, die deutsche Colonialbeaeisterung würde sich durch solche bedauerliche, aber unt-r Uiiistänten unvermeidliche Vorsallc abschrccken lassen, so ist da« ein großer Jrribum. Wir wollen unsere Cclonial- politik ernst und entschlossen verfolgen unv n»S durch englische Zetlclungen darin nicht beirren lassen. Diese llcberzcuguig wird man auch im Ausland aus dem ReichStag-volum vom 10.'Januar entnehmen. * Au« Kiel, 11. Januar, wird der „Bossischcn Zeitung" geschrieben: Die Nachricht von den Vorgängen in Kamerun wurde hier erst gestern Morgen bekannt und erregte hier, wo alle Interessen so eng mit der Marine verknüpst sind, di« lebhoikcste Theilnabmr. Mit Unruhe und Sorge waren viele Familien erfüllt, welche An gehSrlge auf der Kreozer-Eorvettr „Olga" haben, deren Mannschaft, zum großen Theil au- Freiwilligen bestehend, verhälinißmäßig am meisten gelitten zu haben scheint. Lapiiain-Lieutenant Riedel, welcher da- an- 60 Mann bestehende LaudungS-Detachement der „Olga" commandtrte, ist erster Officier diese- Schisse«, welche« unter dem Vrsehle de» lkorvetteneapitain- Vendemann steht, der früher als Mitglied der ArttllerieprüsungScommlssion längere Zeit in Berlin gelebt hat. Der verwundete Ossscier, Unt.-Lieutenant z. S. Adolf von Ernsthauien. ist der zweitjüagfte Wachthabende aus der „Olga", Da- Flaggschiff „Bi-marck", aus welchem sich der Seschwaderchef Contreadmiral Knorr mir seinem Stabe befindet, wird von dem Capt. z. S. Karcher commandirt, der vor einigen Jahren al» Führer der „Carola" die australischen und polynesischen Gewässer nach allen Richtungen hin durchforscht hat. Für Alle, welche Familienmitglieder ans dem westafrikaniichen Geschwader haben, mag e» znr Beruhigung dienen, daß sämmtliche Schiffe mit ganz vorzüglichen Lazareth- einrichlungen versehen sind. Ans der „Kreuzer-Freaatte „Bismarck" befindet sich der SlabSarzt vr. Buage, welcher zugleich Geschwader- Arzt ist, sowie ber Alsistenz-Arzt II. Classe vr. Dammann, aus der „Olga" ist Stabsarzt vr. Fischer. Auf diesem Schiffe ist das Lazareth ganz vorzüglich ventilirt und die Wände desselben sind, wo sie aus Eise» besiegen, mit einem sogen. Uorkcemcnt überzogen, welcher da to unangenehme Niederschlagen von Wasser aus den Wänden verhindert. Im Lazareih befinden sich Schwiogkojen, welche die LchissSbeweguagen aus See möglichst ncutralisiren. Man bars mit Sicherheit erwarten, daß die Verwundeten die sorgsamste Pflege erhalten werden. Hoffentlich wird die Admiralität bald im Stande sein, die Rainen derselben zu veröffentlichen. Wenn der Lorveiie „Olga" bei der Landung bei Belltown und dem Bombardement von Hickorqtown die Hauptauf gabe zugesallen ist, so erklärt sich das au- dem Umstande, daß die „Olga" bei voller Ausrüstung nur einen Tiefgang von 5.6 Metern hat, während der etwas größere „Bismarck" volle sechs Meter tief geht: in versumpften, slußartigen Gewässern können diese Schiffe also nichts machen, sic können sie höchsten« im» Hisse ihrer Dampsbarkassen recognoSciren taffen. Die „Olga" hat zehn Geschütze, welche sämmrlich aus Deck placirt sind, und zwar ie vier Slahlkanonen von 15 Cttn. Rohrweite an den Seiten, während zwei Stahlgeichützr von 8.7 Ctm. Rodnveite im Bnq aufgestellt sind. Zwei Jagdgeichntze kleineren Kalibers sind am Heck placirt. Die Kreuzer-Fregatte „Bismarck" hat 16 Geschütze (kurze Kruvp'sche l5 Lim.-Geschütze). „BiSmarck" hat eine Besatzung von 404 Man», .,O!aa" von 267 Mann. Admiral Knorr hat also vvn der ihm zur Verfügung stehende» Mannschaft gerade die Hälfte gelandet. Nach den Erklärungen des ChesS der Admiralität wird e- aotliwenbig sein, für längere Zeit deutsche Seestreitkräfte bei Kamerun zu stationiren. Unter diesen Umständen ist an die Rückkehr der „Olga" zum nächsten Früh ling schwerlich zu denken, doch wird die Krenzer-Corvette „Ariadne", Commaiidant Torvetten-Capftain Lhüdcn, dir vorläufig bei de« Cap Verdi'jchen Juseln statioairt bleibt, wohl z« Lade März zarück- bevrdert iverdcn. Im Zusammenhang mit den Vorgängen in ti-inerun steht ohne Zweifel eine Version, die ich aul ihre Richtigkeit noch nicht habe prüfen können, die aber eine gewisse Wahrschein lichkeit sür sich bat. Es heißt nämlich, daß der Plan, in diesem Sommer wieder ein UebungSgeschwader au« großen Panzern zu bilden, ausgegeben sei, daß vielmehr nur Panzer fahrzeuge und Torpedoboote zu den Geschmaderübungcn herongezogen werden sollen. Mit der Mannschaft, die dann noch zur Versügung bleibt, sollen, so heißt eS, Kreuzersregatten und Krenzer- corvetten bemannt werden, die dann zugleich eine jeden Augen blick secfertige Reserve sür den Dienst aus den auswartigcn Stationen bilden würden. >» * » * Im Canton Neuenburg droht ein NationalitSten- zwisi en miniature auSrubrechen. Der Besitzer de« „kV-uille ä'^vis sie Aeusekütel" batte dasselbe beim Jahreswechsel mit Rücksicht aus die zablreicken deutschredenden Bewohner Neuen- burgS mtt dem Untertitel „Tagblatt der Stadt Neuenburg und Umgebung" versehen. Darüber geriethen die FranzöS- luige der Stadt und des CantonS in solche Aufregung, daß schon am 5. der deulsche Untertitel wieder verschwand, was der Besitzer de« Blattes mit folgenden Worten motivirle: „ES scheint, daß die weniqen deutschen Worte, womit wir glaubten, den Titel dieses Blattes vervollständigen zu müssen, bei unfern Freunden und Lesern keine günstige Ausnahme gesun den haben .. Wir wollten dadurch nur einer Thalsacke Aus druck geben, weil die deulsche Sprache in unfern Straßen häufig gesprviacn und bei Wahlen sür Maueranschläge gerne benutzl wird . . . Wir befinden »»S allzu sehr an der äußersten Grenze, um nickt gezwungen zu sein, in vielen Fällen dieser geographischen Lage Rechnung zu tragen .... Indessen verstehen wir zu sehr und theilen in vieler Hinsicht die Ge fühle und Empfindlichkeiten der Personen, welche qegcn- thciligcr Ansicht sind, um dieselben nicht zu berücksichtigen und ihnen unfern unglücklichen Untertitel nicht zu opfern." — Unter den deutsch redenden Neucnburgern und in der deutschen Schweiz bat dieser Vorgang Entrüstung erregt »nd e» wird in der Presse den Deutschschweizern der Gedanke nahegelegt, den „Wälschcn" gegenüber bezüglich ihrer Sprache auch etwas mebr Selbstbewußtsein zu entwickeln und fran zösische Ucbcrgrisse zurückziiwelsen. * Wie aus Madrid gemeldet wird, haben die spa nischen CorleS ohne Debatte eme Gesetzvorlage ge nehmigt, welche die Regierung zur Ausnahme einer Anleihe von 14 Millionen PcsataS ermächtigt, die zum Wiederaufbau der durch die Erdbeben in den Provinzen Granada unv Malaga zerstörten Häuser verwendet werden sollen. Tic Madrider Hypothekenbank wird mit dem Wiederaufbau beauftragt werden. ' Die italienischen Blätter beschäftigen sich an erster Stelle fortwährend mit der maritimen Expedition nach Ass ab. Nach Mittheilung der „Agenzia Skcfani" würde die als Garnison fiir Assab bestimmte Tr»ppenabtbe!lung a:>S einem Bataillon Chasseur« zu Fuß, einer Compagnie Arliller>e mit 6 Geschützen, einem Genie-Peloton und dementsprechenden ärztlichen Verpflegung«- und Jnkendanzpersonale bestehen. DaS betreffende CorpS, dessen gelammter Eft'ectivbestand kaum 1000 Mann übersteigen bürste, wird von dem gegenwärtig in Palermo befindlichen GenerelstabS-Oberst Saletta besebligt werben. Die Aufgabe dcS Com- maiidanten besteht darin, die Sicherheit der Colouie zu wahren und das benachbarte G«b et zu durchforschen. Tie Absahrt de- CorpS erfolgt wahrscheinlich in der lausenden Woche. Die C»»go-Cxpee!tio» wurce nicht contr> manoirt, sondern nur verschoben. E« sei blv« möglich, oaß vir Schiffe „Garibaldi" und „VeSpucci" sich durch den Suezcanal au dem Cap der guten Hoffnung vorüber nach dem Congo be geben und die die Garnison nach Assab führenden Transporl- dampser begleiten werden. Ein Versuch de- Blattes „Esercita", vaö Factum der Expedition in sensationeller Weise zu com- mentiren, wird von den untrrrichlelen Journalen einmüthig zurückgewiesen. * Da« Gerückt vom Rücktritt de- französischen Mari ne Ministers Peyro» erkält sich. und. wie sich voraussehen treß, sind m der Presse bereits die Einleitungen im Gange, um den wahren Grund, die Nichtübereinstimmung de- MarineminisserS mit der tonkinesisch - chinesischen Politik Ferry'S, möglichst in den Hintergrund treten zu lassen. „La Paix", das bis noch vor Kurzem als ausschließliches Organ de« ElhsS« betrachtet wurde, aber seither immer mehr in das Ferry'sche Lager überqegangen ist, meldet heute. Admiral Peyron Hab« kategorisch erklärt, daß er auS dem Cabinct austreten würde, 'wenn man die Adthcilung der Colouieu dem Marineministeriuin entziehen und dem Handels ministerium zutheilen sollte; andererseits aber habe Rouvicr, der gegenwärtige HandelSminister, diese Vereinigung der Colonien mit seinem Ministerium zur couckitro sin» gua vo» seine- Eintritts in da» Cabinet gemacht. Einer von Beide» müßte also feinen Platz räumen, und da könne e« kaum einem Zweifel unterliegen, daß der Gesinnungsgenosse dcS bisherigen Kriegsministers Campen»» deS Letzteren Schicksal theilen wird. * Herr Alexander Sibiriakosf, bekannt durch seine unausgesetzten aufopfernden Bestrebungen. Sibricn aus dem Seewege durch das europäische Nortmeer dem Verkehr zu erschließen, hat im vorigen Jahre eine neue Route, die Petschora auswärts, von da mit Rennthirren über den Ural zu den Zuflüssen deS Ob zurückgelegt und schreibt nun hierüber au« Irkutsk an ein Mitglied de» Vorstande« der geogra phischen Gesellschaft in Bremen wie folgt: Irkutsk, den 8.»81. November 1884. Ich bin om 5. November hier angekommea und wünsche Ihnen einige Nachrichten über meine Fahrt von der Mündung der Petschora, diesen Fluß auswärts, über den Ural nach Beresoff mitzutheilen. Nachdem ich den Dampfer „Nordenskjöld" in Boldanskybai gelassen hatte, setzte ich meine Fahrt nach Sibirien aus dem Dampfer „Obi" weiter fort. Ich ließ „Obi" in der Rahe von Ust Zylma (mittlere Petschora) am 30. August (russischen Stils), nahm ein kleine« Boot und kam am 8. September in Oraaez an. Die Petschora ist ein guter Fluß, wenigltenS bi- Oranez giebt eS keine Hindernisse für die Navigation. CS giebt jetzt schon dort 3 Dampfer von 25—iO Pserdekraft. die vo» Jaxscha (ca. 600 Werst von Oranez) aufwärts von der Mündung jeden Sommer fahren. Bon Oranez bin ich am 15. September über den Ural nach Schekurik mit Rennthieren gereist. Schekurik ist ein kleines Dort mit einer russischen Kirche, nicht weit von der Mündung des JluiscS gleichen Namen», einem Nebenfluß der Sygva. welcher durch die SoSwa mtt dem Ob in Verbindung lieht. Da in diesem Sommer ein vvn mir gecharterter Dampfer mit Maaren von TobolSk an« bis zur Mündung deS Flusse» (Schekurik) ohne irgend eine Schwierigkeit gekommen ist und da vorher auch ein Dampfer, welcher dem Herrn PoklewSky gehörte, den Ort besucht hatte, so brauche ich nicht viel über die Navigation der SoSwa-Sygva zn sagen, ebenso wie über die Fahrt der Petschora von ihrer Mündung auswürtS bi« zum Dorf Oranez: diese Frage ist vielmehr al« gelöst zu betrachten. Jetzt noch Einiges über die 'lraipaftag- Die Passage ist blo« 170 Werst laug, sie wird schon seit mehreren Jahren benutzt, nämlich von Syriänen, die jeden Winter vom Ob nach Pei'chora and vice rer» ans diesem Wege Provision u. A. mit Rennthleren transporttreu. Ich bin am 27. September nach Schekurik gekommen und gftig an demselben Tag mit einem Boot weiter nach Beresoff, wo ich am 1. Oktober eingetroffen bin; dort wechselte sch das Boot und ging gleich nach TobolSk weiter, welche Stadt ich am 18. October erreicht habe. Ich hoffe, daß die Bedingungen der Passage so günstig sich stellen, daß eS möglich wäre, auch eine Sommerstraße dort einzurichten; dann könnten die Maaren von Europa in demselben Sommer Sibirien erreichen und vio« versa; die Communication würde ganz regelmäßig und sicher ctablirt. Die Winter- und Sommcrpassage über den Ural ist säst dieselbe. Die beiden gehen vo» Oranez nach dem Berg Sablia, circa 40 Werst, die Gegend ist sehr sumpfig; dann kommt die Sommerpassage und kreuzt einige Berge bis zum Fluß Patcx, sie geht weiter hiuauf, immer dem Fluß folgend, bis zu dem See, aus welchem der Fluß ausflicßt (der See ist ungefähr eine Werst lang); dann steigt sie über den Ural hinüber (Wasserscheide) und sängt gleich mit dem Fluß Schekurik, der an der anderen Sette der Berge flußt, an, hinunterzugchen. Dann berührt sie den Nebenfluß Polia und kommt säst gerade nach dem Dorf Schekurik. Wir nahmen in einer Entfernung von 25 Werst einen kurzen Weg nach Dorf Schekurik. verließen den Polia (nämlich den Winterweg), aber der Weg ist sehr sumpfig und im Sommer gar nicht zu empsehleu. Die User der Flüsse Petschora, Soswa-Sygva sind bewohnt, an der Pclschora leben Syrjäncn, die schon ziemlich civilisirt sind, an der Soswa-Sygva Ostjakcu. Ich finde also, daß der Seeweg über Petschora alle Bedingungen des Ersolges hat und hoffe, daß er später eine sehr wichtige Bedeutung sür die Communication zwischen Europa und Sibirien haben wird, sobald nämlich die Uralpasjage gebessert und zu jeder Zeit benutzt werden kann. Hochachtungsvoll A. Sibiriakosf. * Wenn e« eine Zeit lang den Anschein gehabt baden konnte, daß die coloniale Actlon Deutschlands jenseits deS Canals mißfällig vermerkt würde, und im Anschluß daran die Perspective einer dauernden Entfremdung zwischen Deutschland unv England sich auslhat, so weiß man heute, daß von alledem nichts zutreffend i» und daß namentlich kein Grund zu der Besorgniß vorlieqt, als sei die Einleitung einer kräftigen deutschen Colonialpolitik nur aus Kosten unsere« bisherigen guten Einvernehmen- mit England denkbar. Der Reichskanzler Fürst BiSmarck bat einen hervorragenden Tbeil seiner Erklärungen von Sonnabend dem augenscheinlichen Zwecke gewidmet, die öffentliche Meinung sowohl buben als auch drüben wegen dcS Charakters und der Tendenzen seiner colonialen Politik vollständig zu berubigen. Dieses Bestreben unseres leitenden Staatsmannes scheint, nach den neuesten Londoner Telegrammen zu »rtheilcn, von dem gewünschten Erfolge begleitet gewesen zu sein. Alle hcrvcrragenden und tonangebenden englischen Zeitungen unterziehen die vom Reichskanzler abgegebenen Erklärungen einer höchst beifälligen Besprechung und betonen de» streng loyalen wie correcte» Cbarakter der deutschen Cclouialpoiitik. Nur eine gänzlich mißverständliche Auffassung dieser letzteren konnte überhaupt in der öffentlichen Meinung England- den Argwohn erwecken, als gehe man keutscherseiis darauf auS, der englischen Macht stellung, de» wohlerworbene» Rechten und den legitimen Inter essen Englands Abbruch zu thun. Wenn die Engländer, von derartig falschen BorauSsetzuiigeu auSgekend, zu nickt minder falschen Schlnßsolgerungen gclanglcn und daraufhin der deutschen Politik Borurtbeil unv M ßgunst entgegenbrachte» unv wenn in Rückwirkung alsbald deulsche Stimmen laut wurden, die an dem englischen Gebühren absall'gfte Kritik übten, so zeigt die Leichtigkeit, wemil keimende Mißverständnisse im Entstehen selbst unterdrückt werke», wie wenn günstig der Beden für selche i» Wahrheit bei den beiden stammverwandte» Völkern ist. Die Ueberlicserungen der Geschickte und Politik, welche Zeuguiß von der constanten Jnlimität der tculsch - englische» Beziehungen ablcgcn, weit entfernt, durch die Gegenwart demcntirt zu werden, baden im Gegentbeil durch die Er klärungen unsere« Reichskanzlers und ihre Aufnahme jenseits de- Canals eine neue und schwerwiegende Sanction erhalten * Ueber eine Unterredung mit Herr» Einwald, nach dcsien Emvsaug im englische» Colonialainl, berichte! rin Londoner Corrc*rcndcut der „Kölnischen Zeitung":
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