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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-23
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1885
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Erscheint täglich früh S'/,Uhr. Redarllon und Lrurdklio« Iohannesgaffe LS. -Prrchkundkn der Leöarlti«: Vormittag« 10—18 llhr. Nachmittag« b—6 Uhr. Ititz», NX,,», w>,»<«n»ier V!—»!e-wi» »,« »I«d«n>«n nicht »»r^lnttich. Am>«tz»e der für Ute »tchftspl«e«»e Nummer bestimmten Anse rate «n Wochentagen tz>« » Uhr Na»mttl«g«> an Lann- und Festtagen früh bi» ss,S Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-Annah«e: Otto Klemm, UniversiiätSstraß« »1, tont» Lüsche. Kalbarinenffraße 18, p. nnr bis ' ,S Uhr. riMer.TagMllü Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LS,P»Q Ädonnementrprei» viertelt. 4'/, Mit. iart. Vrtngerlohn b Mk, durch dt« Post bezogen S Mk. Jede einzeln« Nummer SV Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilngr» (tu Tageblatt-Format gefalzt) ahne Postbeiörderung 89 Mk. mit Poffbesörderuug 48 Rk. Inserate ssgespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriitea laut «ni. Preisverzrichniß. Tabellariicher o. Zifferniatz nach höherm Tuns. Xerlamen unter dem Redactionsstrtch dle4aespalt. ZeileävPf., vor den Familiennachrtchten die 6gelpaliene Zeile 40 Pf. Inserate sind iieis an die Gyprött^p» zu senden. — Rabatt wird uicht gegeben. Zahlung prusoumnrnocko oder durcy Post, oacdoadine. 23. Freitag dm 23. Januar 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekmmlmaihims. Di« Mitglieder de« Ralhes und der Stadtverordneten werden zu einer Mittwoch, den »8. l. M. Abend» '/,? U», t« Gaale der I. Bürgerschule abzubaltenden gemeinschaftlichen öffentliche» Sitzung ringeladen. Zweck derselben ist die Wahl der katholischen Gemeinde- Vertreter für den katholischen SchulauSschnß und die eine» Mitgliedes, bez. eine» Stellvertreter» in die k. Ersatzcommission. Leipzig, den 17. Januar l88b. Der Stath der Ttadr Letp;ig. l)r. Georgi. Hcittichcl. Realschule zu Leipzig, Narvftratze SI. Di« A«»eldmig neuer Schüler für Ostern erbitte ich mir Mantag, den 26. und Dienstag, den 87. Januar, Vormittag» da» S—13 uud Nachmittag« von »—b Uhr. Do« Schul,engniß von Michaeli-, Tauszeuguiß (Bebartsschein) und Impfschein sind ve-rMegrn. Pfalz. Nichtamtlicher Thetl. Jur egyptischen Frage. Am 20. und 21. Januar haben in London Minister- berathungen stattgefunden, deren Ergebniß voraussichtlich ein DermiNlungsvorschlag zwischen dem englischen und französischen Standpunkte fein wird. Die „Daily News" bereiten auf diesen neuen Vorschlag vor, indem sie die Hoffnung aus- sprechen, da« die französischen Vorschläge trotz erheblicher Be denken, welche sie erregen, dennoch eine brauchbare Grundlage für weitere Unterhandlungen abgeben werden. Der Verlaus der Sache seit dem Prvcrß der egyptischen Gtaatsschuldencaste gegen da- eayptische Ministerium ist der folgende. England ervot sich, etu.IZ'j^rocentige« Anlchen bis zum Betrage von L Millionen Pfd. Tttrl. auszugeben. um damit die Zinsen der schwebenden Schuld und die -osten der Bewässerung zu bezahlen. Für di« Zinsen des neuen Inlebens hasten die Eurkstafs« Egyptens m der Werse, dich dir Einkünfte der Darr» und der Damainen in die Bank von England fließen und England nur den Ueberschoß an di« egypkische Regierung herauszahlt. Die Verwaltung der Daira und der Domainen geschieht durch die egypkische Regierung unter Controle der englischen. Do« Liquidationsgesetz wird demgemäß abgeändert. Die Gegenvorschläge der französischen Regierung lauten da gegen: England giebt ein Anlehen von 8 Millionen Pfund Sterling aus, die StaatSschuldencasse wird durch den Eintritt Von Vertretern Deutschland« und Rußlands vervollständigt, di« Verwaltung der Daira und der Domainen wirb von der egyptischen Regierung in der bisherigen Weise sortgefübrt, und dir Einkünfte verbleiben in Egypten. Al» die französischen Vorschläge brkannt wurden, erklärte die vssentlich« Meinung in England einstimmig, daß sie un- aussüvrbar seien, und die .Mornina Post* gao zu verstehen, daß ihre Annahme gleichbedeutend sei mit der Ausschließung England« au- Egypten. Inzwischen haben die Mächte den Antrag auf Neutralisirung des Suezcanals gestellt, welchem England natürlich anw feindlich gegenübersteht. Die englische Regierung sucht die Entscheidung augenscheinlich in die Länge zu ziehen, und deshalb plaidiren „Daily NewS* und .Limes* für neue englische Vorschläge. .Time»* meint, daß England allein die Bürgschaft für die Neun-Millionen- Anlribe übernehmen solle, dann müsse aber Europa von der Verwaltung Egypten« ausgcschlossen und da» Liquidation«, gesetz aufgehoben werden. So unannehmbar für England die französischen Gegenvorschläge erscheinen, so gänzlich unmöglich ist die Annahme des neuen englischen Vor. schlagcs seitens Europa-; denn er besteht in nicht» mehr und nichts weniger als in der Einverleibung Egypten« in England. Tie .Time«* kann auch die Sache gar nickt ernst meinen, sondern will nnr die Verschleppung der Streitfrage anbahnen. Endlich ist es aber doch einmal klar ausgesprochen, wa« England eigentlich will. Bisder suchte fick die englische Regierung immer hinter Finanzoperationen iurllckzoziehen, denen ein gut Theil Dehnbarkeit und Unklar heit anhastrte, e« war der Standpunkt dc» gewiegten Haus manns, welcher den Vortbeil ans englische Seite brachte, ohne die letzten Absichten aufzudecken. Jetzt, da England sieht, daß man seine Gedanken durchschaut, wird e« unge duldig und kommt mit der Sprache heraus. Die ganze Komödie mit der StaatSschuldencasse soll ein Ende nehmen. Es war gerade genug, daß neben England in dieser Easie auch Frankreich, Italien und Oesterreich-Ungarn vertreten waren, nun soll auch noch Deutschland und Rußland in dieser Eontrolbebörde Sitz und Stimme erhalten. Da« war »u Viel für England, jetzt will England überhaupt nicht« mehr von derTheilnabme Europa« an der egyptischen Eontrole wissen, die englische Regien,na will an die Stelle der Staatsschulden- casse treten, und das Liquivationsgesetz soll außer Kraft gesetzt werde«. Al« vor einigen Wochen die Eanalflotte den Brfebl erhielt, mllzulausen. war in England große Bewegung, man brachte diesen Befehl mit der egyptischen Angelegenheit in Verbindung uud glaubte, daß die englische Flotte alsbald vor Alexandrien erscheinen werde. Dann wurde wieder abgewiegelt und die englische Regierung nahm die unschuldigste Miene von der Welt au. Der Gedanke lag nahe, daß eine vereinte Bewegung zu Wasser nnd zu Lande allen Schwierigkeiten in Egypten ein schnelle« Ende bereiten solle. Wolieled ist auf dem Wege nach Khartum, und die englischen Telegramme stellen die Sachlage al« außerordentlich günstig dar. Nachdem die Eolonne Stewart Metamiieh erreicht hatte, sollte unmittel- bar die Einschiffung nach Kbartum erfolgen. Die Phantasie englischer Berichterstatter ging neck weiter, e« sollte sogar schon rin Ueberrinkommen mit dem Mabdi abgeschlossen sein, demzufolge derselbe dem englischen Vormarsch keine Hinder nisse in den Weg legen wollte. Da kamen plötzlich andere Nachrichten, welch« die früheren Mittheilungrn al« Lügen gewebe entlarvten. Darnach hat der Mabdi den Versuch gemacht, Gordon in einen Hintrrbalt zu locken, und Norton ist auch in die Falle gegangen Der Erfolg war aber nicht so durchschlagend, wie der Mahdi gehofft hatte, und der Kamps batte nur den Verlust eine» Dampfers und die Gefangennahme eine« Theile« der Besatzung von Kbartum zur Folge. Irgend eine Bürgschaft für die Richtigkeit auch dieser letzten Meldung ist ebensowenig vorhanden wie für die früheren, im Gegerttheil spricht der Umstand, daß der famose Mndir von Tongoln die Vermittelung der Nachricht Übernommen bat, für ihre Zwciselhastiakeil. Aber die „TimeS" würde sich nickt zum Sprachrohr derselben gemacht haben, wenn sic nicht dir willkommene Handbabe dargeboten hätte, um die Lage Gordon'ö als weniger gut darzusiollen, wie sie bisher gegolten hatte. Das Telegramm macht fast den Ein druck. al« wenn e« den Zweck batte, aus den Tod oder dir Gefangennahme Gordon's Vorzubereile», da Beide« schon längst als wakrscheinlich anzuseben ist. Alle Nachrichten, welche in letzler Zeit über kaS angebliche Wohlbefinden Gordon's verbreitet wurden, tragen das Gepräge der Erfin dung oder doch der Unwahrichcliilichkctt a» der Stirn, „ä.11 rights mit dem Siegel Gordon's unterzeichnet, ist ungefähr so viel werth wie der Kasten mit der Erde vom Heiligen Grabe mit dem Eerkificat keS Patriarchen von Jerusalem als Beglaubigung-Urkunde, von welchem Thümmel erzählt, daß er von seinem Besitzer unterwegs immer aus- Neue ge füllt wurde. Vielleicht ist der Mabdi selbst der veriasser de« lakonischen Briefes. Mag aber auch die Expedition Wolselev'S zu spät kommen, um General Gordon ans der Hand dcS Mahdi zu befreien, ihr Hauptzweck, die Wiederaufrichtung de» ties.zeiunkenen englischen Ansehens in Egypten, wirb bei einigem Glück er reicht werden, und da- genügt gerade, om das Protektorat Englands über Egypten zu rechtfertigen Daß England irgend eine Ucderraschung in Egypten vorbereitet, ist ganz unzweifel haft, sonst würde nicht die Gladstonc ergebene Presse so laut gegen jede Einmischung Europa- in die egyptisch« Angelegen heit protestirrn. Um die Verwirrung vollständig zu machen, wird jetzt auch noch die Sendung de- türkischen Jussizminisler« Hassan Febmi Pascha- zu allen möglichen Gerückten au-gcbeutet. Mit besonderer Hartnäckigkeit behauptet sick daS Gerücht, daß der Sultan die Absetzung de« Khedive Tewfik Pascha und seinen Ersatz durch Halim Pascha betreibe. Andererseits wird au« Pari- gemeldet, daß Fchini Pascha dort mit Baron Hirsch wegen der türkischen Bahnen verhandelt habe Di« letztere Nackricht hat die größere Wahrscheinlichkeit für sich, im klebrigen ist es sehr leicht möglich, daß Hassan Fei>w> io Wodurch sich Tewfik Pascha den Haß Abdul Hamrd's zugezogen baden sollte, ist nicht zu verstehen. Sr hat einfach die Dinge so genommen, wie sie sind, nnd sich dem englischen Einfluß soweit untergeordnet, als er mußte. Daß er den Eintritt der Vertreter Deutschland- und Rußlands in die egypkische StaatSschuldencasse nicht ohne Weiteres genehmigen konnte, liegt auf der Hand, dazu war die Zustimmung Englands notbwendig, und diese war nickt zu erreichen. Tewfik Pascha ist «in Werkzeug in der Hand Englands ebenso, wie es jeder Nachfolger sein würde, aber eS liegt auch nickt einmal ein erkennbarer Grund vor, welcher Tewfik Pascha die Rolle als Sündenbock zuerlheilen würde. Daß Tewfik Pascha lediglich DaS thun muß. waö England befiehlt, das lehrt der Proceß der egyptischen Slaatsschuldencafle gegen die egyplische Regierung Lord Northbrook hat die von der egyptischen Regierung befolgte Fiiianzmaßregel, um au« den augenblicklichen finanziellen Schwierigkeiten beranSzukommen, anbesoblen, und trotzdem soll jetzt Egypten dafür büßen. Der Bertheivigrr des egyptischen Finanzministers in dem Processe sollte die Beweise dafür bei- bringen, daß die Regierung nur unter dem von England geübten Drucke handelte, als es die Einkünfte au« den Eisen- vaknen mit Beschlag belegte. Davon will aber England nicht« wissen, und der Derlheidiger mußte sein Mandat meder- legen. Da« ist doch kein Grund, um Tewfik Pascha einen Nachfolger zu geben! * Leipzig, 83. Jano« 1885. * Dom Berliner Comits für die Ehrengabe zum 70. Geburtstag des Reichskanzlers Fürsten Bismarck ist folgender Ausruf erlassen worden: Hm deutschen Volke ist aller Orten der Wunsch lebendig, dem Reichskanzler Fürsten vismarck zn seinem 70. Geburtstage eine Ehrengabe als Ausdruck de« Dankes der Nation zu überreichen. Die Unterzeichneten haben sich vereinigt, om für dieses Bestreben einen Mittelpunkt zu bilden und ein Zuiammenwirken der da« gleiche Ziel verfolgenden Lomittt^u ermöglichen. Wir halten letzteren den Land, sondern aur von den zwingendsten Bedürfnissen des eigenen Lande- geleitet wird. Bon dieser Tendenz muh sich jeder Staat leiten lassen, und er thut dies auch umiomehr, als nun doch schon seit Jahren mehr und mehr in der gelammten civilisirten Welt die Ucberzcugung durchzedrungen ist, dah die poliiffchen Beziehungen der Staaten durch wirthschaftliche und handelspolitliche Maßnahme», die sich allein nach dem Interesse eine« jeden einzelnen Staate« richten müssen, nicht gestört werden können und düissen, und dah mtrlhichostllchr und hantel-politüchc Maßnahmen nicht mehr wie früher zur Herbeiführung politischer Verwickelungen benützt werden dürfen. Dah die Vorschläge der Zolltarifaovelle einem bringenden Bedürfnisse DentichlandS entiorcche», wird nur von demokralisch- srcisinniger Seile bestritten. Insbesondere die Getreidezölle sind — da sie in de» landwirthschastlichen Verhältnissen Deutichlanvr lies be gründet sind — so populär, dah an einen ernsten Widerstand dagegen im Reichstage gar nicht zn denke» ist; MkinungSverjchiedenheüen körnen höchstens bezüglich der zu beschließenden Höhe de- Zolles bestehen, doch dürste die Neigung überwiegen, über den von der Regierung vorgeschlagenen Zollsatz von 2 ^t für den Doppelrentner Roggen noch hinauszugehen. Dah der bisherige Satz von 1 in Folge de- HondelSvertrages mit Spanien sowohl für diese« Land, wie für Oesterreich-Ungarn und Frankreich (als den Ländern, mit denen wir in einem Meistbegünstigungs-Lerhältnisse stehen) bestehen bleibt, so lange jener Vertrag besteht, ist selbst- verständlich. Auch die nun tn Vorschlag gebrachten Jndustriezölle finden eine große Zahl Anhänger im Reichstage, desgleichen die Holzzölle, die vor zwei Jahren nur abg-lednt wurden, weil damals das Centrum and die Cvniervativen nicht über die Majorität ver fügten; — da« ist aber jetzt wobt der Fall. Auch dars oocau-geieyt werden, daß sich die Stellung der Naiioaalliberaleu in ollen vielen Fragen — speciell in der Getreidezollsragc — jetzt mehr als früher der protekttonislischen Richtung zuneigt. Unter diesen Umständen wird eS den „Freisinnigen" und ihrer Presse schwer.ich gelingen, einen Sturm der Entrüstung im Volke herauizubcichwöien, der mit dem Adressensturm zu Gunsten des Reichskanzlers auch nur eine emiernte Aehnüchkeit baden könnte. Der Versuch soll frerlich gemacht werde» — oder er wird kläglich scheitern. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt an leitender Stelle: Daß die „Germania" lediglich vom Kampf lebt und, um den selben immer von Neuem zu beleben, jeden, auch den ungeeignetsten, Anlaß benutzt, rrglebt sich wiederum aus ihrem Verhalten in der Frag« der Posrnschen ZediSvaconz. Sie wende» sich gegen .ein freiwillig qouvernementaleS Blatt", welches behauptet haben soll, die Hauvlauigabe de« zukünftigen Erzbischof- von Posen werde „die Brrrnaniiation der polnischen Sathotikeu" ieia, erklärt r- für täckprttch und empörend, cuizuoehwen, daß drr Klerus zn einem solchen Unterfangen die Hand bieten könnte — nnd substituier dann «hu- Wettere« irnem von ihr bekämpften Blatt» die pre'ißilche London au» über egyptisch« «NOeleqenhettm, verbandet* kkt.'Wrmerung. so daß man am Schluß de« »rukelö den »..»druck ,»tritt offen und werden Mitglieder derselben gern in unsere Mitte ausnehmen. Unser Ruf zur Mitwirkung ergeht an alle Deutsche. Wir ersuchen, wo die» noch nicht geschehen ist, die Sammlungen zu eröffnen und die Zeichnungen und Beiträge an unfern Schatzmeister, den Präsidenten der Seehandlung, Herrn Rötger, einzusenden. Drr Bestimmung der Ehrengabe entiprechend werden auch die kleinsten Beiträge willkommen sein, lieber die Ausführung werde« wir öffentlich Rechenschaft legen. Herzog von Ratibor, Präsident des Herrenhauses, Vorsitzender, v. K öller, Präsident dr« Hause- der Abgeordneten, stellvertretender Vorsitzender. Rötger, Präsident der Seehanclung, Schatzmeister rc. * Der „Polltischen Correspondenz" wird offieivs au« Berlin vom >9. äanuar geschrieben: Nachdem der Kampf, den die demokratisch.ultramontaue Majerttäk tm Reichstage gegen den Fürste» Bismurck aus dem Gebiete der Colonial- und auswärtigen Politik unternommen, mit der Niederlage der parlamentarsschen Verbündeten und mit der Sprengung diese« Bündnisse« geendigt bat. sind wir nunmehr tn die Periode der wirtbichaitltch-ioctal- und zollvolittschen Kämpfe getreten, für welche »o» vornherein niemals zwischen Ultramontanen und Frei- sinnigen eine Einigung bestanden hat. Mit der Einbringung der Zolltansnovelle hat sich die Gruppiruna der Parteien im Reichstage vollständig verschoben; die princivielle Opposition wird hierbei allein »on den „Freisinnigen" und den Soeialdemokraten — zmainmen etwa 88 Monn — vertreten, während alle übrigen Parteien, selbst die Mitglieder der süddeutschen Volk-Partei, medr oder weniger iür die Principien eintreten, welche der Zolltarif-Novelle, wie auch den anderen wirihichaitS-poliiiiche» Vorlagen, beziebungsweiie den im Reichstage selbst vorbereiteten steuerpolil>iche>i Entwürien zu Grunde liegen Hiermit ist freilich noch nicht gesagt» daß diese Vortagen unverändert und ohne Kämpfe durchgehen werden. Aber es muß cvnftatirt werden, daß mehr als 800 Mitglieder de« Reichstages — last vier Fünftel drr Volksoenretuna — im Princip aas den Boden der Wirthichaitsreiormpolitik drr Regierung stehen. Wer da« de- denkt, wird auch wissen, wo- er vo» dem Lärm zu halten hat, welchen die demokratijch.sre,sinnige Presse über die Einbringung der Zolllarisnovclle erhoben hat und den sie mit immer stärkerer Stimme erhebt, wenn irgend eine ausländische Stimme sie dazu ermuthigt. E« ist klar, daß Deutschland bei seinen zollpolitschea Maßnahmen von keinerlei Feindseligkeit oder Uebelwollen gegea irgend ein fremdes empfangen muß. als ob die letztere einen .fKrzgermaniiator' a.tf den erzbischöflichen Stuhl in Posen bringen wollte. Wenn es darauf ankommt, die Regierung z» verdächtigen und bei der Bevölkerung in MiScredit zu l nngea, so heiligt dieser Zwrck in den Aug n der „Germania" jedes Mittel. Die Reg erung bat niemals die Absicht gehegt oder kuiidqeaeben, den erzbischöflichen Stuhl in Posen zu Zwecken der Sermanisirung zu gebrauchen. Die Behauptung der „Germania" ist also eine unwahre. Die Regierung kann selbstverständlich nicht dulden, daß in Posen ein Erzbischoi sitzt, der mit dem polnischen Adel gegen Preußen cvnipirirt. Sie muß der Seiabr Vorbeugen, daß der höchste geistliche Würdenträger in der Provinz seinen Einstuß auf die niederen Classcn der Bevölkerung, inSbeionderc aus die Bauern, in den Dienst der polnischen Propaganda stellt Darüber hinaus gehen die politischen Rücksichten der Regierung aber nicht. Einen „Germani- sator" hat sie niemals als Kandidaten für Posen in Aussicht genommen; nur trissl sie Vorsorge, daß der künftige Erzbischoi von Posen nicht ein eifriger Pole als Katholik sei. Al- Graf Ledochowski nach Posen kam. schien eS, al» ob derselbe di«ser Bedingung entspräche, wo« sich aber bald al- ei» Hrrrhum erwie». Bischof Keltler, den die Regierung für geeignet hielt, lehnte bekanntlich ab, weil er der polnischen Sprache nicht mächtig war. Da- Verhalten des ultramontanen Blatte« nimmt uns an und für sich nicht Wunder; erstaunlich ist nur die Ungeschicklichkeit, mit der die „Germania" in dem vorliegenden Falle vorgeht. Es dürste doch wohl im Interesse der „Germania" selbst liegen-, daß sie tn der Aa»wuhl der Mittel, mit denen sie die Regieruag zu ver dächtige« such», etwa« vorsichtiger verfahre. * Osficiö« wird in folgender Notiz in den „Berliner Politischen Nachrichten" in Bezug auf die Arbeitcrschutzan- träge Stellung genommen: „Die Anträge, die von einzelnen Mitgliedern de« Reichstage« aus Ausdehnung der Ar beit er- schutzgesrtze gestellt wurden, haben in der Industrie große Verstimmung erregt» Nachdem der Letzteren durch die Kranken« und Unfallversicherung große und schwere Lasten auserlegt worden find und nachdem sie durch die zur Aus führung dieser Einrichtungen erforderlichen Versammlungen und Verhandlungen in eine ungewöhnliche Unruhe versetzt worden ist, hatte man erwartet, daß die ReichSgesetzgedungs- maschiue wenigsten« «ine kurze Rub»pa»se fick gönnen und nicht durch schließlich blo« agitatorische Absichten ein zelner RrichStagSsractionen wieder in Bewegung gesetzt werden würde Dir Industrie ist seit einigen Jahren in einem erfreu lichen Aufschwünge begriffen. Derselbe würde ohne Zweifel gestört werden, wenn c» den Parteien gelänge, Handel und Ge werbe zum VersuckSselde für allerhand utopistische Pläne zu machen. Welch« einschneidenden Folgen diese grsetzgeberischen Ver suche für den deutschen Gewerbefleiß haben würde», gcbt daraus hervor, daß mehrere große Jndustrievrreme besondere Ver sammlungen ausgeschrieben haben, um fick über die Mittel zur Abwehr dttser mehr oder weniger unreifen Erperimente schlüssig zu macken. Am 24. Januar halten der Verein »Concordia* und der Ausschuß kos Vereins der norddeutschen Baumwollindustriellen in Berlin zu diesem Zwecke Versamm lungen ab. Ebenso werden sich die Mitglieder de« Ausschusses deS Centralverbanves. welche der Tcrtil- oder Gla«indusirik angehvrcn, in einer besonderen Versammlung und auch der Ausschuß de« EentralverbandeS selbst in seiner am 2V Januar hier stattfindenden Sitzung mit diesem Gegenstand« beschäftigen.' * Zur Marin« wird der „vossischen Zeitung" geschrieben: Die Mittbeilunq über da« An»scheiden deS Captains z. S. Herbig ou« dem aktiven Marinedienst ist insoiern nicht qanz correct, al« Lapitain Herbtg nach Rückkehr mit Sr. M. T. „Leipzig" von einer Weltumsegelung im Ociover vorigen Jahre» nicht Vorstand de« Abwickelunqsbureaus der Marinestation der Ostsee geweicn. sondern bei seiner Heimkehr von Berlin nach Wilhelms,nven versitz« worden ist, nach »m er vorlier bis zu seiner Einschiffung an Bord der Corvette „Leipzig" in Berlin, während eine« Zeiträume« von l8 Monaten dem Drcernat iür Ausrüstung in der kaiierlichen Atzintralität vvrgestanden hatte. Auch die Gründe für die verspätete Heimkedr der „Leipzig" sind nicht Havarien und Krankheiten geweien, welche «chiff und Mannichaft dvrch- znmach-n halte». Da» Frftkommea drr .Leipzig" an der Nordlüste Bvrnros und die dabei erlittene Havarie er- folgte om v. April, und die Fieberepidemic, on welcher circa 320 Mann der 487 Köpfe zählenden Besatzung de« Schiffes erkrankt waren, der aber Dank der seiten- de« Commondavten und der SchiffSLrzte getroffenen Maßnahme» und Fürsorge Niemand zum Opfer gefallen ist, trat während de« zur Reparatur ersorderlicheo Aufenthaltes im Dock zu Singapore ein. Die „Leipzig" verließ der erhaltenen Ordre gemäß am 1. Juni Singapore, um die Heimreise anzutreten, und hätte bequem Mitte September in die heimischen Gewässer zurückgekehrt sein können, wenn nicht dem Commondo bei Änkunst in Capstad» die Ausgabe zu Dheil geworden wäre, sich an der dcuiichcrsetrs geplanten Besitzergreisung an der westafrikanischen Küste zu beihelligrn. Zu diesem Zweck» mußte Angra Pequena angelauien und der Aufenthalt daielbsi auf 3'/, Wochen ausgedehnt werden, da die iür die „Leipzig" be- stimmten Ordres dorthin durch die Corvette „Elisabeth" gebracht werden sollten, welches Schiff erst am 6. August in Angra Pequena eintraf. Nachdem dann am 7. August Angra Pequena durch Caoitan zur See Herbig in Vertretung des erkrankten Commandnnleo der Corvette „Elisabeth" unter da» Protektorat Deutichlands gestellt worden war, steuerte die „Leipzig" zur Lösung der anderweitige» Ausgaben nordwärts und langte nach Auffüllung von Kohlen und Proviant in St. Vincent (Cap Verblich« Inseln) und Madeira nach sehr schneller nnd glücklicher Fahrt am 6 October in Wilhelm«. Häven an. also trotz der nicht vorherzasehenden Ausenthalte und Verzögerungen nur 8 Tage zu spät, denn Ende September sollte das Schiff überhaupt erst zuruckgckehrt sein." * Man schreibt uns von der böhmischen Grenze, 21. Januar: „Die Anarchisten beginnen ihr verbrecherische« Treiben auch in Böhmen, den» es finden sich zeitweilig in den verschiedene» Städte», welche eine größere Aroeiterbevölkerung haben.Flugickrislen aufrührerischen Inhaltes. Leider glückte« der Polizei nur fetten, d»c Verbreiter zu entdecken. Um so er freulicher ist eS, daß es kürzlich in Kolin doch geglückt ist. zwei Individuen, nämlich den Schneider Zimler au« ZaSmuk und den Lackirer Leger aus Kolin, auf frischer Thal zu er-> tavpen, als sie eben einen Aries, welcher VaS TodeSurtheil ves Pclizeirevisors Vulterin enthielt, vor die Wohnung des selben warfen. Während Seger vor der Thür des Polizei- gebäudeS Wache hielt, ging Zimler in den ersten Stock; aber alS er den Brief fallen ließ, trat die Frau des Polizeiwacht- meisterS aus der Tbür, schlug sofort Lärm und hielt den Tl'äler fest. Da die Bewohner de« Parterre die Thür schnell schlossen, gelang eS auch, den andern Burschen sestzu- hallei. In der Nacht daraus fanden sich in allen Straßen von Kolin und CzaSlau anarchistische Flugschriften, welche in dentscker und czechlscher Sprache abgcsaßt waren, zerstreut. AlS Druckort war New-Psrk angegeben. Der czechisch gedruckte Theil war sehr fehlerhaft, scheint also von einem uiigrbi!orten Ez'Ler, oder von einem Angehörigen einer andern Nation versaßt zu sein." Die deutschen Schulen im Äuslau-e. * Ja den letzten Wochen ist ein Werk erschienen, das so recht deutlich erkennen läßt, wie unendlich weit verbreitet denksche« LolkSthum aus Erden ist und w>e die Deutschen im Auslande, namentlich seit den letzten zwei Jahrzehnten, eifrig bemüht sind, durch deutsche Schulen ihre Nachkommen der Muttersprache zn erhalten. Das Werk giebt Zeugniß von der stillen, aber tiefwirkeu- den Arbeit der deut'chen Schulen im Au-lande. Es entrollt un« zwar kein vollständ geS Bild von den unter fremden Völkern bestehen den deutschen BüdunqSstältea: doch ist es das Beste, da« uns bi«her über diesen Gegenstand geboten wurde. Der Verfasser de« Werke«: „Die deutschen Schulen im AuSlande, ihre Geschichte und Statistik, BreSlau 188.i", ist der Rector der deutschen Schule in Antwerpen, I. P. Müller. Durch AuSsendung von Frogebogeu hat er sich möglcchst gute Auskunft über den zn behandelnden Gegenstand ge- holt; nur in seltenen Fällen sind die Angaben mangelhast» die meisten Abschnitte des Buche« entbalten eine wahre Fülle von Material über di: Unterrichtsverhältmffe der Deutschen im AuSlande. Keinen Staat in Europa giebt es, in dem nicht deutsche schulen »o finden wären! Jo in keinem Welttheile fehlen deutsche Bildungs stätte»! Ueberall hat der deutsche Stamm festen Fuß gefaßt! In Belgien giebt e« dcutiche Schulen zu Antwerpen und zu Loth bei Brüssel. Die Schule zu Antwerpen besteht seit 1841, ist aber erst seit >870 zu ihrer jetzigen Beveutung und Blüthe gelangt. Die gewaltigen Ereignisse diese» Jahre« ließen auch bei den Deutschen tn Antwerpen die Begeisterung hoch ausloderu; die sonst so scharf hervortretcnden Stammesunterichied« verschwanden und man ver band sich m>I großer Opierwilligkeit, um dem nationalen Gedanken durch ein bleibende« Denkmul, rin stattliches Schulgebäude, Ausdruck zu gebe». Die Antwerpener deutsche Schule wird jetzt von 286 Schüler» besucht, die zu Loth bei Brüssel dagegen nur von >8. In Dänemark bestehen 4 deutsche Schulen zu Kopenhagen, die zusammen von 778 Kinder« besucht werden. Die älteste Vieler BildungSanstalten reicht bis ins 16 Jahrhundert zurück; eine der Schulen hat sich zu einer fünsclassigen Realschule entwickelt. In den elf deutschen Samten in London werden über 1800 Kinder unterrichtet; ungefähr 1000 mögen noch ihre Muttersprache reden. Da« ist eine sehe kleine Zadt gegenüber den 80,00t) Deutschen, dir heute in London leben. Die zweite Generation der Lettischen in London geht in der Regel dem Deuischthum verloren. Die Ursachen zu dieser betrübenden Erscheinung liegen darin, daß die deut che Sprache in den Familien ost sehr vernactiläisigt wird, daß rieliach Mischelien zwischen Engländern und Deutsche» Vorkommen, und daß die englischen bonntskkool» viel billiger und den Leuten bequemer gelegen sind. Cbaiakier und Zweck der drulichen Schulen in London ist ein lehr verschiedener. Das deutsche Waisenhaus, unter dem Protektorate de« Kaffer« Wildelm siedend, wurde von den in Eng- land wohnenden Deutschen 1878 gegründet zur Feier der goldenen Hochzeit Ves deutiche» Kci,sr>paare«. In Frankreich giebt et zwei dentiche Armenichuten zu Pari« und eine in Marieille. Die elfteren werden von 41S Schülern besucht, in der letzteren genießen SO deutsch« Kinder deu ichen Unterricht. Ohne dies» Schulen würden die Kinder der den ärmsten klaffen cmgedörigen Deutschen sehr bald ihre Muttersprache ver gessen. In, Jahre 1882 erhielten die zwei Schulen in Pari« vom dculichen Kaffer 5400 ^l, vom Großberzvg von Hessen 3000 Frc«., vom König von Bayern 300 Frcs. Untti stützung. In Griechenland wurde die vom königlichen Hole unterhaltene dratsche Schule in Alben infolge der Revolulton de« Jahre« 1862 auigelöst; an ihrer Stelle wurde 1872 eine neue deutsche Schule errichte«, die gegenwärtig von 70 Schülern besucht wird und eine Unterstützung durch den deutsch,« Kaiser erhält. In Holland bestehen deutiche Schulen in Amsterdam und km Haag. Die im Haag wurde 186b errichtet und zählt jetzt in zwei Llassen 130 Schüler, die in Amsterdam trat t88S in« Leben. In Italien finden sich sieben deutiche Schulen: zwei in Florenz und je eine in Rom, Mailand. Genua. Livorno uud Neapel. Alle zusammen werden von über 400 Schülern besucht. Die größte und eniwtckeltste ist die zu Neapel: dieielbe steht unter dem Direktor Kleber, gliedert sich i» siebe» Llassen u -d wird nur durch di» Ovier- willigkeit der deutschen Gemeinde ans ihrer Höbe und in ihrer Aus dehnung erholten. Die deutsche Schule in Rom steht unter der Aussicht de« deutichen Boiichait»prediger« »nd emviängt, gleich der dkutichen Schule in Genua, eine Unterstützung durch den deutiche» Kaiser. Di» deutiche Schule in Venedig mußte Oster» 1884 wegeu zu geringen Besuch« geschloffen werden. In Portugal finden sich zwei deutsche Schulen: eine Töchter schule in Lissabon und eine Knaben- und Mädchenschule tn Oporto. Recht interessant sind die Miltheilungen über das deutsche Schul wesen in Rumänien. In diesem Lande giebt c« deutsch^vangelische
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