Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-26
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich MH «'/.Uhr. »nd L-pe-M»« Joh,u>««gass, 33. Hprechldmtui der Rrderttmn Vonnittag- IG—1L Uhr. Vathmittög- G—G Uhr. N»»»«r 8»s»r»l« «» 5«LL^.'..?kckÜ7:M I, de« /Malen sttr Sns.-Anvntz«: Otto «-»». UniverfÜSt-ftr-ß» ,1. Lonis Lösche, Latharinenftruße 18, Dh »«r »t» '/.» Itzr. dger.TasMM Anzeiger. Organ für Politik, Lrcalgeschichte, Handels- und GeschLstSverkchr. Auflage L8,?»0 ^donnement«»rria viertelf. 4'/, M. iucl. Bringerlohn 5 Mk. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numm« 20 P Belegeremplac 10 Pf. Gebühren sur Ertrabrilaarn (in Tageblail-Format gefalz« ohne Vostbefördcrung ZS MI. «it Poftbefärdernng 48 Mk. Inserate Sgespalrene Petitzcile SO Pf. Gr-Ser» Schriften laM »ni. Preisoerzeichuiß. Ladellanscher u. gisftrnfatz uach HSHerm Lanf. Reklamen «Mer dem RrdacttonSstrich dte-aelvalt. Zelle 50 Pf.. vor den Familien Nachrichten die ögespallene Zeile 40 Pi. Inserate sind stcis an die Erpikbltto« zu sr»d«». — Rabatt wird a cht »»geben. Zahlung praeaumerauäo oder oura, Past- aochnatime. 2«. Montag den 26. Januar 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Thell. j NrltmiMichmii. Da< vom StistSrathe Or. Johann Franz Dom ft» «inen in Leipzig geborenen, dir Reckte stndirendr« Schn ») eine« Beisitzer- der hiesigen Juristensacultät, oder, da deren keiner vorhanden, . d) eine» Beisitzer- de» vormaligen hiesig« Schöppen» stuhleS, oder, da ein solcher auch nicht wäre, e) eine» Rath-herr» allhier, und wenn der» «benwäßi- keiner zu finden, 1) eine- hiesigen Bürgers gestiftet« Stipendium ist auf die Jahr« 1885 uud 1888 )u versehen und beträgt ans diese beiden Jahre je 17V 58 ). Der Empfänger diese- Stipendii hat jede- Jahr am 12. Juni, oder, dasern letzterer auf einen Sonn» oder Feiertag fällt, a« IS. Juni über eia „argumentum juricklcru» zu perorireu" und diese Oratio» schriftlich bei un» einzureichen. Wir fordern diejenigen Herren Sludirenven. wetcke um obige- Stipendium sich bewerben «ollen, hierdurch auf, sich unter Bescheinigung ihrer stiftung-gemäßen Qualifikation »iS zu« S. März viele- Jahre« schriftlich bei un« anzumelden, widrigenfalls sie oie-mal unberücksichtigt bleiben. Leipzig, de, 14. Januar 1885. Der Rath der Stad« Leipzig. vr Georgi. Kretschmer Die bei dem diesigen Leibkanse in den Monaten Jauua«, Aedruar, Mär; u»d April I884l versetzten over er neuerten Pfänder, di« wrver zur Vrrsallzett, noch bi- jetzt eingeivst worden sind, auch nickt bi- rum 31. Januar ». e eingelöst werden, sollen den L. März d. 3. >«d folgeude Lage im Parterre-Local« de- Lechhause« öffentlich verweigert werden. E« können daher di« in den genannten Monate» ver» setzten Pfänder nach dem St. Januar d. I. und späteste««- a» A. Aedraae d. I. nur unter Mitentrichtung der Auctlonskvsten von 4 Pfennigen von jeder Mark de» Dar- lebn« etagelSst oder «ach Befinde» erneuert werden; vom 6. Februar ». c. an, an weichem lag« der Auctions- katalog geschloffm wird, kann lediglich» die WinlSsung derselben unter Mitentrichtung der AuctionSkvsten von 4 Mennigen von jeder Mark der ganze» Forderung de« Leihhaufe« ftattflnden, und zwar nur bi- zum 27. Februar v. I., von welchem Tage ab Auction-psänder unwiderruflich «eder eiaaelpst. »och prolonatrt werden können Es hak also vom 28. Februar d. I. an Niemand da- Reckt, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigentbümern nur aus oem gewöhn lichrn Wege des Erstehen» wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da- Geschäft de« Einlvsen« und Ver setzen« anderer Psänder während der Auktion in den gewöhn lichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 15. Januar 1885. DeS RathS Deputation für Lethhau» N»d Sparkasse. Vermiettlunz. Im rechten Seitengebäude de« Grundstück» der Grünen Linde, Pelerssteiniveg Nr. 1t, ist eine Rieder- lage (die Z. vom Hoseinaange au») gegen einviertel- jährliche Kündigung sofort anderweit zu »er»iethe» und werben Mlethgesuch« aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengenommen. Leipzig, den 21. Januar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Stöß. >« Morgen des IS. du), ist im Noftmnale i» nnmittrlbnrrr Näh« de« Züllnerdrakmals «in Man» ertztugt ansgesuadea »ad polizeilich ouigehoben worden. Da über die Perlönlichteit de» Ausgefundenen dt« jetzt hier Nichts bekannt geworden ist, so ersuchen wir alle Diejenigen, welch» ein« Auskunft zu gebe» verm-gen, sich ungesäumt bet uns zu melde». Leipzig, am 22. Januar 1885. De« Polizeiemt der Gtadt Leipzig «retschueider. vr. Berger. Signalement. Alter: 40—4S Jahre; Statur: mittel; Haare: dunkel; Augen: dran»; Nase und Mund: gewöhnlich; Zähne: Vollständig; Gesicht: hager; Bart: dnnkftr Vollbart. Bekleidet war der Lobte mit eine« dunkelblauen Winter- Überzieher. einem Rocke von dunklem, kleincarrtrtem Stoffe, eine derql. Hose und Weste, einem Paare kalblederner Haldstieseln, einem graugesrreiftrn Barchenltiemde, grauen Hosenträgern, weihleinenem Vorhemde, s-iwarzer Cravatte and weihleuiruen Manschet«» mit braunen Knöpft». Bei sich hat« der Lob« rin Zigarrenetui. Hoh-Auttion. von de« t» der Harth de» Zwenkauer Forstreviers a»f de« Schlage in Abtbeilung 3 ausbereiteten Hölzern sollen Montag, den 0 Februar Vss IS.» vou Vormittags '/,lo Uhr an. 1089 kirkr« Klötzer, 15—30 ew stark, 4—6 » lang, 455 bergt. Stangen, S—14 . » S—1» « » »ud SSO » « 12—14 . . 10—13 » » in Abtheilung 1, und Dten-tag. den 10. Fedrnar. »»« vormittag» '-,10 Utzr ««. S Rm. kie'ernr Brennscheite, 171 ' U7ne 2 - birkene- f 10 » fichlent« r Abranmrrifip -48 « kiesrroeöf 110 » eichene I IS » birkene > Langhanse» 84 » gemischtes meistbietend gegen sofortige, im «afthsfe z« Grotzbenden zu de. wirke,,de Bezahlung und unftr den vorher bekanM zu machende» Bedingungen versteigert werden. Versammlung aus dem Schlage am Loannunicotioaöwege zwischen Zelchwitz und Probstdeuben. «Sutgliches Forftrentamt Würze» »»0 iUntgltch« Korft- revtervermaltung Zwenkau, den 28. Januar 1885. Bachmann. Lomler. Holmuttion. Mittwoch', de» 4. Februar v. sollen von Bor- mittags 9 Uhr an. im Forstreviere Lomwwttz, Mts de» Mittelwatdschlage in Abth. 37 und 38 ca. K Rmtr. Eichen-Ratzscheite I. El^ » 3 - » - II. » sowie -05 . Siche»«, 2 Rmtr Weistboche«» Brenuscheite. unter de« öffentlich au-hängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stell« an den Meistbietenden verkauft werden. ZusamimenSonft: aus dem Mittelwaldfchlage i» der Nonne am Schteustiger Wege. Leipzig» am 15. Januar 1885. De« RathS Forstbeputation. eoncursversahttk. In dem ToncurSverfahren über da« Vermögen de- Hammer- wert-befitzerS «nftav Herr«««« in Roßdorf, tu Firma Friedrich Herr»«»». Jeßnitz in Anhalt, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Foiderungen Termin ans den 25 Februar 1885, Vormittag» 10 Uhr vor dem Herzoglichen Amtsgerichte hierselbft aaberaumt. Jeßnitz, den 21. Januar l885. Herzog!. Anhalt. Amtsgericht. Wiebach. Burcauassistent, Gerichtsschreiber de» Herzoglichen Amtsgericht» i. B. H-lj-Auction. Bon den auf dem Hubertn-bnrger Forftredter aufbrrllteton Hölzern sollen ronnerStag. den 5 Februar ds». I., von vormi'tag '-,10 Uhr «« Klötzer von 15—50 . . 5l-80 ew 91—N2 16-38 16 - 26 15- 2? 16- 34 15-27 23—45 Ober- bez. Mit- te». stärke auf dem Schlage an den Alleen k ond 7, sowie aus demielben bei MahliS» 5? eichene 16 . 7 . 134 birkene 53 weißruch. IS «rlene 45 aöpene I? eschene 6 ahorne _ 57 eichene. Weißbuchen« u. birkene Derbstangen 6 Naummitrr eichene Rutzicheite, 27 » buchene . an Allee dl u. 8 an vrt und Stelle, wobei Versammlung an den Alleen ft und 7 und Geldr,»nähme in Ltricgler's Reftanratta» bei Mahlis staltstndet. meistbietend gegen ioiortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenpeil Bedingungen versteigert werden. »Suiglichrs Farstrentaint Würze« und llüuigliche Forft- rrviervrrwaltnng HnbertnSbnrg. den 17. Januar 188S. Bachmann. von Brandenstein. Nichtamüicher Theil. Die lidrrate Pattei in Oesterreich. * ES gewinnt immer mehr den Anschein, daß die arg zersplitterte deutsch-liberale Partei Oesterreichs sich außerhalb W>c»S zu reorganisiren und ihre Stellung gegenüber den Fortschritten des SlawiSmnS neuerdiug« zu verstärken ge. denkt. Im Interesse der Wahrheit und der neugeschichtlichen Töalsachen muß auch jedenfalls betont werben, daß die ganze ossirielle, politische und gesellschaftliche Atmosphäre Wien« in Berblndung mit seinen genugsambckannten Preßverbälinissen der freien, unabhängigen Entwickelung de« deutschen Liberalis mus niemals günstig gewesen ist. Bon diesem Borwurfe kann selbst das „liberale Bürgerministerium'' mit dem „deutschen Manne" GiSkra nicht ausgenommen werden, der aber kornbile äictu, einen urslawischen Namen führte. Sobald nämlich jene» Ministerium sei» Amt angetrelen, mußte e« jener eigenartigen, niemals ganz zu bannenden Atmosphäre Wiens Rechnung tragen, falls cs nicht sofort zurücktreten wollte. So war. um nur ei» Beispiel anznsühren, der „liberale Bürgerminister" Giskra ganz außer Stande das Anathema zu beseitigen, welches noch heute Oesterreich den, Freimaurerorden verschließt. In eine« anderen Staate wäre dieser Widerstand, aus de» Gi-kra gestoßen, für jeden wirklich liberalen Minister genügend gewesen, um sofort seine Entlassung zu fordern, aber in Wi n mußte der liberale Minister eben „billiger denken" und sich den „Verhältnissen anbequemen". Im Hinblicke aus die gegen wärtige Entwickelung der inneren Politik Oesterreich» ist cs nock weniger verwunderlich, wenn die wirklich dcutichiiberaien unabhängigen Elemente Oesterreich- ihre Reorganisation und ihren Sammelpunkt außerbatb Wien» suchen. So hat auch vor einigen Tagen seiten» de- „Deutschen Verein»" in Graz eine sehr zahlreich besuchte Versammlung stattgesunden, in der m zwar scharfer, aber durchaus zu- tressenper Weise die politischen und parlamentarischen Ber» hätlnisie Oesterreich« bloßqelegt wurden. Da wurde unter Anderem mit Recht daraus hingewieken, daß letztere durchau» »icht die Stimmung de« Volke«. sondern die der jeweiligen Regierung vertreten. Ein Redner bezeichnet« sogar den ganzcn Parlamentari-mu- Oesterreich- unter den gegen wärtigen Verhältnissen alS eine Fiction. Jedenfalls ist eS eine nicht zu bestreitende Tbatsache, daß sich jede Regierung in Oesterreich im Parlamente die Mehrheit verschaffen, oder, wenn e- ihr beliebt, durch Neuwahlen den Schwerpunkt um 20 bi- SO Sitze von links nach rechts verschiebe» kann, und zwar einfach durch ihre Einflußnahme ans die Wahlen i» Böhmen, Mähren und Kram. Wenn eS der Negierung beliebt und ihr vor den eigenen Freunden nickt graut» wird sie sich gar nickt bescndcr« anzustrengen brauchen, um nach den nächsten Wahlen etwa 30 Stimmen mehr zu gewinnen. Da» bedenklichste, immer hin und her schwankende Element bilden im österreichischen Parlamente die galizischen Polen, die zwar unter Umständen immer zu haben, aber stets nur theuer zu erkauscu sind. Unfreiwillig mit Oesterreich verbunden, haben sie für dasselbe nur Augenblicksinteressen, aber keinerlei Sympathie. Ihre ganze Geschickte, ihre kulturelle Entwickelung, ihre Handels und wirtbscbastlichen Interessen sind mit denen de- übrigen Oesterreich« nickt gleichlaufend, sondern diesen zumeist geradezu wikerstrebend. Dennoch bilden die Polen für die gegenwärtige österreichische Regierung einen wichtigen poli tischen RrchnungSfactor, ja eS giebl bekanntlich sogar i» Wien polnische Minister, die nebenbei auch österreichische Minister sind. Vielleicht hängt aber diese sondcrbare Bcrqnickung mehr mit äußeren als inneren politischen Gründen zusammen. Richten wir nun einen Blick aus die im österreichischen Parlamente sich äußernde deutschlibcrale Partei, aus die sogenannte Bereinigte Linke. Sic ist dort eben augenblicklich die Opposition. Jene Elemente, welche niit den Bestrebungen der gegenwärtigen Mehrheit und der Regierung unzusrieden int, haben sich im Reichsrathe zu einer Partei zusammen- ftthan. Schon der Umstand, daß sie sich die fragwürdige oezeichnung „Bereinigte Linke" beilegen mußte, bewcist, daß ie ein eigentlich gemeinsames Programm nickt besitzt; wer Überdies die Bestandthetle der Bereinigten Linken kennt, weiß auch, wie weit die beiden Flügel in ihren Ansichten über nationale, politische und wirthschastliche Fragen au-einanver« geben. Die Krasl dieser Partei war dadurch von vornherein labmgelegt, daß bei jeder neuen Krage die Erwägung den Ans chlag gab, ob «on damit nickt bei dem linken oder gar bei dem rechten Flügel der Partei Anstoß errege, ein Be denken welche« von selbst jede- kräftige Vorgehen auölchließen m»chte. So haben sich die Erwartungen der wirklich deutsch- liberalen Partei Oesterreich- nicht erfüllt, ja selbst demütbi- aenbe Vorgänge, wie die Wahlen der obervsterreichischen Großgrundbesitzer, vermochten die Bereiuigte Linke za> einem gemeinsamen kräftigen Borgeben nicht auszurüttrln. So blieb der parlamentariicke Liberali-mu- uneinig, matt, erfolglos »uv verlor schließlich in den Bolk-krcisen alle Sympathie. Unter solche» Umständen darf man sich gewiß nicht ver wundern, wenn eine anfänglich kleine, radical angehauchte » utlchl,berate Fraktion mit ihrem rücksichtslosen Programme schließlich reißende Fortschritte machte. Nock vor zwei Jahren brach dt« vereinigte Linke stet« u ein spöttische« Gelächter au-, wenn der Führer jener keinen liberalradiealeu Fraktion, der „wilde" Abgeordnete ». Schönerer, die Rednerbühne bestieg. Heut« ist es au Herrn v. Schönerer, darüber spöttisch zu lachen, daß die kurzsichtigen, mit dem eigentlichen Volke in keinem Zusammen bang mehr stehenden Leute der vereinigten Linken allen Boden unter ibrrn Füßen verloren haben. Dagegen hat die ravicalliberale Partei Schönerer'-, die auch den AntisemitiS» mus auf ihre Fahne geschrieben, nicht allein in Wien sondern selbst in allen deutsche» Provinzen Oesterreich-, ja sogar unter der bäuerlichen Bevölkerung, großen Anhang und leb hafte Zustimmung gefunden und so ist Herr v. Schönerer von einem anfänglich verlachten Mau« zum volk-thilmlichsten Abgeordneten grworde», der gegenwärtig i« österreichischen Parlamente sitzt. Diese Thatsache kam auch in der vorher erwähnte» Ver sammlung de- Deutschen Verein« in Graz sehr nachdrücklich zum Au«kruckr. Dort erklärte unter anderen Rednern l)r Kummer, daß er Herrn v. Schönerer al« seinen Partei- ftihrrr verehre »nv sich verpflichtet fühle, in den Ausführungen des Vorredner«, denen er sonst vollkommen beistimmke, jene tz^kaz:-ton^die sich cui da- Programm Schönerer'- be ziehen? zu «richtigen. ES sei unrichtig, daß in diesem Pro gramme der nationale Gedanke hinter dem antisemitischen zurllcktritt. Herr v. Schönerer nnterordne den antisemitischen Gevanken dem deutsch-nationalen als eint logische Felge vr- letzteren. E» giebt in Wien zwei antisemitische Parteien: die Antisemiten als solche und die Partei des Herrn v. Schönerer. Beide Parteien haben nur da- Eine geineinsam: die Neber- zeugung von der Ncthwendigkeit, gegen den ScinitiSmuS an- zukänipsen. Die Endziele der beiden Parteien sind aber sehr verschieden. Der Wiener Antisemitenpartei, die nur anli- emitisch ist. macht man mit Recht so Manche- zum Dorwurse. Die antisemitischen Deutsch-Nationalen wollen dagegen nur die specisische Eigenart unserer Nation schützen gegen da- Juden- lhum, welches durch Tausende von Canälen das Delltschthum mit seinem sremdarligen Wese» schädige. Tic Presse, »iit wenigen Ausnahmen in der Provinz, wird von Juten redigirt. Der Jude könne sich nie verleugnen, am wenigsten in der Schreibweise. Im Leitartikel, im Feuilleton, in den Berichte» unv iu den Telegrammen, überall werde aus gemeinem EgoiSmu« die Wahrheit entstellt. Der SemitismuS betrachte vie unveräußerlichen Güter der Menschheit als käuflich. Wenn der deutsche Schulverein den geographischen Besitzstand de- deutschen Volkes schützen will, so wollen wir unsere ethischen Besitzthümer schützen, die durch das Jutenlhum gesähzdet sind. Man hat Herr» v. Schönerer zum Vorwürfe gemacht, daß er kein Gelehrter sei, daß er keinen osficiellen Titel besitze. Das ist so deutsche Art. Man muß in einer Diätenclasse stehen, um etwa» zu gelten. Aber wir geben sehr wiffenschastlich vor uud wollen nicht Lurch Schlaqworte tic Leidenschaften erregen. Wir haben nickt die Absicht, Fensterläden zu stürmen, sondern wir wollen eS dahin bringen, daß endlich in den öffentlichen VertretungSkörpern eine Frage erörtert werde, welche sich absolut nicht au« der Welt bringen läßt. Diesen Worten vr. Kümmerer'» folgte stürmischer, langanhaltendcr Beifall. Man sieht also, der Liberali-mu- der Deulschen Oesterreich» ist m einer merkwürdigen Wandlung begriffen. Leipzig, 26. Januar 1885. * Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht heute ein Normal statut für Berufsgenossenschaften. Demselben wird folgende Benachrichtigung vorangesandt: Um oen BerusSgenossenIckaslen eine Anleitung zur Aufstellung von Statuten nach dem Unfallversicherungsgefttz zu geben, bat da« Reich» - Uersicherungsomt das nachstehende Normalst»«»» sestgestellt und dessen Berösftntlichung beschlossen. Bei der Beratliung über das Statut hoben die von zahlreichen industriellen Vereinen und Lorpo« rationen eingcgangen Vorschläge zu einem denselben mitgelheilie» Eniwurft des Statu« großcutheils Berücksichtigung gesunden. Manche Vorschläge waren sür die concreien Verhältnisse der bereit» in Aus sicht genommen n DerusSgenoffenschast bestimmt, andere bezogen sich auf die vom Vorstand der Genossenschaft später zu erlassende Ge schäftsordnung. noch andere stimmten nicht völlig mit den Vorschriften de» Gesetze» überein oder wiederbolten dieselben. <k» besteht die Absicht, die nicht berücksichtigten Vorschläge, soweit dieselben eine allgemein« Bedeutung Hohen, iu einer der nächsten Nummer» zu erörtern. Inzwischen ermangelt da» Reich»-Bersicherung-amt nicht, den betheiliglen Kreisen sür das bei der Begutachtung de» vorläufigen Staluteiicnlwurss bewiesene Entgegenkommen verbindlichst zu danken. Berlin, den 20. December 1884. Das Reichs-VersicherungSamt. Bödiker. * Die Nachricht, daß die Ernennnng de? Geheimen Negierung-ratbes, Vortragenden RatbeS nn Reicksamt de« Innern. Köhler, zum Direktor deS Re> ch-ges» n d Heils amteS nunmehr in sicherer Aussicht siebe, bestätigt sich dem Vernehmen ter „Kreuzzeitung" nach. Wie es heißt, dürste kie Ernennung desselben schon in kürzester Zeit zu erwarten fein. Geheimer Rath Köhler, welcher das Tccernat im Reick-amt deS Innern über daS GesundheitSwesc» führt, ist der jüngste Ratb in der Eentral-Ablbeilung dieses Amtes. Für die Jahre 1883, 1884 und l885 gehört er dem Gcsunk- heit-amte alS außerordenIlicheS Mitglied an. Die Zahl der außerordentlichen Mitglieder sür diese drei Jahre beträgt, wie hsirbei erwähnt sein mag, srchSuiivzwanzig. * DieNationalliberale Correspon den z" schreibt: „Dte Majorität vom 15. December bat es zwei Tage lang im Reichslag und im preußischen Abgeord netenhaus sür zweckmäßig gehalten, die a» die Abstimmung jenes Tage« anknüpfende Volksbewegung z» bciprecken. Herr von Hüne begann damit im Reichstag, Herr Backe,» im Abgeordnetenhaus«, Herr Rickter und ganz besonder- Here Rickerl »nd Herr Windthorst griffen das Tbema eifrig aus Ob die Herren mit dem Versuche, diese mächtige Bewegung zu beschimpfen oder lächerlich zu machen, im Lande viel Er folg haben werden, warten wir getrost ab. Wir können in diesen Ausfällen nur böses Gewissen und Angst erkennen, davon zeugte jede- Wert der clerialen und freisinnigen Redner, und daß die Bewegung ihr Ziel, wenigsten- be« letzterer Partei, erreicht hat, da- beweist die gestrige Abstimmung im Reich-tag und wird neck deutlicher die Abstimmung dritter Lesung Uber den vielberufenen Dirrctorposten beweisen. Wenn die Bewegung wirklich eine künstlich von etlichen Strebern und Liebedienern gemachte gewesen und im Volke gac keinen naturwüchsigen Boden hatte, warum bieten ihr denn die Helden der Majorität vom 15. December nicht Trotz, warum bleiben sie denn nicht bei ihrem rein sachlichen und durch löbliche Sparsamkeitsrücksichten gerechtfertigten Beschlüsse stehen? Giebt es einen größeren Widerspruch, als eine Sach« lächerlich zu machen und siezu ver dammen und gleichzeitig vor ihr die Kmee zu beugen? Man hat von gegnerischer Seite die ganze Bewegung als ein Product einiger ZeitunaSartikel, namentlich eines „Ausrufs" d» „Nationalliveralen Eorresvon denz" binzustellm gesucht. Wir wären aus unseren Einfluß auf unsere Macht sehr stolz, wenn wir «lt einem einzigen Artikel eine fo tief gehende Erregung zu erzeugen vermöchten. Zeitungsartikel wirken nur» wenn fie aus eine» wohlvorbereitrten Boden fallen, wenn sie au-fprechen, wa- viele Tausende fühlen und denken, sie vermögen keine große volk-thlimliche Bewegung zu erzeugen, wenn sie nicht mit einer weitverbreiteten tief gehenden Stimmung und Strömung im Volke Zusammen treffen. Einer solchen Stimmung Lu-druck zu geben, ist Recht ond Pflicht der Presse, und das gute Recht de« Voltes ist e«. seine Gefühle, Meinungen und Wünsche öffent lich kundzugeben, auch wen» sie gegen die Mehrhert de- Reichstag« gerichtet sind. Am allerwenigsten eine freisinnige Partei sollte «S bemäkeln und bekritteln, wenn der VolkeS- «ille. sei «S auch einmal » stürmischer Weis«, sich geltend zu machen sucht. Uiä» wen« die Bewegung wirktrch künstlich aufgeblasen geweseu war«, wie könnten verständige Männer über eine hohle, mühsam ansgepuffte Sach« zwei ganze Lage lang red« uud sich ereifern?" * Wir lese« i« der „National-Zettung: „Wir habe» scho» mitgetdeilt, daß der Magistrat von Berlin über eine Ovation, di« dem Reichskanzler Fürsten Bi-marck al< Ehrenbürger von Berlin zu feinem 7V. Geburtstag« rargebracht werden soll, in Berathung getreten ist. Diese Ovatio« der städtischen Behörden Berlin- ist wohl zu unter scheiden von sonstigen Ovationen, die sich au- der Bevölkerung vorbereiten und insbesondere vou derjenigen, an deren Spitze sich der Herzog von Ratibor gestellt hat. Diese letzteren Ovationen sind politische Acte, sie sollen dem Fürsten Bis marck al« dem großen Politiker und Staatsmann dargebracht werden. Um eine solche Ovation kann es sich für unsere städtischen Behörden nickt handeln. Sie sind zu oft und zu nachdrücklich darüber belebrt worden, daß politische Acte nicht in den Bereich ihrer Competenz gehöre» und daß sie sich davon fern zu halten habe». Für die städtischen Behörden Berlins handelt es sich nur um den großen Ehrenbürger »on Berlin und in dieser Eigenschaft dein Fürsten Bismarck zu seinem 70jährigen Geburtstage ihre Huldigung darzu- vringen, wird allerdings eine Ehrenpflicht unserer städtischen Behörden sein." * * * * Die englische Regierung hat die französischen Vorschläge zur Regelung der egyptischen Finanzen unter gewissen Bedingungen, vor Allein unter derjenigen deS Wegfall- einer mehrseitigen Controle, atS Grundlage für weitere Unterhandlungen angenommen, aber die gestclllen Bedingungen werden von den betheiliglen Mächten schwerlich al? stichhaltig und berechtigt angesehen werte». Das ver- behlen sich selbst diejenigen englischen Blätter nickt, die mit den Befchlüffen ihrer Regierung einverstanden sind. Wem, der Pariser Korrespondent der „Daily NewS" gut unterrichtet ist, so hat sich auch bereit« die französische Regierung in diesen, Sinne ausgesprochen, den» »ach dessen Angabe isi, wie ein Privattelegramm der „Bossischen Zeitung" aus London meldet, der französische Botschafter WadNngton an gewiesen worden, Lord Granvisse, den engl scheu Minister des Auswärtigen, zu verständigen, daß die sranzösischc Regierung daS Anerbieten der englischen Negierung, die Gegenvorschläge zum Gegenstände weiterer llnlcrhanr lungen zu machen, »ur als eine Ausflucht betrachtet, um Zeit zu gewinnen. Diese französische Auffassung wird wobt be» Nagel aus den Kops treffen, und eS liegt sür die „Times' gar kein Grund vor. sich über die vermeinlliche Capitulatio» de- englischen Eabinet- zu ereifern. Das letztere kann sich über die Tragweite der von ihm an die Annahme der fran zösischen Gegenvorschläge geknüpften Bedingungen unmöglich einer Täuschung hingegcben habe», und Blätter, welche die Stimmung in den miinslerielle-ss Kreisen gewöhnlich am genauesten wiederzugeben pflege», sprechen dies unvcrhoblen genug au«. So schreibt die „Daily NewS" in ihrer Aus gabe von vorgestern: „Das Land wünscht nicht weniger al» die Regierung, mit Frank reich zu einem Abkommen zu gelangen, und einige Ltielle de» fran zösischen Planes zeigten den gleichen Geist der Versöhnung aus Seile» M. Ferry'S und seiner College». Der Vorschlag für die Besteuerung der LouvonS kommt thatiachüch mit dem englischen Vorschläge sür eine Zinsenreductton der Schuld aus eins heraus, und in der Zu stimmung zu der Besteuerung der Ausländer in Egypten bandelte die sranzösische Regierung im Einklänge mit de» von Ihrer Majestät Rathgebern ausqedrückien Wünsche». Dasselbe kann von der Zu lassung der Freiheit des Suezcanals gesagt werden, ein Vorschlag, der von einigen Seiten arg mißverstanden wurde, und der einsach dir vo» Lord Gronmlle in seiner Depesche vom 3. Januar 1883 niedergelegten Ansichten annimmt .... Eine größere Schwierigkeit dielet die empsohlcne gemeinschaftliche Garantie der Anleihe. Dies wird, wir mögen dessen sicher sein, in keiner Form angenommen werden, die auch nur eine Annäherung z» einer internationalen Controle üb:r die Verwaltung EqhplenS oder eine Einmischung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite