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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-11
- Monat1885-02
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1885
- Autor
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Gr§»-««t ««Glich jrüh «»/.Uhr. LZDacti«« und Lr»edM,« JohauueSgaste SS. -»»echkuude« der Leducti««. Vonntttag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »U- MJLzx» -- - R«m»«e »er f»r dt« nlchftfvl^,»« N>,«»er »eft1««ten Inserate an Wochentagen dt» S Uhr Nach«ittaa«, a» Sann» und Sefttair« srttz ßt»'/,» lltzL. In den Filialen für 2«s.-Annatz»e: vtt« Ulenu», UnünrßtätSstraße 21. Lontö Lösche, Kathartneastraß« 18,p. »nr dt» Udr. riWAer.TWMali Anzeiger. Organ für Politik, Lomlgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflag» LS,PG0 Zdoinirmknlonreia vintels. 4^/, Mit. IN l. Bnnaerlohn 5 Mk. durch d>« Haft dezogec, 6 Mki Jede einzelne Nummer 20 Pi- Brlrgrxrmpli: 10 Pi. Lebüdren für Extradeilaaen (in Tageblatt. Formal gefolgt) ohne Poftbesörderung 39 Mk. «tt Poftdesörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Gchriftr» laut »ns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsay nach höher!» Tarif. Reklamen unter dem Redaetion-ftrich dtelgespalt. Zelle SO Pf., vor den Familirnnachrtchten dir «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind fiel« au die Expedttt»» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnonilmsrnollo oder durch Psft- Nachnahme. 42. Mittwoch vm 11. Februar 1885. 7N. Jahrgang Amtlicher Theil. Sank. Bon der am 1. Januar l888 hier verstorbenen Frau Angnffe Elisabeth verw. Lohnraun geb. Hdensa ist der beim Unterzeichneten Polizeien» k bestehenden „Wittwen- nnd WaisenpensionScastc der Polizeibeamten" die Summe von »Ott« Mark testamentarisch vermacht worvc». Wir rufen der edlen Schenkgeberin für diese hochherzige Zuwendung Namen« gesammten Mitglieder gelachter (Lasse den innigsten Wärmsten Dank in die Ewigkeit nach. Leipzig, den v. Februar 1885. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. der und Vekamllmachuilg. Die Heiden aus einer Stiftung von Heinrich Töieder» lehren, sonst Probst genannt, vom Jahre Ibll her rührenden Stipendien für Studirende aus hiesiger Universität, im Betrage von je 31 28 ^s jährlich, sollen von Oster., dieses Jahres an aus 2 Jahre vergeben werden. Hierbei sind nacheinander zu berücksichtigen: 1) Wiederkebrer'sche Verwandte aus WillandtSheim, Iphofen oder Ochfenfnrt, dergleichen aus dem BiSthum Würzburg. Studirende au- den Ländern, deren Angehörige die ehemalige Bayerische oder Meißnische Nation auf hiesiger Universität bildeten. Wir fordern diejenigen Herren Ttudirenden, welche sich in einer der gedachten Eigenschaften um diese Stipendien bewerben wollen, auf, ihre Gesuche sammt de» erforderlichen Bescheinigungen bis zum 31. März diese- Zahre» schriftlich bei uns einzureicken. Später eingehend« Gesuche müssen für diesmal unberück sichtigt bleiben. Leipzig, am 7. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Krumbiegel. Vekarmtmachung. Denjenigen Grundstücksbesitzern bez. Garteninhabern, weiche ihre Bäume. Sträucher. Hecken rc. bi» jetzt nicht oder nicht genügend haben von Raupe» säubern lasten, wird hierdurch unter Hinweis aus die Bestimmung von K ;«8k de« ReicbSftrafgescybuch« bei Vermeidung von Weldstrase bis zu «g Mark oder entsprechender Hast aiisgegeben, ungesäumt und längsten» bi» Ende diese» Monat» gehörig raupen, sowie die Raupennester vertilgen zu lasten. Leipzig, am 5. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig Platz-Verpachtung. Der an der Berliner Straße Rr. 1V8 gelegene der Eladtgemeinde gehörige Bauplatz Parzelle Nr. l895cl de« Flurbuchs für Leipzig von 53 Ttu.-R.-----S.78 Ar Flächen gehakt, jedoch mit AuSsthluß eine- davon an der Süd Westseite als Zugang zur Parthe für Zwecke der städtischen Verwaltung vorzubehaltcnden 6 Meter breiten Streifen«, soll zur Benutzung al» Werk- oder Lagerplatz vom 1. April d. I. an gegen '/.jährliche Kündigung Donnerstag, den Itt ds. Mon., Vormittag» 11 Uhr aus dem RathbauS. 1. Etage, Zimmer Nr. 18, an den Meist bietenden verpachtet werden. Die Versteigerung«- und Berpachtungsbedingungen liegen ebendaselbst auf dein Saale bei den diensthabenden Rath« dienern zur Einsichtnahme aus. Wegen Besichtigung deS Platzes wolle man sich bei der Tiefbauverwaltung des Bauamtes, Rathhau«, 2. Et., Zimmer Nr. 14. anmelden. Leipzig, am 3. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Ccrutti. Vekamttmachimg, dte Anmeldung taubstummer, sowie blinder Kinder betreffend. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in das schulpflichtige Alter in hierzu bestimmten öffentlichen oder Privatanstalten unter zubringen, sofern nickt durch die dazu Verpflichteten ander- weit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern daher die bier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Ettern, hierdurch aus. alle bis jetzt noch nicht angemcldeten, im volksschul pflichtigen Alter siebenden taubstummen, sowie blinden Kinder behufs deren Aufnahme in eine Anstalt spätestens bis zum Lv. diese» Monat» schriftlich bei unS zur Anmeldung zu bringen. Leipzig, am 4. Februar 1885. Der SchulauSschust der Stadt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert Holzanction. Donnerstag, den 1k». Februar d. I., sollen von Vormittags s Uhr an im Grasdorfer Forstrevier, im sogenannten Schanz 7 Eichen- 1 Rothbuchen 12 Birken- ^ Nntzklütze, 1 Ellern- und 8 Kiesern- 200 Stück Böttcherreife«, 5 Rmtr. Eicbeil-Rutzschette, *1 KiArn-j Dr-««schette und «a. 50 Wurzelhausen unter den öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Meistgcbot verkauft werden. Ansanunenkunft: aus dem Schlage im Schanz, tzeipzig, am 27. Januar 1885. De» Rath» Forstdepntatto». VkllMIltMlchUNß. Ein von Avant Müller (ober Moll«), Bürger »u Leipzig. 1554 gestiftete» Stipendium von 40 46 zährtich ist an hiesige Stubnende und zwar zunächst an verwandte des Stifter-, in deren Ermangelung an Merseburger Stadtkinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig auf zwei Jahre von und mit Michaelis vor. Ä-. an zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften um diese- Stipendium bewerben wollen, hierdurch auf, ihre Gesuche mit den erfor derlichen Bescheinigungen bi- zum 3l. März d«. Zs. schriftlich bei unS einzureichen. Später eingehende Bewerbungen können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 7. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Krumvii Vr. Georgi. biegel. Nichtamtlicher Thetl. Aus der nationalliberalen Partei. * Ueber eine Versammlung der nationalliberalen Partei in Berlin bringt die „Neue Zeitung" einen ou-sührlichen Bericht. Besondere Beachtung verdient ein die Parteifragen erörternder Vortrog des Herrn Reichstags-Abgeordneten vr. Bürklin. „Mn gesunde- Parteveben", bemerkt der Vortragende u. A., „ist ein Segen für einen Siaa»; aber wohlgemerkt, ein gesunde». Un- gesund aber ist da- Parteileben, wenn nicht mehr da« öffentliche Vohl der Zielpunkt de« Parteistrebenö ist, wenn da- Pakteileben und da- Parieilreiben in rode Leidenschaftlichkeit, in brutale Rechthaberei auSarlet. Die vornehmste Ursache für solch« ungesunden Auöwüchse scheint mir di« zu sein, daß der enge Blick oder der böse Dille von Parteigenossen die Pariei häufig üb« da- Stanze stellt. Auch wir >u Deutschland leiden vielfach an solchen ungesunden Au«wstchsen. Es lägt sich leider nicht verkennen, daß bei unS an die Stelle sachgemäßer Diskussion vielsach eine persönliche Gehässigkeit getreten ist, welche wie Bennigsen im vorigen Sommer sagte, darauf ausaeht, den Charakter des Gegner- zu verdächtigen. Friedrich Hecker hatte die hübsche Lewohr, heit, jeden Gegner einen Lump zn nennen, und die politischen Epigonen' dieses Helden haben sich diele Gewohnheit bl- aus den heutigen Tcy bewahrt. Eia weitrrer Mißstanv ,st die Parteitoktik. , Er ist ein wiegt« Taktiker" — ich bemerke, ich spreche nicht von den ! tretern der Parteien im Reichstage und den Landtagen, sonäez. von den Parteien >m deutschen stk iche — .er ist ein gei leytei Taktiker", wird Einern mit gewichtig« Miene in» Obr gesagt: das heißt nicht- Andere- als: der Mann versteht eS, ander- zn handeln/ als er spricht, und ander- zu sprechen, al- er denkt, und so die Regierung und die anderen Parteien hinter- Licht zu führen. (Heiterkeit und Zustimmung.) Diese Art von Diplomatie trägt die Hauptschuld daran, daß an die Stelle von Ehrlichkeit und Toleranz in unserem öffentlichen Leben jene- wüste Deinagogeiiihum, jene Demoralisation getreten ist, die jeden Patrioten aus das Schmerz lichste berühren muß. Dieser Paneitaktik sind schon ganze Hekatomben von Grundsätzen zum Opser geworden und Sie werden mir Recht geben, wenn ich sage, daß die Nation daraus bem-chr sein muß. cm die Stelle dieser Doppelzüngigkeit und Schcmheiligkeit endlich wieder eine Politik dnrchgreisender Offenheit und Ehrlichkeit an den Tag treten zu lassen. (Beifall.) Dann diese Unz> hl von Parteien und diese-Parieigezänke. das manchmal geradezu d. .n Aus lände Gelegenheit giebl, humoristische Notiz von uns zu mhmcn! Es giebt bei unS, dem Volke der Denker, kaum eine Schrulle, d-e ein geschickter Macher nicht zu einem System zuzubereiten wüßte. Für manche Leute, die nicht geschickt genug dazu sind, ist cs ein wokrcs Unglück, wenn sie eine» gewissen Grad von Berühmtheit erreichen: jeder winzige Einsall bläht sich bei ihnen gleich zu einem momi- mentalen Gedanken aus und sie gründen daraus eine Partei, eine Gruppe oder mindesten« einen Flügel. (Heiterkeit.) Durch diese Art der Bethätigung des germanischen Individualismus sind wir in Deutschland zu einer Unzahl von Parteien gekommen. Sehen wir von den aus historischer Grundlage erwachsenen Parteien, den Polen, Welsen und Elsässern ob, so habe» Sie zunähst die Socialdcmokraten, die in revolutionärer Weise gegen unsere heutige Gesellschaft anstürmeu; und Sie baden ferner die Ulirainontanen, die gar nicht auf die politische Bühne gehören, weil sie alle Fragen von conscssionellem Standpuncte beurtheilen und die politische» Fragen nur gelte» lassen, soweit sich daraus kleine Münze schwgen läßt, mit der sic Vorthcile auf kirchlichem Gebiet erlangen können. Aber auch die eigentlich berechtigten politischen Parteien, dir Con- lervaiivcn und Liberalen, sind in sich vielsach zersplittert unv befehden sich in ihre« Thcilen mitunter aus das Heiligste." Gegenüber diesem »»erfreulichen Gesninmtbilde lei es um so erfreulicher, daß die nationalliberalc Partei jene großen Grundsätze wieder proclamirt habe, unter deren Zeichen das Größie sich vollendet habe, was die deutsche Nation jemals erreicht Hai. Die Partei sei und bleibe, was sie von jeher war, eine unabhängig« nationale und liberale Mittelpcirtei. Die Frage, was eine Mitlelpartci sei, beant wortet der Redner folgendermaßen: „Eine Mittelpariei ist, nach meiner Meinung, eine Parte«, welche die Existenz und die Berechtigung breiter Strömungen inderer poli tischer Richtungen und anderer politischer Bedürfnisse als ihre eigne» anerkennt und aus diese Andersdenkenden di- ihrem parla- meniarischen Einflüsse gebührende Rücksicht nimmt. Einseitige Auf fassung, schroffe, starre Durchführung des Poriciprogrimnis würde zu einer unerträglichen Parte,Herrschaft führen, unter sich noch nie ein Bol.' glücklich gesühli Hai. Je nachdem nun die Lrnndaus- fassung einer solchen Miltetpartei liberal oder conservativ ist ist cs eine liberale oder coniervative Mittelpartei. Und in der Thai haben wir in Deutschland eine konservative Mittel- Partei, das sind die Freiconservaiiven und eine liberale, das sind wir. Beide sind billig und gerecht genug, um ein- zusehen, daß sie nicht für sich allein, für ihre Partei Gesetze zu machen haben, sondern auch für die Anderen, für das Volk. Und, meine Herren, wer ist denn dieses Volk? Ich bin in den links von unS stehenden Kreisen schon der Auflassung begegnet, daß sie cigcnilich die Vertreter de- eigentlichen Volkes seien und daß es nur einer Art von bedauerlichem Mißverftändniß zu verdanke» sei. wenn auch Andere al» Freisinnige im Reichstage sitzen. (Heiterkeit.) Und je Weiler wir nach links gehen, desto ösler finden wir dies bestätigt. Ich könnte mir es sonst »ich! erklären, wie die numerisch schwächste Partei, die sogenannte Volkspartci, zu diesem etwas prätentiösen Titel komint. Und der Führer dieser 7 Herren — zusällig sind sie Alle aus Schwaben (Große Heiterkeit) — ihr Führer io purtibuz inüclolii»», Herr Leopold Sonnemann, hat erklärt, daß sie die einzig richtigen Vertreter des Bolkes seien. Nein, meine Herren, das ist eine büchst irrthümliche Auffassung: nicht die Volk-Partei und nicht die Frei sinnige». nicht die Rationallibcralen und nicht die Lonlervoiiven, sondern wir Alle sind das Volk. Und wenn wir einmal aus Nach aiebigkeit gegen die Bolk-genossen zu Gunsten des Ganzen von einem narren Festhalten an de» Grundprincipien der Partei absehen, so ist die- nur vernünsttg und patriotisch; schilt man da« Charakterlosigkeit, so kann ein ernster Mann darüber nur lächeln." Selbstverständlich gebe eS für die Nachgiebigkeit eine Grenze Rach recht« werde dieselbe bezeichnet durch die verschied«»« Stellung- »ahme zur Gewerbesreiheit, nach links durch den StaatSgedanken des manchesterliche« Liberaliömuö, der de» Staat zur Rolle de- Nacht wächters verdamme. „Wir halten ihn für eine Justitutiou, die aus allen Gebieten des LulturlebcnS fördernd, anregend, helfend eiugreifen und unter Um- ständen e- auch nicht verschmähen soll, einem Ertrinkenden die Hand zu reichen. Damit sind wir noch weit davon entsrrnt, den Polizri- staat zu proclamireu; zwischen dem Polizeiftaat und dem absoluten lnisser üurs liegt noch etwa- in der Mitte, und diese- gerade Hallen wir für da« Richtige. Wir wollen nicht die Verstaatlichung der Ge- sellschaft, aber auch nicht die Bergesellschastlichung, die Aivmisirung des Staate«. Wir wollen, daß der Staat, der un» sovirl Geld kostet, auch etwa- leiste, und aus diesem Gestchispuncte nameni- lich erklärt sich unsere Stellung zu den socialpolitischeu Bor- lagen, dle den Reichstag jetzt beschästigen. Gerade diese social- politischen Vorlagen, die in dem Geiste gesoßt sind, den wir sür den richtigen halten, sind wieder ein Zeichea dafür, daß der geniale Staatsmann, der an der Spitze DeulschlandS strht, einen kühnen Griff ins Richtige hinein geihon hat. (Lebhafter Beifall.) Diejenigen, die den Fürsten Reichskanzler jetzt in den Staub herunter- ziehen, werden hvffeittlich beschämt emgesteheu müssen, daß er der Nation auch mit dieser Gesetzgebung einen großen Dienst geleistet Hot. Diejenige», die jcSl immer sagen: „Ja, in answättige» Dingen hat Fürs: Bismarck Großes geleistet, aber in inneren Angelegenheiten — vernagelt" (Heiterkeit), wenn deren Namen längst vergessen sein werden, wird allgemein anerkannt werden, daß das, wa- der Reichs kanzler aus dem Gebiete der inneren Politik geleistet hat. dem Bater- lande ebenso genützt hqt, wir seine Thaten aus dem au-wärttgen Gebiete. Wir verschmähen den radikalen Standpnnct unsere- Nach- bar« zur Linken, der Alles oder gar nützt- haben will... Nicht die Ausbeutung des Einen durch de» Andere», sondern die Versöhnung der Interesse» soll nusere Devise sein: Jedem Staatsbürger soll dos Maß von Gcrechiigkett werden, daß er ein menschenwürdiges Dasein führen kann. Dos ist eS, was wir liberal nennen." Aus die nationale Frage übergehend, bemerk d« Redner ». A.: „Das deutsche Reich ist das erste im Raihe der Bölkrr, an seiner Spitze steht eine nationale Dynastie, geadelt durch die bürg«, lichc Tugend der Arbeit, seitdem der große Fritz gesagt hat, der Fürst sei der erste Domestike seines Staates. Und um den Nach- kommen de« großen Friedrichs, der des Reiches Krone trägt, stehen noch dieselben großen Männer, der große Kanzler und der große Feldherr, die der Nation in dunklen Zeiten voranleuchteten, und steht ein Volk, da« trotz alledem sich tapfer durchgerungen und tapser gearbeitet har. um diesen nottoaale» Staat zu vollenden. Lassen wir uns nicht durch den Pessimismus, durch die Reichsmüdtgkeit »nsere Freude verderben an unseren« Vaterland«, sondern tauchen «mr immer wieder hinein in den erfrischenden Quell des nationale,, Selbst gefühles und hole» wir au- ihm heraus den Mutv und die Kraft, unseren Staat mehr und mehr zur Einheit zu vollenden, weil es unsere tiesstr. innerste Ucberzeuguag lst, daß dieser Boden der Einheit der einzige ist, aus dem die Freiheit erblühen kann. (Stürmischer ve.Iall.) ' Da- »ennen wir brt uns in Süddeutschland natimialliberal. Wenn ich au- Ihrer Zustimmr.ng die Ueberzeuguug ichörse» darf, daß Sie unseren Siandpunct tneil-n, dann wird dies« V oigivg. ^ im Herzen des Reiches, in der Reichshouprst-,dt, stattfn- et, eine trostreiche Verheißung für die Zukunft kür un« sei», und wir danken Ihnen. (Stürmischer, lang anhaltender Veisall.) Leipzig, 11. Februar 1885. * Der Gedanke, dem Fürsten Bismarck zu seinem 70. Geburtstage eine Ehrengabe zu überreichen, hat unter den Deutsche» im AuSlcmde schnell Wurzel geschlagen. Die in Nom, London und Riga wohnenden Deutschen haben sich m diesen Tage» zusainmenaeihan und sind mit dem Berliner EentralauSscbuß in Verbindung getreten. * Dem BundeSrath ist folgend« Gesetzentwurf, betr. Aendernngen deS Reichö-Militairgesetze- vom Mai 1874, zugegangen: Der tz. 30 des Neickfsinililairgcsetzes vom 2. Mai 1874 erhält unter Nr. 3 a und b folgende Fassung: 3) Die mit den ständigen Geschäfte» der Heeresergänzung betrauten Behörden sind: ». für den AuShebungSbezirk die Lriatzcommission, bestehend in der Regel ans dem Landwehr.Bezirktcommandeur nnd au« einem Ber- wattungsbeantten des Bezirks, oder wo ein solcher Beamter fehlt, einem besonders zu diesen, Zwecke bestellten bürgerlichen Mitglied«, d. sür den Jnsanlerie-Brigadebezirk die Ober-Ersa-commissiou, be stehend in der Regel aus dem Jnfanterie-Brigadecommandeur und aus einem höheren BerwaltungSbcamten. Begründet wird der Entwurf wie folgt: „Die Bestimmung im ff. 30 3» und k des ReichSmilitairgesetzes vom 2. Mai 1874, nach welcher das militairische Mitglied der für den Aushebungs- bczw. Jnsanteriebrigadebezirk mit den ständigen Geschäften der Heercsergänzong betrauten Behörden — Ersatz- bezw. Oberersatzcommissio» — der LandwehrbezirkScommandeur bezw. Jnsanteriebrigadccommandeur sein soll, hat sich nicht durch weg .durchführen lasse», es ist vielmehr nothwendiq gewesen und wird auch fernerhin nothwendig sein, in einzelnen Fällen an Stelle der volbezcichnetc» Personen andere Osficiere regelmäßig mit den ständigen G:jchästeil der Hecresergänzung zu betrauen (vergl. auch Berhaiialimgen de- Reichstages vom 12. Januar 1885). Für letzteres Verfahren soll durch die vorgeschlagene Aendermig die ersorderliche gesetzliche Ermächtigung herbeigesührt werden." * Die .Nationalliberale Correspondenz" schreibt zu der bekannten Abcom m andirnngS-Frage: .Während Herr Richter vor wenigen Tagen im Reichst «fl bestimmt in Abrede stellte, daß bei der Abstimmung über vaS Socialistengesctz eine „Abconimandirung" von Mit gliedern der deutschsrcisinnigen Partei staltqefunden habe, wird jetzt durch einen Brief dcö früheren A^g. Kämpffer bewiesen, baß dies dock der Fall gewesen ist, daß an eine ganze Reihe von Mitgliedern der Partei, welche als Gegner des Socialistengeseßes bekannt waren, Herr HermeS, unv zwar zugestandener Maßen iin Austrage von Richter Briese ge schrieben hat, des Inhalt-, „daß ihre Anwesenheit bei der Abstimmung über daS Gesetz nicht nöthia sei'. Zur Kenn Zeichnung der politischen Moral der „freisinnigen" Partei verdient dies« Borgang, a» dein fetz' nicht mehr zu zweifeln ist, dauernd in der Erinnerung bewahrt zu werden. Giebt eS einen größeren Grad von Heuchelei und Unwabrhastigkeit? Man stelle sich vor: öffentlich ereifern sich die Parteiführer Hanel, Richter und Stausfenberg gegen das verderbliche Socialistengesetz und die FreihcitSseinde. die einem solchen Ausnahmegesetz zuzuslimmen vermögen, und derweilen schleicht Herr HermeS im Aufträge de- Meisters zur Tbür binauS und sorgt selbst dafür, baß die« freibcitSmörderischc Gesetz mit indirecl« freisinniger Hilfe durchgebt! Unv dann leugnet eS Herr Richter wieder vor dem Reichstag ab! Gegenüber einer solchen politischen Moral ist ja Macchiavelli em un- schulbsvoller Hirtenknabe." * Tie „Nationalliberalc Correspondenz" schreibt zur parlamentarischen Lage: „Die Generaldebatte üb« die Zolltarisvorlaoe wird voraussichtlich an ihrem Ab schlüsse ein bcsendereS Intereste durch die Abstimmung über die Frage der Verweisung an eine (Kommission bieten. Wie bekannt, will die „freie wirthschastlich« Bereinigung" eine Commission-brrathung zwar sür die Industrie» und Finanz- zklle, nicht ab« für die Getreide- und Holzzölle eiutrete» lasten. Man fürchtet, daß in der Commission eine teuren ziöse Verschleppung der Beratbunq i»S Werk gesetzt werden könnte. Wäre diese Befürchtung berechtigt, so würden die ObftructionSmanöver zweifellos eben so gut bei de» Jndustr:«- zöllen gemacht werden können wie bei den agrarische»; unv da die letzteren nicht eher endgiltia zu Stande kommen können, al- bi- auch über die ersteren abschließend entschieden ist, so würde man mit dem beabsichtigten mocius prooeckeucki der befürchteten BerscbleppungSgefahr keineswegs entgehen, rs sei denn, daß man die Getreide- und Holzzölle in emem be sonderen Gesetze behandeln wollte — ein Gedanke, der sich schwerlich verwirklichen lasten würde. Im klebrigen kann von einer Verschleppungsgefahr im Ernst um so wenig« die Rede sein, als m d« Commission die schntzzöllneriscbe Richtung zweifellos die Majorität und dadurch das Mittel in der Land hat, jeden Versuch zur Schaffung künstlicher Hindernisse zu vereiteln. Ist dem ab« so, so wird man nur um so mehr zu erwägen haben, daß e- ein höchst ungewöhn liche« Verfahren sein würde, so weittragende Fragen ohne vorherige Eommissionöberalhung zur Entscheidung zu dringen. Mag nian immerhin sagen, daß in Bezug auf den Getreidezoll jeder Abgeordnete längst seinen festen Standpunkt babe — dennoch sollte man selbst den Schein vermeiden, als ob diese brennendste Streitfrage über das Knie gebrochen wäre. Auch wird nian zu bedenken haben, daß Obstruktionsmanöver nicht allein in Commissionen, sondern auch im Plenum unternommen werden können. Und sie würden kaum au-bteiben. wenn man die Minorität aus eine so ungewöhnliche Art der Majorisirung reizen würde. Die nationalliberale Fraktion wird jedenfalls znm größten Theile für die Eommissions- berathung stimmen in der Ueberzeuguug, daß durch die letztere die Gesammterlediguna der Vorlage eh« beschleunigt ai- verschleppt werden würde." * Die nationalliberale Fraction de« Reichs tag« hat zu der dritten EtatSderathung den Antrag ein- gebracht, im Etat de« Auswärtigen Amte« die Forde rungen für dir neue Directorstelle, sowie für da« General- consulat in Eapstadt wird«h«zustellen. * Der „Kölnischen Zeitung" wird zur auswärtigen Lage au« Berlin geschrieben: Wen» man nicht wüßte, daß sowohl Kais« Wilhelm wie Fürst Bismarck als ihre letzte Lebensaufgabe dte Erhaltung de- Fried»»« anseh«», so könnte man wirklich ««sangen, an Pulver zu denken. Begegnen uns die Engländer über Sce mit ihrer hergebrachten gehässigen Netdschost uud wiegeln sie dt, Eingebvrrue» gegen tzuier« Kausleute aus, so suchen sie auch divlomnttsck, ein« Gr->:wttias um sich -u bilden, di, iljueu gegen Deutschland ein ge- wisse- Gewiast verschaffen könnte. Bor der Laub .st blos Ztcstte» dem Lockrufe gefolgt in der Hoffnung, dabei eine billige Beute zu machen. England bat ihm bereitwilligst einige Läuderstrecken geschenkt; allerdtugö solche, dte nicht England gehöre«, son dern dem Sultan, und di« eS sich erst hole, muß. Da« dürfte aber am letzten Ende nicht so leicht sei», al« e» scheint, da der Sultan schwerlich Lust und sich« keinen Lrnnd hat. au» Lieb« zu England seine Flagge von den Küsten de» Rothen Meere« weg» zunehmen. Mag die italienische Politik seit 1866 glücklich gewesen sein, ruhmvoll ist sie im Gegensatz zu der Zeit vorher nicht gewesen und die Beständigkeit wie die Tapferkeit habe» sie nicht ausgezeichnet- Auch jetzt schon scheint den Italiener« bei ihrem englischen Bündnisse etwas bange z» werden, da sie eS bereit- leugnen, ehe eS noch recht in Kralt getreten war. Vielleicht kommen sie wieder znm Kais«, bünbmß zurück, wenn Fürst Bismarck ihnen auch nick», wie Herr Gladstone, ein paar türkisch« Provinzen versprechen kann. Für uns ha« da» italiraisch-englische Berhältniß aus Unkosten des Sultans den großen Gewinn, daß es das sranjüsiich-deutschc Ltavernebmen nalurgemäß stärkt. Was England und Italien am Mittelmeer und am Reihen Meere erstreben, ist ja zuletzt die Schwächung bcr Stellung Frankreichs, in welche letztere« gntmüthig wohl nicht willigen wird. * * * Am 24. März soll der österreichische ReiHsrath seine Thciligkeil abschließen und aufgelöst werden. B»S dahin bat daS Parlament noch große Anfqaben zu bewältigen: Das Budget, daS Nordbahn-Uebereinkonimen, die beiden Gesetze zur Bekämpfung der anarchistischen Bewegung, dann da« Unsallversicherungsgcsetz. Um diese Gesetze alle zu erledige», sollen nunmehr im Abaeordnerenhause täglich Sitzungen und eventuell auch noch Abendsitzungen statlftiiden. Da- Con grua-Gesetz, d. h. daS Gesetz zur Ausbesserung der Bezüge de« niederen katholischen Klcru«. wodurch die materielle Lage desselben zu einer menschenwürdigeren gemacht werden soll, ist angenommen worden. Den wesentlichen Klagen dcs SeelsorgerSkleruS ist mit der Annahme de« Gesetzes abgeholsen, welche- fast sechs Jahre zu seiner Erledigt!, bedurfte. Noch in der eben beendigten Debatte drohlc daS Gesetz zu scheitern, und nicht von der Linken gingen die Schwierigkeiten auS, welcbe sich demselben enl- gegenstelllen. Die klerikale Partei bedrohte das Geletz durch Hcrvorkehrung de« principiellcn StanVpuncle-, indem sic das Recht deS Staates bestritt, über den Religien-fonbs unat- hängig von der Kirche zu verfügen. Um daS Princip :n wahren, wurde das Congrua-Gesetz ausdrücklich als pro visorisches Gesetz bezeichnet,' welches nur so lange in Wirk-^ sainkeil bleiben soll, bis über die rechtliche Stellung des ReligionSfondS — natürlich ini klerikalen Sinne — entschieden sein wird. In Uebercinstinimung mit der Negierung bean tragte die Rechte, daß das Gesetz erst cillinälig in Wirksamkeit gesetzt werde und erst am l. Januar 1888 vollständig in Kraft treten solle. Dieser Antrag wurde von der Linken, dem Eoronini-Ctub und einer Anzabl klerikaler Bauern ab gelehnt und dafür der Antrag der Linken, daß VaS Gesetz a»i l. Januar 1886 in Kraft treten solle, angenommen. Tie Regierung hofft diese Niederlage mit Hilfe de» Herrenhause: redressiren zu können. * In welcher Weise der czerbische Wahl terror iS in uS geübt wird, zeigt sich recht deutlich bei den HandelSkcnnmerwablen in Pilsen. Den jüdischen Geschäfts leuten wird in der czccbischen Presse mit einer durch drei Jahre wicderkchrenvcn Veröffentlichung ikrer Namen gedroht wenn sie deutsch wählen; die Bürgermeister der Lanbstäd:: bändigen den GewerbSleuten die Stimmzettel ein; in Pilsen selbst werden die Stimmzettel durch städtische Beamte ans- gctragen. Jedem Vieser Beamten folgt ein crechischer Agitator aus dem Fuße nach, um den betreffenden Wählern auch de» czechischen Stimmzettel sofort abzunehmen * Der „Kölnischen Zeitung" wird au« Algier, Ende Januar, geschrieben: Unsere Stadt ist jetzt häufig der Schauplatz von Truppen- Ciufchissungen» und zwar gehen nicht mehr nur kleinere Ab-
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