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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-17
- Monat1885-02
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1885
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Srsch»t«t täglich früh 6'/,Uhr. Ler«rti»n un» LrpkdMon Iobannesgaffe 33. Sprrchkundru der Kedacti»»: Vormittag- 1V—IS Uhr. Rmymtttag» 5—k Uhr. 6«uch«e »or für Yt» »üchftfslie«»« «m»»er Üefti«»te« Anse rare «» S«h»»ta,e> »i» 8 Uhr Rachmitta«», ,, mttnr- «uü Sefttaien früh bt»' ,ü ll»r. 3« dn, Filiale« für 3ns.-^unal,»e: Otto üle««, Uaiversttätsstrab« 21, vouis Lösche, katharinenstrabe 18, y. «or bis >/.8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L8,7SV Zdoanemrntsprriü viertelt. 4^/, Mb. incl. B-cingerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne lliummer 26 Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebübren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) «hue Poftbefürderung 39 Mk. «it Voftoefürderung 46 Mk. 3«serate Sgefpaltene Petitzeile 80 Pf. >r»bere Schriften laut uns. Preisvcrze Luiß. Tabrllarrscher n. Ziffernlatz nach höhrrm Tarif. Uerlamen mitrr dem Redactionsstrich dleLgespalt. Zeile 50 Ps., vor den Familiennachrichten die sgefpaltene Zeile 40 Pl. Inserate find stet- an die Rypetzitio» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnsnumenuicko oaer durch Post- Nachnahme. ^ 48. Dienstag dm 17. Februar 1885. 79. Jahrgang Amtlicher Theil. -eneralversammlung der OrtüEranteueaffe für Ort»tra«ke«cafse X z« Leipzig und Umgegend. Behuf- Wahl de- Vorstände- der OrtSkrankencasse haben wir nach tztz. 34 und 37 de- Reich-gesctze- vom 1b. Juni 1883 und tz. SS de- Caffen-StatutS Generalversammlung auf DounerStag den 2«. Februar I88S anberauml, und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wir der Cassenmilglieder" geladen, zu dem. an gegebenen Tage Abend« 7 Uhr im Stadthause, Obstmarkt Nr. 3 allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 111, sich einzufinden. Leipzig, den 14. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leiprtg. (KrankeaverfichrrnngSamt.) Winter. Tage-ordnung: 1) Wahl eine- Vorstände«; 2) Beschlußfassung Uber Zutritt zu einem Local.Vcrbande im Sinne des tz. 46 des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883. betr. die Krankenversicherung der Arbeiter. vkllinntmchun-. In den letzten Monaten sind in hiesiger Stadt eine größere Anzahl Postbriefkästen während der Nachtzeit durch Zertrümmerung der HartglaStafeln beschädigt worden, ohne daß eS trotz der äußersten Aufmerksamkeit unserer Sct»itz- m.annschaft bislang gelungen ist, die Urheber dieser Be schädigungen zu ermitteln. Da e^sun bei der Gemeinschädlichkeit dieser Handlungen >m ösf-H ^eu Interesse durchaus wünschenSwerth erscheint, die T' iz^er verdienten Bestrafung zu ziehen, so wenden wir/.eu-voll ^ unsere Mitbürger mit der Bitte. „n^«lläol,8»lin-,^ren Recherchen in jeder Weise unterstützen un? 8>-bcsömere jede aus dir vorliegenden Straftbaten de tägliche Wahrnehmung schleunigst uns mitkhcilea zu wclkn, indem wir darauf Hinweisen, daß die Tbäter gemäß tz. 364 des Strafgesetzbuchs Gesängnißstrafe bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe luS zu 1500 Mark zu gewärtigen haben. Leipzig, am l4. Februar >885. Das ipolizeiamt dev Stadt Leipzig. Bretschnelder. 1)r. Berger. Oeikonllieke Hundol^oisrun^tult. öexioo cks« 55. Kvdultnlir«« am 18. April ä. .1. Oie lieise- reuggusss äer höheren Abideilun^ cker Ansttrlt tckrosstthritrer s'urnu«) kercebtiiscu rum LüyüdriL-OreiviUitrenäieiiSt«. Oilr suw?s Oeuts, velebs «ich äen Rsreehii^uoxsschein rum Liojltkrix-krsi^vitülrenckienzt» erworben Huben, ist eio kuedwlszen- seknktlielier 1'nrsus von cknkrescknuer bei 30 I.edrstunäen in cker IVoodo eingerichtet, llnterricht in allen 2weigen cker Uavstels- wissenschact. ?ranrösisci»v uuck englische Zpracde odiigatorisch, itnlienlsoke vnä panische Sprache tacultativ. Schutgelä L40 klir ckn« cknbr. Anmetliuvgen erbittet sied cker Unterreicknet« tu cken IVochen- tsgeo von 11—12'/, lldr. Iisiprig, iw Februar 1865. L»rl TVolkrum, Oirector. VirbstMs - Vekanntmachuns. Gestohlen wurden allbier erstatteter An,eine zufolge: I) ein Sparcafseubuch hiesiger Sparcasse, Ser. ll 7S035, auf den Namen „Billiger" lautend, mit 9 Einlage, darin 3 Spar- karten, 2 mit je 10 Zchnpfennig- und eine mit 6 Zebnpfennig- Svarmarken, aus einer Wohnstube in Nr. 46 der Ulrichsgaffe, vom 23. Januar bi- 6. d. M.; B ein schwarzledernes SteldtischchkN mit weißem Bügel mit Knöpschen und 10 50 ^ Inhalt, au- einer Wohnstube in Nr. 50 der Sidonienstraße, am 7. d. M. 9 Uhr Abend-; 3) eine neusilberne Lylindernhr mit geriefter Rückseite, im Deckel die Nr. 39049 eingravirt, aus einer Parterrc-Pisec des Grund stücks Nr. 11 der Kohlenstrafie, vom 8. zum 9. d. M.; 4) ein jchwarzledernes Geldtäschchen mit weißem SchlSßchen und einem Inhalte von 30 aus einer Wohnung in Nr. 10 der Tafourstraße, am 10. d. M. Nachmittag-; b) ein dunkelblauer Winternberzieher mit schwarzem Sammet- lrageu, 2 Rechen braunen Hornkiiöpfcn und schwarzem WollatlaS- sutter, — in demselben befanden sich eine Meerschaum-Cigarreu- stzitze mit Berzieruiw in braunem Leder-Ltui, rin buntjeideneS Taschentuch und 1 Paar Manschetten — aus einer Stube des Grundstücks Nr. 16 am Neukirchhos, am 11. d. M„ 1—4 Uhr Nachmittags; 6) ein vierrädriger Kinderwagen mit braunem Korbaussatz, mit selber Rohrverzierung und einem Pateulverdcck mit olwensarbige» Vorhängen aus der Hausflur iu Nr. 4 der Parkstraße, am 11. d. M. 7 Uhr Abends; 7) drei Stück Kupferrodre, ca. 3 Meter lang und 10—13 cm stark, au« einer Remise in Nr. 64 der Sidonieastraße. vom 12. bis bis 14. d. M.; 8) ein Kaisermantel von schwarzem, rauhem Stoff, mit hell grauem, wollenem Futter und 2 Reihen schwarzen Hornkuüpsen, ein Aiaterüderztetzer von dunklem Floconns, mit schwarzem Sammet kragen, schwarzem Wollatlassutler und 2 Reihen überiponnenen Knöpfen, ein Jaqnet von dunkelgrünem Stoff mU schwarzem Futter uad 2 Reihe» dunklen Hornknöpsen aus einer Schlafstube des Grundstücks Nr. 40 der Elstcrstraße, vom 13. bis 14. d. M. und bez. am 14. d M.; 3) eine goldene Tameu-Eylinderubr. Nr. 3273 eingravirt, mit lchwarzem Emaillekrauz aus der Rückseite und einer schwarzen Perlenkette, ans eiaer Wohnstube in Nr. 34 d der Sophienstraße am 13. d. M .; 10) eia schwarzbrauner, gestreifter Al«konn6-Winterüder»t<i>rr mit schwarzem Sammetkragcn. schwarz- und graugestreistem Futter und 2 Reihen schwarzübersponnenen Knöpfen — in den Laschen besauden sich ein Paar duukclolivensorbige Glaeshandschtthe — aut dem Restauration-lokal in Nr. 3 am Petrr-fteinweg, am 14. d. «. 10-13 Uhr Abends; II) ein Pelz mit Bisamfulter, dunkelgrünem Ueberzug, 2 Reihen dunklen tzoevknöpse» »nd grauem Krimmeebesatz. von einem Wagen ans der Fahrt vom Brühl bis Nicolaikirchhos, am 14. d. M. 8 Uhr früh. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sache» «der den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimiaal- übtheUuug z»r Anzeige zu bringen. «'idztg, am 16. Februar 1685. La» Polizei-Amt d« Etadt Leipzi». Bretschnelder. vr. D. Nealschule zu Leipzig, Nordstratze S1. A«st»ah»eprükun«: Mittwoch, den 18. Februar, früh 8 Uhr. Papier und Feder sind mitzubringen. Proseflor vr. Pfalz, Direktor. Nichtamtlicher Theil. Kußland UN- das Polenthuur. * Schon seil längerer Zeit mehren sich die Anzeichen, daß Rußland die geheime polnische Agitation mit scharfem Auge verfolgt, um dort, wo sie sich allzu offen hervorwagt, mit großen: Nachdrucke gegen sic vorzugcheu. In Rußland wie in Preußen verfolgt die polnische Propaganda seit zeher zwei OperalionSlinien: die religiöse und die eigentlich politische, die aber von den Führern nur zu einem gemeinsamen Vor gehen gegen die beiden Hauptgegncr der polnischen Bewegung benutzt werden. Da bekannllich die weitaus überwiegende Mehrzabl deS Polenthums, vom Magnaten bis zum Bauer herab, ter katholischen Kirche blindlings ergeben ist, so steht sie schon aus diesem Grunde in einem fortwährenden Gegensätze zur russischen und preußischen Regierung, welche also von den Polen nicht allein als politische, sondern auch al- religiöse Gegner betrachtet werden. Dieses religiöse Element der polnischen Agitation ist von nickt zu unterschätzender Bedeutung, ja eS muß geradezu als baS Hauptmiliel bezeichnet werden, wo durch sich der Widerstand des PolcnthumS gegen Rußland und Preußen erhalten hat. In Galizien, beziehungsweise unter dem katholischen Oesterreich, ist cm solcher Widerstand der Polen nickt vorbanden, wa- sich freilich auch dadurch erklärt, daß Galizien allmälig eine vollständig autonome national'polnifche Provinz unter österreichischer Herrschaft geworden ist. Aber selbst unter der absoluten Regierung Melternich'S hatten die polnischen AusstaudSversuchc in Galizien niemals einen religiösen Charakter; Galizien diente vielmehr nur als Sammelpunct, von wo aus sich, wie im Jahre 1846, die polnische Bewegung »ach Russisch-Polen und Posen verbreiten sollte. Von Galizien gehen auch gegenwärtig die geheimen Winke und Ralhschläge au-, die sich aus den passiven Widerstand und mancherlei nationale Kundgebungen in Russisch-Polen und Posen beziehen. An der Spitze der letzteren steht säst immer die polnisch-katholische Geistlichkeit^ wenn dann gegen diese die russische Negierung einschreitet, so giebt daS der gesainmten nilramontaiien Presse Europa- Anlaß zu laute» Klagen gegen Rußland, und auch vom Päpst lichen Stuhle auS ertönt dann in der Regel ein Schmerzens schrei über die Bedrückung der katholischen Kirche. Man dürfte sich »och erinnern, daß man vor wenigen Mo naten im Batican sehr entrüstet über daS Vorgehen Rußlands war, ein Vorgehen, welches sich gegen die polnische Agitation unter den mit Rom unirlen griechischen Katholiken W^lhynic»- und Pvdoliens kebrte, eine Bewegung also, die jedenfalls aus jesuitische Einflüsse von Ostgalizien her zurückzusührcn war. In neuester Zeit scheint sich auch wieder der polnische Ultra- montanismus in Liltaucn sehr bemcrklich zu regen, wiewohl die russische Regierung-Presse schon oftmals behauptet hat, daß Lillauen bereits gänzlich russisicirl sei. Daß dem in Wirklichkeit nickt so ist» beweist ter Cvnflict zwischen dem Wilnacr katholischen Bischof Hrpniawiecki und der russischen Regierung, welche den Bischof vor einigen Tagen, wie wir bereits an anderer Stelle gemeldet haben, nach Jaroslaw in die Ver bannung schickte. Wir haben schon erwähnt, daß den Bischof gelegentlich seiiier Abreise von Wilna Tausende „ach dem Bahnhöfe begleiteten, wo der Bisckvs auf die Knie siet und für das Volk betete, welche- laut schluchzend gleichfalls in die Knie sank. Die Spitzen der katholischen Bevölkerung der Stadt krackten dem Bischöfe prachtvolle Geschenke, ja nach Meldungen der galizisch-polnischcn Blätter solle» in Wilna binnen zwei Tugen 150,600 Rubel als Geschenk für Len Bischof gesammelt worden sein. „Man sieht also", ruft der ultramonlan-aristokratische Krakauer „Czas" triumphirend aus, „Polen lebt noch und wird auch ewig leben» so lange cs an dem Glauben seiner Väter sesthäll." Auch eine andere, jüngst von Rußland getroffene Maßregel ist für daS WachSlhum und die Art der Thätrgkeit der pol nischen Agitation sehr bezeichnend. Wir meinen hiermit den Uka-, der in Petersburg im vorigen Monate erlassen worden und Personen polnischer Nationalität oder überhaupt Katho liken den Ankauf oder daS Pachten von Gütern in den west lichen Gouvernements Rußlands, in Kiew, Podolien, Wol hynien, Wilna. Kowno, Grodno, Witebök, Mobilen, und Minsk, verbietet. Daß in dielen Provinzen und Gouverne- menlS das der russischen Regierung feindlich gesinnte Polen thum dieser »ock immer nicht ganz ungefährlich geworden, geht schon für Jedermann, ver zwischen den Zeilen zu lesen versteht, auS den einleitenden Worten hervor, mit denen der erwähnte kaiserliche UkaS beginnt. Da heißt es in wörtlicher Uebcrsetzung: „Durch die Befehle Unsere« in Gott ruhenden Vaters wurde der Grund zur Verstärkung der Zahl der russischen Gutsbesitzer in den westlichen Pro vinzen gelegt. Um diese Befehle zu verwirklichen und die Hindernisse für erfolgreiche Entwicklung und dauernde Be festigung des russischen Grundbesitzes in den erwähnten Gegenden zu beseitigen, haben Wir cs jetzt nöthig erachtet, zur Verstärkung uni» Ergänzung Ver geltenden Bestimmungen neue Regeln zu erlassen, deren vom Ministercomitö geprüftes Project Unseren Absichten entspricht. Nacktem Wir daher diese Regeln bestätigt und dem dirigirenden Senate zugestellt, befehlen Wir. dieselben zu veröffentlichen und in de» neun westlichen GvuvernenicnlS nach der vorgcschriebcne» Ordnung in Kraft treten zu lassen. Der virigirende Senat wird nicht unterlassen, die nöthigen Verfügungen zur Ausführung dieses Befehles zu treffen." — 'Nun foigen zwölf Artikel, welche allen Polen oder sonstigen Katholiken den Ankauf, daS Pachten von Güter» oder landwirthscbaftlicher Etablissement» in den genannten neun Gouvernements verbieten. Wer die Verhältnisse i» jenen russischen Provinzen genauer kennt, wird leicht einen ver Hauptgründe erratben, welcher zu dem erwähnten UkaS Veranlassung gegeben hat. wenn auch auf diese in der kaiserlichen Verordnung nicht speeiell hin gewiesen wird. Diese Veranlassung ist zweifellos in der immer rührigere» polnische» Propaganda zu suche», welche, von Galizien ausgehend, sich jene russischen, ehemals polnischen Provinzen zum OperationSselbe erkoren bat. Wolhynien nnd Podolien grenzen unmittelbar an Ostgalizien, wodurch selbst verständlich der polnischen Agitation da» Hinübergreifen nach Rußland wesentlich erleichtert wird. Für die religiöse Propa ganda ist da» polnische Jesuiten-Collegium in Tarnopol, unfern der rufsisch-podolischen Grenze, ein förmlich vorgeschobener strategischer Posten. Aber auch in wirthschaftlicher Beziehung arbeitet da- Polentbum in jenen russischen Provinzen mit Hochdruck. Es ist statistisch erwiesen, daß seit zwanzig Jahren das Polenthum in jenen russischen Provinrcn in wirthschaftlicher Beziehung stelS in Zunahme begriffen ist. Eine Menge ostaalizischer Gutsbesitzer polnischer Nationalität Hai sich in Wolhynien und Podolien angekaust und die Zahl der galizisch-polniscben Gutspächler und WlrthschastSbeamten, die nach den erwähnten russischen Gegenden gewandert und sich noch immer dahin begeben, ist geradezu Legion. Alle diese polnische» Gutsbesitzer, Pächter und WirthschaslSbeamten sind selbstverständlich im Interesse des PolcnthumS sehr eifrige Pionniere, und so kann man sich gerade nickt wundern, wenn jener llkas der schleichenden Polonisiruag jener russischen Pro vinzen Einhalt zu thun versucht. Darau» erhellt auch, wa» wir schon wiederholt geäußert haben, daß die polnische Agitation durchaus nicht so bedeutungslos ist, wie etwa Ununterrichlete meinen könnten. Leipzig, 17. Februar 1885. * Einem Telegramm auS London zufolg« hat die portugiesische Regierung ihrem Vertreter auf der Westasrikanischen Conferenz zu Berlin die Er mächtigung gegeben, die afrikanischeEonao-Gesellschaft anzuerkcnncn und den hierauf bezüglichen Vertrag zu unter zeichnen. Dieses Einverständniß ist durch beiderseitiges Entgegenkommen erzielt worden. Damit erscheint das letzte Hinderniß für eine glückliche Beendigung der Berathnngen dieser Conferenz auS dem Wege geräumt. * Zur Dampfer-SubventiollSsrage wird der „Nationalzeitung" von einem Hamburger Kaufmann ge schrieben : „Nachstehender Fall dürfte Gegnern von Postdampser-Subven. tlonen klar machen, ein wie großer Vortheil es für uns deutsch« Kausleute sei» wird, «enn wir mit Gegenden, mit denen wir einen beträchtlichen Handel treiben, eine direkte regelmäßige Dampserver- bmdung habe», damit wir nicht gezwungen find, ans der vcrladang vi>» tztzraland zu bedienen und nicht länger so z» sagen von dcu eag- f. chc.-,. Eompagni-r. abhängig sind Schreiber dieses hatte vor l4 Tagen mittelst eine- englische» Dampscrs von London auS »ach einen» Platze OstafrikaS 15 Fässer deutschen und 12 Fässer englischen KupfcrdrohkS zu verladen; die reip. Fässer halten beide den gleichen Tubikinhalt und gleiches Ge wicht. Die Fässer deutsche» DrahtS. welche zuerst verladen wurden, nalim u::d berechnete die betreffende Compagnie per Ton Gewicht, di« Fässer englische» DrahtS berechnete sie mir nach Maß. Letzteres stellte sich für mich erheblich «»günstiger, und da ich bei den 15 Fässern englischen Drahts etwa 5 Lstrl. mehr an Fracht zu zahlen hatte, reclamirte ich bei der Compagnie. Selbe wies mich mit meinen Reclamationeu kurz ab; ich wandte mich nun a» den englische» Fabrikanten, durch den ich die 15 Fässer Draht bezogen hatte, und suchte die Differenz durch seine Vermittelung znrnckzuerlangeu. Er schrieb mir, die Compagnie würde die Differenz vergüten, wenn ich beweisen könnte, daß die zuerst verladenen 15 Fässer deutschen Uriprgngs gewesen seien; der Fabrikant hatte natürlich geltend ge- macht, das; die billigere Frachtberechnung der deutsche» Waare eine Benachlheiligung der englischen Provenienz sn und lediglich hierdurch die Compagnie bewogen, für die 15 Fässer englischen DrahtS eine gleich billige Frachtrate 'zu bewilligen. — Daß ich trotz meiner ge rechtfertigten Reclamation von der englischen Compagnie keinen Ps.'iiiiig erhalte» hätte, wenn das UrsprungSverhültuih bei der Waare zufällig das umgekehrte gewesen wäre, liegt ans der Hand. Ich wollte nur, die Herren, welche so heftig gegen die Dampfer- sobventionen opponire», wären Kaufleuie und hätten al« solche häufiger Verladungen vin England nach überseeischen Plätzen zu bcwerkstcllcheu; sie würde», glaube ich, die Sache mit etwas anderen Augen ausehen. Ich will Ihren Raum nicht weiter in Anspruch nehmen mit der Auszählung von Plackereien und Scherereien, die mir hierdurch schon erwachsen sind; in welchem Grade die Waare» beim Transitiren seiten- der Lightermc» und in den Docks bestohlen werden, ist kaum glaublich. Jnteressircn Sie sich dafür, so will ich Jhuen gerne Originalcorrcspondeuzen über solch« Fälle vorlegen. ES wird ein nicht zu unterschätzender Vortheil sein, wenn wir uns betreffs der Beförderung unserer Maaren nach und nach de- Bezug- derselben von überseeischen Plätzen immer mehr von England emancipiren können; ich denke, jeder Kaufmann, der in der Lage ist, hierüber ein Urtheil zu haben, wird mir hier» be'pflichten." * Die Nachricht von dem eben erfolgten Hinscheiden de« bekannten serbischen MillionairS und werklhätiaen Patrioten, Major Mischa Anastassijeoic, hat — sö wird aus Belgrad geschrieben — ein Gefühl der ungeheuchetten Trauer in allen Kreisen der Bevölkerung hervvrgeruscn. Obschon der Verstorbene schon feit Jahren in Bukarest seinen ständigen Wohnsitz aufgeschlagen hatte, und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil er in Rumänien zwölf große Landgüter besaß, deren Verwaltung er selbst leitete, hörte er doch niemals aus, daS regste und wärmste Interesse allen Vorgängen in seinem Baterlande zu widmen, dessen kultureller Entwicklung seine werkthätigen Sympathien niemals versagt blieben. Der monumentale Bau, in dem die Hochschule, die National bibliothek und daS LandeSmuseum, sowie alle naturwissen- schastlichcn Sammlungen eine würdige Stätte gefunden haben und der 1,240,060 Franc- gekostet hatte, ist cm hochherziges Geschenk des Verstorbene», der zur Hebung ver Etemenlar- bitdung. wie zur Förderung der geistigen Interessen seine« Volke- überhaupt durch seinen stet- opferbereiten Patriotismus erheblich beitrug. Die mächtigen schwarzen Fahnen, welche von der Hochschule, dem Nationaltheater und dem Lesevrrein herabwehen, bilden einen sichtbaren, aber freilich nur schwachen Ausdruck deS TrauergesühlcS. LaS sich in allen Schichten der Bevölkerung mit gleicher Intensität kundgiebt. DaS Unter richtsministerium wird dieser Tage eine solenne Gedenkfeier in der Kathedrale veranstalten. Der Verstorbene hinterlioß vier Töchter, aber keinen Sohn. Unter seinen Schwieger söhnen nimmt der königliche Gesandte in Paris, StaatSralh Johann Marinovic, ein verdienstvoller serbischer Staats mann, seit vielen Jahren eine angesehene Stellung im Staats dienste rin. * Man schreibt der „Politischen Correspondenz" aus Konstantinopcl, 10. Februar: „Wie in der nicht politischen mohamedanischen Welt die Befriedigung über den Erfolg muselmännischer Waffen, so hält in den hiesigen ossteiellen Kreise» die Bcsorgnitz in Betreff der Folgen a». welche der FallKhart umS sür die englische Politik in Egypten nach sich ziehen dürfte. England wird gewaltige neue Opfer bringen müssen, sein Ansehen z„ r-tten und man fürchtet, daß da» englische Volk nicht mehr zu überzeugen sein werde, daß auch diese Opfer „umsonst" gebracht sein solle». Dieser schweren Sorge gegenüber bietet eö nur eine geringe Befriedigung, daß England sich für den Augenblick genvthigt sehen bürste, aus seinem Schweigen herauSzutretcn und sich Hassan Fehmi gegenüber auvzusprechen. Die türkische Presse, die natürlich in diese», Fall« als inspirirt anzusehen »st, beschuldigt England, durch die von ibm herbcigeführte DcSovganisatioii der egyptischen Armee und tie in der egyptischen Verwaltung eiugerissenc Anarchie die Katastrophe im Sudan selbst ermöglicht zu haben, und stellt die Behauptung auf, England könne jetzt uurniehr in einer Allianz mit der Türckei sein Heil suchen und sindon. Man sollte also glauben, vaß die Türkei sich durch irgend welche Umstände ermächtigt sithle, diese Sprache zu führe». Trotzdem scheint eS. daß man in London aus türkische Hilfe zunächst ebensowenig reflectirt, wie aus italienische, nnd in einen, Noth- salle fragt es sich erst, ob England die Türkei oder Italien als Helfer verziehen wuirde. Inzwischen flößt in türkischen Kreisen auch die Situation in Tripolis, dessen Schicksal plötzlich mit der egyptischen Frage in eine Verbindung getreten ist. eine gewisse Unruhe ein. Es wird besorg!, daß Italien sofort in Tripolis irgend einen Punct besetzen wird, sobald England in Egypten ewc prononcirte Politik zu entwickeln beginnen sollte. Tripolis ist zwar jetzt von 14,00» guten Soldaten und 60 Kanonen vertheidigt, allein man hat es schon wiederholt erfahre-», daß eS der Diplomatie weder au beruhigenden Worten, nurch an plausibel klingenden Gründen fehlt, um Etwas als Gebot deS Augenblicke? binzuslelle», wa« längst voraus beschlossen war, und die Opposition der Pforte dagegen zu lähmen. Wie leicht findet sich eine Rücksicht der Sicherung gegen Frankreich, die es Italien zur Pflicht macht, irgend einen Punct de- LittoralS iu Tripolis zu besetzen. Graf Corti stellt allerdings derlei Absichten in der entschie densten Weise in Abrede, aber auch die Türken haben da« Wort Talleyrand'S kennen gelernt, daß die Sprache nur gegeben sei, um Gedanken zu verbergen. Sicher ist eS, daß die Aufregung in türkischen Kreisen schon seit langer Zeit nicht eine so große war, wie gerade jetzt, da man von allen Seiten neue Wölkchen ans dem Honzonte anftauchen sieht." * Der „Hannoversche Courier" veröffentlicht Briefe eine» auf der „Hyäne" befindlichen Deutschen, welcher den deut schen Colonialbesitz in der Südsee schildert. Di« „Hyäne" ging den 28. Oktober nach ter zu Neu-Seelond gehörigen Halbinsel Liki-Liki, um die Bewohner derselben wegen Plünderung eines deutschen Schoner« zu züchtigen. ES wurde aber keiner der Eingeborenen erwischl. Am 3. November wurde in Matuvi, am 4. in Meoko die deutsche Flagge gehißt. Die „Hyäne" hatte nun, so schreibt der Corresvoudcnt weiter, die Ausgabe, mit dem Eapitain der „Elisabeth" an Bord überall bei Nen-Britannien und Neu-Irland hrrumzusahren und überall, wo es irgend anging, die kaiserliche Flagge zu hissen. Wie bade» aus diese Weise die ganze Nordküst« von Neu-Briiauoien, die West- u»d Rordküste von Neu-Jrland kennen gelernt, und ich muß sagen, daß cs merkwürdig schöne, srachibare Länder sind.... Am 14. November gingen wir, gesolgt von der „Elisabeth", in See nach Neu-Guinea. Wir halten als Lootsen den Eapitain der „Samoa" (welche unter Führung ihre- Steuermann« mit Or. Aiujch an Bord schon nach Neu-Guinea voraosgegaagen war», Namens Dall- mann, an Bord, einen alten prächtigen Seemann, der allein zwanzig Jahre als Eapitain im nördlichen und südlichen Eismeer gefnhrea hat, aber auch die Südsee gründlich kennt. Bisher hat man geglaubt, die Gegend von Neu-Guiuea, welch« wir annectiren wvllle» und jetzt annectirt haben, nämlich die Küste vom 141. Grad bis zur Hüonbai incl. mit dem dahinter liegenden Lande, hätte keinen Hasen. Und dies ist wohl auch der Grund, weshalb die Engländer sich nicht schon längst da sestgesctzt haben. Vr. Finsch und Dallmann hatten aber vor einigen Wochen einen ganz prächtigen entdeckt und ihn Fricdrich- Wildelmshaien getanst. Dahin gingen wir zunächst, blieben vier Tage da. hißten die Flagge, nahmen Neu-Guinea in Besitz und Wieben Tauschhandel mit den Papuas. Wenn ich schon Neu- Britannien und Neu-Jrland herrliche Länder genannt habe, so gilt das noch hundertmal mehr von Neu-Guinea und, wie Or. Finsch, der ein gründlicher Kenner diese- Landes ist, sagt, gerade von dem Landstrich, de» wir jetzt unser nennen. Und nicht blos das Land ist schön, auch — und daS ist sehr wesentlich — die Einwohner, die Papuas. E« sind im Gegensatz zu den KanakaS, welche mehr oder weniger Strolche sind, kräftige, intelligente, fleißige, Ackcrbm treibende Menschen, die aus ziemlich hoher Lulturstuse stehen. Sw kennen nicht das Eisen oder die Bronze und dabcn doch mit ihren unvoll kommenen Stein- und Muschel-Schueide-Jnstrumenten lehr hübsche Schnitzereien, Bauwerke re. geleistet. Sie habe» i», Vergleich z» den KanakaS ziemlich anständige Häuser, leben in der Eüe, sresseu keine Mensche», sondern essen Fische und Schweine, haben kunstvolle große Kanoe«, die große Strecken unter Segel (aus Malten) zurück legen können. Und bei alledem sind sie liebenswürdig und srcundllch gegen die ersten Weißen, die sie in uns zu iehen kriegen, wie Kinder. Erst rin einziger Weißer hat diese Gegenden besucht und hat circa 100 oder 200 englische Meilen von diesem Hasen eine Zeit lang gewohnt. Das ist der russische Naturforscher Makay, der sich da sehr verständig benommen und viel Legen gestiftet hat. indem er z. B. mit großen Kosten Biel dort eingesührt bat von Java, welches Finsch da noch anqetroffcn Hai, allerdings von den Natives nicht auSgemitzt. Die Kunde von diesem weißen Manne ist aber bei den Eingeborenen weit, weithin gedrungen, »nd iowohl Finsch als auch wir wurden, als wie an- kamen, begrüßt: Makay! Makay! Makay! aus die Schulter geklopft und gestreichelt. Tauschhandel blühte natürlich. Ganz im Gegensatz zu den übrigen wollen diese Leute nichts oder nur wenig wissen von Perlen und Tand überhaupt. DaS praktische kluge Volk will Eisen haben. Beile und noch mehr Hobeleisen stehe» hoch im Preise. Das Erstaunen der guten Leute, so große Schiffe und so viele Menschen zu sehen, die so viele sonderbare Lache haben, ist natürlich riesig lächerlich. Furchtsam sind sie selbstverständlich auch, das heißt uns uad uniern Instrumenten, Gewehren und Kanone» gegenüber. Ich ging mit einem Papua, dem ich eine Uhr geschenkt hatte — er hatte sie mit der Kette durch den Nascnknorpel gezogen — aus die Jagd, um Kakadu« zu schießen. Er war in Folge meines Geschenks sehr zutraulich, leistete auch gute Führerdienste und zeigte mir die Vögel auf den Bäumen. Sobald ich aber anlegte, lies er weg und versteckte sich, etwa wie der Vogel Strauß. Nach dem Knall kam er wieder nnd holte den Vogel. Dieselbe Geschichte possirte auch Anderen in dem nächste» Hasen, den wir besuchten. Am 20. verliehen wir den Hasen. Die „Elisabeth" ging nach Matupi. Wir dompften langsam die herrliche Küste entlang nach Süden, um die „Samoa" zu suchen und ihr ihren Eapitain wieder- zuqebea. Trotzdem wir am Ende der trockene» Jahreszeit stehen, herrscht meist überall das üppigste Grün. Dicht an der Küste Hügel mit sausten Contureu, weiter im Hintergründe sehr hohe Gebirge, die ich sür höher schä'he alS' unsere "Alpen. Tie ganze Landschaft ist sehr wenig bewohnt. Wiv habeg nur wemge Dörfer. Es fehlt wirklich nichts, als hier Slädte und Tbü,rme »nd Dörfer zu sehe», so würde man glauben, im schönsten Theib von Deutschland zu lein. Am 24. kam uns die „Samoa" entgegen, sie hatte wndcr einen schönen Hafen gesunden, wo wir bis z»1ü 28. liegen blieben. Iw
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