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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-01
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1885
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1144 Hof Friedrichstraße au« B erlitt verlafiea Mid ist in ihre H^oath znruckgekehrt. Der Charakter der Einmiilhigkeit >l«d der Solidarität der Nationen am Congo, wie ihn die Conserenz zum Au-druck gebracht, zeigte sich auch bei der Abreise der Delegirten. Da- war ein Händeschütteln, ein Abschied- nehmen, so herzlich und so innig, wie man e« nur bei zwei «a befreundeten Männern finden kann. Garde» du Corp-- Osficiere hatten den italienischen Delegirten da« Geleit ge» geben und » rireäeroi scholl e« hin- und herüber. Franzosen u»d Engländer standen dicht nebeneinander voller Eintracht und doch wie verschieden. Bei den Franzosen war Alle« Lebe», Bewegung, im kühnen Bogen flog die au«zebrannte Cigarette fort; mit einem Sprung hüpste der ein« französische Delegirte in da- Coup«; würdevoll und ernst waren die eng lischen Delegirten dahergekommen. Selbst die Einzelheiten ihre« EostümS gaben den Söhnen Albion» etwa- Feier liche«. Gravitätisch stiegen die Engländer in den Wagen. In diesem Augenblicke wurde die mit rolhem Plüsch beschlagene Trepp« herbeiqeholt und die Augen richteten sich nach der Stelle. Der Erbgroßherzog von Oldenburg, von mehreren Adjutanten begleitet, bestieg den Perron. Au- den Fenstern der EoupS- erklang noch einmal ein kräftige« »u .«voir, » rivoäoroi, die Engländer reichten ihren Begleitern bedächtig die Hand heraus- der Zug verließ schnell die Halle, die Delegirten hatten Berlin verlassen und damit auch die Congo- Conserenz ihren nicht osficiellen Schluß erreicht. * Der König v»n Belgie» richtete au dm Fürsten Bi-marck einen Brief, worw demselben der Dank für die großen Dienste, welch« der Reichskanzler durch die Einberufung der Conserenz der Civilisation in Afrika geleistet hat, aus gesprochen wird. * OfsiciöS wird au» Berlin geschrieben: „Der preußische Staat-rath, «nd zwar da» engere an- den Slaatsininistern und den Mitgliedern der Resfortabtheilunaen bestehende Plenum, ist von Gr. Majestät berufen; der Zu sammentritt steht nahe bevor. Diesem engeren Plenum wird da- gesammte über die Frage der Geschäft«- und Börsen steuer erwachsene gesetzgeberische Material zur Berathung und gutachtlichen Acußeruna behufs Berathung der preußischen Regierung für ihre Abstimmung im Bunde-rathe über die Krage vargelegl werden. E- ist selbstverständlich, daß and diesem Borgeben der Staat-regierung ein Schluß weder auf ein ablehnende- Verhalten gegenüber dem v. Wedell'schen Ent wurf. noch aus eine Zustimmung zu dm Oechelhänser'schen Borschläge», nesi aus die Stellungnahme zu der Frage über haupt gezogen werden kann. Man wird vielmehr nicht sehl- zehen, wenn man die Einberufung d«S Staatürathe- in nr- Schlichen Zusammenhang mit den Erfahrungen bringt, welche mit dem preußischen GeschäftSsteuer-Entwurse gemacht sind. Man wird sich der zahlreichen Einwendungen erinnern, welche au- dm verschiedensten Kreisen de« Erwerb-leben- gegen jene preußisch« Vorschläge erhoben sind. Nach derselben Wabr- uehmung bedarf e- keine- weiteren Nachweise«, daß eine Gc- fchäft-steuervorlage auch dann, wenn sie den Namen Börsen- fieuer führt, nicht nur bestimmte enge Geschäftskreise berührt, sondern tief in da- Geschäft-- und Erwerb-leben weiter Schicht« der erwerbthätigen Bevölkerung eingreist. Handelt e« sich in dem vorliegenden Falle aber um «ine tief ein schneidend«, weitgreifende Maßregel, so liegt e« auf der Hand. k. daß die preußische Staat-rcgicruin; wohl und weise handelt, wenn sie derjenigen beiräthlichen Organe zu ihrer Berathung sich bedient, welche die Organisation de« preußischen SlaaleS zu diesem Ende vorgesehen hat." * Auch im verflossenen Jahre hat sich der polnische Groß Grundbesitz in der Provinz Posen nicht unwesentlich ver ringert. E« gingen 1884 Hektar au« deutsche in polnische Hände, dagegen 7381 Hektar von Pol« an Deutsche über, so daß sich der deutsche Großgrundbesitz in Posm um 5497 Hektar vermehrte. Seit dem Jahre 1878 sind in Posen un gefähr 200,000 Morgm Laude» in den Besitz von Deutschen getmamm, beispielsweise im Jahre 187S 37,75« Morgen 1880 88S7 Morgen, 188l 73,142 Morgm, 1882 22.2lk Morgen. Schreitet sonach die Germanisation der großen Güter i» Pos« rasch vorwärt«, so ist andererseits auf da- Tiefste zu beklag«, daß Tausende von deutschen Kleinbauern, wie z. B die in den nmn Bamberger Colonien bei der Provinzialhauptstadt Posm, wie auch die in vielen sogenannten .Hauländereieu", in den letzten Jahrzehnt« fast vollständig pölonisrrt worden sind. Ein« allzu groß« Einfluß auf die Entwickelung de« deutschen Elemente« in der Provinz Posen darf «an übrigen» dem Anwachsen de« deutschen Großgrund besitze« daselbst nicht zuschreiben. Der deutsche Grundbesitzer ist nur eine einzelne Person, und lediglich um ihn, bez. seine Familie und seine Beamten wächst durch seine Einwanderung die deutsche Bevölkerung der Provinz. Die Arbeiter bleiben meist Da«, waS sie waren: Polen, und wenn der Gut-Herr anch ein« gewissen Einfluß aus sie hat, so kommt derselbe gegen Denjenigen, welchen die polnische Geistlichkeit aus sie än-übt, gar nicht in Betracht. Bon größerer Bedeutung wäre die Einwanderung deutscher GutSkäuser nur dann, wenn der deutsche Gutsherr auch deutsche, protestantische Arbeiter »ach sich zöge. . . . >» » ^ * Die österreichische Gewerbeordnungsnovelle, welche u. A. den Normalarbeitstag von 1l Stunden einsührt, ist durch ihre im Herrenhaus« erfolgte Annahme zur Sanktion reis geworden. Die Debatte im Herrenhause dot verschiedene interessante Momente. Zunächst führte Frhr. v. Bezecuy Klage darüber, daß da- Herrenhaus zum Registranten der Beschlüsse de- Abgeordnetenhauses geworden, daß die Zwangslage für dasselbe nachgerade eine verfassungs mäßige Institution sei und die Stimme der erst« Kammer in den legislativen Berathung« de- Parlaments in der Regel verhalle. Das Herrenhaus solle immer wichtige Bor lagen nur rasch erledigen und sich jeder Modifikation ent halten, damit ein Zustandekommen der Gesetze nicht möglicher weise gefährdet werde. Zur Sache bekämpfte Redner namentlich den NormalarbeilStag. als ein „Experiment", ob wohl er schließlich demselben zuzustimmen erklärte; man möge sagen was man wolle, es bleibe eigentlich eine Beschränkung der individuellen Freiheit der eigenberechtiaten Person«, wenn man ihnen verbietet, so lange zu arbeiten, wie sie wollen. Der Normalarbeitstag solle nur für die Industrie gelten; aber bei dm Gewerben arbeite» die Arbeiter 12, 14 ja 16 Stunden, auch für die Landwirlhschaft, wo doch wahrlich die Arbeit nicht leichter sei, falle eS Niemandem ein, einen NormalarbrikStag einsührcn zu wollen. Charakteristisch ist, daß der altconservative Ritter v. Toggenburg sich veranlaßt sah, den ganzen Entwurf nicht nur für unnöthig, sondern auch als einer schädlichen Richtung entsprossen zu erklären. Er sagte: Der vorliegende Entwurf scheint mir mehr ober minder nur den Stempel de- gegenwärtig vorherrschenden Zuge- der Mißgunst gegen die Großgewerbe zu tragen — einer Mißgunst, die, nach meiner An schauung, keine guten Früchte tragen kann und die parallel läuft mit der unaushSrlichen Denuucirung des LapitalS. Wenn jede Zu- sammensassung verschiedenartiger Arbeit-Verrichtungen in der Land «me- Unternehmer-, jede Organisirung eine- großen Betriebes schon al- ein Attentat aus da- Kleingewerbe, al- ein capitalistischer Ueber- grisf aus die productiv« Arbeit betrachtet wird, wenn man sich gewöhn«, hinter der freien Concurrcnz immer mir da- Monopol de- LopitaliSmu« zu sehen, gegen welches consequentcrweise eS keine Rettung gäbe, als bnrch die Verstaatlichung der Productionszweige (Heiterkeit), wenu man immerfort die Nothwendigkeit betont, »och schärfere Abgrenzungen der RechtSsphären, noch einschneidendere «bschließungen der Arbeits gebiete eintreten zu lassen, und wenn man sogar manchmal auf die Möglichkeit der Intervention der Gesetzgebung in den natürlichen Proceß der Preisbildung aaspielt. dann sind da- Au«blicke aus eia Schftem. welche-, nach meiner Ansicht, nicht zur Gefolgschaft einladet, eia System, bei welchem das Capital erst recht an- den productiven Bahnen hinausgedrängt und in dle Kreise der steril« BSrsenspecnlatto» oder in den Schoost de- RentnerlebeaS hineingetriebeu würde, et» System von den weilreichendsten Folge», unter welchen ober die Be glückung de- Arbciterstandes gewiß kein« Platz fände." Nachdem der Handel-« «ad der Ackerbauministrr dafür eingelreteu, wurde da- Gesetz unverändert angenommen. * Da« englische Marine-Budget für 1885/86 schließt mit einem Gcsainmkbekrage von 12,396,500 Lllrl.. gegen 1l.t85.77v Lstrl. in 1884/85 und l0.89S.500 Lstrl. in 1882/84. Die nachstehenden Item» bilden die größten Er höhungen gegen da» Vorjahr: 876,600 Lstrl. für Maschinen und Schisse, die laut Contract gebaut werden; l?3,200 Lstrl. sür nme Arbeiten Maschinerien und Reparatur«; 167.500 Lstrl. sür Marine-Vorräthe; 61,700 Lstrl. für Schiffswerften lm In- und AuSlande; 58,450 Lstrl. für Proviant und Kleidungsstücke der Seeleute und Mariuetruppen; 17,650 Lstrl. Löhne für Letztere und 15.600 Lstrl. sür Mititairpensioneu und Bewilligungen. Die Arbeiten auf den heimischen Schiffs werften werden umfassen: ll Panzerschiffe (2 begonnen, 5 in der Arbeit vorgerückt. 4 vollständig fertig gestellt); 5 geschützte Schiffe (1 begonnen, 3 vorgerüctt, l beendigt); 3 Slahl- Damps-Kreuzer. 1 Corvette und 2 Aviso-Boote (alle fertig gestellt); 3 Stahl-Tvrpedo-Kreuzer (t angesangen, 1 vor gerückt. l fertig gestellt); 2 Stahl-Kanonen- und Torpedo- Schiffe (l vorgerückt und 1 fertig gestellt) und ein« ueuen Dampf-Lichter (vorgerückt). * Der Zweikamps aus Weiß- und Blaubücher der eit einiger Zeit zwischen den Auswärtigen Acmteru von Berlin und London geführt wird, ist in eine neu: Phase getreten. Gladstone hat den Fürsten Bismarck auf einer leinen Grdächtnißschwäche ertappt und sich beeilt, dies der Welt durch ein Blauduch kuntznthun, in der Eile aber ganz vergessen, daß er sich durch besagte« Blaubuch mehr schadet als dem beulschen Reichskanzler. Stellen wir zunächst die thatsächflchen Grundlagen fest. „Wir glauben Grund zu der Annahme zu baden, meint die „Kölnische Zeitung", daß die englische Darstellung de» Hergangs richtig ist. Wir nehmen an, daß die Depesche BiSmarck's vom 5. Mai, welche den Briten eine Verständigung mit Deutschland aneinpfabl. zwar a» den deutschen Botschafter in London, Grasen Münster, gelangt ist, von diesem aber aus Grund späterer Weisungen niemals abgegeben wurde. Dennoch dcries sich Bismarck in einer Unterredung mit dem englischen Botschafter Malet aus diese Depesche, um zu zeigen, wie sehr eS sein Wunsch gewesen, zu einer Verständigung mit England zu gelaugcn. DaS scheine» die Thatsachen zu sein; wenn dieselben sich so zngclrageu haben, so sind sie für diejenigen, welche den Fürsten Bismarck sür eine Art Halbgott halt«, zu besten viel« und glänzenden Eigenschaften ein allumfassende», allgegenwärtige- und unfehl bares Gedächtniß gekört, allerdings enttäuschend. Wir unser' seitS werden in denselben lediglich eine Vergeßlichkeit erblicken können, wie sie im diplomatischen wie nichtdiplomatischen Leben sehr gewöhnlich »st. Mit der Depesche vom 5. Mai mag eS stehen wie eS will. Tbatsache ist und bleibt, daß Gladstone wiederholt die deutfche BunveShand abgewiesen und dadurch bi« für England verhängnißvolle contmcntale Ver ständigung heraufbeschivoren hat. Die deutschen Staats männer wie die deutsche Presse mußten sich wohl oder übel überzeugen, daß Gladstone sür eine ehrliche Verständigung nickt zu haben sei, und so kam dmn jener Feldzug gegen Glad stone zu Stande, den Glodstone durch seine Politik in der hiiigebendsten Weise unterstützt hat. Denn beredter al» die Leitartikel der deutschen Presse »mV die Schriftstücke der deut schen Weißbücher waren die von Gladstone geschaffenen Tbat- sacken. Der glänzende Erfolg diese« deutschen Feldzuges hat Gladstone zu dem Versuch begeistert, denselben nachzuabmen, ein Versuch, der, wie nur sah«, recht schwächlich auSgesallen ist. Die englischen Blätter ärgern sich übrigen« weidlich darüber, daß die deutsche Regierung vr. Nacktigal auSgesaudt hat. ohne den Engländern die Puncte anzugeben, wo die deutsche Flagge gehißt werden sollte. Nach den üblen Er fahrungen, die wir mit England gemacht haben, fehlte eS auch gerade noch, daß wir den Briten jene Länder bezeichnen sollten, in denen sie uns znvorkoinmen könzUcn. BlSher hat noch fast jede deutsche Flaggenhissung' die Folge gehabt, daß England alle« in der Nälie liegende Land einverlcibte. Geradezu Anstoß erregend ist schließlich Gran- ville'S vom 2l. Februar datirte Antwort aus die Beschwerde» Bismarck'- wegm de« Benehme»- englischer Unterthanen Consuln und Commantanten in Kamerun. Granville lehnt e« einfach ab, diese Beschwerden zu erörtern, unter dem un erhörten Vorwände, eS sei ihm nicht» dergleichen zu Ohren gekommen. Gerade als wenn jene Herren, welche die Neger gegen Deutschland aufregten und au» deren Factoreien und Missionen auf die deutschen Truppen geschossen wurde, sich beeilen würden, ihre Nuthatcn der englischen Negierung mit- zutheilcn. Die ostindische Compagnie brauchte einst solche nichtsnutzigen Ausflüchte, wenn Indien« Söhne klagend nach London gezogen kamen; aber die Regierung einer Großmacht sollte sich im Verkehr mit anderen Großmächten besserer Sitten befleißigen." * Die Nachricht, daß der Patriarch von Konstan tinopel mit der Curie in Verhandlung getreten sei und seine Bereitwilligkeit erklärt habe, der Union beizutreten, wirbelt in der russisch-orthodoxen Presse viel Staub auf, be sonder« weil al« Ursachen, welche den Patriarchen zu diesem auffälligen Schritt getrieben, die Feindschaft der Griechen gegen die Bulgaren angegeben wird. Der „Warschamökij Dnewuik" hält diese Nachricht für unerhört, und nennt eS eine Ironie, zu behaupten. Rußland habe für die Bulgaren eine Agitation in Bewegung gesetzt, und die- zwinge die Griechen, Schutz in Rom zu suchen! Nur der .Nord" und daS „Journal de St. P-terSbourg" geben — aber auch nicht die Existenz einer russischen Agitation, sondern nur die Mög lichkeit zu, baß Jemand an eine solche glauben kann. Auch die „Nvw. Wremja" drückt ihr Befremden über die Mel dung au«. , — vo» -er Social-rmokratie. * Zur Stellung der Socialdemokratie in der Wahl bewegung schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Anders al- in Preußen hat sich da- Stlmmergebniß für die Socialdemokrateu in Bayern gestaltet. Die dort jetzt ab- gegebenen 34,899 Stimmen üvertressen die früheren Ergebnisse be trächtlich, welche sich 1877 aas 27,019, 1878 aus 22,532, 1881 au 21,760 Stimmen stellte». Die bisher in ultramontauca Hände» be- findlich gewesenen Wahlkreise München I. und ll. ergaben zusammen 9861 Stimmen gegen 4240 in 1877, 5249 io 1878 und 4942 in 1881; dasselbe zeigt sich in dem noch jetzt uttramontauen Kroaach wo 1425 Stimmen gegen 198 in 1878 und 210 i» 1881 auf tauchen; in Augsburg traten zum ersten Male gleich 1550 Stimmen aus. In Illertissen, Kausbeuren, Roseuheim zeigen sich zwar an sich kleine Stimmzahlea sür die Socialdemokralea. doch sind dieielbe» gegen die früher erreichten beträchtlich gewachsen; auch in Weilheim und Traunstein tauchen zum ersten Male, wenn auch nur kleine Trupps von Socialdemokratcn aus. Die früheren Maxima wurden allerdings auch in einigen uttramontauen Wahlkreisen nicht wieder erreicht, z. B. in Aichach und Landshut. Beachlcnswerth ist ferner, wie durch den bekanntlich in der Pfalz erfolgten „deutschsreifiunigen Einbruch dort die Stimmenzahl der Socialdemokraten gewachsen ist; in Speier von 1708 in 1877. 1679 in 1878 , 2912 in 1881 au 4823 in 1884; in Kaiserslautern von 173 in 1878, 117 in 1881 au 335 in 1884; in Sermersheim tauchten zum ersten Male 215 iocral- demokratische Stimmen ans; andererseits blieben Hos und Erlangen beträchtlich gegen frühere Ergebnisse zurück, Erlangen hotte 1877 er geben 4458, 1881 2674, 1884 nur 1506, Hos 187? 743, 1878 121 jetzt 310; dagegen zeigte wieder Lulmbach, wo der Fortschritt eben, fast- ins Spiel kam, relativ beträchtliches WachStbum der Social, demokratir. Der sehr erhebliche Rückgang in Würzburg ist uur scheinbar (1877 1441, 1878 1332, jetzt 113), da dort die Social, demokrotcn für di« Bolkspirtei stimmten, welches Lcrhältniß sür Franken, Baden, Württemberg überhaupt in Rechnung gezogen werden muß. Auch in Aasbach, Bayreuth und Schweinfurt sind die a« sich kleiaen Zahle» erheblich größer al» in einem früheren Jahre, da gegen zeigt di« eigentliche Hochburg der Socialdemokratie m Bayern, Nürnberg, keinen erheblichen Zuwachs. 1877 10.025, 1878 10,162, 1881 9669, 1884 12H82 Stimmen. Alles in Allem zeigen gerade die Ergebnisse ta Ober» »nd Riederbayero, daß die dort vorherrschend« klerikal« Tendenz Erfolg« der kiscentrtrn socialdemokratische» Agitation »ich» verhinderte. Sachsen hat iusgesammt die früher schon erreichte social- deiuvkralilche Stiinmenzahl nicht überlchriltca; e« winde» angegeben I28Z42 gegen 123,978 in 1877, 128,039 in 1878, 87.7-eü in 1881. Im Einzelne» zeigen nur wenige Wahlkreise höhere Zahlen, als sie bisher erreicht batten, und bezeichnender Weise solche, „> denen der Forlichritt mitsprach, tm Besitzstand war, einen Einbruch oer'uchie rc. So z. B- Pirna mit jetzl 2227 Stimmen gegen 715, 694 uns 562 in den drei früheren zum Vergleich herangezogeuea Wahljahren: Leipzig (Stadt) 9676 gegen 5250, 2361 resp. <>182; Leipzig (Land) 15.233 gegen 9420, 11,253, 10,503, aber auch Tharandt zeigt eine absolute Zunahme, jetzt 6214 gegen 3880, 5007 und 3789 Summen. Jedoch die Mehrzahl der Wahlkreise erreichte die frühere Stimoiea- zahl der Socialdemokrateu bei Weitem uicht wieder: Zittau setzt 1904 gegen 1202 ia 1877, 1921 tu 1878 und 2475 in 1881. Bautzen jetzt 371 gegen resp. 1428, 884, 266. Dresden l. jetzt 6514 gegen resp. 5411, 7433 uud 6231; DreSde» ll, jetzt 8620 gegen relp, 6940, 9879, 9079. Freiberg jetzt 5670 gegen 612? in l878. Döbeln 2388 gegen 528 m 1878. Oschatz 2582 gegen 3331 in 1877. Borna 1948 gegen 4954 ia 1878. Mittweida 7001 gegen 7328 ,a 1877. Glauchau 9513 gegen 11,041 iu 1877 und 11,579 in 1878, Etolbcrg 6065 gegen 8141 in 1877. Zschopau 3029 egen 4928 in 1877. Annaberg 154? gegen 2437 in 1878. Auer- ach 4061 gegen 8164 i» 1877. Plauen 2312 gegen 4329 in 1877. Bon dem io locialdemokratijchem Besitz bereit- befindlich gewesene» Chemnitz und Zwickau blieb letzteres mit 11,590 eine Kleinigkeit gegen das Maximum von 11,623 in 1878 zurück, Chemnitz über- chritt mit 14,512 daS bisherige Maximum vo» 12,117 in 1877. Für Sachsen wird noch mehr als für Preußen gelte», daß von einem eigentlichen Anwachsen der Socialdemokratie nichts »ächz»- weise» ist; die gemachten unerhörten Anstrengungen haben neue An hänger nur ia wenigen Kreisen an die Urne gebracht, ta anderen aber ist trotz derselben der Rückgang gegen früher erreichte Zahle» beträchtlich. Auch in Württemberg hat die Partei den höchsten Staus von 1877 nicht zu erreichen vermocht; sie erhielt jetzt 9154 Stimme» gegen 9918 in 1877, 6139 in 1878, 6152 in 1881. Eßlingen und Heilbron» zeigen größere Slniimcnzahl als bisher, crsteres 2148 gegen 1775 in 1878, letzteres 1118 gegen 142 in lb?7 und 163 in 1881. Dagegen wurde in Siutlgart der srühere Stand nicht erreicht: 1877 4646, 1878 4136, 1881 4131, 1884 3346; ebenso in Cannstadt nicht, daS 1877 1600, jetzt 597 Stimmen ergab; auch sür Göppingen, Oehringen und Mm ergeben die an sich kleinen Zahlen eiaea Rückgang, ia Ravensburg zeigt sich dagegen eine Zunahme. In Baden ergiebr sich eine allerdings beträchtliche Zunahme auf 11 027 Stimmen gegen 3593 in 1877, 3803 in 1378 und 4700 in 1881. Hierbei spielt jedoch die Beziehung zur Volkspariei und die theilweise erfolgte Lossagung von derselben eine bedeutende Rolle. Mannheim ergab 4846 gegen res». 1689, 2376 und 2517 Stimmen, Karlsruhe 3010 gegen rcip. 618, 758, 1333; auch sLnimlliche andere Wahlkreise, die in Betracht komme», ergaben eine Zunahme. Achuüch liegt es in Hessen mit jetzt 20,l76 Stimmen gegen 11,528 in 1877, 11,971 in 16?8 und 13,825 in 1381. Hier ergebe:, bcmerkensweriher Weise nur Gießen uno Worms geringere Sliwin- hahlen, als die Partei früher dort schonereicht hatte, während Darm- stadt, Ofseilbach, Mainz, Bingen, Friedberg und BeuSheim theilweise weit über früher erreichte Zahlen hinauSgingen. Mecklenburg erreichte die früheren locialdemokratlschen Stimm- zahlen lange nicht, beide Großhcrzvgthünlcr ergaben jetzt 2466 gegen 8022 Stimme» in 1877, 2070 in 1878 und 1039 in 188l; kein Wahlkreis erreichte trotz sehr lebhafter Rührigkeit der diesmalige» Agitation auch uur entfernt die früher dagcwejene Stimmenzahl. Auch Sachsen-Weimar mit 2500 Stimmen erreichte die 5639 von 1677 bei Beitem nicht, weull auch die 1149 von 1878 und 713 von 1881 überschritt« wurde», «drr der Wahlkreis Jena kam der Zahl voa 187? nahe. Oldenburg ergab jetzt 1237 Stimm« gegw 2321 in 1877, 159 iu 1878 und 740 in 1881; dabei zeigt Barel ciue höhere Zahl als srüher. Oldenburg eine viel geringere. Was die übrigen Wahlkreis« der Herzogthümer. Fklrstrnthilmcr uud freien Städte aulangt, so blieben hinter dem Stande eines rühereu Jahres zurück: Braunschweig, Wolsenbüttel. Holzminden, Sonaeberg, Alteuburg, Coburg, Dessau, Beraburg, Sondershausen, Greiz, Lübeck und Bremen, während Gotba, Rudolstadt, Gera, Detmold uud die drei Hamburger Kreise de» früher erreichteu Stand übenraseu. DaS Gesammtfacit dieser Vergleichung« wird man dahin ziehen dürfen, daß es zwar trotz de- Social,stengesetzes und wesent lich begünstigt durch die Eonstellalion der anderen Parteien den Führern der Socialdemokratie gelungen ist, iu Summa die alte Auhängerzahl nochmals zu mustern, daß aber in sehr wenigen Füllen eine Zunahme über den früheren höchsten Stand hinaus, in weit mehreren dagegen Abnahme gegen deiiselben conftatirt werden muß, c> daß daS Geiammtergebniß und im Einzelnen nicht eine weitere Ausbreitung, sondern ein Stillstand der Partei ist, und zwar trotz veczwciselter Wahlanstrengungen und Parteiverschiebungen, wie sie günstiger sür dir Socialdemokratie uicht gedacht werden könnte». Äus Südafrika. 0. v. Capstadt. 1. Februar 1885. Wir befinden uns hier unten am Cap in der Zeit des Hochsommers, und di« liebe Sonne ist eisrig bemüht, alle Creaturen ihre Macht empfinden zu lassen. Tagtäglich sendet das TageSgestirn seine sengenden Strahlen herab zur lechzenden Erde, wolkenlos spannt sich der Himmel Tag sür Tag über Capland; Fluren aus. Wenn dann die Sonne im Westen hinter de», Löwenkopl ins Meer gesunken und der Mond sein sil bernes Licht über die Taselbai ausgießt, eilen die Capstädter nach der Whars, um die frische Seebrise einzualhmen, oder sie ergehen sich in der herrlichen Eichenallce, durch welche letztere sich die Holländer ein ehrendes Andenken geschossen haben. Ja, dieser Sommer ist selbst sür Südafrika etwas zu warm, zeigte doch eines Tages im Decembcr vorigen Jahres daS Thermometer in KingwilliamSIown 172 Grad Fahrenheit und am 4. Januar d. I. 169 Grad Fahrenheit und 116'/, Grad Fahrenheit im Schalten, In den meisten Distrikten leiden die Farmer durch anhaltende Dürre, iu der Karroo ist der Vodeu so ausgedücrt, daß man Mühe hat, mit der Pickaxt einzn- dringen. Es steht geschrieben: „Wasser thut's freilich nicht", aber hier würde Wasser sehr viel, wenn uicht Alle» thup, um die üppigste Vegetation hervorzurusen. Wenn ich die wasserarme Karroo oder Kalahari durchstreifte, mußte ich oft unwillkürlich an die im Schwanen- teich in Leipzig lprudelnde Fontaine denken und ich malte mir das Entzücket, aus, wenu plötzlich so ciu krustiger Wasserstrahl vor mir aussteigeu würde. lieber die politischen Verhältnisse ist uicht vlek zu vermelden. Die Betschuana-Exvedition unter Sir CH. Warren ist mit den Vorbereitungen noch nicht fertig. Als Basis iür zukünftige Operationen ist Barkly am Baalriver auserkoren. Barkly ist ein todter Ort, seit die Diamond diggings daselbst in Verfall gerathe» sind. Vis-ä-vi» über dem Fluß, in Pniel, befindet sich die Berliner Miisionsstation. So lange die Soldateska i» Barkly haust, werden die Brauntweia- scheuken und ShovS sicher ihre Rechnung finden. General Warren gedenkt vorerst mit den Freiwilligen nach Goschen (Goosen) zu rücken; daS reguläre Militair soll nur im äußersten Fall zur Ver wendung kommen. Der General hat verkündet, daß er keinem We sten, außer wichen, welche ausdrückliche Erlaubniß dazu hoben, erlauben wird, in Goschen zu verbleiben. Die Nachrichten vo» der sogenannten Freibeuter-Republik widersprechen sich iehr. Einmal sollen die Goscheiiiten sür ihre Farmen bis auss Messer zu sechtea gewillt sein, und ein anderer Bericht schildert die Republikaner als muthloS, mit Zittern die Ankunft der Truppen erwartend. Charles Warren hat den obgcsetzten Missionar Mackenzie zu sich berufen, um sich von demselben wichtige Dienste leisten zu lassen. ES macht doch immer einen unaugenehmen Eindruck, wenn Missionäre, welche sich, doch nur mit Verkündung des Evangeliums beschäftigen sollten, sich bestreben, in der Politik Lorbeeren zu erringen. Es dürfte sür die verehrten Leser des „Leipziger Tageblatts" nicht uninteressant sein, zu ersahren, wie unser LandSmann Fr. Ieppe in Prätoria — welcher bereit- eine al- vorzüglich anerkannte Karte de- Transvaal-Staates angesertigt hat —, Größe und Einwohner zahl der drei jüngsten Republiken Südafrikas ungiedt: Stellaland: 6000 LI Meilen, 20,500 Eingeborene, 3000 Weiße; — Goscheu: 4000 LI Meilen. 17,000 Eingeborene, 2000 We,ße; — die urue Republik im Zululand: 4500 lD Meilen, 21,000 Eiogeboreae, 2500 Weiße. Kürzlich tauchte in hiesigen Blättern die Nachricht auf, daß die Deutschen in St. Lucia-Bai ihre Flagge gehißt hätten, bi« Tr- regung der hier lebenden Engländer befand sich beinahe aus dem Lulminatioaspunct, als die ganze Geschichte alS erfunden erklärt wurde; man tröstete sich, daß Engländer und Transvaoler die Hoffnung, St. Lucia-Bai erwerben zu können, noch nicht ouszugkben brauchten. (An der Erwerbung der St. Lueia-Ba, von 60,000 Acker Land durch Herrn Einwald im November 1884 wollen selbst die hier lebenden Deutschen kaum glaube», geschweige unsere englisch»» Mitcolonisten.) Am 1. Januar l885, kurz nach 1 Uhr donnerten Salutschüsse über unsere Bai, die deutsche Corvetie „Bneisenau" war eingelausen. Einige Tage später langten ei» österreichisches uud drei russische Kriegsschisse io der Bai an. In nächster gilt sollen noch 6 russische KrlegSlchisie hier eiutresien Eorvctte „Bismarck" uud die anderen Schisse vom deutschen Ge schwader »vur.eu aus den l8. Januar hier erwartet, dieselben sind jedoch luS Heine noch nicht eingetrossen; man hatte de» Schwarzen »» der Westküste e.w.rs Liaison beizudriiige:,, deshalb die Verzögerung. Tie Russen mache» »:>» schon seit e.Niger Zeit dir Straße» Eapstadts unsicher, dieselbe» Ihuu sich im Wein und „Cap« sinole" (oer ordinäre Capbranntwein ist Mit dem Spottname» „Cape jiuola" belegt) alias Wiiitky gütlich; niaiiche der Peter, Jw. iie re. mußte» söriul.ai in die Boote verladen werden von de» Fischu -nen der Malayeu aus der Cei.Iralwhacs, wo eS sich die RusseniShne in ihrem Rausche bequem gcinacht hatten. Die meiste» der Russr», welche hier an Land waren, sind stark«, gkdruugeue Gestatte», v>e!e mit wahren Stiernacken begabt. Die Capstädter schütteln die Kopse und sag«»: da steckt clivas dahinter, uiiisousl kommen die jrembe» Kriegs- schisse nicht so plötzlich hier ia die Taselbai. Nun lasse ich noch etwas buntes Allerlei folgen, da ich voa der Tretmühle des täglichen Leben- uichls uiehr in der Reihensolge zu berichte» weiß; das bunte Durcheinauder findet vielleicht doch hier «nd da einen Verehrer. DaS Eiiigcborcnen-Blatt .Imoo ZabanStmidu", welche- in King. Williams!»!»» erscheint, brachte eiuen schneidigen NcujahrSoriilil. welcher die inehr und mehr um sich greifende Arannlweinjuchl unter den Eingeborene« behandelt. „Es ist nur zu wahr" — sagt das Blatt —, „daß der SchiiapS unser Volk ruinirt. lieber daS ganze Land sieht man die schwarze Flasche, und was Las Schlechteste ist, man sieht Männer, Frauen und Kinder >n ihren Hätte», in den Schenken und aus deu Straßen betrunken. Wie v.e! Verbrechen dadurch entstehen, ist schwer zu sagen. Ein jeder von uns, der sein Volk und sich selbst liebt, oder dem das Wokl ob» Wehe der zukünftigen Generationen am Herzen liegt, muß sich w« ein Fels-,, gegen L.e wachsende Trunksucht setzen. Wir selbst dürft,! keinen Trepse» trinken, wir müssen alles Mögliche versuchen, daS ult! Volk zu überreden das Trinken ansziigebea; den Kindern muß ein- geschärft werden, Brandy niemals zu kosten. Er ist Gift ia diesem heißen Lande. Der Brandy ist der Feind, welcher das Sinuc» stiehlt. Wird derselbe nicht überwunden, dann ,Fare vvU" zu de« Liiiiklen Rassen Afrikas." Eine hübsche Ochsengeschichte theilt der „Cap Mercury" aus Kasfraria mit. Ein Farmer psiügle niit seinem jüngeren Bruder das Feld, letzterer mußle die Ochlcn leiten. Da sei»« Schuhe arg beseel waren, zog er dieselben aus, um besser lausen zu töuiiea. Am Raube des Feices wuchsen jedoch schasse Dornen, ivelche den »rmcu Jungen, als er auo der Furche trat, die Fuße arg zerstachen. Eine: der vordersten Ochsen nahm de» Knaben behutsam ans seine Höruc: und hielt ihn so lang sest, bis Gespann und Pflug umgedreyt u»d er seine Last auss weiche Erdreich i» die Furche uiedersetzeu konnte. Dieses Manöver wiederholt« der kluge Ochse jedesmal, sobald sic an de» dornigen Rand gelangten. Die Frage, ob cs auch Schlangen mit Füßen glebl, wird vom ,,Re-Echo" i» Huniansdorp bejaht. DaS Blatt ladet Ungläubige oder sich dafür Juteressirende ein, sich das in seiner Expedition be- Niiülichc Exemplar dieser SpecicS anznsehen. Diese seltene Schlange ist nur 14—j5 Zoll lang und "/« Zoll dick; 3 Zoll vom Kopse an gerechnet, befinden sich am Bauche zwei Beine von nicht ganz einem Zoll Länge. Tie kvortgo slamx, wie dieselbe der Boer nruni, wird am Kabestonw River angetrosftn und soll der Biß derselben löstlich sein. An de» Gestaden der Algoa-Bai gewinnen eine beträchtliche Anzahl Eingeborene und auch Weiße ihren Lebensunterhalt durch Eiusamineln von Perlmutter. Jüngst Hai man i» nuer Muschel eine prachtvolle echte Perle gesunden. Wer weiß, vielleicht bikyl die Bai reich« Schätze an Perlen. Einige gnianzgrößen in London haben sich bereit erklärt, dir Bah» vom Orange-River bis Kimberley zu baue», wenn das Cap-Gouvernement verspricht, den Unternehmer» die Verwaltung dieser Strecke sür 10 Jahre zu belasse». Bo» den 725,000^, welche England zu der Betschuanaland-Expcditio» bewilligt, wird wohl ern erklecklicher Theil iu die Taschen der Lieferanten, Lou- tractors rc. in Form von Prosit wanden,. Sv erhielt ein Eenilcman, ich weiß nicht mehr in GrahoinStown oder Gradock, de« Auftrag, sür die Belschuaaa-Force 500 Pferde b Stück zu 30 ^ aiizukausc». Der Gentleman macht nun bekannt, daß er so uud so viel Pjerde kauft, das Stück dürft >edoch uicht mehr denn 20 L kosten. Dieser Geschäftsmann, weicher seinen Auf trag direct vom Commissariat erhielt, steckt »uu bei diesem Pscrdekaus ganz nngenirt 5000 < -- 100,000 ^l alS Profit in seine weile Tasche. Der Farmer erhält aber nicht etwa 20 ^ pro Kops sür seine Pferde, nein, di« Sublieferanten find auch noch da. Dieselben begeben sich nach abgelegenen Farmen uud bieten dem Farmer sür seine Rosse 10 < durch in« Bank per Kops; baor Geld lockt, und der Farmer verkauft. So kouunen von deu tü,000 < — 300,000 welche England die 500 Pferde kosten, säst (eS komnien ja auch Fälle vor, in welche» 15 L und mehr sür ein Pscrd gezahlt wird) zwei Drittel in die Taschen der Liescrariteu. Die herrschende Nolh ist wohl die Ursache, daß unter den Ein geborenen Südasrikas Laiinibalisinus hier und da wieder zu Tage tritt. So sandte ein Basuto bei MohaliZhock seine Frau und 10jährige Tochter unter einem Vorwand hinaus aujs Feld, wahrend er selbst mit seinem jüngsten Kinde in der Hütte ver- blieb. AlS Frau und Tochter nach dem Kraal zurückkchrtn», sanden sie den Galten und Vater vergnüglich beim Schmause; der Mann sagte, er habe eine» Bock geschossen uud gekocht, und reichte auch der Frau ein zartes Rippenstück zum Verzehre». Der Frau kam die Geschichte verdächtig vor. sie konnte von dem Fle»ich nichts genießen und jraqte nach dem Kinde. „Habe dasselbe mit einem Bekannten wcggeschickt", antwortete der Maun, ruhig semeu Schmaus sonsctzend. Die Frau ging hinaus und fand da zu ihrem Schrecken die eme HLIste ihres Kindes unter dem Bvrdach der Hütte aus- gchäiigt, wahrschcialich damit eS hübsch frisch bleibe. Die fehlende Hälfte hatte der unnatürliche Vater verzehrt. Die Mutter meldet: diese grausige Thal dem Häuptling Letjea, welcher den Cauoibalen zum Tode verurthcilte. LönWches Landgericht. II. Strafkammer. I. Die gegen den Schulknaben Adolf Heinrich Bernhardt aus Oschatz wegen Verbrechens gegen H. 176. 3 des R.-Str.-Ges.-B. er hobene Anklage wurde unter Ausschluß der Ocsseullichkeit verhandelt uud der Angeklagte zu 4 Monaten Gesänguiß verurtheilt. II. Auch die gegen Anna Marie Bischofs aus Hohenstein und dem Arbeiter Karl Heinrich Schindler ans Eythra wcgen Zu- widcrhandluag gegen 8- 180 des R.-Str.-Gcs.-B. erhobene Anklage wurde iu oichlüffeiillicher Sitzung erledigt und gegen die Bischofs aus 3 Tage und gegen Schindler aus 1 Tag Sesänguib erkannt. III. Der Gärtner Ernst August Eugrich aus GießmanuSthal stand uutrr der Anklage der uubesugten Ausübung der Jagd; dar nach sollte der Angeklagte in seinen Gartenanlage» Schlingen gelegt haben, ia der Absicht, Hose» einzusange». Engrich bestritt dies, indem er versicherte, er habe allerdings einige, in Form einer 8 gefaßte Drahtschleifen gelegt, jedoch dieselben mit einer Fettigkeit bestrichen, welche geeignet gewesen sei, die Hasen, die iu seinen Gartenanlage» Schaden angerichtet, zu vertreiben. Der Schuld- üeweiS vermochte in der Haupiverhandlung nicht genügend erbracht zu werden, so daß der Gerichtshof aus Freisprechung Eagrich's von der erhobenen Anklage erkannte. IV. Der bereits wiederholt wegen Diebstahls bestrafte und im Sinne von tz. 244 des R.-Str.-Ges.-B. rückfällige Handarbeiter Friedrich Wilhelm Fleck aus Plagwitz war beschuldigt, seiner früheren Logiswirthin zu wiederholten Malen, das eine Mal, indem er sich, dem erhaltenen Verbot zuwider, heimlich in das betreffende Grundstück eiugeschlichcn, mehrere Säcke und ein Kaninchen gestohlen »u haben. Der Angeklagte wurde zu 1 Jahre 6 Monaten Se- sängniß verurtheilt. Der Gerichtshof bestand auS den Herren Landgerichts-Direclor Rein (Präsid.), Landgerichts-Räthcn Jaspis und Adam, Professor vr. Binding und Dwisions-Auditeur vr. Pechwell; die Anklage war durch die Herren Staatsanwälte Meißner und vr. Nagel vertreten. III. Straskammer. I. Der Haiidarbeiter Karl August Kretzschmar au- Hohen- niälftu stand unter der Anklage, sich der Entwendung eines Hundert markscheins. welchen der Lagerist eine- hiesigen Wollgeschästs in den Bodenräumen verloren hatte, rechtswidrig an sich genommen und daS Geld in seinem Nutzen verwendet zu haben; er wurde deshalb zu 4 Monaten Gesänguiß uud 1 Jahr Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. II. Der 17 Jahre alte Laufbursche Friedrich Wilhelm Paul Hempel auS P-unsdors hatte sich am Tage vor Weihnachten vor. Jahre- au» der Schlafstube des Handarbeiters L. in Paunsdorf einen dem Letzteren gehörigen Kaiscriuaiitel heimlich angeeignet und d«S Kleidungsstück dem Schriftg'eßer Karl Heinrich Colöitz aus Kübve» zum Behuse de« Berkauss übergeben. Colditz batte deu Beeknus a» den hiesigen Pfandleiher Sch. in Gemamschast mit Hempel auch be sorgt und nt« Legitimation ein Arbeitsbuch vorgezeig«, von dem Erlö'e schließlich auch seinen Antheil erhalten. Hemvel wurde wegen DirbstahlS zu 4 Monaten, Colditz wegen Hehlerei zu 6 Woche» Gesänguiß verurtheilt.
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