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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190807092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080709
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^ 157. 9. Juli 1908. Nichtamtlicher Teil. «örsrnblatt s. d. Dtschs. Buchhandel. 7481 vr. Tronniers über die Tätigkeit der Schösserschen Osfizin auf dem Gebiete des MissaledruckeS haben zu sehr wichtigen Ergebnissen geführt. Peter Schösser druckte u. a. 1483 das Llissals Vratislavisnss, 1484 das LIissals Lraoovisnss, 1485 das Llissals Nisnsnss, 1487 das Uissals Oraoovienss (II), 1488 (91) das Niseals Vratislavisnss (II), 1492 das dlissalsVoosnsnss-Oraoovisnss, 1493dasü4iss!rIsNoguntivum, 1499 das Nissals Vratiglavisnss (lll); Johann Schösser 1507 und 1513 ein Nissals NoKuvtiuuw. Die Forschungen vr. Tronniers haben zur Entdeckung mehrerer bisher unbekannter Drucke geführt. Sie haben ergeben, daß zu den Peter Schösserschen Msssaldrucken nicht nur ein und dasselbe Typenpaar verwendet worden ist, daß für das Missale von 1492 Typen mit größerer Kegelhöhe als die der Erstlettern unter Benutzung neuer Matrizen gegossen worden sind, dis auch im Missale von 1493, 1499 und späterhin erscheinen, vr. Tronnier hat zum erstenmal auch den Beweis erbracht, daß mehrere Neugllsse der Urtypen, wahrscheinlich aus denselben Ma trizen, aber bei geringer Veränderung der Kegelhöhe von Schösser vorgenommen worden sind. Dargelegt wurde auch eine Eigentümlichkeit Schöfferscher Mis salien, z. B. derjenigen von 1487,1492,1499, nämlich die, daß dasselbe Werk verschiedene Schlußschrist trägt. Die so unterschiedenen Meßbücher waren jedoch nicht für verschiedene Diözesen bestimmt. Wahrscheinlich war Schösser bei den Ausgaben, in deren Schluß- schrtft die Diözese angegeben ist, Drucker und Verleger, während er bei den Ausgaben mit bloßem Druckoermerk ohne Angabe der Diözese nur als Drucker für das jeweilige Domkapitel in Betracht kommen dürfte. vr. Tronnier hat den Nachweis erbracht, daß in den vielen von ihm untersuchten Schösserschen Missalien zahlreiche Abwei chungen und Veränderungen, welch letztere er Mutate nennt, Vor kommen und zwar Inhalts-, Text-, Satz- und Druckmutate. Korrektur wurde in der Schösserschen Offizin auch in den späteren Jahren ihres Bestehens sehr unachtsam gelesen. Noch während des Druckes der Missalien werden z. B. Fehler im Satz korri giert. Korrigiert wurde u. a. auch durch Tekturen, Rasuren mit nachträglichem Handeindruck, handschriftliche Verbesserung usw. Nachgcwiesen ist ferner, daß in der Mehrzahl der Schösserschen Miffalien Teile in mehrfachem, doppeltem oder dreifachem Satz, offenbar zur Beschleunigung der Drucklegung, hergestellt worden sind. Festgestellt wurde die Tatsache, daß in der Schösserschen Offizin bereits 1483 halbbogenweise, nicht mehr seitenweise, ge druckt worden ist; ferner, daß der Rotdruck dem Schwarzdruck vorausgegangen ist, daß Schösser die Rubrizierung und Illumi nierung eines Teils seiner Missalien in Mainz oder in der Nähe von Mainz hat vornehmen lassen. Vielleicht sind auch Drucke Schössers in seinem Aufträge in oder bei Mainz eingebunden worden; sicher ist eine vielbeschäftigte Buchbinderwerkstätte um die Wende des fünfzehnten Jahrhunderts in oder bei Mainz nach gewiesen, die zu der Schösserschen Offizin in geschäftlichen Be ziehungen stand. Wie vr. Tronnier zum erstenmal eine systematische Unter suchung aller erhaltenen und erreichbaren Exemplare der Schöffer- schen Meßbücher durchführt, eine ungemein zeitraubende und er müdende Arbeit, so legt er auch zum erstenmal den Grund für die Häufung der Missaldrucke gegen den Ausgang des fünfzehnten Jahrhunderls in seinen Ursachen dar und gibt zum erstenmal eine moderne bibliographische Aufnahme der Schösserschen Missal drucke. Die Abhandlung Tronniers ist ein äußerst erfreulicher Beweis dafür, was sich durch energisches, unverdrossenes und liebevolles Durchführen einer Aufgabe erreichen läßt. Sehr interessant ist auch der Beitrag von vr. Velke über Bücheranzeigen Peter Schössers, und zwar der Verlagsliste von 1470 und der Voranzeige der Briefe des heiligen Hieronymus von 1470. Die Verlagsliste befindet sich in dem einzigen bekannten Exemplar in der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek München. Die Kauflustigen werden mit den Worten eingeladen: -Volsntss sibi oomparars iokrasoriptos libros magna cum äiligsntia corrootos in buiusmocki littsra moguntis imprsssos, bsns contivuatos, vsniant a<1 loouw babitatiouis intrasorixtum-, also: wer sich die unten ver- zeichneten, mit großer Sorgfalt korrigierten, in dieser Schrift in Mainz gedruckten, richtig zusammengefügten (d. h. vollständigen) Bücher anschaffen will, der komme in das unten beigeschriebene Verkaufslokal. In ähnlicher Weise drückt sich bereits Drebolt Lauber in Hagenau i. E. bei seinen Handschriftenangeboten aus: -Item welicher Hände bücher man gerne hat grosz oder klein geistlich oder weltlich hübsch gemalt, die findet man alle bet Dicbolt Lauber, Schreiber. In der Bürge zu Hagenow.- Dte Schöffersche Liste bietet 21 Druckwerke aus den Jahren 1458—1470 an, vor allem die berühmte achtundvierzigzeilige Bibel von 1462 aus Pergament, vermutlich weil die Papierexemplare bereits vergriffen waren. Dann kommen Werke von Thomas von Aquino, Augustinus, Gerson, Nider, die Kreuzzugsbulle des Papstes Pius II. gegen die Türken, das Mainzer Catholicon, einige Werke über kanonisches Recht, Ciceros drei Bücher von den Pflichten (2. Ausg. 1466), die Geschichte der Griseldis (Boccaccio), die Geschichte der unglücklichen Liebe der Sigismunde, der Tochter Tancreds von Salerno, zu Gutscard (Boccaccio). Sämtliche Werke sind in lateinischer Sprache und für Theo logen, Juristen und Humanisten bestimmt; nur die Geschichten von der Griseldis und Sigismunde wenden sich an weitere ge bildete Kreise. Preise sind den verschiedenen Büchern nicht bei gefügt. Bei den älteren Werken wurde es jedenfalls der Gewandt heit des betreffenden Verkäufers überlassen, das einzelne Werk zu möglichst günstigen Preisen anzubringen. Während z. B. 1465 ein Papierexemplar des Oatbolioonz von 1460 41 Goldgulden (gegen 300 ^E) gekostet hatte, wurde 1475 ein solches für 5 Gold gulden verkauft. Jedenfalls ist auch der Preis von 40 Talern ein bedeutend herabgesetzter, zu dem der Geschäftsführer Schössers in Paris, Hermann von Stadtlohn, am 5. April 1470 ein Per gamentexemplar der an der Spitze der Schösserschen Liste stehenden Bibel von 1462 an den Erzpriester Wilhelm von Tourneville zu Angers verkaufte. Die Schöffersche Liste ist mit der Type der Bibel von 1462 gedruckt, ebenso der größte Teil der angezeigten Bücher selbst; die Angabe -in dieser Schrift gedruckt- stimmt also nicht ganz genau. Die Niderschen Schriften und die vistoria Vrissläis, Nr. 8, 9 und 20 der Liste, sind als Schöffersche Drucke bisher nicht nach gcwiesen. Dagegen sind diese Schriften in nicht datierten Drucken von Ullrich Zell in Köln bekannt, deren Typen mit den Typen der Schösserschen 48zeiligen Bibel eine auffallende Ähnlichkeit haben. Nr. 11 des Schösserschen Verzeichnisses, die lateinische Kreuz zugsbulle des Papstes Pius V. gegen die Türken (Sulla oruoiata sanctissimi äo ss wini vostri Laps cbtra turolros etc.) ist auch inso fern merkwürdig, als sie die zwei Zeilen des Titels zum ersten mal auf einem besonderen Titelblatte bringt, und zwar in Typendruck (König!. Hofbtbliothek Aschaffenburg), in Holzschnitt (Exemplar der Nationalbibliothek Paris), während ein Exemplar der Sammlung Chantilly nur einen gleichzeitigen handschriftlichen Titel trägt. Im Original der Schösserschen Liste ist leider die erste Zeile des 13. Titels weggeschnitten, während es in der zweiten Zeile: -antipbonis in magna so grossa littsra» heißt. Zweifellos wird jedoch das Psalterium von 1459 angeboten, von dessen -großer und dicker Type- am Schluß der Liste eine Probe abgedruckt ist: »lrso sst Utters, xsaltsrij-. Der Fust-Schössersche Druck von Oicsro, Vs otüoiis et xaraäoxa, 1465, war die erste gedruckte Ausgabe eines Klassikers, in dem zugleich auch griechischer Typendruck vorkommt. Einzelne wichtige Inkunabeln von bedeutendem Umfange wurden von ihren Druckern durch besondere gedruckte Anzeigen bekannt gemacht. So empfiehlt Johann Mentelin in Straßburg die Summa, ^.stsnsis, einen umfangreichen Folianten von 1469, und lädt in dem empfehlenden Prospekt die Kauflustigen in die Herberge ein, wo sie einen entgegenkommenden Verkäufer finden werden (Vsuiant all üospioium .... st babsbvot largum vsnärtorsm. Abdruck des Textes in Kapp, Geschichte d. Buchhandels S. 763). Heinrich Eggestein in Straßburg preist seine 41 zeitige lateinische Bibel (um 1470) an. Auch Schösser kündigte ein einzelnes Werk, die Briese des heiligen Hieronymus (1470) mittelst einer besonderen Anzeige an, deren Text auf Tafel 5 der Veröffentlichungen der Gutenberg-Gesellschast von diesem Jahre in Lichtdruck wieder gegeben ist. Von den Episteln des heiligen Hieronymus war 1468 eine Ausgabe bei Sweynheym und Pannartz in Rom, 1470 in zweiter Auflage, 1469 eine Ausgabe bei Joh. Mentelin in Straß burg erschienen. Die Schöffersche Hieronymusanzeige ist keine eigentliche geschäftliche Anzeige des Verlegers, sondern die mehr literarische oder wissenschaftliche Ankündigung des Werkes durch Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. 975
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