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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-26
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1884
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rs» 101.70 UN- «U0 1«« S7«> NLr-. « u, tü ^1. tauaur .— 10 ^ «i-ckull ll lo«> Lü» >-» ^i, -riebt.) OVO S. lü-r». » 3mü- 7000 S 10,000 n«"»« i»" vo» n Post. >»" »o» Erscheint täglich früh «'/, Uhr. liedaction and Lrprtitii» Johaanetgaffe 33. HPrrchkandru der Kedarti««: Bormilrag« 10—IS Uhr. Nachmittag« ö—6 Uhr. I»r »t« N>Ut»«,< n»,et»»t«rr «,»«Icr>»t» »X Nkdacu»» m»r »ndlarli» Annnh«« »er für Die nichstf«l,e»t« K»»«er »estimmten Inserate an Wocheata,«« di» L Uhr Nachmittag», an Lau«- und Festta,e» srütz dt» '/.S Utzr 3» den Filialen für 3ns.-An»ahme: Ott» Rle»«. Univettililsstraße Sl, Lovi» Lischt, Katharineasirasc 18, ». «ur di» '/,L Uhr 'timiger.Tagclilillt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. L8. Sonnabend den 26. Januar 1884. Auflage L8,LVN. 3U>snne»mit,»rei» viertel,. 4'/, Mk. mc>. Bringerloy» S Mk. durch dir Po» bezogt» S IN. J«d« -inzelne Nummer 20 Ps. Belegezencplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilaae» «hne Loftbeiörderung 3S Mi. »U Postveiörderuu» »8 Mt. Inserate Sgeipaltene Petitzeilr SV Ps. »rShrrr Hchrike» lau« uujerem Preis- oerzetchuih. Datellarischer n-Zifferniatz »ach h»h«r« Daris. Lerlmnen unter dem tledectisn,Erich die Svalizttle öO Ps. Jiierat» siet» a» die Kppr»itiB» zu ie»be». — Radar« wird nicht gegeben. Zahlung praooumenuuio oder durch Post- »achaaUme. 78. Jahrgang. Zur gefilligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, -en 27. Januar, Bormittags nur bis 1-.8 Uhr geöffnet. LxpvlUtlon äs« I^elprlKvr l'astzdiLttBs. Amtlicher Theil. Vekanntmachnng. Da» durch den Abbruch einiger Piitverhäuser gewonnene Material a» Bruchsteinen, Mauerjiegelu, Holl, Brettern, weichen Pfosten »»v kiner kleinen Perlte Dachschiefer soll an Ort und Stelle aus dem Hofraum« der bei Probfthaida gegenüber dein Hochreservoir der städtischen Wasserleitung gelegenen Pulverbäni'cr am SR. Januar d. I., Vormittag- R« Uhr, gegen svsorlige Baarzablung »ersteigert werden. Die Be dingungen werden vor drr Verstecgriung bekannt gemacht. Leipzig, am 22. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. «in. CuboriuS. Dr. Trvnvki Holr-Auction. Mittwoch, de» «. Februar a . sollen von Vor mittag» 0 Uhr an aus dem diesjährigen Mittclwaldschlage ini Forstreviere Noseuthal an der sogenannte» Leutzscher Linie, dicht an der Waldstraßenbrücke 19 Rmtr. ikichen-Rutzfchette, 153 » Eicken- 8 - Bttcken- 10 - Niistern- Brrnnscheite 2 . MaSholdev 3 » Linden» 3 » Weiden- und ca. 160 Stück Nein gemachte Stockholzhavse» unter den kfseiittich anShängenden Bedingungen nnd gegen sofortige Baarzahlnng nach dem Mcistgebote verlaust werde'». Ausammeukuuft: an der Waldstraßn,brücke. Leipzig, am 23. Januar >881. DeS Rath» Forst-Deputation. Tienatag, den 2V. dtrs. MkS„ uo» 1V Uhr Vormittag» an. werd n im Auetionsloenle dcS hiesigen Amtsgerichl» sa gende neue Rusrbanw- und Sichenholzmöbel» als. neun Bcrticow». drei grosse Spiegel, für Salon» und Söle passend, zwei Büffets, wovon da» Eine besonder» für einen Restaurateur geeignet sein würde, zwei Schreibtische, zwei Waschtische mit Waffer- lritungSeinrichtuug, eine Sprisetasrl und ein Serviertisch zur Versteigerung gebracht. Die Möbel stehen im Anctlonslocalr, Eingang vo» der kleine» Burggasse, zur Besichtigung bereit. Leipzig, de» 24. Januar 1884. vielh, Gerichtsvollzieher. Post und «Maus zu Plagmtz. Die Glaser- und Tischlerarbeiten für de» Neubau de» Poft- uud Pathhause» zu Plagmitz solle» vergeben werde». Die Bedingungen, Kostenanichlüge und Zeichnungen können bei den Architekten Herren Pfeifer »Händel, Passage Ledig in Leipzig, eingekeheu. auch gegen Hinterlegung einer Kaution entnommen werden. Plagwitz, de» 84. Januar 1884. Der Gemcindco-rstan» z» Plagwiiz. Uhlig. Nichtamtlicher Theil. Der montenegrinisch-albauefische Greuzconflict. * Wir hatten bereits gestern Gelegenheit zu melden, daß der länger« Zeit schlummernd« montenegrinisch - albanesiscbe Trenzconflict wieder zu erwachen droht. Al» noch kürzlich au» Ecutari und Eetinje Übereinstimmend versichert wurde, die nun schon so lange schwebende Grenzberichtigungs-Frage werde ganz glatt verlaufen, folgte dieser Nachricht vor Winter in den Bergen Albaniens habe di« Commission Unterbrechung ihrer Ausgabe veranlaßt: nun liegen Berichte vor, welche jener ander« Ursachen als meteoro logische zuschreiben. Die Hartnäckigkeit der albanesischen Grenzbewohner, zumal der deS Tkalb-ckcnS von Äusinje, hat vie türkischen und inontenearinischen Commissaire be stimmt, ihre Arbeiten einzustcucn. Für die übrige Welt könnt« e» vollständig gleichgiltig sein, ob die schließliche Ent scheidung über den lhatsächlichcn Besch der wenigen in Frage stehenden Quadratkilometer Landes gegenwärtig oder später «rsolaen würde, allein dir Angelegenheit hat dennoch eine gewisse Bedeutung. Man darf nämlich keinen Augenblick vergefien, daß der montenegrinisch «albanesiscbe Grenzconflict jedenfalls auch zu den nicht wenigen Verwickelungen zählt, welch« im europäischen Orient noch der Lösung harren und durch diese Zusammengehörigkeit in Verbindung mit einem unvorhergesehenen Zwischenfalle plötzlich eine europäisch« Be deutung rrlaugen könnte. Die Geschichte belehrt un» mindesten», daß e« an solchen kleinen Ursachen in der großen europäischen Orientfrage wahrlich nicht mangelt. Ueberdie» bliebe» di« tumultuarischeu Vorgänge in Oder-Albanien selten ohne Rückwirkung auf die Nachbargebiet«, und baut genug gebt e» in den albanesischen Bergen wieder her. Der Pacification-scldzug, den di« Türken von Ecutari au» im Herbste unternommen, ist bereit» mit allen seinen angeblich so beruhigenden Folgen vollständig ergebnißlo» ge blieben. da» ganze Land befindet sich in völliger Anarchre, Stamm- uud Blutfehden wechseln mit gewöhnlichen Rand« nnd Mcrdthaten, ja die Unsicherheit ist so groß, daß Assim Pascha, drr Gouverneur zu Ecutari, sciac Postverbindunz ' »it Sonsta»tmop«l nicht mehr auf dem gewöhnliche» Weg« d* sondern nur über montenegrinische« Gebiet, über Antivari, unterhalten kann, weil er sonst Gefahr läuft, die Postsendungen von den albanesischen Banden angehalten und geraubt zu sehen. Der Grund der Gährung ist bekanntlich auf die Weigerung der albnneiischeqGrenzbkwohner, sich der in Berlin beschlossene» und von Konstvntinoprl au» bescl,lenen Grenzberichligung zu fügen, zurückzusührc». Die Abneigung der Albanesen, ihr nationales Gebiet zerstückeln zu lassen, bat den Coiiflict neuer- vin>zS verschärft und die albaneuscke Liga, weiche man vor drei Jahre« schon niekergeworscn wähnte, adermal- gekrSstigt. Der Pforte fehlte e» an Mitteln, vielleicht auch am guten Willen, diesen langen, hartnäckigen Widerstand zu brechen. Seit dein Zuge Hassan Pascha» gegen vie Berostämme östlich vom Ccutarisce beschranke» sich die türkischen Bc- hörven aus die Anwendung unzulänglicher Augenblickäniittel und lasse» sonst die Dinge gehen, wie sie wollen. Ob, ab gesehen von der Hartnäckigkeit und dem notorische» Wider- ItaudSgciste der Albanese», auch noch andere Einflüsse mit im Spiele sind, läßt sich bei de» überaus verwickelten Zuständen deS Berglandes gar nicht abscben. Manchmal gewinnt es den Anschein, daß man diese- anarchische ChaoS in Konstan- tinoxel gar nicht so ungern sieht, znmal im Hinvlicke aus Oesterreich, welche» inan dadurch von dem Gekanken, Salonichi ;» erwerbe», abzukrängc» glaubt. Dann wird man wieder versucht, an >,io»tcnegri»ische Ranke zu denken, an Schackziige des schlauen Fürste», der den Türkei» am Scutari- sce möglichst viele Verlegenheiten bereiten will. Thatsacbc ist. daß daS früher Unglaubliche sich verwirklicht nnd allerlei gc- bcinie Fäden zwischen dem Miricirenlaiide und den Schwarzen Bergen hin- und herlausen. Fürst Nicolau» scheint mit seinen Nachbarn im Süren, den alten Erbfeinden, einen Frieden Herstellen zu wollen, der, je nach Umstände», selbst innigere Beziehungen als d!o» nachbarliche möglich machen könnte. Er richtet seine Blicke und Pläne zweifellos aus den Zeitpnnct, in welchem die türkische Herrschaft auch iu Ober-Albanien völlig beseitigt sein wird, ein Ereigniß, da» natürlich der Politik Montenegros nicht gleichgiltig bleiben und dieselbe nicht unvorbereitet finden Vars. Bon italienischen Agitalionen, von dencn man früher oft gesprochen, hört man in neuester Zeit nicht- mehr, dafür soll aber von Eorsu au», von hellenischer Seil«, eine füblbar« Thätigkeit entwickelt werden, die sich bis in daS Miriritenland erstreckt. Die Leichtigkeit, mit der die albaiiesisch-epirolischoi, BcvölkerungS- Brnchthcile in dem neu erworbenen hellenischen Gebiete sich ton Verhältnisse» fügen, hat offmbar die griechischen Zu- kmislSpoliliker wieder mit neuen ehrgeizigen Plänen ersüUc »nt jenen eine weitere Ausdehnung über ihre Nordwcstgrenzc nahe gelegt. Alle diese Dinge haben, wie wir schon im Eingänge dieser Betrachtungen bon-eikt. vielleicht augenblicklich keine allzugroße Bedeutung, aber man darf doimoch nicht unbeacbtcl lasien. daß da wieder orientalische Händel vorli-gen, in denen schon ostinalS ein kleiner Funke eine» großen Brand verursacht hat. Ucberdir» ist für den Augenblick auch die Thatsache nicht ganz unwichtig, daß eben die montenegrinische Grenzberich tigung wieder ins Stocken gcratben ist und Fürst Nicolau», wie die jüngsten Telegramme melden, 4000 Mann zu den Waffe» gerusen hat, um die Montenegro zugesprochenen Ge- bietötbeile gewaltsam zu belobe», bkzielmna.'weisc die rebelli schen Albanesen den Bestimmungen de» Berliner Vertrage« zu unterwerfen. Solche locale Borgänge bleiben zwar ge wöhnlich ohne wrilcre ernste Folgen, rufen aber dennoch in ffranchcr Richtung unliebsame Störungen hervor. Zu diplomatischen Schritten, wie sie seiner Zeit gelegent lich der Grenzberichtigung nächst Dulcigno gctban wer de» mußten, geben sie gegenwärtig kaum mehr Veranlas sung; man ist seither im Kreise der europäischen Mächte, auch im Hinblicke auf orientalische Dinge, viel kübler und vertrauensvoller geworden, wa» ziimal dem sestbegründeten mitleleurcväischen FriedenSbündnisse zu danken ist. Man glaubt nicht mehr wie früher in jedem Flintenschüsse, der an irgend einem Puiictc de» europäischen Osten» abgeseuert wird, da» Alarmzcichen zu neuen großen Katastrophen zu ver nehmen. ja in einem Zeitpunkte, in welchem man den Ereignissen in Egypten mit verschränkten Armen zusieht, ver mögen montenrgrinisch-albanesische Grenzkämpse die Ruhe Europa» nicht zu stören. Da» schließt aber, wie wir bereit» bemerkt, freilich nicht die Vorsicht au», gewisse Dinar und Vorgänge in dem leicht erregbaren europäischen Osten üu Auge zu behalte». Leipzig, S6. Januar 1884. * Au» Berlin wird uns vom Donnerstag geschrieben: „Der Kaiser ist durch eine Heiserkeit an« Zimmer gefesselt und ist deshalb der SubscrüttionSball vorläufig um acht Tage hinauSgescboben worden. An der heute Abenv stattstndendrn Cour wird Seine Majestät nicht thcilnehmen. Ernste Be sorgnisse sind indessen nicht zu hegen; der hohe Herr bat viel mehr pflichtgetreu wie immer dip regelmäßigen Vorträge ent- gegcngenommen und die täglichen ReaierungSgeschäsle prempt erledigt. Bekanntlich leidet der Kaiser seit einigen Jahren häufig an Heiserkeit; zumal bei solchem unbrstänvigen Wetter, wie es in diesem Jahre der Winter mit sich bringt, ist e» erklärlich, daß diese» Leiden öfter wiederkehrt. Der Monarch ist aber, wie gesagt, nicht an da» Bett gesegelt. Die heutige Cour findet im königlichen Schlösse statt, in besonder» hoben und großen Räumen, welche meist schwer heizbar sind. Diese Cour ist auf au»drücklichen Wunsch de» Kaiser» nicht ab gesagt worden» und werden heute die Damen nnd Herren, welch« neu rinzuführrn sind, der Kaiserin vorgestellt werden. Unter jenen befindet sich anch Fräulein von Bleichröder." * Ueber die Beratbungen de» AdmiralitälSratheS wird der Münchener „Allgemeinen Zeitung" geschrieben: ,,E» handelt sich u A. um die wichtige Prineipiensrage, ob in Zukunft für die deutsche Kriegsflotte noch gepanzerte Fregatten und Cvrvetten gebaut und auch die älteren und abgängig gewordenen derartigen Fahrzeuge, wie .Friedrich Karl' und .Kronprinz", durch neue Panzerfregatten ersetzt werden sollen, oder ob man von dem Bau vo» Panzerschiffen in Zukunft gänzlich abgehen und statt derselben lediglich Torpedo« erbauen und au-rüsten soll. Daß die Torpedos eine immer größere Bedeutung gewinnen und bei allen See kriegen der Zukunft von der eingreifendsten Wichtigkeit sein werden, darüber sind alle urtbeilSberrchtigten Seeleute so wohl der deutschen als jeder ankeren Kriegsflotte vollständig einig. Im Ucdriaen sollen aber di« Ansichten der jetzt ver sammelten deutschen Admirale etwa» au-einanoergrhcn. Einige derselben glauben, daß, so lange in der englischen, französischen, russischen, italienischen, österreichischen, ja fast jeder anderen großen europäischen Kriegsflotte, Vie Zahl der bisherigen schweren Panzerschiffe nicht allein bewehalten, sondern sogar noch alljährlich vermehrt wird, auch die ohne hin kleine beulsche Flotte hiervon nickt ganz adweichen bars, und für die nächste Zeit wenigsten» die bisherigen sieben großen schweren Paazersregatten unv fünf Panzercorvettrn nicht ver ringern. sonder» »»geschwächt beibehalten und die alten un brauchbaren derartige» Fahrzeuge durch neue von verbesserter Eonstruction ersetzen müsse." * Auch aus daS neueste Zugeständniß, dieRückberusung deS Bischof» von Münster, weiß Val lritrnde Blatt de» EentrumS nur wieder mit der Forderung zu Antworten, daß nunmehr auch Köln unv Posen ihre srüderen Bischöfe wieder erhallen müßten. Und da», nachdem der CultuS« ininister soeben aus da» Bestimmteste erklärt hat. daß die preußische Regierung niemals in die Begnadigung der beide» abgesetzten Erzbischöfe willigen werde. Jede neue Nachgiebigkeit de- Staat- erzeugt aus klerikaler Seite neu« unv gesteigerte Ansprüche. Gerade in dieser Personensrage könnte die Curie unbeschadet irgend eine» PrincipS nachgeben. Allein drc Ullramontanen wollen eben keinen Frieden, weun er nicht in der vollsten Demüthigung unv Unterwerfung te» GegnerS besteht. * Ti« Fortschritt-Partei läßt wieder den Klingel beutel hcruiiigetie». Ter in Frantsurt a. M. erscheinende .Deutsche Volk-freund" ist in der Lage, folgende- von dem .Vorstände der deutschen Fortschritt-Partei" aus Berlin erlassene .vertrauliche" Circular zu veröffentlichen: vertraulich. Berlin, .im Wmter 1683,84. Hochgeehrter Herr! Die l. I. I6?4 iviederlkhreüSe» NelchstagSwahlen sind für unser Vaterland von weittragender Bedeutung. Dem günstigen AuSiall der Rrtch»lagSwa>,lei> vo» 1881 ist eS zu danken, daß seitdem iveutgften» der so Igclehte» Steigerung der Steuerlast, der Ber- mehrung der Zölle und Berbtauchosteuen», dem Bettuch zur Ein führung de- Tabaksmonopol« Einhalt geboten werde» ksnnte. Ader die Mehrheit im Reichstage war manchen Vorlagen gegenüber nur knapp und unsicher. Eine Neide von Beschäkt-zweigeu hat vor uo- gerechtlenigten Polizeibeichränlungeu durch die neu« Lewerbeuovelle uicht bewahrt bleiben können. I« mehr sich die Reaktion bewußt ist, daß ihre Lage gezöhlt sind, desto derzweijeltere Anstrengungen wird sie de« den nächste» Reichstag-Wahlen machen, um die nächste Legislaturperiode noch möglichst für ihre Pläne ausnutzen zu könne». Der Handel uud da» Bankzesäiäf» werden in jeder Weis« augeseindet uud sind sowohl dür^ Erdung der 2temp:lst>uer wie durch zweckividttge Be- st'inniungen in Bezug out da» Aetteuivtten b-droht. Verstaatlichung», prostete beunruhigen jetzt auch da» Versicherungswesen. Di« Staats macht soll noch jeder Richtung hin ans Kosten der Pttvatthüngkeit nnd ber trete» Bewegung im LLirthschastslebe» vcrstörkt, der Enning der Boltjverlretung dagegen, wie die fortgesetzten Versuch« zur Ein- schränkung de» Äcldbewilligui'gSrechles darthun, geschwächt und ver mindert werden. Nicht minder beklagenswert- sind dle Zustände aus anderen Ge biete». Die Freiheit und iöleichberechtigiing aller Eonsesslonen wird sortdaucrnd bedroht durch da« Vordringen berrschistchtiger und un- duldsamer Richtungen und deren immer erneut austreienve Versuche, das Vürgerthui» durch Ansstachelung zum Religion-Haß cn spalten. Sollen die N,»wählen trotz Beeinflussungen der verschiedensten Art im Stande sein, alle» diese» Bestrebungen sicherer noch als bisher einen unübersteiglichen Damm cntgcgcnzusetzcn, lo ist eine planmäßige, sorgsame Vorbereitung der ReichSlagSwahlen mehr noch al» früher ersorderlich. Für die Rcacrion kommen tn großem Umfang auch andere als gewöhnliche private Kräfte und Mittel zur Anwendung. Andererseits rüstet sich die Socialistcnparttt wieder mit Macht und zw'iigt da» freisinnige Bürgerthum in vielen Wahlkreisen, nach zwe» Seüen hin Front z» machen. Um unter so erschwerten Umständen das liberale Interesse wirk- som zu vertheidigen und die Zahl unserer Vertreter im Reichstage möglichst zu vermehren, sind, wie 1881, große und versipiedenariige Auswendungcn von Geldmitteln unerlößlich. Wie der 1882 durch die „Pariameutarische Lorrespondenz" veröffentlichte Rechenschaftsbericht nachweist, haben der Sentraleafse der Fortschrittspartei für die Reichstagswahlen pro 1881 imGanzen Ü b e r 200,000.8! zur Verfügung gestanden. Hiervon sind 1881 87,000 zu Baorunterstütznngen i»r 64 einzelne Reichswahlkretsr verwandt worden. Ein Bctcag von 50,000>l wurde au-geschieden, um dem nachtbeiligen Einfluß der Diütenlosigkeit der RetchStagsabgeordneten aus die Gewinnung der geeignetsten Eandl- daten einigermaßen zu steuern und den entfernt vo» Berlin wohnenacn Eandidatc» vor der Wahl einen mäßigen Zuschuß zu den Auienthalts- kosten in Berlin wöhrend der Dauer der Leg>»la»urpettode zusichern »» können. Außerdem haben die Reisekosten für Vorträge, die Ver breitung von Broschüren uud Flugblättern, die Unterhaltung eines Eentralooreans während der Waulzcit und die Zuichusje zu den Kosten der tm Laus« der Legislaturperiode pattgesundcnen Ersatz wählen groß« Summen erfordert. Di« Ausbringung entsprechender Summen für die Neuwahlen kann uicht erst kurz vor der Wahl erfolgen, sondern muß schon letzt bewirkt werden, damit rechtzeitig die geeigneten Dispositionen ge troffen werden können. Wir wenden un» zu diesem Zweck zunächst uicht an di« Oessentlichkeit, sondern privatim uud vertraulich an einzelne un» bekannte wohlhabendere Männer, welche z« unserer Partei gehören oder doch in entscheiden, den Punkten die Bestrebungen der Partei theileu und an ihrem Wahlersolge Interesse haben. In einzelnen gronrn Städten und Wahlkreisen haben besonder« Eom'io» di« Elnsammlung von Beiträgen übernommen. Wo seitens eiaes solchen LomitSs Ihnen nicht besondere MiNheilung gemacht wird, bitten wir, einen gesälligen Beitrag zur Bildung des ol-engedachtea Leutrallvahlfond» an den miluuterzeichneten Reich-tags- abgeordnrten Eugen Richter, Berlin 8>V., Tempelhoser User 12, zu übersende». Quittung wird seinerseits durch die „Parlamentarische Lorrrspondenz ' (noch Wunsch auch »»irr Ehiffrc) »rsolgen, und wird ebeudaielbst auch »ach de» Wahlen über die Verwendung der eingeqangenen Beiträge Rechnung gelegt «erden. Hugo Hermes. Mitglied des Reichs- und Landtage». Ludwig Löwe, Mitglied de« Reichs - und Landtage«. Lugen Richter, Mit- glied des Reichs- und Landtage«. 8VV. Demoelhoser Ufer 12. vr. Langerhans, Mitglied des Reichs- und Landtages. Pattfiu«, Mitglied de« Reich«- »nd Landlag««, vr. Straßmau», Landtags- abgrordneter. * Schon mehrfach ist in den Zeitungen, beispielsweise auch im .Leipzig« Tageblatt", in umfangreichen Artikeln wie auch in kleineren Mittheilungen aus die Thatsacke hin- gewirsen worden, daß daS polnische Nationaigesühi in den breiten Schichten der polnischen Bevölkerung PosenS unv Westpreußens seit >848, besonder» aber seit dem Jahre 1870 in mächtigem Anwachsen unv Erstarken begriffen ist. Die Klagen polnischer Blätter über da« Zurückweichen der polnischen Sprache sind längst verstummt, und wenn man auch nickt die für un» Deutsche so schmerzliche That- sache eiiigestehen will, daß Zehntausende deutscher Stamme». genoffen in Posen und Westpreußen in den letzten 25 Jahren vollständig polonisirt worden sind, so sangen dock einzelne * Vor einiger Zeit wurde au» Wie» gemeldet, da« Ministerium Taafse beabsichtige, gegen den Deutsch«» Schulverein vorzugehen und namentlich gegen alle Beamte» die Mitglieder dirse« Verein-, die TiScipttnar »Untersnchwig >u verhängen. Damit hat nun der I u st iz m i u i ster, 1)r. Prazak (Ezecbe), thatsächlich den Anfang gemacht. Er hat mehrere GcrichlSbcainte in der Südsterermark von ihrer Thätigkeit enthoben und in Untersuchung ziehen lasten, weil sie sich in „hervorragender Weise" an dem Deutschen Schul derem betheiligt haben. Zumal ist der Justizminister gegen den Gericht-adjiiucten Rothschädel in dem slovenrschen Bezirk Sl. Marci» sehr scharf vorgegangen, der, weil er dort den Vorsitz über die Ortsgruppe de» Deutschen Schulderem» übernommen und Reden gehalten, wahrscheinlich au- dem Richterstande au-gfscbieden werden dürste. Aus die Inter pellation, die in Vieser Angelegenheit der steiermärkische Ab- >,-crdnc<e Nechbaucr im Reich-rathe an den Justizminister r'wlete, gab dieser die Maßregelung jener GericdtSbramten nicht allein zu, sondern erklärte auch Überdies unter dem Beifall der siaviscken Mehrheit de» Abgeordnetenhauses, daß «c gegen jeden Gerichtsbramten unnachsichtlick einschreiten werde, der e» wagen sollte, an den „regierungsfeindlichen, agitatorischen Umtrieben" de» Deutschen Cchulverein« Theil zu nehmen. (Der Justizminister erklärte noch, daß er gerade besonder« scharf gegen den Gerichl»adju»cten Rothschädel Vorgehen mußte, weil dieser, „das einfachste RechtSgesühl mißachtend", in dem GerickiSbezirk St. Marein, da», wie amtlich erwiesen, von >8,000 Slaven und nur 45 deutschen E nwanderern bewohnt wird, sich so weit vergaß, sich an die Spitze einer gegen vie BrvSIkeriing gerichteten seindseliget., Agitation zu stellen.) — T>e Neckte de» Abgeordnetenhauses nahm diese Erklärung de» Minister» mit „Hört! hört!" und minutenlangem Beifall auf. * Aus Jassy liegt, wie der „Post" oo» Wien berichtet wird, die Meldung vor, daß der dortige österreichisch« GeneralconsulSchlick aus dem dort tagenden wirthschast- lichen Congreffe insnltirt wurde. Derselbe war. riuer Einladung de« Vorstandes folgend, mit seinem Serretnir in der Versammlung jene- Congreffe« erschienen, allein kaum hatte er den Sitzungssaal betreten, begann die Versammlung zu johlen, zu pscisen und zu stampfe», nnd Ruse: ..Hinan» mit den Deutschenl" wurden laut. Mit dem Grneratconsul, welcher entrüstet den Saal verließ, entfernten sich auch zahl reiche Mitglieder deS CongresseS. Der Secretair wurde nach träglich neck insultirt. Der Präsident de« Congreffe« und der Polizeipräsect verfügten sich sofort zum Gcueraiconsul, um denselben um Entschuldigung zu bitten. * Di« russische Botschaft bei der Pforte besteht bei letzterer aus Daarrablung der ans etwa zwei Drittel de« G«- sammlbetrage- sich erstreckenden Rückstände aus vie Krieasent- schädigungS-Rale pro 1883 im Betrage von 350.000 Pfund. Aus Drängen de« Confeils der Bendsbolder verlangt die Pforte ihrerseits vo« Ostrumelien die Regelung der Tribut- rückstände. Ostrumelien will aber behuf» Reducirung de» Betrage« erst mit dem Conseil unterhandeln. * Nach einer Meldung au« Konstantinopel besteht der Conslict iwischen dem Patriarchate und der Psorte »och fort. Immer noch sind Edhem Pascha und Assim Pascha im Ministerralhc die Einzigen, die dem Sultan Nachgiebig- keit und Schonung der Privilegien der orthodoxen Kirche em pfehlen, wahrend die übrigen Minister mehr oder minder polnische Blätter an. mit hoher Befriedigung über da»allrrwärl» bervortretende Lebrndigwerden de» polnische» Stamiuesbeivußt- sem» zu berichten. So schreibt neuerdings der.Orrvownit": Im letzten Decennium hätten die »liktleren polnischen Schichten, und zwar in den Städten wie aus dein stacken Lande, in politischer und nationaler Beziehung bedeutende Fortschritte gemacht; die Situation, in der diese Schichten sich vor zehn Jahren befanden, unterscheide sich sehr bedeutend von ihrer jetzigen Lage. Damals hätten sie von der Bedeutung drr politischen Wahlen kaum einen Begriff gebabl und „ichl ein» gesehen, daß e< sich bei denselben um dl- Au-iibung eine- wichligen bürgerlichen Recht», um die Verttiritigung der eigenen Leben«,ntrreffen handle. In den Stätte» habe man fick wenig mil den Communalwablen besaßt, vie Schule interessirte damals Niemand, und die heutzutage herrschende politische Agitation sei damals unbekannt gewesen. Heute dagegen sehe e« ganz ander» au»; wie sich der polnische Mittelstand in politischer Beziehung entwickelt habe, daS bewiesen am besten die polnischen Volkszeitschristen: vor zehn Jahren gab e« in Posen nur zwei derartige Zeitungen, gegenwärtig beträgt di, Zahl derselben sech», und olle haben so viel Leser, daß sie bestehen können. Damals gab e« nur wenige im Mittelstände, welche sich für ibr eigne- Geld Blicker kaust,»: e- wurden damals von Geistlichen und Adelige» Parochialbibliotheken angelegt; heute laust sich der polnische Mittelstand selbst zu Hunderten, sogar zu Tausenden Bücher. Es erscheinen in Preußen jetzt 8 vi« 10 polnische Kalender, und sie all« finde» Absatz, während davon vor zehn Jahren »och wenig die Rede war. Frage man, wa» diesen Fortschritt herbeigeführt habe, so müsse man zugestehen, daß der Culturkamps die« Alle« bewirkt habe. Durch denselben sei da» Volk au« der nationale« Ein schläferung erweckt und auf Bahnen geführt worden, auf denen c« fühle. Laß e« nickt nur katyolisch, sondern auch polnisch ist; ei habe aus diesen Bahnen gelernt, au« eigenen Kräften an der Erhaltung seiner polnischen Nationalität ru arbeiten. Der Nutzen, de« der Cultorkamvs gebracht, besteh« in der Erweckung de« nationalen Geine« im polnischen Volle. Denn dieser Nutzen aber nicht wieder verloren gehen solle, so werde da» polnische Volk andauernd weiter arbeiten müssen an der Errettung und Erhaltung seiner Nationalität. * Die bayerische Abgeordnetenkammer «rlediate am Donnerstag den Justizrtat größtenlheilß nach den An trägen de« Ausschusses und begann die Berathung de« An ti age« Wolter betreff» Abänderung rrsp. Aushebung deS NotariatSaesetze». Der Justizminister trat dem Autraae in- länge,er Rede sehr entschieden entgegen, legt« die Zweckwidrig- keit und Unausführbarkeit desselben dar und sagt», aus sollt«« Flugsande von Motiviruua könne die Regierung den ver langten Gesetzentwurf nicht ausbauen. Mao möge sich in Bayern endlich abgewöhnen. von einem Princip zum audern zu taumeln. Er erklärte schließlich, daß er nicht in der Lage sei. die Krone im Sinne de« Antrag« zu berathen, und wünschte, daß ein gute- Geschick die bayerische Rechtspflege auch fernerhin vor solchen Rückschritten bewahren möge. I
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