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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-31
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1884
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,2I SÄ >ssss««st I I » > »8 IBS » ISIS > I »1 »IS'SI »7 « » «i 7» L u, ,»r X all reo ln- U-) ril lt» l«. V. M »kt. Tr, >e« «»» ich« 1/1 «i«: ds« rtk »rr : i» »- »»er »« / Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. - Netaction und Lrprditioa Johannesgasje 33. APrrchltundrn der Uedaction: Bsrmltlags 10—12 Uhr. Nachmittage 5—8 Uhr. st» »u »»«,«»« r»,ki«»t> »« «m^es>»tle, «»» >ch sit»»cu»n »>«tl „rtwilick. >«a«tz«e Der sür Die «ächftfelaeaDe Nummer Drfttmmteu -nierate «, «»cheurageu Dt« S lltzr Nachmttta««, an Bonn- nu» -efttagen früh »r«'/,» Uhr. In den /Malen für Inf.-Ännahmn Ltt« klemm. UnivernlLtSstraße 21. L«aich Lischt. Katharinenstraße 18, v. nur bi« '/,S vhr rWM.TWtM Anzeiger. Organ für Politik. LocalaeMMe. Kandels- «ndGeMSverkehr. 31. Donnerstag den 3l. Januar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. VMmilimchliii-. Die mit 3000^ jährlichem Geyall und freier Wohnung dotirt», sowie mit Pensionsberechtigung versehene Stelle de« OekouomieJnfpeetorS ist von uns zu besetzen. Der Oekonümie-Jnspcclor muß gründliche landwirth- schaftliche Kenntnisse besitzen, Gutachten über die Bewirth- schastung und da« bauliche Wesen laudwirthschastlicher Grundstücke, über die Unterhaltung und Herstellung von Wegen und Brücken abgebe», Flächen berechnen und vermessen können, und, da ihm der gcsammle städtische Marstall unter stellt ist. die hierzu erforderlichen Kenntnisse besitzen und namentlich im DiSponiren über eine gröbere Anzahl von Geschirren und Leuten geübt sein. Gesuche sind mit Zeugnisse» bi« zum S. gsehrnar d. I. bei un« einzureichcn. Leipzig, den 18. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ vr. Georgi. vr. Wangemann. T'.e Anfertigung und Anlieferung von Svv gnch» eisernen Wafferverschlüffeu zu den städtischen Schleußen- Lanten sollen an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für die Lieferung liege« in unserer Tiefbau-Vcrwallring. Rathhau«. II. Etage. Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lieferung gnget-erner Wafserperfchlntzrohre" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 12. Februar v. I. Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 28. Januar >884. DeS Raths der Stadt Leipzig Stragenbaudeputatton Hch-Anctiou. Vkittwoeh, den S. Februar e. sollen von vor- mittag- 8 Uhr an auf dem diesjährigen Mittelwaldschlage im Forstreviere Raseathal an der sogenannten Leutzsch« Linie, dicht an der Waldstrahenbrllcke IS Rmtr. Eichen.-kntzfchette, Eichen- Buchen^ Rüstern- MaSholder- Linden- Wciden- und ca. 160 Stück klein gemachte Stockholzhaufen unter den öffentlich auSkängenbcn Bedingungen und gegen sofortige Baarzahlung nach dem Mcistgebote verkauft werden. Zusammenkunft: an der Waldstraßenbrücke. Letpzlg, am 23. Januar 1884. DeS RathS Forst-Deputation. 153 8 10 2 3 3 Brenuschette Erledigt hat sich die unterm 8. ds«. Mtö. erlassene Bekanntmachung, den Markthelser Franz Robert Haynert betr., durch dessen Gestellung. Leipzig, am 22. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) ^ 0 l s. Ludwig- W o ls. Dolge. 6eme!n83mv 8!lLun8 Ser Lr^llleden Verlrk8vereliie l»elpÄ8-8taiIt nnil L.e!-2i8-l^nS. Ramtug ckvi» 4. K«l»ru»r « RII»r tm 8mU« <l«r Lrstsu Lllreersekul«. I«U»»»rä»un«: Vorbsratbunx betr. Lrbebuvxeo Uder <iis tdat sDobüekev Verbltliviees üer iw Vereivieebiet beetebeuckva Lr»oheue»«eo, mit klteksiebt aut ,I»s äemaLek»t in Xrntt treteucks Rsiedsg-esetr betr. üis Lraulrsoveriickernnx üer Arbeiter (^ntrrcp- äs« L. vr. Xeubert; vxl. Lelranntwitebuos: ä« üssokLstsaussokusse» äes ü. Zerrte - Vereiasbunä» iw T«r»tl. Versinsdlatt Xov. 1883 >'o. 13S). Lek. vr. L. U«I«o«r. vr. 8lex«I. vr. klvs». Pokhaus-Aeubau zu PSsneck. Für den Posthaus-Neubau zu VöSucck sollen folgende Leistungen «id Lieferungen im öffenilichen AubielungS - Verfahren verdungen »erden: 1) Lrd-, Maurer- und Asphaltarbeiten einschließlich Lieferung von Tand und Kalk, veranschlagt zu 19,600 2) Lieferung von 661 Cubikmctern Bruchsteinen; 31 Lieferung von 330 laufend Hiniermauerungsziegela; 4> Lieferung von 12'/, lausend Klinkern: 5) Lieferung von 49,000 Stück Berblendeziegeln erster Torte in halben und Biertelstetnen; S) Lieferung von 28,000 Stück Berblendeziegeln zweiter Sorte; 7) Lieferung von 100 Lubikmetera bearbeiteter Werksteine (Tand Prt» oder Kalkstein); S) Lieseruug von 200 lfd. M. Treppenstufen uud 10 O.-M. Podesten a»1 Graust: 9) die Zimmerarbeiten mit Maieriallteferuag, veranschlagt zu UM) 10) die DachdeckungSarbeiten mit Materiallieferung, vrrauschlagt 1, 2200 ^l: 11) dir Klempneraebeiteu mst Materiallieferuug, veranschlagt zu 2000 ^l; 12^di«^2chmiede- und Eisenarbeitcn mit Material, veranschlagt Die Bedingungen nebst dem Kostenanschlag« und den Zeichnungen können im Kaiserlichen Postamte zu Pösneck während der Dienst- stuuden eingesehen werden, Auswärtigen werden auf Verlangen di« Bedingungen und AnschlagSauszüge von dem genannten Postamte gegen Einsendung von 50 aj zugelandt. — Sopieu der Zeichnungen »erdrn »icht abargeben. Dir versiegelt«» Angebote müssen, mit entsprecheuder Aufschrift versehen, spätesten« bi« Freitag, den lü. Februar» vormittag« 10 Uhr. au da« Kaiserliche Postamt zu PSencck portafrei ein Gesandt «erden. Erfurt, HS. Janaor 1884. Der Kntserttch« Lver-GaftDirrrtar. Nitschman». Breuuschette, Montag, den 1l. Februar«., sollen I von Vormittags » Uhr an im Forstreviere Burgau aui kein Milteiwatdsckiage in Abth. II und 12 in der Nähe de« Forsthauses und der sogenannten Ehrenberqer Linie, gegen die übliche Anzahlung 56Rmtr. Eicbcn- 8 - Buchen st » Ahorn» 29 - Nüstern 4 « Ellern- 3 - Linden» sowie 2 « Ahorn- undi 12 » Ellern- s Rolle«, von Vormittags n Uhr an nackqenannte Durch« sorstungShöizer >» der Nähe deS BahnhosS Barneck am sogenannten Bauergrabcn gegen sofortige Baarzahlung al«: 50 Stück Eicken Hebebanme. 280 - Fichten-Stangeu, bis lk Etm.Unten- Stärke und 9 Meter Länge und IS starke Etchen-Langhanfe» und unter den öffentlich aushängenden Bedingungen nach dem Mcistgebote verkauft werden. Zusammenkunft um S Uhr auf dem Schlage an der Ehrenberger Linie und um 1l Uhr am Bauergraven, dicht am Bahnhose Barneck. Leipzig, am 29. Januar 1884 DeS RathS Forst-Deputation. II. Nichtamtlicher Thetl. Der Antrag Wurmbrand. Die Mehrheit deS österreichischen Reichsralhe» hat nack fünftägigen erregten Verhandlungen den Wurmbrand'schrn Antrag aus Vorlage eines Sprackengesetzes sowie die ver mittelnden Anträge der Abgeordneten v. Grockolski und Gras Coronini ab,. ,mt. Der Wurmbrand'sche Antrag war der Nothschrei der Dcutschösterreicher gegenüber der Ver gewaltigung durch die slavischen Volk-stamme und de-halb hat er so große Ausreaunq erzeugt uud die nationalen Gegen sätze in derselben Sckärfe hervorgekehrt wie in- vorigen Jahre die große Debatte über die VoMckulgesehnovelle. Unter der gegenwärtigen Regierung wird das deutsche Element in Oesterreich mehr uud mehr zurückgedräugl, die Berücksich tigung der Sondcrwüusche der übrigen Nationalitäten ge fährdet die StaatSeittbeit, und eS bestellt die begründete Besorgniß. daß bei weiterer Fortführung der Nationalitäts- Politik Oesterreich sich in cuie Anzahl Länder ausiöst, welche ihre Angelegenheiten selbstständig ordnen, vknc aus die Gcsammt- heit Rücksicht z» nehmen. Als die DolkSsckuigesetznovelle beratbcn wurde, hörte man im Reichsrathe schon Stimme», welche den Austritt der Deutschen aus dem Par lament als das letzte Mittel bezeichncten, um eine Aenderung deS bestehenden Zustandes bcrbeizuführen, die Urheber dicieS Gedankens wiesen mit Reckt aus den Vorgang der Czecken hin, welche durch ihr Fernbleiben von der Gesammtvertrctung rcckt eigentlich die heutige Ver wirrung verschuldet habe». Wenn die Deutschen den ReichS- ralh verlasse», da»» sind die Vertreter der Nationalitäten politik unter sich und können dann »ach HcrzenSlnst an der Auslösung OesierreickS in seine Bestanktheile Weiterarbeiten. Aber das ist da- Eigenthümlicke a» der Situation, daß dann die zurückbleibendc» Pole», Ezeckc», Slovcnen u. s. w. alS einziges Mittel zu ihrer ferneren Verständigung unter ein ander die deutsche Sprache nöthig haben. Die deutsche Sprache ist die Staatssprache in Oesterreich und doch will man diese Thatsacke nicht gesetzlich anerkennen, das ist da- merkwürdige Ergebniß der fünftägigen Debatten im öster reichische» ReichSralhe. Der Wurmbrand'sche Antrag lautet: „Die k. k Negie rung wird ausgesordcrt, in Ausführung deS Artikels ll» deS StantSgrunkgesetzcS vom 2l. Decenwer 1867, über die allgemeinen Reckte der Staatsbürger einen Gesetzentwurf cinznbringen, durch welche» unter Festhaltung der deutschen Sprache als Staatssprache der Gebrauch der landes üblichen Sprache» in Amt, Schule und öffentlichem Lebe» geregelt wird." Und der Artikel IS deS StaatSarund- gesetze? besagt: „Die Gleichberechtigung aller landesüblichen «prackr» in Schule, Amt und öffentlichem Leben wird anerkannt." Diese Gleichberechtigung will also der Wurm brand'sche Antrag unangetastet lassen, nur verlangt er. daß außerdem die deutsche Sprache als Staatsiprache gesetzlich anerkannt wird, nicht bloS thatsäcklich als solche geduldet wird. Es ist sehr bezeichnend, daß der Vertreter der polnischen Nationalität, von GrocbolSki. die Zuständig keit dcö RcichSralhS zur Bcsckließung eines Sprackengesetzes leugnete unter gleichzeitiger Anerkennung, daß die deutsche Sprache wirklich die Staatssprache sei. Ter Jungczecke Gregr machte dasselbe Zugeständniß, fand aber, daß der letzte Zweck deS Wurmbrand'schen Antrages die Germanisiruiig Oesterreichs sei und bekämpft ihn anS diesem Grunde. Der Coroniniclub griff zu dem AuLkunsSmittcl, den Antrag deS Grafen Wurmorand zu dem seinigen zu macken, aber sür da« Wort Staatssprache einfach da» Wort Sprache zu setzen. Auch das ist charakteristisch sür die österreichischen Zustände, daß man die nationale Empsindlichkeit der slavischen Bölker- stämme glaubte in dem Maße schonen zu sollen, daß man die Dinge nickt bei ibrem Namen nennt. Die deutsche Sprache kann man allerdings nickt umschreiben, aber statt Staat», spräche kann man eine Sprache setzen, deren Gebrauch sich für die Zwecke der einheitlichen EtaatSverwalluug als un erläßlich erweist. Diese» Berstcck'picl hat neben seiner tief ernsten auch seine komische Seite, man glaubt die Polen und Czcchen zufrieden zu stellen, wenn man in da» österreichische SlaatSwesen eine anonyme Staatssprache rinsckmuggelt. daß diese Sprache die deutsche ist, macht sie so verbaßt, vielleicht gelingt cS de», parlamentarischen Scharfsinn auch schließlich dafür neck eine andere Wendung zu entdecken. Eigentlich müßten sich die slavischen Nationalitäten auch consequentkr- weiie darüker beklagen, daß der Name Oesterreich deutscher Herkunst ist und Laß sie genötlsigt sind, in einem Parlament zu sitzen, welche» man den österreichischen ReichSrath nennt. Darin hat der czechische Abgeordnete allerdings Reckt. al» österreichische Staatssprache an zur StaatS- e» die Ezecken jedenfalls ''h''- 7^^"schL wür°en sie die spräche erwählt würde sksist,llen wollten, ersten sein, welch, den neuen verlangen ja sie würden diese Festliellung s g einer Haben sie cS doch schon dahin gebracht, d ß Pr^g ^ ^lchc deutschen eine czechische Stadt gcwo Dadurch sehen fortwährende weitere Widerstand zu leisten und oie «baeorvnel, einnimmt, welch- e« i... Besitz. l>^., ur w-nn do... M.n^ Niest,r r-r^i» gewinnen und ihre ;-rsetz-»de Thä'.gkei ferne üben Aber die deutsche Nationalität m veiierrelw vm noch einen unsichtbaren Bundesgenossen, gegen wellbe» alle diese kleinliche» Kniffe "ENa"' " und da» ist der Einfluß und die Macht der deutschen Büduim. tuiia einer czechischen Universität, durch ^sössnnng eine» czeckischen Tb!aterS. können de» Mangel einer » n Wissenschaft und Kunst nicht verdecken. AllcS. waS b,e E » n aus diesen Gebieten leisten, vertanken sie der Veul,chcn Nationalität, und wenn sie den Gewinn ihrer Studien ach ins Czechische übersetzen, er bleibt ve«halb doch stwem nnersten Wesen nach deutsch und kann nur dazu d>e"«", dl- Unsrucht barkeit der CzcchisirungSbestrebungen m da» ^>cbt Zu setzen. Genau in derselben Lage befinden sich die Polen GalizienS und darum kann eS nicht ausbl-lben, daß sruher oder später ein Rückschlag e.ntr.tt. welcher dw Heilsamke t der Herrschaft deutschen WeseuS im österreichischen Gcsammt- staat zur unbestrittenen Geltung bringt. Hassen wir. daß dieser Umschwung nicht mehr allzu lange aus sich warten laßt. d!nn nolbwendig ts. -r trotz allen Widerstreben« Grasen Taaffe und seiner Grsinnung-genosseu. Leipzig, 31. Januar 1884. ^ Außerordentlsch früh beginnt in diesem Jahre die Be wegung und Agitation für dr« bevorstehenden Relch«tag«wahlen. Nicht nur daß gar manche Rede in Parlament und Volksversammlung, gar mancher Artikel in der Presse die Beziehnng auf die Reich-tag-wahlen nicht verleugnen kann, »icht nur, daß die vorhandenen Wahl- orgamsationen aus ihre Tüchtigkeit oder VerbesserungSsähigkeit hin geprüft werden, in verschiedene» Wahlkreisen sind auch jetzt schon bestimmte Persönlichkeiten als Candidaten in» Auge gefaßt und beginnen sich um die Sliiiuiien der Wähler zu 'bewerben. Der außerordentlich frühzeitige Beginn der Wahl- bewcgung, die gänzlich überhaupt bei un» eigentlich nicht zur Ruhe kommt, ist ein Zeichen der großen politischen Erregung und der schrosfr.i Verschärfung der Parlrigegensätze, die eS kaum erwarten können, ihre Kraft wieder mit einander zu niesten. Es ist nun freilich auch »icht zu verkennen, daß die parlamentarische» Verhältnisse derart liegen, daß jeden Augenblick die Vornahme von neuen ReichStagSwahlcn als Möglichkeit in Rechnung gezogen werden muß. Nehmen die Dinge ihren normalen Verlauf, so würde baö Mandat im Herbst d. I. ablaufen und zu dieser Zeit müßten Neuwahlen vorgenommcn werden. Die Möglichkeit ist aber »icht allzu fern liegend, daß in der bevorstehenden RcickStagSsessio» Ereignisse eintreten könnten, welche trotz deS nahen naturgemäßen Ablaufs de» Mandats der Reichsregierung eine ReickLlagSauslösuiig und die beschleunigte Vornahme der neuen Wahlen wünschenSwcrlh machen könnten. Wir denken dabei namentlich an da» Socialist engesetz, dessen Erneuerung ohne Zweifel in der bevorstehenden RcichStagS- session beantragt werden wird. Die Annahme diese» Vor schlag» im Reichstag ist aber bei den dermaligen Partei verhältnissen und der noch unbekannten Stellung eine» be deutenden TheilS des Reichstags, namentlich de« CcntrumS und der Liberalen Vereinigung, z» dieser Frage äußerst zrveisel- hast, von ganz unbercchei,baren Wendungen und vielleicht von kleinen Zufälligkeiten der Abstimmung abhängig. Eine Ableh nung dieses Vorschlag» würde die Regierung wahrscheinlich zur Reichstaaüauslösung vcranlassen. da sie andernfalls, auch wenn im neuen Reichstag sich eine Mehrheit sür ein Socialistengesetz findet, meürcre Monate lang sich ohne diese außerordentlichen Voll»,achtest behelfen müßte, deren zeitweilige Unterbrechung ihrer Wirksamkeit natürlich sehr nachteilig sein müßte. Es wäre verfrüht, heule schon diese Aussichten'eingehend erörtern zu wolle», allein, um sich vor Ueberraschungen zu schützen, muß man sich Möglichkeiten, die gar nicht so fern liegen, immer gegenwärtig halten. Zu dem außerordentlich früh- zeitigen Beginn der diesmaligen Wahlbcwegung trägt ohne Zweifel der Hinblick aus überraschende Wendungen, die unS r» de» nächsten Monaten jeden Tag bcvorsteyei, können, viel bei. Die extremen Parteien von rechts und link- sind, wie immer, am srül,zeitigsten »»d eifrigsten bei der Arbeit. Wir möchten aber auch unsere Parteifreunde ermahnen, bei Zeilen rbre Vorbereitungen zu treffen und Hand an dir Verbesterung rhrer Wahloraanisationen zu legen, um aus alle Fälle, auch solche überraschender Art, gerüstet zu sein. .* Nachdem der BolkSwirthschasttrath die Grundzüge de« Unfallgeseye» burchberathen bat. wird die RcichSregrerung noch die Gutachten der einzelnen Bundesregierungen abwarten um dann ungesäumt an die envgillige Feststellung de» Gesetz! entwnrseS heranzutreten. Man siebt diesen Gutachten für die Zeit bis etwa 8. Februar spätesten« entgegen und hofft dann die Vorlage „och so zeitig vor den Bunde-rath z» bringen, dag ihre Feststellung dirrch diese Körperschaft früh genug. erfolgen kann, um sie dem Reichstage alsbald bei seinen. Zusammentritte vorlegen zu können. ' Im klebrigen sollen dre Motive sür den Unsallgesrtzcnlwurs bereit» fertig die"'Srn„dstige^ """ eingehender gehalten sind al, die für * Wiewohl die Wiener Polizei seit der Ermorduna und Blöch di- Uebcrwach».,? r. ^^ "5'r°tlscheu «ss'tatio, üb»»,« v«^ Ickärst Hai. so wäre e« Sonntag doch bald zu einem blutigen p- T «usla-, Lt»,L«v. Lt>»>0k»eat,»rri» »iertrlj. 4'/, Mt. iacl. Brmgerloh» 5 ML» durch die Post bezogen S Mk. Jede «ruzslne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Ektrabeilage» «Dne PostbesSrderung 39 Mt. «tt Voftbes-rderung 48 Mt. ZnlrrRte Saespaltme Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichn«». Tabellarischer ». Zisferniatz nach höher« Taris. Nkliamru unter -em Net«tiou«-rich die Svaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet« an die GrpeDitt»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlnug prnunuaernncko oder durch Post- nachnalmie. Massenzusammensioße gekommen. Die Socialdemokraten feierten nämlich im Wiener Vororte GeckiShau«, im Gasthose „Zum Stadtgut" daS zweite Gründungöfest de» „Allgemeinen Arbeitervereins", zu dem sich Uber 4000 Arbeiter au« allen Theilen Wiens rinsandcn. Gegen Mitternacht enistaud zivischen dem Bezirksvorstand Sabazka, dem anwesenden Polizki-CommiffattuS Skazal einerseit« und einer Arbeiter- gruppe andererseits ein Streit, der alsbald einen großen Um sang annahm. Al» noch überdies der Bezirksvorstand den bekannten sveialdemokralischen Arbeiterführer Peuckert wogen rmer Rede, die dieser gehalten, barsch ansuhr und ihn zum Verlassen de« Saale« ausforberte, dem sich Peuckert wider- sctztc. drangen die Arbeiterhausen sofort unter betäubendem Geschrei auf die beiden Beamte» ein, denen e« jedenfalls sehr übel ergangen wäre, wen» der Polizeibeamte Skazal den al- Gast anwesenden, in den Arbeilcrkreisen sehr beliebten Rechts anwalt vr. Ellbcgen nicht bewogen hätte, die furchtbar er, regten Arbeiter zu beruhige». Schon nach den ersten Worten Ellbogen - ertönten au- den Arbciterhausen Hochrufe auf den „Freund de« Proletariat«" und al« auch Peuckert seinen Sitz am VorstandSIische wieder eiiinahm, kehrte die Ruhe im Saale allmäliq zurück. E« ist bezeichnend, daß bei diesem Anlässe die Polizei durchaus nicht nachdrücklich vorgegangen ist. * Die gelammte österreichische TageSpresse beschäftigt jetzt da« in Sicht befindliche Socialistengesetz. Die mit dem Preßburean de« Grase» Tn affe in unmittelbarer Ver bindung stehende alte „Presse" behauptet inkeß. eS handle sich nicht so sehr um ein eigentliches Socialistengesetz, sondern vielmehr um die Ermächtigung, von dem Gesetze vom 5. Mai 1869 Gebrauch zu mache». Da aber dieses unter gewissen Voraussetzungen zeitweilig und örtlich die Bestimmungen de« SlaatSgrundgeketzeS über persönlich« Freiheit, Unverletzlichkeit deS HauSrechtcS und des ^uesgeheimnisse«, Bersammlungs- ui v Verein-recht und schließlich auch über Preßfreiheit ganz oder theilweise aufhcbc» kann, so dürfte e« wohl ziemlich glcichgiltig sein, welche» Titel da« in Sicht befindliche Aus nahmegesetz führen wird. * Tic „Neue Freie Presse" berichtete jüngst über den In halt einer Unterredung mit Herrn von Giers. Im Laufe derselben äußerte sich der russische Minister über die bulgarischen Angelegenheilen. wie folgt: „WaS die bul garische Angelegenheit belrijst, so ist sie eine rein örtliche, und eS handelte sich dabei viel mehr um Personen» al» n»r politische Fragen. Vielleicht hat auch Fürst Alexand« «in wenig zu früh angefaugcn, zu vergessen, wa« er un« verdankt." Zur Derv.-llständigung dieser Aeußerung, sowie zum besseren Äcrstündniß der in de» leitenden Kreisen Rußland« gegen den Fürsten von Bulgarien herrschenden Stimmung theilen wir folgende glaubwürdig verbürgte Thalsache mit. Der Kaiser von Rußland schrieb vor einiger Zeit in einem Briefe an die Prinzessin von Wale- Folgende« über den Fürsten von V -lgarien: „Dieser arme Fürst Alexander; er kämpft vergeben» gegen die Nothwendigkeit; er will sich durchaus nicht in die Wirklichkeit fügen (so renckro ü 1'üviäeno«); die Bulgaren sind seiner überdrüssig geworden (ne vonlont plus cks lui)." Nicht ohne Absicht, wie es scheint, ist diese mit leidige Aeußerung deS Kaiser» i» englischen Hoskrcisen und Weiler hinaus verbreitet worden. Durch den russischen Ver treter in Sofia, Herrn Jonin, werden noch ganz andere Acußerungen des Zaren über den Fürsten von Bulgarien unter den bulgarischen Radicalm unter der Hand verbreitet. Auch die erwähnte tadelnde Bemerkung de» Herrn v. Gier» wird nicht verfehlen, die beabsichtigte Wirkung au-zuüben und seitens der bulgarischen Wühler al- eine Ermächtigung zu weiteren Umtrieben gedeutet zu werden. Wir möchten diesen Thatsachen nur noch die Frage hinzusttgen, ob Aeußerungen, wie die des Kaiser« oder seines Ministers, dazu angethan sind, die Lage der Tinge in Bulgarien z» bcsestigeu. Ter Fürst von Bulgarien vertritt den durch den berliner Vertrag gcschasscncii Zustand der Dinge, uuv er hat weiter nichts getban, als denselben gegenüber den Ministergenerälen, die sich als Diktatoren anssplctten, und gegenüber Herrn Jonin, der eine Art Netenregiernirq bilde;, ausrechtzuerhallcn. Eine Beseitigung de» Fürsten Alexander wäre denn doch etwa» mehr als eure bloße Personensrage. Die FrievenSversichernngcn deS russischen Cabinet« haben tbat- säcblich eine Beruhigung in der europäischen Lage herbci- gcsührt. Sollen dieselben aber nicht dazu dienen, um eine desto ungestörlere Aktion auf der Balkanhalbinsel zu verdecken, so muß Rußland thatsäcklichc Beweise dafür geben, daß jene FriedcnSschalmeien ernst gemeint sind. Und da- kann nur dadurch geschehen, daß die russische Action im Osten einen Waffenstillstand eingehl lind einhält. Davon ist aber auf der Balkanhalbinsel noch wenig zu merken. * Zu einigen Mitgliedern de» schwedischen Reichs tage», die neulich Audienz halten, sagte der König, wie „Astonbladet" berichtet, er bedauere, daß die Vorschläge sein r Regierung über Hccrcsordiiiiiig und Grundsteucrmesen im vorigen Jahre von dem schwedischen Reichstage nicht an genommen worden seien, aber e« sei doch Alle« rubig zu- gegange». Ander« verhalte eS sich in Norwegen. Ueber die dort vor dem Rcich-gerichle gegen die Staalsräthe erhobene Anklage müsse er sein tiefstes Bedauern äußern, denn Nie mand wisse besser als er, daß jene Beamten eine solche Be handlung nickt verdient hätte». Nachdem der König kann noch betont hatte, daß eS unmöglich sei, den Ansprüchen des StorthingS nachzugebe». sagte er, wie er auch handelii möge, stet» werde er im Auge behalten, daß er vor Allem „UnionSkönig" sei. * Die Erklärungen, welche der französische Minister, räsibenl JuleS Ferry i» der Deputirtenkammer zu dem (dema der Pariser Arbeiterkrise abgegeben hat. dürften seiten« der Nächstbetbeiligten. nämlich der Arbeiter selbst, mit sehr gemischten Empfindungen arngtnommen werden. Denn obwohl Ferry die Schwere der Kris«, unter welcher Pari» «> leide» hat. unumwunden anerkennt, geht doch au« seinen Worten gleichzeitig hervor, daß er w«t davon entfernt ist, sie nach den Umversalreceptcn der Eollectiviste» oder gar der Anarchisten heilen zu wollen. Herr Ferry ließ et sich statt dessen angelegen sein, die Gründe au«rinander zu setzen, die seine« Dafürhalten« an der Hervorbringung der jetzigen Calamrlät mitgewirkt hätten, deren allgemeinen Charakter er übrißrn« leugnete. Für di« Lbnormttät der Pariser Zustände machte er Arbeitgeber und Arbeitnehmer >m gleichen Maße verantwortlich. Auch die Spekulation in Grundstücken wurde von dem Ministerpräsidenten sür den Niedergang bcr PansSr Erwerbsverbältnisie als Mitursache hci - angezogen. AllcS in Allen, schien aber Herr Ferry nicht der
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