Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-08
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lr-artiou und Er-edition Johanneszasse 33. Aprrchkiin-rn -rr krüartioll: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. st» Uta»»»» «m,6-ntier M«»irrq»« »«ch, > Iled»cn»» ,i»r rertmdU», »„I ist« W«»«r«e »er für »ie »Lchstsalgende Nm>«er »eftt««te» Inserate au »ache«t«,e» bts 3 Utr Nachmittag«, ««G,«»-««» Festtagen früh bi» '/,S Utzr. 2» den Filialen für Ins.-^nnahmr. Dtta Klemm, llmvrrsitütsstraße 21, Laut» Lösche» Katharinenstrabe 18, v. n»r »t» '/,8 vhr npMer.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 39. Freitag den 8. Februar 1884. Unflage LS,L»V Ltz»»u>e»ntt»»rris «ertel,. 4'/, Mt. Mel. «ri»«rloh> 5 «r.. »urch die B-ft Mzo^a « «k. Jede <?u^«l»« Nummer 20 Hs. Belegexemplar 10 Vs. Gebühren kür Ertrabeilaae» atz»e Bastbeiörberung 39 ML »Nt Vaßbessrderuug 48 Mt. Inserate «gespaltene Petitzelle SO Pf. GrSßrrr Schriften laut rmjrrcm Preis, verzrrchniß. Tabellarischer ». Ziffernlatz nach HSHerm Tarif. Neclmnr« unter de» Nedactionsltrich dir Lraltzeil. üO B''. Jmerate find sin» an die Etztzeditio» zu seude». — Rabatt wird uicht gegeoeu. Zahlung praoomuariuxio oder durch Post- »achuakrnr. 78. Jahrgang. Amtlicher The«. Bekanntmachung. 8«i dem am Morgen des 6. Februar gegen S Uhr auf de« hiesigen Berliner Bahnhofe verübten Poskdtebstahle sind', wie sich nunmehr hat feststellen lasten, die untenver- zeichneten Wkrthpapiere und Caffenschetne, welche sich »a den vom Diebe erbrochenen Briefen befunden, entwendet worden. Man bittet wiederholt, auf da» Dortommrn dieser Effecten zu achte« und eventuell schleunige Miltheilung an da« unter zeichnet« Potizeiamt gelangen zu lasten. Hierbei wird noch mal« darauf aufmerksam gemacht, daß seiten« der Posl- behvrde aus Ermittlung de« Thäter« und Wiederherbeifchafsung de« Gestohlenen eine Belohnung von 1S0V Mark ansgesetzt worden ist. Gleichzeitig wird noch bekannt gegeben, daß im Laufe des gestrigen Tage« unweit der neben dem Biaduct der Berliner Straße gelegenen Wachsluchfabrik abermals eine größere Anzahl aufgenstener von den fraglichen Geldbriefen yerrührrnder Couverts vorgefunden worden ist. Der Dieb hat demnach muthmaßlich zunächst nach Ver übung de« Diebstahls sich einige Zeit aus den unweit de« Berliner Bahnhofs gelegnen Feldern, sowie in der Näbe obgedachter Fabrik verweilt, um die einzelnen Briese zu er brechen und ihre« Jnball« zu berauben, sodann aber nach der Stadt oder nach Eutritzsch sich zugewendet. Leipzig, den 8. Februar 1884. Das Polizrianrt der Stadt Leipzig. Bretschneiver. I)r. Denecke. Verzeichnis der gestohlenen Effecten. 1 Zinsschrt« Königlich Sächsischer Rente >l 7.30, 1 . . . . K.00, 1 » » » « .Ni IchO. 1 Stück Raff.-Poln.-LIquid -Ps. zu 200 Rubel Nr. 135614, S5110 mit Zinssch. 1. Juni 84, 5 Stück Oesterr. I860r Loose zn je S. fl. 500. Ser. 5315 Rr. 12. Ser. 9130 Nr. SO, Ser. 10225 Nr. 2-1 (2), Ser. 17342 Nr. 19 mit ZinSsch. 1. Mol 84, « Stück Obenchl.sische 4'/.'/. 1879r Pr. Rr. 47641-36 mit Ziussch. 1. Juli 84 ,n ,e 300. 5 Stück Breslau-Dchweidnitz.Freiburg 4'/,'/, „L." Pr. Rr. 1 W3 21003, 20666-87, zu je 300, l 4 Stück Brcslau-Schweidnitz-Freiburg 4'///. ,,A." Pr. Nr. I 7735-83, 7172 zu je .Nl 600. f LZ/ 6 Stück Pommersche 5"/. II. 4 110 Thlr. Hhp. Ps. Int. 6. Nr. 3804, v. Rr. 5507, 5477—78, Nr. 5670, 5489 mit ZinSich. 1. Juli 1884, 1 Stück Schiel. 5°/, Bodencred.-Äcl.-Bk.-Pfdbs. Ser. I Nr. 12029 zu -sl 300 mit Zinssch. 1. Juli 1d84, 1 Stück Preuß. 5°/» Central. Badener. L 100 Thlr. Pf. lüt. 0 Nr. 225 mit ZinSsch. 1. Jul: 84, 1 Stück Pommersche 4'/,°/, landsch. neue Ps. Nr. 30342, 315, 19 zu .Nl 600 mit Zinssch. 1. Juli 84, 3 Stück Warschau - Wiener VI. Pr. Sir. 2303—01 zu je » 1500 mit Zinssch. 1. Juli 84. 3 Stück Rumänische 5'/» amorttsirbare Rente zu je »! < Rr. 47142, 5191S, 69856 mit Zinssch. 1. April 84 u. fl., 1 Stück KörbiSdorf. Zuckersabrik-Act. mit Divid.-Sch. Pr. IM/84 u. fl. Nr. 4122 zu 600, 4 Stück Hamburg. Dhnamitsabrik-Act. mit Divid.-Sch. Pr. 1883/84 u. fl. Nr. 1433, 3111,12, 3175 zu je »l 500, 14 Stück Kaiser-Franz-Josefbahn-Act. mit ZinSsch. Pr. 1. Juli 84 o. fl. Nr. 203408.21 zu je fl. 200. 5 Stück Hehdeuretch-Act. Nr. 2698, 8186, 1756, 1378, 1317 zu je 600, 6 Stück Passage-Act. Nr. 3416, 8059—61, 3417, 6814 zu je ^l 300. 1 Stück Hypothekeu-Certificat Nr. 1041, II. Em. über ^tz 5000. 12 Stück Oesterreich-Ungar. Staatsbahu 4*/, Gold-Priorttäten mit Zinssch. 1. Mai u. ff. Nr. 65134—25 (10), 60043, 66532 zu je Ul 400. 1 Wechsel über ^l 931.73 per 5/2. 84, Berlin, gezogen von Schaas Wolzoon L Co., Riga; Bezogene: Meiidclsohn L Co., Berlin, 1 Wechsel über .6575.26 per 28/2. 84, Berlin, gezogen von Scheibler in Lodz; Bezogen: Deutsche Bank, Berlin, 1 Wechsel über -6 202.62 per 15/2. 84. Warnsdorf» gezogen von H. H. Wasmuth, DreSden-Loebtau; Bezogener: Wenzel, Graupen. 1 Württembergische Nalional-Bankaote zu 100. 1 Wechsel über ^Nl 127.62 per 15/2. 84, Lübeck» gezogen voa Geißler L Hast aus August Trost, Lübeck. 7 Wechselaccepte über: >l 500 per 10/2. 84, Hamburg, 155.55 per 15,2. 84, CottbuS, » 68,10 pr. 16/2. 84 Liegnitz, 276.35 pr. 18/2. 84 Berlin, 76,66 pr. 26/2. 84 Breslau. 150 pr. 28,2. 84 St. Johann Saar, ^l 346,70 pr. 29/2. 84 Leipzig. 1 uicht acceptirter Wechsel über 124,20 pr. 8/4. 84, von Emil Fischer io MuSkau aus Lehmann L Hildebrandr Ottensen. 1 aeceptirter Wechsel über .6 300 pr. 30 5. 84 von Ferd. Hass« in Schandau aus Lcwi» Jördler in ÜLongrowitz. 1 Wechsel Nr. 41341 über 119.22 1 wechiel Nr. 41.347 über ^l 486.10 1 Wechsel Nr. 41272 über Lire 2766. — 17. April d. I. tu Mai- land zahlbar, 4 Talon« Nr. 4221, 4222, 3859 und 7981 der Bayerischen Pfalz Raximilianbahn-Actien. Ziusschriae: 32 Stück Russische 1877r Anleihe , , ck 36.— ä. 6 » « 1871/72 » » , » « 8.75 ck 21 - Ungarische Goldrente » , . » 46.14 «I. 90 » bproc. Südbab» . . . . Frcs. 1135,00. 53 » M.'sl.ui-Bjäsan.Eisenbahn^b« ligotionen ^l 795,00. 1 - Kurtk-Kiew-Eisend.-Obligationen » 15,00. 5 - zu Badischen 100-Thaler-Looseii - 30,00. 8 » Württemberg. Anleihe . . , . » 40.00. 1 » Oberichl.-Eiseubahn-Actien ...» 5,25 1 » K. Odenberger Gold-Priorität . » 10,00. 1 Stück gezogene övroc. Moskau-Bjäson.Priorit.>Oblig. zu ^l 600 mit Zinsscheinen per I. August u. fl. 8 Stück Rechlc.Lber.User-Stamm.Prioriläts.Aclien Nr. 2437, 24.38 und 24.39 zn je ^ll 600 mit Div.-Tch. Pro 1884 Nr. 4 und 5 nebst Tolons. »! 4000 1V Stück Sächs.-Thüriugisch« Braunkohlen-Prioritäts-Actie» Nr. 333, 336. 473, 47S, 513, 702, 810, 811, 813 aud 821 mit Talon« zu je ^tz 600. 138 Stück Wechsel: 64 Stück zu >t 900, 64 . zu 300. ausgestellt von H. Reimanu tu Berlin. IVStückDeutsche Reichsanleihe Rr.12«t bi« 1270 u je ^l 5000 nebst Talon- und den bezüglichen Zinrscheioen str» 6, 7 und 8« 7 Coupons der Destauer Sasactiengesellschaft. 15 Dividendeuscheine Nr. 2 zu den Actien des Berliner Makler- verein« und zwar mit den Nummern 3031 bi» 3035 , 362 bis 368, 289 bis 291 zu je >1 67.50. Eiu Check über ^l 472,35 auf die Deutsche Bank tu Berlt» vo« M. Bnrchardt, Tapetenfabrik Berolina daselbst. (Die Deutsche Lank ' bereits telegraphisch benachrichtigt.) 50 Zwanzigfranc-stücke, 50 Zehnsrancsstücke, 20 Stück engl, ooversig/n», 10 Stück halbe engl, «overoitzch». 1 Wechsel über ^tz 166,80 per 29/2. 84 ans Ernst Petasch, Thrmuitz. 1 Wechsel über ^l 550,00 per 31,3. 84 aus Galesskh in Leipzig, 158,40 per 19,3. 84 aus Reichen in Königsberg, . 300,00 per 29/2. 84 Dresden (von Sturm uud Krenkel tu Freiberg.) 1 Wechsel über ^l 4M pr. 5/4. 84 Leipzig, 1 - « ^l 476,11 pr. 5/5. 84 Leipzig. 2 Stück österreich. Papierrcntc Sir. 356999 und 390460 mit Ziussch. ab 1. Mai 84, zusammen 2000 fl. 1 Wechsel über -4! 813,79 pr. 21/2. 84 Stuttgart, zahlbar bei Stahl L Federer, Stuttgart. Vekannlmachung. Die Glaser-, Tischler- und Schlvfferarbeiteu an dem Neubau der VIII. Bezirks-Schule sollen vergebe« werden. ArbeitSverzeichmise und Bedingungen können aus dem Raids- bauamt (Ratbbaus, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5) ent nommen werden, woselbst auch die Zeichnungen eiichufehen sind. Tie Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „VLll. Bezirks-Schule" bis zum 18. Februar er. Nachmittags 5 Uhr auf dem RathS- bananitc einzureichen. Leipzig, am 6. Februar 1884. Die Barrdeputation deS Rath». Bekanntmachung. Der im hiesigen Georgenhausc dcliiiirte, am 15. Februar 188.3 zu Rötha geborene Steinmetz Frau' Dakar Müller ist von dem ihm am 26. vor. Mis. »erstattete» Ausgange nicht wieder in das Georgenhau« zurückgckcürt und treibt sich vermuthlich arbeitslos und bettelnd umher. Wir ersuchen, besagten Müller im Betretungssalle zn verhaften und uns schleunigst Mitthcilung zu machen. Leipzig, am 5. Februar 1884. Das Palizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneiver. Rsdr. Faldix. Submission. Die Herstellung einer Einfriedigung der Garnison - Damps- waschanstalt zu Lcipzig-GohliS soll vergeben werden. Kostenanschlag und Coniractsbedingungen liegen im Ge'chüsts- locale der hiesigen Goniison-Verwaltung aus und sind die Offerten versiegelt und mit der Aufschrift ,.<siiifrtcdig»»g" versehe», bis spätestens de» 14. Februar e. Vormittags 11 Uhr dahin abzugeben. Leipzig, den 6. Februar 1881. Mtlitär-Baudireetion. Portius. Montag, den 11. dieses Monats 10 Uhr vormittags. werden im gerichtlichen Auction-loeale Para- und Prima6Numm>. Bier- und Wasserschläuche, Prima-Gummimannlochschnur, eine Para- Gummipiatte und eine dergl. Matte zur Versteigerung gebracht. Leipzig, den 4. Februar 1884. Vielst, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Die Niederlage Daker Paschas. Der erste ernsthafte Zusammenstoß der egvptischen Truppen unter Baker Pascha mit den Streilkrästen des Mahdi zwischen Trinkitat und Tokar hat mit einer schweren Niederlage deS erstercn geendet, am 4. Februar hat Baker Pascha 2000 Mann, 4 Krupp'sche und 10 Gatlingkanonen, endlich alle Transport- kanielc und mit diesen seine aesaminle Bagage ringebüßt. Der Rest der Truppen, ungesälir die Hälfte derselben, ist am 5. d. Abends glücklich in Suakim angelangt. Von dort au« hat Baker die Hiobspost nach Kairo und London gemeldet. Glad- stone machte von dem Gcschebeneii im Unterbaust Mittbeilung und das batte den Antrag Cburchillc'S zur Felge, der Adresse aus die Thronrede daS Verlangen anzuscbließen. daß die gegenwärtigen Ralhgcbcr der Krone durch solche ersetzt werden mögen, welche da« Vertrauen de« Lande« besitzen. Mag nun auch der Sprecher de« Hause« diesen Antrag für ordnungs widrig erklärt haben, so kennzeichnet er doch die Stimmung der Opposition, und dem Sturm, welcher sich jetzt im Lande gegen da« Ministerium erheben wird, dürfte e« kaum Stand halten. Kann man sich eine elendere Politik denken, al« die de« Ministerium« Gladstonc? Am 4. November, also vor langer al» drei Monaten wurde HickS Pascha bei El Obeid vom Mahdi in einen Hinterbalt gelockt und mit seiner ganzen 11,000 Köpfe zählenden Streitmacht vernichtet. Al« die Kunde von dieseni Unglück nach Kairo gelangte, war der erste Ge danke deS Khedive, alle nur irgend verfügbaren Truppen nach dcni Sudan zu senden, um dem Vormarsch des siegreichen Mahdi Einhalt zu tbun. Der Sultan erklärte sich bereit, den Kbetive zu unterstützen, und olle Welt erwartete von den Eng ländern. daß sie die größte Energie entfallen würden, um die Eroberungen de« Jahres 1882 sicher zu stellen. Statt besten faßte man in London den unbegreiflichen Entschluß, den Sudan dem Mahdi preiszugeben, Cbartiii» zu räumen und nur Nubien mit Berber und Suakim zu halten. Dem Sultan wurde all Bedingung gestellt, daß er seine Truppen Uber Suakim nach dem Sudan senden und die Kosten de« Unternehmen« allein tragen muffe. DaS bieß so viel, al« sein HilfSanerbieten ab- lehuen, denn diese Bedingungen waren für die Pforte unan nehmbar. Der Khedive fügte sich in da« Unvermeidliche, da« Ministerium Scheris Pascha, welche« die Verantwortung für die Räumung de« Sudan- nicht übernehmen wollte, trat zurück, und Nubar Pascha ergriff die Zügel der Regierung, um die Unterwerfung Egypten« unter den selbstmörderischen Beschluß der Engländer zn besiegeln. Al» die Nachrichten dann immer bedrohlicher wurden, al» die Gefahr in unmittelbare Näh« rückte, daß der Mahdi Chartmn besetzen und alle dort wohnenden Europäer vernichten würde, machte man in Kairo Anstalten, m» wenigstens diese« Unheil zu verhindern; di« 11,000 euro päischen Bewohner Chartum« sollten unter dem Beistand« de« KriegSminister« Abdel Kader Pascha in Sicherheit ge- bracht werden. Wie da» geschehen sollte, war freilich eine offene Frag«, vorläufig wurde Abdel Kader Pascha nach KoroSko gesandt, da« Üebrige wäre dann wahrscheinlich dem blinden Zufall anheimgestellt worden. So standen die Sachen, al« General Tordon im Begriff war, im Auftrag de« König« von Belgien nach dem Congo abzugehen. Ein telegraphischer Befehl Glcidstone'« rief ihn »ach London zurück und nach kurzen Verhandlungen erklärte sich Gordon bereit, die gefährliche Mission zu übernehmen und sich persönlich nach Chartum zu begeben, um mit vem Mahdi ein Abkommen zu treffen. DaS geschah in der zweiten Hälfte de« Januar, also acht Wochen, nachdem man von der Niederlage Hick» Pascha« Kenntniß erhalten hatte. Baker "ascha sollte inzwischen die bedrchtrn Punkte Tocar und inlat nach der Bereinigung mit Zobehr Pascha entsetzen. Was dann weiter geschehen sollte, wußte man in Kairo eben sowenig. wie in London. Man schien sich mit der Hoffnung zufrieden zu stellen, daß Gordon seinen Zweck erreichen und daß dann der Mahdi gutwillig auf den weiteren Vormarsch verzichten würde. Wenn die Lage der im Sudan, in Nubien und Egypten wohnenden Europäer und der zu ihnen halten den Araber nicht so überaus ernst wäre, so wäre man ver sucht, über die unfaßbar thörichte Handlungsweise der englischen Regierung zu lachen. Man denke sich nur ei» siegreiche« Heer von mehreren 100,000 Mann, geführt von einem Fanatiker, der von seinen Truppen al« «in von Gott gesandter Prophet verehrt wird, und siegestrunken im ZiSe. Asrila von den Ungläubige» zn reinigen — auf der onsrrn Seite em General mit einer Handvoll Leute, welcher den Mahdi durch gütliche Vorstellungen und Geld i» seinem CiegeSziige ansbalten will, nachdem eine große und mächtige Nation erklärt hat, daß sie nicht im Stande ist. ihm den Sudan streitig zu machen. Da« ist die Scenerie in der Tragödie, welche gegenwärtig unter Leitung von Tladstone in Nordasrika aufgesührt wird! Zur Beleuchtung der Lage dient der Befehl an alle nach Indien unterwegs bcsindlichen Truppenschisfe. Halt zu machen. Statt die dringend nöthigen Truppen nach Suakim zu senben, hat die englische Regierung keinen Anstand genommen. Indien mit neuen Streitkräjten zu beglücken und erst nachdem die Niederlage Baker Paschas, die ziemlich sicher vorauSznsehen war. bekannt geworden ist, entschließt man sich in London, die Truppen dahin zu lenken, wo sie nöthig sind. Mehr al« zwei unwiederbringlich verlorene Monate haben die englischen Minister die Hände in den Schooß gelegt und die Ereignisse in Nordasrika sich ruhig weiter entwickeln lasten, ehe sie sich entschlossen, daS zu thu», wa« der gesunde Menschenverstand ihnen schon vor acht Wochen zu thün gebot! Bisher hat man auf Seiten der englischen Presse allen Scharfsinn angestrengt, um die tiefe politische Weisheit der englische» Regierung zu ergründen, welche sie bewogen hat. di? für den gewöhnlichen Menschen al« Politik deS Wahnstnn« crscheinende Handlungsweise zu rechtfertigen oder doch zu erklären. Wa« bat man nicht Alle« hervorgesucht, um diese» Ziel zu erreichen? England wollte den Sudan von Egvpten trennen, um dann Beide um so sicherer für seine Zwecke zu verwenden, die HandclScentren sollten an das Rothe Meer verlegt werden, Chartum« Handel sollte dahin abgclenkt werden — und wa» dergleichen Erklärungsversuche mehr waren. Jetzt kommt der Unsinn der englischen Politik mit solcher Macht zu Tage, daß sich die leitenden Persönlichkeiten in London selbst nickt mehr hinter Scheingründe zurückziehen können; durch die Preisgabe deS Sudan» ist Egyplen in die höchste Gefahr gebracht und bald wird Frankreich ernste Maßregeln ergreifen müssen, um Algerien und Tunis gegen Len Mahdi zu schützen. Egypten aber wird für England binnen Kurzen, verloren sein, wenn es nicht alle Kräfte anstrengt, um diese Wendung der Dinge zu verhüten. * Leipzig, 8. Februar 1884. * Au« dem ReichSkanzleramt ist den, Vorstand dc« Allgemeinen Deutschen Nealschulm änner-Berein« Folgende» zngegangen: Der Vorstand dc« Allgemeinen Deutschen ReastchulmSnner Vereins hat. laut der gesälligen Zuschrift, ä. ck. Ellnrfeld, den 14. November 1883, meine Vermittelung dafür in Anspruch ge nommen, daß zwischen den deutschen Bundesregierungen in Beireff der Giltigkeit der Rcisczeugnisse der Rcalgumnanci, (Realschulen I. Ordnung) eine ähnliche Dereinbarung getroffen werde, «w« solche hinsichtlich der Reifezeugnisse der Gvmnasien im Jahre 1374 geschloffen worden ist. Hieran! erwidere ich dem Vorstand, nach rwrgängigem Benehmen mit dem kSnigiich preußische» Herrn Minister der Uitterrichts-Angelegenheiten, ergebenst, daß auch ich den Ab« schluß eines derartigen U e br r et n ko m m e n S für wünschenswerth erachte. Der BennirNichiiag diese«Gedanken« vermag ich jedoch erst dann „über zu treten, wenn in der Lehr- einrichtung der Realgymnasien in sämmtlichen, oder doch wenigstens in den meisten Bundesstaaten die zur Zeit noch nickt vorhandene sichere Unlerlage sür die Herbeiführung des gedachten Uebereiu. kommen- geschaffen sein wird. Der Reichskanzler. I. V.: ». BStticher. * Ans die eigentliche Bedeutung de« dieser Tage ver öffentlichten Schreiben- de« Vorstand« der CentrumS- partei an den katholisch-politischen DolkSverein in Dortmund fällt durch eine Corrrspcndenz der .Köln. Vclksztg." einige» Lickt, welche» tiesgekende Gegensätze inner halb der Centrumspartei erkennen läßt. ES beißt da: „In einzelnen Blättern fanden sich in letzter Zeit hier und da sür da« Centrum verletzende und sachlich schiefe Auklaffungen, welche man nur bedauern kann. E« giebt ja in einer großen Partei immer einige mißvergnügte Persönlichkeiten, aber e« jollte denselben nicht so leicht Gelegenheit geboten werte». ans da« große Publicum irreführend einrnwirken. Der leitend« Gedanke be, den in Rede flehenden Kundgebungen ist wobl immer der: die Fraktion de« Centrum« nehme eine zu freund liche Stellung gegenüber der der Confervativen ein, und der Hintergedanke: da« Cenlrum solle sich mehr dem Fort schritt nähern. Tie Mißstimmung über die couservative Partei ist gewiß berechtigt und auch i« Centrum vorhanden; aber man darf anderseits doch nicht vergessen, daß da«. Ma in der kirchenpolitischcn Frage Positive« erreicht worden ist. nur mit Hülse der Conservativen erreicht wurde; daß der Fortschritt oder vielmehr der eine oder andere fortschrittliche Abgeordnete zwar manchmal schöne Worte sür un«. resp. gegen die Regierung gehabt» aber thatsächlich die Beendigung ve« Culturkampse« recht wenig gefördert hat. ganz abgesehen davon, daß mit der kleinen Schaar» welche theiis der Richter'schen, theil« der Hänel'schen Führung in der kirchenpolitischen Frage folgt. keine Schlackten zu schlage» sind." Di« „Rheinisch-westfälische Zeitung" giebt dar» einige weitere Aufklärungen, indem sie bemerkt: „Die ebenso deutliche wie energische Zurückweisung der fortschrittlichen Tendenzen gewisser ultramontaner Hetz- hlättchen in den westlichen Provinzen ist hauptsächlich gegen zwei fulminante Artikel eine» in Crefeld ersckeineodea ultra- moutanen Blatte«, der „Niederrheinischen BolkSzeitung", gegen da» Bünduiß de« Centrum« mit der conservativen Partei gerichtet. Diese Artikel sind nämlich nicht nur von der Dort munder „Tremonia". sondern von einer ganzen Reibe anderer westfälischer und rheinischer klerikaler Blättchen mit Behagen abgedruckt und ganz ohne Einschränkung al« die eigene An schauung de« jeweilige» Blatte« hingestellt worden. Ja die .Tremonia" hatte sogar einige Tage darauf mit Beziehung aus eine Bemerkung »er bekannten Kaplau Majunke'schen Correspondenz, daß e« unklug wäre, sofort mit den Conser- vativen all« Brücken abzubrechcn, rund heran« erklärt: „Unsere Losung sür die Zukunft soll und muß fein: Keine Allianz mit den Conservativen; da« Wahngebilde eine« klerikal-conservativen Bündnisse« möchten wir gründlich zerstört wissen". Wie ungelegen dieses offene Herausplatzen geheimster Herzensgedanken eines Ultra montanen den Herren in Berlin kam, zeigt der dem Dort munder Volk-Verein ertheilte Verweis. Möge« aber «lnch di« schlaueren Führer de» Centrum« den gegenwärtigen Augenblick nicht für geeignet halten, mit dm Conservativen «» brechen: wer in Westfalen und am Rhein die klerikalen Kreise näher kennt, wird gleichwohl ^»gestehen, daß der richtige Ultramoutao« sich nur dem radikale» Fortschritt zu- neiam kann". ^ Cardinal -«vochowski begavat sich nicht «it der Hetzrolle, welch« er im deutschen Enttnrkampf« spielt; er bemüht sich, wie dem osficiösen „Temps" an« Rom tele graphisch mitgetheilt wird, auch die Beziehungen des Vatikans ru Frankreich zu verschärfen. In der Umgebung des Papstes befindet sich freilich eine gewisse Anzahl von Eardtnalen, welch« die französischen Interessen unterstützen oder welche zum mindesten die Beziehungen de« päpstlichen Stuhle« rn Frankreich unterhaltm und verbessern wollen. Zu diesen Cardinälen zählt man den ehemaligen Nuntius m Pari«, Czacki. Dieser Partei steht aber diejenige der Unversöhnlichen feindlich gegenüber, welche soeben in der Person de« Cardinal« Bilio einen großen Verlust erlitten hat. Cardinal Chigi, der ebensall« Nuntiu« in Pari« war, ist der Regierung der Republik feindselig, und der Cardinal Franzelin sowie der Cardinal Ledochow-ki sind die erbittertsten und einflußreichsten Gegner einer Politik der Versöhnung. Nichtsdestoweniger werden die von der französischen Regierung für die Cardinalrwürde präsentirten Bischöfe die Billigung de- Papste» erhalten. Der Vatikan verlangt nur» daß da« ErgänzungSgehalt von 10,000 Franc«, welche« ehemal« den französischen Cardinälen bewilligt wurde, wiederhergestellt werde. Bei den Dispo sitionen der französischen Deputirtenkammer. die sich noch iingft erst in letzter Stunde bereit finden ließ, den Credit ür de» Cardinal »Erzbischof von Pari« in der biSheriaen Höhe zu bewilligen, hat die neue Forderung der päpstlichen Kurie wenig Aussicht aus Erfolg. * Der Tod de« Bisckrs« Martensen ist nicht nur sür die wissenschaftliche Well Dänemark» ein Ereigniß. Ohne e« zu wollen, hat der alte Gelehrte noch in seinen letzten Erdentagen Anlaß zu einer äußerst heftigen und leidenschaft lichen Erörterung über die Siuiven de« EiderdoniSmu» ge geben. Bischof Marlcnsen war eia Flensburger Kind und da rr «in ehrlicber Mann war. mußte ihn die blinde Danisirung«- wuth der Tillisch und Mollke, deren famose Sprachrrseripte au» den Jabrrn 185,0—52 die Grundlage für di« Verfol gung der deutschen Sprache bi« zum Jahre 1884 bildeten, empören. Wer darüber noch zweifelhaft war, ist durch die „Erinnerungen au« meinem Leben" genügend aufgeklärt. Bischof Ma'rtensen bat darin die Sprachrrseripte aus da« Entschiedenste verurtheilt, und er bat sich später durch kein Dreinreden und durch keinen Petition-sturm irre machen lassen, er ist bi« zu seinem Tode seiner Ueberzeugung treu geblieben. Der Sturm, welcher gegen den sonst so gefeierten Theologen loSbrach. war von seltener Heftigkeit, er hat sich auch jetzt noch nicht ganz gelegt. Der Eiderdcmißmu«. dessen ganze Politik au- Fehlern. Illusionen und Niederlagen bestekt, erbeb so stolz und streitlustig de.« Haupt, al» wenn er für Dänemark die ganze Welt erobert hätte. Alle Dänen, die nach der schleswig-holsteinischen Erhebung auSgesendet warm, um die schleSwigsche Morgengab« sür die Inkorporation in Däne mark zu präpariren, haben sich so fest eingerede», ein aott» gefällige« und patriotische« Werk grthan zu haben, daß ihnen für eine objektive Auffassung kein Raum bleibt. Und diePolitiker der alten längst invaliden Garde, sie werde» r« ja nimmer «in sehen wollen, daß ihre thörichte Politik der vergewaltsamung und der Ueberhrbung de« Tanismu« es gewesen ist. welch« Dänemark nnt dem Verloste der deutschen Provinzen hat zahlen müssen. Der Schmerz darüber erscheint unverjährbar. Immer wieder wühlen die politischen Wortführer in den alten Wunden. Di« Verwaltung Schleswig» in de» fünf ziger Jahren ist in den letzten Wochen mit einer Ausführ lichkeit discutirt, al» wenn e« sich um das vitalst« Interesse Dänemark» bandle. Gleichzeitig bietet der Viernadseckziger Krieg den Anlaß zu endlosen Betrachtungen. Hier glicht man die Fehler au« und wirst sie sich vor, «yne dabei etwas An dere» zu gewinnen, al« die Contmuität de« natimale» Schmerze«. Die Dänen kommen in di« Gefahr, zn viel von ihrem vergangenen Unglück zu zehren und sich dadurch den Blick zu trüben sür di: gegenwärtige Wirklichkeit und für die Frenndschask der Macht, von dessen Wohlwollen die Zukunft ees JnfelrcichoS doch zu einem wesentlichen Theile abhängt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite