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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-09
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1885
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Trschsint tLglick» fM 6-/.llhr. NkSaclion u»A LrP»-iti>» Jobaune-gaffe 33. Lpuchümiörn ß,r KrSaltisiu Vorm ila-gS 10—12 Uhr. Ä chuiittagS 5—6 Mir. M »a tt- e^-i>« 8n„I-M!cr »acht sich I.« ucch: »ntiuitU«, »er für »te Km«»er »efttm«»en A«srrate «» K-chenIngeu his 8 Ntzr Nüchmitta»«. .»lltr. nn I- UN» Festtage» sr«H »i»'/, 3> Srn ckiliatrn fssr Ins.-A»mch«e: kttv Klemm, UniversttatDflraßt 21. LmttS Lasche, Kalharineustraß« 18» Pc »ur '/,L Utzr. ttp)igtl-CWlilatt Anzeiger. Organ str MM, Lscalgeschichte, Handels- und SeWftSderkhr. «nflaqe 18,SS« Abonnrmrntüprkis vicrrclj. 4'/, Klk. tnrl. Brinacrlvh» 5 Nck.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nninnier 20 Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren iur Exil ab ei lagen (in Tageblatt-Fornuu gesalzt) oh»c Vvstbesörderuüg 39 Mk. «>!t Postl s.irbrriwg 19 Mk. 3*1era)e flgejpeiilrne Poritzeitr 20 Pf. Größere Schriften laut um. Prei-oerzetchüch. Tabellarischer o. Zifferniatz nach Höhen» Tarif. Lrriamen outer dein NedactionS str ich dielgespaft. Zeile 50Pf., vor den Familiennachrichten die Ogeip.mcne Zeile 40 Pf. Inserate und »eis an die ErpeSitia» zu senden. — Radau wird u:chi gegeben. Zahlnog prnenuuleraucio oder vurcy Post- Nachnahme. ^ 88. Montag den 9. März 1885. 78. Jahrgänge Amtlicher Theil. Vetimchn-chmr- Die diesjährige Oster«eise beginat ofsteiell am LO. April uid endigt am tt. Mat. Während dieser drei Wochen könne« alle ta« und a»O- »äadiseden Handelsleute, Fabrikanten «ad Gewerbetreiben den ibre Waaren hier öffentlich seilbieten. Doch k„nu der Großhandel in der bisher üblichen Weise -ereil» in der zum AuSpacken bestimmte« Vorwoche dom 13. April an betrieben werden. Das AuSpaekea der Waaren ist den 'Inhabern der Ilezlocale in een Häusern ebenso wie den in Buden und aus Ständen feillxülenden Verkäufern in der Woche vor der Böllcherwoche gestaltet. Zum Ginpacke« ist da» Osteuhatten der Netztoeale in den Häusern auch in der Woche nach der Zahlwoche erlanbt. Jede frühere Eröffnung, sowie jche< längere Offenhallen eine« solchen VerkausSlocale», ebenso da» »orzeittAe U«- packen an den Ständen und in den Buden wird mit der stsortigen Schließung und außerdem jedeSmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bi- zu 78 oder entsprechender Haststrase geahndet werte«. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtllchen Lösung deö Waarenverschlusse» an bi» mit E»de der Woche -ich der Zahlwoche daS Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, den 5. Februar 1885. Der Rail» der Dterdt vr. der Gt«dt Betpzt«. r. tzeorgi. Kretschmer. Vel!»i»tmllch>mr. DaS Königliche Ministerium des Inner« Hai ««derweit imgeoronct, daß von den Behörden Maßregeln ge«m die BlutlauS, sobald dieselbe im Frühjahre sich zeigt, angeregt werden sollen. Wir fordern daher alle Betheiligten von Neuem hierdurch tus. dem Auftreten diese« schädlichen Insekt» ihr« Snsmerk- iomkeil zu widmen und vorkommenden Fall» dasselbe zu «rnichten, indem wir aus unsere Bekanntmachung« vom September 1882 und vom 22. März 1884 hierdurch Bezug nehmen. Als Mittel gegen di« Blullau» haben toir außer dem in kcr unlcn erwähn len Belehrung angegebenen bereit« WaS- am«oniak»vasser empfohlen, welches zum Waschen der von den Blutläusen befallene» Baumparti« ««verdünnt an» gewendet werden kann, dagegen mit lü Theilen Wasser ver tun,,l werden muß, wenn e« zum Bespritzen der schwer zu gänglichen Tl>eile der Bäume benutzt werde« soll, »eil andern- soll« die Blätter darunter leiden würden. Außerdem bat das Künigl. Ministerium aus die Schrift: „Studie« »der die Bl»tla»S" von vr. I>lni. Emil A. Goldi, Schasfhausen, Vertag von Friede. Rothermet. 1855, bmgewiesen. Danach ist der Verfasser durch seine Versuche zu einer lsomrolition getanzt, nrelche. seiner Angabe nach, ein wirk liches TödlungSmitkel, nicht bloS Betäubungsmittel, den Bäumen nicht schädlich, billig und auch im Kleinen mit vor züglichem Erfolge anwendbar sein soll. Dasselbe besteht für eie Anwendung über der Erde au» 80 Proc. süßer Milch, 20 Proc. Terpentin, gelöst in Terpentinöl, 20 Proc. Schwefelkohlenstoff. Bei Anivendung aus dir Wurzeln ist der Schwefelkohlen» Hess »m 10 Proc. zu Gunsten des Terpentinölgehalte» zu icriniiivern. Der für sich allein dem Pflanzengewebe. wenn such nicht »lehr atS Petroleum, »achtheitige Schwcselkohlenstoss r-präseulirt die eigentlich wirksame Substarq de» Mittel«, tie übrigen Bestandt heile bewerkstelligen gemeinsam da» Ab» chnciten der Luftzufuhr nach dem Tracheen-Systcm de» rhiere» und bilden Uber der insicirten Stelle eine klebrig äarzigc IncrustalionSschicht, die keine Möglichkeit de» Ent« nnuens mehr zuläßt. Ereniplare der von dem Directoriu» de« LandeS-Obstbou- SereniS veranlagten Belehrung .über die zur Bekämpfung t» Biu-lauS zu ergreifenden Maßregeln" sind, soweit der Lorrain reicht, in der Rath-wache zu «halt«. Lkizz'g, am 2. März 1885. Der Rath der siStadt Beiptig. Heni OeLkeatlivke llanäelslekranstsll. Di« üumetitamr von A»ock1»»»»ielirltnire», melcbe Irommen t« Oitarn in cti« b'rltk- cxter b-aebwiktaL-onwe äer I^drlt»»«- »dtdott»««: aüitre«« eoüea, erbittet siek Oer vntanaioimst« in cker Leit r»m 8 dt, »1t 18. NRr», Vormtltag, 11—18'/, vür, mowSglieb unter pemSaliekar Vontelluog >I«r ^naunwicisoclen clarcö ihre Herr« t^meipale. zVLkrsvii cker g»<i»ebten Leit »eräen »nek Anmelcknoxen kür 6en ein)»drin«» k»ebmt«»ev»ebuttllek«n < urau» avtpeisen- k-enammen, an velebem «ek K»n»tt»n>r»lekrlln»e betbsiljg«, kviiasn, äi« i» Lesitrs ct« Lamrole»«« kür clie MieaenaeballUede LeKUuga»ur m>w Liojabrig-krsivuliireociisn-it« sivck. llntorrichr 10 8tu»<i«»i Msedentlich, 8ebatzeI4 PH A4. l^ipnig, im tedroar 1885. 6»r> » olkra«, Hireotor. NichtamMcher Theil. Kramülle's Antwort. Befriedigend kann die Tatwort nicht genannt werden, welche Lord Granville nn englischen Oberbause aus die Be- chwerd« de» Fürste» Bi-marck vom 2. März ertheilt bat; denn trotz aller Entschuldigungen und geschraubten Rede wendungen hält Granville daran fest, daß Fürst BrSmarck England den Rath ertheitt »der die Ansicht anSgedrückt habe, eS fei zweckmäßig Egypten, zu nehmen, wem, er auch ein andere» Wort gekraucht habe; sicherlich sei dasselbe auf An nexion. Protektorat oder Occupatio» amveudbar gewesen. Fürst Bi-marck habe auch vor zwei Jahren geäußert und zwar nicht vertraulich (also amtlich), daß die deutsche Regie rung wünsche und bosfr, England werde die Vertretung der Interessen Europa» in Egypten in Zukunft aus sich »ehmen; allerdings sei diese Hoffnung nicht in einer Weise auSaedrückt worden, die mit den vestebenden Verträgen unvereinbar sei. Diese Worte de» Lord Graudille enthalten da» einzige chüchterne Zugeständnis daß Fürst Bi-marck doch wohl etwa- Anderes gesagt und gemeint habe als die Annexion oder Oecupation Egyptens durch England, denn wenn die bestehen den Verträge nicht verletzt werden sollten, dann mußte die Duzeränetät de» Sultan» über Egypten geachtet iverden. Gleichzeitig erwiderte Gladstone im llnterhaüse aus eine An frage Bartlett'S. daß die Regierung e». während sie in Egypten zum Ziele zu gelangen. Aber da» Jahr 1884 war ander» gestattet als da» Jahr l882, und i« jenem drohte die Frucht, welche diese» gebracht hatte, wieder verloren zu geben. Da kam zur gelegen« Zeit die Anfrage de» Herzog» von Richmond an Lord Granville. und dieser benutzte die Gunst vr. Georgi. »mg- Weg« vorzunebmrnver Schleußenreparatmr« wird die RetchSslraGe ws der Strecke zwischen Brübl und Böttchergäßchen po« Mittwock» den 1t. diese» MouatS ad auf die Dauer ron 2 Tagen für Len durchgehenden gchhrverkehr gesperrt. Leioziz, am 7. März 1885. Der R«th »er Gt«»t «etp^g. Ha»«iss. vr. Georg«. Lklchwrrtcn «»er die Fassnn, der Lo»«»sse«entc. Tie Aelteslen der Berliner -ausmannschast haben unter Dar M»g der Ucbelstände, welchr den Abladern von nach überleeilchr, vaien besnmmten Gütern au- der Aufnahme gewtsier, die Haftpflicht ees Alieders einschränkender Tlausekn in da-Loauosirment ccwachsnf de, den, Präsidium de- Deulschen Handcl-tag« eine Erhebung dar über beantragt, welche Puuctc tu den LonnossementS-Farmular« begründete» Anlaß zu Beschwerde» gebe» und aus welche« Weg« diese» Beschwerden abgeholsen werden künue. Zur Milwirkuug bei dieser Erhebung ausgesordert, richt» «n l an alle betheiligten Handlungsprmeo unsere- Bezirk- hiermit da» ür'uchen, «ns durch Miktheilung ihrer Erfahrungen und Ralhschläg« zu un!er!1ützen und dieselben bi» zu« 17. d. M. Ion unser Bureau, Neumaikt 18, I.» wo auch di« bezügkühe Deuk- lichris« de« Berliner Aeltesten-Lollegimn» zur pmntnißuatz«« an«- flieg!, g-wngen zu lassen. üt'Pj'g, de» b März 188ö. r,e Hau»rl«ka»«er. A. Thiem«, - stell». Bors»tz«d«r. vr. Sensel, S. frag« vartlekl'S. daß orc Regierung es. während sie in Egypten unter schwierigen Verhältnissen vor-iing, für wünlcheuSwerlb gehallen habe nnv noch halte, di- Suzeränetat kc ?ultan' anzuerkenneil. Das lei da» Princip. auf ivclchru- b-.s Vor- gehen Englands beruhe, die Anwrnvung desselben iimsse indeß von de» Umständen abhängig gemacht werden. Nicht» ist besser geeignet, die wabre Sachlage zn beleuchte» als die gespreizten Erklärungen der beiden englischen Minister. Der eine sucht die Verantwortung für DaS. waö in Egypten geschehen ist. auf den deutschen ReichSlanzler abzuwälzc», nnv der andere sucht die Vorstellung zu erwecken, daß England die Suzercmetät de» Sultans über Eavptcn ausrcchterhallen wolle. Man vergleiche damit, wat England in Wirklichkeit gethan hat. und man wird erkennen, daß der Vonvurs der Zweideutigkeit und Doppelzüngigkeit gegen dis englische siegieriing vollkommen gerechtfertigt ist. Also da» heißt die Rechte deS Sultans achten, wenn mau die eine Haupt stadt seines Vasallenstaates in Trümmer schießt, wenn man die andere Hauptstadt in Besitz nimmt und iin ganzen Lande nach Willkür und Laune schaltet und waltet ? ES besteht ja zum Scheine „och eine unter der Oberhoheit stehende Regierung in Eguplcn mit einem Vicekvnig au der Spiye. Aber e» kan» doch nicht der geringste Zweifel darüber obwalte», daß die eigentliche Autorität in Egyplcn die englische Regie rung ist. 'Das egyplische Ministerin», hat zu ihn», waS der Generalconsnl Baring und General Wood befehlen. Die einzige Behörde, welLe die englische Macht in Egvvten be schränkt. ist die Staatsschulden-Eoi»Mission, »nd diese zu einem Schatten berabzndrücken, war England längst bemüht. Gladstone läßt sich auch für seine zukünftige Politik in Egypten ein: Hiittcrtbür offen, indem er die Anwendung deS Grund satzes von der türkischen Oberhoheit in Egyplen von dm Umstande» abhängig macht. Eine solche Politik verdient die Bezeichnung dintertiftig und erbärmlich, und für diese ist da» Einverständniß und die Unterstützung Deutschlands niemal» zu lnibe». Wenn Gladstone den Andeutungen gefolgt wäre» welche Fürst BiSmarrk i», Jahre 1882 »i vertraulicher Form aus wiederholtes Andrüngen dem Vertreter Englands in Deutschland gegenüber gemacht hat. dann wäre Europa nicht durch die egyplische Frage in fortdauernde Beunruhigung versetzt. Statt Alexandrien zu bombardiren, Halle sich die englische Reqiernug mit dem Sultan über die zur Be seitigung der herrschenden Verwirrung in Egvpten zu er greifenden Maßregel» verständigen sollen. England und die Türkei batten gemeinsam die Unterdrückung deS Militair- ausstandeS betreiben müssen, dann wäre cs auch ein Lcict tc» gewesen, eine Einigung mit dein Sultan über dir ferner« Verwaltung des Landes herbeizusühie». Aber Gladstone zog eS vor. die Unsicherheit der Zustände in Frank reich zu seinem Vortkeil auSzubenken. dw Obnwacht de» Ministeriums Frcycinct erschien ihm al- die günstigste Gelegen heit, um der jranzöstschrn Mitcvnlrvle in Egypten ledig zu werben. Diese Rechnung würde auch richtig gewesen sein, wenn nicht der Mahdi einen Strich Hindurch gen,acht hätte. Gladstone nennt e» schwierig« Verhältnisse, wenn er Lord Seymour deaustragt. ohne jeden vernünstigm Grund Alexandrien in Grund zu schießen und wenn Lord Wols«ley einen Spaziergang von Tel el Kebir nach Kairo macht. Schwierig dünkt e< ihm ferner, wenn die französische Kammer die von Frevcinet beanspruchten geringen Mittel verweigert, um da« Ansehen Frankreichs in Egvpten und im Suezccmat während der englischen Action zur Heilung zu bringen. Nun, diese Verhältnisse waren für Gladstone und Grauville so beispiellos günstig, daß «< der höchsten Ungeschicklichkeit und Verblendung Beider bedurfte, um sie so ungenutzt sich i» schwierige Verhältnisse verwandeln zu lassen. Äon Schwierig keit der Verhältnisse konnte die Rede sein, alS HickS Pascha bei El Obeiv mit seinen 11.000 Mann durch den Mahdi vernichtet war; damals war e« Zeit, die größte Energie zur Brkämps«rig de» neuen Feinde» zu enlialtcn. Da» r»«r aber nicht nach dem Geschmack der englischen Regierung, die immer «ur dann Kraft entsaftet, wenn ido leicht zu be siegende Gegner gegenüberstehen. Da cs an e,»e», gefügigen Werkzeug fehlte, welche« sür England die Kastanien au» dun Feuer holte, wählte Gladstone die Politik der Unthätrgteil aus der «inen und der Intrigue auf der andern Seite, uni km sonstigen Thal» de« Ministerium« Gladstone paßt, aber e« hat seine Wirkung doch verfehlt. Der deutsche Reichs kanzler trat diesem schnöden Versuch, ihn al» den Friedens störer in Europa bloßzustellen, mit der ganzen Wucht seiuer Persönlichkeit uad seiuer überlegenen StaatSkunst entgegen, und die Wirkling war für die englische Regierung geradezu vernichtend. Die Haltung Granville'S in der Sitzung de« Oberhauses vom 6. März war daS passende Seilenstück zu seiner Verdächtigung von» 27. Februar. Unter dem Deckmantel der heuchlerischsten Versicherung« von Freund schaft und Hochachtung sür den großen de«tschen StaatS- mnun hält er doch Da», wa» er angeblich nur zu seiner verlheidigung gegen Angriffe deS Herzog« d. Richmond gesagt hat. ausrecht >md versichert wiederholt. Fürst BlSmarck habe zur Annexion Egypten« gerathen. Und außerdem scheut sich Lord Granville uicht, die Meinung auSzusprcchen. daß Deutschland alle Ursache Hab«, mit England aut Freundschaft zu Hallen in einem Augenblicke, da beide Machte im Begriff stehen, sich fast in allen Weltthrilen >u begegnen. DaS klingt ja fast wie eine Drohung, daß England seine Colonialpolitik danach cinrichten werde, je nachdem Fürst BlSmarck den Verdacht auf sich sitzen lasse» daß er England zur Annexion Egypten« verleiten wollte, oder dagegen energisch Einspruch erbebt. E« schweben jetzt bekanntlich' ver schiedentlich« Unterhandlungen zwischen Deutschland und Eng land wegen colonialpolitischer Angelegenheiten in Westasrika und in der Svdsee, die Aussichten, daiz England die Thatfachen anerkennen und eine noblere Politik Deutschland gegenüber zur Richtschnur «ebmen werde, sind aber sehr gering. Erst noch am 5. März hat die Anfrage de» Lord Harrowby wegen der Luclabai gezeigt, daß England noch immer auf dem Stand punkt der Mißgunst und Eifer,uckt gegen Deutschland beharrt. Und eS wäre ein« Verkennung der wirklichen Sachlage, wollte man anuehmen, daß e» nur die englische Regierung sei, welche den deutschen Colonialbestreöungen Hindernisse in den Weg legt. Die Lord» im Oberhause und die Mitglieder deS Unterhauses folgen jede« Schritt Deutschlands in Afrika »nd Australien >»it dcilelben angstvollen Mißgunst wie di« Herren Gladstone, Grauville und Derby. Und deshalb k-rtm uns auch der anhaftende und laute Beifall, welcher der Red« Lord Granville'S in, Oberbause am K. März folgte, nur in der Auffassung bestärken, baß Negierung und Volksvertretung in England einig sind in dem Bestreben, der deutschen Colouicüaction Steine in den Weg zu wälzen. * Leipzig, 9. März 1885. * In der am Freitag stattgefundenen Sitzung der Petitio» scon,mil<ion deS Reichstage« kam eine Reib« v>> -> Pelilicnen zur Erledigung, wetche in der Mebr- zahl Gesuche um Invaliden-Unterstützung enthielten, relp. andcre früher schon wiederlwll erörterte Fragen betrafen. Schneidermeister Krisle und Genossen zu GoSlar haben eine Petition euigebracht, in weicher verschiedene sehr ivcsentlichc Abänderungen der Gewerbeordnung beantragt werden. Man beschließt, die Petition, fall« zur Vorberathuug der Anträge Ackermann und Genossen und Grillenberger „nd Genosien eine besondere Eomnriffiou bestellt werden sollte, an diese zu überweisen, andernfalls dem Plenum bei der zweiten Be- rathung jener Anträge Miltheiluug zu machen. -Der gleiche Beschluß wird hinsichtlich der Petitionen gefaßt, in welchen der Verband deutscher Arbeitgeber zu Nürnberg und die Schuhmacher zu Weblan »in Einlchiänkung der Gesängniß- arbcit bitten. * Die „Norddeutsche AllaemrineZeitung"schrcibt officio«: ..Da« „Berliner Tageblatt" läßt sich von seinem 2.-Corrrspondenten auf Grund authentischer Infor mationen aus London telegraphirr». die Reise de« Grasen Herbert von BiSmarck habe zum Zweck, die Mißver ständnisse zwischen Deutschland und England zu beseitigen n»d einen Ausgleich zwilchen England und Rußland in der gbanischen Frage anzubahne». Wir glaube» nicht, daß der 2.-Eorresponde>,t de» „Berliner Tageblattes" in der Lage ist. sich „authentische" Informationen in London zu verschaffen. Fast will e» un« scheinen, als ob unsere Eoll-gin das Opfer eines Correspondenten in Bernau („Wippchen"! D. Red. de» „L. T.") geworden sei. Jedenfalls können wir versichern, daß die asayaaische Frage mit der Reife de» Grasen von BlSmarck in gar leinen, Zu'an»nenba»g steht. Die zwischen Rußland und England lchivebenven Differenzen sind keineswegs so zugespitzt, daß sür eine dritte Macht eine Ver anlassung vorliegen könnte, ihre guten Dienste anzubieten". * Zur Frage deS geeignetsten Mittelwert Hasen» sür di« ReichSpostdampser wird au» Italien geschrieben: „La. wie verlautet, von deni Gedanken, eine kostspielige Zweig ltnle von Irlest-Brindisi nach Aftrandrleii oder von Genua-Acapel dahin sür dir deutsche Poftdampserlinie nach Ostajien und Australien emzurichten, richtigerweise allseitig Abstand genommen ist, wird letzt nur in Frage kommen können, welchen italienischen Hase» die große» Postdampfer auzulousen baden, um die Reisenden und die Post aufzunehme», beziehungsweise zu landen, und dasur kann die Wahl nur aus Brindisi oder Nenpcl sallen. Der Weg vka Brindisi dielet gegenwärtig Neapel gegenüber noch den Bortheil der etwa- rascheren Beförderung. Aon Berlin nach Brindisi dauert die Balin- sabrt über den Brenner (dm kürzesten Weg) 58 Stunden gegen 56'/, nuch Neapel, und die Entfernung zwischen Brindisi und Port said (S80 Meilen) ist 120 Meilen geringer, als diejenige zwischen Neapel und Portsaid (1100 Meilen), so daß. wenn die deutschen Postdauuner 11'/, Meilen in der Stunde lausen, sich jetzt aus diesem (Berlin-Brindisi) Wege im Ganzen eine Zeiieriparniß von 12 Stuude» ergiebt. Unler der Voraussetzung aber, daß sür die deutschen Postdampfer der größte Theil de» Vrieswechscls und die meisten Reisenden vom Nordwesten Deutschlands kommen, ist für diese die Entfernung über den Gotthard eine bedeutend geringere »ach Neapel, al» nach Vrmdist. Während jetzt »och in Folge lehr mangclhaster Anschlüsse in Jlalicu viele Zeit aus der Reise noch Neapel verlorru wird, würde man vermittelst eines Blitzzugc» datnn wohl uni 8—10 Stunden rascher gelangen, als nach Brindisi, auch schon vor Eröffnung der gcplanien directesten Baba von Rom »ach Neapel, so daß die Zeiteriparniß auf der Seesaliri von Brindisi nach Porisaid durch die kürzere Landsadrt nach Neapel io gut wie anigewoaen werden kann. Wenn aber dl« Posidampjer Neapel ou- lauken, so wird ihre Reis« um 200 Meilen, also 17 Stunden kurzer, als bei dem Umwege über Brindisi (dir Entfernungen sind: Gibraltar- Brindisi 1820 Meilen, Brindisl-Portjaia 980 Meile», zusammen 2300 Meilen, gegen Gibraltac-Ncapel 900 Meile», Neapel-Portsaid N10 Meile», zulaoimeu 2100 Meilen); außerdem liefert Neapel stets «oblen um einige Francs per Tonne billiger als Brindisi, welche Umstände wesentlich zu Gunsten Neapels' spreche». Für Reisend« bietet die Fahrt über Land nach Neapel mit seinen schönen Gasthäusern uad seinem herrlichen Gols ohne alle» Zweifel große Anziehungskraft. Deshalb lausen auch die Dampser der englischen Orienilinie aus dee Reise nach Australien diesen Hasen au, um die Reisenden aulzniiehmen, während die Post über Brindisi in Suez an Bord kommt. Das traurige Nest Brindisi kann höchsten» als Nachlaufeiilhalt dienen. Auf der ganzen Bahnstrecke bis Verona oder Mailand bietet auch keine Stadt ein angenehineS Unterkommen; auf der Fahrt von Neapel über den Gv'thard kann dagegen die Reise in verschiedenen Städten aufs Angenehmste unterbrochen werden. Bei den deutschen Postdampsrrii wird man selbstverständlich daraus hinarbeiten, daß sie mit voller Lcrdung von Hamburg uud Bremen abfahren, den» die italienischen Häsen und auch Triest bieten sehr wenige Waaren nach Ostafien und Australien, uud e< ist keine Aussicht vorhanden» daß der Eryvrt dahin, der schon vielfach versucht ist, je einen großen Umfang einnehmen wird. Außerdem müssen auch die Pvft- Kämpfer 82 Leniisimi für jede ihrer Registertonnen Abgaben er legen, falls sie. vom Norden Europas kommend, Waarc» in italic- niscden Häsen laden, dagegen sind Postdampscr, die von ihren Re gierungen Unterstützung erhalten und die Post an Bord haben, frr, von jenen Abgaben, so laug« sie nur Reisende, die Post, Kohlen und Lebensmittel löschen oder laden. Das Laden kleiner Partien Güter bezahlt sich demnach gar nicht, sali« sich aber mit der Zeit bedeutende Posten Waaren bieten sollten, können diese dem Post- dampfcr in Neapel durch die häufigen italienischen oder sianzöstschc,- Küstrodamvfer zu niedrigen Frachlsätzeu von allen Seiten zugefühn werden. Die Postdampscr selbst bis nach Bari gehen zu kaffen, um dm t die Reisenden und Post aufzunehmcn, würde kann» in Betracht gezogen tvcrdea können, denn wenn die Badnsahrt dahin auch um zwei Stunden kürzer ist als nach Brindisi, so ist die Seereise da gegen von Bari nach Porisaid um süos Stunden lüugcr al- von Brindisi, und den Postdampsero würde dieser weitere Umweg einen größere« Zeitverlust von 27 Stunden gegenüber der Reise rsir Neapel verursachen. Hinsichtlich der fragliche» Waarculaduagen dielet Bari keine Vortheile vor Neapel. Ein Anlmrsen der Posi- dampser in einem Hasen Sicilicns kann gar nicht in Frage komnicn, da die Bahnfahrt von Neapel nach Messina z. B. zehn Stunden mehr in Anspruch nimmt als die Seereise, abgesehen von den Verzögerungen >md Unannehmlichkeiten, welche bei der Ueber- sahrt von Reggio nach Messina bei schlechtem Wetter entstehen können. Aus de» Rückreisen der Postdampscr von Ostasien würden diese häufig größere Partien Erzeugnisse für de» Transport nach Neapel und Genua erhalten könne«, da dieser Verkehr schon seit einiger Zeit bedeutend und in stetem Wacbftn ist. Die italienische ' danivserlune unter hält nur alle drei Monate eine klosahn fuc di.se Reif-, währen! sich uacti dem Adriotischen Merrc häufig lege! npst " mäßige Dampsergelkgetthei't knete». Die Waare» naä> »eienua könnten dann von Neapel durch Küstendampfer billig befördert werden, falls der deutschc Postdampscr mit großer Beiladung sü, Norditalien in solchen Fällen nicht besser von Porisaid »ach G-nna selbst gesandt ivürde, um Reuende, Post »nd Waaren daselbst zci lu.iden. einen Weg, welchen die holländischen von Java kommeudru Postdampfer oft einschlagen. die gewöhnlich aus- und eingehend MurieMe und zu Zeiten Neapel zu dem Behuf« anlausc»." * Ueber di« Schließung des SreiS-Landwehr- vereinS in Braunschweig wird von dort der „Magdc- durgischen Zeitung" vom 7. d. M. geschrieben: Die Schließung des Kreis-LaudwehrvereinS hat da grüßte Aussehen erregt. Echo» gestern ist das Vermögen des Berein- (baar 28,000 >i) auf Beicht de« Potizeidirectors in den Gewahrsam der herzoglichen Polizeidireclivn übergegangen. Wie sehr die Au- gelegenhei! alle Kreise berühr!, gehl wohl daraus hervor, daß heule das amtliche Blatt an seiner Spitze eine Begründung jene-:- Schritte« bringt, einer Maßregel, die in unserer Stadt wohl seit 30 Jahren nicht getroffen worden ist. Gegenüber der Presse, welch« solche Ding: lediglich vom Parieistandvunctc betrachtet, erscheint es nicht über flüssig, zn erfahren, was amtlicherseitL (wahrscheinlich slaini-it der Artikel des ärmliche» Blatte- aus dem Miaisterim» selbst) über jenes Verbot gesagt wiro. ES heißt da. „daß eS nach dem Ergeb nisse der aintl.chui Eciiiittelungcn Führern, bezw. Anhängern der Socialdenwkratie. welche nach ihrer Vergangenheit zu de» staats- gefährlichen Elementen der Partei gezahlt werden mußten, wohl ohne Wissen der größter» Zahl der VerciliSinitglieder zweisclloe gelungen war, Verbindung mü dem Vereine und Einfluß in demselben zu gewinnen uud auch m den Verlaus der letzten Vorgänge handelnd einzngreisen. Daß daS Bestehen solchen Einflusses in einem Vereine, der »ach seine» Statuten unicr Andern« die Angehörigen de- Beurlaublenstandco, der Reserve und der Landwehr auszunehnie» bestimmt ist. ernste ösiemliche Ge- fahren mit sich bringen kan», liegt auf der Hand. Es komm: Hinz«, daß in dem zur Zeit mehr als 1600 Mitglieder zählerdm Vereine durch die Vorgänge der Grund zn einem tiefen, vor,»:.':cht!ich un heilbaren und wegen seines politische» Hintergrundes doppelt bedenk lichen Zwiespalte gelegt war, welcher die Eriiillnng eines der wesent lichsten Verein-zwecke, ,.Erhaltung und Förderung der Eimracht". bei den» gegenwärtige» Mitgliederbestände unmöglich erscheinen ließ, und daß dieser Zwiespalt, zumal nachdem von c»m Boriiaiio« dc- braunschweigischen Landwehrvcrbandeö die Einbringung eines An trages ans Ausstoßung des Lreis-Landwcbrvercim- Braunjchiveij aus dem Berbande durch öffentliche Bekanntmachung augc- kündigt worden, sich unter Umstanden in weile Kreist des Herzogthums iortpflaazen und von ichävlicher Rückwirkung aus d.c öfseniliche Ordnung nick» nur hier in der Stadt, sondern un ganzen Lande sein konnte. Man braucht sich nur zu vergeg nwtirügen. daß der vraunschmcigiicbe Landwchrverbauv nach dein »cn. stca Berichic 75 Vereine mit Sill Mitgliedern umsaßt. Unter diesen Umständen hat das Interesse des einzelne» Vereins dein allgemeinen Jmereffe um so mehr weichen müssen, als in der gegenwärtigen Lage des Herzogthums eine dringende Aussorderung liegt, dein Slaatswest» jede Störung fern zu halten. Die Maßregel der Auslösung richtet sich gegen die augenblickliche bedenkliche Lage und Einrichlung des Vereins, welche die Erfüllung der wesentlichsten Vcccmozweae un möglich erscheinen ließ und der staatlichen Ordnung gejährlich zn werden geeignet war. Bcrkcnnen laßt stch nicht, daß dos ichranken- loic Wachse» der Mstgliederzahl wohl dazu beigetragcn hat, die Schwierigkeiten hervoreurusen, da bei solcher Ausdehnung des Vereins da- Fernhalten von Elementen, welche den nach de», VereinSzweckc an die Miiglieüer zu stellende» Anforderungen nictl »ur nichr cm- svrachcn, sondern im Gegcothcil dem Brrcinslebcn Gefahren bereiteten, unmöglich war". * » » * Der für die ungarischen Rumänen sungirende Metropolit in Hermannstadt, Roman Miro», richtete ein Pastoralschreiben an seine Diöcesanc», in welchem er dieselben davor warnt, die Kirche zum Tummelplätze politischer Agita tionen heradziiwlirdigen. Dieser Hirtenbrief wurde ink besondere durch ein rumänisches Blatt vcranl.rßt, welche- die Popen aufforderte, die Erinnerung an Hora und KloSka während der Fastenzeit durch feierliche Gottesdienste emfr» frischen. Der Hirtenbrief nennt kiest Nam-n nicht an-drUcklich »nd svricht nur von Männern, .den -» i» der Geschichte der Rumäne» Siebenbürgens eine lragi'chc Rolle zn^e'allen". und warnt mit ciiidringlichen Wollen davor, durch solche unzeichickle kirchliche Manifestationen, denen »ur politisch:
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