Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503102
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1885
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Nr-actio» «nt Erpetiti»« Iohanne»gasse »3. Lprechkunden -kr Kr-uli««. Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. gv »« «»«»»»' «,«»«»«, »acht >» tu Ae»«N«u atchl «cr»u>»I>H, «mnihme »er für »te nichltfvlKenöe Nummer drftfm«ten Inserate « 8e»rnta,et, dt« S Ndr Nachmtnan». »»»»««.««»Feßttageu fr»tztzt»',,»v»r. 3« -rn ^ittalkn für Inf.-7lnn«ssme: vtt» nie«». Untverstlätöstraße »1. Lö«tö L-sche, Kalharinenstraße IS, p. nnr bt» '/,8 Uhr. riWger.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- «nd SesihSstSverkehr. Auslage 18,SSV ÄdonuenentaPrri» viertelf. 4V, toll. 5 Mt.. durch dir Pf. Vetngcrlvhn bezvHrusMk. Jede ttuzelne Rummrr Beletzrpemplor 10 Pf. Grbüdrr» sür Ertraberlaae» ti» TnaeblaU-Fnrmat aefnlzt) «H»e Lostdrsördkru-, W Mk. »tt Postbesörderuug 48 Mk. 3>ser»tr SgespaltnieHctitM L0 Pf. Größere Vchnste» laut »us. Prnsvmczttchutß. Tabellarischer u. Zissrrusatz nach HSher« Tans. Rkllnmen »ater dem Nedaettouöftrich dtellaespalt. gttl« 50 Ps., vor de« FamiUeanachrtchte» die »gefpnlten« geile 40 Pf. Inserate siad Net» a» die ErpeDttta« z» Ir«dt». — Rabatt wird nicht grged«». Zatzlnug pnmvvmerTaäo »der durch Peft- »nchnohme. . '" 69. Dienstag dm 10. März 1885. 79. Jahrgangs Amtlicher Theil. Manntmachm-. Wegen vorzunehmenvcr Schleuß, nreparaturen wird die Sletchllftra-e aus der Strecke zwischen Brüdl und BöttchergLßtßen »on Mittwoch deu 1L dieses MoaatS «b aus die Dauer von 2 Tagen für den durchgehende« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 7. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vc^Georgi. Heuaig. Vrküuntmluh««-. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß. daß wir die „Kramerstraße", einschließlich deS Fahrwege» und der beiden Fußwege durch da» Grundstück Nr. 11 am KvnigSplcitz hierselbst, in das Eigenthum der Stadtgemeiude und zur tönsligen Unterhaltung durch dieselbe übernommen haben. Leipzig. den 7. März 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Wm'ch, Aff. ' Manntmachuns. Die unter Nr. 25 oer tiemen tzteischergasse gelegenen Gebäude sollen Die»«tag, de« 17. Vtckr, d. I.. Vormittag» 11 Uhr. aus dem Ralhhause in der I. Etage, Zimmer Rr. 18, unter dm in der Raths-Nuntiatur auslicgenden Bedingungen auf tm Abbruch versteigert werden. Ein- Besichtigung der ad. zubrechenven Gebäuve kann am 12. und 13. diese« Monat» Nachmittag» von 3 bis 4 Uhr stattfinden. Leipzig, am 5. März 1885. Der Rath -er Stadt Leipzig. Vr. Georg». Gringmulü, Aff. ViMahls - VrkanllMachllns. Geltolileii wurden allbier erttaiterer Anzeige zusotge: 1) Zwei Stück gesalzene Nshhinte a«S dem Hofraum in Nr. 24 oer Taucliaer Strohe, am 25. vor. MtS.; 2) ein Retzrnmantel von braunem Stofi, mü Stehkragen and schmaler Bordeneiasassung, eingejchinttenra Taschen und «wer Reihe krauser üoersponnener Lkiiüpsr, auS einer Wo-nnng in Nr. SS der Kreuzstraße, vom 14 bis 28. vor. Mts.; 3) ei» krauoec Franeuunterrack mit Plissssalbel. eine blaue Kraurxschürze. eine Vrsam-Boa, ein Paar getragene Ara«e»- stirseiettcn. au» einer Wohnung m Nr. 24 der Scrberstraße, am 26. vor. MtS.; 4) circa »0 Liter Apfelwein, an« einem Faste in einer ÄellcrabthcUung de« Hauses 2tr. 7 der Kaiser Wilhelm-Straße, vom 25. bis 27. vor. MtS.; 5) rin Packet in dunkelgrauer Pappe, enthaltend K oder 7 Pucher in kaffeebraunem Einbande mu dem Titel „Tompendium bei Chirurgie, zum Gebrauche für Sludirende und praktische Aerzte, von Vr. Lh. Schmidt", im Berlage von Ambrosius Adel, von einem Handwagen aus dem Wege von der Ho-pital- nach der KönigSstraße, am 26. vor. Mts.; 6) ein LprruglaS mit schwarzem Horngestev in schwarzledernem Futteral, mit violetfarbiger Se>de gefüttert und mit der Firma ,.O. Tauber», Leipzig" an einen, schwarzen Umhängeriemen, aus einer Wohnung in Nr. 8 am Roßplatz, am 2. dS. MtS. 7) ein Svinternbcrjtrhcr, ziemlich neu, von braunem, glattem Ltoff mit Sammetkragen und hellgrauem Lamasutter — m den Taschen befanden sich 1 Paar graue baumwollene Handschuhe und ein Mni mit Saal- und Hansschlnssel — aus einem Gastloral iu Nr. 20 der Burgstraße, am 28. vor. M.; 8) ein Tatüeuüdcrzieher von dunkelblauem, gemustertem, flock,gem Stoffe mit Sammetkragen, schwarzem Wollatlassntter und 2 Reihen Knipsen, aus dem Restaurant zun, Panorama, am 1. d. M.; 9) eine silberne h>ylinvcrnhr mir Goldrand und Sekunden zeiger, im Innern des Decke iS der Name „Laut krön»«" ttnge- kritzelt, mittelst TaschcndtebstahlS im Restaurant Nr. 22 am Brühl, am 1. d. Mts.; 10) eine silberne byltndrrnhr ohne Goldrand, mit Secunden- zeig», geriester Rückseite und der Nr. 165156, auS einer Badezelle deS Sophienbade-, am 1. d. Mts.; 11) zwei Iccrr blecherne Milchkrüge, 7 bezw. 2 Liter fastend, elfterer mit der Bezeichnung „Gute Milch", der andere mit der Bezeichnung „2" auswendig versehet!, an- der Treppeuflur iu Rr. 81 der Äochstraße, am 2. dis. Mts.; 12i hrri Stück neue kurze Shag-Pfeifen und 1Z Stück neue Meerschaum-Elgarrenpseifk» mit Bernsteinspitzen, theils gerade, »heilt gebogene, letztere sämmllich mit Figuren und in mit Sammet bezw. Seide gefütterten Leder-EtniS, au- einem Schaukasten in der Theaterpassagc, am 23 vor. MtS. und 2. dsS. MtS.; 13) ca. 30 Bände Angcudschriften im Berlage von Otto Spanier hier, von einem Handwagen in Nr. 5 der Thalstraße, am 3. dsS. MiS.; 14) ein schwarz- und weißgestreifteS Varchenthemd, 7 Paar xrauwoklcne Mannssacken, drei Paar blauwollenc Arauen- «rnmpfe, eine getragene graucarrirte Stosihsse und eine Kraueu- h«sr von braunem Lama, auS dem Hofraume in Nr. 18 der Auen straße, am 3. dsS. MiS.; 15) drei weißleinene Fraucnhcmdeu, mit „8. 8." «ad de« Nummern 1, 4 und 5 gezeichnet, zwei Bettüberzüge, einer weiß, der andere weiß - und rothcarrict, ein weißer Ktndcrdetttuch, ein graues Handtuch und eine blaugedruckte Frauenschürze» au» einer Wohnung in Nr. 12 der Hohen Straße, vom 2. bi- 3. dsS. MtS.. 16) ein Packrt in grauer Pappe, adrcssirt an .Keller in Frauk- iart o/M." von „Waßmuih »> Berlin", enthaltend acht Exemplare von „Fritsch, Denkmäler deutscher Renaissance", Lieferung 6, von einem Handwagen, der in der Seeburgstraße gestanden hat, am 4. d. M.; 17) ein Packet in grauem Papier, enthaltend 8 Meter roth-, grau- und wcißgestreisleu Trell und Z'/, Meter brauageblumten wollenen Damast. von einem Handwagen aus der Fahrt von der Berber- »ach der Aolkstraßc, am 5. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über ven Berdlieb der gestohlenen Lachen oder den Thäter sind ungejäumt bei unserer Eriminal» Abtheilung zur Anzeige »u bringen. Leipzig, am 9. März 1885. Ta» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Hd. Nichtamtlicher Theil. Die Unfallversicherung in Geüerreich. * In diesen Tagen ist der Bericht dor Commission über die UnfallversicherungSgesctzvorlaae in Oesterreich erschienen Derselbe erregt angosichkS der Fortschritte, welche bei un» die Organisation der Bcrussgcnosfcnschastcn macht und welche da» Inkrafttreten de» deutschen Unsallversicherung»ges«tz«< a« 1. Oktober 1885 möglich machen wird, auch der na» Interesse und rechtfertigt ein nähere» Eingehen auf d«ns«lben. vorau»zuschicken ist dabei, daß eine Regelung der Kranken, veisicberung, wie wir sie im Gesetz vom t 5. Juni 1883 haben, in Oesterreich noch nicht existirl, daß sich infolge dessen die Unfallenlschävigtmg auch nicht auf die Krankencassen gründen kann. Mir hebe« nun vorläufig zwei strincipiell« verschiede«, heilen, welche die österreichische Regierungsvorlage und da» deutsche Gesetz haben, hervor. Die erste betrifft die Eiarich. tung der Versicherung»vcrbände. die andere die Beitrag», teistungen. War diese letzteren anbetrifft, so sind, wie bekannt, bei un» die Arbeiter von Beiträgen zur Unfallversicherung befreit, während aber den Krankencassen die Lasten für die Kosten de» Heilung«verfahreii» für die ersten 13 Wochen zu- getheilt sind. L» bleibt somit ven Caffen. wie die Rechnungen der deutschen Vorlage ergaben, immerhin die Aufbringung von etwa 10 Procent der Kosten überlassen. Da nun in Oesterreich die Krankenversicherung noch nicht genügend organisirt ist, um eine derartige Regelung yerbrizu- führen, sollen die Arbeiter zu den Kosten der Unfall versicherung 25 Procent, die Arbeitgeber 75 Prvcent zu- steuern, trotzdem ist aber eine (Karenzzeit von fünf Wochen festgesetzt und während dieser süns Wochen fallen naturgemäß die Unsallbeschädigten den Krankencassen oder ich selbst, b. h. sie zehren von ihren Ersparnissen oder müssen von Verwandten, der Armcnbehörde rc. unterhalten werden, zur Last. Die zweite Verschiedenheit betrifft vie EinthrUuaa ver BersichcrnngSverbände. Während in Deutschland da» Princip zur Geltung gelangt ist. welche» gleiche Gefahrenclassrn, gleiche Berufe, zu Dcrsicherung-verbänden orgamsirt und so» mit die Unfallkosten auf den Tewerbszweig legt, will die österreichische Vorlage alle Berufe in territoriale verbände einigen, welche eine Versicherungsanstalt für sich bilde» und, natürlich unter Brrücksichtiguug der Gesahreutarise, inner halb ihre- Territoriums die Unsallkosten aus alle Beruf« vertheilen. Die Begrenzung dieser Territoriatbezirke soll i» der Regel einem HanvelSkammerbezirke gleich sein. Die Commission hat sich mit der Regierungsvorlage ein« gehend beschäftigt, docb haben sich die Parteien nicht einigen können, so daß die Majorität einen Bericht und die Minorität einen Bericht erstattet hat. Der Bericht der Minorität giebt eine Darstellung der Verhandlungen im jener wichtigen Differenzpunctr, welche zur Stellung de» MinoritätsvötumS Veranlassung gaben. Da» Princip der Vortage selbst wurde von keiner Seite angefochten, aber der Bericht der Minorität hebt hervor, daß nach dem Vorgänge Deutschlands und bei dem Umstande, daß die Frage, von welchem Zeitpuncte de» Unfalles anaefangen die Entschädigung der Unfallversicherung zu tiberweileu und vou wem diese Entschädigung zu leisten sei, gelöst werden müsse, die Priorität der Krankenverilcherung bedingt hätte. Noch wich!i.>t>.. ist die Differenz zwischen der Majorität und der Minorität bezüglich der Ausdehnung der Versicherung-Pflicht. Die Majoriiat de» Ausschusses hat die diesbezügliche Bestimmung drs Gesetze» derart gefaßt, baß sie eine tbalsächliche Exemtion der land- und sorstwirkkschastlichen Arbeiter von der Versicherung-Pflicht begründet. Gegen diese Fassung wendet sich der Bericht der Minorität, indem er hervorhebt, daß durch daS Gesetz nur die Unfallversicherung der industriellen Arbeiter herbeigesnhrt werde, während die lanv- und forstwirthschafltichen Arbeiter, die sehr häufig Unfällen auSgesetzl sind, von der Wohlthat der Unfallversicherung ausgeschlossen bleiben. Bezüglich dieser beiden Diffcrcnzpuncle wurden jedoch von Seite der Mino rität keine besonderen Anträge gestellt. Der Ausschuß ist daher darüber einig, daß die Unfallversicherung überhaupt eingesührt werde, daß die Unfallversicherung nicht durch Privat- Bersicherung» - Anstalten, aber auch nicht durch staatliche Hilfe, sondern durch besondere Cassen zu bewirken sei, welche durch die Beiträge derMitgliedernachAssccuranz-Grundsätzen lebensfähig sein sollen. Aber schon die Frage, wie diese Cassen zu bilden seien, führte zu einer principicllc» Divergenz, welche die Minorität zur Stellung eines besonderen Antrages ver« anlaßte. Nach dem Beschlüsse der Majorität und ähnlich der Regierungsvorlage soll nämlich eine territoriale Abqren» rung der Cassen und zwar derart erfolgen, daß in der Regel für jede« Land in der Landeshauptstadt eine solche Ver sicherung» - Anstalt zu errichten sei. Die Minorität dagegen vertritt den Standpunkt, daß das Princip der genvssenschäst. lichen Bereinigung gleicher oder verwandter Betriebe den AuSgangSpuncl und die Grundlage dieser künftigen Organ«, sation zu bilden hake. Tie Minorität bebt in dem Bericht« hervor, daß gerade die beruf-genossenschaftliche Organisation e« möglich machen wird, jene HülsScassen, die auf beruf»« genossenschaftlicher Basis bereit- bestehen, den Zwecken der Gesetzgebung anzupasscn und uwzusormen. Mit der berufS» genossenschaftlichen Organisation der Versicherungen würde man nur aus einer schon bestehenden VasiS weiterbauen, den Keim und Ansatz für die zukünftige Invaliden- und Alters versorgung schaffen. Die territoriale Versicherung sei bei der ungleichen industriellen Entwicklung der Monarchie kann« durch zuführen. 3m Süden wird man mehr als vier oder füns Kronländer zu einer Versicherungsanstalt vereinigen müssen. Die acht Kronländer: Steiermark, Salzburg, Kärnten, Kram, Küstenland, Tirol, Vorarlberg und Dalmatien, zählen nicht einmal 64.000 zu versichernde Arbeiter, also nicht einmal so viel, als die Baumwoll» und Schafwoll-Industrie allein an Arbeitern ao-weiscn. Io Galizien und der Bukowina würve die Zabl aller versicberungSpflicbtigen Arbeiter nicht einmal die Ziffer von 17,000 erreichen. Allerdings hat sich die Majorität diesem Uebelstande nicht ganz verschlossen, indem sie in den 8. 16 die Bestimmung ausgenommen hat, daß von dem Reservefonds der UnsallversichcnmgS »Caffen ein Dritttheil zur Bildung «ine» gemeinsamen Reservefonds für sämmtlicke BersicherunaS-Anstalten zu verwenden sei. Würden aber die Cassen bernltgenossenschasilich organisirt werden, so wäre die ganze RcichSreferve überflüssig »nd jede Easse brauLle bloS für «hre eigenen Bedürfnisse aulzukommen. Di« berus-genossen schaftliche Organisation der Lassen würve die Invivirua« lisirung de« Risico« erleichtern, da gerade bei den Berus«- genossen d«» eigene Interesse die beste Controle bildet, und auch die Motivirnng de» deutschen Unsallgrsetze» bebt hervor, da« berus-genossenschaftliche Princip sei daS einzige Mittel, um zu einem wirksamen Svstem der Unfallversicherung über haupt zu gelangen. Die Majorität konnte sich der Trag- weite dielcr Argumente so wenig verschließen, daß sie selbst die sacullativc Zulassung berus-genessenschasllicher Ver ficherung« - Anstalten, allerdings nur »ach Anhörung de» für alle Caffen zu bildend«» Berratbe» und auf Beschluß der Regierung, statuirte. Gegen dre voraeschlagrne Anwendung deS Tariffystem« und de» Capital - DeckungSverfahren» erhob die Minorität iwar Bedenken, ohne jedoch einen besonderen Antrag zu stellen. Ein MinoritätS.Botum erfolgt« aber bei dem F. 18. welcher feststellt, daß vou den tarifmäßigen Versicherung» - Beiträgen dem Versicherten 10 Procent (nach der Regierungsvorlage 25 Procent), dem Unternehmer LcS versicherung-pssichtizen Betriebe« SO Procent zur Last fallen. Die Minorität ve- antragle, der tz- 18 habe zu lauten: „Die tarifmäßigen Ver sicherungsbeiträge fallen dem Unternehmer de» Versicherung», pflichtigen Betriebes zur Last." Nach dem Anträge der Linken sollen also die Arbeiter VSn jedem Beitrage für die Unfall- oll eben einen ung herrscht lck Versicherung besreil werden. Die Unfaüversichcruna so Theil der Produclionskosten bilden, und diese Aufsass bereit« jetzt bei jenen Gruppen von Industriellen, welche, ohne die gesetzliche Verpflichtung abzuwarten, ihre Arbeiter gegen Unfälle versichert haben. E- sei begründet, hebt die Minorität hervor, wenn für die Krankenversicherung ein Beitrag de» Arbeiter« gefordert wird, aber deu Unfällen im oewerb» lichen Betriebe ist der Arbeiter au»gesetzt. ohne daß es silnk irgendwie von ihm abhängt, jene Einrichtungen zu schaffen, I durch welche der größte Tyeil der Unfälle vielleicht verhütet werden könnte. Bezüglich der Caren^eit besteht eine Differenz zwischen der Majorität und Minorität de« Ausschuss«», und während die Majorität, wie die Regierungsvorlage beantragt, .im Falle einer Körperverletzung soll der Schadenersatz m einer dem verletzten vom Beginne der fünften Woche nach Eintritt de» Unfälle» angesanaen für die Dauer der Erwerbs unfähigkeit zu gewährenden Rente bestehen", beantragt die Minorität, daß diese Entschädigung erst am Beginne der siebenten Woche einzutreten habe. Nach dem Antrag« der Minorität würde also der Arbeiter sechs Wochen der Krankenversicherung, wen» eine solche vorhanden ist. zuge wiesen werden und erst dann der Unfallversicherung zur Last fallen. Damit ist im Wesentlichen der Standpunkt der Majorität und der Minorität in der Frage der Unfallversicherung ge- kennzeichnet. Ueber die praktische Belastung ver Industriellen und der Arbeiter durch deu Gesetzentwurf liefert der Bericht de« Prinzeu Liccbleusteiu einige interessante Beispiele. In ^.iaer Papierfabrik, welche 100 Arbeiter mit eiuen, IahreS- ssgt Fabrikanten im Jahre 46S fl. 80 kr., der Beitrag aller Arbeiter im Jahre 52 fl. 20 kr. betragen. In einer Kamm garnfabrik. welche 380 Arbeiter mit einem JahrcSlohne von St,200 fl. beschäftigt, wird der Beitrag de» Fabrikanten im Jahre 443 fl. 23 der Beitrag aller Arbeiter im Jahre 49 fl. 25 kr. betragen. In einer Maschinenfabrik, welche 160 Arbeiter mit einem Gesammt-Iahreslobne von 72,000 fl. beschäftigt, wird der Beitrag de» Fabrikanten im Jahre 1477 fl 44 kr., der Beitrag aller Arbeiter im Jahre 164 fl. 16 kr. betragen. Leipzig, 10. März 1885. * Zum 88. GcburtSfeste deS Kaiser» wird eine große Zahl fürstlicher Personen in Berlin eintreffen. Man nennt u. A. den König und die Königin von Sachsen, die Großherzogin von Baden, den Kronprinzen und die Kron prinzessin von Schweden und den Großberzog von Sachsen- Weimar. Auch die Enkelin de» hohen .Herrn, vie Erbprin- zessin Charlotte von Meiningen, welche mit ihrer Tochter, der Prinzessin Feobora, zur Zeit in Pari» weilt, wo sie vor Kurzem von Cannes eingetrosfen ist, wird am 22. d. M. in Berlin wieder anwesend sem. * Ueber die Ehrengabe für den Reichskanzler wird der „Kölnischen Zeitung" au- Berlin geschrieben: Die ganze Kleinlichkeit und Jämmerlichkeit de» ewigen deutschen -arteihader» zeigt sich einmal wieder in schlagender Weise bei Ge- legenheit der Erörterungen über die Ehrengabe für den Reichs kanzler Fürsten BiSmarck in der deuNchfreislnnigen und ultra- niontancn Presse. Er war selbstverständlich, daß die Anregung za dieser Ehrengabe von Männern derjensgen Parteien ausging, deren Politik im Wesentlichen mit der Politik deS Fürsten BiSmarck sich deckt. Diese Männer hatten aber von Anbeginn gleich den richtigen Takt, au- dieser Angelegenheit kein Parteimanöver zu machen; sie erklärten ausdrücklich, daß ihre Aufsorderung, betzusteucrn, sich an alle diejenige» richte, welche als Bürger des durch BiSmarck einig gewordenen Deutschlands Sinn und Dankbarkeit besäßen für die großen Verdienste, die der Reichskanzler um unser Vaterland hat. ES gtebt zur Zeit kaum eine Partei weder aus der rechten noch aus der linken Seite, die von sich sagen könnte, daß sie in allen Fragen mit dem Fürsten einig gewesen; fast jede Partei hat eine Reihe vou Gesichtspunkte» in einzelnen Fragen verfochten, die denen deS Reichskanzler» in diesen einzelnen Fragen widersprachen. Aus der andern Seite gehört ja nur. abgesehen von den wenigen Social demokraten, Polen und Welsen, die Fortschrittspartei zu den un bedingten Gegnern der BiSmarcksschen L-olitik, indem sie in allen wesentlichen Fragen an ihrem unbedingten Nein sefthielt, während selbst daS Eentrum in manchen wichtigen, insbesondere in den wirth- schasllichen und socialvolUijchcn Fragen sich »u einer Unterstützung de» im Uebrigen so sehr gehaßte» Fürsten entschließen konnte. Die Männer, welche zur Beisteuer für eine Ehrengabe auffordcrten, waren sich hiernach von Anbeginn an darüber klar, daß die unbe dingte» Gegner des Fürsten Bismarck, »i« sie nie bi« wahre Be deutung des größten aller lebenden Staatsmänner anerkannt un» gewürdigt haben, auch bei dieser ctzelegenheit ihrem wohl emgeübten Nein treu bleiben und sich an der Ehrengabe nicht brtbeiligen würden. Um so mehr aber sagten sie sich, daß jeder Deutsche un Inland wie ün Ausland, der nicht zu de» unbedingte» Gegnern de« Fürsten gehSre. sich beeiser» würde, in der vorgelchlagenea Form Dank und Aaerkennnng bet einer Gelegenheit auSznsprechen, bei der in Deutich- land nach alter Sitte em jeder über dem Durchschnilt-maß stehende Bürger von dem Kreise seiner Freunde und Verehrer ausgezeichnet und gefeiert -n werden pflegt. Demgemäß hieß e« denn auch vou Anfang an, daß e< nicht so sehr daraus onkommr, daß einzelne reich« Bewunderer deS Fürsten besonders hah« Beiträge zeichneten (die bisher gemeldeten hohen Beiträge einzelner stad einfach erfunden), daß vielmehr der Echwerpuntt darin zu finde« sei, daß eine mög- lichst allgemeine Betheiligung aus allen Schichte» des Volke« heran«, dir selbstredend viele Neine Vetträge voranSietzt, dt« beabsichtigt« Etzrengad« z« einer wahrhait nationale« Anerlennung »nd Dank- sag«nq gestalten möchte. Der Erfolg, den die btsherigea Aufforderungen znr Thellnahm« in allen Schichten der Bevölkerung im Inland »nd Anöland gehabt haben, beweist, daß die Aufsordernden durchauö richtig« Wege gewandelt find. Dieser Erfolg Hot aber zu unserm aufrichtigen Bedauern bei den Gegnern des Fürsten Bismarck eine Gegenbtwegnnq hervorgerusen. die wir nicht ander« denn kleinlich, jämmerlich und schmutzig nennen können. Wir können vollkommen begreife», daß jene Gegner, zumal die. welch« persönliche Zerwürf nisse mit dem Fürsten gehabt haben, sich von der Ehrengabe fern halten. Unbegreiflich aber ist unö, welchen Grund sie haben können, diejenigen Anhänger ihrer Partei, die einen ruhigeren Blick und eine» gerechte«» Sinn haben, von der Theiluahme an dieser aatieaolen Ehrengabe durch niedrigere Spötteleien und schmutzige Berdöchtiguugen adguschrecken. Tie selbst, die sie sich doch ge- nützende Erfahrungen bei allerlei Sammlungen für ihre Wahtzwecke erworben haben, wissen gar »n wohl, daß der Erfolg jeder Lamm- tung stetö scheitern muß, wenn die Anssorderude» sich begnügen, ihr« Namen unter einen Aufrns zu setzen, und im lledrrge» die Hände in de» Schooß legen. Jetzt plötzltch soll eine andere Regel gelten Wenn jetzt eia Beamter, ein Fadrikherr gestaltet, daß Aufforde rungen zu Zeichnungen in den Bureaux und Arbeitsstile» avsge- ang Zeter gezoger , ch Vorbild deö PiuöpseunigS der Name „Otlopseunig" beigelegt, und kein Tag vergeht, daß nicht fortschrittliche und ultromontane Blätter einen neuen Hetzarttkel liefern. Deu Gipsel der Unanständigkeit erreichen natürlich wiederum die ultramontaaen Blätter, welche ihren Gläubiaen aabezu tüglich vollständig« Denuactatiouea abgefallenrr Katholiken vorsüyreu und dieselben sogar ausdrücklich zu bekehren suchen. So macht jetzt die „Schlesische volköteitunq" darauf aufmrrksam, daß der rrfidirende Domherr» püpstllche Protouotar und insulirte Prälat. Professor vr. Lämmer, da» Mitglied der Professor vr. Friedlieb, »ud der Professor vr. G tzler» alle drei tu gesteuert habe», und die „Germania", die uoeh vor Kurze« darüber auö dem Heft gekommeu war» daß der kathaltsche Oberbürgermetper Rang tn Fulda die Verwegenheit gehabt hatte, den Aufruf für bi« BtSwarck-Sommlong za unterschreibe», muß jetzt zu ihrem Schmerzc sogar berichte», daß dasselbe Verbreche» „der erste Provmzialbeamte der katholischen Rheinland«-, Laudeödirretor Klein, sowie auch et« auderrö katholische» Mitglied der Proviozialverwaltuug, LaudeSrath Küster»", begangen haben. Wir glauben, e« genügt, diese De»»»- ctatioaen, denen eiu« Reih« auderer angesügt werde» kSuutr, hier zu verzeichnen. Sie reden so klar und deutlich, daß wir «ms jedet weiteren Unheil» enthalte» köanra. * Fürst BiSmarck leidet an leichten rheumatisch«» Schmerzen io der Schulter, die ihn au da« Zim««r fesseln. Graf Herbert Bismarck hat im Reichstage nur aus 8 Tage Urlaub genommen und wird am Dien-tag an de» Berathunge» wieder thoilnehmen. Der Staatssecretair i« Auswärtigen Amt« Gras Hatzfeldt kchrt am 15. ds«. zu deu Geschäften zurück. * Die Adaeordneten Graf Behr, vr. Hcnnmacher und v. Helldorff haben zu dem Gesetzentwurf, betreffend di« ostda«psschisf»verbindungen mit überseeisch«« Ludern, mehrere verbesserungsanträge ewgedracht, wonach der Gesetzenentwnn lauten würde: ß. 1. Der Reichskanzler wird ermächtigt, dt« Einrichtung «ch Unr-rhaltti^ »on regelmäßig«« Poiidanipsichiffsverbtndunae« »wische» Dnmchtand einerse,« und vstafien, sowie Australien «»d Afrika ander seits ans eine Dauer bi» zu fünfzehn Jahre« a» geeignete deutsch« Unter- nehmer ans dem Wege der engen, Submission einzeln oder zusammen z« übertragen und t» de« hierüber ab»uschließr»be« Vertrüge» Beihilfe, diö zum Höckistbetragr von jährlich 5,400,000 an» Reichömfttel« z« bewilligen, ß, 2. Die im ß. 1 bezeichne««» Betträge müssen dir in der läge bei Vorlage deö nächsten RcichSbauSdaliSttatö mitzutheilen. ß. 3. Die nach Z. 1 zahlbaren Beträge find in den Reichshaushaltö- etat eiazustellen. Anlage. 1) Die Fahrten müsse» ans der oft» asiatischen und australischen Linie ln Zrttabfchniitrn von mindesten» vier Wochen stattfinden, aus der afrikanischen Linie mindestens jeden Monat einmal. 8) Die in dir Fahrt einzufiellenden Dampfer dürfen in ihrer Lonstruction und Einrichtung namentlich in Bezug ans Per sonenbeförderung «nd Sicherheit den ans denselben Lintr» lausende» Postdampsern auderer Rationen nicht oachstehrn. 3) Dt« Fahr- geschwindigkrit ist für die Linien nach Ostasien und Australier, aus mindesten» 11'/, Knoten tm Durchschnitt festzusetzrn. Für diese Linien ist die Zeitdauer der Reisen von Brindisi oder Neapel ab nach Schanghai und Sydney und zurück nach diesem Berhältuiß mit entsprechendem Zuschlag für de» Aufenthalt tn den anjolansnrden Häsen in Stunden mit einem Abschlag von einem Knoten pro Stunde für die Fahrt gegen deu Monsam zu .berechne». 4) Der Unternehmer ist verpflichtet, entweder btt der Hin- «ud Rückfahrt an ttnem belgischen oder holländischen Hase» anzulaufr» oder dir dort zur Verladung gestellte« Waaren deutscher Herkunft ohne Frachtzuschlag nach drm Abgangshafen deö Schiffe» überzufübrrn. 5) Der Nnternehmer ist verpflichtet, sofern die bewilligte Summe dazu anörttcht. di« Linie Brindisi - Alexandrien bi« Triest auözudehne». 6) Ja diese Ltoieu etnzustelleade neue Dampfer müssen möglichst ans deutschen Wersten gebaut sein. 7) Alle in die Fahrt einzustellenden Dampser müssen vorher durch vou der Regierung ernenneade Sachverständige als der vorsteheudea Anforderung 8) Für ungerechtfertigte Verzögerungen entsprechende Abzüge von der Sud- Dampser sichren die deutsch« Post- slagge und befördern die Post aebp de» etwaigen Begleiter» ohne besondere Bezahlung. 10) Die regelmäßigen Fahrten müssen spätesten» zwvls Monate nach Abschluß der Verträge beginnen. 1l) Zur Sicher stellung der Erfüllung der BcrtragSvcrbiudlichkeÜ ist. soweit ersor- derlich, den Unternehmern dir Bestellung einer Eautioa aoszuerlegen. 12) Erwachsen den Unternehmern au« dem Betriebe dieser Liuien dauernd größere Gewinn«, so kann die Regierung den Unternehmern größere Leistung«», ». B. in Bezug aus schnellere oder vermehrte Fährte» u. s. w., auserlegeu. * Die russisch« Regierung ist iu letzter Zeit außer- ordentlich bemüht, dieSeemacht de» Lande» zu entwickeln. E» wird behauptet, daß «in großer Theil der neuen Anttth« für Zwecke der Kriegsmarine und insbesondere für die Ver größerung der Flotte de» Schwarzen Meere» und di« Ein richtung Sebastopol» al» Hauplstatwn dieser Flotte verwendet werden soll. In Rußland werden augenblicklich 10 Krieg» schiffe gebaut, von welchen 5 schwere Panzerschiffe, 3 halb gepanzerte Kreuzer und 2 Torpedo-Widderschiffe sind. Diese im Bau begriffenen Schiffe sind so zwischen den beiden Flotten vertbeltt. daß für die Ostsee gebaut werden «in Panzerschiff „Moskwa" (zum Typu» „Peter der Große" ge hörig). drei gepanzerte Kreuzer „Admiral Nachimoff", „Admiral Arkas" und „Alexander ll.", und zwei Torpedo- Widderschiffe „vityaz" und „Ninda", während für da« Schwarze Meer vier Panzerschiffe „Tche-me". „Sinope", „Catharina H." und ein vierte«. welche« noch nicht getauft ist. gebaut werden. Die im Bau begriffene«, für die Ostsee- flotte bestimmten gepanzerte» Kreuzer erhalten ein Deplacement von 8000 Ton», eine Armirung von 14 Kanonen, darunter 6 größeren Kaliber». Man erwartet, daß diese Kreuzer eine Geschwindigkeit von 18 Knoten erhalten werden. Der „Admiral Rachimoff" soll schon im nLchstrn Frühjahr fertig- gestellt werden, die anderen beiden rin Jahr später. Die Torpedo-Widderschiffe sind ungepanzert, sie erhalten ein Deplacement von 3000 Ton», sie sind aus eine Geschwindig keit von 14'/, Knoten berechnet, ihre Armirung besteht außer 2 Torpcdoschießapparatcn au« 6 Stück 9zölligeu und 4 kleineren Geschützen. Man hcfft, den „Vityaz" noch im Laufe diese» Jahre»
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