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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-18
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1885
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Srfchckiur täglich früh ü^„Uhr. fltsscii«, «l» tk»<-iti>ll goyooneSqostr 33. ^,rrchtt«n-kn ßer LrHactisn. 8»nn>nags M—18 Uhr. Nachmittag« ö—6 Uli:. » Ut >»^d, «»»»IcriM »M Ich ^ »« ««d»crv>> iE «rdmU»», ?>nytz»e I» sür »x nächsttatgen »e Nwmu« üe*tm«t«i An Irr« re u» Seche «t«»en Iw 3 Uhr Nachwrtt»^, m,Soun-«ud Festtagen früh bi«',,S Uhr. Z, öru /itialen für Zus.-^naRh«: Otto klemm. Universitäisstraß» 81, Laut« Lüsche. itaiharinenncaße iS. p. nur bi» '/.L Uhr Anzeiger. Organ för Pslitik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A»fl«ge LS^SQ TH*knr»ntt»PrM* Viertels. 4'/, Mk. mcl. Lriuarrlohu 5 «1.. durch du PM be»oge»SM<. Jede ttnzetne N»mm«2OPs> Belegernuptar 10 P'. Gebühren für Lptrabeilaaea lin Tageblatt-Farmar qrialzt) atzue Vakdei»rd«ung 3» Mk. Mit Boftbesordernnq 48 Mt. Insenite ügespaltene Petitzeüe 30 Pf. Geifere Schttstr, laut uus. OreiaueyecchUtß. Tabellarischer a. flisternsatz nach höher» Tons. Uerlänirn mNrr de» Redactiaulftrich dt«4gelvalt. geil« SO Ws., vor de» Familteunachrichteo »y «gripaltene geile 40 Vi. Inierntr stu» ,«« m die «r»e»itt»u »a iaU». — »,b«« nnrd »ich, g-gebeu. Hahlan> prn«»n»-r»»ä» »d«r dura» P»st- aaämabme. 77. Amtlicher Theil. Vchmilmichiin-, bte HerPellwng und d«n Bertrieb vo» Gyre«-- stosfe« detreffcud. Nach einer zur Erläuterung von tz. 1 >df. 3 de« Reich«, gesetzt« gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen von« S. Juni 1884 seiten« de« Bunvesralb« beschlossene» und seiten« de« Herrn Reichskanzler« im „ReicbSanzeiaer" unterin 13. d. Mt«, veröffentlichten Bekanntmachung sind als solche Sprengstoffe, welche vorzug«- ivckse al« Schießmrttel anzujebc» sind und bezüglich deren Herstellung. Vertrieb und Besitz die Bestimmungen i» tz. 1 M 1 und 2 gedachten ReichSgesetzeS keine Anwendung leiden, folgende zu bezeichnen: 1) alle zum Echtesten au« Jagd- oder Scheibenzewehrrn oder zu Sprengungen in Bergwerken, Steinbrücken rc. dienenden, aus Salpeter, Schwefel und kohle hergestellten Pulversorten; 2) die zur Entzündung von Gewehrladungen dienenden Spreugstosse, soweit sie in Zündhütchen für Gewehre oder Zundsvieaeln für dergleichen »erarbeitet sind: S) die Bereinigung der unter 1 und 2 genannten Stoffe in fertige Gewehr-, Pistolen» oder Revolverpatronen, einschließlich der unter Beriveadung von Knallquecksilber ohne Pulver hergesielllen Patronen für Tcschingewrhre, Pistolen oder Revolver Da« Pvlizeicnnt macht hieraus mit dein ausdrücklichen Hinweis aufmerksam, dast hiernach die Herstellung, der Ler- Ikieb und der Besitz anderer als der vorgedachte» Tpreng- stoffr, sowie deren Euijülnung au- dem Ausland u»r mit polizeilicher «Yenehmiguwg zulässig ist und daß nach rj. l cer sächs Au«s»hnu>g«verorkuuiig zu gedachtem Gesetze rem 8 August 1884 diese Genehmiguag für den Bezirk der ZIatl Leipzig durch da« Polizeiamt zn ertbeilen ist. Es werde» daher diejenigen Geschäftsinhaber, welche sich mit der Herstellung oder dem Vertriebe anderer al« der ebgedachte» Sprengstoffe, insbesondere von Dynamit oder Nitroglycerin in hiesiger Stadt befasse», ousaesordert. bn Vermecoung der im mebrgedachten Retch«gesetze an- .,cdrohten schweren Areih«it»Pr«rfea ungesäumt beim Polizeiamt hiervon Anzeige zu erstatten. Leipzig, am 1«. März 1885. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. VekenulMchM-. Wegen Reinigung der Expedilionslocale de« königliche» Ilandcöamtcs und der FrickhosScasse wird an beideu stellen Dienstag, den 17. und Mittwoch, de» 18. März v. nur Vormittags von 8 bis ll Uhr expedirt. Leipzig, den 14. März 1885. DaS Königliche Standesamt. Dir. ZuliuS Burckharvl. Vre««ljol)-Auction. Mittwoch, den 18. März e. sollen von dkachmittagS !t Uhr an in, Forstreviere bonaewitz ca. 300 Hauien klein gemachte« eichene« Stockholz und eine Partie Abraum und Schlagretstigkaufe« unter den auSbängenden Bedingungen und der üblichen An zahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem kahlschlag« am Gautzscher Fußwege durch die söge». Fuchslöcher. Leipzig, am 7. März 1885. D«S NathS Aorfkdeputatiou. Vekanutmachml-. Die Ausführung der Pstajter- uno Macadamisirung«- arbeiten am Bayerischen Platze soll an eine» Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathbauS, II. Etage. Zlmmer Nr. 14, au« und könne» daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung de» Bayerische» Glatze«" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 31. März 1885 Nackmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 14. März 1885. DeS Rath» der Stadt Leipzig Strafle»ba».Dep»t«ttoa. Bckailnlmachimß. Die Lieferung und Legung von Gramtschwellen ring« um den freien Platz vor der VI Bürgerschule an der Arndt- Ztraße soll an einen Unternehmer in Äerorv verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau Verwaltung, Rathkau«. II. Etage, Zimmer Rr. l4, au« und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten lind versiegelt nnd mit der Aufschrift „Schwollen vor der VI. Bürgerschule" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 28. März 1885 Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 10. März 1885. Des Rath- der Stadt Leipzig Straflenban.Depntatto». Vekanntmachung. Die Herstellung cer gepflasterten Fahrstraßen auf der östliche» und nördlichen Seile de« Platze« L de« nördlichen Bebauungsplanes soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werke». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Perwaltung. Rathbau«. II. Etage, Zimmer Nr. 14 au« und könne» daselbst eiuqcsedec resp. entnommen werden. Bezügliche Offerte» sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterungen am Platz L" verleben ebendaselbst und zwar di« z»m 3l. März 1885, Nachmittag« » Ndr, einzureichen. Leipzig, am 14. Mär; >885. De« Aath« der Stadt Leipzig Straß« nb an. Depntatio». Mittwoch dm 18. März 1885. 79. Jahrgang: Vekanntmachmls. Aus sei» Ansuchen ist Herr Buchbäudler Gmil Zedl, Kaiser Wilhelmstraße 3. 3. Etage au« dem von ihm bisher bekleideten Amte eine« Armen« Pfleger« im 23 Distrikt« entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Tank für die unserem Armenwesen ge währte Mitwirkung au«. Leipzig, den 13. Mär; 1885. Da« Armendirectort»». Ludwig Wols. A. Nichtamtlicher Theil. Die Anruhen in Osteuropa. * Wir batten schon oftmals Gelegenheit, an der .Hand von Thalsachcn daraus aufmerksam zu mache», daß der poli tisch-nationale Frieden im europäischen Orient, trotz de« Berliner Lerlrage«, noch lauge nicht ein dauernder und der- bürgler genannt werden kann. Die vielfach verwickelten und sich widersprechenden nationalen und religiösen Interessen der vermiedenen Lölkerstämme Osteuropas sind auch ganz dazu aiigelhan. um allerlei Agitationen und bedenklichen Kund gebungen Borschub zu leiste», wa« selbstverständlich die fried liche Entwickelung der gegenwärtigen Verhältnisse nicht zu fordern vermag. So kommen auch io neuester Zeit au« Macedonien und Albanien wieder allerlei Nachrichten, welche die Zustände und öfsentljcke Stimmung in jenen Ländern m einem höchst zweifel haften Lichte erscheinen lasten. Wie an« Macedonien berichtet wird, ist c« dort der bulgarischen ActionSparlei vor Allem darum zu thun, da« Land in nationaler Beziehung al« zu Bulgarien gehörig zu erklären, wa» bei den nicht bulgari schen Bcvötkerunqstheile» aus vielfachen Widerspruch gestoßen »st. Nach Berichten, welche u„« a»S Belgrad vorliegen, haben zunächst die Griechen Macedonien« dagegen protestier, daß da« macedonische Land durch nationale Gemeinsamkeit mit den Bulgaren Verbund«» sei. In zahlreiche» Meeting« und Arresten haben die Griechen Macedonien« erklärt, dre Berichte über d,e schlechten BerwaltungSzustänte der Provinz seien übertrieben und sie würden unter alle» Umständen die türkische Administration rmer eventuell national-bulgarischen verziehen. Neuesten« find die Serben hinzugekommeu und haben erklärt, die Slawen Man- dornen« ständen den Serben weit näher al« den Bulgaren, weshalb, wenn einmal die Auftheilung de- macedoiiischen Lande« auf die Tagesordnung gesetzt werdet, sollte, die Serben und nicht 1>ic Bulgaren al« die legitimen Erben zu betrachten wären. In einer Persamiiilnng, die in dieser Sache a» 8. d. M. zu Belgrad stallgesunde», wurde not einer nicht mißzuvcrstebendeu Schärfe gegen Sofia bcrvorgekoben, daß Elemente, die e« nach sreindem Gute gelüstet und welche e« auf die Täuschung der öffentlichen Meinung abgesehen haben, Ansprüche aus Gebiete erbeben, auf die ihnen kein Recht zustehl und die durch die Thatsacke, baß sie die schönste Epoche der serbischen Geschichte gesehen und in ihrem Schooße die sterbliche» Reste großer serbischer Helden ruhen, ihre natio nale Zusammengehörigkeit mit dem serbischen Stamme für alle Zeiten besiegelt haben. Die bulgarischen Agitatoren selbst scheinen in der Züngstzeit durch die geringen Erfolge ibrer Bestrebungen ziemlich berabgestiniint zn sein. Wir schließe» die« au« einen, Artikel de« i» Sofia erscheinenden „MakedonSkl GlaS". i» welchem von einer Wandlung in der Gesinnung der bulgarischen Bevölkerung Makedonien«, die angeblich für Oesterreich nur erfreulich sein könne, berichtet wirb. E» wird in diesem Artikel erzählt, daß unter de» Bulgaren, ob unter den Bulgaren im Allgemeinen oder blo« unter den Bulgare» Macedonien-, darüber fehlt jede Andeutung, eine zahlreiche, einflußvolle und intelligente Partei bestehe, welche der Ansicht huldige, daß e« da« Belle für Bulgarien wäre, sich unter den Schutz einer anderen Großmacht als Rußland zu stellen. Die Mitglieder dieser Partei, so wird weiter berichtet, seien der Uebrr- zeugung, daß e«. um diesen Zweck zu erreichen, genüge» würde, die gricchisch-uiiirtc Religio» anzunebme» und den Agramer Bischof Stroßmayer al« religiöse« Oberhaupt anzuerkennen, wodurch man sich jedenfalls de« österreichischen Schutze« ver sichern würde. Die allzu passive Haltung der russischen Consuln Hab« bei der bulgarischen Bevölkerung eine gewisse Kälte gegen Rußland hcrvorgsrufcn, welche« allem die Bulgaren bis jetzt der Orthodoxie zu erhalten wußte; e« sei gar nickt zu ermestcn, welche Tragweiten e« haben würde, wenn bei den Bulgare» die Meinung, Rußland könne nicht« für sie thun. die Oberband gewinne. Wir haben von dieser Kundgebung Notiz genommen, ohne gerade die Meinung, daß die erzählten Thatsachen für Oesterreich von außerordent lichem Interesse seien, zu theilen. In der Hauptsache scheint es dem „MakedonSki GlaS" doch wohl nur darum zu thun. nach Petersburg die indirecte Drohung zu richten, daß, wenn Rußland der macedonischen Bewegung nicht größere Beachtung schenke, man sich Oesterreich in die Arme werfen werde. In der Tbat hat sich auck Kaiser Alexander beeilt, die Bulgaren seiner Sympathien zu versichern. Gar so ernst Ist es übrige»« mit der Hinneigung zu Oesterreich nicht gemeint; aber selbst wenn diese LiebcSwerbniig ausrickliger wäre, al« man sie zu nehmen bat. glauben wir nicht, daß sie in Oesterreich aus enlhusiastische« Entgegenkommen zu rechne» hätte, wo mau ja schon mit Bosnien und der Herzegowina genug zu thun bat. Schließlich meldet noch der Telegraph au« Nisch vom 15. »«., daß dort «ine zahlreich besuchte Versammlung makedonischer Serbe» statt- qcsunden habe. Archimandrit Sawa führte den Vorsitz. Namen« der Bewohner Altserbien« sprach der Präsident, Namen« der Serboinacedonier Wokomitsch. Beide erörterten die etbnographischen Verhältnisse Makedonien«. Ti« Ver sammlung schloß sich der Relolution de« Belgrader Meeting« an. Au« allen Tbeilen Serbien« langte» Zustimmung«- Telegramme ein. Soweit über die neuesten Agitntionen und Kundgebungen in Macedonien, Bulgarien nnd Serbien. viel schlimmer und besoranißerregender lauten aber die Nachrichten au» Albanien. Dort Kerrschen schon jahrelang völlig gesetzlose, anarchische Zustände, wie solche eben nur in der Türkei möglich sei» können. Die Pforte ist allerdings noch dem Namen nach di« Beherrscherin de« Lande*, aber die wilden, kriegerischen Bergstämme Albanien« verweigern, so o't e« ihnen gutdünkt, den türkischen Behörden den Gehorsam und satt« dieser mit Waffengewalt erzwungen werden soll, schreiten di« Albanesen sofort gm» offene, Aujflande. In neuester Zeit scheint dieser da« ganze Land und selbst die Stadt AiSren» ergriffen zu haben, wo fick b>«ber die Autorität der türkischen Behörden noch zu erhalten ver mochte. Rach einer Belgrader Depesche vom 14. d. M soll aber der Aufstand auch in PriSrend auSgebrochen und die Stadt in Folge de« Kamp,es »iedergebrannt sein. Nach einer anderen Miltheilung drangen die aufständischen Ar,lauten in die Statt: die Türken beschossen dieselbe und zerstörten sie. Dabei sollen die Türken gegen 400 Mann verloren haben. Nach einer anderen Version wurde PriSrend von den Arnauten in Brand gesteckt und zum größten Theil emgeäschert. Schließlich beißt e« noch, die türkischen Truppen hätten Unterstützung erhallen und den Arnauten emc blutige Niederlage beigebracbl; die Türken zersprengten die aufstän dischen Banden und entsetzten PriSrend. Wie man sieht, fehlt e« diesen Nachrichten nnbt an Widersprüchen, aber io viel scheint jedenfalls sestzu- steben, daß der Aufstand in Albanien ganz plötzlich einen beunruhigenden Umsang angenommen Hai. lieber die Lage der Dinge in Albanien vor den Ereignisse» in PriSrend liegen noch andere Berichte au« Belgrad vor, welche bi« zum k. d. reichen. Diesen zufolge hatte Ibrabim Pascha i» PriSrend 17 Bataillone Nizam« nebst mehreren EScadronen Eavallerie und einigen Batterien concentrirt und die Berproviantirung der Stadt für längere Zeit eifrig be trieben Ebenso wurden Ipck und Mitrcvitza armirt und mit großen Quantitäten von Mnndvorratb au« den Maga zinen von Prischtina versehen. Di- aufständischen Arnauten schienen sich am Labflusse zu concenlriren. Da« für Serbien beunruhigende Moment bildet der Umstand, daß Ibrahim Pascha alle Truppen nu« dem Grenz striche zurückgezogen hat. so daß die Grenze nur durch kleine Gendarmerie-Ablbeilunaen bewacht wird, die nicht in der Lage sind, den arnautische» Einfällen in« serbische Ge biet Einhalt zu thun. Au« diesem Grunde herrschen unter der serbischen Grenzbevölkerung erklärliche Besorgnisse, durch welche sich die serbische Regierung genvtbigt sieht, Maßregeln zur Beruhigung der gcängstigten Bevölkerung und zum Schutze derselben zu ergreifen. Unter solchen Verhältnissen sollte der Pforte wohl nahe gelegt werken, in Albanien endlich Ordnung zu schaffen, damit die übrigen Tbeile de« europäischen Orient« nicht be unruhigt werken, Gebiete, in denen e« bekanntlich ohnedies nicht an Zündstoff fehlt. Leipzig, 18. M«rz 1885. * Man wird, ohne irgend welchen Widerspruch besorgen zu nrüsseu, in der Berliner Reise de« Prinzen von Wale« ein politische« Ereigniß allerersten Range« erblicken dürfen, ein Ereigniß, rvelche« für die Rrgulirung Le« Ge» sammtckarakter« rer gegenwärtigen internationalen Lage von epochemachender Tragweite zu werden berufen scheint. Der Besuch kc« englischen Thronfolger« in der deutschen ReichSbaupistadl drückt dem Gelingen de« Versöhnungswerkes da« Siegel der Endgiltigkeit auf und muß auch die letzten Zweifel verscheuche», al« sei der sür unsere colonialen Be strebungen günstige Umschwung in der Stimmung der leitenden englischen Staatsmänner nur von der Nolh dictirt und baber kein so recht eigentlich von Herze» kommender. Ta« Gegenlbeil ist richtig. Tie Tiefe de« staatSmännischcn Urthcil«, welche« bei der ganzen Beran- lagung und Leitung der auswärtigen Politik de« deutschen Reiche« zu Tage tritt, schließt von vornherein die Annahme au«, al« wenn aus unserer Seite auch nur da« Geringste ver säumt worden sein könnte, wa« in unsere» Kräften steht, einer wirklichen kauernden Entfremdung zwischen beiden Nationen vorzudeugen. Wir haben deshalb die Grenzen unserer Colonialpolilik sorglich so gesteckt, um auch den Schein zu vermeiden, al« ob wir den Rechten Anderer zu nabe treten wollten; wir baden un« insbesondere England gegenüber von der erdenklichste» Rücksichtnahme beseelt gezeigt und nur beansprucht, bezüglich unserer colonialen Erwerbungen und Interessen »ach Maßgabe de« Grundsätze«: „Gleiches Recht sür Alle" behandelt zu werken Nur weil England zögerte, un« Gerechtigkeit widerfahren zu lasten, zeigte man sich bei un« gegen eine solche Haltung verstimmt. Nachdem hierin der so hochersreiiliche Wechsel sich vollzogen bat, entfällt mit der Ursache der früheren Verstimmung auch die Wirkung, »nd da« so vollständig, al« ob niemals eine Spannung be standen batte. Unter solchen Umständen dürfen der englische Thronfolger und die ihn begleitenden Prinzen, deren Abreise von London am Mittwoch erwartet wird, sich der allerherz- lichstcn Aiiiiiabine nicht nur am kaiserlichen Hose, sondern auch bei der Bevölkerung der RcichSbauptstadt, ja des ganzen Deutschland«, um so mehr versichert halten, je ausrichtiger die öffentliche Meinung bei un« von dem Werthe der englischen Freundschaft sich durchdrungen zeigt. * Eine Division von vier Panzerschiffen nebst einigen kleineren Avisos wird in diesem Sommer sehr wahr scheinlich an der mecklenburgischen Küste zwischen Lübeck und Wismar verschiedene Landung«- und Seemanöoer auSsühreii, in gleicher Weise wie die« >m vorjährigen Sommer i» der Zoppolcr Bucht bei Danzig geschah. Die aus den zwei hanseatischen u»v zwei mecklenburgischen Infanterie- Regimentern, zwei mecklenburgischen Dragoner-Regimentern und dem schlrSwig-holsteinischen Artillerie-Regiment Nr. 24 forniirte 17. Division dürste in diesem Falle in die Landung«- inanöver der Flotte gleich wie im vorigen Jahre mit eingreisen. Grade dieser südlichste Tbeil der Ostsee zwischen Lübeck und WiSmar eignet sich zu Vergleiche» Manövern in jeder Hinsicht vorzüglich, wie denn auch schon die deutschen Panzerschiffe wiederholt in der Neustävter Bucht manövrirten. Da dieser Theil der Venlsche» Ostseeküste bei einem etwaigen Kriege entschieden mit zu einem AngrifsSpunct feindlicher Flotten dienen bürste, so haben dergleichen Manöver de« Angriff« wie der Bertheidigmig der sür Landungsversuckie be- sonder« geeigneten Plätze auch sür unsere Marine- und Land, osficiere großen Nutzen E« sollen jetzt kiese vorläufigen Pläne für derartige vereinte Land- und Seemanöver bereit« ausgearbeitet und in Berlin den betreffenden höheren Be- hörten zur Prüsniig vorgclegt sein. * Der Staat«-Secretalr de« Au«wärtige» Amte«. Staat«. Minister Gras von Hatzseld-Wildeobura. ist von vem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube nach Berlin zurück- gekehrt miv hat die Geschäfte wieder übernommen. * Die GewerbesrdnungScommisson de« Reichs tag« (Antrag Ackermann) trat m ihrer ersten Sitzung vom >4. März zunächst in eine Generaldebatte Wh« da, zweiten Tbeil des Antrag», die Aeudernug de« K. I00o nnd bar neuen tz. 100k ein. Bekanntlich sollen dre BefognGc de« K. lOOe, welche bi« jetzt Innungen, die sich aus dem Gebiete de« Lehrlingsbalten« bewährt haben, nach freie« Ermessen der höheren Verwaltungsbehörden verliehen werden kbnuai, in Zukunft allen Innungen, welche mehr al« die Hälfte der betreffenden Geiverbetreidenven umsaffen, ertheitt werden. Ferner soll jeder Innung, welche mehr al« die Hälfte der betreffenden Gewerbetreibenden unisaßt, auf ihren Antrag das Recht verliehe» werden, die übrigen renitente» Gewerbe treibenden zuin Beitrag zu den Einrichtungen der Innung zu zwingen. Wie kcr Antragsteller Ackermann erklärte, steht er grundsätzlich auf dem Bokru des InnungSzwange«. Der Sinu seine« tz. 100k ist, den Handwerkern Gelegenheit zu einer Art Abstimmung darüber zu geben, ob sie den Iuuung«- zwang wollen oder nicht. Don uaUonatliberaler. deulfchfrei- sinnigrr und sreiconservaliver Seile wurde der Gedanke de« InnuiigSzwauge« au« Rechts- wie au« Zweckmäßigkeits- arünben entschieden zurückgewiesen. während Mitglieder des EentrumS der sacultaliveu Innung jeden Werlb absprachrn und die einrige Rettung de« Haudwepk« im InnungSzwange erblicken. Von Seilen der Regierung war kein Vertreter m der Sitzung erschienen. « * » * vor ungefähr vier Monaten machte Gras Andrassy in Pest Enthüllung» über Vorschläge und Anregungen des Fürsten Bilmarck, welch« aus den Abschluß eine« staat«recht- lichen, von den Parlamenten genehmigten Bündnisse« zwischen dem deutsche» Reiche und Oesterreich hioziellen. Die Ealbüllungen de« Grasen Audrafly übte» eiae groß« Wirkung in Oesterreich au»; aus deutschnationaler Seit« nahm man sie wlr einen erquickenden Trost sür die Zukunst aus. denn die BiSmarck'schen Anregungen decken sich mit einem der wesentlichsten Theile de« deutschnationalen Programm«, — czechische »nd polnische Organe hinten riesen mit großer Emphase au«: Niemals hälle ein österreicbilche« Parlament einem staat-rechtliche» Bündniß wtt Deutschland zustimmea dürfen, und immer »erd« e« eiae Ausgabe der österreichischen Slawe» bleiben, zu verhüten, daß eiae derartige Allianz Wahrheit werde. — Die Eröffnungen de« Grasen Andrassy haben nunmehr durch den deutschen Reichskanzler selbst i» der Sitzung de» deutschen Reichstages vom verflossenen Sonn abend die vollste Bestätigung erfahren, und damit tritt eine Frage vou eminent nationalem Interesse, die vo« den Deutscheu Oesterreich« stet« rege diScutirt wird, »och jüngst erst i>>: Parlamente, in eia neue- bedeutsame* Stadium. Kürst Bitmarü erklärt offen, daß er heute noch wie seinerzeit an der Idee sefthalt«. in der Form ein« Zollyyi«» »der in irgend welcher anderen Form einen politisch-pragmatischen deutsch-österreichische» Vertrag herdeizujührra, »m die Lücke im bestehenden deutsch-österreichischen Bündniß auSzuslllleu; und gewiß wären bei einer Berwirklichung dies« Idee die Folgen de« Bruderkriege« von 1860 zu einem harmonischen Abschluß gekommen, d« das deutsche Bolkslhum soviel in Deutschland als i» Oesterreich befriedigte. Allein der Reichs kanzler bat den Abgeordneten Eugen Richter und Winblhorst zugleich auch erklärt, wie schwierig die praktische Durchführung eine« veutich-östrrreichijcheu pragmatischen Vertrage« sei uni) wie die Schwierigkeiten weniger aus deutsch«, als vielmehr aus österreichischer Seite lägen; w« nun die Geschicke Oesterreichs aufmerksam verfolgt, dem wird erst nicht erörtert werden müssen, kaß die Hauptschwierigkeiten im gegen wärtigen Regierung«system. in der Föderatisirluig Oester reich« und in der Majorisirung de« Deulschkhum« liegen. Selbst wenn die österreichische Regierung wollte und dem RcichSralhe in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung einen pragmatischen deutjch - österreichischen Vertrag zur Genehinigung vorlegte. so wäre sie trotz aller Pression vor einer Abtebnung nicht sicher; und welche österreichisch« Re gierung möchte sich heute dieser bedenklichen Gefahr unter- zucbeu? Aus deutscher Seite indrß wird man trotz Allem io Oesterreich die Hoffnung nicht fahren lassen; der deutsch, Abgeordnete I)r. .Hanisch erklärte vor Kurzem im öiier- rcichischen ReichSrath: „konnten wir, die Deutschösterrricher. 13 Iabre — von 1866 bi« 1879 — aus den deutschen Lündnißvertrag warten, so werden wir wohl nicht so lange aus eine Zollunion mit dem deutschen Reiche ivarten müssen. Diese Zollunion wäre aber nicht vollsiäncig, wenn ihr nicht die Fasjung diese« Bündnisse« i» ein staatsrechtliche« Ber- bäliniß folgen würde. Jeder Deutschösterreicher wird die Jnarticulirung diese« Bündnisse« dringend wünschen. E« wird dann nicht mehr zulässig sein, den Deutschösterreichern, wie e« der czechische Abgeordnete vr. Fanderlik im ReichSrath« gethan, vorzuwersen, daß sie über di« Grenzen blicken; denn wenn sie in einer Zollunion mit dem deutschen Reiche stehen und iven» ein Bündnißvertrag zwischen Oesterreich-Ungarn »nd drin deutschen Reich« marliculirt ist. so haben die Deutschen Oesterreich« e« auch gar nicht mehr nothwendig. üb« die Grenzen zu blicken. E« wird zur Zollunion und zur Inarttculirung de« deutsch-üsterreichischen Bünknisse« kommen", meint I)r. Hanisch ferner, „trotzdem die Deutschen in Oester reich gegenwärtig ,n der Minorität find; denn Polen. Ezecben und Slowenen find >m Grunde doch nur au»sichts- loie Parteien, und e« giebt Mittel, diese Parteien zu einem Volum zu bewegen. Mittel, an die man heute vielleicht gar nicht denkt, die aber im Momente der Gefahr die noth» wendige Zweivritlelmajorität im ReicbSratbe unzweifelhaft Herstellen werken." Die Ausführungen de« deutsch-öster reichischen Abgeordneten werden vielleicht manchem Deutsch- österrcicher gegenwärtig zu sanguinisch erscheinen, die Hoff nung aber aus eine endliche gedeihliche Lösung d,es« sür da» beut>che Volksthum in Oesterreich so wichtigen Frage wird von allen Deutschnationalrn getbeilt und in dies« Hoffnung werden die deutschnationalen kreise Oesterreich« durch die Ausführungen de« keutscheu Reichskanzler« entschieden ge festigt werden, wen» auch ein noch so heftiger Ansturm der verbündeten österreichischen Slawen erfolgen sollte. * Die Beseitigung der Mißverständnisse zwischen Eng land und Deutschland aiebt kein „Daily Telegraph" zu nachstehenden Bemerkungen Veranlassung: Dir hoben uas niemal« mit irgend einem eiiroviischcn Neben buhler >m tiampse besunde», ohne on« Bitndniffe aus dem Lou- tinent zu sichern. Unsere Lage macht die« zur NothwendtgkAt. Unter rechter «nn, die Flotte, ift lang; uns« link«, dir Armee, ist kurz, weil nur. in d« Hei,noth sich«, die Loniniviion ver- werje». Li: coaiinentale» Mächte können un« aus dem Meere nicht den Rauq obtausea, aber sie besitzen große Armeen, die uuserr Mängel ouswieG». r« war »,t der Hilfe vou «Mitten,
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