Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-23
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
L« AL aLr ML ltLL >d»N Ä« Soeü» .. w« l»L 1LL . «- La- «i« «i«.7b »4« Wtü ML ! »77b m»iu> l4L4ö nUsir l4-— tiuib ! °8.- >«i.w !4d« ^.7> E E IS4» I«.» .-UL üILW -W l»IS« I»ur-2iü»n> k,r Xul»r«. o»iu» er. r. 14«.- ULtd 2»«.« I-L4U . bb.7b >L1L7b t. lU^.7» I > ssr: 1, « UL« » l0U« 4>/> 4 UL- »,. KL !U « UL.» illleu md U U»rr< 1i«I>I t>I«r, 'ditr> e«i r» »tck> 2«rt> »itr> t«u «r«I UL.» TLbö V4L K« 40.- «.- »470 «-»> 8sb0 77V ISt.- b7L »0« SS.» IM.- NU- I4S..L 47.- KL» 7ÜU- U1^- 173^— ««.- U0L0 41W 4850 H— 7b- -L.74 10b- >-V. E» UL.- W4L l 8.7» b.?i> I» I «IbÜ iNOL i177^- » kos«» 4dL «ML. ISS di» 'ILO ^r. ;r Xpril- 50.75 >l 12.30 Lt. i-Tllicusk käböl -Oaiobsr »kar p» ) »liddl. ers Llsl- oedso- »nisrüc»- »«n. t»r 4Nwitt«>- , Import ) öouso, Lollso. v lULSki- (Lrits« luinunzx' llso. >» 6000 isrkoutt. nmerik«- Inneiro n" von „Elbe" »oesian" kampier ia" von 1,3) der doinp/er Erscheint täglich früh S'/.UHr. Nrdartion und Lkpeditiou Iohannesgasse 33. AprechüunSrn -er Kedartiei»: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. ^v7L"- «n„ah»e der sSr die «rchftf»l>e»d« zi,immer defttinmten Inserate an Vochcntage» bis S Uhr Nachmittag», an2-un-und Festtagen srüh bi»'/,SUhr. Zn -en.Fiiialrn für Ins.-Annahme: ktto klemm, Universitätsstraße 21, LsnlS Ldsche, Katharinenstrabe 18, p. nur bis '/.S Uhr. tiPMr.TaMait Mzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Kandels- «nd GeMftSverkehr. Auslage iS.SS ld AbonnkMklitvpreis viertel;. 4'/,. incl. Bringerlohn 5 Mt. durch die Pop bezogen6Ml. Jede einzelne Nm«:mer20Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabei lagen (in Tageblatt. Format ge »st«) ohne 'LosihesSrdernng 30 Mt. Mit Poftbeforderung 18 Mt. 82. Amtlicher Theil. Da» von unS mit Zustimmung der Stadtverordneten errichtete Ortsstatut, betreffend die Rechtsverhältnisse der Gemeindk'Unterbeaintcn und städtischen Angestellten, ist, nach dem zu der durch tztz. 2, 17, 19 und 27 desselben bedingten Abänderung von Punct IV und Va deS die Verwaltung der Sicherheitspolizei in Leipzig betreffenden Rescripts vom 30. März >831 Seine Majestät der König (Genehmigung ertheilt haben, vom Königl. Ministerium des Innern bestätigt worden. Wir bringen dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Aenntniß, daß das Statut und zugleich mit demselben ein reu uuS mit Zustimmung der Stadtverordneten festgesetztes Regulativ, die Tagegelber und Reisekosten der Rathsmilglieder und städtischen Beamten betreffend» vom 25. lausenden bis 9. kiinstigen Monats zu Jedermanns Einsichtnahme in unserer Nuntiatur ans dem Rathba»se ausliegen werden. 1'cipzig, den 2l. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Lr. Georgi. ^»entschcl. Der Pferdehändler tovnnrb Lchoppc. bi- vor Kurzem Windmuhlenstrabe 15 hier wohnhaft, wird aus- geiordcrt, bei Vermeidung weiterer Maßnahmen sofort seine gegen wärtige Wohnung hier anzuzeigen. Leipzig, am 20. März 1885. ASniglichr Staatsanwaltschaft. Ass. Bcrndt. OeKentliclie Ilrrrulel^lokrAnstall. vis Stksntllelien 1'rlliungen tuiäou iu üiesow äadrs wis folxt statt: »w 25., 26. und 27. Mrr, krilb von 7—9 tldr, in der stdtlwliuutr dvr ll»ndlun^8l»l>rlln»v, .m 2b. Mrs, Vonnittor-, von 9'/,—12'/. t'kr ) - ^ und iZaalouiitau- von 2'/.—L DI»r l .w 26. Mrr, Vorwilk-tjxs von 9'/,—12'/, l'kr l „ und >'aelrm>ttarxs von 2'/,-4 b'kr 1 Lvrneliuux. 8ntla«uu«e dsr Ibiturlenteo dm Tehrllorssndtkeiluux am 27. »lkrr. trtsti 9 klär. v«r vaterrwichuets beehrt sieb, hierdurch ergebenst eiuru- radeu. - Carl Vtolki-nm, Oireotor. Neclamrn «uter dem Rrdactionsprich ideSaespalt. LeilrbOPs., vorden Familien »achrichteu die Ögßipultene Zskle 10 Pf. Juserate sind stets an die Kx^rSition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praouumerando oder durch Post- aachnahine. Montag den 23. Mürz 1885. Nichtamtlicher Theil. Englands Stellung im Sudan. Seil dem Fall von Khartum ist England auS der Offen sive i» die Defensive gedrängt, damit ist die Laste der Eng länder im Sudan in der Hauptsache gekennzeichnet. Der Entschluß, die Operationen bis zuin Herbst zu vertagen, war leichter gefaßt, alS ausgcführt; die Engländer sehen sich genöthigt, am Nvlhen Meere zu kämpfen und am Ril Wacht zu Hallen, um das Vordringen deS Mahdi nach Obcregyptcn zu verhindern. Charakteristisch für die militairischcn Be>hä!i»isse am Nil ist, daß die Geschichte vom General Wolseley seit einiger Zeit vollständig schweigt. Nachdem Oberst Butler von Abuklea und General Brackenbury auS der Gegend von Abu Hamed in das Haupt quartier nach Korli zurückgekehrt sind, hat man von den Bewegungen der Hauptmacht der Engländer nicht- mehr gehört. Ob das Hauptquartier noch in Korti sich befindet, oder ob cS nach Dongola zurückverlegt ist, weiß man nicht, wemgstenS sck'weigt der Telegraph darüber, und ini englischen Parlament ist auch keine Auskunft ertheilt worden. Vom Mahdi heißt eS, daß er bei Omdnrman stehe und daß er Truppe» »all, Kordofan senden mußte, wo ein Ansstand nuSgeb.ocken sei. Das sind Gerüchte, über deren Richtigkeit oder Unrichtigkeit man ebensowenig ins Klare kommen kann, wie über den Zeitpunct des Falles von Khartum. Irgend welche authentische Zeugnisse liegen in dieser Beziehung nickt vor; Personen von unzweifelhafter Glaubwürdigkeit sind bisker aus Khartum nicht nach Eghpten gekommen, cS ist immer nur von sudanesischen Boten die Rede; man weiß scgar heute noch nicht, wer von den Ein wohnern Khartums noch am Leben ist, ob nur Türken und Egyptcr mit den Europäern Opfer der Wuth der Mahditcn geworden sind, oder ob sich das Blutbad auch auf die Sudanesen erstreckt hat. Sicher ist nur, daß sich der ganze südliche Theil des Sudans von Berber bis Scnnaar in der Gewalt des Mahdi besindel und wahrscheinlich ist ferner, daß auck Kassala daS Sckicksal Khartums getheilt hat. Die Engländer beobachten über die Sacklagc im eigentlichen Sudan Stillschweigen, die einzige Mittheilung, welche in neuester Zeit über die dortige» Ereignisse ge,nackt wurde, ist negativer Art. Wolseley sei nichl zum Gencralgouverncnr des Sudans ernannt, thcilte Untcrslaatosecrctair Fitzmaurice ans eine bezügliche Anfrage mit. das ist Alles. 'Aber eine andere wichtige Thatsache, welche ein bedenk liches Streiflicht aus die Lage im Sudan und in Egypten wirst, ist die Berbastung Zobehr Paschas, seines Sohnes .»id dreier Milsckuldiger und ihre llebersühnmg nach der Fusel Eypern. weil sie mit dem Mahdi in: Einverständniß waren. Solcher Einverständnisse mögen noch mancherlei in Egypten bestellen, von denen die Regierung und die Eng länder keine Kcnntniß baben, und daS ist eine sehr große Gefahr. Daß Khartum dnrch Berrath in die Hände des Mahdi gefallen sei, darin stimmen alle Meldungen überein. Die Besetzung von Kairo uns Alexandria durch die Mahdilen ist jedenfalls mit größeren Schwierigkeiten verknüpft, aber daß der Fnbrer der Bewegung auch daran gedacht bat dafür spricht die Ausdehnung seine- Einflusses bis zu den Mittelpunkten Egypten-. Der zweite Hauptagent des Mahdi ist O-man Digma, welcher seit länger als Iabrcsfrist die Küste de- Röthen Meeres und den Weg nach Berber mit seine» Kriegern be« dreht. General Grabam hat bereits im vorigen Iabre »>il il'i» näberc Bekanulschasl gemacht und weiß von den Schwierig keiten zu erzählen, welche er den, Vormarsch der Engländer nach Berber bereitete. Mitte März vorigen Jahre- gab er den Versuch aus, weiter vorzndringeii, nachdem er Osman Tin», bis Damanicb verfolgt batte. Da in o rsibwand er >» lc.i Berge», die Engländer aber schissün sich i» Suakim ei» und kehrte» nach der Heimath zurück. Dieselben Gründe, welche damals für den Ruckzug sprachen, haben auch heute ihre Kraft noch nicht verloren, auch jetzt ist wieder die heiße Jahreszeit angebrochen und die Engländer sind den Einflüssen deS Klimas nicht gewachsen. Trotzdem hat der Kampf be gonnen, einen vollen Monat später ats im vorigen Jahre. Am 20. März hat General Graham nach sünsstündigcm Kai»pse die Stellungen OSman Digma's bei Hasheen besetzt und ein Bataillon mit sechs Kanonen bei Zareba zurückgelassen, mit den übrigen Truppen ist er nach Suakim zurückgekehrt. DaS ist wieder genau derselbe Anfang wie vor einem Jahre. Auch damals schlugen sich die Engländer unter Graham mit den Schaaren OSmau Digma'S be, Tokar und bei Tamanicb, beim Brunne» el Tob und andere» benachbarten Orten, dann aber kehrten sie nach Suakim zurück, weiteres Vordringen in« Innere schien ihnen nicht geheuer. Der Zweck der Expedition, welche General Graham befehligt, ist die Freilegung des Weges nach Berber, dafür zeugt die Absicht der Engländer, eine Eisenbahn von Suakim »ach Berber zu bauen, aber diese Eisenbahn ist noch ebenso Plan geblieben wie die Freilegung de- Weges nach, Berber. Osman Digma beherrscht diese Straße »>,t seinen 10,000 Kriegern und General Graham hält eS nicht für gc- rathen, sich von Suakim ivcilcr als eine oder zwei Tagereisen zu entfernen, er hat zu eindringliche Proben von der Tapser- keit der Araber erhallen, als daß es ihm nach weiteren Be weisen derselben gelüste» sollte. Es muß „, der That schlimm stehen um die Lage der Eng länder i», Sudan, wenn sie jetzt in der heißen Jahreszeit den Kamps gegen Osman Digma ausnehmen. Einen Ein blick in die wahre Sachlage gewähren die Erklärungen Man- cini'S in der Sitzung der italienischen Kammer vom 17. März. Er sagte: „Seit dem Fall vv» Khartum sind unsere Be ziehungen zu England immer enger und enger und die beiderseitigen Interessen im Hinblick aus die Niederwerfung ved Aufstandes im Sudan ganz gleichartig geworben, da der Sudan den gegenwärtigen Machthabern nicht überlassen werden kann, weil dessen Preisgebung die Verwaltung Egypten« unmöglich machen würbe. Der Sudan muß der Ueberwachung eines starken Staates anvertraut werveu, und die- wird sich »ach Wiederherstellung der Ord- nnng unv vcS Friedens wohl bewerkstelligen lassen." DaS klingt sehr wesentlich ander« wie die Erklärungen Gladstone's und Granville's im englischen Parlament, welche das Aukgebe'i des Sudans als etwas ganz Selbstverständliches Hins olll-n. Mancini hal den Staat nicht namhaft gemacht, weicher die Ueberwachung des Sudans in Zukunft übernehmen soll, aber es bleibt keine andere Auffassung übrig, a>S daß Italien dieser Staat fein wird. England hat nicht so viel Soldaten, um eine solche Ausgabe mit Erfolg lösen zu könne», es be traut also einen Staat damit, ,reicher dazu im Stande zu sein glaubt. Wir kennen auch auS den Reken Mancini'S den Preis, um welchen eS sich der ,b>„ gestellten Ausgabe im Sudan unterziehen wird, es ist die Ausrcchtcrhaltung des Besitz standes an den Küsse» de« Mitlelmecres. England muß sich ver pflichten, mit seiner Seemacht dem Versuche Frankreichs enlgegen- zutreten, Tripolis und Marokko zu anneclire». DaS ist der Hauptinhalt der sehr merkwiirdigen Erkkärungcn Mancini's in der Sitzung der italienischen Kammer vom l7. Marz. An demselben Tage ist das Abkommen zwischen England und den europäischen Machte» wegen der eguplischen Finanzen unterzeichnet worden, ein cigcnthümliches Zusammentresseli, welche« für England günstig genannt werde» muß. Englands Stellung in, Sudan ist beute so wie es „ach den Vorgängen seit dem 1. November 1383 nichl anders sein konnte. Die Zeit, welche geeignet war, um die Macht des Mahdi unter Ausbietung aller zu Gebote stehenden Mittel zu brechen, ist nutzlos verstriche», es ist viel edles Blut ge flossen, ohne irgcud welche» Erfolg zu erreichen. Insofern Hallen die englischen Unterhausmilgliedcr Recht, welche gegen die Expedition des Generals Graham proteslirlen. Sic hätte nur früher und mit größeren militärischen Mitteln unter nommen werden müssen. * Leipzig, 23. März 1885. * In der Unfallcommission des Reichstags wurden am Sonnabend bei L. 5 in Conscqueuz der ausgenvmmenen Versicherung der Arbeitgeber die Bezüge derselben im Falle einer Verletzung bestimmt. Bei tz. »> regt der Abg. Schräder an, das Gesetz nach der Richtung hin umzuarbeiten, daß die angezogenen Ht;. aus dem Krankencaffcn- und anS dem früheren Uusattversichcrungsgcsctze in den Entwurf selber aus genommen werden, um denselben für den Gebrauch hand licher zu machen, tz. 9 bestimmt, daß für diejenigen Personen, welche nicht bei einer Krankeneassc versichert sind, die Gemeinde verpflichtet sei, die Kosten des Heilverfahrens für die ersten 13 Wochen — die C-lreilzzeit — zu tragen. Aus Antrag deS Abg. I)r. Buhl wird diese Verpflichtung der Gemeinde abacnomme» und die Bcrussgciiosseiischafk zur Leistung ver pflichtet. Etwaige Vorschüsse der Gemeinde sind dieser von der Berusögcnvsseiischasl zurück zu erstatten. * Zur dritten Berathiing der DainpsersubventionS- vo klage, die am Montag auf der Tagesordnung steht, haben die Social demokr a t e n ihren Antrag wieder cingebracht, die australische Linie aus das Festland zu beschränken, eventuell sie ganz zu streichen und die Sub- vcntionssilinme aus 1,700,000 .// herabzusetzen, ferner die Bestimmung hinzuznsügeli, daß die ciilzilstelleilden Dampfer auf deutschen Werften »»d aus deutschem Material, soweit solches in Deutschland beschafft werden kann, gebaut sein müssen und nach Verlaus von einem Jahre nach Inbetrieb setzung der Linien alle Schisse nicht mehr eingestellt werden dürfen. * Die „Nationallibcrale Correspondenz" schreibt: „Zum ersten Mat ist jetzt von der Bestimmung der vorjährigen Gewerbeordn ungsnovetle Gebrauch gemacht worden, wonach die höhere Verwaltungsbehörde Innungen, welche sich aus dein Gebiet des Lehrtingswesen - bewährt haben. Vas Recht einränmen kann, solchen Gewerbetreibenden, welche den Eintritt i» die Innung ablebne», das Halten von Lehr lingen zu untersagen. Ter Berliner Polizeipräsident bat die Anwendung dieser Bestimmung gegenüber der Barbier- und Friseurinnung zu Berlin angeordnet, ein dementsprechendes Bersahren wird bei der Schuhmachcrinnung zu Liegnitz ge meldet, und cs werden obne Zweifel »och andere Fälle derart folgen. Die sog. „Ivx Ackermann" ist bctannllich im vorigen Reichstag »nt winzigster Mehrheit (in dritter Lesung 3 Stimme») nach wiederholtem vergeblichen Anlauf zu Stande gekommen unter Widerspruch aller liberalen Parteien und ohne daß die Regierung sich irgendwie dafür erwärmte. Ter Bundesrath hat den Beschluß monatelang liegen lassen, bl- er ihm endlich seine Zustimmung ertbeilte und ihn damit in das geltende Gewerberecht einführle. Seit dem ist wieder monatelang kein praktischer Gebrauch von dieser Bestimmung gemacht worden und man durfte hoffen, sie werde auf dem Papier stehen bleiben. Man wird ge spannt sei» dürfen, welche Erfahrungen man mit dieser Maß regel machen wird, von der sich die Freunde einen starken Aufschwung des JnnungSwesens versprechen. Daß sic einen mächtigen Antrieb znm Eintritt in die Innungen enthält, liegt ja auf der Hand. Ob man aber viel Freude an diesen mit künstlichen Zwangsmitteln beförderten Organisationen erlebt, ist eine andere Frage." * Es waren am vorigen Sonnabend 14 Jahre, daß der erste deutsche Reichstag zusammentrat. Wir geben >m Folgenden die hauptlächlicbstcn Stellen der Thronrede, mit welcher derselbe eröffnet wurde: Geehrte Herren! Wenn Ich noch dem glorreichen, aber schweren Kmnpse, den Deutschland sür seine Unabhängigkeit siegreich geführt hat, zum ersten Male den deutschen Reichslag uni Mich versammelt sehe, so drängt es 'Mich vor Allem, Meinem demüthigen Danke gegen Gott 'Ausdruck zu gebe» sür die wellgeschichlüchen Erfolge, mit denen seine Gnade die treue Eintracht der deutschen Bundesgenosse», den Heldemnuth und die Manneszucht unserer Heere und die opser- freudige Hingebung de- deutschen Volkes gesegnet hat. Wir haben erreicht, was seit der Zeit unserer Väter sür Deutsch land erstrebt wurde: die Einheit und deren organische Gestaltung, die Sicherung unserer Grenzen, die Unabhängigkeit unserer natio nalen Rechisenltrnckelttng. Das Bewußtsein seiner Einheit war in dem deutschen Volke, wen» audi verhüllt, doch stets lebendig; cS hal seine Hülle gesprengt in der Begeisterung, mit welcher die gesammle Nation sich zur Vsrthcidigung des bedrohten Vaterlandes erhob und t» uavertilg- barer Schrift auf den Schlachtfeldern Frankreichs ihren Willen ver- zeichnete, ein einiges Volk zu sein und zu bleiben. Der Geist, welcher in dem dculschen Volke lebt und seine Bildung und Gesittung durchdringt, nicht minder die Verfassung des Reiches und seine Heereseinrichtungen bewahren Deutschland in Mitten seiner Erfolge vor jeder Versuchung zum Mißbrauche seiner durch seine Einigung gewonnenen Kraft. Die Achtung, welche Deutschland sür seine eigene Selbstständigkeit in Anspruch nimmt, zollt es bereitwillig der Unabblnqigteü aller anderen Staaten und Völker, der schwachen wie der starken, 2'oS ne«: Deutschlaud, wie eS aus der Feuerprobe des gegenwärtigen Krieges hcrvorgegangen ist, wird ein zuverlässiger Bürge des europäischen Friedens sein, weil es stark und selbstbewußt genug ist, uni sich die Ordnung seiner eigenen Angelegenheiten al lein anSschließlichcs, aber auch ausreichendes und zufriedenstellendes Erbthril zu bewahren. Der ehrenvolle Berus de- ersten deutschen Reichstages wird eS zunächst sein, die Wunden nach Möglichkeit zu heilen, welche der Krieg geschlagen hat und den Dank des Vaterlandes Denen zu belhütigen, weiche den Sieg mit ihrem Blut und Leben bezahlt haben; gleich zeitig werden Sie, geehrte Herren, die Arbeilen beginnen, durch welche die Organe des deutschen Reiches zur Ersüllung der Aufgabe zusanimenwirkcn, welche die Verfassung Ihnen stellt: „zum Schutze deS in Deutschland gültigen Rechtes und zur Pflege der Wohlfahrt de- deutsche» Volkes." Geehrte Herren, niöge die Wiederherstellung de- deutschen Reiches sür die deutsche Nation auch nach Innen das Wahrzeichen »euer Größe sein; möge dem deutschen Recchskciege, den wir so ruhmreich geführt, ein nicht minder glorreicher Reichssriedeu folgen, »nd möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich >n dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen. DaS walte Gott l * Wie telegraphisch auS Darmstadt gemeldet wird, ist daselbst am Sonnabend die Mutter des Großherzog«, die Prinzessin Carl von Hessen, Elisabeth Maria Caroline Victoria, gestorben. Dieselbe war gebvren am 18. Juni 1815, als die Tochter deS verstorbenen Prinzen Wilhelm von Preußen und wurde vermählt am 22. Oclvber 1836 mit dem Prinzen Carl von Hessen. Die Verewigte war Wittwe seil dem 2o. März 1877. * * * * Die spanische Regierung hat durch ihren Vertreter in Tanger von der marokkanischen Regierung volle Gciiiiathuung für den Angriff gefordert, welcher auf de» in zwischen abgesetzteu Gouverneur der spanischen Colonie Alhucemas (nicht Alhumenas. wie „W. T. B." irrthümlich gemeldet hat) und seine Begleiter in Marokko unternommen worden war. Sie verlangt insbesondere, daß der Sultan von Marokko Truppen nach Bencburriaaa schicke, wo der Aiigrisj erfolgte, uni den dortigen Beduinen den nüthigen Respcct vor der spanischen Flagge beizubringen. Die spanische Presse, die sich ob des Vorfalls etwas stark aufgeregt hatte, hat sich Angesichts der ergriffenen energischen Maßregeln wieder be ruhigt. Daß die marokkanische Regierung sich bemühen wird, dem an sie gestellten Verlangen nachzukommcn, darf als sicher angenommen werden; nur erscheint eS sehr fraglich, ob auch ibre Mittel auSreicken, die Schuldigen zur Bestrafung zu ziehen. Ueber den Angriff selbst liegen (etzt weitere Nach richten vor. Danach hatte sich der Gouverneur von Alhu- cemaS, da- an der Nvrbknstc Marokko- gegenüber Malaga liegt, begleitet von einem Marincossicier, eine», Dolmetscher und 6 Matrosen, an Bord eine- Boote-, daü dir spanische Flagge führte, »ach Benibiirriaga begeben, nm ein von den Mauren gestohlene- Schiss zurtickzusorderti. Er wurde von einer Baute von ungefähr 300 Mauren mit Stein- unv Stockwürfen empfangen und der Anführer der Bande that nichl-, »m diesem Treiben Einhalt zu thun, obwohl die An gegriffenen die Parlnmcntcnrflagge anfgchißt hatten. Der Gouverneur, der Dolmetscher und zwei Matrosen wurden ziemlich schwer verwundet. Die Absetzung de- Gouverneurs ist erfolgt, weil sich derselbe ohne cingeholtc Erlaubniß von seinem Posten, dem Fort Alhucema-, entfernt hatte. * Tic centrcilamerikanische Staatengruppe ist durch den Versuch deS Präsidenten von Guatemala. Senor BarrioS, sich zum Oberhaupte einer Föderation dieser Staate» auszuwerjen, in ein Chao« von Krieg unv Ausruhr geschleudert worden. Bei den Eifersüchteleien, die zwischen den emzclnen Republiken aus dem JsihmuS an der Tages ordnung sind, hat die Idee einer vorhandenen Interessen- gemciiischast bis jetzt »och »irgend- feste» Boden lassen tonnen; der persönliche Ehrgeiz. Eigennutz und Herrschsucht sind »ach wie vor die treibenoen Motive deö Vorligen öffentlichen Leben-, und das Renomm-, dessen Präsident Barrio« genießt, schein! »>ch; danach angelban. de» Verdacht zu entkräften, bas; seine Proclamirung der „ccntralamerikainschen Union" ctivaS anderes bezwecke als die Befriedigung tictatorischcr Gelüste. Jedenfalls hat das Pronunciamiento des genannten 79. Jahrgang. Abenteurers den Funken in das Pulverfaß geschleudert. Nach den neuesten Depeschen gährt es überall. In Honduras ist ein Ansstand cmSgebrochen, Nicaragua und San Salvador ziehen Truppen an den Grenzen von Honduras zusammen, während Mexiko eine strikt ablehnende Haltung «>egc» BarrioS ciitzunehmen beginnt. In derThat hat der mexikanisch!' General Valalvric Ordre erhallen, mit 8000 Mann auszurücken. Sein nächstes Marschziel ist Michoacan, wo weitere 7000 Mann stehen, die sich mit ihm vereinigen sollen. Man darf daher binnen Kurzem dem Erscheinen von 15,000 Mann Mexikanern an der Grenze Guatemala- entgegenschen. Natürlich kann unter diesen Umständen auck die nordamerikawische Union die Hände nickt müßig in den Sckooß legen. Da« Mariiiekeparte- ment iu Washington hat die Entsendung aller irgend ver fügbaren Kriegsschiffe nach cenlralaniertkanischen Häsen an- geördnct, um den Schutz der dort engagirlen Interesse» der Vereinigten Staaken-Bürger zu übernehmen. Besonders zahl reich und wichtig sind die amcrikantschen Ilntcrcssen in der Republik Nicaragua, woselbst bekanntlich der Concurrcnzcanal angelegt werten soll, mittelst dessen man dem LessepS'scbcn Unternehmen in Panama die Spitze zu bieten gedenkt. Amerikaiitsche Blätter werden nickt müde, über den Stand der Arbeiten am Paiiamacanal die hoffnungslosesten Berichte zu verbreiten. Alles in Allem kommt den Union-Politikern der neueste Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in Central amerika gar nicht so ungelegen. Unfallversicherung. * Nach dem Unsallversicherungsgesetz für dis landwirthschöstlichen Arbeiter sind die Kosten de- Heilverfahrens sür die ersten >3 Wochen von der Gemeinde zu leisten. Nach einem Antrag be« Abg. Buhl, den die Reichslagecommission heute angenommen bat. sind diese Kosten der Gemeinde von der Bernssgenossenschast zu erstatten. AlS Ersatz der Kosten gilt die Hälfte des nach dem Kranken- vcrsicherung-gesetz zu gewahrenden Mindestbetrages deS Krankengeldes, sofern nichl höhere Auswenvungen nachgewtesen werben. ES ist Lies jedenfalls der wichtigste Beschluß, welchen die Commission bisher gefaßt hat. Die Äaiferfeier in den Schule«. i n Leipzig, 22. Marz. Da der diesjährige GeburtitP unserer allverehrten Kaisers auf einen Sonntag gefallen s so hielten einzelne Schulanstalte» schon gestern eine Vorfeier desselben ab. Wir beginnen unsere kurzen Berichte mit der altchrwürdigcn Thomana. In der Aula derselben hatten sich gestern Lehrer und Schüler zu einem Fcstactns versammelt, der gewissermaßen eine Doppelseier war. Nach einem Mendelssohn'schcn Gesäuge, von den Alumnen vorgctrcigen, hielt Herr Oberlehrer Or. Beer die Festiede. Der Revner entrollle ein Lebensbild deS unsterbliche» Meisters Sebastian Back, dessen 200. Geburtstag zu feiern ja die Thomasschule allen Anlaß hatte, setzle die yohe Bedeutung desselben i« ein verklärendes Licht, und seine Mtltheilnngen über den Lei enS- gang, sowie über daS uneigennütze Schaffen Backs (das so recht eigentlich ei» Schassen sür seinen Gvtl war) machten einen ergreifenden Eindruck Er schloß mit dem seststcbenden Gedanken, daß es fortan nnmvglich sein werde, Bach wieder zu vergessen, so lange cS christliche Kirchen in denlscken Landen, so lauge es ein deutsches Volt giebt. Zugleich widmete er dem Kaiser pietätvolle Worte. Nach der Rede folgte die feierliche Entlassung der Abituricnlen, in deren Namen ein Abgehenvcr den Zurückblcibenken herzliche Abschiedsworte zu rief, die ebenso innig von einem Unterprimaner erwidert wurden. Recht ernste und mahnungsreiche Worte, die zugleich mit den besten Segenswünschen verknüpft waren, rrcs der Rector Herr Professor Jungmanu den Scheidenden zu. Unter Hinweis aus die »enlichc Rede deS Reichskanzler-, die den Hossnnngen, die derselbe aus das jetzt Heranwachsende Geschlecht und seine vaterländische Gesinnung letze, Ausdruck gab, mahnte er die Jünglinge, die von der Schule jetzt entlassen werde», sich den hier in sie gepflanzten Idealismus treu zu wahren, damit die Schule später sich sagen dürse: ES war keine verächtliche Gabe, die ihr an des Kaisers 88. Geburtstag dem Vaterlanve dargebracht babt. Es wurden nun den Abiturienten die Reifezeugnisse cingcl'ändigt, und der Choral: „Lobe den Herrn, o meine Seele!" schloß die Feier. In der vierten Bürgerschule vereinigten sich gestern Lehrer unk Schüler um 11 Uhr zu einer Festseier. Nach dem Gesänge „Lvbe den Herrn re." sprach ein Schüler ein weihe- vvlleS Gedicht, an welches sic» dann die Festrede deS Herrn Oberlehrer Werner schloß. Derselbe wies zuerst ans die Jahresarbeit und ibre» Abschluss durch die Prüfungen, welche die Frühlingstage zu Ernletagen machten, und aus da- Scheiten der von der Schule abgcbcnden ZF linge bin. Tan» ging er über zu einer Beirachlnng nnscres chnvürdigcn Kaisers, der in seiner .lugend gesäet, als Mann g.ernlel hat und noch als Greis rattlos schasst mit dem B iviip.ls.ln, daß er, der 88jährige, unter Gottes »lächligem Sckutze liebt. Eui reckt frisches und farbiges Bäd entwarf er von den Leb.nS- schicksalen de- Kaise»- und namenllich von der gan en taiter- licken Familie, die durch Gotlvertrane», Liebe, Pstcchi- crsiUlnng, Zucht und Besicheidenbeil in solcher Einheit zu sammen gebalkc» werde, daß durch ssc der Kaiserkrone belebende und zur Nachahmung ti-uiende Sttahlen ve>tteb-'ii würden. Mit Wünschen sür Kaiser und Reick schloß die Rete, an welche sich eine ganze Reihe von Dcclamattonen und Gefangen schloß Neues Theater. Leipzig, 22. März. Das diesmalige Gastspiel Fried rich Haase'S erweckt dadurch noch ein besonder - Interesse, daß der Künstler zum Tbeil in neuen Rollen austritt. die er uns bisher bier in Leipzig noch nickt voraesübrt bat. Ans den Freiherr» von Eggo >m „Probepseil" folgte gestern fei» Richelieu in dem Bnlwcr'scken Trama „Richelieu" oder „Die Verschwörung", welche- mit der Ettqncttc: In- trigucnlnstspiel bei »»S in die Welt gesetzt wurde. Tie vor zügliche Leistling de- Künstlers und viele interessante Scene» des Stückes fanden lebhajlcn Beifall. I» derThat wundert man sich, daß ein Stück, da- einen Autor zum Bcrsaster bat, der unter de» englitchrn Schrift stellern diese- Jahrbundetls wohl als der geistreichste und geistig vornehmste betrachtet werden kann, unk das eine so
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite