Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-27
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Srfchetnt täglich früh S»/»Uhr. - - Rrtallisn und Lrpeittl*» Iodannesgasse »3. Sprechltun-rn drr NkdstN«: VormneagS 10—12 llhr. -inchimllaqs n—6 Uvr. TLM—- «,»ah«e »er für Üte »üchüfMO«», Kummer desttmmte» Iukerut« «» Kachentageu die Ü Ndr Nnch»ttt««s, Lenu- nnd Felrlagen früh disIttzr. 2« orn Filialen für Ins.-^nnnh«: vtt» Me««. Universilätsstraße LI, t!»ut« Ldsche, Katbarinenftraße IS,». mir dt« '/,» Ntzr. nmlgcr Z° 86. Amtlicher Theil. Vtklmnlmchml-. Da» 10. Stück de« diesjährigen Rcich-gesetzblattes ist bei un« einaegangen und wird bi« zu» I». Nprtl diese« Jahre« auf dem Rathha»ss««le zur Einsichtnahme öffentlich aiiSdänaen. Dasselbe enthält: Nr. 159t. Gesetz, betreffend die FeMellrmg des Reichshc>n*> halt« Stal» für da« Etatjahr 1885/8«. vom 16. März 1885. Nr. 1592. Gesetz, betreffend die Ausnabme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen de» Reichsbeere», der Marine und der Rrlchseisenbabnen. vom 16. Mürz 1885. Nr 1598. Bekanntmachung, betreffend da» Gesetz gegen den verbrecherischen und gemriagefäbrlichen Gebrauch von Sprengstoffen, vom 13. März 1885. Leipzig, den 23. Mürz 1885. Der Rath der Stadt Lei»,ich. t>r. Georgi. Krumbiegel. Vtlmniltmachuns. Da» von un» mit Zustimmung der Stadtverordneten er» richtete OrtSstatut, betreffend die Rechtsverhältnisse der Ge» meinde-Unterbeamten und städtischen Angestellten, ist, nachdem zu der durch tztz. 2, 17. 19 und 27 desselben bedingten Ab änderung von Punct IV und V» de» die Verwaltung der LicherbeitSpotizri in Leipzig betreffenden Rescript» vom 30. Marz 1831 Seine Majestät der König Genehmigung crtbcilt haben, vom Königlichen Ministerium de» Innern bc» slätigl worden. Wir bringen die» mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, dag da» Statut und zugleich mit demselben ein von un« mit Zustimmung der Stadtverordneten festgesetzte? Regulativ, die Tagegelder und Reisekosten der Rath-mctglicVer und städtischen Beamten betreffend, dom 25. laufenden bi» S. künftigen Monat» zu Jedermann» Einsichtnahme in unserer Nuntiatur auf dem Rathhause ausliegen werde«, Leipzig, den 21. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcntscbel. Die Erd- uud Pflasterarbeiten und die Trottoir - Her stellungen in der Dresdner Straße sind vergeben nnd werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten ihrer Offerten hiermit entbunden. Leipzig, am 19. März 1885. Dor Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Assessor. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß. daß die von un» seit 2. September 1883 im hiesigen Amtsblatte und in dem Leipziger Tageblatt? wiederholt, zuletzt aber am >3. bez. 12. November und 10. Decembcr 1884 unter Auf forderung zur Einsichtnahme der betreffenden Listen angekündigte Umnumerirung begonnen bat. Leipzig, am 23. Marz 1885. Der Ratb der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Assessor. Vekllmitmllchlmg. Sonnabend, den 28. diese« Monat», Vormittags 10 Uhr sollen am Rabensteinplatz und der Dresdner Straße eine größere Anzahl lüsterner und ahorner Stämme, sowie Reißig- Kausen an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Al'snbre öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 24. März 1885. De« Ratb« der Stadt Leipzig Straffenban-Doputatton. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte de» Leihhauses und der Sparkasse für Freitag, den S7. März ». auSqeseht. Leipzig, den 24. März 1885. De« Ratb« Deputation fiir Leihhaa« and Spareaffe. Städtische Fortbildungsschule für Rädchen. Freitag, de« 27. Miirz. u»v Sonnabend, den 26. März, werden in der 3. Etage de» Schulgebäude» der Fortbildungsschule sür Mädchen (Thomaskirchhof 21/L2) die Handarbeiten und die Zeichnungen der Schülerinnen ausgestellt sein. Zur Besichtigung derselben in der Zeit von 10—IS Uhr und von 2—5 Uhr ladet ergebenst ei» Leipzig, den 24. Mürz 188S. Der Director L. Reimer. Miiyl. Vaugkwerkenschule M Leipzig. Die Ansstestutig der Tcholerardeite» findet Montag, de» 30. März von 9—5 Uhr, nnd Dienstag, den 81. März von 9 -1 ltffr st >tt, wozu Eltern und Vorwünd-r, sowie Freunde und (Miner der Anstalt ergebenst eingelade« werden. Da« Lrhrercnlentu«. Seffentliche Sitzung der Handelskammer Sonnabend, den 26. März 1885, Nachmittags « Uhr. in deren Sitzungssaal« Neumarkt 58. l. Tagesordnung: 1. Reqistrande. 2. Bericht de» Handel-gesetzgebung»- und de» BerkehrS-Auslchnssi- übcr di' HanvelttagS-Vorlage, di- Aendernng der lko»N»«ffe- mentS-vedlninngen beir. 3. Berichte de« Handel«ge!etzgebung»-Ausschusses ltder a. die Mlnisterlal-Borloge, den Schutz der Fadrik- nnd GeschüstS- gehrimiitssk betr.; b. die HaiidelSiagj-Bsrlage, de» Anschluß an die internationale Bereinigung zum Schutz drS gewerd- Itchen Gigenthnm» betr 4. Bericht des stall- und Steuer-Ausschuffet, die Ausführung des GperrgesetzeS für Getreide »e. brir. 5. Bericht de» Berkrdrs.Au-sch«fie» über die Hingabe der Firma Friedrich ch Lineke. di, vetzandlnng rtuueschrirdener an «Gene HandeiSgeseRfchaflen gerichteter Brief« betr. Hieraus Mcht--Gentliche Sitzung. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, tgandcls- nnd Geschäftsverkehr. Freitag dm 27. März 1885. Auflage ISSSV Ädonnnnkittsprn« vienelf. 4V, incl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch die bezogen 6 Mk. Jede einzelne dlummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebübrru sür Extrabeilage» <tn Tagrblan-Format gefotzt) ohne l-ostbetSrderung 39 Mk. «it Doftbrförderung 48 Mt. Iikrrste «gespaltene Petitzeile 20 Pf. GrSßer» Schriften laut uns. PiriSvrrzeichniH. Tabellarischer ». Ziffern satz nach HSHerm tarcs. Keclanten »Mer dem Redactton-strich dlesgespalt. Zeile üO Ps., norden Familien Nachrichten d,e Sgespaltene steile 40 Ps. Inlerate fiad stet» an die Eppeditio» z» irnden. — Rabatt n»ro n chr gegeben, stadlung pr»enamer»vlto »der dura, Post. Nachnahme. 79. Jahrgang. Nichtamtlicher Theil. Englands Verlegenheiten. In einer so schwierigen Lage wie beute hat fick England wohl seit dem Krimkrieg- nicht befunden. Zu Lande sieht e« sich an drei Hauptpunkten bedroht: In Mittelasien von den Russen, in Egypten von dem Heere de« Mabdi, im Cavlanve von den Barren und ZnluS. Außerdem besteht ei» Antagonis mus zwischen der englischen und französischen Flolle in den chinesischen Gewässern wegen der Durchsuchung englischer Schiffe ans Krlegscoatrcbande, aus Madagaskar wegen der Bestrebungen Frankreich«. diese Insel in seine Gewalt zu bekommen, endlich besteht an den afrikanischen Küsten und in der Süds« rin Gegensatz zwischen den Colonial- interessen Deutschland« und England», welcher, nnr äußerlich verdeckt, bei jedem Anlaß scharf beroortritt. Nnd was da« Schlimmste für England ist, e- fehlt ihm an Truppen, um den Kamps mit den Gegnern mit Aussicht auf Erfolg aufzunebmen. In jeder ParlamentSsitzung wird eS offenbar, daß England nach allen Richtungen bin notb- gevrungen Zugeständnisse machen muß, weil e» sich nickt in der Lage befindet, die Forderungen der Gegner mit den Waffen in der Hand zurüctruweisen. In der UnterhauSstyung vom 24. März sah sich Glakstone zu der beschämenden Erklärung genötbiat, daß aus die MlUheUung Lord Granvlllc'S bezüglich der afghanischen Frage noch keine Antwort der russischen Re gierung eingetreffen, er habe jedoch keinen Grund zu glauben, daß ein unnöthigrr Verzug stattsinde. Weitere Mcktheiluogen über den Stand der wichtigen Angelegenheit wird Gladstone erst nach den Osterserien machen. Man kann sagen, daß an der afghanischen Grenz« gegen wärtig nnr ein Waffenstillstand mit Mühe aufrecht erhalten wird, tvelcher sofort aushört, wenn die Asgbanen nur die geringste Bewegung machen, um sich in dem Bezirk, den sie als den ihrigen betrachten, au»zu-ehnrn. Deshalb sagen auch die „Daily New»" mit vollem Reckt: „Wir gestehen, nicht einseben zu rvunen, wir der Friede erhalten werden kann, fall« Rußland seine Ansprüche nicht ansgiebt. Sollte der Emir bei seiner Zusammenkunft mit Lord" Dufferin in Rawal Pind, England cmfforvern, ihn gegen eine russische Invasion zn vertheidigen, so könnte England ein solche» Ansuchen nicht ablcbnen, und der Krieg würde sich dann nicht auf Asien beschränken'. Daß diele Gefahr wirklich droht, dessen ist sich die englisch« Regierung sebr wohl bewußt, und deshalb vermeidet sie mit größter Sorgfalt Alles, wa- Rußland reizen könnte. Lord Granvilles Haltung im englischen Oberhaus am 23. März, als er jede Verantwortlichkeit für die Artikel der „Time»" über die afghanische Frage ablehnte, kann überall nur einen wahrhaft kläglichen Eindruck machen. Trotz aller Rüstungen in Indien wirv e« doch wahrscheinlich nickt zum Kriege kommen, weil England einen Krieg mit Rußland fürchtet und weil c« »reiß, baß sich durch einen für Rußland siegreichen Krieg die russischen Anmaßungeil in Mittel- Asien nnr steigern müssen. Rußland hat in TranSkaspien Merw, Turkestan und Westsibiricn gegenwärtig 35 Bataillone, 10 Kosackcn-Regimenter und 100 Geschütz« flehen Solcher Mackl gegenüber sind die beiden Armeecorp». welche England in Indien mobilisirt hat, nicht aiiöreickend, und die KriegS- vartei in England fordert denn auch sehr energisch die Bereit stellung von weiteren 50.000 Mann für den bevorstehenden Kamps an der afghanischen Grenze. Herr v. Gier» wird nicht umhin können, über die englischen Anstrengungen zu lächeln, da er nach den Erfahrungen der letzten Jahre doch überzeugt sein muß, daß e» blinder Lärm ist, den die Eng länder au-sührea. WaS England unter den hcutigcu Vor hältnisscn allein zu thun vermag, ist, ein wenig mit dem Säbel zu rasseln, dem Emir vo» Afghanistan alle» Mögliche zu versprechen, ihm bei der Vervollständigung der Befestigungen von Herat Beistand z« leisten und im Ueorigen den Dingen ihren Lauf zu lassen. Rußland hat seinen Vormarsch gegen Herak von langer Hand her vorbereitet und wirv sich durch kaS Geschrei der englischen Blätter nickt abhaltcn lassen, Da» zu thun, wa» ihm zur Ersullung seine» Programm« in Asien zweckdienlich erscheint. Ein Blick auf Egypten und den Sudan geuügt ihm, um zu der Ueberzeugung zu gelangen, daß England gar nicht in der Lage ist, in Afghanistan einen irgendwie ernst lichen Widerstand gegen Rußland» Vormarsch zu leisten. General Graham hat bisher bei Suakim zwei .Siege" über OSman Dign a erfochten, die nur den Bewei» geliefert haben, daß er alle Kraft wird nöthlg haben, um die Stellung OSman Digma'S bei Taincu zu erschüttern. E» ist nun schon da» vierte oder fünfte Mal, daß die Engländer mit genauer Nokh dem Schicksal entgangen find, von den Truppen des Mabdi vernichtet zu werden. Da» nützt der Hinweis aus di? Berge von Leichen der Araber, welche da» Feuer der englischen Truppen ausgebäust bat. wenn der da durch erzielte Erfolg gleich Null ist? Die Thatsackc allein, daß Osman D>gma im Jahre 1885 dem General Graliam wiederum gerüstet grgenübersteht und ihm empfindliche Ver luste beibringt, genügt für sich schon, um die Gcsahr zu beweisen, in welcher Egypten schwebt. Durch die Kämpfe bei Abuklea und Tamai, durch den Fall Khartum» und d»n w chr- scheinlick inzwischen auch erfolgten Fall Kassala» ist die Lage der Engländer im Sudan im Vergleich mit dem vorigen Jahre sehr wesentlich verschlechtert. Da« wissen die Russen ganz genau, und danach richten sie ihre Haltung an der afghanischen Grenze rin. England» Hoffnungen sind auf die Hilfe gerichtet, welche ihm die italienischen Truppen vom Rothen Meere au» ge währen werden. Diese Hoffnungen wären besser begründet, wenn Italien iui englischen Interesse handelte j aber wie au» den Erklärungen hervorgcbt. welche Mancini un italienischen Parlament abgegeben hat, ist e» Italien einerseits darum zu thun, den »«»tu» gno im Mittelmeer aufrecht zu erhalten »nd andererseits in Ostfrika festen Fuß zu fassen, vielleicht sogar aus den Sudan die Hand zu legen und Kborlum und Kassata in seine Gewalt zu bringen Ob da» sür England besonder» vortheilhaft ist, darf bezweifelt werden. England will dadurch frei« Hand in Egypten gewinnen, eS scheint aber zu vergessen, daß Italien» Begehrlichkeit mit der Möglichkeit wachsen muß. sie zu befriedigen. E» lirgen in dieser Bezie« bung seit 1860 Tbatsachen vor, welch« England zum Nach denken veranlasse» sollten. Am SV. März wird, wie Lord Fiymaurice dem englischen Oberhcmse mitgetbeilt hat, die Suezcanalcommffsion in Pari» znsammentrrlen, um über die Freibeit deS Verkehr» im Eanal Beschluß zu fassen. Da« ist iür England eine neue traurige Ersabrnng, kenn die egvpiische Eroedition ist lediglich zu dem Zweck unternommen worden, um England die ausschließ liche Verfügung über den Suezcanal zu verschaffen. Glab- stone mag mit dem Hintergedanken zur Pariser Consercn.z gehen, daß England im Bentz Egypten» ja dock im Kriegs fall den Suezcanal sür die Schiffe anderer Nationen schließen kann, aber die übrigen Mächte werben diesen Umstand auch in Rechnung ziehen und danach ihre Haltung auf der Eonserenz einrichlen. Au» den vorftebeuden Andeutungen erhellt, daß England heute zu vollständiger Ohnmacht verurtbeilt ist und daß e» gezwungen ist. Da» zu dennlsigeu, wa» die Übrigen Mächte von ihm ver langen. Ein Krieg mit England wird gar nickt mehr ernst haft in den Bereich der Erwägungen gezogen, weil man weiß, daß Eualand der Macht entbehrt, ibn zu sichren. DaS ist ein Zustand, welcher nun schon seit zwei Jahrzehnten besteht, obwohl England gesehen hat, daß alle ankeren Machte bcnrebl sind, sich eine ihren Kräften entsprechende Milikairmacht zu schaffen. England pochte bisher aus seine Flotte, daß diese aber nickt anSreicht znr Anfrechterbaltung seiner Weltstellung. Kat e» jetzt erkennen müssen. Scdlußsolgrrungen sür ankere Mächte und gewisse Parteien liegen sehr nahe. * Leipzig, 27. Marz 1885. * In der bocbosficiösen „Norddeutschen Allgemeinen Zci- tung" lesen wir an hervorragender Stelle: Der „lyoniec ivielkopolski" reprovucirt au- einer Rede, die der Heer EultuSminister am 23. v. M im Abgeor dneten- haule gehalten ha», folgenden PnssuS: „Der AuSsvriich d>'S Vorredner» lde« Adg. von StablewSki), das, die Polen im Prnicip die politischen Auislünde oufgegrben dabe», ist mir deionders inn-ressant gewesen. Ich möchte fragen, weShald? Denn ich Hove schon früher erwähnt, daß auch die heutige Gene ration den Gedanken einer gewaltsamen LoSre ßung der früheren polnischen LandcStlieilc von Deutschland wcbt onsgegeben hat. Die katyolifche «eisllichkelt nahm in dieser Beziehung eine sebr wichtige Stellung ein. Ich erinnere an den Eezhsschof vo» PrzpluSki im Jahre 186t, ich erinnere daran, daß der Cardinal LedoäiowStt, wenngleich er. w « »vr Düsen, ansüngtich mit de» nationalen Sftsühlea seiner Lristlnhcn r-n ii K «iz e'nvrrftauden war, dennoch später die nationalen Aussichten an die spitze stellte. Ich erinnere ferner daran, daß bei der SotneSki. Feier die polnische Geistlichkeit mehr oder weniger unverblümt die Anf- erstedu'ig P NenS prophezeite. Auch ln der neueren Zeit find katholische Geistliche nicht nur wegen Majestülsveidigun,, iondera auch wegchi deS polnischen LiedeS: ..ftnes eü» I'o ske' bestraft worden. Ein anderer Geistlicher ivrach er» im Jahre 1884 in einer Bcgrädaißrede die Hoffnung ans, daß bald der Augenblick kommen werde, wo die Polen die Keil-n von sich werfen würden. Eure Zeitungen schreiben fortwährend von der Solidarität der religiösen und nattonale» Interessen und auch jetzt noch, nachdem der Fürst Reichskanzler am 3. Dccember v. I. von der Stellung der Geistlichen zur nationalen Sache gesprochen hatte". Das polnische Blatt bemerkt dazu: „Wenn wir die Wabrdcir sagen sollen, so gefallen uns die Vor- würfe deS Herrn von " oßler weil mehr, als die Bertheidigung des Herrn von StablewSki, da jene den polnischen Geist mehr hervor- licben. Herr von Gastier hat Recht, wenn er sagt, die Polen hätten den Glauben an die Unabhängigkeit Polens nie verloren und würden ihn nie verlieren; die poiinsche Sach« sei mit der Sache de« Kattin- lici'iiniS unzertrennlich verbunden, jeder katholische Priester in Polen müsse ein tüchtiger polinicder Patriot, nnd umgekehrt jeder guie Patriot ein treuer Diener der kaiholücheii Kirche sein. Der Herr Minister ciuwirjt sodann ei» Bild der katholischen Kirche in Preußen, daS un» gar nicht übel zu lein scheint. Wa- dte Revision der Mai- gesetze betrifft, so verspricht der Herr Minister eine solche durchaus nicht, weil die Verhältnisse der veischiedeora deutschen Parteien sich noch nicht geklärt baden." Der sreiconservonve ». Wehr, lo berichtet da» polnische Blatt weiter, lobt die Polen, daß sw immer offen seien, daß er jedoch diese Offendrit de, dem Geistlichen l)r. von StablewSki nicht ge- sunden habe. „Ihr Herren Polen werdet «„gestehen, daß schließlich alle Lnere Bestrebungen nur den einen Zweck daben, eia einiget und unab hängiges Polen wieder auszudauen. Wenn Ihr ehrlich seid, werbet Ihr da» nicht bestreiten. Einer der Abgeordneten sagte mir: „Wir wollen da« Ziel aber nur aus gesetzlichem Wege erreichen". — Nun ist eS aber offenkundig, daß der vr-nßische Staat ungezwungen nie und ntmmer Polen herauSgeben wird! In Betreff de« Cardinal» Ledochowöki genügt e», dem rc. v. StablewSki zn erwidern, daß der Cardinal sich Primas von Polen genannt hat" Zu der in oben geminnler S-bung gemachten Bemerkung des 1>r. Stablewski, daß dte Polen von Iniarreetion nicht» mehr wisse» wollen, daß sie wie Kinder, die sich oerbkanitt haben, das Feuer scheuen, bemerkt der „Gon,ec wielkopairki" nichts weiter als: „Ein schönes Compüinent". Die Auslassnngr» deS polnischen Blattes sind eine Fundgrube von Beweisen dafür, d-ch der Reichskanzler sich von der olstccttven Wahrheit nicht weit entfernt habe.« würde, wenn er die ihm von dem Abgeordneten von IazdjcwSki tälichiich in den Mund gelegte Behauptung, daß dt« Polen «us einen sür Drmschland unglückliche» Krieg speculirte», wirklich ausgestellt hätte. * Die Adresse, welche die zweite hessische Kam mer anläßlich de« AvlebenS der Prinzessin Karl, Mutter de« Greßhrrzog». an den letzleren gerichtet bat. lautet: „Ew. Königliche Hoheit haben den Stände» Kenntniß zu geben geruht, daß es dem Allmächtigen in se »cm unersorsch- lickcn Ralhschlnffe gefallen bat. am 2t. d. M Ew. König!. Hobest Mutter, die durchlauchtigste Frau, Elisabeth Marie Caroline Biclorie, Prinzessin von Hessen und bei Rhein, geborene Prinzessin von Preuße», König icke Hobest, in die Ewigkeit abzurufen. Die zweite Kammer bat diese schmerz liche Kunde mit tiefster Bctrübniß eiitgegcngenommcn und säumt nicht, diesem Gefütne, sowie dem de» innigsten Bei leide» ge,zentiber Ew. Königliche» Hoheit und dem durchlauck tigiien Grvßberzoqlichen Hause den wärmsten BnSdrnck z» geben. Wie E,v. König!. Hoheit in der nunmehr Verblichene» den Heimgang der innigst geliebten Mutter beklagen, lo be trauert da» Land iu derselben den Verlust einer fürstlichen Frau, welche, al» Vorbild echter weiblicher Tugenden, da» Schöne und Edle zu fördern iiiianZgesetzt bestrebt war und durch selbstlose. ausopscrungSvolkb Wobllbätigkeit sich ein dauernde» Denkmal i» den Herzen der Bevölkernng gegründet hat. Möge da» Bewußlsem von der Hochachtung >»»d Liebe, welche der Hobe» Verlebten allseitig folgen, Ew. Königlichen Hobest und Allerhöchstdessen Hanse einen Trost bei dieser schweren Prüfung gewähren! Mit dem Ausdruck lebhafte» Danke» sür die erneuerte Versickerung der lanve»hrrrlichen Huld und Gnade verharrt in tiesster Ehrfurcht Ew. König! Hoheit re." * Seiten» der staatsrechtlichen Commission de» braun schweigischen Landtag« nnirdei» derLandtagSs'tzung vom Mittwoch ein« Erklärung verlesen, worin gesagt wirv, die Commission glaube sich mit der Regierung cm Einver ständnisse. daß Schrille bezüglich der Thronsolgesrage seilen« der Lande-versammluna bei gegenwärtiger Sachlage weder erforderlich, noch wÜnschenSwcrth seien. Die Commissioa glaube sich auch darin mit der Regierung einverstanden, daß bezüglich der Durchführung de» A. 6 de» Rcaentschaftsgesetze» vorbereitende Schritte zu thun seien, daß aber auch die Be fugnisse de» RegentschastSralhe» erst nach Durchführung dieser Piaßnahmen erlöschen würden. Dies« Erklärung wurde ohne Debatte »<1 not» genommen. Dieselbe lautet wörtlich wie folgt: Die von der Londesversnmmlung eingesetzte Commission für staatS- rechi'nche Auge egenheite» dal ihr« Aulgab« »icht allein in der Bor- prüsung eiwaiger Vorlagen finden zu sollen, sonder» den Absichten der Versammlung auch dadurch zu entsprechen geglaubt, daß sie etwa znr Förderung der lchwebeuden Fragen dienliche Maßregeln durch eigene Anträge anzoregen dabe. Sie hat demgemäß dce Frag« erwogen, ob die von dem Stoatsminifter ln der Sitzung »mn 10. d. M. abgegebene Erklärung Veranlass»»- zu einer Segen» änßerung der LaudrSversammlung, insbesondere zu einer Erklärung bezüglich ihrer Auslassung der dir Tdronsolge betreffenden Frage» geben könne oder müsse. Die Commission hat diel« Erwägung nicht ohne vorgäaqige Verständigung mit der Landesregierung abschltrße« zu bürten geglaubt »ud ist in Folge der dieserhalb stattgefundene» Bevrechunqen zu der Ueberzeugung gelang», t».ß ein derartige« Schritt sr tens der Landesversammlnng bei der gegenwärtigen Lag« der Sache einerseits nicht ersorberlich, andererseits nicht wünschenSwerth lei. Sie hat deshalb voa einer Anregung in vieler Richtung abgesehen, hält sich indessen sür verpflichtet, von der stattgehabten Prüfung de« LaadeSversammlnng diese Mittheilung zu machen. Die Commission glaub« noch hervorheben zu sollen, daß bezüglich deSRegentschastSgefetzeS vom 16. Februar 1879 zwischen der Landetregiernng und der Com- miifion Cmverständniß darüber herrsche, daß einerseits zur schleu nigen Durchführung der nach H. 6 diese» Gesetze» event. erforderlich werdenden Maßnahmen, soweit tdunlich, schon vor Ablaus der darin sestgenellten Frist, vorbereitende Schritte »u thun sein werden, daß aber aiidererseil» die Aufgaben uud Befugnisse de» Regentfchasis» ratbe» eintretendea Falle» erst mit der Durchführung der gedachten Maßnahmen erlöschen. Die Erklärung wurde, wie bereit- gemeldet» ohne Debatte »ä iuücc genommen. Aus die Anfrage eine- Abge ordneten, wie es mit der Zahlung der Erbschaftssteuer von einer halben Million Mark seitens drS Herzog» von Lumberlaud stehe, erwiderte der Staat-minister Graf Görtz-WriSberg, er lei zur Zeit nicht in der Lage, die schwierige nnd dclicate Frage zu beantworten. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „Die Kurzsichtiakeit der Schüler aus unseren höheren Lehr anstalten bildete aus der letzten zu Soest abgehaltenen „Tirectorenconfrrenz" a. Aden Gegenstand einaehenter Lcr» Handlung. Den Hauptgrund der zunehmenden Kurzsichtigkeit fand die Versammlung in dem schlechten Drucke vieler Schul« bücher, namentlich in den Anmerkungen; ganz besonders zu tadeln sei der Dncck der Reclam'schen Classskerausgaben. Auf de» Vorschlag des Herrn Realgymnasial-DirectvrS Münch- Münster wurde dann der Wunsch ausgesprochen, „daß im Interesse des Sehvermögen» der Schüler von dem Vorgesetzte« Ministerium eine Bestimmung über die AnSstallung der Schul bücher bezüglich de» Drucke» (Abstand der Zeile». Größe der Lettern, Anzahl der Buchstaben) und der Beschaffenheit des Papier» erlassen werde mit der Maßgabe, daß nene Schul bücher nicht eiugcjührt und neue Auslage» schon eingesührter Bücker wciterbin nicht gebraucht werden dürfen, wenn die selben den erlassenen Bestimmungen nicht entsprechen". Im Interesse de» Sehvermögen» unserer Jugend begrüßen wir diesen Beschluß mit großer Freud« und zweifeln nicht, daß die Verleger von Schulbüchern im eigenen Interesse den zn erlassenorn Bestimmungen aus» Prompteste entsprechen werden". - Die vom militair-geographischen Institute in Wien im Lause diese» Jahre» au»zusübrendcn astronomischen Nivellements- und TrianrcguliruiigSarbeiten worden umfassen: t) Ten Bau, beziehungsweise die Herrichtung der Feld- observatorien in Krakau, Czernowitz und Kronstadt, sowie di« Längeniinlerfcbiet-Messuiige» zwischen diese» drei Stationen; 2) die Herrichlung und Messung der projeclirlen Bast« bet Kronstadt und Eniwickelnng derselben in da- Hauptnctz mit dem hierzu nöth'gen Signalbaue, dann die Trtanregultrung erster Ordnung zur Ergänzung VeS Siebenbürger Neye« und zun» Anschluß desselben >m Norden an die Basis bei Radautz (Bnkowtna), Weiler die Trianrcgulirimg zweiter und dritter Ordnung cm östlichen Tbeile de» ehemaligen Siebenbürgen znin Zwecke der Bervollstündignitg derselben und der präcisen Höhenübertraaung auf alle Puncte de« Netze»; 3) d>e Fort setzung de« Nivellement« in Siebenbürgen. Die belreffenven LankrSstellen wurden vom ReichS-Kriegsministerium hiervon in Kenntniß gesetzt, damit die Ojfic>ere, welche in den ' etresfente» Krvnläntern Arbeiten ausznsühren haben, jede ll terstiitznng erbalten und die unterstehenden Behörden in diesem Sinne angewiesen werden. * Man schreibt der „Kölnischen Zeitung" au« Peters burg. 20. März: „Ter Waffengana mit England in Mittelasien scheint nur vorläufig aufgeschoben worden zu sein. Daß der Czar eine Ncigun. zu kriegerischen Lorbeer» bat, ist längst bekannt. Im Volke aber ist ein Kampf mit England seit lange populär. Besonder» seit Rußland sich entschlossen hat, von Europa nicht» mehr w ssen zu wollen, seit e» sich mit Zöllen nnd Schranken aller Art nach Westen abgeschlossen und sich ungeheure Opfer anferlegt hat, um eine eigene Industrie groß zu ziehen, wird Asien mehr und mehr von Wichtigkeit. Der Handel dorthin, die russisch« Aii-snhr ist schon jetzt von großem Umfange, und je weiter die russischen Spinnereien, Seitenmaiiuj'aclure», Metall industrien sich entwickeln, um so mehr sucht c« aus den einzigen auswärtigen Markt, der ihm offen steht, in Asien, Fuß zu fassen. Der russische H.invel kann sich indessen nur da befestigen, wo einigermaßen geordnete Zustände herrschen »nd wo der Verkehr nickt vrr Gnade räuberischer Horden au»gesctzt ist. ES bat zudem zwei große Ziele vor sich: China und Indien. In beiden Ländern findet e», wenn es einmal dortbin gelangt se>n wird, eben die nölhige oder noth« dürftige Ordnung sür seine Sicherheit vor. Und so ist es nickt so nnvernü»slig, wenn Rußland Schritt vor Schritt seinen asiatischen Markt mit den Massen in der Hand a»S- dehnt bi» an die Grenzen von China und Indien. Die Engländer in ihrer Gier haben nur wieder AlleS halten wollen und deshalb viel verloren. Sie gönnten Niemand in den fünf Erdtbeiten einen Halm und werken dabei grcße Felder fahre» lassen müssen. Die Engländer können au» militairischea Gründen keinen Krieg mit Rußland führen. Ohne Bundes genossen ist aber auch sür Rußland ein Krieg mit England wirthschastlick eine immerhin mißliche Sacke, besonder» jetzt, I wo der Wettkampf um den Kornhankel auf dem Höhepunkt I steht. Mit Frankreich »der Deutschland im Bund« ging es »schon an; da wäre die englische Seemacht nicht so allein-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite