Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503268
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- fehlerhafte Bindung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-26
- Monat1885-03
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1885
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'anivfer -z s fisch- /3) der ko und ich.sch- st von scinisch« -7) der v-N»rk (33,3) ampfer nnrch" n", m e vou impfer (21/3, ilond" ' der r am usam- Der 1 dem eoßes fönst G»sch-t»t ts-ltch früh «V.llhr. »»r LrpkdMo» JohauaeSgasse 33. Xzrrchft«nöen der NeiilN»»: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. 7»'» lluE 4bn e-i N. ^ -I. 7 ,A47b IL« 4',, -.- UL- »»!1- ^ 1 I07tl r« » r 4', «« »oU.il ieLtü I I brr ttcüik/. 3^L für »t, »i«ftf»1^»»« -,M«er »eft1»«rrn g«seratr a» «achratagrn bi« S Uhr Nachmittag«. „ «nv Aesttagrnfrütz bi«' /,» Uhr. z, ikv Filialen fiir 2ns.-^n»ah«e: vtt« Klemm, UniversitLt-strabe 21, Loai« Lische, Katharineuftrabe IS, p. v»r tzt» '/.» Uhr. KlWMrIaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 21U flog« L8,VLV LdBNnenmltbPreis vierteil. 4'/, iacl. Bringerloh» b Mk. durch die Haft bejogea S Mk. Jede rinjelne Nummrr 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage, (in Lageblatt-Jormat gesalzt) ah»t Poftbesürdrrung 39 Mk. »tt Postbefvrderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile X) Grühere Schriften laa« »»I. Preise lobellarijcher u. Jiffernfatz »ach höh Kellameu »Mer dem RedactiouSstrich dieüt ZrilröOPf.. vor de» Fomilirnnachricht»« die kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Gpprbitt«« h» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuaaienuiilo oder d»rch Poft- »achuahme. eile X)«. «MN ^ 85. Donnerstag dm 28. Mürz 1885. 79. Jahrgang. Amtltcher Weil. NrtiNMlMchMß. Bon dem unterzrichnetrn Armenamle sollen im Stadt- Hause allhier (Eingang Miihiaafle Nr. 7) Montag, de» SV. m»ti Mär; »- v. Dor«»ttagS vo» tt Uhr an «t»e Partie getragener Kteidnag-ftücke, Möbel. Haus» und Küchengerät he, Betten und dergl. mehr meist« seiend versteigert werden. Leipxig, den 23. März 1885. Da« Arnrenanet» Ludwig.Wolf. IunghShnel. SMtlsche Fortbildungsschule flr ASdchen. -reit»,. Ne« lS7. Mär». u»d E«»»abe«d, he« S8 Mär», »erden in der 3. Siaqe de« SchnlgebSude« der Kortbildnng«schale für Mädchen (lhoiuastirchhof 21/22) die Haudarbeite» »nd die Zeichnungen der Schülerinnen ausgestellt selu. Znr Besichtig>m.q derselben in der Zeit »o» 10—12 Uhr und vo» 2—5 Uhr ladet ergebenst ei» Leipzig, de» 24. «Sr, 188b. Der Direktor L. Reimer. Im Diebe'scheu Loncurs» wird aus Antrag de« To»r»rtver« walier« eine Gläubiger.Versammlung aus de» 1«. «pril er., vormittag« 1« Uhr. beliust Beschlusses über die Anerkennung geltend gemachter Aus« iind AbsonderungSansprüch« »nd über di» Fortzahlung der Leben«» Versicherungsprämie beruseu. Mühlberg, dn, 18. März 1S8L. «bninliche« ««t»,ericht. Beql. Hohmao» al« Grrichlsschreiber. Nichtamtlicher TheU. Der Reichstag und die LolonialpolM. Der deulsche Reichstag hat die Ausgaben, welche ihm für t ' erste Session gestellt waren, in der Hauptsache erledigt. Trr Etat ist durmberathen und festgesetzt, die Abänderungen t" Zolltarif« sind bi» auf einen kleinen Rest erledigt, und tu: Dampsersubvention ist, abgesehen von der afrikanischen Linie, genehmigt. Ein solches Ergebniß war bei der Zu« sammeiisetzung des Reichstage« nicht zu erwarten, da die aus dem Eenlrum und der deutschfreisinmgen Partei nebst Polen, Welsen. Volkspartei und Socialdemokratrn bestehende Mehr» beit bis zu», 15. Dccember, dem Tage der Abstimmung über den Directorposten im Auswärtigen Amt, eine entschieden feindselige Haltung der Colonialpolitik des Reichskanzlers gegenüber einnahm. Bein, Wiederzusammentritt deS Reichs tages nach den Weihnachtsferien ist ein Umschwung eingetreten, der Widerstand gegen di« Colonialpolitik ist einer halb wider willigen Zustimmung gewichen, die Minorität der zweiten Lesung hat sich bei der dritten Lesung in die Majorität der» wandelt, und wenn die Forderungen de« BundcSralhS für den zweiten Director im Auswärtigen Amt. für die Generalkon suln in Capstadt und Korea, für den Gouverneur von Kamerun und die sonstigen Ausgaben für Colonialzwecke, endlich für di« Dampsersubvention auch zum Tbril nur mit geringer Mehrheit bewilligt wurden, so liegt voch die Thatsache der Bewilligung vor, und diese war nach den bi« zum 18. De- cember v. I. gemachten Erkahsungen nicht zu erhoffen. Es fragt sich, welche Ursachen di« nach dem 18. December eingetretene Wandlung herbeigeführt haben. Die Antwort lautet kurz und bündig: die öffentliche Meinung. Diese Macht hat sich »n so unzweifelhafter Weise kundgegeben, daß der Einfluß der beiden Hauptsührer der Opposition, Windthorst'S und Richter'», nicht stark genug war, um sie auszugleichen der Ablehnung des zweiten Direktors für das Auswärtige Amt künstlich zu Stande gebracht worden wären, als ob die große und mächtige Bewegung, welche damals durch ganz Deutschland ging, nur der Beranstaltuna geschickter Agitatoren ihre Entstehung verdankt hätte; sie haben tauben Ohren ge predigt, man hat die Reden lächelnd oder kopfschüttelnd geles« und sie zu den Arten gelegt, mit der Ueberzeugung, daß d Thatsachen damit in unlösbarem Widerspruch stehen. Die Dampfbarkafse für den Gouverneur von Kamerun wäre auch niemals bewilligt worden, wenn nicht die erdrückende Mehr heit de« deutschen Volkes bei jeder Gelegenheit ihre Sympathien für die EolonialpoAtik de» Reichskanzler« auSgedrücki hätte. U» kam noch ein günstiges Zusammentreffen hinzu, und da» ! da« Bekanntwerden de-Erfolges, welchen unsere Mo war Marine - P in den Tagen vom 20. di« zum 22. December v. Ä. gegen die Neger von Ioßtown und Hickon»town davongetragen bat. Unter dem frischen Eindruck dieser Nachricht fühlten sich auch Centrum und Deutschsreisinnige plötzlich patriotisch angehaucht, und in dieser Stimmung that Wiudthorst den kühnen Ausspruch, daß der deutsch« Reichstag dem Auslände gegenüber immer einig sei. Da» dritte Moment, welches di« dem Bnndesrath« und der öffentlichen Meinung ent sprechenden Abstimmungen zu Tage gefördert hak, war der Inhalt der Weißbücher, au« welchen die unfreundliche Haltung England« gegen Deutschland in Colonialfragen in ganz über raschender Form hcrvoraing. Diesen Einflüssen hat sich selbst die höchst widerwillige Mehrheit de- Reichstages nicht ver schließen können, und mit ihrer Hilfe sind die Abstimmungen zn klaube gekommen, durch welche die Durchführung der vom Fürsten Bismarck eingeleiteten Colonialpolitik ermöglicht worden ist. Leider nur .ermöglicht", aber nicht von der einstimmigen Zustimmung de» Reichstag» getragen und zu der de- deutschen Volke- gemacht. vertrauen zum Bundcsrath spricht sich überhaupt in den Bewilligungen des Reichstags für Colonialzwecke nicht aus. Er verlangt speciell» Rechnungslegung über die Verwendung d«ü für Colonialzwecke in Wettasrika gewährten Pauschquan tum», mit allen möglichen Vorsichtsmaßregeln, ferner genaue Rechnungslegung Uber die Dampfersubventionen, Vorlegung der mit den Rh«d»rn geschloffene» Verträge ic. Da« sind Hindernisse für die Rcichscxecutive, welche sie in ihrer freien Bewegung hemme«. E» versteht sich von selbst, daß über die Verwendung öffentlicher Gelder Rechnung gelegt werden muß, daS würde auch ohne di« Resolutionen des Reichstags geschehen sein; aber die Specialvorschriften, welche für die sorm der Rechnungslegung vom Reichstage beschlossen wurden, önncn nicht dazu dienen, «inen frischen Zug in die Colonial bewegung zu bringen. Der Ton, welchen die Abgeordneten Bamberger, Richter, Birchow und Rmtelen während der Be rathungen über die Aufwendungen für Colonialzwecke uud für die Dampiersuborntionen angeschlagen haben, kann die gedeih liche Entwicklung der deutschen Coloaien nicht befördern, die Furcht vor Krankheit und Tod Derer, welche nach Neuguinea und nach unseren Colonien in Afrika gehen wollen, wird viele Unternehmer und zur Uebernahme von Stellungen im Eolo- nialdienst geneigte zunge Leute abhalten, ihr Glück in Afrika oder in der Südsee zu versuchen. Wenn Woermann. Lüderitz, Brohm, Thormälen, wenn Stanley, Rohls», Rachtigal, Büchner und viele Andere so gedacht hätten, dann wäre das Congogebiet noch beute eine tvrra tnooxnit», dann wäre kein Columba« nach Westen gesteuert, kein Cook, kein Basco de Gamo, kein Magelhaen» hätte jemal» Ent deckungsreisen angetreten. Mit solchen philisterhafte» An schauungen, wie sie von den Wortführern der Opposition im lieichSlage entwickelt worden sind, läßt sich überhaupt nicht« Rechte- beginnen. Wer der Meinung ist, daß Deutschland sein Heil nur innerhalb seiner engen LandcSgreuzrn suchen und sindrn kann, der thäte bester, wenn er die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit aus ihren Umfang prüfte, al« daß er sich über Dinge ein Urtheil anmaßt, di« über seinen Gesichtskreis hlnauSgeben. Wir können un» sehr wohl denken, daß ein Professor bahnbrechend auf dem Gebiete der Physiologie gewirkt Hut, daß er die Bedingungen, unter welchen em Mensch di« erreichbare Eatwimlung seiner körperlichen und geistigen Kräfte und Anlagen finden kann, kennt; wir sind davon über zeugt, daß ein Birchow al» Forscher auf anthropologischem Gebiete ganz an seiner Stelle ist und schwerlich Jemanden antreffen wird, der e« ihm darin gleich thut. Aber wir sind andererseits die Meinung, daß Fürst Bismarck bester ver steht als Birchow, ov e» für Deutschland gut ist, Colonien zu gründen, oder nicht. Die Colonialsrage ist nicht vom Standpunkte der Hygieine und Saluvrität zu untersuchen und zu entscheiden, sondern lediglich vom politische», handelspolitischen und volkSwirthschaftlichen Stand punkte aus. Wollte man in solchen Fragen der Autorität Virchow's folgen, so müßte man vor allen Dingen den Krieg aus dem Zukunstsprogramm der menschlichen Entwickelung gänzlich aiwscheivea. ES giebt nicht-, was den allgemeinen Gesundheitsverhältnisten schädlicher wäre alS der Krieg, und dennoch sind die Völker durch politische Rücksichten zuweilen gezwungen, einen Krieg zu führen, und die Ergebnisse eines noth- wendigen Krieges sind, wie die Ersahruna lehrt, der Erhal tung eines aus die Dauer unhaltbaren Frieden« ganz ent schieden vorzuzieben. Die deulsche Colonialpolitik ist trotz der widerstrebenden Mehrheit deS Reichstages jetzt in die Bahnen geleitet, welche ihre Entfaltung bis zu einem gewissen Grade ermöglichen; stände die Mehrheit de» Reichstage» aus dem Stanbpuncte Birchow'», welcher die neue» Erwerbungen Deutschland»in Afrika und Australien blo« von der hygiemischen Seite betrachtet, dann mußte sie alle damit zusammenhängenden Forderungen unbedingt ablehnen. Das ist nicht geschehen, obwohl der Wille dazu auf Seite der Opposition in ausreichendem Maße vorhanden war. also hat sich der Reichstag der öffentlichen Meinung in Teulschland gebeugt. * Leipzig. 26. '.»iärz 1885. * Der „deutsche Reichsanzeiger" bringt den folgenden kaiserlichen Erlaß: Die Feier Meines GeburtS- tage« am 22. März hat Mich wieder r»cht lebhaft empfinden lasten, wie unerschütterlich treu die Liebe ist. welche Mir vom Veukschen Volke entgegen getragen wird. Aus allen Theilen des Reiches sind Mir von Gemeinden und Corpora- tionen, von Vereinen und Anstalten, von Festversammlungen und einzelnen Personen ohne Unterschied von Rang und Stand, ohne Rücksicht auf religiöse- Bekenntnis; und politische Meinung, selbst vom Auslände her freudige Glückwünsche bargebracht worden. Jhze Zähl ist ezne so beträchtliche, ihre Form eine so mannigfalNge. ihr Ausdruck rin so Herz, gewinnender, daß Ich von all diesen Beweisen warmer und inniger Tbeilnahmo ties gerührt bin. Ein solche einmitthige, erhebende Kundgebung an Meinem GeburtSseste, an welchem Ich auf 88 Jahre eine- wcchselvolle», vo» Gott reich geseg neten Leben« zurückblicke, hat mir die Freude verdoppelt, und hoch beglückt fühle ich Mich i» dem Gedanken, daß da« ganze deutsche Volk sich mit Mir und Meinem Haus« zu einer gemcinschastlicheu Feier deS Tages vereinigt hat. Es ist Mir daher ein wahres HerzenSbedÜrsniß, Allen, welche Mir bei diesem Anlaß durch Adressen und Telegramme, durch poetische Ansprachen nnd musikalische Compositioncn, durch Blumenspcnden und sonstige Zuwendungen sinniger Art so liebevolle Ausmerksamkciten erwiesen, Allen, welche'Mciner in Wort und Schrift gedacht haben. Meinen aufrichtigen Dank dafür auszusprrchen. In der allgemeinen, durch da» ganze Land gehenden Bewegung giebt sich daS wohltbu«nve ver trauen kund, mit dem die Nation Meine ernsten Bestrebungen um deS Volkes Wohl begleitet. Gestützt auf diese ermuthiaende Erfahrung werde Ich nlcht milde werden, bi« Gott Meinem Wollen und Können ein Ziel setzt, der Fürsorge für Mein geliebles Vaterland Meine ganz« Kraft zu weihen. Dazu gebe Gott seinen Segen! Möge unter seinem Schutz und Beistand Deutschland zu allen Zeiten in friedlicher Ent- Wickelung blühen und gedeihen! Ich beauftrage Die, diesen Erlaß zur öffentlichen Kennt- niß zu bringen. Berlin, de» 24. März 1885. Wilhelm. An d«, Re«ch«kanzl»r. * Die ,Nationalliberalr Correspondenz" schreibt: „Mit der Entscheidung des Reichstags über die Dampfer» subventiontvorlage, wie sie jetzt envgiltig getroffen ist, kann man wobl zufrieden sein. Die Frag«, die seit einem Jahr die Gemüther bewegt, ist zu einem so günstige» Ab schluß gekommen, wie es »ach der Zusammensetzung deS Reichstags kaum gehofft werden konnte. Wir hätten freilich auch die afrikanisn " ' ........ lieber, als gerade unseren colonial« später nachgcholt werden und jedenfalls bleibt von dem Ge- etz noch genug übrig, um demselben den höchsten Wcrtb zu verleihen. Es ist auch keineswegs richtig, daß das Gesetz mit ganz knapper Mehrheit von wenigen Stimmen zu Staude gekommen ist. Zunächst stand die ostasiatische Linie so gut wie außer Frage, da für dieselbe säst das ganzr Hau» stimmte, auch auf deutschsreis,»niger Seite wagt« man da» Princip, daß für derartige private Unter nehmungen staatliche Mittel nicht aufgewenbct werden dürfen» nicht mehr ausrecht zu erhalten. Die australische Linie st allerdings nur mit knapper Mehrheit durchzusetzen gewesen. Da» ganze Gesetz oder ist wieder mit sehr ansehnlicher Majo rität bewilligt worden. Eine namentliche Abstimmung über das ganze Gesetz hat leider nicht stattgesunden; den Drulsch- sreisinnigrn schien eine solche unangenehm zu sein und sie wußten sie zu Hintertreiben. Sie würden wohl auch alle oder rum weitaus größten Theil gegen daS Gesetz in der nun vor liegende,, Fassung gestimmt haben, dagegen erhob sich in der Scbliißabstiminung die größere Hälfte deS Centrum- für da» Gesetz, und wenn nun auch die genaue Zahl und die Namen der Majorität nicht zu constatiren sind, so kann doch nicht bezweifelt werden, daß die letztere ein« sehr bedeutende gewesen ist. So hat sich denn selbst in diesem ungünstigen und wider- willigen Reichstag der Gedanke einer aktiven energische» überseeischen und colonialen Politl Bahn gebrochen: die Dampsersubvention, die Einrichtung«» für die afrikanischen Schutzgebiete, die wichtigsten neuen ConsulatSposten sind be willigt. Es hat freilich Mühe genug gekostet und der Reichs kanzler ist persönlich für diese Aufgave mit einem Eilcr ein- t persönlich für diese Aufgabe mit einem Eist etreten wie bei wenigen anderen Anlässen. DaS Nrsullat at aber auch die Mühe gelohnt. Aus Eine» muß bei dieser Entscheidung wieder hingewiesen werden: der feste Stamm der Majorität bestand au» Conservativen und Rationallibe ralen, die einig und geschlossen vorgingen; eS bedurfte aller dings noch eines kleinen Zuzug- au» dem Centrum und wir erkcnnrn diese Hlllseleifluiig mit Befriedigung an. Allein es hat sich doch wieder gezeigt, daß eine sichere und unbedingt mverlässiae Stütze in den großen Fragen der nationalen Politik eben nur die beiden erstgenannten Parteien bieten. Aus die conscrvativ-klerikale Mehrheit läßt sich die Colonial politik nicht gründen, und vieles Andere auch nicht." * Der Gesetzkiitwurf, betreffend Postdampfschifss- verbindungen mit überseeischen Ländern, ist in der dritten Berathung deS Reichstag» in folgender Fassung an genommen : > tz. 1. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die Einrichtung und Unirrhaltung vo» regelmäßigen Postdampsschiffs - Verbindungen zwischen Deutschland einerseits und Ostasien, sowie Australien anderer seits aus eine Dauer bi« zu süuszehn Jahre» an geeignete deulsche Unternehmer aus dem Wege der cugere» Submission einzrln oder zusammen zu übertragen und in den hierüber abzuschllcsienven Ver trägen Veihilse» bi- zum Höchstbctrage von jährlich vier Millionen Mark aus Reichsmitleln zu bewilligen. K. 2. Der Reichskanzler wird ferner ermächtigt, zum Anschluß an die Haupllinien (ß. 1) die Einrichtung und Unterhaltung einer weiglinie von lriest über Brindisi nach Alexandrien aus eine auer bi- zu süuszehn Jahre» an geeignete deulsche Unternehmer aus dem Wege der engeren Submission zu überirageu, und in den hierüber abzuschließendru Verträgen eine Beihilfe bis zun. Höchst, betrage von jährlich vierhunderttauscnd Mark aus Reichsmitteln zu bewilligen. 8- 3. Die tm ß. 1 bezeichneten Verträge müssen die in der An lage zusaminrngestelltea Hauplbedingungen enthalten und bedürfe» zu ihrer Gültigkeit der Genehmigung deS Bundesraths. Die Be» träge, sowie die aus Aruad derselben geleistete» Zahlungen sind dem Reichstage bei Vorlage de- nächsten ReichshauSHalis - Etats mit- zutheile». 8 4. Die nach 88. 1 und 2 zahlbaren Beträge sind ta den Reichs ha ushallt-Etar einzustellen. Anlage. 1) Die Fahrten müssen aus den Haupllinien in Zeitabschnitten von längstens vier Wochen stattfinden. 2, Die in die Fahrt einzu- stellenden Dampfer dürfen in ihrer Coustructioo und Einrichtung, namentlich in Bezug aus PcrsonenbrsSrderung und Sicherheit, de» gus denselben Linien laufenden Poftdampsern anderer Rationen nicht nachstehen. 3) Die Aahrtgeschwindigkeit ist aus mindestens 11'/, ttnoten im Durchschnitt irstzusetze«.—Dir Zeitdauer der Reise ist »ach diesem Ver- häliniß mit entsprechendem Zuschlag iür de» Ausenthalt in den a»zu- lausenden Häsen in Stunden mit einem Abschlag vo» 1 Knoten pro Stunde für die Fahrt gegen den Monsun zu berechnen. 4) Dir Unternehmer der Hauptliniea (8. 1) sind verpflichtet, bei der Hin- uud Rückfahrt rinen belgischen oder holländischen Hasen anzulausen, ö) In diese Llnl» rtnzustellende neue Dampser müssen aus deutschen Wersten gebaut sein. 6) Alle ln die Fahrt einzustrllenden Dampser müssen vorher durch vo» der Regierung zu ernennend« Sach verständige als den vorstehende» Ansorderungea genügend anerkannt werden. 7) Für ungerechtfertigte Verzögerungen bei der Fahrtaul- sührung »erden entsprechende Abzüge von der Subventionssumme gemacht. 8> Di« Dampser führen die deutsche Postflagge und bc. fürder» die Post nebst den etwaigen Begleitern ohne besondere Be- »ahlung. 91 Die regelmäßigen Fahrten müssen spätesten» 12 Monate nach Abschluß der Verträge beginnen. 10) Zur Sicherstellung der Erfüllung der Vertragsverbindlichkeiten ist, soweit ersorderlich, den Unternehmern die Bestellung einer Laution auszoerlegrn. 11) Er wachsen den Unternehmern au« dem Betriebe dauernd größere Ge- «lnne, so kann die Regierung den Unternehmern größere Lristunge», z. B. io Bezug aus schnellere oder vermehrte Fahrten u. s. w., aus- erlegen oder die Subventionssumme entsprechend kürzen. o » « * Dem russischen ReichSrathe wird in nächster Zeit Pa» von einer besonderen Commission unter dem Vorsitze deS Hauptches« der Civilverwaltung im Kaukasus, Fürsten Dondukow-Korsakow. ausaearbeitete Projekt über die Ein führung der allgrmeinen Wehrpflicht im Kaukasus zur Be ratkung voraelegt werden. Bekanntlich waren bis jetzt sämml, liche Völkerschaften de« Kaukasus von der Wehrpflicht dispenstrt. Nach dem neuen Project solle», wie die „Nowoje Wremja berichtet: 1) alle Stämme, die christlichen wie iiiuhamedanischen, zur Leistung der allgemeinen Wehrpflicht hinzugezogr» werden; 2) aus drn kaukasischen Recruten besondere Drushiiien zu Fuß und zu Pferde, und zwar die erster«» au« Muhame- danern, di? zweiten aus Christen, gebildet werden, und endlich S) als Termin ein dreijähriger Dienst gelten. Was de» Osficiersstand in drn kaukasischen Drushinrn anlangt, so sol! rr zur Hälfte au» Russen, zur Hälfte au» Einheimischen be, stehen. Da« Project ist vom Milltair-Tonseil bereit- gebilligt worden. * Der italienische Minister de« Nu«wärtiqen. Herr Mancini, läßt sich die Rehabilitiruna seiner Uverserischen Politik vor der öffentlichen Meinung Mitteleuropa« sehr an gelegen sein. Nachdem er kürzlich in der römischen Depu- tirlenkammer zu Gunsten der italienischen Parallrl-Actio» gc sprochcn, hat er Len Fall nun auch an die zweite parlauicu- tarische Instanz seine» Lande», an den Senat, gebracht, und im Großen und Ganzen mit denselben Argumenten Verth,idigt, die ihm in der Deputirteukammer so gute Dienst« leisteten. AuS der unveränderten Begründung geht immerhin so viel hervor, daß in der Lage, welche von dem positiven Ein greisen Italien» an datirt, bi» zum gegenwärtigen Moment keine Aenderung eingetreten ist. daß mithin da» engere Berhältniß, welche» zwischen Italien und England hergestellt worden, und welchrs nach der Theorie der römischen Politiker dem Bündnisse Italien» mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn nicht nur nicht widerspricht, sondern »gar die größt« Garantie für den ruropäischen Frieden bildet, keine Alterirung seine« ursprünglichen Charakter- ersabren hat. Interessant ist die Enthüllung Mancini's, daß die Lage nicht immer so günstig grwrsen ist. Er erwähnt zu diesem Behuf« einr« im Jahre 1882 an ihn herangetretenen eng lischen Vorschlages zur Einmischung in die egyptischen Dinge, der den Rahmender Verpflichtungen überschritt, welche Italien den mitteleuropäischen FnebenSmächten gegenüber eingegangen war. Indem Mancini die damalige Ossrrtr eben deshalb ab» lehnte, gab er also einen unwiderleglichen Beweis seine« loyalen Festhalten« an den mit den beiden Kaisermächten getroffenen Ab machungen. Hsute hat, nach Mancini'» Gestänbniß, das italienische Cabinrt seinen Zweck erreicht ohne Beeinträch tigung der ihm au» dem mitteleuropäischen FriedenSbund« er wachsenen Verpflichtungen. Al« diesen Zweck bezeichnet Herr Mancini da« Zusammengehen mit England bezüglich der Schifffahrts-Interessen Italiens im Mittelmeere. Daß Italien» Mittelmerrpolitik am Rothen Meere geführt wird, ist schon au« früheren Kundgebungen deS Minister- bekannt. Jetzt bereitet er daraus vor, daß di« Periode activen Vor gehens im Rothen Meere noch nicht abgeschlossen ist, sondern stellt weitere Truppenentsendungen m Aussicht. * Während di« englische Regierung in aller Form vor Rußland den Rückzug anqetreten hat, sucht die eng lische Presse diesen Rückzug durch einen aus eigene Faust ge führten Freischaarenkriea zu decken. Da« Sonderbarste ab«> ist. daß die Börsen sich noch immer durch derartig« plumpe Manöver überlisten lassen. Ein englisch-russischer Krieg gehört zu den unwahrscheinlichsten Dingen der Welt. Die englisch, Regierung weiß sehr wohl, daß sie militairisch außer Stande ist, einen Krieg mit einer europäischen Großmacht zu führen, daß en> solches Abenteuer die künstliche Unterlage der englisch,,, Macht. daS durch billige Siege über halbwild« Stämme erworbenc Ansehen, bedenksich erschüttern würde. Ein Krieg wäre also «ur in Sicht, wenn Rußland ihn wollte. Für Rußland aber bringi der Krieg sehr ernste wirthschastliche Rachtheile mit sich: Rußland kann zudem Alle», was e» in Mittelasien an strebt, ohne die Gefahren eine» großen Kriege» erreichen. Ruß land ist in Asien die aufstrebende. England die sinkende Macht; da« ganze Schwergewicht der Zeit fällt also ganz von selbst für Rußland in die Wagschale. Rußland braucht sich nm dem langsamen, stillen Zuge der Ereignisse zu überlassen, de, c» von selbst den Thoren Indien» näher und näher führt. Dic russische Regierung ist sich dieser Sachlage vollständig bewußt und paßt ihre Taktik derselben in schlauer Weise au; sie bes»i einfach zwischen Herirud «nd Murghab jene Punkte, die sie für unentbehrlich hält, und überläßt e» den Engländern, sich mit den neugeschaffencn Thatsachen so gut wie möglich abzufinden Gladstone hat diese Abfindung mit einer Offenheit, dic sonst nicht seine Art ist, vollzogen; er hat erklärt, die englische,' RückzugSsorderungen seien der Sache nach zurückgezogen. Au dieser Thatsache kann da» KriegSgeschrei der englischen Blätte, nicht» Ludern; di« Deutung der .Time»", England habe be» Russen npr jene Punkte südlich von Sarakhs zugestanden welche sie bereit» «m November besetzt hatten, erscheint als wenig stichhaltig. Ja, man kann sogar behaupten, das Gladstone sogar daS von den Afghanen besetzte Pendjeb halb wegS ausgegebcn hat; denn der vereinbarte Waffenstillstant cntfiält den bekannten russischen Vorbehalt, welcher de» Russen für den Fall von Unruhen ,n Pendjeh da» Recht der E„i»,ischung zuspricht. England hat diese» Waffenstillstand und also diesen Vorbehalt angenommen. Angesicht- solche' Thatsachen sinken die Lärmartikel der »Daily News" uni „TimcS" zu bloßen Spiegelfechtereien herab. Die „Dailo NewS" läßt 25,000 Mann, die „TimrS" gar 50,000 Man» kampsgerüüet an der afghanischen Süvgrenze stehen, bereii. Herat zu besetzen, sobald es von den Russen bedroht werde Da nun Herat nicht bedroht ist, werden diese papierne» Krieger sich wohl schleunigst ln ihre Dörfer zerstreuen. Diel Nachrichten verlieren zudem viel a» Werth durch den frag würdigen Zusatz, daß in Indien eine gewaltige Begeisterung für England herrsche. Der Emir von Afghanistan hat übrigens vor etwa 14 Tagen Kabul verlassen und ist auf dem Wege nach Rawul Pindt, wo er Ende dieser Woche mi' dem Viceköniae Dusserin zusai»mentriffl, in Dschellalada. eingetroffen, zhür Deutschland und seinen Heldenkaiser ha! die „Times" heute viele herzliche Worte; dieselben würde', jedoch in Deutschland einen unweit tieferen Eindruck mache,', wenn dieselben nicht von dem verschämten Versuch begleite: wäre», die deutsche Dynastie gegen die angebliche Kriegspolit'l deS Fürsten Bismarck auszureizen. * Die neuesten Bericht« vom Kriegsschauplätze bei Suakim beweisen, wen» es »och de« Beweises bedürfte, m l welch gefährlichem Feind man zu «hu» bat, sie geben sreilick auch zugleich die beruhigende Versickerung, daß die englische Truppe, welche plötzlich übersatten wurde, gut diSciplinir! und gegen eine Panik sicher ist. Ueber das Gesecht am Sonntag in der Nähe von Tamai wird aus Suakim 22. März, gemeldet: »Das Berkshire - Regiment, die Ce> soldalcn, die indische Infanterie, eine Schwadron britisch Cavalieri«, eine Abthcilung der Gardnerbatteri« und ei» Detachement Genietruppen unter de», Besetzte de» General major« McNeill brachen heute früh um 7 Uhr in zwe Earrüs aus und schlugen di« Richtung von Tamai ein. ui Zerrba» zu errichten, die durch da« Berkshirc-Regiment besetz werden sollen, während die anderen Truppen in da- Lage, zurückkcbren werden. Ein« grcße Menge Rebellen, welche vo den Hügeln bei Haschin da« Borrücken der Briten in de. Richtung von Tamai bemerkten, machten den Versuch, ihne, den Weg abzuschneiven, wurden jedoch daran verhindert dur, da« Artillerirscuer von der Zareba bei Haschin und den ii Hafen liegenden Schiffen, welche» ihnen schwere Verluste zi sügle". — Ein spätere» Telegramm auS Suakim meldei „Eine mehrere tausend Mann stark« seinvliche Streitmack griff beute die britischen Truppen, nachdem dieselben gerat eine leichte Zareba gebildet hatten, ganz plötzlich in en schlossen«! Weise a». Es wurde sofort «,n Carrü gebildcl. und nach einstüudigem heftigen Gewehrfeuer wurde da Un-
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