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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-29
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1885
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17SÜ Lothringen vier die verzinsir und HilsSgenosseuschaslen wurt die Ueber>icht brr Ausgaben ftßer die Vereisung der Gelder der Sparkassen wurden genehmigt. Nachdem noch aber» und Einnahmen der Laudes verwaltung von Elsaß-Lothringen für l883/84 vorgelegt und bezüglich der allgemeine» Rechnung über den Lanveohaushalt diese» Lande- für da» EtalSjahr >888/8 l Entlastung ertheilt worden war, wurde zum Schluß auf Anträge wegen der Bildung von BerufSgenossenschasteu aus Grund de- Unfall« versicherung-gesetze», über den Rechnungsabschluß der Gemeinde» Krankenversicherung-caflea für December 1884 und über die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben verschiedenen Inhalt» Beschluß gefaßt. * 3m Reich-kanzlerpalai» werden umfassende Vor bereitungen für die Feier de« siebzigsten Geburt«, tage» de» Kanzler« getroffen. Bereit» jetzt lausen au» allen Theile» des Reiche» Glückwünsche in den verschiedensten Formen. Briese, Telegramme. Widmungen. Geschenke äußerst zahlreich ein. Au» der stattlichen Reihe der bereit» ein- getroffenen Geschenke wollen wir besonder» eine Sendung de» Rheingaue» hervorheben, welche au» einer reichhaltigen Col lection der au-erlelensten Rheinweine besteht, wie sie m solcher Vollständigkeit wohl noch nie zusammengestcllt worden ist. Mehrer« deutsche Universitäten haben ihre Glückwünsche mit der Ernennung de» Kanrler» zum Ehrendoctor verbunden, so z. B- die staat»wissenschaftl,che Facullät der Universität Tübingen. Am 81. März findet zur Vorfeier de« Feste« beim meichskaazler ein große» Diner statt, zu welchem da» Osficiercorv- de» Maadeburgischen Kürassier-Regiment« Nr. 7. sowie die Bataillontstäbe de« 26. Landwehrregiment« Stendal und Burg geladen sind. Für den 1. April ist, wie schon gemeldet, ein .Frühschoppen" in Aussicht genommen, welcher um 12 Uhr beginnen soll und au welchem die Gratulanten Theil nehmen werden. * wie die .Schlesische Zeitung" an» den betheiligten Kreisen erfährt, verspricht die seiten» der gesammten Studentenschaft Deutschland» dem Kanzler in Ber lin darzubringend« Ovation einen glänzenden Verlaus zu nehme». Die Schwierigkeiten, die dadurch entstanden, daß der Berliner Ausschuß eine Gegenadresse verfaßte und diese al« gemeinsame Adresse der deutschen Hochschulen auorkanut missen wollte, sind glücklich dadurch beseitigt worden» daß die deutschen Universitäten einstimmig der BreSlauer Adresse den Vorzug gaben und so Berlin genöthigt wurde, sich gleichfalls derselbe» anzuschließen. Zur Ueberreichung dieser Adresse werden sich von jeder Universität vier Delegirte nach Berlin begeben. — Am Abend de» 81. März findet der große Fackelzug statt, au bessert Spitze di« Studentenschaft Deutschland» al» beson der« Gruppe auftritt. Die Delegirteu werden hierbei als Vertreter ihrer Universität« in studentischem Wich« und zu Wagen erscheinen. An den Fackelzug schließt sich Abend« Uhr im Saale der Philharmonie «in Festcommer» der Studentenschast. Die solenne Auffahrt der Delegirte« behus« Ueberreichung der Adresse ist vom Reich«kanzler Fürsten Bi«marck aus den 1. April, Mittag» 12 Ubr, festgesetzt worden» eine Nachricht, die sicherlich lebhafte Freude in der Studentenschast Hervorrufen wird. War man doch bither allgemein der Ansicht, e» werde dem Kanzler wegen seiner vielen anderweitigen Verpflichtungen kaum möglich sein, die Deputation vor dem 2. April zu empfangen. Al» Führer der Deputation wird stnä. zur. Richard Mundrtz au» Breslau und ein noch zu nominirender Vertreter der Berliuer Universität fungiren (aller Wahrscheinlichkeit nach «tnä. iur. Freiherr von Zedlitz-Neukirch, der Vorsitzende de» Berliner Verein» Deutscher Studenten). Bei der Audienz wird der Vertreter der Berliner Studentenschaft ein« kurze Ansprache an den Fürsten Bismarck richten, woraus «tnck. jur. Mundrtz den Wortlaut der Adresse verlesen und dieselbe Er. Durchlaucht überreichen wird. Wie schon früher mitgetheilt wurde, läßt jede Universität durch ihre Vertreter ein Album der Unter schriften überreichen. * Dem Fürsten Bismarck ist dem vernehmen »ach «ine Auszeichnung gelegentlick seine» 7ü. Geburtstag«» in der Weise zugedacht, daß der älteste Sohn de» jeweiligen Fürsten den Titel „Prinz" und „fürstliche Gnaden" führen soll. * Eine CabinetSordre vom 20. d. M. trifft anderweite Bestimmungen über die Commandirung und Beurlau bung der Militairanwärter im Unteresse ihrer Dienstversorgung. Danach haben in Preußen die Militairanwärter. welche zweck» Beschäftigung (aus Prob«) in einer den Militairanwärter« vorbehaltenen Stelle com- mandirt sind, während der Dauer ihre» Commando« unter Wegfall aller sonstigen Gebührniffe mit Ausnahme der Groß montirungSstücke ein feste» monatliche» Einkommen, welche» gegen die früheren Sätze (ß. 39 de» Geldverpflegungö- reglement» vom 24. Mai 1877) nicht unerheblich ver mehrt ist, zu beanspruchen. E» erhalten nämlich, für den Fall, daß sie Familie (Frau oder Kind) haben» di« Feldwebel, Wachtmeister, Oberseuerwerker und Roßiirzte monatlick 100 »ckl, die Vicefelvwebel rc. SV die Sergeanten. Feuerwerker rc. 80 die llnterosficiere, Lazarethgehilsen, etatSmäßigen Hoboisten mit Unterosficier«- rang 70 und die Gefreiten und Gemeinen 60 Für den Fall, daß sie unverheirathet sind, erhalten die Feldwebel u. 90 .F, die Viceseldwebel rc. 75. die Sergeanten re. 60, di« llnterosficiere rc. 50 und die Gemeinen rc. 40 Die früheren Sätze waren für die Chargen in vorgenannter Reihenfolge, gleichviel ob die Betreffenden verhcirathet oder unverheirathet waren, 84. 6«. 54. 42 und 2t Erreicht da« Einkommen, welche» di« Eommandirten von der Civilbehörde beziehen, die obigen neuen Beträge nickt, so wird ihnen da» Fehlende vom Truppentheil gezahlt. Die Unterosficiere» welche nach Be- endiguug einer 9iährigen Dienstzeit, aber vor Erlangung des Civilversorgungrschetn» bei einer militairisch organisirten Gendarmen« oder Schutzmannschast ihre Probezeit ableisten sollen, dürfen uur in vacante Stellen und auck nur daun commandirt werden, wenn die Civilbehörde sich bereit erklärt hat, sie au» dem Stelleneinkommen, sobald diese» vacant wirb, zu besolden. So lange sie au» dem Stellenqehalte noch nicht bezahlt wevden können, empfangen sie lediglich die Garnison- gebührniffe vom Truppentheile. * In der preußischen Armee werden au» Anlaß de« Etat» für 1885/8» mancherlei Formationsänderungen vorgenommen werden. Einer CabinetSordre dom 20. d M entnimmt die „Bossische Zeitung" darüber Folgende«: Bein, I. Armee-Corp» werden die t. und 2. Cavalleriebrigade einer Cavallerie-Division de» I. Armee-Corp-, die in Königs berg i. Pr. garnisonirt. vereinigt. Beim I. und II. Armee- Corp» wird je eine Landwehr-Inspection unter der Bezeichnung I. bezw. 2. Landwehr-Inspection errichtet, deren Stad Königs berg i. Pr. bezw. Bromberg al» Garnison erhält. Die Comman- dantur von Tborn wird zu einer erster Classe, di« von Küstrin zu einer zweiter Classe erhoben. Commandant ersterer Festung wird also ein General. Commandant der zweiten ein Oberst werden. Der Etat de» Generalstabe» wirb, abgesehen von Uebernahme bisher anderweitig untergebrachter Officiere, erhöbt um einen Staböofficier, 1 Hauptmann 1. und 6 II. Classe; bis auf einen Hauptmann II. Classe. der zur Cavallerievivision deS I. Corps kommt, sämmtlick im Neben- etat. Da» Landwehr-BezirkS-Commando Berlin, welchem ein zweiter activer Regimentö-Commandeur hinzutritt, zerfällt künftig in zwei Regimenter mit der Bezeichnung: Reserve-Landwehr-Regiment (1. Berlin) Nr. 35 und Reserve-Landwehr-Regiment (2. Berlin) Nr. 35. (Die Unterscheidung nach den in Klammern zugesügten Ziffern mit Beibehaltung der einen Hauptnummer für beide Regimenter erscheint nicht gerade glücklick gewählt. Eine Trennung in Nr. 35 a und Nr. 35 d wäre praktischer.) Bei der Munitionsfabrik in Spandau wird in Folge HinzutrittS der Patronensabrik ein Hauptmann I. Classe als Subdirector angestcllt. Endlich wird noch der Etat an Osficieren de» ZeugpersonalS um 2 Lieutenant» erhöht und in Hannover Neuß. et», Lehrschmtede» « tzereu Spitz« ein Rittmeister 1. Llasse! teht, errichtet. Sämmtliche Aenderungen treten am 1. April or. in. «ur die Lehrschmied« in Hannover kann erst nach Fertig- iellung de» betreffenden Casernemenl» eröffnet werden. Die Personalderänderunaen, die durch die Neusormationen ersor- derltch werden, dürsten alsbald publicirt werden. Gespannt kann man daraus sein, wem die neu zu errichtend« Cavallerie» division bei« 1. Corp» übertragen werden wird. Der nächste Generalmajor der Cavallerie. der eine Division ru erwarten >at, ist der General ä I» «ntto Prinz Heinrich XIH. «r Zeit Brigadegeneral in BreSlau. * Eine CabinetSordre vom 5. d. M. bestimmt, daß in > diesem Jahre beim Gardecorp«. III., IV., V.. VI.. VII.. VIII. IX.. X. und XI. ArmeeeorpS Generalstab»übung»- reisen stattfinden sollen. Der Zweck dieser seit 30 Jahren >uerst bei je 6. jetzt bei je 10 Armeecorp» stattfindenden lebungSreiseu ist der. besonder« qualificirten Osficieren Ge legenheit zu geben, behus» ihrer Ausbildung zu höheren Be- ehlShabern Gegenden «n Rücksicht aus ihre Brauchbarkeit für Kriegszwecke aufzusassen und die Benutzung derselben nach > den eben obwaltenden Umständen und vorhandenen Verhält nissen einzurichten. An diesen 3 Wochen dauernden Hebung»- reisen, welche die GeneralstabSches» der Armeecorps zu leiten baden, nehmen außer den GeneratstabSofficieren der betreffenden Corp» 2 StabSojficiere, 3 Hauptleute und 3 Lieutenant- von ver Infanterie oder Artillerie, sowie eia Rittmeister und 1 Lieutenant von der Cavallerie de» betreffenden Armer» 1 corp» Theil. * Die „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt zur l »arlamentarischen Lage: „Nachdem ein Steuer reformgesetzentwurf so wenig wie eine kirchenpoli tisch r Vorlage für die gegenwärtige Session mehr in Au»flcht steht, hätte der preußische Landtag an Ostern schon geschlossen werden können, wenn nicht noch da» neue, auß der Initiative de» Centrum« hervorgeganaene Ver- wendung«aesetz zu Stande gebracht werden sollte. E» wird voraussichtlich die einzige größere Arbeit sei», dir den Landtag nach den Ferien noch beschäftigen wird, und da eine conservativ-klerikale Mehrheit unter Zustimmung der Re- fierung sich über di« Grundzüge de» Gesetze» verständigt hat, o wird auch diese Arbeit nicht mehr allzu viel Schwierig keiten bereiten. Wir haben neulich schon auSgeführt. daß die Annahme diese» Gesetze« seiten» der Regierung durchau» keine unerläßlich« Vorbedingung für da» Zustandekommen de« Zolltarifgrsetze« im Reichttag ist, wiewohl der An- schein erweckt worden. Für dle entscheidenden Bestand- theile de» Zollgesetze», die landwirthsckaftlichen Zölle, ist eine Mehrheit unter ollen Umständen gesichert und da» I al» Organ de» Mllitainviffenschastliche» Verein» t» Sie» gilt. Er »Isl Centrum ist seinen Wähler« gegenüber gar nicht in der Lage, seine Zustimmung zn diesem Reich«gesetz von Zugeständnissen auf irgend welchen anderen Gebieten, am wenigsten von solchen, die au» der specieüen preußischen Steuergesetzgebung und der Finanzlage der preußischen Communen hergenommen sind, abhängig zu machen. Wir möchten behaupten, daß Herr von Hüne, al» er seinen Antrag «inbrachte, einen praktischen Erfolg davon selbst nicht erwartet hat und überrascht ist durch da» Entgegenkommen, welche er bei den Conservativen und Preußen sächlichsten Betrag, der au« den neuen Zöllen zu erwarten ist, gesetzlich der Verwendung für die Nächstliegenden und dringlichsten Zwecke zu entziehen und ihn zur Entlastung der Communen zu verwenden, so wünschenSwerth immer auch da» letztere Ziel sein maL Kür die Herstellung de« Gleichgewicht« im Haushalt de« Reich» und de» preußischen Staat» kommen wir damit keinen Schritt weiter: die Beschaffung neuer Einnahmen für Reich und Staat nehmen wir al» ungelöste Aufgabe in eine neue Session hinüber, und die Aussichten, über die zweck mäßigsten Wege zu einer genügenden Steuerreform im Reich, über eine verständige Börsrnsteuer, über eine Reform der Zucker- und der Branntweinsteuer, »u einer baldigen Berein- oaruua zu gelaugen. sind, namentlich wa» die beiden letzteren Aufgaben betrifft, durch den bisherigen Verlaus nicht gebessert worden. Mit gutem Grunde macht man auch gegen den Vorschlag, die Bedürfnisse der Communen aus die Erträge der landwirthschastlichen Zölle zu verweisen, die Unsicherheit und den schwankenden Charakter dieser Erträge, die Möglichkeit, daß diese Zölle einmal wieder ausgehoben werden könnten, geltend; bekanntlich hat da» anfänglich der Finanzminister selbst sehr eindringlich gethan; auch gegen die Gerechtigkeit und Billigkeit de« vorgeschlagenen BertheilungSmaßstabe« werden begründete Bedenken erhoben. Der selbst in srei- conservativen Blättern erhobene Vorwurf, daß unsere Finanz politik eine» klaren Plane» und einer festen Leitung zur Zelt entbehre, erscheint nach alledem nicht unbegründet" * Durch die Manbat-niederlegung FdeS zum Regierungs präsidenten von Liegnitz ernannten Reich»tag»-Abgeordneten Prinz Handzerp wird der Wahlkreis Tettow-Bee»- kow-Cbarlottenburg vor die Nothwendigkcit einer Neu wahl gestellt. Prinz Handjertz besaß da» Mandat seit dem Jahre 1881. Don l874—1878 war der Wahlkreis durch den Nationalliberalen Kiepert, 1878—1881 durch den Fortschrittler Wvllmer vertreten. Bei den Wahlen von l884 siegte Prinz Handjerp mit 15,916 Stimmen über Wöllmer mit 9830 und euren socialdemokratischen Candidaten mit 4548 Stimmen. Von konservativer Seite wird bei der Neuwahl wieder Prinz Handjery, von deutsckfreisinniger Seite Herr Wöllmer auf gestellt werden. Man wird sich aus einen heftigen Wahl kamps in diesem unmittelbar vor den Thoren Berlins ge legenen Kreise gefaßt machen dürfen. * Au» Wilhelm-Häven wird die Nachricht, daß dort ein Hotelier mit seinem Sohne wegen Verdachte« de» LandeSverrath» verhaftet sei, für unbegründet erklärt. * lieber die gestern gemeldete Verhaltung de» Baron otier ves Cckelles in Wien bringt die „Neue Freie resse" felgende» Nähere: Eine peinliche Affaire, welche noch nicht in allen Detail» auf geklärt ist, beschäftigt gegenwärtig unsere militairischen Kreise. Gegen Baron Rudolph Polier de« Schelle», einen Oificier. welcher sich bisher in der Armee große» Ansehen» erfreute und der sich auch aus literarischem Gebiete mannigfach Geltung zu verschossen wußte, lenkte sich seit einiger Zeit der Verdacht, daß er von militairischen Schriften und Zeichnungen, welche streng gehcimgehalten werde», einen unrechtmäßigen Gebrauch gemacht habe. In Folge dessen wurde Freiherr v. Polier de» Schelle» Montag den 23. b. ta seiaer Wohnung, Nibeluugengofse 8, durch einen StaobSosficier de» Platz, commando» sür verhaftet erklärt, und befindet sich derselbe seither in Berwabrung-bast de» diesigen Garnisongericht». Die Untersuchung in dieser Affaire wird selbstverständlich sehr sorgsältig gepflogen, und von ihren Ergebnissen wirb e« abdängea, inwieweit die Verdachtsmomente, welche zur Verhaltung des Osficier» führten, begründet waren. Wie un» mitgetheilt wird, soll der Verdacht der Militair-Bchörde zunächst durch ein Schreiben erweckt worden sein, welche» bei einem vor Kurzem wegen Hochverrath» in Deutschland verhafteten sremdländischen Ofsicier ausgesundeu wurde. Ja jenem Schreiben soll nämlich der Name de« Baron Potier in comvromittireoder Weise genannt worden sein. Die hiesige Militair-Bebörde wendete nun der Angelegenheit eine er- höhte Aufmerksamkeit zu und ließ am 16. d. M. in der Wohnung de« Haaprmaune» Freiherrn v. Potier eine Hausdurchsuchung vor nehmen. Unter den bei dieser Gelegen heit Vorgefundenen Schriften besand sich auch ein Brief eine« dänischen Tapitain« S.. besten Inhalt den Ver dacht der Behörde io sehr gefestigt hoben soll, daß am versloffenea Montag zar Lerhosiung de- Osficier« geschritten wurde. Wie man un« mittheilt, sollen die Plane einer au der südwestlichen Grenze unsere» Reiche» gelegenen Befestigung den Gegenstand der Eorrespondenz gebildet haben. Auch ei» preußischer Osficier, so erzählt man. soll in dieser Affaire compromittirt erscheinen. E» heißt ferner, daß die erwähnten Pläne einem Bureau in Kooenhagen zur Vertilgung ge- stellt worden sein sollen, welche« für verschiedene auSwärlige Mächte eine Art internationalen Lundschasterdienste» eingerichtet habe. Baron Potier de« Echelle« hatte vor Kurzem die Lhes-Redactio» der Oester, reichischen Militair-Zcitschrift (vormalsTtreffleur) ükernvmme», welche wurde al» einer der krnatntßrrichfteu Officiere der Armee schon vor Jahre» dem Geueraiftab« zugrtheil», wo er da» »ollste vertrauen genoß. Bei verschiedenen Körperschaften, so auch beim Niederüfterreichischeu Ge- werbevereiu, sungirte Baron Patter al» milttairischrr Experte» und in mehrere» öffentlichen vortröge», die er hielt, bekundete er eine «enaue Keuuimß der Verhältnisse in unserer Armer und ihrer prak tische» Vedürsoisse. Im Kreis« seiner näheren Freunde hat di« Ver- hastnug de» Hauptmoane» Baron Potier tiefste Bestürzung und Urberraschnug hervorgerusea, umsomehr al» dieser weltmännisch ge- wandte, stet» ungemein tactvoll »ustreteud« Osficier von den maß. gebeadste» Persönlichkeit»» oftmals zu besonder«» vertraueuSmissionea beruse» worden war. vetne Freunde geben sich »och der Hoffnung hin, daß Baron votier nur durch et« verhängnißvoll« Verkettung von Umstände» von der Höh« einer angeseheoeo Position plötzlich so lies herabgestürzt sei. Sicher wirb die eiugeleitete Untersuchung vollste Klarheit über dir schwere Anklage verbrrtleu. welche jetzt aus dem verhafteten Osficier lastet. "u der Angelegenheit wird «m» weiter au» Wien unterm 27. März geschrieben: „Die vorausgegangene ausführliche Darstellung der Affaire Baron Polier hat dieselbe, soweit sie für jetzt dlScutirbar ist. erschöpft und wa» jetzt bekannt wird, dient nur dazu, um den Bericht in seinen wesentlichen Mo menten zu bestätigen. Allem Anscheine nach traf da» schwere Berhängniß der Verhaftung den Hauptmann nicht unvor bereitet; e» sind Anhalt-puncte vorhanden, welche daraus schließen kaffen, daß Herr von Potier seit der bei ihm vor genommenen Haussuchung, welche um die Mitte diese» Monat» vor sich ging, den harten Schlag gewissermaßen erwartete. Baron Potier sowohl al» seine Gemahlin erwarteten resignirt da» Unausbleibliche. Einen Tag vor der Verhaftung, welche nicht, wie irrig gemeldet, am 28., sondern in der Nacht vom 24. aus den 25. diese» Monat» erfolgte, äußerte sich Baron Potier in drr Redaction de« von »hm geschriebenen — Blatte» zur Eigenlhümerin: .Ich werde wahrscheinlich verhaftet werden, doch fürchten Sie nicht», ich bin unschuldig." Hauptmann Potier, welcher im Stand de» 72. Infanterie-Regiment» geführt wird, ist seit sechs Jahren dem Lande»beschrelbung»-Bur«au zugetheilt. Wie e» nach einer Le»art heißt, soll bereit» vor zehn Monaten «in« An- eige au« Deutschland nach Wien gelangt sein, welche zur Beobachtung de» Militair» veranlaßt«. Diese vertrauliche Mittheilung soll dahin gelautet haben, daß Copien von Plänen au» Wien nach zwei nicht deutschen Staaten gelang len - - ' " die cier» vorgebrachte» Ersuchen kameradschaftlich und ohne böse'Lbsicht erfüllt habm.* * Au» velsirad, 23. März, wird der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" geschrieben: a» diesjLhnge Geburt«tag»sest Seiner Majestät de» deutschen Kaiser» zenate nicht blo» von der Verehrung und Liebe der im Ausland« dahier m Belgrad lebenden Deutschen sür ihre» Herrscher, sondern ist auch als ein Zeichen de« Emporblühen» der hiesigen deutschen Loloute auzusehen, den» «och ntemal» wurd« tu Belgrad dieser Festtag so einmüthlg »ud erhebend, aewifsermaßen glänzend, geseiert wir in diesem Jabrr. E» hatte sich et» Eomit» bildet, bestehend an» den Herren Geaeraldirector Richter, Architekt truck nad Jngeatrnr Meißner, welche» sich emsig bemühte, daß dieser Festtag de» deutsche» Volke» recht würdig geseiert werde. — Am Vorabend« de» Feste« veranstalteten die Deutschen tu Belgrad, mit Unterstütznna dä Gesangverein» „Harmonie", eine Serenade mit Fackelbeleuchtuug im Garte» der Ministerrestdentschast de» deuischra Reiche», wobei die Hymne „Heil Dir im Sieger- kränz" an erster Stell« und begeistert gesungen wurde and mehrere Lieder patriotischen Eharokter« folgten. — Der Morgen de» Festtage» vereinigte die ReichSauarhärigea in der evangelischen Kirche zu einem feierlichen Gottesdienste, wobei wieder bas Kirchlein sich al» zn klein erwie». Nach dem Gottesdienste fand bei dem Miuisterresideuteu de» Reiche», Herrn Grasen v. Bray, rin Empfang statt, »» welchem zahlreich die Würdenträger Serbien«, die Mitglieder de» diplomatische» Lorp» und viele Personen der diesigen deutschen Loloate erschienen, welche ihr» Gratulation dar- »rachlen. Den Glanzpunkt de« Feste» bildete jedoch da« Vauket, welche» unter Vorsitz de» Herrn Grasen v. Bray in einem der größten und schönsten RestauratiouS-Däle Belgrad« von den deutschen Reichtangebörige» veranstaltet wurde. Der Saal war mit deutschen Flagge», mit der Kaiserbüste, einer ReichSiuhne und riaer großen Germaina-Standarte schön decorirt und mit Blumen nad Pflanzen reich ouSgeschmückt. Auch viele Damen der Lolonie nahmen an dem Feste Theil, welches mit einem improvisirte« Täuzcheu am frühen Morgen endete und woselbst während der Pausen auch viel patriotische und liebliche HeimathSlieder erschalllen. Den ersten Toast sprach der Geaeraldirecior der serbischen Staatö- bahucn, Herr A. Richter, aus Se. Majestät den König Milan von Serbien. Biele Deutsche seien ln Erfüllung ihre« Beruse- nach Serbien gekommen und genössen hier eine entgegenkommende Gast freundschaft und Aufnahme herzlichster Art von Seite» de« serbischen Volke» unter dem mächtigen uad wohlwollenden Schutz uad Schirm de« König». Dafür seien die Deutjcheu dem serbischen Volke und besonder» dankbar dem Könige — und so stimmte» denn auch die Festgäste kräftig ein in da» „Hoch" aus Se. Majestät König Milan I von Serbien. Der Ministerresideut Here Gras v. Bray betonte den Zweck der Versammlung, welche die deutschen ReichSaagehörigen auch t» der Fremd« vereinige in der Verehrung uad Liede zu ihrem erhabenen Herrscher. Die Vaterlandsliebe sei der Au». gangSpuuct dieser Einigkeit, ohne sie trete Zerfall, Verwilderung und Lc-rohung ein; deshalb sei uöthia, di« Vaterlandsliebe zu pflegen. Das Symbol de« Vaterland«» ist da» Kaiserthum, welche» dem Deutschen da» Ideal de» Strebe»«, der Schutz, Hort und Au»- gangSpuuct alle« Guten sei, und deshalb die Liebe zum Kaiser, welche die Deutschen allerorts, in der Heimath, wie in der Fremde, unter alle» Zoueu, einige und erheb«. Besonders aber der verehrungS- würdigeu, erhabenen Gestalt unsere» greisen Heldenkaijer» jubeln alle Herzen entgegen uud Gott möge ihn noch lange dem deutschen Volke uad Reiche erhalten. Mit brausendem dreifaches Hoch drr Ber- sammelten wurde die Festrede geschlossen und die Kaiserhymne stehend gesungen. Da» schöne Fest war erfüllt vou gehobener Stimmung und dem Wunsche steten Zusammenwirken» der in der erne weilenden Deutschen, die sich jetzt ja so kräftigen Schutze» de» eiche» ersreuteu * Für die englische Armee ist unter dem 1. December 1884 angeordnet worden, daß ein jeder Osficier, welcher nickt befördert wurde, weil er in der vorgeschriebenen Prüfung nickt genügt hat oder weil er in Bezug aus seine Qualifikation ungünstig beurlheilt war, au» dem Dienste entlassen werden soll, wenn nickt binnen l8 Monaten an den Höchstcomman, direnden berichtet werden kann, daß er da» Examen bestanden bat. bezw. daß ihm die vollständige Qualifikation zur Be förderung zugesprochen worden ist. Ebenso soll e» mit Lieutenant» gehalten werden, denen nicht, weil sie da» Examen nicht bestauben haben, spätesten« drei Jahre nach ihrer Er nennung die vorgrsebene GeballSerköhung zu Theil wird Während dieser 18 Monat« bezieht keiner der Betreffenden irgend welche Emolumente. * Bezüglich der Gefangennahme Zebehr Pascha' wird der .P. C " au» Pari» vom 22. d. M. geschrieben .Die Gefangennahme Zebehr Pascha'» ist, wie man hier glaubt, «ine vollständig gerechtfertigte Maßregel. Nur be reist man nicht, wie cS angedt, diesen Mann sammt seinen vhnen und Freunden im Exil gefangen zu halten, ohne ihn vor irgend ein Gericht zu stellen; unsere Zeit liebt solche Willkürmaßregeln nickt. Jedenfalls ist man gespannt daraus, wie der liberale Philanthrop Gladstone sich au» dieser Affaire zieben wird. E» scheint, daß man in den bei Zebehr Pascha confiScirten Papieren Beweise dafür gesunden hat. daß da» Oberhaupt der berühmten muselmanischen, militairischen und religiösen Bruderschaft der Senussi, die in Norvasrika weit verbreitet ist und deren Hauptsitz im Süden von Tripolis sich befindet, dem Mahvi Hilfe geleistet babe. Der Kamps der Engländer gegen den Mahdi bildet daher, wenn er noch lange sorldauera sollte, eine nicht zu unterschätzende inter- nntionale Gefahr, da derselbe den Fanatismus in der ge sammten i-lamitischen Well erregt, und e» wäre daher sehr wünschenSwerth, wenn derselbe bald ein Ende nähme. Sind dock neliervingS auch in Zeilah im Somaligebiete Unruhen auSgebrocben. welche die Engländer und Italiener beschäftigen werden." " Von Seiten de» preußischenMinister» sürLandwirth- schaft, Domaincn und Forsten, vr. Luc in», ist. wie dem er Eorrespondent" au« Berti« -emekbrt »fty die Nutzbarmachung de» von Deutschland in Besitz enommenen Theil« von Ne»-Guinea bereit» in» luge gefaßt worden. In Folge dessen sind regierung»seitie vor wenigen Tagen Aufforderungen an verschiedene Obr^ ürsiereien erlassen, dahin gehend, im praktischen Dienste sehende Forstbeamte zu bezeichne», welche geeignet und bereit ind, im Austrage der Regierung nach Neu-Guinea zu gehn,, um dort sür die Zwecke der Regierung ru wirken. E» smd die Aufgaben vorläufig noch summarisch zusammengesaßr. denen sich diese Beamte zu unterziehen haben würden^ jedoch wird eine detaillirte Instruction Vorbehalten. Die fraglichen Forstbeamten sollen hauptsächlich über Zodenbeswafsenheit und Forstculturen Beobachkungen an« iellen und Auskunft ertheilen, auch praktischen Forstbetrieb auSsühren; daneben sollen sie im Stande sein, meteorologisch« Observationen auSzusühren und darüber sorttauseud« An- chreibungen zu machen »c. Schließlich sollen sie auch den Zerkehr mit den Eingeborenen anbahnen und angeben, welch« von den deutschen Industrie-Erzeugnissen sich zum Export »ach Neu-Guinea eignen, auch diesem letzteren, wenn e« möglich ist. Absatzgebiete bezeichnen. Man nimmt an, daß die Regie rung bei diesen Missionen hauptsächlich gelernte Untersörster und Förster, die au» dem praktischen Dienste hervorgegangrn nd. im Auge hat. Sie müssen sich aus drei Jahre zum Dienste de» Reiche» verbindlich machen, erhalten freie Ueber- ahrt hin und zurück, im ersten Jahre 3500 rm zweiten 4000 und im dritten 4500 Gehalt. Daneben wird ihnen ihre Stelle im preußischen Staat-dienst bei etwaigem rucktritt gesichert, auch geht ihre Anciennetät und ihr« etwaig» 'Pensionsberechtigung fort, so daß sie au» ihren bisherigen Stellen lediglich beurlaubt werden. E» ist zu erwarten, daß dieser Aufforderung eine genügende Anzahl vou Forstmännern entsprechen wird. Lore«. " Ein umsaugrelcher Bericht an« Pokoha»» i« „HaodeUarch«»" gtebt zum ersten Mal eine amtliche Darstellung der Handel», und allgemeinen verhLUuille de» unbekannten und bisher so uuzngäng. lichea Löutgreich» Korea. In demselben wird drr allgemeine Charakter de» Lande» uud der Bevölkerung dahin geschildert, daß der Boden fruchtbar, da» Klima günstig, die Meeresküsten reich au Zischen, di« Gebirge reich au Metallen, uud daß die Bewohner ei, riftig gebantrr, großer, omtknlöser Menschenschlag seien, der ge lehrig, künstlerisch begabt «nd erfinderisch erscheine. Die productreicheren Provinzen Korea» find die de» Süden»; sie leben die Agriculturerzeugniss« her; der gebirgige Norden birgt die iNootaoschätz«. Nach einer, aus Grund von einigen statistische» An gaben vorgraommruen Grappirnag der Exportartikel de» Lande» entfallen aus die Laadwirlhschast ca. 58 Pror., aus de» Bergbau SO Proc., auf die Fischerei 8 Proc., die Industrie 6 Pror. Al» hauptsächlich« Ausfuhrartikel werden angeführt: Bienenwachs, Buch weizen, Bohnen. Hanf, Hölzer. Honig, Metall, Moschu», Obst, Fisch«. Seid«. Tabak, Fleisch, Thierfelle, Knochen» Medikamente ond «er- chiedene Gewürze und ander« Gegenstände geringeren Gedraucht- werth». Der Bergbau wird in sehr primitiver Weife und »ach Art de» Raubbaues betrieben. Außer Gold »ud Silber findet sich anch Eise» klumpen überein; auch der geologische Bau der Gebirge giebt, nach Ansicht amerikanischer Forscher, der Bermuthung Raum, daß »och andere Edelmetalle vorhanden stad. Der aus einer sehr niedrigen Stufe stehende Fischereibetrteb Korea» ist nicht einmal im Stande, den Anforderungen der Lhiueseu zu genügen; da aber bi» vor zwei Jahren der Seehaadel zwischen Korea und China verboten war, so hat China» Nähe bi» jetzt dir Fischerei Korea» noch nicht zu besserer Entwickelung aarrgea können. Die Jadustrieerzeugnisse de» Reiche haben di» jetzt eine Ausfuhr uicht erfahren; eine alleinige Ausnahme in dieser Beziehung machte nur die Papier» uud die Mattensabrikatioa. Fortschreitend und ein« Besserung ist eine vom Löoig eingerichtete mechanische Werkstatt mit Ablheiluugen sür Maschinenbau, Holz bearbeitung »nd Eisenguß anzusehen. Der Handel Korea- ist ganz vom Geiste de» Zunft- und Mvaopolwesen» beherrscht, uud diesen Umstand haben sich namentlich englische Häuser schon z» Nutze gemacht, um sich die bergmänutsche Exvloiwnon einzelner Laude-iheile zu sichera. Der commerciellr Berkehr wird allervrt» durch in fünftägigen Zwischenräumen abgehalteue Märkte vermittelt, aus denen alle LebeuS- bedarsSgegenstände teilgebolen werdea. Einige dieser Märkte tragen den Charakter von Messen, besonder» dir an der chinesischen Grenze. Dieselbe» werden dreimal jährlich abgehaltea. Nach japanischen Angaben betrug der jährliche Umsatz de« chinesisch-koreonischea audel» vor drr Eröffnung Korea» für Japan etwa IS Millionen ark; seit der Eröffnung hat sich dieser Betrag etwa» verringert. Wenngleich dir Küsten Korea» reich an kleinen Häfen sind, so bieten doch nnr die drei, dem sremden Handel geöffneten Plätze, Wönsan, Pusan uud Chemulpo dem SchisssahrtSoerkehr an»reichend« Stützpunkte. D,e HaodelSeutwIckelong der letzte» 7 Jahre war derart» daß zuerst der Handel sich i» dem allein geöffneten Pusan conceutrirte; nach der Eröffnung Wönsan» gab Puian eine» Theil seiner Autsuhr and Einsuhr an letztere» ab, uad Wönsan erreichte bald die Be- deutung vou Pusa». Rach der Eröffnung Ehemulpo» im Juni 1882 beeinträchtigte diese» sofort merkbar den Umsang de» Handel», umiatze» in den beiden älteren offenen Häsen. Bis dahin beirasen diese Verschiebungen tmmer uur den in diesen Plätzen concurrenz- losen japanischen Handel; seit Abschluß der Verträge mit den euro- patschen Mächten vefttrchten die japanischen Kausleute, uud wohl mit Recht, daß da» koreanische Geschäft mehr uad mehr ihren Händen entschlüpfen uud tu die Hände der Ehinesen und der Fremden über gehe» werde. da sie eben uur zu 11.7 Proc. mit eigenen uud zu 88.3 Proc. mit sremden Producten handeln, welche letzteren durch den Umweg über Japan nur vcrlheuert werde». Da die Entwickelung de» EmsuhrhandelS bi» jetzt schon unter den oben skizzirten ungünstigen Verhältnissen eine stetig sorischreitende, im Jahre 1881 sogar eine onßergewübnlich rapide gewesen ist, so steht zu erwarten, daß sie nunmehr, seitdem Handel und Verkehr Lcrea» sich aus allcu Gebieten der ausmerksamen Forderung de» gegeowärtigeu Königs erfreuen, einen noch schueüereu Ausjchwung nehmen wird. Vor der Hand freilich scheinen die Jahre 1882 und 1883 (über deren zwei erste Semester »ur Berichte vorliegen) hinter dem ungewöhnlich hohen Jahre 1831 eiwas zurückzubleibea. In dem japanijch-koreanischen Geschäft sollen die Japaner eine» reich lohnenden Verdienst finden. Die überseeische Verbindung Korea» mit China und Japan wird gegenwärtig Lurch zwei Dampserlinien (eine englische und eine amen- kauische) vermittelt» die beide im Monat zweimal Fahrten veran stalten. Außerdem läßt eine chinesische Dampsergesellschast (6Iuua> L1sreIumr-8teiuu-Xarijrntion-t?»»ip.j >n unregelmäßigen Zeiträumen von Shangai aus einzelne geöffnete Häsen anlausen. Bis vor Kurzem vermieden die Koreaner streng jede Beziehung zu China, obgleich ihnen da» letztere in Bezug aus Sitten, Gebräuche und Gesetze stets als Vorbild galt. Diese Abneigung entsprang vornrhmlich dem Glauben, daß der chinesische Auswanderungsstrom, wen» er der Halbinsel nicht serngehaltcn würde, die koreanischen Bewohner derselben verschlingen und deren besondere Nal.onaliiät uoo Eigenart zum Erlösche» bringen müsse. Erst ieit 1882, wo der jetzige König Gegen seinen eigenen Vater die Hilfe China» anries und chinesisch« Soldaten in seine Hauptstadt Söul ausnahm, ist das Ber- dältniß eia andere» geworden. Die Chinesen sind jetzt in Korea zum Handel zugetassen, uad der bi» dahin gänzlich verbotene See> »erkehr zwischen beiden Ländern ist sreigegebeu. Lin große» Hemmniß für die Erschließung der Halbinsel ist deren Unwegsamkeit. Einen Straßenbau giebt e« nicht. Brücken über Flüsse sind selten, im Sommer sind Uebcrschivemmungen und andere Hemmnisse sür den Verkehr unau-bleiblich. Die nördlichen Pro vinzen sind noch mit sehr wenig Straßen versehen, weil der Boden dort gebirgig, steinig uud wenig in Lultur genommen ist. Die lüd- lichea Provinzen werden von einem verhältnißmäßig dichten Straßen netz durchzogen; sie sind so geführt, daß sic wenigstens einige der größeren Plätze mit der Meeresküste verbinden. Ja Pusa» sowohl wie in Söul irrsten sogar mehrere Straßen zusammen; da» letztere er- hält dadurch den Hauplwcrlh als Mittelpunci d,» koreanischen Straßen- netze», unstreitig ist es auch die consumsähigfte, reichste und ,be völkertste Stad« de« Landes. Dem Verkehr der Reisende» im Inner» diene» 471 Poststniionen, jede unter einem Postmeister, der über Posiscloven oder Postleibeigene sür den Dienst al» Sänftenträger. Führer, vriesbotea und über eine Anzahl Packpserd« dcrsügt. Biel reicher nad besser al» der Norden ist im Hinblick aus seine Gang- barkeit der Süden der Halbinsel mit Postmittrln «»«»gestattet; während dort nur 1500 Pferde zu Dienst stehen, giebt r» deren hier 2967.
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