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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-31
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1885
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Ulfchli»» ^sIsßch Kkt«ti»n mit Lrplditiou JoyanaeSqaffe 8. -»rrckstAnden drr Lrdarti-u: Vormittags 10-12 Uhr. nachmittag« 5—6 Uhr. -- '-L'LLSL'V. Mk' - »« Wv »»- »4««-I««»« R»»»« >«ßN«»te» A«ser«»e «» Sache>ta«e» dt« S v»r R«ch«itt «»««,.»»« Feftl«,»« fr Kh 'z 3» dr> fvr Ins.iXKn«h«e: vtt« Me«», l1ntversttSt»ftraß« 1. L»»t« Lösche, Salharinenstt. 23, »«r dt« Uhr. WmMrTagMM z Anzeiger. LrM fir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. SluflGG« I»,r Ld«mir«entoprri» Viertels. 4'/, Mfi. incl. Bnnqerlohn 5 Mk. durch die Haft bezogen 8 Me. Jede einzelne Nummer 80 Pi Belegexemplar 10 Ps. Gebülirrn iur Extrabeileae» (ln Tageblatt-Furninl gesalzt) »dne Lostbeiörbrrnng 39 Mk. »rt Posidrsvrderuag 48 Mt. Inserate Sgejpaltcne Pctitzeüe 20 Ps. Größere Schritten laut uui. Prel-mr^richuch. Tadellanjcher u. Zifferniatz nach lchherm Tank. krelamen »Mer dem Rebactl ans strich dle l gespatt. Zelle 50 Ps„ vor den Fam, lien Nachrichten die Kgespaltene gelle 40 Ps. Juierore sind siels an die Epprtzitt«» «, senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuaierulläo oder durch Post- aachnahme. so. DieuStag den 31. Mürz 1885. 79. Jahrgang. Zur gefälligen Pachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarlen znm Lbholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben vir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpEtloa <1o8 I-elprlxer lasedlnttvs. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wir dcabsichllgen, »i nächster Ze,t jotgende Straße« de-. Etraßeutracte neu- rcsp. umpflastern zu lassen, und zwar: die Tolounadenstrafte von der östlichen Flucht der Fahrstraße der Alexanverstrahe bi« zum Westplatz, die Gutritzsehcr bhauffee aus der Strecke von der Gasanstalt diS zum Ehaiiffeehau-, die Grimmaische Strafte, die Marienftraft« aus der Strecke von der Schützew- straße di« m»t der Kreuzung der Salomonstraße. dir Prome«ade«strafte von der nördlichen Flucht- lime der Elsterstraße bis zu der ncugepflasterteu Fahr straße aus dem Westplatz, die WtndaeLhler Gaffe, die Zrttzer Strafte, de» Bayerischen Platz, die Dresdner Strafte, die Gerfterffraße, die Latastrafte, Roftpla« vo t»af Amt-Hose am Atoftplatz vor Nr. s bi« zum Panorama und di« Stiazzstraft« von der Tealralbrtuke bi« zum alteu 3» k-ranlafiung dessc» find die Besitzer der « »or- rnannlen Straßen angrenzenden Grundstücke nach unserer Bekanntmachung vom lO. März l88l verpflichtet, die Trans-, Fallrohr- und WirthscbaslSwässer durch unterirdische Bei- schleußen für ihre Rechnung direct in die Hauptschleuße abzu- leiten, und zwar sind diese Anlagen aus Kosten der Beton, liqten durch uns, nachdem das hierfür zu berechnende Bausch- kostenquanlum eingezabll ist, außerhalb der Privatgrundstllcke innerhalb de» StraßenkörperS auszusührcn. Wir fordern daher die Besitzer bez. Verwalter der an ^nannte Straßen angrenzende» Grundstücke auf, wegen Nnter- ükrung der Fallrohre bez. wegen »olhwendig werdender Ein legung oder Umlegung von Bcischlciißen bec unS Anzeige zu erstatten, damit die Aussührung der Arbeiten von unS recht zeitig aus Kosten der Adjaccnlen erfolgen kann. Hm Falle drr unterlassenen Anzeige haben die Säumigen außer Verwirkung einer Geldstrafe bis zu 60 ^ zu ge wärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten von Raths wegen auf ihre Kosten ausacsuhrt werden. Auch sind etwa beabsichtigte, die bezcicbneten Straßen berührende Arbeiten an den Pnvat-Ga-- und Wasser-Leitungen vor der Pflasterung auSzusübren. Mit Rücksicht aus die Erhaltung eine- guten Straßen- pflasterS werden Arbeiter, der vvrgebachten Art im Straßcn- körper während eines Zeitraumes von 5 Jahre« nach beendeter Pflasterung in der Regel nicht zugelassen. Leipzig, am 26. März 1885. Der Ratk der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Assessor. VekrnntMchunH. Der als AblagerungSplatz von Schnee und Eis be stimmt gewesene Platz in der Nahe der S. Beztrss- schule und derjenige Theil de« VxercirplatzeS, welcher zu gleichem Zwecke bestimmt war. sind dem Verbote zuwider auch zu Ablagerung von Schutt benutzt worden. Indem wir dies bezüglich der gedachten Plätze, welche für die künftigen Winker auch als Ablagerungsplätze für Schnee und Eis nickt mehr werden angewiesen werden, hier durch untersagen, bemerken wir. daß Zuwiderhandelnde Geld strafe btS zu «« Mark oder Haft bis zu 14 Lagen zu gewärtigen haben. Leipzig, am 18. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Henlschel. vermitthllns von GeWstslscalitäten. Eingetretener Umstände halber sollen die zur Zeit an Herrn Kaufmann Louis Grüner verniietheten, aus eine« Dorsaal, zwei Lfenstrigen Stuben nach der Reichs straße und einer Kanrnrer bestehenden GescihffftSloca- litaten in der 1. Gtage des Hauses Sevier« Hof «rimmaüche Ltr. Ar. 36 ">"» ' Octob.r dss. IS. an, oder aut Wunsch auch schon früher, gegen einhalbjähr liche Kündigung anderweit vermiethet werden und sind Miethgesucke aus dein Rathhause, l. Etage, Zimmer Nr 17. anzubringen, auch können ebendaselbst die Ber- miethungSbebinqungen nebst dem Inventarium der zu ver- miethenden GescvästSlocaliläten eingesehcn werden. Leipzig, de» 28. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Sti töß. Vie ollgrmrine Ausstellung von Schülerzeichnungen der siädt. Schulen: Thomas-, Nicolai, und Reolßvmuasium. Realschule, höhere Schule siii Nkäachen. Fortbil- dnngsichule. I. bl« VII. Bürgerschule, 1. bi« VH. Bezirt«schule und Ratheirciichule, ist geöffnet Pnluisounta« Nachmittag 2 bi« 6 Uhr, Viouta« und chiruülag von srüb 9 bi« Nachm. 6 Uhr io den Räumen der I. vör«erschule für Knaben 1 Treppe. A. Fllnzer, siädt. Zeichentnspector. ÄMsche StVerlreschule. Die Vesf»»« der Schiller so» DienS»«g. de« sl. März, ood «ittwmtz. de« l. April «r^ vor»»«««« »o» » —Itz Uhr. im Schnllocale vorgenomme, werden. Es beehn sich hierdurch ergebe»- eürznlndeu Leipzig, de, 28. März 18«. »«« Lehrer-Tolegi»«. Die Schülerarbette, ß»b «, -enaoolell Lage» vo» 11—1 Uhr Mittag« ausgesteüt. der Virbßa^ls-VkkanntMchuns. Geftoblen «nrdev allvter erstaiterer Anreise zufolae: 1) Kil«f weißleinen« Lberbemden mit SinlSpeo. theil« »L. 8. theil« „0. 8." gezeichnet; vom offene» B«deoraum i» Nr. 84 d ReichSstroße, am 24. ds«. Mt«.; 8) et»e «»zahl geschorene Plkschtöcher, verschiedenfarbig, i« einem i» grane« Packpapier eingeichlageoe» Carlo», adreiflri aa „Emil Häuber, Leipzig" im Postamt lO an der Ho<pitalftraße, an« dem Packeischalterraum, am 24. ds«. Mt».; 3) et« zweirädriger ftanbwaneu. araugelb gestrichen, mit einem desecten Rode, an« dem Hose t« Nr. 4 der Srimmaische» Straße, am 84. ds«. Mt«.; 4) vier Stück schwarze Zn»«sta«ütze» mit breitem Deckel und Lederschild und drei «Nick dergleicheu, roode Fagoa, i» cm« S T heilen groumclirtem Stoff, aus emeor Schaukasten i« Nr. 7 der Johanne«gaffe, am 24. dl«. Mt«.; 5) sechs weiße gestreifte G«rdt»e« mit breiter Kant« und »ier ewirkic Tischdrckr«, »»« dem Kellergange in Nr. 51 am Peter«, ernweg. am 26. bs«. Mts^ 6) 2A Paar wollene Ma«n»sacken, verschiedenfarbig, »nd ei« Paar baumwollene blaue Krauensockt« an« dem Hose in Nr. 36 der Waldstraße, vom 26. bi« 27. ds« Mt«.; 7) et» halbseidener schwarzblauer Da«c«rege»schtr» mit Elsen- beingriff, au« einem Varderoberanme i» Nr. 2 de« Vewandgäßchen«, am 2b. dis. Mt«. Abend«; 8) ein ichwarzledcrne« Por1e»o««aie mit weißem Bügel, ent- hastend ca. L und ztvrt Achteiloose dritter nnd vierter Klaffe der Braunschweigischen LandeSlotterie Nr. 10,942, mitleist Laschen diebstahl«, am 28. ds«. Mis. in der Kathorinenstraßr; 9) ein drannlederne« Portcmonnaie mn Klavp« und weiße« Schlößchen, enthaltend zwei Zehntel-Loose der Sächsischen Land««» lotterte Nr. 2382» au« einer Wohnung in Nr. 11 der Nicolatstraße» am 18. djs. Mt«. Etwaige Wahrnehmungen über de» verblieb brr gestohlene, Sachen oder de» Lhäter sind ungesämnt bet unserer Lrtmtnal- Abtheclung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, an» 30. März 1885. Da» Pnit«e1-A«tt per Stabt Letpzi«. vretschaeiber. D. Nichtamtlicher Theil. Vas Lude des Nihilismus. fl Petersburg, 26. März. Die geheime, in ihren Exccssen so fürchterliche Gesellschaft von Fanalikcrn, welche seit nahezu acht Jahren eine wahre Schreckensherrschaft über Rußland fül,rte. ist verschwunden, die so berüchtigte Organi sation der Terroristen oder Nihilisten, wie sie auch im AuS- lande genannt wurde, die Geißel SeS Thrones und der Gesell schaft cxistirt nicht mehr — sie hat sich selbst aufgelöst. Sie mußte notbgevrungen, wenn auch erst nach vielen schwere« Kämpfen, jene» unvermeidlichen Schritt tbun, zu dem sie durch de» lebhaften erwachten gesunden Instiiict deS BolkcS, durch den Widerwillen desselben gegen die Mord- und Blut propaganda gezwungen wurde. Wohl hütet sich die Führer schaft der nunmehr vergangenen terroristischen Partei, die» r» klarer und bündiger Sprache zu erkläre»; auch bei dieser letzten Aktion wird in gewohnter conspiratorischcr Art um schrieben und gelogen, doch noch ein zweiter und zwingender Umstand war vorhanden, die nackte Thalsache nicht einzu- aestehen. Die Abenteurer „im Reiche" und die Hetzer in sicherer Schußweite, die Herren L. und T- in Paris und Gens, welche durch ihren wahnwitzigen Fanatismus Hunderte und Hunderte Verführter an den Galgen brachten, fürchten die Revanche, fürchten die Rächer der armen Märtyrer, fürchten für das ergene Leben. Darum wird nur erklärt: Es empfehle sich die Neubildung eines revolulionaircu EirkelS einer rein social demokra tischen Organisation, da die „Nutzlosigkeit der unorgaiiisirlen Kämpfe gegen einzelne Personen erwiesen". Bor Surzem war Ibr Eorrespondent in der Lage, Ihnen von dem Erscheinen cincS neue» revolutionairen Blatte«, welches sich unter dem Titel: „Der Arbeiter" einsührle un» das Product einer Gehen»druckcrei ist, Mitlheiluug zu machen. Mit dem Auslauchen dieses Blattes vollzog sich die Eingang« de« Berichte« erwähnte bedeutungsvolle Wendung in der revolulionaire» Bewegung Rußlands. An dem Lage, an welchem „Der Arbeiter" als Flugblatt in den Straßen und an öffentlichen Orlen Petersburgs verstreut gefunden wurde, hatten die Dy.iamitarden und Bombenpalriote» Rußlands zu existircn aufgehört, ivar der TerroriSmu». hoffentlich für immer, zu Grade getragen. Das Programm des neuen socialdrmokratifchen Eirkcls, testen Organ „Der Arbeiter" ist, lautet zwar noch immer energisch genug, um seinen Anbängern den Weg »ach Sibirien offen zu halten. Die Kraststellen, welche in keinem socialradicalen Glaubensbrkenntnisse fehlen, wie „Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung" rc., haben zwar auch in dem Programm der Socialvemokraten Rußlands ihren Platz gesunde», doch auch die Erklärung: „daß im Gegensätze zu Bakuniu die Existenz deS Staates als Nothwendigkeit anzuerkennen sei." Diese Stelle allein dürste vie Zaren-Regwrung sowohl im Interesse des Thrones als der bürgerlichen Geiellschasl bestimmen, von den drakonischen Bestimmungen des Strafgesetzes gegen revolulionaire Verbindungen abzulassen und jene müdere PrnxiS zu üben, wie sie in den sechziger Jahren bei unS üblich war. In der Voraussetzung, daß diese Umformung der Ber- hältnisse auch außerhalb der Grenzen Rußland- Interesse erregen dürften, will ick auSzugsweFe jene Stellen c»>« dem Programme der .Neufocialitte»' folgen lasten, welche von den Zielen und Tendenzen derselben handeln. ES heißt da: ,,l) Im Gegensatz zu Bakunin anerkennen wir den Staat als notkwendigeS Mittel, um die Ordnung der Bourgeoisie in eine socia!istische umzuändern. 2) Dir Führerschaft im Kampfe der au-gedeuteten Elasten zur Erreichung Vor politischen Gewalt und behufs Nenderung der gegenwärtige« Gesellschaft«ordnu»g liegt der Arbeiter klasse ob. 3) Von diesen Grundsätze« »««gehend, weodr» wir un- an den intelligenten Theil der Arbeiterschaft mit oer Auf forderung. unter sich eine Arbeiterpartei zu bilden mit einem Programm bestimmter Forderungen «»d einem festgesetzten LhätigteilSplan." Es werden ferner, wie bereit« rrwäbnt, die Arbeiter vor der Nutzlosigkeit der „unorgauisirten Kämpfe gegen einzelne Personen" gewarnt. „Solche einzelne Bewegungen", heißt es da. „wie wir sie jetzt in Rußland vorfinden, solche vereinzelte Kampfe gegen Personen und nicht gegen da-System absorbiren und vernichten die besten Kräfte der Arbeiterschaft." Im persönlichen Verkehr mit einem dieser „Bekehrten", der bi« vor Kurzem in den vordersten Reihen der Terroristen gestanden, erhielt ich eine rückhaltlose Erklärung jener Gründe, welche diese Wandlung veranlaßten. „In Folge der Propaganda der bakuiiistiscben (nihilistischen) «nd blanquistischen Ideen", so mein Gewährsmann, „wurde der Name Eocialvemokralie so diScredilirt, daß selbst die zahmste Agitation zur Herbei führung von bürgerlich liberalen Reformen zur Unmdglichkcit wurde. Wowir anklopslen, blieb unS dieThüre verschlossen, wem wir mis nähern wollten, wendete sich voll Angst von un«. Erst jetzt erkannten wir die verhänanißvollrn Consrquenzen »er terroristischen Propaganda und im Änteresse der Revolution haben wir dieselbe ausgegeben." Die Socialvemokraten hoffen, daß auf Grund ihre- Programme- vie Rcsormpartri wieder den Anschluß an dieselben zur Verwirklichung der liberalen Aspirationen und Herbei führung constitutioneller Zustände suchen wird, und damit stände die revolutionäre Partei Rußland- dort, wo sie sich lt>86 befand. Leipzig, 31. MSrz 1885. * Soweit man die jetzigen Vorbereitungen für die Bis marck-Feier in Berlin übersehen kann, scheint dieselbe aus eine ganz außerordentliche Theilnahme der Bevölkerung rechnen zu können. Den tapferen Forlsckrittssoldalen wird «< darob schon angst und bauge. Der „Reich-freund" giebt in seiner neuesten Nummer deshalb folgende Parole au«: „In Bezug aus Betheiligung an der Bismarck-Feier am 1. April bei Festzügen, Festessen, Festversammlungen u. dergl. gilt dasselbe wie von der Becheilignng an der BiSmarck- Sp-nde. Gegenüber einem Staatsmann«, der noch derart nuu y im Parleikampse steht und seine Partei»Auffassung ^e!v i.c Lec schärfsten Weise anderen Parteien gegenüber znm Ausdruck bringt, müssen solche Festlichkeiten überall mehr oder weniger den Charakter politischer Parteidemonsirativnen annehmen und werden sicherlich auch, wo die- nicht beab sichtigt sein sollte, nachher in dieser Richtung au«gcbeutet werden." Man kann indeß schon jetzt wahrnehmen, daß diese Enthallung-commando« deS Herrn Richter aus viele Unbotmäßige treffen werden. Für das große Berliner Publicum wird der eigentliche Festjubel sich am Nach mittag und Abend de« 31. März abspielen; zunächst wird um 3 Uhr ein Festzug der Kriegervereine statlstnken, z» dem sich schon jetzt 75 Vereine mit 3500 Mitgliedern und sieben MusikcorpS ang-meldet haben, während den Schluß de« Zuge« die freiwilligen Sanitätscolonnen bilden werden. Beim Borüberriehen vor dem kronprinzlichen Palais werden die Musikcapellen dem Kronprinzen zu Ehren den Hohensriev- berger Marsch spielen; am Palais de- Kaiser«, der die Huloigung der Vereine entgegen nehmen wird, marschirt der Zug, die militairifche Ehrenbezeigung leistend, unter den Klängen de- Preußenmarsches vorbei zum Palais deS Reichs kanzler-. Am selben Abend um 7 Uhr wird sodann der große Fackelzug vom Schlcßvlatz au» stattfinden. Den Mittel punkt diese- FestzugeS wird ein großer Triumphwagen bilde», der. ans sechs Rädern ruhend, die Form eine- Phanlasie- schisjeS (eine Art „Glückhast Schiff") von außerordentliche» Größenvcrhältnissen baden wird, 12 Meter in der Länge, 4.80 Meter in der Höbe und 4 Meter in der Breite. * Der BundeSrath hat am Donnerstag die Arbeiten, die er vor den Osterserien erledigen wollte, nicht zum Abschluß gebracht, er ist daher genölbigt, am Dienstag noch eine Plenarsitzung abzuhalten. Der Umstand, daß zur Be glückwünschung des Fürsten Bismarck die Minister der Einzel, staaten fast vollzählig in Berlin eintreffen, erleichtert diese Absicht. Rückständig blieb am Donnerstag speriell die wichtige Dainpfervorlage. Ein endgiltiger Beschluß bezüglich derselbe» konnte noch nicht gefaßt werbe», da mehrere Bevollmächtigte ohne Instruction waren. Preußen erklärte sich für Annahine der Vorlage nach den Beschlüssen de- Reichslages; zugleich sprach e- den Wunsch au», baß die verbündeten Regierungen sich möglichst bald in demselben Sinne erklären möchten. ES seien alle Vorbereitungen getroffen, um da« Gesetz nach der Publikation auSzuslikren. Aller Wahrscheinlichkeit »ach würden derusene Firmen in Hamburg und Bremen sich bereit zeigen, die in Betracht kommenden Linien zu übernehmen und zwar dürsten die beiden Hansestävle dabei Zusammenwirken. * Laut Allerhöchster CabinetSordre werden der Admiral stab und der Mari »estad eingehen. Der Dircctor der Marineakademie führt in Zukunft den Titel: „Dircctor des BilduiigSwesrns der Manne", und übernimmt auch die Direktion der Deckossicierschule, welche au« den bisherigen Maschinisten-, Steuermanns» und Torpevoschulen gebildet wird. * Ueber die „Zukunft der Parteien" wird der „All gemeinen Zeitung" auS Berlin geschrieben: Ueberblickt man die gegenwärcige Lage der Parteien im Reichstag und im Reiche selbst, Io wird nicht leicht Jemand sich verhedlen können, daß die liberalen Parteien in eine lehr de- icheideae Stellung ziirückgedrSngt sind, und daß die Aussicht, sich wieder z» einer bedeutlamen Macht -u erbeben, für sie in ziemlich weste Ferne gerückl ich«,nt. Eine große Lauichung würde c« ab-r sein, wenn irgend Jemand glauben wollie, da« von den Liberalen verlorene Lerrain sei von der coniervaiiven Parle, gewonnen worden. Was sich bei un« conservative Partei nennt, verdienl diesen Namen nur sehr bedingt; denn die betreffende Nrol'pe ist ohne eigene- Lebe», ohne selbstständig« Antriebe und bestimmte Principien. Die frühere» Lonscrvativen. namenilich i» Preußen, waren eher eine Clique als eine tm Bolle wurzelnde Partei »u neunen. Be, dem Auigonge de« Bismarck'iche« Sternes schloffen s,ck dieselben mehr darum, weil er gegen di« Liberalen im «ninvle stand, al« weil sie sich in den Zielen inil ihm eins gewußt hätten, au den aus ihren Reihen hervor- gkgangenen Staatsmann an. Nach den Kriegen von 1866 und 1870 büßten ole Coniervativen da« Terrain, welche- sie im Anschluß an die preußische Regierung gewonnen hatten, großentheil« wieder ei» und mußic» die führende Rolle im Parlament fast ganz an die Liberale« abgeden, die allein für den Gedanken und die Bedingungen der Einheit mit Kraft eilstraten und die entsprechenden Bestrebungen der Regierung mit Nachdruck unterstützten. Roch heute schaaren sich unter die Fahne der Eonservalioen im Reichstag alle Partie«!«», rislischen Elemente der alldeutschen Bevölkerung. Selbst die wrlfischeu Parteigänger gehören, wenn man nur ihre Stellung zu den Fragen der Standespolitik io Betracht zieht, zur conservattveu Partei. Ebenso würden, wenn einmal der Eullurlamps beendet wäre und das Eentrum sich in seine Bestandtheile auslSstr, die zahlreichen parNcularistischen Elemente desselben nirgendwo anders Anschluß finden al- bei den Konservativen. Der Niedergang deS Liberalismus ist zum größten Theile daraus zurückzusühren, daß die Liberalen rein praktische Fragen, die mit politischen Principien nichts zu ihun hatten, zu Poneisrageu stempel ten und sich so nicht blos mit mächtigen Interessen, sondern auch mit der ReichSregierung in Widerspruch setzten. Die Schwenkung, welche in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre die ReichSregierung i» der Zollpolitik machte, wurde vom größica Theile der Liberalen, auch ber Nationalliberalen, nicht milgemach!, »ichl sowohl weil die thailächlichea Verhältnisse des internationalen Handels eine Ems änderung der deutschen Politik Widerrathen hätten, sondern weil >. m> von dem Glaubenssatze ausgiog, daß ein mehr oder Minder absoluter Freihandel ein aolhweiidiges Postulat de« Liberalismus sei. Ob wohl maa sich mit dieser Ansicht in Widerspruch gegen die An schauungen verwandter Parteien ii» Ausland«, ja selbst vielsach gegen die eigenen Erklärungen letzte, so beharrle man doch bet einer schroff ablehnenden Haltung selbst gegen die gtiiiäßigtste» Lorschläge, »nd arbeitete Io einer Jntereiscncoaliiioa in die Hände, loelche nicht allein die Industrie, sondern auch die Laadwirihschasl durch Zölle >» schützen untervahln. Auch die Frage der GetreiLezölle, die, sowei! sie sich in den Grenze» einer finanziellen Einnahmequelle halten »de, allenfalls als temvoraircS AuskunslSmiitel gegen einen augenblick lichen Nolhstand dienen, nicht als schlechthin verwerflich betrachte! werden können, wurde von der entschieden liberalen Partei viel leicht schroffer abgewiesen, a!S e« angezctgt war. Noch mehr setzte sich schließlich die deulschsreisinnige Partei mit den Stimmungen der Dählcrkreisc in Widerspruch, als sie den ans die Hebung des Ex Portes und die Einlcstung einer activen Colonialpolitik gerichtete» Bestrebungen der ReichSregierung in feindseligster Weile entgegenlrat. Will Mali billig sein, so wird man anerkennen müssen, daß die erwähnten Angelegenheit a, sowohl die Zollpolitik, als auch die Frage der Dampsersnbvcntion', nichts mit liberalen Principien gemÄ» haben, und daß mtthin anch, wenn diese Angelegenheiten gegen den Willen der liberalen Parteien entschieden wurden, dennoch von einer Niederlage des Liberalismus keine Rede sein kann. Noch weniger wird ma» in den Vorwurf eiiisi.muleu dürsen. daß di« feindselige Hallung der liberale» Partei gegen di» Haudelspoiitik der Reich«, regicrung einen Mangel an nattonaler (Sestnunng bekunde. Nicht« desloweuiger muß mau zugcben. daß durch diese Hallung die liberale artei in der Schätzung großer Theile de« oeulscheu Bottes eine arke Einbuße erlitten und der Macht der anttliberalea Parteien arken Vorschub geleistet hat. Schon jetzt hat d«: couservattv« Partei (wenn moa thr dleira Namen emräuinen will) in manche echt liberale Principien Bresche zu legen vermocht. Der Gewerbrsreiheit ist durch die l« Ackern, i nn eia bedeulsamcr Stoß beigedracht worden. Die bevorstehende, über das zulässige Maß wohl weit hinauSgehcude Erhöhung der Getreide und Holzzölle schließt eine künstliche Beförderung der Grundrente ein, welche mit dem Psstulate gleicher LnverbSbedinquoaeu nicht ur Einklang zu bringen ist. Aber noch läßt sich nicht übersehen, wohin das dermalige Uebergewich! der conservanvcn Partei noch führe» wird. Die wirthschaiilichcn Fragen werden nicht immer im Bord«- gruude der inneren Politik des Reiches stehen bleiben, und sie werden auch nicht immer in derselben Richtung gelöst werden können, »te bisher. Die uähsten ReichSlagsscssioaen werden andere Fragen, constitutioneller, iiaaiisiellcr od-r sonstiger Net zur Eiilscheiduiicz zn bringen haben. Es steht vor Allem die Codificanon des bürgerlichen Rechtes bevor. In den Landtagen werden überdies die Angelegen heiten der Kirche und Schule, der inneren Verwaltung n. j. w. be ständig nene Ausgaben stellen. Ob von den Regierungen eine tm echten Sinne deS Worte» liberale Behandlung all dieser Gegenstände erwarlet werden kann, lasten wir dahingestellt. Jedenfalls werden dieselben die Constellation der Parteien nicht außer Acht lassen und nicht von derselben unberührt bleiben können. Gelingt cs ihnen, die williährigea Elemente um sich :ekchaart zu erhallen, die ihnen gegen wärtig unter dem Namen der coiiscrvativen Partei zu Diensten stehen, so würde eS mit der Sache des Liberalismus bedenklich geung auSlehea. Inzwischen kann jedoch und wird aller Wahrscheinlichkeit nach in der Bviksstimmung sich ein wesentlicher Umschwung vollzogen haben. Man wird vielleicht bald genug einsehen lernen, daß die Schutzzoll- volilik auch kein Palliativ gegen alle socialen Uebel ist, daß dieselbe keineswegs vor Haudelskrijen schützt, und es angezeigt erscheinen kann, im Interesse des Exports di« Eiiigaiigszölle au verschiedenen Stellen zu lockern. Es wird sich wahrscheinlich zeigen, daß die Lage deS arbeitenden LanbnianncS durch die erhöhten Getrcidczölle auch nicht wesentlich verbessert wurde, und die Erfolge der Dampser- subventio» werden vielleicht nach etliche» Jahre» den gehegten Er wartungen nicht einjploche» haben. In allen Angelegenheiten der bürgerlichen und religiösen Freiheit steht aber die cntichiedene Mehr veit des BolkcS ohne Frage auf Seiten des Liberalismus, und wenn erst solche Frage» wieder die Volksseele beschäftigen werden — was ja ans die Tauer nicht ausblewe» kann —, dann wird es auch nicht zwciselhail sein, welcher Partei die Syinpaihien des Volkes, trotz der zeitweiligen Enlfreuidung, die zwischen den Liberalen und große» Gruppen der Bevölkerung eingetrcie» ist, in Wahrheit gehören. Dan» möge» die aristokratischen Elemente a»s allen Lagern, die klerikale» ttattwlcken und Protestanten, sich zu einer einzigen conipacicn Parle, vereinigen, den« Liberalismus werben sic doch das Feld räunien müssen. * Seit einigen Iadren schon macht sich unter de» Leitern der polnischen Bewegung i» der Provinz Posen das Bestreben geltend, die 800.ooo Pole» Obcrschlenens, die bisher immer gute prenßischc Patrioten waren, dem preußischen Slaake allmälig ;u entfremden und in das national-polnische Fahrwasser zu bringen. Besonders hat die kleine, aber sebr rührige polnische Partei, welche das sanatisch-polnische Organ „Goniec Wielkopolskl" unlerhält, die national polnische Pro paganba in ü berschlesien mit Eifer betrieben. Uni das polnische Nalionalgesiihl unter den Wassirpolen zu hibcn, bat man Tausende von Broschüre» und Büchern in polnischer Sprache in Odcrschicsieil verbreitet. Die P lition um Verminderung und Beseiligniig des teulschc» Unterrichte- in den polnischen Schule» ist auch in Obers bleuen colovrkirk worden und hat sehr viele Unterschriften crballen. Da der polnische Klerus in Obericklesien nnr wenig von der speclsi'ch-poliiische» Be wegung wissen will, so versucht nian von Posen aus. Aerz'e und Rechlsauwäile dadi» zu birigireu, damit VaS dortige polnische Volk tüchtige Fubrer erballe. Bis jetzt sind die Ersolqe dieser polnische» Propaganda in Oberschlesien nur geringe gewesen, ganz wie bei de» Maturen und de» Litauern in Ostpreußen; koch ist es nicht unn vguch, daß auch bei den Wasserpoleu das Nal:onalgesübl wieder lebendig wird und baß ber Regierung einst auch in diesem Stamme ein nicht zu unterschätzender nationaler Gezner erwächst. » » * In der am 23. d. M. abgehaltenen Sitzung der ungarischen Akademie der Wissenschaften hielt der ungarische Nnterrichtsminisicr Äiignü Tresort einen gem- vollcn Vortrag über Thiers. W>r onlnebnien der Denkrede des Ministers, der mit Vorliebe neuere allgemeine Geschichte
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