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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-15
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1884
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Ne->r1ion und Lrßrdtti»» Johannes^isse 33. Hmchstnudru -er Uedacti««: vormittag- 10—IS Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. »Ar ä« a»,«i»»dt« M»»»ien»«, Hch »t» Ri»acn°ll »cht »a»»»tich «u»«H«e »er »kr »ie »Kchftf1,«»»e <l«««er »eftimmten Inserate a» Wachentage, »i« 2 Uhr Nachmitt«,«. «,Tm«-«»» Ke-tagen früh »i« V.S Uhr. 3» de« Miele» siir3»s.-Ln»ah«r-. Ott« Klemm, Uuiversttät«straße Li, Lant« Lksche, Kathannenstraße 18,». >ur »i» '/,2 Uhr ttvMcr.Tagclilatl Anzeiger. Organ für Mit». LocalaeMlbte. Landels- nndGeWftsverkehr. Auflage 18,ISO Ldennkmcatsvreis viertel,. 4'/, Ml. incl. Bringcrlokm 5 Mt., bnrch die Post bezogen 6 Mt. Jede -mzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren >ür Extrabeilage» »bne Poftbesörberung 39 Mt. mit Poskdesörderung 48 Mt. Inserate Sqeipaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut uujerem Prä«, oerzeichnib- labellarischer ». Zifferuiatz nach höher« Tarif. 48. Freitag dm 15. Februar 1884. Reklame» unter dem Redartiau,Erich die Svaltzeile öO Ps. Inserate sind stet« an die Grve»itt«U zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnevum-rrrwio oder durch Post- naamaunit. 78. Jahrgang. Amtlicher The». Veklnmtmllchim-. Auf Antrag des Herrn GtadtbezirkSarzteS verfügen wir hiermit, daß die Leiche« aller in hiesiger Stadt a« Diphtheritis Berstorb««e» innerhalbzwölf Stunde« nach erfolgtem Tode »ach de» Letcheuhalle« des be treffenden Friedhofes z« überführe« sind. Ferner machen wir daraus aufmerksam, daß Kleid»««»» und Wäschestücke vo» Kranke« im hiesigen Kranstn- Hanse z»e Destufeetio« mittel« deS daselbst aufgestellten Schimmel'schen DeSmsectionSapparateS angenommen werde», und empfehlen die Benutzung dieser Einrichtung, indem wir zugleich folgende Bedi»g»«ge» hierfür festsetz«» r 1) Die Annahme der zu desinficirruden Gegenstände erfolgt t« Krankenhaus« auf Anmelden bei dem Pförtner in den Stunden von Vormittag» 10—12 Uhr unh -Nachmittag» 3—0 Uhr. 2) Wer zu desinficirende Gegenstände einbringen will, kann hierzu au- den Borräthen des Krankenhauses einen Klriderbeutel entleihen, in welchen er selbst die Gegen stände zu verschließe», und auS dem er selbst sie nach be endigtem RemigungSprocesse wieder herauszunehmeu hat. Soweit Kleiderbeutel der Anstalt nicht benutzt werden, sind zu Vermeidung der UebertragungSgesahr beim Transporte pie inficirten Gegenstände, ohne da- sie geschüttelt oder «bgestäuvt »»erde« dürfe«, m einen durch- fr»chtett« ;» einem Bündel zusamme« z« schnu« re«de» Bettlaken zu packen, und so nach dem Krankendause zu bringen. ES ist dann ein spectelle» Verzeichnt- der Gegenständ« beirusügen, auf Grund besten von dem die Sachen übernehmenden Angestellten de« Krankenhauses ein EmpfangS- bckenntniß ertheilt wird, welche- bei der Abholung der Sachen zurückzugehen ist. Jedensall» aber, — also anch Im Falle der Be- «ntzana von Kleiderbentel» der Anstalt, — sind Bekleidn«g»stücke von Leder «nd Pelzwerk, sowie Mütze« »ad Hüte in deutlich erkennbarer Weise von den andere« Gegenständen getrennt z» halte». S) Für die Desinsection wird eine der Anzahl und dem Umsauge der zu desinficirende» Gegenstände entsprechende Gebühr erhoben, welche, wenn der ganze Wagen de- DeS- insectionSapparateS mit den Gegenständen beschickt wird, fünf Mark beträgt, andernfalls im Berhilltniß m dem benutztekl Wagenraume, ntrmnl» abrr nnter dem Bettag »»« 00 -s berechnet wird. Unentgeltliche DeSinfectiou wird nur dann gewährt, wenn den zugebrachtcn Sachen ein kurzer vermerk de» behandelnden Arztes bez. ves betreffenden Armenärzte» bei- gesügt ist. welcher bekundet, daß die Gegenstände von einer mit einer ansteckenden Krankheit behaftet gewesenen, tn Leipzig wohnhaften Person herrühren und Mittellosigkeit vortiegt. Als ansteckende Krankheiten werden angesehen: Pocken, Scharlach, Masern, übertragbare Hautau-schlüge (Krätze), Rose, Diphtheritis. Kindbettsieber. Blutvergiftungen (k^asmiseu), Syphilis, Rotz, Flecktyphus, Unterleibstyphus, NüctsallSfieber, Cholera, Ruhr, epidemische Hirn- und RückenmarkSentzünvung, Keuchhusten, Milzbrand, Wutbkraukheit, ansteckende Krank heiten der Lungen (Tuberculofe) und der Augen (egyptische Angenkrankheit, dlvnnordüs). Leipzig, den 8. Februar t884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. vr. Harrwitz. Vekamlimchung. Bei dem hiesigen Sladtorchefter, welche- dm Dienst in Kirche, Gewandhau» und Stadttheater zu versehen hat, soll zum 1. Mai diese- Jahre- die Stelle eine- Aspiranten für 1» Dtoltne mit dem JabreSgehalt von 1000 ut und mit bäderseitiger halbjährlicher Kündigung besetzt werden. Geeignete Bewerber, welche sich änem Probespiel zu unter riehen habe«, wollen ihre Gesuche event. mit Zeugnissen bis spätesten- zu« 10. April -lese» Jahr«» bei «uS emreichen. Leipzig, dm 2t. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Trvndlin. Wilisch, Aff. Srlr-igt hat sich die am 1. kpjs. erlassene Bekanntmachung, dm Haud arbeiter Carl Gustav Loui» Heine betr., durch dessen Gestellung. Leipzig, am S. Februar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Dokge. Nichtamtlicher Theil. Aufstandsgerüchte aus Kreta. * Wir batten schon einmal Gelegenheit zu bemerkm» daß der europäische und außereuropäische Orient mit seinm viel fache» politischen Fragen und Verwickelungen änem zerklüfteten 'Ich« . . , , aus dm Orient mehr oder minder immer nur aus äner Li, >s optimistischen Täuschung beruhm. AuS dem morgeoländischrn Krater steigt unablässig Rauch auf und diesem beun- ruhigmden Anzeichen kann wieder plötzlich än gewaltiger AuSbruch folgen, welcher die politischen Verhältnisse Europa» zu erschüttern vermag. Diese Erscheinung wird eben so lange dauern, als der Türke in Konstantinopel haust und nicht mit seinem unserer Eivilisation gänzlich widerstreitenden religiösen. Politischen und socialen Wese» nach seiner asiatischen Heimath zurückgedrängt ist. Dieser Umschwung in dm politisch-staat lichen Verhältnissen de» Orient« ist allerdings nur noch eine Zeitsrage, aber so lauge sie nicht völlig gelöst ist. kann von einer dauernden Ruh« im europäische», Osten nicht die Rede fän. Dieser Meinung sind auch jedenfalls die in großen politischen Fragen maßgebenvm Cabmete, weil sie thatsächlich im Lauf« der Zeit die Türkenherrschaft im Orient fortwährend beschränkt und verschiedene AuSkunst-mittel augewendet haben, um die christlich - orientalische Bevölkerung vor dem asiatisch- mohamedanischm Drucke zu beschützen. Diese Politik der europäischen Mächte geht aber im Orient nur schrittweise und in langen Pausen vor, weil eS in der Natur der Diplomatie liegt, große politische Fragen nicht zu überstürzen, sonder» sie nur allmälig ihrer Lösung zurusühren. Unter solchen Umständen kann man sich aber nicht sehr verwundern, wenn manche», »och von dem Titrkmioch« be drückten christlichen Völkerschaften de« Orient» jene LvsungS- srist etwa» zu lange dauert; da ist dann von der Ungeduld zu einem gewaltsame» Ausbruche oft nur ein Schritt. Seit wenigen Tage» wissen von einem solchen AuSbrucke englische Blätter zu berichten, nach reuen aus der Insel Kreta rin Aufstand gegen die türkische Herrschaft stattgesunben hätte. Weitere sichere Nachrichten liegen zwar bi- zur Stunde über diese Londoner Meldung noch nicht vor, aber im Hinblicke auf die politische Lage der Dinge aus Kreta scheint dort eine aufständische Bewegung keineswegs ganz ausgeschlossen zu sein. Die hellenisch-christlichen Vertreter im kretensischm Pro- vinzialrathc bebarren nämlich schon fast ein Jahr lang in einem passiven Widerstande gegen die türkische Regierung, weil diese die Beschlüsse des Provinzial ratheS nicht bestätigen will, ja di« christlichen Grundbesitzer der Insel verweigern sogar die Bezahlung gewisser Steuern, zumal die des Wakuf- zchentS, weil der Provinzialrath Kreta« dieselben Verworfen hat. Die Pforte beauftragte zwar ihre Finanzbeamtm, die rückständige» Steuern gewaltsam beizutreiben, aber wie rS eben der türkischen Regierung mit vielen ihrer Anordnungen zu ergeben Pflegt, blieb auch jene unausgeführt. Di« türki schen Excculoren wurden aus Creta wiederholt mit blutigen Kämpfen heimgeschickt und da man in Sonstantinopel die Dinge nickt aus die Spitze treiben und einen neuen helleni schen Couflict heraufbeschwvreii wollte, so ließ man bG-tzur Stunde die krelensischen Steuerverweigerer gewähre«. Dazu kam noch in neuester Zeit der Konstantinopeler Patriarckenstreit, in welchem die Kretenser so entschiede» für den Patriarchen eingetreten sind, daß sie vor etwa sechs Wochen in einem Telegramme an ihre» in Konstaulinopel weilenden General-Gouverneur PbotiadeS Pascha geradezu mit Revolution drohten, fall- die Pforte nicht »achaebe, und dem Kirchenconflicte än Ende machen würde. Wie damals Berichte auS Kreta meldeten» bestand jene Drohung keines wegs auS bloßen Worten, sondern die Bevölkerung besätet« sich thatsächlich zu änem Aufstand-Versuch« vor. An Branv- stoff fehlt e» also auf der Insel durchaus nicht, weshalb cS immerhin möglich wäre, daß dort eine gegen die Türken gerichtete revolutionaire Bewegung stattgefiinden hätte. Der Aufstand könnte auch ein Werk deS in Athen thätigcn helle nischen ActicnS-ComiteS sein, welches, wie man in Konstan- tinopcl erfahren haben will, gerade in der Jüngstzeit sich ausfällig viel zu schaffen macht. Auch darf man nicht unbe achtet lassen, daß die griechischen Staatsmänner und Politiker schon lange ganz nachdrücklich« Ansprüche aus die Erwerbung Kreta- erhebe», welche sie auS dem Berliner BertragSprolo- kolle ableilen wollen, in welchem Griechenland eine festländische Grenzbcricbtigung in Aussicht gestellt wurde. Die nächsten Tage dürsten uns über die Vorgänge auf Kreta wohl jedenfalls näher« Aufschlüffe bringen. Leipzig, 15. Februar 1884. * Der Reichstag wird, wie nunmehr osficiöS verlautet, zum 4. März einberufen werden. * Wie man hört, ist eine Vorlage wegen Herabsetzung der NechtSanwaltSgebühren rn Vorbereitung. * Die nationalliberale Fraction des preußischen Abgeordnetenhaus«» feierte am Dienstag das süns- undzwanzigjährige parlamentarische Jubiläum deS Abg. von Benda durch än zahlreich besuchtes Fest mahl im „Kaiserhof", wobei e» an ernsten und heiteren Ansprachen nicht fehlte. Abg. Hobrecht brachte da« Hoch aus den verehrten Jubilar au», indem er an die politische Lage zu jener Zeit, als Herr von Benda zuerst in da» öffentliche Leben einlrat, erinnerte und in kurzen Zügen än Bild von der Wirksamkeit de» Gefeierten und der von ihm fest und treu vertretenen politischen Richtung bei der neueren Ent wickelung unserer staatlichen Zustände entrollte. Mit bewHten Worten dankt« Herr von Benda. Er warf einen Rückblick auf sein politische« Leben und erörterte die heutigen Aufgaben und Ziele der Partei eines gemäßigten Liberalismus, deren Anhänger er in seiner ganzen polnischen. Wirksamkeit unter vielfach wechselnden Zeitströmungen gewesen. Unter den zahlreichen folgenden Lrinksprücken sä noch der de» lang« jährigen WahlmannS de» Jubilar«, de« Abg. Gärtner, erwähnt, der aus da« beglückte häusliche Leben deS Gefeierten binwie» und der Familie desselben sein Gla» darbrachte. Für die Rüstigkeit und Pflichttreue de» Jubilar» ist e» bezeichnend, daß er alsbald nach Schluß der Tafel da< Prä sidium in einer Sitzung der Budgetcommissioa führte. * Rach äner Meldung au» Sofia ist da» vom Fürsten Alexander gezeichnete und vom Minister-Präsidenten Zankow contrasignirte Deerrt erschienen, wodurch der General major im Generalstab« der russischen Armee. Fürst Can- tacuzene, in Gemäßheit de» Artikel» lS2 der Verfassung und de» Artikel- 1 der russisch-bulgarischen Militair-Convention in den Verband der bulgarischen Arme« ausgenommen und zum KriegSministrr ernannt wird. General Kürst Eantacuzen« ist am 9. d. M. in Sofia eingetroffen. * Während der „Moniteur de Rome" mit der tele graphisch signalisirtcn Analyse der päpstlichen Encyklika an die Bisclwse noch nicht vorliegt, enthält der Pariser ultra- montane „Monde" berät» «inen längeren Auszug au« der jüngsten Kundgebung Leo'S XIH. Äcnn dieselbe aber un- zweiselhast eine versöhnlichere Gesinnung gegenüber dem fran zösischen Gouvernement zur Schau trägt, so wird doch da durch zugleich von neuem erhärtet, wie der moderne Staat durch die ganze Weltanschauung vom Latican getrennt wird. Daß Leo Xlll., »m die woblwolleiiden Geiinnunge» des Papsttbum» für Frankreich zu bekunden, bi» aus Jnnocenz III. und Gregor lX. zurückgreift, kann bei den Neigungen de» Vatikans für alle» Veraltete nickt überraschen. In der Encvklika heißt eS dann aber weiter: ..Al- der sranzösische Geist, durch neue Meinungen vergiftet, die Auto rität der Kirche verwarf und die Zügellosigkeit predigte, sah man Frankreich seinem Unterganae zue'len^^ D Z'ekren durckbrang die Sillen, . , schleckten Lehren durchdrang kät ai iät'ging so weit, -inen Bruch mit dA^ronung^r^chr.ld licken EmriLlungen zu voll^lche . Philosophen des auflösende Thatlgkeit d« en und durch die vorigen Jahrhundert» w'-d-r °u,g-nomm- ^^^ische Text heutigen Sect,rer fortgesetzt. O sicherlich in nock der päpstlichen Encyksika ""ileg, . ^mssch«: Curie sich höheren, Grade deutlich iverden, gegenwärtige» nui durch taktische Erwägungen bei ihrem gegen' 3 Verhalten Frankreich gegenüber l«ten lä« . Mieder- * Wie die ..Paine" s^nöch^nder- Gewaltthätigkeiten metzelungen ln Thanhoa noa ano verB sclws werde bald fcrtiggestellt scm. * Sinkst ist also gefallen und Tewflk Pascha, oer Commanvant der dortigen befestigten Ausfälle mit der cianre» Beiatzung von den Ausitändlicyen nLemaL worbet itews.k Pas/a ha. sich s-w°b wä rend der Bcrtbcidiguug von Sinkst, als auch durch V,e Art und Weise wie er sick schließlich, als der Platz ruckt mehr zu Leu war. benäh..,! -in ruhmreickeS Audeuken g-,.ch°r>. Bevor er Sinkat räumte, ließ er d.e Bese".gu.'gen d.e Lust sprengen und die Kanonen vernageln. Mit dem Ver suche, sich mit seinen 600 Soldaten durchzuschlagen, ging er de», sicheren Tode entgegen. Obwohl der Fall von Sinkat. welches aus etwa 84 Kilometer Entfernung von Suakin, die Handelsstraße nach Berber über die Hochwülte beherrscht, nach Bakcr'S Niederlage jeden Tag erwartet werden mutzte, so scheint die Nachricht in Londoner Negi-rnngSkreisen dock -inen sehr lebhaften Eindruck gemacht zu haben. Ein sofort zusammengetrctener Ministerrath soll die Absendung enzi.,cher Truppen nach Suakim beschlossen habe». * Der Kampf um die Existenz deS Ministerium» Gladstone ist im Gange. Die Opposition ervstnete den- selben unter dem die Wucht ihre« Angriff» noch ganz be deutend verstärkenden Eindrücke de- Falle» von Sinkat. Im Oberhause führte Earl Granv.lle, im Unterbaust Mr. Glad- stone selbst die Bertheidigung der Regierungspolitik. Beide gaben Erklärungen ab, welche von inneren Widersprüchen wimmeln und daher keineswegs befriedigen konnten. Herr Gladstone hält eben fest an der Theorie, daß weder England noch Egypten an der Behauptung de» Sudan ein Interesse hege, daß eS unmöglich sei, Egypten von London au» zu regieren, und daß die englische Occupatio» deö Pharaoneulandes daher nur so lange zu dauern habe, bis die Schaffung einer stabilen Regierung im Lande selbst gelungen sei. Unter diesen Umständen ver tieren di- angekündigten und zum Theit auch schon in der Ausführung begriffenen Truppenuachschübe, die bestimmt sind, das englische OccupatiouScorp» aus eine der Situation an- gemeffene Stärke zu bringen, ganz bedeutend an moralischem Effect, und überhaupt gewinnt man au» den Darlegungen Gladstone's und Granville'S nicht den Eindruck, als habe die gegenwärtige englische Regierung daS volle Bewußt sein von der aus ihr lastenden schweren Verantwortlichkeit. Im Oberhaust haben denn auch die Erklärungen Lord Grau- Ville'S ihre Wirkung gänzlich verfehlt, vielmehr wurde da» von Lord Salisbury beantragte Tadelsvotum mit l8l gegen 81 Stimmen angenommen. Bei der Würdigung dieses Vo tum« ist allerdings darauf Rücksicht zu nehmen, daß im Oberhause die Tone» dominircn, ein Umstand, der die Trag weite VcS CoupS wesentlich adschwäcbt; im Unterhaus« schwebt die Entscheidung noch; dasselbe hörte die Auseinandersetzung Gladstone'» schweigend an und vertagte sich darauf. Nach den parlamentarischen Gepflogenheiten Englands erscheint dieser moäiw proosösnäi jedenfalls höchst bedenklich. Er con- stituirt eine indirekte Censur der Regier,»,gSpolitik seitens der Majorität, die schon in sehr viele» Fällen daS Vorspiel zu der entscheidenden Niederlage gewesen ist. Tie Existenz des Cabinet« hängt jetzt nur noch an änem Spinnfadens der jeden Augenblick zerreißen kann. Landtag. s Dre»dea. 18. Februar. Zweite Kammer. EitzungS- beginn Vormittag» 10 Uhr. Am Regierungstische nahmen Platz StaatSmintster von Nostitz. «allwitz. die Geheimen RSthe von Einsiedel, Schmiedel. von rhrenst,in. Eppendorf. Lharpeutier. Böttger, Die Dribünen sind »hailächlich übersüllt. Aus der Tage-orduung stand die Schlußberathung über den ^ Sinantdepniatiou. Lap. 42 bi, 62 des EtaiS der W'°» Oe?tlchI^e7/°"'"°''"'' (R-str-m- Vorlage. „Ministerium de« Junen, nebst n"" dlbg-Liebknecht Gelegenheit, dem Herrn Mi- nister ans dessen gestrige Rede in Sachen de« änavpschastScassen- an «orten. Seine - Liebknecht'« — rm Jahre 1876 im ba^e» Hk" Minister gestern berühr,.'. die Jnieressen der Bergarbeiier m der Weise die Krankenkassen von de» «nappichafircassen zu b°be ober n.emal« gehetzt, sondern bei Differenzen WerkSbesitzer», wo man »m seinen Rath Kratzt, stci» acralhen, uachzugebe». Sei» ÄesichtSpunct über da» Hobe sich seit 1876 geändert, da- gestehe er dlttentatSprovoc-tion de« Polizei- Doll ln London zu sprechen. L,n Seilenstück hierzu sei (°-n "" unlängst au anderer Stelle besprachen) Si?ner D 2 ^ch di. Entdeckung de« Schmidt Habe gestohlen, betrogen und Urkunden gefälscht und stl flüchtig geworden. Trotzdem habe ihn die Pol>,ei als inren Spion beimtzt und will von alledem keine Kennlniß gehabt haben. Abg. Liebknecht will »ui, den Lchrtil.nwechiel, den Schmidt niit dem Crimiualrath W>ller und dem Poiizeiccmmissar Paul in Dresden vo» Zürich auS gepflogen, vorlesen, die Kammer ertheilt hierzu aber die Genehmigung nicht. Abg. Liebknecht fährt fort: Die Kammer würde anders urtheile», wenn sie daS Borlese» gestattet hätte. „Auf Be» schwörunge» lassen wir uns nicht ein! Die Revolutionen werden am grünen Tische gemachtI Wir machen keine Revolution l („Oho!") Präsident vr. Haberkorn rrtheilte dem Redner wegen vieler Aeiiberung einen Ordnungsruf. Abg. Liebknecht sorisahrend: „Die Unterstützungen Schmidt'» seien au- dem UnterstützungsfondS jür Beamte und deren Hinter- bliebene genommen worden; denn Criniiiialrath Weller habe dem Spitzel Schmidt am 8. November 1882 geschrieben: „Wir baden nur einen kleinen Dispositionsfonds, der säst nur zur Unterstützung von unseren zahlreichen Beamten und den Hinterbliebenen solcher verwendet wird." DaS sei der Grund, warum er den Fall bei diesem Capitel zur Sprache bringe. Am 0, September 1882 habe Weller an Schmidt geschrieben: „Ich habe für Sie wieder eine Summe von 73 locker gemacht." Woher? Wobt au« der Mi.iisterialcassc? Dann wollt Weller von Schmidt au-kundschasten: ..wo die „Freiheit" gedruckt und von wo au« sie vertr.cbeu wird". Än, 26. August 1862 werde dem „Schnüffel" durch Weller mit- gethoilt: „Vom 14. nächste» Monat» bis 20. werden wir hier in Sachsen zu den Manövern hohe Küste bekommen." Ein merk würdiger Zusammenhang mit dieser Andeutung sei e«, wenn zur selben Zeit durch die Blätter die Mittheilung gegangen: „daß die Polizei einem gegen den Kaiser beabsichtigte» Attentat aus die Spur gekommen und eS bättcn deshalb schon Haussuchungen bei hiesigen Socialdeinokraten stattgesunben, und daß zu eben derselben Zeit Schmidt in Zürich sich angelegentlich erkundigte, „ob nicht ein Attcnlat-soiids cxislire, man müsse einen solchen gründen, meinte er, er sei sofort zu einem Beitrag bereit". Er wolle nnn nicht be haupten, daß die Dresdner Polizei ein Attentat habe künstlich der- anstalteu wollen, aber ermuthigt habe sie den Spitzel, zum Pro»»- cateur zu werden. Man solle nicht mit dem Feuer spiele« I Der neueste Mord in Rußland ging von einer Person an», welch« die Polizei als Spion benutzte 1 DaS Berhältniß zwischen der Dresdner Polizei und dem Spion Schmidt sei schlictzlich etwa» platonisch geworden. Weller habe demselben geschrieben: ^er möge sich noch Berlin wenden, dort habe man entsprechende Mittel für solche Dienste und dort würden seine Notizen von Werth sein." E« sei ja wahr, in Berlin Hab« man für solche Tinge mehr Geld. Aber wa« habe man erreich«? „Wir Huben zwanzig Mal mehr polizeiliche Geheimnisse erfahren ohne Geld!" vertrag. verfolgten Schmidt verlangt? Er wisse positiv, daß l holt ans deutschem Boden mit der dentschen — er wollte nickt de- Haupte» mit der sächsischen — Polizei verhandelt habe. Erst lpäter habe man ihn gepackt und ihm den Proceß gemacht, bei der öffent lichen Ha»piv,rhandlnng aber mit größter Sorgfalt vermieden, da« politische Gebiet zu streifen. Schmidt sei wegen Betrug« »ud Urkundenfälschung zu 4 Jahren Zuchthaus und L Jahrea Ehren- reciit-verlust verurtheilt worden. Tr frage nun, ob dem Herr» Minister der Verkehr der Dresdner Polizei mit diesem Menschen bekannt sei? Er have nicht erfahren, daß Weller abgesctzt worden, der Provocateur Weller habe vielmehr einen Orden bekomme». Die Existenzberechligung de« Staat« stehe auf einer unsittlichen Basis, wen» sie sich solcher Mittel bediene, um den Staat aufrecht zu erhalten. Wa« habe man mit solchen Mitteln erreicht? „Denn Sie i» Deutschland noch keine Attentate haben, wie in Oesterräch, so ist da« nicht der Polizei zu danken, sondern nur un«!" Präsident vr. Haberkorn: „Belästigen Sie die Geduld der Kammer nicht zu sehr!" Abg. Liebknecht spricht weiter von der Angst vor dem rothen Gespenst und fragt: „Warum Hai Stellmacher nicht in Deutschland geschossen, sondern in Wien? Wenn er i» Deutschland —" Präsident vr. Haberkora: „Gehen Sie nicht so sehr in« All gemeine I" Abg. Liebknecht rief mit warnend erhobener Hand und erregter Stimme: „Oiaoite mvmri!" und fuhr dann sott: er wolle nun einen anderen Fall zur Sprache briugrn. Im Bundetrathr sä die Verlängerung de« VelagernagSznstande« über Leipzig beschlossen worden. Er werde seine Beschwerden in dieser Richtung im RcichSlage Vorbringen! Wa« habe mau damit erreich»? Einige Personen Hab« man in ihrer Existenz geschädigt, Berbiitcrung habe mau hervorgerusen I Die Agitation habe mau in keiner Weise gestört, im Gegenthäl sei sie größer geworden. Er und Bebel agitirten jetzt mehr al« zuvor. Sie müßlen thatsächlich sich ihre» Familien entziehen, um ihre ganze Zeit der Agitation zu widmen. In der Umgegend von Leipzig Reden zu halte», hätten Bollmar, Bebel und er vollauf zu thun. „Wir haben auf da« Soclalistcngesetz gepfiffen!" Die Polizei sei zwar än unreinliches Handwerk, er Hab« aber da« Recht zu verlangen, daß man gegen die Soctaldemokrate» mit einem gewissen Plan, mit einem gewissen Verstände vorgehe. Redner erörterte sodann in langathmiger Rede die im Mai v. I. in Leipzig erfolgte Verhaftung der Soäaldemokraten Küntzel, Apitsch und Lauschke und deren Ausweisung und schloß mit de» pathetischen Worten: „Mit der Humanität deS Staate« ist eS ebenso schlecht bestellt wie mit seiner Moral"! Präsident vr. Haberkorn erthälte dem Redner wegen dieser und der vorauSgenongenen Aeußerung: „Wir haben aus daS Socialistengesetz gepfiffen", den Ordnungsruf. Slnolsminister von Nostitz-Wallwitz coustattN, daß durch die Erklärung des Abgeordneten Liebknecht bewiesen sä, daß der selbe im Jahre 1876 vom sächsischen Knoppschait«cassenwestn nicht« verstanden hat und daß er sich, trotz dieiec Unkennmiß, nicht ge scheut bat, daS Kneppichasiscassenwcsea zum Gegenstand der social- demokraluchen Agitation zu machen. Die Schmidt'sche Angelegenheit anlangend, so mache ihm da von den Socialdemokrateu in der Sache «uigeschiageue Versah«» sein Amt außerordentlich leicht. Wenn die Angelegenheit geheim gehalten worden wäre, so würde da« der Regierung viellelwt un bequem geworden sein, sitzt aber könne man die AuSgab« für die der Polizei geleisteten Dienste mit vollem Namen in da« Bndget einstellen und Jeder könne sehen, wo der Posten stehe. Die Ver- sassung habe übrigen« derartige Fälle vorgesehen, denn t» ß. 99 heiße c«: „Ansätze für geheime Ausgaben können dabei (bä de» Rech- naiige» an die Stände) nur insoweit Vorkommen, als eine schr, lliche, von mindestens drei verantwortlichen Mtuistertol- vorftänden contrasignirte Versicherung de« König« bezrngt, daß die Verwendung zum wahren Veste» de« Laude« ftolt- gesunden habe oder stottflnden werde." Er wolle nun ganz aufrichtig sän und erklären, daß er diese außerordentliche Ausgaben für damit Jeder sich überzeugen .estebe an äne Zät, wo man lädrr ^ur Sicherheit de« Staat« zu solchen Maßnahmen hat greise» müssen. Die Geschichte lehre, daß e« selbst t» der Zeit der größten Revolutionen nicht ohne Kundschafter abgeaangen, and jetzt in Ze>t. wo man sich von soäaldemokratischer Säte ganz offen zur Revolution bekennt, wo die Soeialdemokraten keine Ge legenheit vorubergehen lasse», de» Dynoniitbrüdern uud Meuchel mördern ihre Sympathien zu bezeigen, könne »a» der kundichaster leider nicht ganz entbehren. („Sehr richäg NH Er wolle nun ganz auftichttg sän Au-gabc änstellen lasst» werde al« „a sicherheit-polizeiliche Maßnahmen", d könne, und än Denkmal bestehe an är
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