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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-17
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1884
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I. 5" lll. b'/„ 8»u!os ir 6'/,.. x»ä üür k»ir 7. —, cko. >oä fair /10' ilo. r 3"-... Vssteru (8r»l«z 8nIIcu. .000 L. 42 80.« erlcanü. -i-LLI. r-Line ar „Her- idkuüche ch-Line- /2) der Manie- - (U,V >er 444g> lK'-') hederci- Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Let«ti«n uni» Lrprditi«» Johannesgasse 33. HnrMvntr» der KrdarUokN Bormiliag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. -Ar dt» Nta,.d< «mqkjaatln M»>micrr»t, »acht sich »u -ikdocun, mcht »krdlidtLlj. »er für »te ,ä»ftf«!,e«»e «u«»er »esttmmtea Inierate a« «-«r»ta,e» diS Z Uhr «achmitta,». »« r»»»-««» -eftta,eu früh bi«'/.» Uhr. 3n -en Fflfalrn für Ivs.-Lnnahme: Ltt« kle»u». Univrrsität-stragr 21, L*»t» Lösche» Latharinenstrahe 18. V. mir »t» '/.S vhr MMr^TaKMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 18,LS«. Lhinuemcatvvrri» viertel,. 4'/, MV. incl. Brragrrlohu 5 Mk.. hvrch die Post bezogen 6 Mk. Jede -inzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplor 10 Pi. Gebühren lür Sxtrabeilage» «HNk Pvstbeiörderiing 30 Mk. «it Poftbesorderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Erögere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. rabellarischer ». Merniatz nach kiöherm Taris. Leclamen »nter dem NedactionsKrich die Spaltzeile 50 P'. Inserate sin» stet- an die 6t.4ie»4tion z, iendeu. — Rabatt wird nicht gegeoen. Zahlung pr»«ouwkrLN<io oder durch Post- nactmalime. ^ 48. Sonntag den 17. Februar 188L 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Sesenlliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, a« 2«. Februar 1884. Abend» «'/, Uhr, i« Saale der I. Bürgerschale. Tagesordnung: I. Bericht de« Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über «4. anderweite Abänderung der Kausöpunctalion über den Bauplatz für daS Dienftgebäute der hiesigen ReichSbank-Hauptflelle; d. Ausführung baulicher Her stellungen im ehemaligen Reitstallgebäude. II. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Lersassung«. auSstbuffeS über Abänderung der Bauvorschriften für da« städtische Areal de« vormaligen KohlenbahnhoseS. III. Bericht de« Finanzausschüsse« über ». Beschaffung eiireS CubicirapparateS für daS Aichamt; d. Verlegung des zweiten städtischen Einkommensteuer-Termins. IV. Bericht de« SchulauSschusse« über » Spccialbttdgct .Städtische Volksschulen" auSschlictzlich Fortbildungs schule für Mädchen Pos. 11 unv Volksschulen Pos. 140 bis 163 der Ausgaben; d. Conto 6 „Schulen" Aus gaben Pos. 1—9 des Haushaltplanes aus das Jahr 1884. V. Bericht über a. Specialbudget „Gasanstalt" bez. Conto 4t „Gasbeleuchtung«-Anstalt", ausschließlich Specialbudget Gasanstalt Ausgaben Pos. 55; d. Conto 10 „Woblsäbrtöpolizei" Ausgaben Pos. 30—36 deS HauShallplaneS aus daS Jahr 1884. Bekanntmachung. Da« AuShebeu der Schnee- und Märzglöckchen mit Zwirbeln und Wurzeln in den städtischen Waldungen wird hiermit bei Geldslrase bis zn 30 oder entsprechender Haft- firase untersagt. Gleichzeitig bringen wir daS Verbot in Erinnerung» die städtischen Waldungen anßerbalb der gebahnten Wege zu be treten, verweisen in dieser Beziehung auf die angebrachten Placate und bemerken, daß das Forst- und Aufsichtsperson»! angewiesen ist, auf strenge Durchführung der vorstehenden Berbote zu achten. Leipzrg, den 13. Fevruar 1884. Der Slath her Stadt Leipzig. vr. Trvnvlin. Krbgl. Vrrnntiolj-Ancti-n. Montag, den 18. Februar sollen von vor mittags 9 Uhr an im Forltreviere Connewitz auf dem Gehau in Ablbeilung 27o (in» Kautzscher Pfarrholze) ca. 83 starke Langhauseu und - 200 Bund Dornen unter den öffentlich auShättgenbeu Bedingungen und der üb lichen Anzahlung nach dem Mcistgebot verkauft werden. Ansamnrenkunft: aus dem Schlage an der weißen Brneke auf der Conncwitzer Linie. Leipzig, am 1. Februar 1884. DeS RatkS Forst-Deputation. LSuigliche Akademie der bildenden Künste und Kunügewerbeschulc zn Leipzig. Die Studien im «ommcrscmcstcr 1884 beginnen LieuStag. de» 22. April ». die Tageskurse früh 7 klär, die Abendkurse um 5 Uhr. Der Lehrplan nnisaftt alte NnterrichtSgcbirte der knlden- den Künste und des ü»uftgr»l>rrbrs und berücksichtigt spcctcll dir Ausbildung in den graphischen ütnnstcn. Anmeldungen zur Aninalnne s4nd in der Zeit vom 18. Februar bi« mit 1. März dsS. Ars. in der Expedition der Akademie, »eftl. Flüarl der Pleis;e»burg S. Et., Nachmittags zwischen 4 «nd L Uhr zu bewirken. Leipttg, den 4. Februar 1884. Der Direetar: Vr. Ludw. -iieper. Ncnlschult I. Srdnnng. WanuerStag, den 2t. Februar 1884, Vormittags 8 Ubr: Aufuahturprüfutia. Giesel. Im Auctionslocalc bez. im Hose des hiesigen AmiSgerichts sollen Dienstaa, den IN. dieses Monats, 8 Uhr Nachmittags, eine Anzahl besserer Möbel. Federbetten, Matratzen, 7 Hobel bänke, Werkzeugkasten, Lchraubböcke, 7« Stuck Schraub- »oiugru und 70 Stück kiesernc Bretter versteigert werden. Leipzig, den 15. Februar 1884. Bielß, Gerichtsvollzieher. Die im Grundstück, Stermvartenstraße Nr. 26, 4. Etage, zum Nachlasse der Frau Pauline verw. itreuk liier gehörigen Effecten, als: eine gröftcrc Anzahl besserer Möbel, Wasche, Bellen, KlridnngSstückk und vrrschiedkiie andere Gegenständ« solle» Mittwoch, den 20. dieses Monats, von 10 Ubr Vormittags an, cm Ott und Stell- zur Versteigerung gebracht werden. Leipzig, den 15. Februar 1884. Biklft, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. vie englische Labinetsfrage. * In England und den Kreisen der politischen Welt, welche an den bedenklichen Folgen der cnglisch-egvptischcn Verwickelungen Interesse nebnien. sicht man gegenwärtig vor folgenden schwer wiegenden Fragen: Wird das Cabmcl Gladstone bleiben oder durch die eayptiichc Frage zu Fall kommen'/ Wird taS Unter haus da« Bcffpicl deS Otcrhauseö nachahinen nnd sich für da« von der Opposition beantragte TadclSvotum aussprechen oder über dieses zur Tagesordnung übergehen? Wird eS dein in den Listen de- parlamentarischen ParlcigängerkriegeS so erfahrenen Minister-Präsidenten auch diesmal gelingen, de» drohenden Sturm zu beschwören und mit dem liberalen Ministerium zu gleich dir Wahlrcsvrm zu retten, welche einen nicht unerheblichen bisher vorwiegend aristokratisch gesinnten Tbcil der Wahlbezirke Großbritanniens für immer deinokralisiren wurde, oder sollen mit Gladstonc'ö Rücktritt auch d.ese Resormpläne wieder aus lange Jahre hinaus vertagt werven? Jede dieser Frage» wäre leicht zu beantworten, falls st« vereinzelt aus der Tagesordnung ständen; ihr innerer untrennbarer Zusammen Hang macht aber das Urthcil Uber den AuSgang deS parla mentarischen Kampfes unsicher. Gewiß ist allerdings, daß Mr. Gladstone und sein« Collegen von keiner Seile im Land«, etwa die kleinen Qtläkergeincindcn und ähnliche sonderbare Heiligrn-Convenlikel ausgenommen, eine Billigung ihrer eghptischen Polirik er fahren haben. B>S in die jüngste Zeit, beziehungsweise bis Anfang Januar, gab eS >>» ministeriellen Gefolge noch so manche,r ganz praktischen, vernünftigen Politiker, welcher mit dein Borgeben deS CabinelS in der Sudansrage einverstanden war; angesehene Blätter von unabhängiger Riäilung stimmten den, Gedanken bei. einen Tbeil deö Sudan- zu räumen und selbst ii» äußersten Falle Cbartu»i preiszugeben, wenn nur der Nest des cgyptischen Gebiete- gesichert bliebe. Allmälig trat aber, als man sich von der drobenveil Ausbreitung deS Aufstandes überzeugte, ein Umschwung in der Anschauung ein; noch vor der Katastrophe von Tokar wurde allerseits eine enlsebiede» durebgreisende Politik vom Cabincte ver langt unv gesorkert, daß England mit der vollen Verantwortung für die Ereignisse in Egypten auch die daran« entspringenden Verpflichtungen übernehme. Die Vernichtung des CorpS unter Baker Pascha, der zuin Entsätze der schwer- bedrängten Garnisonen von Tokar und Silikat in da- Innere vorrücken wollte, bat schließlich in ganz England einen Sinn» der Entrüstung hervvrgerusen. Man verlangt nun niit lauter Stimme ein rasche-, nachdrückliche- Eingreifen, um das schwer geschädigte Ansehen de« britischen Namens wieder herzustellc». Selbst die ruhigen, sonst nur ihren Geschäften nachgehcnden Großkanfleulc der City tbaten sich zu diesem Zwecke zu einen. Meeting im Mansionhouse zu sammen. ja d>e liberalen Abgeordneten, die Parlamentsmitglieder von der niiilistcricllcn Mehrheit Unterzeichneten eine Denkschrift an die Regierung, in welcher jene Forderungen in, Interesse der Ehre und des Ansehen» deS britischen Namen« ganz nach drücklich betont wurden. Die „TuneS" erklärte, da« Cabinet werde ablreten müssen, wenn eS jene Wunsche nicht erfülle; in gleichem Sinne beschwören die anderen leitenden Partei- blätlcr die Regierung, in der zur brennenden Frage gewordenen egvptischen Angelegenheit nachzugcbc», sonst könne man für nichts, sür gar nicht« eiiisteben. Die Antwort, welche biSbcr Mr. Gladstone gegeben, ist eine diplomatisch ausweichende. Im Munde eine- thatsäch- lichen Anhängers der britischen Vergrößerung-Politik würde Gladstone'« Ankündigung, England werde in Eghplen bleiben, bi« dort die Ordnung völlig hergestcllt sei, w>e die Anzeige einer dauernden Occupatio« lauten. Bei einem leitenden Staatsmann von diesem Schlage würde man den raschen Nachschub von erheblichen Verstärkungen nach Suakim und Assuan, die Vermehrung der Besatzung von Kairo und Alexandria, die Masseneiiischjfsuiig von Munition nach Egvptrii und die Enlleiitnng te-CanalgeftbwaderS j» die torligenGcwässcr als ei» ernst Zlinehincndcs Zeichen eines nun beginnenden energi schen Vorgehens anseben müssen. Man würde in der Erklärung Gladstone'S, daß Gorkon i.n Sudan ganz nach eigenem Er messen handeln könne »nd werde, einen Widcrrns'der ganz allgemein gehaltenen AuSeinaiidcrsetznng vom Ausgobcn des Sudans erblicken. Hat doch bekanntlich Gordon ganz ent schieden gegen eine solche NückzugSpolilik, zuinal aber gegen die PreiSgel'ung CbartuinS sich erklärt. Allerdings wollte der General den Sudan nicht für Egypten, beziehungsweise alS AuSbentiingSgehicl sür die Pafchawirthschast erhalte» wissen; »ach seiner Auffassung denkt er sich dort de» englischen Einfluß »IS den allein maßgebenden nnd will durchaus nichts von egyptischeu Beamte» wissen, deren Willkür und Räubereien die Sudanesen zur Verzweiflung getrieben haben. Englische Bcrwaltliiigsbcam te und Oberrichter sollen nach Gordon'S Mei nung eingesetzt und in ihrer AmtSthätigkcit von wählbaren ci»ge- geborciikn Municipal?l»S'ck'iissen untersrstzt werke», ähnlich wie in Indien, wo selbst in großen Provinzen zwei, drei eng lische Beamte an der Spitze der eingeroreiien Ausschüsse Ordnung »nd Rnbe ausrechterhaltcn, welche nicht gestört werden dürfe», fall- nicht die bewaffnete Macht zum Ein schreiten hrrangezogcn werken soll. Auch an diese hat Gordon gedacht. al-S er vor zwei Monaten seine Ansichten über den Sudan i» der „TimcS" und in Besprechungen mit mehreren ZeilnngS-Berichterstattern entwickelt hatte; da inzwischen suakim zu einem großen Wassenplatze geworden und Admiral Hcwetl beträchtliche Verstärkungen erhallen soll, so gewinnt eS wirklich den Anschein, daß auch die englischen RcgicruiigSkrciic an einen starken »lilikairischcn Rückhalt bezüglich der Verwirklichung der Pläne Gordon'S denken. Alle diese Dinge stehen mit den bisherigen, nichts weniger als klar und bestimmt lautenden Erklärungen Gladstone'S nicht >m Einklänge, wa- selbstverständlich den Forderungen nach einem entschiedenen Vorgehen noch stärkeren Rückhalt verleibt. Es wird damit den Liberalen, den Mitgliedern der bisherigen niinistcriellen Mehrheit möglich, aus eine Verein barung zwischen de» Forderungen ihre- verletzten nalionalc» Selbslgesühls und denen der eigentlichen Partei-Interesse» sich einzulassen. Diese sind überall und allezeit ein mächtiger Faclor »n parlaincntarischcil Leben und treten im gegenwär tigen Ängcnblicke zumal im englischen Unterhausc sehr scharf in de» Vordergrund. Handelt eS sich dock sür die liberale Partei, die zun, erste» Male al-S solche unbestritten anerkannt, vor süns Jahren an daS Ruder gelangt, aber bisher noch keine großen Ersolgc;n verzeichnen hat. darum, endlich die ihr von Glalstonc in Aussicht gestellten Grundlagen ihrer zickiinftigen Macht durch die Ausdehnung deS Haushalter-Cliinmrechtes aus die ländlichen Wahlbezirke zu gewinnen. Fällt nun da« Cabinct Gladstone, so ist eS ans Jahre, vielleicht aus Jahr zehnte hinaus um die Wahlrcsorm geschehen. Kein Wunder also, wenn die Mehrzahl der Liberalen diesem LebenSinteressc ihrer Partei zuLiebe geneigt ist, bezüglich EgyplcnS überManchc» hinwegzuseben und sich mit einer Vereinbarung zwischen ihren eigenen Ueberzciigunzcn hinsichtlich der egyplischen Politik und ihren nachdrücklichen Wünschen in Betreff der endlichen Ver wirklichung deS Parteiprogramm« in der engeren Hciinath selbst abzusindcn. Bleibt Gladstone Minister, verwirft da« Unterbau« den von Northcole gestellten Antrag aus ein Miß trauensvotum. so bat diesmal Gladstone seine Rottung einzig und allein dem Unstandc zu danken, daß er >»a»che Zusagcn. die er seiner Zeit gemacht, noch nicht erfüllt unv auch da« Parlament noch immer nicht jene ArbeilSausgaben erledigt hat, sür welche dasselbe i» der Cbarwocke 1880 gewählt worden ist. Lange können indeß diese eigenartigen Partci- rücküchte» und politischen Winkelzüge aus da« «udgillige Schlußergebniß nicht mehr warten lassen. Leipzig, 17. Februar 1884. * Die Reichstagssession rückt allmählich sehr in die Nähe. ' Wenn auch der Tag der Eröffnung noch nicht enk- giltig festgesetzt zu sein scheint, so fällt er doch ohne Zweifel u, da» erste Drittel de» März. Der Bundesralh wird die größten Anstrengungen machen müssen, um das sür den Reich-tag bestimmte ArbeitSmatcrial gleich von Anfang an in genügendem Umfang fertig zu stellen. Die bevorstehende ReichStagSsesston hat öekanntlich die ganz außergcwvhi'lichc Eigenschaft, daß infolge der vorzeitigen Fenstellung de« Etat- für 1884,5 ein ReichShauShalt diesmal nicht vorgclegt wird. Zu der ausnahmsweise frühen EtatSscststellung wurde der Reichstag, wie man sich erinnern wird, durch die ein dringliche Mahnung einer kaiserlichen Botschaft bewogen, welche im Hinblick aus die socialpolitische Gesetzgebung den Wunsch auisprach, die Session möchte von ander- weiten Arbeiten möglichst sreigehaltcn werden. Damals dachte man »och an die Alters- und Invalidenver sicherung der Arbeiter; inzwischen ist aber daS socialpolitischc Programm sür die nächste Session aus die einzige Unsallver- sichcrungSvorlage eingeschrumpst, welche nun zum drittenmale in veränderter, aber verbesserter Gestalt dem Reichstage zugchen und hoffentlich zu einer Verständigung führen wird. ES wären kenn mit dem Kranken- und Unfallversicherung«^^ in der lausenden Legislaturperiode wenigstens zwei wichtige socialpolitische Nesormgesetze zu Stande gekommen. Nachdem der Buudesrath nunmehr in den Besitz der vollständige» Unsall- versickcrungSvvrlagc gekommen ist, und dieselbe seinen Aus schüssen üocrwicsc» hat, wird man erwarten dürfen, daß der Reichstag gleich zu Beginn seiner Thätigkcit diesen Gc> setzentwiirf vorsinden wird. Im Uebrigen wird sich die be vorstehende NeichSlaaSsession voraussichtlich mit der Novelle zu», Acticngesetz zu veschastigen haben, sowie mit einer Er neuerung deS SocialistengesetzeS, die zu sehr kritischen Ent scheidungen führen wird. Unter den kleineren Vorlagen werden einige internationale Verträge commerziellen und literarische» JnhallS von minder erheblichem Belang und eine Revision des HilsScassengesetzeS sich befinden. lieber andere Vorlagen, von denen in der Presse gesprochen wurde, eine» NaÄtragSetat sür Marinczwccke, die aus der vorigen Session bekannten PcnsionS- und Reliclengesetze u. A. scheint die Entscheidung noch auSzustehcn. Ans alle Fälle wird auch die bevorstehende Session, die letzte der zu Ende gehenden Legislaturperiode, wieder Arbeit und Aufregung in reicher Fülle mit sich bringen. * Unter dem Vorsitze de« Staat-minister« v. Boetticher wurde am 14. Februar eine Plenarsitzung de« BundeS- raths abgcbalten. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorbeiathung überwiesen die Gesetzentwürfe über die Unfall versicherung der Arbeiter, und betreffend die Abänderung de« Gesetzes über die eingeschriebenen Hilsscaff'en vom 7. April »876, sowie ein Antrag wegen Wicderbcsetzliiig der durch de» Tod deS OberlandeSgcrichkS-Bicepräsidenlci, I)r. v. Kübel erledigten Stelle eines Mitgliedes in der Eoiiiniission siir de» Entwurf eines bürgerliche» Gesetzbuches. Mit dem Anträge OldenburgS wcgen Genehmigung von Abweichungen von den i» tz. 5 Ziff. > deS Gesetze-, betreffend die Reichskriegshäfen, vom 19. Juni 1883 für die Vornahme von Arbeiten und Anlagen am Jadebuscn vorgesehene» Grenzlinien war die Versammlung einverstanden; auch genchiniate dieselbe die Anträge der Ausschüsse in Betreff der Elcinpelpslichtigkcit der JnterimSscheine der Bvrsen«Eom> niissionSbank zu Berti» und der Aclien der Spar- und Leih bank zn Oldenburg. Nachdem der Vorsitzende über zahlreiche an den BnndeSrath gerichtete, den zuständige» Ausschüssen aus Grund früherer Beschlüsse überwiesene Eingaben Mit- Ihciiung geinacht hatte, faßte die Dcrsammlung schließlich Beschluß über die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben von Privaten. * Betreffs der gestern von nnS erwähnten Abänderung de« HilsScassengesetzeS wird officiöS geschrieben: Die Ermittelungen über die birberige Wirksamkeit de- Gesetze» über die eingeschriebenen HilsScasscn vom 7. April 1876, welche vor der Ausstellung de« Entwürfe- de« Gesetze«, be treffend die Krankenversicherung der Arbeiter, anaestcllt wurden, ergaben, daß verschiedene Bestimmungen de« erstgenannten Ge setze« einer Abänderung oder Ergänzung bedürftig seien. Die zu dem Ende erforderliche Revision mußte indessen einstweilen auSgcsctzl werden, da vor Erlaß de« letztgenannten Ge setzes nickt zu überseben war. »»vicwcit dasselbe in daS HilsScassenwcffn cmarciscn würde. Jnmittelst ist da- Kranken- versicbernngSgesetz vom 15. Juni 1883 zn Stande gekommen und publici.t worden. An- demselben ergiebt sich, daß I) die Geltung deS HilsScassengesetzeS durch tz. 87 Absatz 2 de« Krankenversicherungsgesetzes aus diejenigen HilsScasscn beschränkt ist. hinsichtlich deren eine Verpflichtung zum Bei tritt nicht besieht, deren Entstehung und Bestand demnach aus der freien Entschließung ihrer Mitglieder beruht; 2) daß die Mindeslunlerstntznngcn, welche die dem Gesetze vom 7. April >876 ferner untcrslcllt bleibende» HiffScasse» ihre» Mit gliedern gewähren müsscn. wenn sie durch die Mitgliedschaft einer ihnen obliegenden VersickerungSpflicht genügen sollen, durch ß. 75 deS letzteren Gesetzes neu srstgeflellt sind. Durch die crstcre Bestimmung verlieren diejenige» Vorschriften, welche nur aus HilsScassen hinsichtlich deren eine Verpflichtung zum Beitritt besieht, anwendbar sind, ihre materielle Be deutung; durch die letztere entsteht die Frage, ob die Zu lassung von HüsScassen als eingeschriebene noch ferner von der Gewährung einer Mlndestunterstiitzung abhängig bleiben soll. Daneben werden dadurch diejenigen bestehenden einge schriebenen HilsScassen. welche dem Gesetz vom 7. April k876 auch ferner unterstellt bleiben, znm großen Thcile zu einer Abänderng ihrer Statuten gcnöthigt werden. Um dieselben einer späteren nochmaligen Revision ihrer Statuten zu über- heben, empfiehlt eS sich, diejenigen Abänderungen und Er gänzungen deS Gesetze- vom 7. April >876, welche sich alS nothwciidig oder zweckmäßig heranSgcstellt haben, so zeitig auSzusühren, daß sie »och vor dem vollen Inkrafttreten de» Gesetzes, betr. die Krankenversicherung der Arbeiter (1. De- rember >884), in Wirksamkeit treten können. * An der Ausführung der neuen Marine Ordnung wirb von den betreffenden Restortbehörden bereit» eifrig gearbeitet. Damit hängen auch die Resignationen sür den ModilmachnngSsall zusammen, die nach dem Verbilde der Armee alljäbrltch ftattsindcn. Die CemmandoS der Marine« stationen der Nordsee und Ostsee lasten jetzt durch die Bezirks« Cvmmondc«Ermittelungen über solch«Persönlichkeiten anstelle», welche als Hllssefticicre unv HilsSdccksosficicre i>» Mobil- machung-fallc zur Einziehung geeignet erscheinen. Nach den Bestimmungen der Marine-Ordnung dürfen als HilsScapilain« lieutcnantS eingestellt werden Äecschiffer l. Elaste mit inindcstcnS vierjähriger Fahrzeit aus transatlantischen Post- vampser», als Hilf-lieutenants z. S. Secschisfer I. Elaste, welche mindestens ein Jahr einen transatlantischen Dampfer gesührt haben und endlich als HilsS-Unterlie»lcnants z. S. Seeschiffcr 1. Classe, welche mindesten- rin Jahr als Ossiciere von Postdampsern gefahren haben. Jnaclive Teckossiciere resp. Unlerosficiere der Marine können als Fcldwebcl oder Deckosficiere eingestellt und nach dargelegter Qualifikation zu HilsS-UutrrlicutenanlS z. S. befördert werde». Dieselben sollen aber nur am Laiide bei den Matrosen- und Werst divisionen, dem Sccbataillon nnd den Matrose» - Ai lilleric- Abkheilungen verwendet werden. Aus dem Maschinenper- sonal der Handclsdampser sollen „HilsSinaschincuuiiler- ingenicure" ii» Bedarfsfalls genommen werden. Auch zur Besetzung von „HilsS-Oberbools-, Boots- und Stcncrniaiins- stcllen" werden die nvthigen Eriiiitieiiingcn gemacht. Tie so ermittelten höheren Chargen von Kriegsfreiwilligen werden nicht durch kaiserlichen Befehl ernannt, sondern durch die Chefs der beiden Marineslationcn mit ihren Chargen be kleidet. Sie werden i>» Falle der Einzichung hinter den Seewebrossicicren ihrer Charge ranairen, ihr Verhältniß als Vorgesetzte wie als Untergebene soll lediglich durch die Functionen, nicht durch die Charge geregelt werden. An den Wahlen der übrigen Ossiciere werden die Hilssosficiere nicht lheilnchmen, auch den Ehrengerichten nicht unterstellt sein, während im Uebrigen alle Bestimmungen deS OfsicierrangeS auch für die HilsSosficicrr maßgebend sein sollen. ES ist durchaus zu billige», daß die Marine sich bemüht, die Capitainc der Handelsmarine an sich beranznzieben; daS Verhältniß zwischen der Handel-- und der Kriegsflotte kann dabei nur gewinnen. * Die bayerische Abgeordnetenkammer hak das AuSführungSgcsetz zum RcichSgesetz übcr die Krankenversicherung der Arbeiter einstimmig anaenommen und die zum Umbau de» Gebäude» sür die Abgeordnetenkammer geforderten 222,750 ul mit 105 gegen 24 Stimmen genehmigt. In der nächsten, am Montag stattfindenden Sitzung soll die Vorlage in Betreff deS MalzausschlagcS berathcu werden. * AuS Posen schreibt man un» vom l4. Februar: „Wie weit der polnischeHaß gegen alles Dcutschthum sich »ersteigt und wie er sich nicht scheut, in wahrhaft lächerlicher Weise die deutsche Wissenschaft und Publicistik auzugreisen, daS be weist eia in dem „Dziennik poznanSki", dem maßgebenden voluischen liberalen Blatte PosenS, erschienener Artikel. Der selbe, besten Eingangsworte schon genügen werden, um einen Begriff der schmähsüchtigen Leistungen de» betreffenden Ver fasser« zu geben, übertrlsit alles früher Dagewescnc, denn während bisher der deutschen Publicistik unv Wiffcnschast von dem polnischen Blatte alle Ehre»- und Gewiffenhastigkcit ab geschnitten wurde, entblöoet sich dasselbe jetzt nicht, derselben auch den Vorwurf der Oberflächlichkeit unv der Fälschung der Wissenschaft zu machen. Man höre und staune, waS das Blatt schreibt: „Eine der am wenigsten erfreulichen Kund gebungen der heutigen deutschen Pubiicistik und der den An spruch aus Wissenschaftlichkeit erhebenden deutschen Zeitschriften ist eine große Oberflächlichkeit und Fälschung der Wissenschaft. Eine solche Krankheit, der Ausfluß der Anmaßung und des Eigendünkels, verbunden mit der politischen und Naccn-Anti» pathie gegen Alle-, WaS mit dem wahre» oder eingebildeten Interesse in Widerspruch tritt, liefert traurige und in jeder Hinsicht schädliche Resultate. Zunächst tritt und verunstaltet sie die faktische Wahrheit, schmälert so den verdienten Ruhm der wirklichen denlschen Wissen schaft. popularisirt Jrrthümcr und Erdichtungen, vergiftet — und das ist vielleicht die schlimmste Folge dieser krankhaften Geistr-strömung — vie Gesunohcil und die Lauterkeit dieser principiellen Begriffe und Vorstellungen der deutschen össenl lichen Meinung. Die ernste deutsche Wissenschast ist nickt ohne Schuld an solcher Arbeit. Seitdem Gelehrte, wie v. Dropsen, v. Siebet und v. Trcitsckke, Las preußisch-deutsche Interesse zur Achse machen, »in die sich die Weltgeschichte zu drehen hak, seitdem die Gelehrten dieses selbe Interesse als Norm ausstellc», nach der dir historische und »icralischc Existenz und alle- Da-jenigk, wa« ans dein weiten Erdenrund ge schehen ist und noch geschieht, zu bcurtheilcn und zu würdigen ist, seitdem darf man >>ch nickt wunder», wenn hinter diesem, von den Koryphäen der deutschen Wissenschast auSgegebencn Losungswort andere marschire» und »ach dem Beispiele des selben ansangeii, die abenteuerlichsten Thatsaclien zu erdichten lind nicht geringere inoralisch politische Monstrositäten zu er zählen. die geeignet sind, die Gesnnrhcir nnd Ehrlichkeit der cinsachsten Begriffe ihres PublicuinS vollends zu trüben ». s. w." Eines ConimeiitarS zu diesen Auslassungen des polnischen Blatte« bedarf eS wobl weiter nicht, und c« ist sicher an- zilnebmeii. daß die Dnth gegen die deutsche Wissenschaft und Piiblicisiik ihren Ursprung lediglich anö dem Umstande nimmt, daß dieselbe dem PaiislaviSinnS und der Wiederherstellung Polens wenig oder gar nicht huldigt." >» » * Bei der Berat hung des österreichischen Abgeord netenhauses am Freitag übcr die Verordnung, betreffend die zeitweilige Aushebung der Gcschworncngcnchle, erklärte der Minister Prazak, die Regierung sei sich ihrer Verantwort lichkeit wohl bewußt gewesen Die Verordnung betreffe Testete, welche don der anarchischen Partei begangen werden könnten. Selbst von den Gegnern der Vorlage würde die wachsende Bewegung unter den Arbeitern, namentlich i» Wien, und die von der Umsiurzpartei kundgeqebcnen Ten denzen cingeräumt. Ter Eentralpunct der Bewegung der anarchische» Arbeiterpartei habe sich seil Erlaß de« deutschen SocialistengesetzeS verschoben »nd Wien sei eine« der leb haftesten Centren geworden, die Regierung habe mit der Anordnung von AnSnahmemaßregeln gezögert unv durch Auf klärung und Belehrung Erfolge zu erringen gebvsst. Ans Wiener Neustadt sei die Maßregel nicht au-gedehnt worden, weil nur in den Gericht-sprengetn von Wien und Korneuburg Einschüchterungen der Gcschworncn vorgekommen seien, eSergebe sich daran-, daß die Regierung nickt leichtsinnig vorgegangc» sei. Eigentbümlich sei c«, daß daS die Verordnung unter stützende Gutachten de» obersten Gerichtshofs bei der Minorität einen ziemlich gleicbgiltigen Eindruck gemacht babe, während sonst die Entscheidungen de« obersten GerichtS- bos« selbst i» ganz gleichgilligen Fragen der Regierung wie ein Dogma entgegengeballen würde»; eS falle Niemandem ein, laö Institut der Schwurgerichte anzngrcisen, das im
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