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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-28
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1884
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Erscheint jrüh 6',, Ubr. Nk-arlioa und LrvrLitisn JodanneSqafir 43. SprrManSri, örr UrdaNion: Bvrmmllg« U)—12 Mir. Nachmittag« -—6 Udr. >> I« <m«ri-nn«r viinuicr,»» ««ch» Nch «>c vw»cu»i> mai «rduutl^ Aimadme »er kür »ie aSchstkslyeatze liummer bestimmten -nirrate an 2)»che»raae» d>» 3 Nhr Nachmitkays. «!, r«nu- und Festtagen trüb bi» V,i» Uhr. Zn dk» /ilialrn sjjr Zas.-iXimatune: Ln» Klemm, UniveriitälSstrahe 21, Laiche, L-ltzarillenfiraße IS. o, nur bl» ' ,L ktzr Anzeiger. Organ s8r Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage I8ISV Adonnrmrnlsvrris viertel,. 4'/» mcl. Bnugermba ö Mk.. dar» die Lost bezöge» 6 Mk. Jede -mzelne Nummer 2V Pf. Lrlegexemolar 10 Pf. Gebühren nir Extrabeilage» »dnr Poirbciorderung 38 Mk. «« Postbcivrdcrung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schrillen laut uoierem Preis- verzeiainib. Tabellarischer u. Ziffer nie, ß nach höherm Taris. Nerlamrn unter dem iledartionslkrich die Lvaltzeile 50 Vf. Jnierste sin» stets «n o,e EpprSition zu ienden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoameramic» ober durch Post- namnaame. ^59. Donnerstag dm 28. Februar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. «Milch» Amt. Unter statistisches Amt befindet sich von heute an im Ltadtbaas«, Obstmarkt S, im dritten Oberstock, Zimmer 138. Leipzig, den 22. Februar 1884. Der Rath der Ltadt Leipzig. I)r. Georgi. Hasse. Vrkanntmachung. lat 6. Stück des dieSjaurigeu ReichSgesehblatte» ist bei an» «„gegangen und wird bi» zum L i. Mar; d. I. auf dem Rilbhausfaale zur Einsichtnahme össenllich auShangen, Dasselbe entbält: Nr. 1530. Verordnung, betreffend die Einberufung de» Reichstag- Vom 20. Februar 1834. Leipzig, den 22. Februar 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Tröndlin. Stoß. Bekanntmachung. Trotz der Lorschr,flcn in tz 4 Abs. 2 der revidirten Lparcassenorbnung vom 24. Juni 1877. wonach die bei der hiesige» städtische» Sparcasse auf ein und dasielbe Spar kassenbuch beponirten Betraue die Summe von 1500 Mark nickt übersteigen dürfen, haben die Inhaber einer größeren Anzahl von Sparkassenbüchern, deren Nummern nachstehend unter D verzeichnet sind, durch zum Tkeil während längerer Zeit unterbliebene Abhebung der Zinsen ihre Ein lagen über den Betrag von 1500 Mark anwachsen lasten. Unter Hinweis aus die oben gedachte statutarische Bestim mung, sowie daraus, daß rücksichtlich der über 1500 Mark überfchießenben Beträge die Verzinsung weggesallen ist, fordern wir demgemäß die Inhaber der betreffenden Sparkassenbücher auf, die entsprechenden Mehr beträge ebebaldigst znrückzunehmen. Leipzig, am 20. Februar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kceygang. G Serie I. Nr. 83541 37838 4121» 44740 47401 48029 4SS24 51626 55402 5656» 57258 58111 63308 63332 64042 K4SS3 65395 63S34 70857 71566 79815 80122 80394 80898 SMS S2658 »2703 93943 96295 96539 97235 98933. Serie II. Nr. >730 2461 4243 4816 5l22 6063 7094 7387 7969 11248 12476 12713 15513 16891 19222 19991 21448 22634 23101 26259 26432 26447 28458 27896 27958 )303S 35747 38925 41429 41535 41753 42064 42314 47810 48254 51507 53368 54488 56707 59488. Manntniachrmg. Mir beabsichtigen, >» nächster Zeel die Hauptschleuße der Poniatoto-kystrape umzubaucn, und fordern daher unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 10. Mar; 1881 die Besitzer, bez. Verwalter der an grenzenden Grundstücke aui, etwa beabsichtigte, die »rzeichneten StraHenstrecke berührenden Arbeiten an den PnvatgaS- und Wasserleitungen ungesäumt zu vollenden, auch wegen Unterführung der Fallrohre, bez. wegen etwa nolbwendig werkender Einlegung ober Umlegung von Beischleußcn unverzüglich bei un» Anzeige zu erstatten, damit die Herstellung der Fallrohr- und Beiscbleußen gleich zeitig mit dein Bau der Hanplschlcuße auf Kosten der rltjacenten erfolgen kann; dre Höhe der wegen Herstellung der Fallrohrschleußen zuvor bei nn» zu hinterlegende» Baulck- kossen wird einem jeden Beteiligten mittelst besonderer Zu- sertiquna bekannt gegeben. Im Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen, außer der Einziehung einer Geldstrafe bi» zu 80 zu ge wärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten an Fallrohr» wd anderen Beischleußea von RathSwegen auf ihre Kosten avsaesührt werde». Leipzig, am 11. Februar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Ci« vr. Georgi. Eichoriu». Bekanntmachung. In Verwahrung de- unterzeiamrirn PoUzeiaml» befinden sich die nacho-wz-ichntten Gegenstände, welche von den Mannlcnasten der hiesigen sie» rwehr in hiesigen Theatern gefunden und seiner Zeit htiin Theatercastellan nicht abgehvlt worden sind, als: 1 Paar licht« Bekanntmachung. Dir bringen hiermit zur allgemeine» Kenntniß, daß in »er Zeit von Donner-tag. den 6. März cr.. bi» Sonntag, den 9 März. NachlS die Spülung der Hauplröhre» dev städliscken Wasserleitung durch tie Spülschieber nach den Schleuß«,, vom 10. März an aber die Spülung der Zweig röhren am Tage siatlfiiiven wird. Leipzig, am 25. Februar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Cichoriu». LinfStirnng eine» »e«e» Handelsgebrauch» tm Wechselgeschäft. Nachdem der Bürsenvorstand beschlossen bat. von j-tzt an Wechsel e»s italienische Plätze, d. h. aus Florenz, Genua, Mailand, Neapel, Rom, Turin und Venedig, ao der Börse zu noiiren, bringen wir, im Einvernehmen mit dem «rsteren, folgende Ergänzungen der handeltgebräuche der Börse im Wechsel«, Geld- und EffrrtengeschSi», vie sie sich nach unserer Bekanntmachung vom 13. November 1880 -eSaltet haben, hiermit in Vorschlag: 1. Für italienische Plätze gelten 10 Tage al« kurze Licht. Wechsel dieser Art dürien nicht kürzer »l< 7 Tage und nicht länger alt 14 Tage zu laufe» haben; bei kürzerer Laufzeit ol- 10 Tage findet Zintvergütung nicht statt. 2. Wechsel aus italienische Plätze tm Betrage von mehr ul« 1. I»000 ober von weniger al« I. 500 bei kurzer, weniger alS l. 1000 bei langer Sicht sind ohne besondere Vereinbarung »icht lieferbar. Etwaige Einivrnduuge» gegen diesen Vorschlag find dt» zu« ES. Mürz ». I. »ns uiiserem Vureau, Neumarkt 19, 1, einzuiehea. Fall» bi» dahin «che Einwendungen nickt erhoben sei» sollte», werden di« obigen tzrchbuuuge» aus Grund va» 8- 14 der Börsenordnung vom W März 1870 anderweit mit der Wirkung veröffentlicht werden, »eh gegen denjenigen, Melcher bei Abwickelung e:nc» Börsengeschäft» deiissenllichten Ha»wt-gek>roucke die Anerkennung verweigert, «lssckließuug von der Börse verfügt «erden kann. Leipzig, w» «. Februar 18S4. Tie Handelskammer, vr. ««chtmuth. «ms. vr. Beasek. S. 1 GlaS von eine», Operngucker. 1 Portemoilnaie mir 1 46 Jn!ml:. 1 braunseidener Damenwnncnichiim, 1 schwarzseitener des gleichen. 1 Bultisttaichentuch gez. LI. 8. Nr. 72. 1 Ichwirzgewirkter Ldawl, 1 bronccne oder vergoldete Haarnadel, 1 Gummischuh, 1 Eilendem. Fächer mll weißen Federn, 1 schwarzer Holzsächer, 1 schwarzer Holzlächer mit ichw,r,en Federn. 1 wcigcr Holz ächer» 1 Lcfrcter sisl eruer Ning. Tie un->ekaiinten E'genthümer dieser Gegen- ständr wcreen hierdurch anfgeiorderi, sich zur Empsangnahme der. selben in diesigem Criminai-Lommissariat zu melden, da ander», alls gemäß ß. 239 de» bürgerliche» Gcscz>duch» darüber vrrsügt werde» wird. Leipzig, am 26. Februar 1884 La» Palizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. N. Oeüenlüelie Hande^Ielii'rmGtalt. Oie ^nmelliung ran Anacklnoirnlekrlloiron, welche Ic->ww«oäa Otern io <Ii« krüd- ocker >a>chiu>iiLr^urss äer velirttaga- abrlikilnug emkrelen «ollsn, erdillal «ich ä«r vottrreieknet« irr äer 2eil rom 17. bl» mit 2V. Aiirr, Varmittag« II—12'/, Okr, iieowvxüek unter ne rSr,lieber VorutellunK äer änrumeläenäe» äur k ikre Herren prioripale. IVLIireni äer xeäaebteo 2eit weräeo »aek Xnweläuowen kür äen elnMirlgeo s»vlirrt»»«oeok»stl1eden Oornne entserreu genommen, nn vlcksm «cd Annälun/sulelirllng« berkeiiix«-» können, äis im kenitrv äe» 2euxni"« Ober äia «iaaeoncbuktiiek« iiesühixnvx rum küionbii^-kh'eivilligeuäieiwt« »ioä. lluterriebt 10 Slunäon vä denilich, riedulxelä »0 A. Veip.ix. im kedruur 1884. O»rl ITolkram, vireetor. Nichtamtlicher Theil. Die bonapartistische Agitation. Der Carneval wird in diesem Jahre nicht blo» von Holl und Gksellichast in Frankreich gefeiert, er hat auch tie politischen Kreise ersaßt und sich in denselben zum Herrscher aus- geschwungen. In der Kanimer erklärte Ferrh vor einigen Tagen, als ihm die Mitglieder der äußeisten Linken wegen der Erpckition nach Madagaskar hart zusetzlen: „Es giebl keine Erpedition »ach Madagaskar, kork handelt e- sich bloS um eine Gendarmerie-Operation, welche wir gegen uncivilisirtc Völkerschaften au-ftil'ren." lind die Kammer ließ cS ruhig geschehen, daß die Interpellation Lanessan aus 14 Tage binauSgeschoben wurde. Das war gewiß rin überraschender Earnevalsschcrz, aber die Art und Weise, in welcher die Boiiaparlisicn die Wiederherstellung deS KaiserthumS be treiben, fordert doch noch mehr den Cpoit bcrauS. Es ist jetzt gerade ein Je.br her, kaß der Prinz Napoleon in Folge seiner Freisprechung von der Anklage eine» Angriffes aus die bestehende StaatSsorm sein Gesängniß verließ und unter den Hochrufen der versammelten Menge aus einem für ikm bereit gehaltenen Rosse davonsprengte. Tann verhielt er sich eine Zeit lang rubig, wartete ab, bis das Gesetz gegen die Prinzen von Orleans augewendet und diese auS der Armee enliernt waren, dann trat er plötz lich al» erklärter Gegner der Orleans hervor und beschuldigte sic. daß sic die Verfassung von 1875 ringcsübrt hätten, durch welche die Regierung Frankreichs den unverantwortlichen Mehrheiten auSgeliescrt und daS Volk munktobt gemacht sei. Ter Drinz verlangt deshalb eine constituirende Versammlung zur Revision der Verfassung, welche die Wahl deS Slaais- oberhauplrS unmittelbar dem Volke überträgt. Da» Lächer lichste an dieser Bewegung ist. daß Prinz Napoleon aus drücklich ablchnt, daß er für sich und seinen Sohn den fran zösischen Thron beanspruch«; waS ihm allein am Herzen liege, sei da» Princip der Wahl deS Staatsoberhauptes durch da- Vclk, da» Plebiscit. Cassagnar, der niemals der Freund deS Prinzen Napoleon war und e» seit dem Tode de» Prinzen Louis mit dem Prinzen Victor hält, macht den Vater seines Eandidaten fortgesetzt lächerlich und läßt sich bavou durch keine Erklärungen oder Handlungen leine» Schützling» abhalten. Ob er ihn dadurch in Verlegenheit dringt, gilt ihm gleich, cr hält nun einmal den Prinzen Plon-Plon für regirrungSunfLhig und sagt ihm da» bei jeder Gelegenheit. Eassagnac gebt dabei von der offeiibar richtigen Anschauung au». Laß durch eine Agitation nach dem Rccept deS Prinzen Jerome die Wiederherstellung d^ KaiserthumS niemals ge lingen wird, nicht durch die Achtung vor dem Gesetz, sondern durch rücksichtslose Gewalt soll nach seiner Ansicht daS Kaiser- tbum wieder ausqerichlrt werden, ganz in derselben Weise, wie ev von Napoleon l. und Napoleon III. geschehen ist. Daß Prinz PlomPlo» einer solchen Kühnheit unjähiz ist.darin hatEassagnac gewiß recht, wenn ihm aber die sranzösisLe Negierung etw. » Derartige» zutraute, so würde sie ibn vermulhlich nicht ruhig gewahre» lassen, sondern ihn «»schädlich machen durch Aus weisung au» Frankreich oder Gefangensetzung. Tie bonapartistische Agitation ist der Regierung sogar augenblicklich nicht unwillkommen, denn sie treibt einen Keil in die Arbeiterbewegung. Um die Gunst der Arbeiter bc werben sich gegenwärtig drei Parteien: Die Orleaniste». die Bonapartiilen und die äußerste Linke mit den Radikalen, während die Regierung ihnen neutral gegenübersteht. Daß die Orleaniste» mit Hilfe der Arbeiter an« Ruder kommen wollen, bat sich bei den Versammlungen der Lumpensammler gezeigt, in welchen monarchistische Abgeordnete da» große Wort führten. Prinz Napoleon beschränkt sich nicht aus solche Flickarbeit, ec geht gleich aus» Ganze und versickert den Arbeitern, daß die goldene Zeit für sie beginnen werde, sobald sic einen Rapoieoniden zum Kaiser wählten, dann würde» sie Arbeit und Geld, Brod und Spiele haben, wie sie c» sich nur wünschen könnte». Ein Theil der notkleidenken Arbeiter wird dadurch wirklich stutzig, besonder» wenn al» Vorläufer der versprochenen Herrlichkeiten ibnen etwa» Münze in die Hand gedrückt wird, woran e» die Herren Thron, bewerbe« sicherlich nicht fehlen lassen; denn durch bloße Redens arten würden sie keine Anhänger gewinnen, dazu gehört etwa» Greifbare-, wa< de» Wünschen der Menge entgrgenkomliit. Dian kann eS der Regierung nicht verdenken, wenn sie so be reitwillig geleistet« Dienste rn so schwerer Zeit dankbar hin nimmt, denn die Minister haben jetzt wahrlich alle Ursache, den Kops oben zu behalten, damit die auswärtigen Verwicke lungen und das Deficit ihnen nicht die Besinnung voll ständig raubt. Eassagnac. welcher trotz seine» rücksichtslosen Verhalten» argen den alten Prinzen Napoleon die eigentliche Seele der Bewegung ist, weiß ganz genau, daß er seine Hoffnungen nur aus den Prinzen Victor richten kan», er ist auch de» Einver- stänvnisseS mit der Kaiserin Eugenik darin vollständig sicher, und außerdem schadet seine Verspottung de» Prinzen Plon- Plon der Cache, welche er vertritt, nicht im Mindesten. Wa« er mit Festigkeit und Rücksichtslosigkeit onstrebt. ist, den jungen Prinzen Victor für seine Pläne heranzubilden, ihm die wahre Gestalt der Verhältnisse siel» vor Augen zu halten, damit cr. wenn der reckte Augenblick gekommen ist. auch vor der Anwendung der eulsprccheiideu Mittel nickt zurückschreckt. Dazu ist eine unerläßliche Vorbedingung, daß die Sympathien in der Armee für die bonapartistische Sacke gepflegt werben. Da» geschuht tlieil» in der Stille, theil- össeiitlich, und wenn jetzt eine Broschüre erschienen ist, welche da» Lob de- General» Gallijel verkündet, so wird man sich dabei erinnern müsse», daß dieser General zu den treuesien Anhänger» Napoleon'- III. zählte. Tie Franzosen haben de» Nachcseldznz gegen Deulschland als Hauptziel der Zukunst erwählt, und alle Parteien erkossen von seinem glücklichen AuSgang zugleich den Sieg ihrer Sacke, Die Republikaner erwarten davon nickt minder die feste Begründung der Republik, wie die Orleaniste« die Wiederherstellung deS KoniglhumS und die Bonapartisten die Erneuerung de» KaijerthroneS. DeSbe.lb verhöhnt auch der praktische Eassagnac die harmlosen Versuche de» Prinzen Jerome, sich mit Hilfe hungernder Arbeiter die Nachfolge Napoleon'» III. zu sichern. Die Organisation, welche dieser Prinz gegenwärtig betreibt. hat nur bie eine unzweifelhafte Folge, daß sic ihrem Urheber sehr viel Geld kostet. Nebenher dient sie den spoltsüchtigen Franzosen al» Gesprächsthema, und endlich Hilst sie dem Ministerium über die Schwierig keiten der Lage hinweg. Daher legt Ferry dem Prinzen Napoleon auch nicht die geringsten Hindernisse in den Weg und würde ihm mit Freuden jede Erleichterung gewähren» wenn sich ihm dazu Gelegenheit bietet. * Leipzig, 28. Februar 1884. * Angesicht« de, Frage der verlängern na de» Söcialiskengesetzt» erscheint e» nicht «vinteresscuH einer Aeußermig ce» »Offervalorr Romano', de» Hauptorgan» der römischen Curie, Erwähnung zu thun. Derselbe belobt da» neuerdings auf Grund diese« Gesetze» erfolgte Verbot anarchistischer Schriften al» eine „ebne Zweifel kluge lind billige»Sn.>er!he Maßregel." Daran knüpft er die folgende Bemerkung: „Auch in dieser Beziehung jedoch, wie überliaupt, beweisen die Tbatkacben und die herbe Erfahrung, wie weise und wvhtthä-ig dir Systeme der Kirche immer gewesen sind." Die in Rede 'siebende dcu.sche Einrichtung gilt ihm nämlich einfach als eine Nachahmung deS römischen Index, nur daß die Kirche natürlich viel besser zu Werke ging. Die Kirche, agt der „Osservalcre", „trug nicht allein Sorge, die Gesell- schasl gegen jenen Geist der Unduldsamkeit und de» Aufruhrs zu sichern, nnt welchem sich jetzt auch die Staaten ernstlich zu beschäftigen gezwungen sind, sondern sie suckle mil vorauSschauendem Blicke alle verkehrten Antriebe zu unter drücken, i» der Ueberzeuguiig, daß die Keime de« Bösen mit einander verkettet sind, und daß man nickt auf Achtung vor der Autorität und Le» Gesetzen rechnen kann. wenn man der lUchtlosigkeit. der Irreligiosität, der Gottlosigkeit hat de» ^ügel schießen lassen. Nachdem sic jetzt die Bahn, aus welche die menschliche Gelellschast gcratben ist. und die ungebeuren Gcsabrcn derselbe» gesehen haben, werden Biele, wenigsten» im Innersten ihre« Gewissens, anerkennen müssen, daß man in der Vergangenheit weit vernünftiger gehandelt haben würde, wenn man die Lehren und die Beispiele der Kirche, statt ihnen zuwiderzuhandeln und sie zu verspotten, ehrerbietig ausgenommen und befolgt bältc." Tie Nutzanwendung daran», daß nämlich die Gesellschaft, die Eivilisation nickt ander« zu retten sein wird, al» durch eine allgemeine reuige Unterwerfung unter die päpstliche Gewalt, ist zu stereotyp, als daß wir un» mit ihr weiter zu beschäftigen hätten. Dagegen ist es nicht unnütz, für den Fall, daß etwa die römische Argumentation in de» demnächstigen ReichStagSdebattcn verwerlhet werden sollte, rechtzeitig auf den sehr wesentlichen Unterschied zwischen der aus Grund de» deutschen Socialisten- gesetze» urthellenden Behörde und der Jiidexcongregalion aus, merksam zu machen. Jene ist an da» ganz bestimmte Kriterium gebunden, daß die betreffenden Schriftwerke unmittelbar den bsjentlichen Frieden bedrohen, diese soll, wie der „Osservatore" selbst sagt, schon alle „verkehrten Antriebe" treffen. Daran« folgt, daß unter jener bie rein wissenschaftliche Erörterung einer von der herrschenden abweichenden Gestaltung des Staate- und der Gesellschaft, überhaupt die „freie Forschung", reckt wohl möglich, unter dieser aber, wenn auch nicht auS- vrücklich ausgeschlossen, so doch dermaßen der Willkür der Urtlieilende» prciSgegeben ist. daß sie al» so gut wie au», geschlossen belrachlct werden muß. Schwerlich wird daher Jemand, der im Ucbrigcn eine Verlängerung deS Socialisten- gesetzcS snr zweckmäßig, bezw. nolhwendig hält, sich durch die Analogie mil dem Index abschrecken lassen. Andererseits aber wird man um so gespannter aus die Haltung de» Herrn Windthorst und seines Gefolge» gegenüber dem Socialistei» gesetzt sein dürfen, nachdem der „Ossecvalore Romano" in demsrlbrn ein« „kluge und bckligrnswerth« Maßregel" er kannt hat. * Ti« zustehenden BundeSratbSau «schlisse haben in mehr als fünfstündiger Sitzung die erste Lesung des Arbeiter Unsallversicderungsgesetze» beendet. Gestern sollte die zweite Lesung statlsinvcn und der Entwurf kann i» der nächsten Plenarsitzung de» BunkeSratheS. welche vielleicht am Donnerstag schon stallsiiidet, sertiggestellt werten. Dem Ver nehme» nach gestaltete sich die Debatte am lebhafteste» über da» NcichSversicheruiigSaiiit. Hier trat namenilick Württem berg lebhaft dafür «in, die Befugnisse desselben aus die Em zelstaaten zu üdertraIcn. Tie bezüglichen Anträge blieben aber in der Minderheit. Erfolgreicher war Bayern mit Ab, äiiderliiigen hinsichtlich der Recurs-Instanz. Erheblich sind bie Beschlüsse bezüglich der Herabminderung der den Ge nosseiischaslsvorständen zugcstandenea Slrasöesugniß aus die Halste u. Lergl. ,». — Es bat auch bereit« in den A.iSichüssen die zweite Lesung de» Entwurfes über die Reform ke ile t len wesen - stattgesunken, und gestern sollten die Aus schüsse an die Novelle zu dem Gesetze über die einge- chricdcnen HilsScassen herantretcn. Im Ganzen befolgt man die Absicht, dem Reichstage bei seinem Zusammentritt wo möglich alle größeren Vorlagen zu uiilcrbreiken, mit welchen er in der bevorstehenden Session besaßt werden sott. * Im Wahlkreise Bieleseid - Wiedenbrück ist an Stelle des verstorbenen Geh. Rath Marcard der conscrvalivc Candikal. Redacteur von Ungern-Sternberg in Berlin, zum NcickslagSabgeordncten gewählt worden. ES erhalt Herr vo» Ungern-Slernberg 7727, Wiiidthorst-Bicleield (Fort schritt) 3418 und Heaemann (Socialdemokrat) 2214 Stimmen. DaS Slimmenverbältniß seit den letzten Wahlen hat sich wenig verändert; nur die Socialbemokraten baden einen an- chnlickcn Zuwachs zu verzeichnen. Der Wahlkreis ist, wenn Coni'ervativr und Eentrui» Zusammengehen, einer der sicher ten für bie erster«». Auch diesmal Hallen die CcntrumS- ükrer den conservativrn Eandidaten warm empfohlen, der ick dafür zu weitgehenden Zugeständnissen in der kircken- politiscken Frage verstand. — Auch in Glatz hat eine Reichs- logSivabl stattgesuuken al» Ersatz für den verstorbene» Herrn vo» Ludwig. Gewählt ist ohne Zweifel der auS dem preußi schen Abgeorbuclcuhause bekannte ullramontane Herr von ^>üne. der zum erstenmal i» den Reichslag eintritt. Ein Äegeiicandidat war unseres Wissen» gar nicht ausgestellt. Es sind jetzt nur noch zwei ReichStagSmanvate erledigt: Sonne- berg-Saalselv und Bunzlau. * Die Meinungsverickledenheiten zwischen dem Reichs kanzler und dem EulluSminister von Goßler, von denen gerüchtweise verlautete, haben, wie die „Nationalzeitun berichtet, thalsächlich existirt. mögen dieselben auch ofsicr geleugnet werden. Diese Angelegenheit ist für jetzt aus geglichen. Herr von Goßler bleibt an der Spitze des CultuS- nuiiisteriui»«. Ob der Ausgleich ein dauernder ist. wird sich zu zeigen haben. Jedenfalls ist der Eiser, mit welchem die Gegner deS Herrn von Goßler (ivelcbe nicht auf der Linke» sitze») einen Oberpräsidenlkn au» den westliche» Provinzen als voraussichtlichen Nachfolger bezeichne», verfrüht. Die Gründe der Disserenzen sind in keiner Beziehung in Vor gängen zu suchen, welche sich im Landtage abgespiÄt haben. * Die vielverdreitete Angabe über Ernennung de» Contre- admiralS Blanc zum Nachfolger de» Herr» von Brandt al» Gesandter m Peking ist falsch. Der Posten wird vor läufig noch nicht definitiv besetzt werden. * Mit dem Hinulfügen, daß sie »auf guter Jnsormatiou" beruht, entnimmt bcmerkenswerther Weis« di« (amtliche) Eoburgek Ztg." folgende Berliner Eorrefpondenz dem Pcster Lloyd": „In den dem Hofe näher stehenden Kreis« ist mit großer Ve- friebigung bemerkt worden, wie überaus herzlich die Ausnahme war, welche dem Herzog Ernst von Sachsen Eoburg-Sotha bet seinem jüngsten Besuche am kaiserlichen Hose zu Theil wurde. ES ist da sicher daS beste Dementi aller jener grundlose» und Ihörichte» Mit- theilungcn, welche vor einiger Zeit in offenbar feindlicher Tendenz gegen den Herzog durch verschiedene Blari-r die Rund- machten. Auch jetz! habe» einige Zeitungen wieder sich bemüht, irrige Gerüchte i» die Lefsenilichkeit zu bringen — so z. B. die Nachricht von einer ein stündigen „Besprechung" deS Herzogs mit hohen Vcrwandien über angebliche Differenzen in dem Herzog!. Hause. Es wurde auss Neue die Fabel ausg, lischt, der Herzog von Edinburg habe im vorigen Herbst, aus Verstimmung über die bekannten Borgänge aus dem Posball zu Coburg, diese Sladt plötzlich verlassen, und ferner, daß aus Wunsch des' deutschen Kronprinzen jetzt aus neulralem Boden Bcrmillelunasversiiche augcstcllt seien. Alle» dies beruht, wie ick, ans bester Quelle ersahre, aus Erfindung. Der Herzog von Coburg hat von seinem Rechte als Souvcrain Gebrauch gcmachk, wie die» jeder Hausherr in seinem Hause zu thun in der Lage ist und im gleichen Falle auch thut. Damit ist die Angelegenheit erledigt und von „Vermittelungen" oder dergleichen kann keine Rede sein." o * » * Aus Staatskosten wird in der nächsten Zeit in Laiback eine neue slowenische Zeitung hcrauögegebcn werden, tie den Titcl „LjubijanSki list" führen und deren Redacieur der durch seine nationalen Hetzereien bekannte slowenische Professor Sckuklje werden soll. Die Gründung diese» slowc »isch-osficiöscn BlalteS dürfte sowohl aus jenes, sich allent halben imincr deuklicker wahrnehmbar machende Regierunge- princip zurückzuftibren sei», nach welchem jeder selbstsländigen Regung der Bevölkerung eiitgegengrioirkl werden »»iß, als namenllich auch aus die Thatsacke, daß die von Leu meisten ftowenischeu Blätlern. vor allen Tinge» vom „SlowenSk: Narob", vertretenen politischen Anschauungen mit einer sellencn Heiligkeit und Maßlosigkeit verfochten werden. Gerade durch den LaiideSpräsikciilcu von Kram, Baron von Winkler, sind aber die slowenische» Ansprüche erst ins Maßlose gesteigert worden, gerade durch ihn ist die national-slowenische Bewegung in Krain inS Unge heure gewachsen. Tie Geister, die cr geruse». wirb er nun nicht loS. und cS kann wohl »ichlS Bezeichnen dere» geben, als daß man genölhigt ist. aus Staai:- kostcn ein Organ zu gründen, vaü tie Folgen einer verfehlten Rezierung-poUllk in Krain abscüivächen, den ftoweniftr-nalio- nale» Feuereifer zeitweilig beruhigen, de» nationalen Polilikern einen Dänipfcr auft'etzc» und gewissermaßen als Negierung? bremse wirten soll. Daneben wird die bisherige ossie r e „Laibacker Zeitung", die ihrer Gesinnung »ach der Pre.g.r „Politik" nahe verwandt ist, nach wie vor bestehen bleiben. Gegen die dcntsche Bevölkerung Krams sell in der „Laibaclcr Zeitung", gegen die allzu national-» Slowenen, bc'ondirs auch gegen deren Organ, teil „Slowenski Narob". in der neuen „LjnbljanSki litt" pol-misirt werde». — Nachdem ml Jahre 1832 durch eine unerhörte Terrorisirung der deutschen Wähler die Stadlvertrelimg in Laibach nahezu ganz slowenisch geworden war. wurde als einer der ersten Beschlüsse der gesaßt. die sämmtlichen deuischcu Schulen zu slciociiissre». Do» der Regierung wurde 1833 dieser Beschluß unter der Bedingung gut geheißen, daßjür hinreichenden Unterricht in der deul'chcn Sprache Sorge getragen werde und daß die Stabtbehörden eine reine dcutscheLchule zu errichten hätten, sobald sich dieersorderlicheAu- zabl dcntschcr Kinder dazu fände. Die liOOO Tcnlscheu in Laibach uabcn sich nun geriihrl und a» den Magistrat die Forderung gestellt, daß eine deutsche Schule möglichst bald inS Leben gerusen werte Allseitig ist man nun gespannt, wie sich die slowenische Stadtverlreluiig zu der Forderung verhalten wird. Soll!« die Errichtung der deutschen Bildungsstätte auf die lange Bank geschoben werken, was jetensaUS zu erwarten siebt. so wird sich wahrscheinlich die gut fundirte Laibacker » Sparcasse ins Mittel legen und eine große deutsche Privat- I schule gründen, die den Vorlbeil hat, daß sie der Magistrat I nicht durch Anstellung von slowenischen kampslchrern ruinir» ' kann.
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