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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-26
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1884
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1024 Staaten immer ablehnend Verhalten, wiewohl st« sonst, rumal soche, wo Verfassungen bestehen, aus ihre liberalen und yumaucn Anschauungen nickt wenig zu pocken pflegen. Ueber die Berechtigung der Enkschädigung»>rage sür schuldlos Ver- haslete und Berurtheilte können keinerlei Zweifel bestehen. Wenn die Angehörigen eine» Staate« zu Leistungen an diese verpflichtet sind, so steht e« außer Frage, daß. namentlich in einem Bcrsasiunzsstaate, die Staatsbürger da« Reckt haben, in gewissen Fällen, in denen sie vom Staate, beziehungsweise seinen Orzanen geschädigt worden, von jenem Gegenleistungen oder Entschädigungen zu verlangen. Zu diesen Fällen, wo diese« Recht der Staatsbürger ganz nachdrücklich hervortritt, ja vor Allem obenan steht, räblk unleugbar die Ttaat-rnlschädigung zu Gunsten schuldlos Verhafteter und Derurtheilter. Die Gründe, die bisher die Staaten gegen eine solche Entschädigung«. Verpflichtung geltend gemacht haben, sind überau« hinfälliger Natur. Zn unserer Zeit de» Fortschritte«, der Gesittung und Eultur kann von einer Unfehlbarkeit de« Staate« und unbedingten Nicktbelchränkuna seiner Autorität und Macht mittel unmöglich mehr die Rede sein; ebensowenig kann der Staat gegen die erwähnte Entschädigung-» Verpflichtung finanzielle Gründe vorschützen, weil er ja nach manchen anderen Richtungen hin gewisse Ersatzansprüche seiten« der Staatsbürger gesetzlich anerkannt bat. Mit einem Worte, die Stimmen, welche für die Entschädigung schuldlos Ver hafteter und Derurtheilter eintreten, erheben sich immer lauter und nachdrücklicher, ja die Zeit scheint nickt mehr allzu fern, in der sämmtliche Eulturstaaten die voll« Berechtigung eine« solchen Entschädigungs-Gesetze- anerkennen werden. In dieser Richtung scheint man nun in Oesterreich in lobcu-werther Weise vorangehen zu wollen. Da« Verdienst zu jenem wichtigen Gesetze, die erste Initiative ergriffen zu haben, gebührt dem österreichischen Reich-ralb-abgeordneten vr. Roser, der schon vor zwei Jahren aus die Dringlichkeit eine- solchen Gesetze- im Abgeordnetenhause zu Wien aus- merksam machte. Veranlassung dazu gab dem genannten Abgeordneten die wahrhaft erschreckende Zunahme von »Justiz, irrlhümern". welche im Lause der jüngtten Jahre in den ver schiedenen Provinzen Oesterreich« statistisch sestgestellt wurden. AuS der langen Liste dieser „Iustizirrthümer", deren um ständliche Ansübrung hier de- Raume« wegen nicht angeht, mögen nur drei Fälle im Hinblicke auf ihre überaus schwer wiegende Bedeutung angeführt werden; in zweien dieser Fälle handelte eö sich buchstäblich um Leben und Tod. Zwei Land- leute in der Steiermark waren nämlich de« vorsätzlichen Raubmorde« verdächtig, vermochten aber nicht nachzuweisen, wo sie sich zur Zeit der Morbthaten befanden und wurden in Folge dessen und sogenannter .erdrückender" Beweise von den Geschworenen schuldig befunden und vom Gerichte zum Tode »durch den Strang" verurtheilt. Der Kaiser Franz Loses bestätigte aber nicht die TodeSurthrile, welch« alsdann in langjährige schwere Kerkerstrasen verwandelt wurde». Durch diesen kaiserlichen Gnadenact wurden thatsächlich zwei Iustiz- «orbe verhindert. Nachdem nämlich Heid« verurlheilten „Richter, welche an de« vorausgegangenen Strafverfahren oder an dem die Wiederaufnahme betreffenden Verfahren in erster In kan» Tbeil genommen haben, sind von der Tbrilnahme an der Verhandlung über da« Entschädigungsbeqebren an»g «schlossen." — Der Au«sch»ßbericht begründet die Rückwirkungsbestimmung olarndermaßen: »Die Bestimmung der Regierungsvorlage ließe sich nach der Ansicht de« Ausschusses weder theoretisch noch praktisch rechtfertigen. In letzterer Beziehung hätte sie >ur Folge, daß. wenn beispielsweise nach anderthalb Decenuien »er Wirksamkeit de« Gesetze« die Schuldlosigkeit eine« zu zwanzigjähriger Kerkerstrase Verurlheilten, also eine« am allerschwersten Geschädigten, zu Tage träte, dieser jede« Entschädigungsansprüche« verlustig ginge, und zwar au« dem lediglich formalen Grunde, weil da« Strafurtbeil gegen ihn vor der Wirksamkeit de« Gesetze« gefällt worden wäre. In juristisch-wissenschaftlicher Beziehung andererseits kann e« woh' kaum einem Zweifel unterliegen, daß die für den Entschädigungsanspruch reck »bestimme« de Tbatsack« in der z» Gunsten de« Verurlheilten angeordneten Wiederaufnahme de« Strafverfahrens besteht. Fällt also die letztere in die Zeit der Geltung de« neuen Gesetze«, so ist die Anwendung desselben überhaupt nicht alt «ine Rückwirkung, geschweige denn als eine unzulässig« Rückwirkung zu betrachten, anz abgesehen davon, daß hier nicht ein Anspruch au« dem srivatrechte, sondern ei« solcher au« dem öffentlichen Rechte »n Frage gestellt ist." — Der Au-sLuß bat die hier vor liegende Fassung mit Einstimmigkeit beschlossen. Wie nun auch darüber schließlich entschieden «erden mag. so bleibt doch die Hauptsache: die Vorlage eine« Gesetze« zur Entschädigung schuldlos Verurlheilter ungeschmälert bestehen und zu diesem hochwichtigen Fortschritte in der modernen Gesetzgebung kann man Oesterreich nur aufrichtig beglück wünschen. Dabei Vars al« anerkennend auch nickt überleben werden, daß Oesterreich die in Aussicht stehenden finanziellen Opfer de« neuen Gesetze« bezüglich seine« Zustandekommen» al« keineswegs erschwerend betrachtet hat. wiewohl bekanntlich gerade der österreichische Staat nicht über allzu reiche finan- zirkle Hilfsmittel verfügt. mehrere Jahre im Kerker schmachteten, stellte e« sich durch die Beichte eine« auf dem Todtenvette liegenden Landstreicher» herau«. baß er beite Mordtthaten verübt hatte, ohne daß davon di« weise Justiz auch nur eine Ahnung hatte! Selbst verständlich wurden die beiden schuldlos Verurtheilten sofort in Freiheit gesetzt, aber sür die Schmach der Verurtheilnng. ihrer Kerkerjabre und Berm ögenSeinbuße hal sie bisher Niemand auch aor mit einem Heller entschädigt I — Der dritte Fall ist kaum minder empörender Natur. — In Oesterreich besteht »»och immer daS fragwürdige Institut der Postmeister, welch« nicht wirkliche Staat-- oder Postbeamte sind, sondern sich in kleineren Städten und auf dem Lande au» Gastnnrthen. Krämern, manchmal auch au« pensionirten Beamten oder Ofsicieren a. D. rekrutiren, welche ohne Gehalt, nur gegen Erlag einer gewissen Cautio» al« Vorstände der Postämter figurrren. So befand sich auch der pensionirte L k. Ritt meister Helle, ein verdienter, mit vier KriegSdecoratienen «»«gezeichneter Osficier, al« Postmeister in dem weft- aalizischen Flecken Krze-zowice in der Nachbarschaft Krakau«. Sowohl bei seinen Vorgesetzten al« auch im genannten Orte und seiner ganzen Umgebung genoß dieser Osficier die größte Achtung und waltete gewissenhaft seine- Amte«. Da wollte e« da« Verhängniß. da- bekanntlich nickt immer Schuldige bedroht, daß in seinem Postamte in kurzen Zwischen räumen niehrere Geldbriefe verschwanden. Die darüber ein- geleitete Untersuchung förderte längere Zeit keinerlei Ergebniß zu Tage. Endlich fand ein zur Untersuchung nach Krze-zowice entsendeter Postcvmmissariu« in einem Dienstbuche, da- sich gewöhnlich in der Verwahrung de« Rittmeister- und Post meisterS Helle befand, einen Zettel, der den Verdacht der Unterschlagung jener Geldbricse auf den Rittmeister selbst lenkte. Vergeblich prolestirte dieser gegen die abscheuliche Zumuthung und berief sich auf sein ehrenvolle- Vor leben und seine lange, makellose Dienstzeit als Osficier. Er wurde dennoch verhaftet, in Untersuchung gezogen und — verurtheilt. Da- Urtheil, welche« die Krakauer Geschworenen und da« dortig« Gericht aus dem Gewissen haben, lautete auf Verlust der Osficier-ckarge, der Pension, sämmtlicher Orden und sechsjährige schwer« Kerkerslrafe, welche in Oesterreich mit der in Deutschland bestehenden Zuchthausstrafe gleichbedeutend ist. Helle ward halb wabnsinnig in den Kerker abgesührt und ließ seine Frau »md zahlreichen Kinder iui tiefsten Elende zurück. Nachdem er über zwei Jahre die Schande und die Qualen de« Kerker« erdulden mußte, stellte e» sich plötzlich gelegentlich anderer Geldbricsunterschlaqungen heraus, daß nicht Helle, sondern der in seinem Postamt« bedienstet gewesene Briefträger jene Geldbricse gestohlen hatte, die Helle m daS Verderben stürzten. Der endlich ermittelte schuldige Briefträger war auch geständig, den in dem Dienstbuch« Helle'» Vorgefundenen Zettel mit Nachahmung seiner Handschrift gefälscht und absichtlich in da- Dienstbuch gelegt zu haben, um den Verdacht der Geld- briesunlerschlagungen auf Helle selbst zu lenken, wa- leider nur zu wohl gelungen war. Helle ward natürlich sofort au« seinem Kerker entlassen, man verlieh ihm wieder seine RiltmeistcrScharge, Pension. Orden und PvstmeisterSstclle aber von einer Entschädigung für die erlittene Schande und die mehr als zweijährigen Kerkerqualen war selbstverständlich nickt die Rede. Nur milleidige Menschen nahmen sich de» so schwergeprüften Ehrenmannes und seiner in die größte Verzweiflung und Bedrängniß gerathenen Familie an. Wir haben den Fall Helle'» hier deshalb so ausführlich geschildert, weil er vor zwei Jahren dem wackeren öster reichischen ReickSrathSabgeordneten Roser den unmittelbaren Anlaß bol. mit warmen, energischen Worten im Abgeordneten haus« zu Wien ein sür den Staat bindende« Entschädigung«- aesetz sür schuldlos Verhaftete und Berurlheilte zu befürworten. Seither ist e« von diesem Anträge Roser'« zwar ziemlich still geworden, aber in neuester Zeit hat sich die ersreuliche Nach richt verbreitet, daß der Antrag Roser'« zu einer Regierung». Vorlage de», Abgeordnetenhaus« gegenüber gemacht worden ist. Wir sind zwar sonst nicht in ler Lage, m»t der Politik de« Grafen Taafse übereinzustimmen. aber sür seine Initiativ« bezüglich de» erwähnten Entschädigung-gesetzt könne« wir ihm und dem Iustizmimster Prazak nur unseren wärmste» Beifall zollen. Oesterreich ist da im Begriffe, mit einem hoch wichtigen. gewiß nachahmung-würdigen Beispiele voranzugehen. Im Slrafgesetzausschusse de« österreichischen Abgeordneten haus«» ist die Beralhung über jene Regirrung-Vorlage bereit« in vollem Gange. Da« von dem genannten Au-schusse beschlossene Gesetz enthält indeß gegenüber der Regierungs vorlage «ine wesentlich« Veränderung bezüglich der Rück wirkung im tz. 2V, welcher nun also lautet: „Da« Gesetz findet aus Strasurtheile, welche vor der Wirksamkeit diese» Gesetze» gefällt worden sind, alsdann Anwendung, wenn nach dem Eintritte der Wirksamkeit desselben eine Wiederaufnahme de« Strasvrrsahren» zu Gunsten de« verurlheilten angeordnet wird." Zum Z kl wurde folgend« Zusatzbrstimmung gemacht: Leipzig, 26. Februar 1884. * In verschiedenen Blättern, namentlich in franrvsifcken. wird die Behauptung ausgestellt. Deutschland hake sich in jüngster Zeit in demselben Verhältniß von Oesterreich ent fernt» wie e« sich Rußland genähert habe. Da- ist falsch nach officiöser Versicherung und wird auch in maßgebenden Wiener Kreisen al« falsch erkannt. Der Versuch, mit ähn lichen Andeutungen Zwiespalt zwischen Deutschland und Oesterreich zu läeu, scheitert an den unverändert fest- bestehenden guten Beziehungen zwischen den beiten Ländern die aus gegenseitige« Vertrauen, gegenseitige Interessen und gegenseitige« Wohlwollen begründet sind. E« dürste jedoch vielleicht nützlich sein, daraus hinzuweisen, daß da- Bündniß »wischen Deutschland und Oesterreich rum ersten den Zweck hat. den europäischen Frieden aufrecht zu erhalten. Eine deutschfreundliche Politik Rußland», wie sie jetzt in erfreulicher Weise zutage tritt, kann nur zur Befestigung de« Frieden« beitragen und muß deshalb in Wien ebenso angenehm berühre» wie in Berlin. Unangenehm wird dieselbe nur denjenigen sein, di« einen europäischen Krieg berbeiwünschen, in der Hoffnung, bei Gelegenheit die Ziele ihrer utopischen Revanchepolitik erreichen zu können. * Au« Posen schreibt man uns vom 24. Februar: „Die Enthüllung der „Kölnischen Zeitung", nach welcher der Hauptgrund der Nichtbegnadiaung de« Erzbischof« Melcher« i» einer den Hoheuzollern von demselben dumb eine den Papst infinuirte Warnung zugefügü» Beleidigung zu suchen sein soll, ist dem „Kuryer pozn." angeblich längst bekannt und er ergänzt dieselbe durch folgende Milt Heilung: „Wir haben s. Z. gehört, daß in Wien era von dem Nuntiu» Iacobini, dem gegenwärtigen StaatSseeretair. adressirter Brief aufgegriffen und der Inhalt diese« Briese« benutzt worden sei, um Herrn Melcher« in den hohen Sphären zu di-cre- ditiren. ES sind dieS Gerüchte, die bi» jetzt noch nicht bestätigt sind, auch wissen wir nicht, in welchem Zusammen hang« und zu welchem Ziveck jene Warnung (de- Erzbischof- Melcher- vor den Hobenzollern) ausgesprochen worden war. Vorausgesetzt, dies« Warnung sei wahr, so würden wir in derselben noch kein verbrechen erblicken. Die Geschichte ist die Lehre de- Leben«, und sie weist nach, daß unter den Monarchen au» dem Stamme der Hohenzollern Feinde der katholischen Kirck« gewesen sind, wofür die von M. Lehman» veröffentlichten Dokumente zahlreiche Beweise liefern können. Man bat also keinen Grund, sich darüber zn eckausfiren. Die Nichtbcgnadigung Sr. Eminenz de- ErzbischosS Ledochow-ki und de- Erzbischof» Melcher« ist durch nicht« gerechtfertigt, am allerwenigsten durch solch« herbeigezoaenen Au-flüchte. Ueber Allem steht die Wahrheit, und wahr ist und bleibt e«. daß e» sich hier nicht um die Begnadigung von Verbrechern handelt, sondern um die Wiedergutmachung eine» der Kirche zugesügten Unrecht«, wie unsere Gegner selbst zugestehen."" * Die Parteibewegung wirst bereit« stärke Welleu in Ungarn. Die Opposition organisirt sich, die gemäßigte Opposition hat ei« EomitS gebildet und den Beistand der Oppositionellen i« Oberhause angenommen. Diese Letzteren haben sich nicht organisirt. sie sind nur. au« verschiedene» Beweggründen, in dem Widerstand gegen Kolman Tisza einig. Diese Haltung ist theil« aus reactionaire Strömungen, theil« auf persönliche Abneigung zurückzuführen, theil» nickt« weiter al« Sport. In politischer Beziehung bedeutende Personen finden sich wenig« unter der OderhauS-Opposiliou. man kann sagen nur drei: Gras Ferdinand Zichy und Baron BSla Lipthay — die übrigen« immer gesonderte Wege gingen — im Vordergründe und Gras Georg Apponyi ,m Hinter gründe. Letzterer befolgte, wie dir- auch seiten« der Con- servativen zugegeben wird, immer die Taktik, daß er mit seinen Reden in Augenblicken, die ihm günstig erschienen, hervortrat und sich, nachdem e« ihm gelungen war. seine Truppe in die gewünschte Kampfstellung zu treiben, in den Hintergrund zurückzog. Eine um so eifrigere Thätigkeit ent faltet der Sohn de« Grafen Apponyi, der die in seiner Partei beliebenden Differenzen durch dieParole zum Schweigen brachte: »Halten wir gegen TiSza zusammen! Gelangen wir eventuell zur Macht, nun dann: kommt Zeit, kommt Rath." Da Niemand in einer hochgehenden Wahl bewrgung zwischen mehrere Feuer gelangen will und Jeder so viel Anhalt al» möglich sucht, ist die zwischen der gemäßigte« Opposition und der Oberhaus-Oppo sition zu Stand« gekommene Aussöhnung und Alliirum »ck koe begreiflich. Uebrigen« wird diese« seltsame Bündnis nicht ohne Rückwirkung bleibe«, da man diese »ck doc-Ver bindung so verschiedener Elemente im Land« mit Mißver gnügen wahrnimmt. So manche hochbegabte oppositionelle Abgeordnete fühle» sich in der neuen Gesellschaft so unbe haglich. daß sie nur di« Dahlen abwarten, um sich angesichts ihrer Wähler offen der Regierung al« der aufrichtigen vrr tretrrin der sicheren, »«verlässigen, politischen Richtung anzu schließen. Da» wird nach officiöser Versickerung die erste Enttäuschung der Opposition sein. Die Regierungspartei wird dieser Tage zu ihrer Organisirung schreiten, sie ei nicht damit, da sie einerseit« die Wähier nickt zu früh i Anspruch nehmen, anderseit« noch im Reichstage arbeiten will * Ueber di« Unisormirnng der russischen Stn denten, welch« die Regierung jetzt Wieden einzusühren beabsichtig», bringt Vi« „Row. Wr." '' " ' " ' Daten: „Bei der Gründung der Moskauer Universität, im Jahre 1755, wurde «S de» Swdeute» al- et» besondere- »echt gestattet, Degen z» trage«. Die offirielle Nalsor« selbst aber wurde erst 180» ein- geführt. Doch war da- Drage» der Uniform (Frack, «tt stehende« Krage», «dne Stickerei) nicht obligatorisch n»d reiche jnng« Lenti legte» st« nur bei besondere» Gelege,heit»» «. Obligatorisch Word« i« erst i« Jahr« 1824, aber bi- zu Kais« Nicolao« 1. kamen doch' wch viele Ueberiretungeu de« Gebote- vor. Der erste Beseht de« nage» Zaren in Bezug aus da« Unterricht-ressort, ck. ä. SS. De«. 1825, verlieh allen Universitäten neue Uniform, wrlche iu einem Uniformrock mü betreßtem Krage», Dreimaster und Degen bestand; sür de» Be such der Auüitone» waren besondere Röcke vorgeschriebe». Diesem Besetz! gemäß wurde da« Tragen de« Uniform obligatorisch, sowohl innerhalb der Universität, als auch außerbalb beneiden. Spätere Verordnungen trafen noch weiter», mit der Uniformiruag zusammen- Sagende Bestimmungen; die Studenten durfte» danach auf der »trabe und in öffentlichen Versammlungen nicht ander- als mit dem Degen und dem Dreimaster erscheinen; sie mußte» ihren Bart cherren und die Haare in gewisser Ordnnag halten. Ueber dir »oanenr-, welche sie den Gliedern de« Kaiserhauses und Generalen u machen hatten, bestanden ebensall- besondere Bestimmungen, legrgncteu sie einem Glied« der Kaiserlichen Familie, so mußten sie irout machen, die Linke zum Hut erheben und dabei den Mantel von der linke» Schulter herabfallen lassen; den Generalen wurde durch riusache« Erheben der Hand zur Kopfbedeckung Honneur ge- macht. Jnsolge der ftrrugru Beaussichtigung über die Lrsällung aller Regclu nahm dat Neußere der Studenten allmälig ei» glänzende« Au-l«he» an. Die Studenten, welche sich an die Unisorm gewöhnten »ad dir Vorzüge einer solchen erkannte», laude» Gefalleu an der Uniform'und hüteten sich vor jeder Ent weihung derselben; sie achtete» streng aus da« Betragen ihrer Ka meraden und hielten de» «kamen der Universität doch und in Ehre». Dank diesem Umstand« war die Studentenschaft von allen Llasseu der Bevölkerung geachtet und die Dräger der UniversitätS-Unisorm waren überall geehrt. Diejenigen, welche i» den vierziger Jahren unsere Universiläie» besuchten, denken mit Begeisterung an ihre Studentenzeit zurück. ... Gegen Ende der süusziger Jahre veränderte ich die Ansicht über die Unisormirnng. Biele hielte» sie sür nach- tbeilig, weil sie di« Studenten zu einer besonderen abgeschlossenen Lorporaiton verband; »inige Personen traten offen gegen den in studentischen Kreisen auSgeblldetea LorpSgeift ans, gegen die Begriffe von der Ehre der Uniform und dergleichen, indem sie behaupteten, daß der Etudirende außerhalb der Universität«, mauern jeden Zusammenhang mit der Universität vergessen und ich in eine» gewöhnliche» Bürger verwandeln müsse. Zugleich ührle die Vergrößerung der Studentenzahl eine weniger scharfe Beaussichtigung herbei, »ad Abweichungen vo» der vorschrifts mäßigen Kleidung wurde« imatdr häufiger. Dt« Folge davor» war, daß im Beginn de« J»hre«G860 den Studenten gestattet wnrd«, außerhalb der UniversitätSräumr Eivilkleiduag zn tragen. Alt eitrigster Gegner der Unisorm trat der damalige Minister der LolkSaufklärung, Aeheimratb KowaliwSki, auf. oud auf seinen Antrag wurde sie durch de» Mat vom 81. Mai 1861 gänzlich obgrschofft. Alle Universilä!-- nnruhen jener Epoche wurden geradezu dem Einfluß der Uniform zugeschrieben; mehr noch, die Gegner der Unisorm sühne» auch Da« alS Argument in« Feld, daß angeblich die Polizeibeamren der Studemen- unisorm mit zu großer Ehrfurcht begegne» und die Excesie der Studenten dadurch begünstigt »erden. Mii dem Fortfall der Uniform verichwand bald auch der kawepadschaftlich« Geist au« der Uawersiiäi, and die Studenten theiltea sich in Arme und Reiche. Im Jahre 1875 wurde die Frage von dar Einführung der Studeuienunisorm wieder in Anregung gebracht. Die Regierung richtete damals eine Anfrage an die Universität-Professoren und Geueralgouverneure, die ich unbedenklich zu Gunsten der Unisormirnng au-sprachen. Jetzt ist die Uniform in einigen Hochschule» schon vorgeschriebe», und die Erfahrung der letzte» zwei Jahre hat gelehrt, daß di« Studirendru mit dieser Maßregel zufrieden sind. * Lu« Petersburg schreibt man uns vom 22. Februar: .^Der Proeeß gegen den Chef der Akademie de« Generalstabs eneral Dragimirowu» Sachen de« verabschiedeten StabS- capitain« Ssigo-Dsin-kj. der schon mebrere Male ausgeschoben worden war. sollte am vorigen Montag im Senat »erhan delt werde«. Auch diese» Mal wurde der Termin wieder verlegt, wa« gerade nicht sehr für die Unschuld de« Ange klagten spricht, au- Rücksicht, für welchen wohl nur allein der Proceß verschleppt werben dürfte. Ssigo-Lsin-kj klagt nicht nur Dragimirow. sondern auch da- Kriegs-Ministerium an. welche- ihm nicht zu seinem Rechte verholst» Hab«. Er war von dem Angeklagten LS Tage vor dem End« der Examina «egen eine« wirklichen oder auch nur in den Auge» Dragimirow'- bestehenden Di-ciplinarvergehen- nicht nur au« ver Akademie au-geschtoffen, soudern auch mit Gewalt in rin Irrenhau- gesperrt worden, in welchem er längere Zeit zu bringen mußte, und da« erHmr Dank dem Umstande verlassen konnte, daß ihn der Oberarzt desselben, der an dem gemaß- regeltea StabScapitain keine Spuren von Irrsinn entdecken konnte, au- eigener Machtvollkommenheit in Freiheit setzte. Mit Zähigkeit verfolgte nunmehr — der Proceß geht schon durch die fünfte Instanz — der au« seiner Laufbahn so jäh geschleuderte und fast von allen Mitteln entblößte Osficier sein Recht. Ob er zu demselben kommen und ob er die von ihm gesuchte Entschädigung und Rehabilitirung erlangen wird, ist bei den bier herrschenden Verhältnissen sehr fraglich. Macht geht vor Reckt, da« hat in einem ähnlichen Falle vor einigen Jahren der Kürassierlieutenant Mueller zu erfahren Gelegenheit gehabt, der auch plötzlich sür irrsinnig erklärt und ,n ein Irrenhau- gebracht wurde, weil er einigen miich tigen Persönlichkeiten unbequem zu werden drohte. ES gelang zwar seinen Freunden und Verwandten, ihn au- seinem Ge- fängniß zu befreien, doch Diejenigen, welche sich ihm gegen über einer so himmelschreienden Willkür schuldig gemacht hatten, gingen frei au«". - Von .ausgezeichneter" Seite geht der .Politischen Eorrespondeuz" au« Belgrad. 20. Februar, nachstehende, al« authentisch anzusehenbe Darstellung der Gründe zu, durch welche die letzte serbisch« Eabiuet-krisi« ver anlaßt war: Rach vollzogene» Skupschtinawahle». welche für die Sach» der Ordnung ein wahrhaft glänzende« Resultat ergebe» hatte«, säst sich da« Labinet Lhristie vor die brennende Frage gestellt, wir und aus welch« Meise es den vo» ihm betretenen Weg sorizulrtze» hätte. G» stand einerseit- fest, daß di« erdrückend« Majorität der Gewählt« „Fremde der gesetzlichen Ordnung", mithin regierung«- freundlich wareo, andererseits drängte sich aber gebieterisch zu ernster Beachtung auch der Umstand auf» daß sich die größere Hälfte dieser regierung-freundlichen Majorität, etwa 71 Stimme», an« erklärte» Progejsiften recrutirte. Der Labiuetsches, Herr Lhristie. fühlte dieser Thatsache gegenüber sofort da- Schwierig, seiner Lag« heraus. Ohne alle» Zweifel hätte ihr» di« Fortschritt« partri in allen, auf die Befestigung der Ordouug und Gesetzmäßig- keit Bezug habende» Fragen unterstützt, allein er wußte denn doch zu gut, daß die ihm zugesagte Unterstützung wahrscheinlicher Weis« dort ihr Ende erreichen würde, wo tue etwaigen Absichten des Labinetches« mit den Lardinalprincipie» im Programm der Ford schritt-parlei in Lollision gerochen würden. Dieser Möglichkeit wünscht» er durch die Ernennung ganz neuer politischer Persönlich- leiten zu königlichen Abgeordneten vorzudeugen. Ohne Zweifel hätte Herr Lvristic seine» Zweck erreichen können, wenn die Fortschritt-Partei nicht in gar lo starker Zahl au- den Wahlen hervorgegange» wäre. So lag aber dir Rechnung ganz «nisach. Den 44 RegieruugSabgeordnettn, welche Herr Lhristie noch zu er nennen hatte, würden sich nur jene regierungssreundlichen Ab geordneten angeschlossen haben, welch« nicht der Fortschritt-Partei augrhören. In einem gegebenen Fall« nun. sagen wir in dem vou uns angeführten Lollision-salle, hätten sämmtliche 71 der Fort- schrittsparlei angehörende» Abgeordneten vereint mit der liberale» und radikalen Opposition gegen die Regierung gestimmt, diese tu die Minorität verletzt und solcher Weile gestürzt. Wo» wäre aber die Folge gewesen? Da« neue, der Fortschritt-Parte, angebörrnd« Ministerium hätte sich aus die 44 durch Herrn Lhriftir ernannten königliche« Abgeordueteu nicht stütze» können, da diese gegebene» Falle« mft der radikale» und liberalen Opposition gegen die Re gierung gestimmt und die Fortschritt-Partei zu einer schwachen Majorität herabgedrückt hätte» Da nun Herr Lhristie zu einem Lomprvmlß mft der Fortschritts partei nicht zu bewegen war und der König einem so schwierige» Fall, wie es der obenerwähnte wäre, unter jeder Bedingung ver meiden wollte, blieb Herr» Lhriftir nicht- Andere- übrig, all seine Demission einznreichev und r« einer progressistischen Regierung zu überlasse», durch Ernnnning von 44 der Fortschritt-Partei ongehörendeu Abgeordueteu «tue starke, compacte und lebensiähige Majorität in der Skupschiiaa za schaffen. Die der Fortschritt-Partei angkhökenden71 Land bote» werde« mit de» 44 »mH zu ernennende» Kronboten zusammen dl» sormidable Majorität vo» 11ä einer und derselben Partei ongehörrndr» Skupschüoomstgliedern bilden, gegen welche Zahl die opvositionelle Minorität verschwindet. Ueberdie« dar! nicht vergesse» werden, daß »» diese« 11b reinen Fortschrittlern «och jene regierung-srenndliche» Abgeordneten z» rechnen sind, welche von der vergangenen Regierung mit Recht al« „Freunde der Ordnung und Gesetzlichkeit" bezeichne« nwrde» und im Großen »nd Ganze« auch mit der jetzige» Regierung stimme» werde», wodurch sich tt« aus 140—1Ü0 bestehende, i« wahren Liane de- Worte« erdrückende Majorität «rglebt. Diese» Erwägungen ernstester Natur konnte sich der König »icht verschließe»: um einer schwankende» Skupschttua anszuweiche», berief er Herr» Garalckania zur Lobiaet-bildung. welchem »»»«ehr «ine ausgesprochene Majorität i» der Skupschtina zur Lersüauug steht. Die« die wahre Ursache der Labiuet-kris« und de« Rümritte- der rüherr» Minister. * Au« Athen wird vom 18. Februar geschrieben: ,,E«ist endlich gelungen, wieder eine Kammersitzung fett den iPribnacht-serlen zu Stande zu bringen. Mittwoch am 13 erschienen 13» von den anwefenden 180 Depulirten, und di« 'Irbeilen wurden da, wo sie unterbrochen worden waren, wieder ausgenommen. Vor allem Anderen wurde da« Oualificalionr-Gcsetz, betreffend die Stabilität der Beamten, in zweiter Lesung votirt, woraus die Minister der Finanzen und de« Innern eine lange Reihe von Gesetzentwürfen ver legten. Hervorgehoben seien: die provisorische Ermächtigung, ein Sechstel de« Budget« pro 1884 sür die beiden Monate Januar und Februar zu verwenden; ein neue- Polizei-Gesetz, eine neue Organisation der hiesigen 'vlhtechnischeu Schul«, «in Gesetzentwurf, betreffend die Ernchlung von Ackerbauschulen, rin anderer, betreffend di« Noiiopolisiruna der Zündhölzchen, der Spielkarte» (nach ranzösischem Systeme) und de« Petroleum«. — Di« gestrig« Sitzung wurde nahezu ganz von der Rede de« Deputirte» Messlnesi« auSgesüllt. der in beredter Weise für di« Revision der EonstitutionS-Gesetze und die Wirderberstelluug de« 1862 abgeschafften Senat« (der zweiten Kammer) plaidirt. LS scheint in der That die Stunde sür die Inangriffnahme dieser Frage geschlagen zu baden. Va einige Bestimmungen der Eonstitutwn sich vielfach dem Gange de« Staatsdienstes »inderlich erwiesen haben. Redner schlug die Einsetzung einer Eommisfion von 5 Mitglieder, zur BuSarbcituna eine« motivirten Anträge« Vor. — Rach Berichten au« Kr«tu terrschl in Sphakia völlig« Ruhe, obwohl die Geister wegeu der Patriarchensrag« immerhin stärker erregt sind. — AuS Serres in Makedonien erfährt man. daß die dortigen griechische» lluterthaaen gegen die Maßregel der Behörde, pro Kops einen Piaster Steuer zu erheben, protestirt habe». Ti« Regierung hat btt» Eonsul telegraphisch um de» That- bestand angefragt. — Profeffor virchow wird neuerdings bier erwartet, um mit vr. SckliemaNn (der von Marathou übrigen« enttäuscht zurvckgekehrt ist) in Thyriu« btt Mhke»ä Ausgrabungen zu machen. —^Zur Feier de« griechlschen Unaohängigkeitttage« «m 25. März unternimmt der wiff»- sckastliche Verein „ParnaffoS" eine historisch-ethnologisch« Auestelluna unter dem Schutz de« Kronprinzen Kvastautt», wozu der König seine Erlaubniß ertheilt hat." * Wie wir dem „Pungolo" entnehmen, ist es i» Mailand zu einer bezeichnenden Doppelkundgebung gekommen. Ein volkShouse versammelte sich auf dem Dom- platze um eine italienische Fahne, bracht« dem König Humbert, dem Hause Savoyen und Italien Hochrufe au« und zog als dann nach der Präfectur, wo die Veranstalter der Kundgebung da« Ansuchen stellten, man möchte dem Könige ihre Glück wünsche zu seiner Errettung gelegentlich de« jüngsten Atteu- tal-versuche» melden. Bor der Präscctur versammelte sich aber sofort ein anderer Volkshaus», der ^rviv» Llnrttni!", Lwlv» Laridalckil", »Lrttr» la kepuddlical- schrie. Die Polizei zerstreute de» irredeatlstischen Pöbel und verhaftet« mebrere der ärgsten Schreier. * ES dürste vielleicht vo« Interesse sei», zu wissen, wie di« vatikanische Presse die jüngst erfolgte Versetzung de« Fürsten Orlow vou Pari« nach Berlin und di« Sendung de« russischen Militair-Attach-S, Fürst Dolgoruki. nach Fried- nck«ruh aussaßt. Der Berliner Eorrespoudrnt de« „Mouiteur d« Rome" schreibt darüber: „Man spricht hier in Berlin viel von de» »euen Ereignifleu, welche Fürst Bismarck Frankreich gegenüber vorbereitet. Die so plötzliche und voll- stänkige Annäherung, welch« sich eben zwischen D«ulschla»d und Rußland vollzogen, sowie die Verhandlungen, die seit emiae» Tagen zwischen dem deutschen Reichskanzler und dem Fürsten Dolgoruki in Friedrich«ruh stattfinden, flößen i« Vereine mit andere» Anzeichen den politischen Kreisen über einstimmende Besorgnisse rin (»nprSlienrioo» umuttwvi). E» ist nämlich gewiß", schließt der Correspondent de« „Moui- teur de Rome" seine merkwürdige Wahrnehmung, „daß di« preußische Militairpartei einen neuen Feldzug gegen Frank- reich verlangt, welche Eventualität freilich in den politischen Kreisen von einem ganz anderen Standpuncte ousgefaßt wird". * Au» Skutari wird gemeldet, daß di« Engländer dort Truppen silr Egypten anwerben, «nd Aehuliche- wurde schon au« andern Orten berichtet, also selbst wenn e« nur gilt, den Rückzug an« der Wüste gegen einige Araberhorten zu decken, muß die englische Weltmacht überall Soldaten anwrrben. Zur allgemeinen Wehrpflicht überzugehen oder auf andere Weise «in Heer auszustellen, welche« denen der übrigen Großmächte einigermaßen gewachsen, können die Engländer sich nicht entschließen, und die Folge davon ist militairische Schwäche, welche da» innerste Geheimnis der britischen autwärligrn Politik ist. Sckon zum Krimkriege sich aufzuraffen, fiel den Engländern außerordentlich schwer, da Aberdeen und Gladstone sich schon fast ebenso sehr wie Cobveu und Bright zur Baumwollpolitik bekebrt hatten. Die aus der Krim gebrachten Opfer, der ver tust der Söhne so vieler vornehmer Familien, die untergeordnete Rolle, welche die englischen Truppen neben deu französischen vor Srbastopol spielte», die« Alle« hat die Krieassckeu der Engländer vermehrt. Ihr, ganze auswärtige Politik besteht nachgerade darin, jeder auswärtigen Verwickelung ängstlich au» dem Wege zu gehen. Niemals trat da« mehr au« Licht al» vor ein paar Wochen, wo die „Times" Wind bekommen hatte von der bevorstehende« Be setzung Merw« durch die Russen und im vorau« zu beweise» bemüht war, daß da« ja gar nicht viel zu bedeute» hätte. England und Rußland könnten sich recht gut mit ttnaudrr vertragen, wenn sie gemeinschaftlich an der Eivilifatioa Asien» arbeiteten u. s. w. Da« Einblatt verschwieg wohl weislich. daß unter dem kurzen Aufschwung der englische» Politik unter Tisraeli die Regierung erklärt batte, die Be setzung Merw« durch die Nüssen bedeute den Krieg zwischen den beiden Reichen. Da« Blatt verschwieg, daß uach dem Siege Skobelrff'« bei Geok-Tepe Rußland feierlichst versicherte, e« Hab« die äußerste Grenze seiner Besitzungen erreicht und denke nickt daran, sich Merw« zu bemächtigen und die Engländer dadurch sür ihr indische« Reich besorgt zu machen. Btt aller Weisheit, wrlche die „Time-" au»kramte. wujide man doch an da« Wort erinnert: „O Weisheit, du sprichst wie eine Laude!" England stand nach Beendigung der napoleonischen Kriege al« erste Weltmacht da. und jetzt sucht e« bei jeder kriegerischen Verwickelung nach einem Mause loch. i» da« e« kriechen könne. Da« ist sür un«. die alten Freund« und Daffengenoffen England», «ine ernste Wahrheit. Der Uebermuth der Russen ist sichtlich gesteigert worben durch die Ausnahme, welche die Nachricht von der Eroberung MerrvS in England gesunden hat. In Petersburg spitzte Alle« die Ohren, um den Lärm zu hören, den dir Nachricht in England machen würde, „doch Alle» bleibt still, wie zuvor!" und ei» russische« Blatt ruft triumpbirend au«: „Jetzt haben wir «n noch 300 Werst bi« zur indischen Grenze!" * Ueber die Oase von Merw schreibt ma» da „Kölnischen Zeitung" au« Moskau. 17. Februarr Da« Schicksal Merw« ist enklchiedea. Am 31. Januar haben die Khan« va» Merw im Verein mit vcrollmächttgttn vo» der ganze» Bevölkern»! in Alchobad dl« Unieribanschaft Rußland« undrdingr «- genommen, tu dem sie sür ihre Person »nd da- ganze Volk »m Mer» den Ltd der Draw geleiftrt. Die» ist der glänzend« Ervlteg der Achal-Dekintsch» Erve ditto» der Jahre 1880—1881. Rvßland ha» olnrr Gchmett-rei» tt. Ge Kitt von Lentralask, gewom-eu nwlchk«. wen, auch an Aa-dehnung «nkedenlrod. nicht« best, wenig» skr oi« Betest lan,, der rnssischeo Macht t» Len trat« sie» iwn mG geringer polMnyer wlchttgkrtt ist. Di« Teklner gehöre» nicht »u der ursprüngliche» BrvSlkeran« t« ine» Hamen Ja ^ Oase; st« dewvhne» dieselbe erst fett tt«» l l Jahrhandat. Btt
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