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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-09
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1884
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Erscheint tätlich früh 6'/, Uhr. Ledarti«» und Lr»rdition JohanneSgasje 33. -prechkun-kn der Uedartion: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—S Uhr. ktr tt» N»a,»d« »u>,e1i>»t»kr M»nuicn»t« «>cht ßch »>« >led»cn!i» ,,ch, »krdulditch. »nn«»«, »er für »te «Schftfelgende Kn«««r »eftimmten Fnserate an >«chrntageu bis L Utzr Nachmittag«, a« Kaan- und Festtagen srüh di»'/,» Utzr. 3« den Filialen für Ins.-Knnahmr: Ltta Klemm, UniveriitälSstraße 21, t!»U>- Lösche, kaihariaenstraße 18. p. «nr bt» '/,S Uhr MMcr.T<lgt1>lick Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L8,RVO. LdsnananUsnreis vierteil. 4'/, Mk. mcl. Brmgerlodn 5 Mk.. durch die Loft bezöge» 6 Mk. Jede -inzelne Nummer 20 Ps. Belege^enwlar 10 'Li. Oebihre, «ür Exrrabeilaaen »h»e Aostdeiorderung 39 Mi. »U Poftdcsvraeruug 48 Mt. Inserate Sgespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schrille» !auk uuierrm Preis- »erzeickiniß. Tabellarischer U-Zifiennah aach hüherm Tar s. Rerlanrn »nter dem RedartionsÜrich die Lualtjeile 50 Pf. Julerate smd lters an die ErveVition zu iendeu. — Rabatt wird mW: gegeben. Zahlung prueo^mk-ranua oder durch Post- uawnaumc. ^-89. Sonntag den 9. März 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Seleillllche Litznng -er Stadtverordneten, Mittwoch, an» LS. Mär» L88K. Abend» Uhr, im Saale der I. Bürgerschule. Tage-orvnung: I. Bericht de- Bau», Oekonomie» und Finanzausschusses über Einengung der Parthe und Ankauf der Gohlis« Mühle. II. Bericht de- LvsckauSschusse« über Eonto 11 »Feuer löschwesen* ausschließlich Au-gabea Pos. 12 und KS de- HauShaltplaneS pro 1884. III. Bericht des StiftungS- bez. Bau- und OekonomieauS- schusse» über Eonto 33 .Nördlicher Friedhof* sowie Specialbutget: IohanniShoSpital sammt Anhang deS diesjährigen HauShaltplaneS IV. Bericht deS VerfassungS-, Finanz- und StiftungSauS« schusies über Anstellung eines Schutzmannes und Ein- Vckanntmachnng. Der DorbereituiigSgolteodienst für den ersten diesjährigen Bußtag findet Donnerstag, den IS. lfdn. MtS., UbendS v Uhr, und zwar nur in der Nicolatkirche statt Leipzig, am I. März >884. Die Lirchkn-Insprction für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath i. V. der Stadt Leipzig. Pank. vr. Trvndtin. Kretschmer. Vekaniltomchung. Die diesjährige Ostermeffe beginnt officiell am LS. April und endigt am L7. Mai. Wäbrend dieser drei Wochen können alle in- und auS» läudischenHandelsleute. Fabrikanten und Gewerbetreibenden Ihre Maaren hier öffentlich seitbieten. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise »rreitS in der zum Auöpaiken bestimmten Vorwoche vom KL. April an betrieben werden. Das AuSpackrn der Maaren ist den Indabern der Kcßlocale in den Häusern ebenso wie den in Buden und aus Ständen feilballenden Verkäufern in der Woche vor der Vöttcherwocke gestaltet. Zum Gtnpacken ist da» Offrnhalte« dar Meßlocale in a den Häuser« auch in der Woche nach der Zahlwach« «habt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede» längere Offenhalten eines solchen BerkaufslocaleS, ebenso daS vorzeitige ÄnS» »aäeu an den Ständen und in den Buden wird mit der sesortigen Schließung und außerdem jedesmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe biS zu Mk. oder entsprechender Haststrase geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Äsung dcS WaarenverschlusseS an bis mit Ende der Woche aach der Zahlwocbe das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig» den 20. Februar >884. Der Rath der Stadt Leipzig. dir. Tröndlin. Dr. Harrwitz. " Hol)-Auction. ^ Mittwoch, den 12. März L88L, sollen von Nach mittags 3 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Kahl schlage in Abtb. 5» ca 180 Haufe« klein gemachte- StoSholz aater den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen and der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschlage an der Bay rischen Eisenbahn, unweit des Zauck'schen Dampfhammer- vor Raschwitz. Leipzig, am 27. Februar 1884. DeS RathS Forst-Deputattou. Vtkalintmachung. Die Herstellung einer Schleuß« 111. Claffe in der ehe maligen Verbindungsbahn von der Kreuzung der Liebigstraße diS und mit der Kreuzung deS WindmühlenwegS soll an einen Unternehmer in Accorv vergeben werden. Tie Bedingungen und BlanketS für diesen Schleußrnbau Hinnen bei unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau», U. Etage, Zimmer Nr. 14, entnommen werden, woselbst auch die ver siegelte,« und mit der Aufschrift: Echleußenbau in der ehemaligen DerbtudungSbahu versehenen Offerten bis zum 20. März n. o. Nachmittags L llhr einzurcichen sind. Leipzig, am 6. Mär; 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau Deputation. Holz-Auction auf Llbernhaiier Staatssorstrevter. Im Safthafe „Zur Hüttenschäiike" in Grünthal bei vldrrnhau sollen am Montag, den 17. März 1884, v«r- «ttta»» von 10 Uhr an 6 weiche Stämme von 11—22 em MittenstLrke, in Abthrilung 77, 5188 weiche Klötzer. 1l—65 em stark, 2.0—3.0, 3.4, 4.0 und 4.5 m lang, in der Abih. 8 und 81, 1003 buchene Klötzer, 15—89 em stark, 1.0—3.0, 3.4, 4.0 »ud 4.5 w lang, in Nbth. 48, 1325 weiche Lchleistlötzcr. 8—14 cm stark, 3.4 m lang 1 2.15 hundert sichicnc Staiigen, 8—10 cm stark iin «bthel- 531,0 . . Ianustäiigtl. 3—4 em stark I lung 81, 28.50 . . Hopsenstangen. 5—7 cm starks 38 Rm. buchene Nntzscheitk (in Rollen) in Abtheilung 48; »>d a« Dienstag. de» 18 März 1884, vormittags von 10 Uhr a» 8?LT"'««»».--.».«»»>. einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter de» vor Beginn der Auclion bekannt zu machenden Bedingungen «rlsbletrnd verkauft werden. Nähere Auskunft errheilt der mltuuterzelchnele Forstmeister und »Kd hier nur bemerkt, bah der Waldort, wo die VuchenbSlzer aus- dereitet find, 2'/, lein --- 30 Minuten von der Bahnstation Olberiihau entfernt ist. Köatgltche» Korktrentamt Marienber» und Königliche Forst» «nternermaltung Lidern»,»» z» Vrnnthal, am 4. März 1884. - Finite. Tchaal. Vrllmiilnachmg. Hinsichtlich der Ablagerung, sowie auch der Abfuhr der bei dem Betrieb der Schlächtereien sich ergebenden Abfälle, alS: Därme, Darminhalt, Theile de- Magen», Flechsen, Sehnen und dergleichen, haben sich hierorts mehrfache Miß- iände gezeigt. Hin und wieder sind dieselben ohne Weiteres in Abortgrübcn geworfen worden, wo sie nicht nur in Folge ihrer schnellen Zersetzung eine ungewöhnlich penetrante und gesundheitsschädlich« Ausdünstung verursachen, sondern auch die für diese Gruben eingesührte Entleerung mittelst der Danipslustpumpcn beeinträchtigen. Aber auch bei der Ab lagerung dieser Abfälle in den bei der Eoncessionirung von Scklächtereiaiilagen jeVcSmal zur Bedingung gemachten bl onderen AbsallSgruben und bei der von Zeit zu Zeit erforder lichen Räumung der letzteren, aus welche da- hiesige Dünger- erport-Negulativ vom 8. Januar >882 nicht anwendbar ist, indet häufig große Gestanksverbreitung statt. Zur Abstellung vieler UcbelstLnde verweisen wir zunächst auf tz. 3 Absatz 4 des Tüngcrexport-Negulativs. nach welchem alles Einwersen von Gegenständen, welche die Entleerung durch Pumpen erschweren, in die Abortgruben mit Geidstrase bis zu 00 oder verhältnißmäßigcr Haststrase bedroht ist, und haben im Ucbrigen nach Gehör de» gemischten Gesund- heitSausschusscS und des StadtbczirkSarzteü solgende Bestim mungen getroffen: Sämintliche hiesigen Schlächterei-Inhaber haben von jetzt ab, dasern sie eS nicht verziehen sollten, die Schlä-Htereiabsälle in mit festschlicßcndcn Deckeln versehenen Tonnen oder Kübeln anzutammeln und in möglichst kurze», höchsten- 8 tägigen Zwischenräumen obsabrc» zu lasten — wgS im gesundheit lichen Interesse am Empfehlcnöwcrlhesten ist —, die znr Auf nahme der Schlächtereiabfälle bestimmten Gruben möglichst häufig, insbesondere aber bei der jedesmaligen Enllcerung derselben und nach jedem Hauptfchlachttage durch Eingießen von Eisenvitriollösung oder Kalkmilch dermaßen vollständig zu deSinficircn, daß dei der Grnbenentleerung. welche niemals deS Nacht» erfolgen darf und deren Bornahme stets dem Oberaufscher für den Düngcrexport. Herrn Kiipphann — Stadthaus II. Obergeschoß. Zimmer >02—, mit Angabe deS Zeitpunktes Wege» der von Letzterem zu übenden Eontrole vorher anznzeigen ist. keinerlei Geruchsverbreitung sratlsindet. Hiernächst ist noch außer den Knochen, über deren geruch lose Aufbewahrung und Adsnbr wir bereit» durch Bekannt-/ machung dom 14. Februar diese- JabreS Bestimmung ge- troffen haben, de« Talge-, als eine» Producte» der Schiäch terei, zu gedenken, da» häufig zur Luslverpestuna und Ver breitung von FLulnißkeimen Anlaß giebt. Ter Talg wird, soweit er nicht io frischem Zustand« zu Genußzwecken auS- gelaffen wird, von den Fleischern meist in Fässern ancesam- melt und oftmals in bereits zersetztem Zustande an Seifen sieder und Talgschnielzer abgegeben. E» kommt aber auch vor, daß die Fleischer, besonders Nacht» oder spät Abends, da» Ausschmelzen solchen Talge» selbst auSsühren, was dann zu intensiver GestankSverbreilung Anlaß giebt. Beides, sowohl da» Aufbcwahren zersetzten Talgcö, als da» Ausschmelzen desselben, ist unzulässijz, letzteres schon deshalb, weil das Talg- schmelzcn ein besondere-, nach tz. 16 der Gewerbeordnung cvncessionöpflichtigeS und mit der Schlächterei nicht zusammen hängende- Gewerbe ist. Es darf daher der Talg von den Fleischern nur in frischem, unzersetzkem Zustande zur Abfuhr gebracht und mit Aus nahme desjenigen, welcher zu Genußzwecken in ihren Laten zum Verkauf gebracht wird, nicht ohne besondere Eoncession zur Talgschmelzerei von ihnen ausgeschmolzen werden. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden, soweit nickt schon durch tz. 16 lote». 147 Absatz 2 der ReickS- Gewerbe-Orvnung eine böhece Strafe festgesetzt ist, mit Geld strafe bis zu 00 ^ oder entsprechender Haststrafe geahndet werden. Leipzig, den 27. Februar 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lohse. Auctisnslocal -es LSnigl. Amtsgerichts. m«tt«,. »ea 1«. «irr. v.« 1» llhr vormittag- a«. wird die Versteigerung von «ia»Ma«»reu sortgeie^ Leipzig, 8. März 1884. vteltz. Bericht-voll,kher. Dtlliumlmachiwg. Aus Grund unseres Beschlusses, Jiinuagsletzrltnge», welche während ihrer Lehrzeit dnrch gute Führung und ernste» Streben sich ans- gezrichurt hohen, dei ihrem Etntrttt in den Grsrlicn- stand ein AnerkrnnungS-Tiplo« zu kderretcheu, geben wir denjenigen Innungen de- Gewerbekammerbezirk-, bei venen die Anfertigung sogen. Gesellenstücke ringeführt «st, anheim, un» gelegentlich der nächsten Gesellenbesörderung streng gesichtete Empfehlungen für gedachte Auszeichnung schriftlich zugehea zu lassen. Leipzig, den S. März 1684. Die vewerdekammer. D. A. Oe hier, Bors. Herzog. S. verkeigerung. Montag, de« 17. März l. I . von 10 Uhr vormittag« o«. solle» die zum Nachlasse de- CivilingeaieurS Johannes Schneider hier gehörigen Maschinen. Wcrkzrnge. Waaren, Materialien und Utenstlien. insbesondere et» graste- eomplcteS Präge werk, drei Drehbänke mit Support nud Patronen, eine Fraismaschinr, eine Bohrmaschine, eine größere Partie Werk zeuge znr Fabrikation von Patentartileln, Schmied«, und Schlosserhandwertszeug, Feilen, Waaren- und Werkzeugschränke. Ringkloben, Schrauben, Probesnister, Schlösser zum Ihetl mit DicherhcilSsallen, Kanreariegel u. s. w. im Grundstück wiesen- stroße 12 und Schrebersttaße IS fteiwilligrr Weise »ersteig-rr werden. Leipzig, den 1, März 1884. Btelst. Auctionator. Dienstag, den 11. März ». 2 . »an 10 Uhr varmtttag» an, sollen im Grundstück Eutritzicher Straße 9«. Port., eine größere Anzahl RestauratioiiSniäbkl und Utensilien, ein EiSschrank, Fässer, eine Ladentascl, eine Lasclwaage, Küchengeschirr und andere Sachen versteigert werden. Leipzig, den 4. März 1884. vielst. GerichtSvollzleher. llel-annlmachung. Schnlneudan brir. Die Schloster-, Glaser-, Klempner-, Dischler-, Dachdecker-, Maler und Lakirerarbeiten zum Schulneubau in Anger-Lrotiendors bei Leipzig sollen zur Submission gegen Vorbehalt der Auswahl unter den Submittenten vergeben werben. Kosteuanschlöge sin» gegen Erlegung der Lopialie» im Gemeinde amte vom 10. bi< mit 13. di». Mt», in den Siunden von 10 ki ll Uhr Bormittag» »u eninebmen, woselbst auch Zeichnungen und Bedingungen zur Einsicht auSliegen. Die kosteiianichläge sind bis 20. März Aben)S 5 Ubr »nicr der Aufschrift „Schulneubau" versiegelt im Gemeindeamte abzugebeu. Anger-Crottendorf, am 7. März 1881. Der Lchnldarstaud. Nichtamtlicher Thetl. Gegen die IlmHunparlki. von Moskau ertönt der Ruf nach einer gemeinsamen Action aller Regierungen gegen die Umsturzbcstrebungen der Anarchisten unter Hinweis aus England, da» blSherlge Asyl der Revolutionäre aller Länder, welches sich jetzt qenvthigt sehe, die Hilfe anderer Staaten zur Abwehr der Tynamir- bande in Anspruch zu nehmen. Für Rußland ist ein solcher Notbschrei sehr zeitgemäß und erklärlich, denn dort ist man den Nihilisten gegenüber bils- und rathlo». DaS kommt daher, weil man cS für überflüssig bält. sich die Bedeutung der Be wegung klar zu machen, den Ursachen derselben nackzuspüre» und aus Mittel zu ihrer Beseitigung Bedacht zu nehmen. Da» einzige Ziel aller Maßregeln gegen die Nihiliilen ist die Unterdrückung der Bewegung, die Bestrafung und Ber- nichtung ilirer Theilnehmer. Angesicht» solcher Behandlung der Frage ist auch nicht abzuseben, was gemeinsame Schritte aller Regierungen gegen die Nihilisten Helsen sollten. Der Schau platz der Thärigkeit dieser Partei oder Seele ist Rußland, ihre Bestrebungen haben mit Venen der internationalen Ar beiterpartei nickt- zu thun, sie lehnt sich gegen den russischen Absolutismus und die Corruption und Willkür de» russischen BeamlenthumS aus und will da« russische StaatSweicn von Grund au» umgestaltcn. Sie bietet demgemäß gemein- samri, Schritten der europäischen Negierungen keine Hand habe zu ihrer Bekämpfung dar, mit den Nihilisten muß die russische Regierung allein fertig werben. Ganz ander- verhält sich die Sache in Frankreich, wo die unbeschäftigten Arbeiter sich zusammenrotlen. um die Zwingburgen der Capitalisten umzustürzen, idr Reckt aus daS Dasein und aus Arbeit geltend zu machen und einstweilen den aufgespeicherlen Ueberfluß der Bourgeois auszuzehren, welchen sie als ihr unbestreilbareS Eigenlhum in Anspruch nehmen. In diesem Programm sind die sociaiistischen Grundgedanken enthalten» weiche von den Socialiftcn aller Länder bekannt werten. Aber auck die französischen Sooialisten haben ihre Sonderbesirrbungen, denn ihr Angriff richtet sich gegen die sraazösische Bourgeois-Republik, welche sie eine Republik ber Ausbeulung deS Menschen durch den Menschen nenne»; an ihre Stelle wollen sie die Republik der Arbeit setzen, welche den Müßiggängern da« Reckt entziehen soll, die große Masse der Pioducentcn im Namen de» Geseves auszubunger». Auch gegen diese Lenke würden gemeinsame Maßregeln aller Negierungen nicht» fruchten, und deshalb ist denn auch die von der Kammer gewählte UiitersuchungSrommissivn mit der Aussnchung der Mittel beschäftigt, durch welche der von der Unisturzpartei drohenden Gefahr mit Erfolg begegnet werden könnte. Vorläufig ist das rechte Mittel noch nicht gesunden und die UnlersuchungScommission wird auch ver« mutblich noch lange darnach vergeblich suchen. Noch unzwciselhaslcr ist die rein locale Bedeutung der irischen Fenier, welche die Engländer durch fortgesetzte Dynamitattenlale beunruhigen. Wenn Gladstone an die amerikanische Regierung eine bösliche Depesche richtet, um ihre Aufmerksamkeit aus die Tbäligkcit der Fenier zu lenke», welche sie auf amerikanischem Boden zum Schaden Englands entwickeln, so ist da» eine rein häusliche Angelegenheit dieses Landes, aus welche Gesam»,tmaßregeln aller Regierungen wenig oder gar keinen Einfluß üben würden. Wenn die irischen Fenier amerikanische Gesetze übertreten, so wird man sie auch ohne jede englische Einwirkung in Anklagezustanv versetzen und bestrafen, im klebrigen wird man ihnen aber so wenig Beschränkungen auserlcgen, wie andern Personen, welche die Gesetze beobachten. Tie nächste Veranlassung, gegenseitigen Sckntz gegen die Anhänger dcS UmsturzgedankenS zu gewähren, haben offenbar Verbündete, und dementsprechend würbe ein etwaiges Ersuchen der österreichischen Regierung an die deutsche um Schutz gegen österreichische Anarchisten gewiß aus Entgegenkommen rechnen können. Aber ein solches Ersuchen ist nicht gestellt worden und wird voraussichtlich auch nicht gestellt werden, weil r» zwecklos sein würde. Die österreichische Regierung lial eS vorqezogen, sich selbst zu helfen und einen Tbcil der verfassungs mäßigen Bürgschaften unter Zustimmnng der Volksverlrolüng außer Kraft zu setzen, um ausreichende HandiungSsretheil gegen die Umsturzpartei zu gewinnen. Die Frage, ob die Gesetze nicht ausgereicht hätten, um gegen diese Partei mit größter Energie einzuschreiten, mag hier »»erörtert bleiben, eS genügt, die Tendenz der österreichischen Regierung gegen socialistijche und anarchistische Ausschreitungen gekennzeichnet zu haben. Eine halbamtliche Meinungsäußerung der österreichischen Regierung im „Wiener Fremdenblatt" spendet der Thronrede, mit welcher der deutsche Reichstag eröffnet worben ist, das höchste Lob für die darin offenbarte ernste Absicht, den Umsturzbestrebungen durch Reformen den Boden zu entziehen. Damit stellt sich öa» Organ der österreichischen Regierung in einen wohltbucnden Gegensatz mit der„MoSkauerZ«itung".welche da« Heil dcrZukunft von gemeinsamen Maßregeln gegen die Unisturzpartei er- wartet. Die socialistischc Bewegung in Deutschland unter scheidet sich von den gleichartigen Bestrebungen aller Übrigen europäischen Staaten durch die Planmäßigkeit ihre- Vor gehen-, sie hat e» verstanden, sich den jeweiligen Umständen anzubequemen und danach ihre Taktik einzurichlen. Aber gerade darin besteht zugleich di« Gesabr der Bewegung. Die deutschen Socialisten sind wohl disciplinirt, sie habe» eS ge lernt, sich ihren Führern unterzuordnen und jedem Wink der selben Folge zu leisten. Die Gefahr ist von der Regierung rechtzeitig in ihrem ganzen Umsang erkannt worden und der systematischen Form de- Auftreten» der deutschen Socialisien entsprechend, hat e» auch die Negierung nickt daran fehlen lassen, System in dir Maßregeln zu bringen, welche den be rechtigten Forderungen der Socialisten abzuhclsen bestimmt sind. Die deutsche Regierung ist nicht in die Fehler der russischen verfallen, welche in der Unterdrückung der revolu- ticnären Bewegung durch Gewalt da» einzig probate Mittel erblickt, auch dir darbenden Arbeiter haben Anspruch aus Schutz in UnglückSsällen. aus Versorgung im Alter und bei eintretender Arbeir»unsäb«gkeit. Da- sind die berechtigten Ansprüche der Lculschen Socialisten und ihnen auf gesetzlichem Wege Genüge zu leisten, ist man »ickt blcS aus Seite der Negierung, sondern auf Seiten aller Wobt- denkenden eifrig bestrebt. Tie bevorstehende Reickslag-iessiiir ist in erster Linie der Befriedigung der berechtigten Wunjcho der nothleidenden Arbeiter gewidmet und eS ist nnziveiselhasl. daß der Reichstag seine beste Kraft rinsetzcn wird, um ein UnsallversicheriingSgesctz zu Stande zu bringen, welche» Len beschädigten Arbeitern ausreichenden Schutz und Uiilerstiitzung in UnglückSsällen gewährt. DaS Socialistcngesetz hat bi-ber gute Dienste gegen unverständige Ausschreitungen zu weil gehender Eiferer geleistet und eS erscheint nolbivcntig, das; VieS auch noch ferner geschieht, bi» ausreichende Bnrgsckaftcn für die Wohlfahrt notbleidendcr Arbeiter gegeben sind. Dar, Socialistcngesetz hat nicht den Zweck, berechtigte Wunsche ab- zuivcisc», fanden, die Einführung eines neuen besseren Zu stande» zu erleichtern. * Leipzig, 9. März 1884. » DaS Organ der nationalliberalen Partei, die „Narionalliberale Eorrespondcnz-, ist ermächtigt, solgende Er klärung abzugeben: „In Abgeordnetcnkreiscn bilde! natürlich die neue liberale Parteibildung de» Gegenstand der lebhaftesten Unterhaltung. Je niehr cS in vielfacher Bezie hung noch zweifelhaft ist, waS für praktische Folgen gegen über den schwebenden concrelen politische» Frage» die neue Partcibildunq äußern wird, welche Richtung und welche Fübrcr i» ihr die Oberhand gewinnen werden, um so mehr >il eine abwartcnde Haltung am Platze. Waü insbesondere die nationalliberale Partei betrifft, so ist dieselbe darüber einig, daß daö Verbättniß zwischen ihr und der „deutschen frei sinnigen Partei" sich ohne vorgefaßte Meinung nach dem Auftreten der letzteren in allen praktischen Fragen, ins besondere auch den Wahlsragcn zu richten haben wird. Im Interesse der Klärung unserer zerfahrenen Parteiverbältnisse ist die neue Parleibildung auch in nationalliberalen Kreisen willkommen geheißen und eS ist anerkannt worden, daß einst weilen kein Grund vorliegt, bei ihr eine gegen die national- liberale Partei gerichtete feindselige Spitze Vvrnuszusctzen. Man giebt sich der Hoffnung hin, daß die angesehene» ehe malige» Parteifreunde. die auch in der neuen Partei eine hervorragende Stellung einnehmen, dort den ihnen gebührenden Einfluß gewinnen und mäßigend aus andere Elemente einwirken werden, in welchen die Nalioualliberaleit bisher allerdings nur Feinde zu erblicken Anlaß hatten. Es ist «m Grunde ein Vorgang von mehr formaler als sachlicher Bedeutung, ob zwei Parteien, die zu der Einsicht kommen, daß enttcheidende Meinungsverschiedenheiten der ihnen nicht mehr vorhanden sind, ihren äußeren Verband auslösen und sich zusammenschließen oder ob sie innerlich einig, aber der Form nach getrennt marschiren. In dem Auftreten »nd der Haltung der nationalen Partei irgend eine Aenderung ein- Ircten zu lassen, kann auS diesem Vorgang kein Grund her- genommen werden. Es muß aufs Entschiedenste in Abreoe gestellt werden, daß irgend Jemand daran denkt, wegen der neuen Parteigründung den Be täub der nationalliberalen Partei in Frage zu stellen oder ihren politischen Charakter ändern zu wollen. Die Angabe, daß nationallibcrale Abgeordnete der neuen Partei sich anschließeu würden, ist nach unseren Informationen in keinem einzigen Falle zutreffend." — Wir könne,,, was un» anbetrifst, Liese Erklärung nur vollständig billigen. * Die „Leutsche freisinnige Partei" wird, wie man hört, einstimmig gegen die Verlängerung de» Socialisten- gesctzeS stimmen; die Mitlhcilung, daß Len Mitgliedern, der bisherigen sccelsionistiscbcn Partei die Abstimmung fre>^ gelassen worden sei, ist nnrichlig. Tie Rechnung aus ei «e Mehrheit für VaS Socialistengcsetz kann scnach nur noch cms dem Cent rum beruhen. Alle», Anschein nach wird sich L-tesc Partei, wie schon das vorigemal. spalten, und zwar L ckrfte die Zahl der Zustimmenren größer werden. Ta abe r zur Gewinnung einer Majorität zu den beiden eonserr»tiven Fractionen und den Nationalliberalen das Cciilrnni nahezu geschlossen hinzukommen müßte, so ist da» Zustande?.online,« des Gesetze- leider sehr unwahrscheinlich geworden. * Ter Entwurf de» UnfallversicherungSs/csctzcö ist im Reichstage bereits zur Verlhciluna an die Ab geordneten gelangt. Ti« „Nalionalliberale Eorre sponLcnz" entnimmt der umfangreichen Begründung die B/emerkun>,. welche sich aus zwei der bestritlenne» Fragen, tie Bel Hei ligung des Reich» an den Kosten und da» Unilage- vcrsahrcn, beziehen und sagt darüber: „Die Uebcrnahmc der bis zum Zeikpunct der Auslösung einer leistu>,gSu»fähigcn BcrusSgeiicsscnschaft entstandenen Verpflicht»»;'.«» derselben weist der Enttvurs dem Reich zu. ES spricht hierfür Lie Erwägung, tag eS an einem anderen Factor fehlt, welchem ebne Unbilligkeit und ohne die Möglichkeit einer zu empfind lichen Belastung jene Ucbernabme angesonnen werde» könnte. WaS 'aber die weitere Versicherung der in der aufgelösteir Genossenschaft bis tahin versicherten Arbeiter anlangl, so soll dieselbe dadurch herbcigesührt werden, daß Lio Betriebe der auszulösendcn Genossenschaft einer anderen BerusSgenossen- schast nach deren Anbörung zugewiesen werden. Läßt sich La» Eintreten de» Reichs sür die Verpflichtungen leistungS- unsähiger BerusSgenossenschaslen nicht vermeiden, so bat die Frage, ob noch hierüber hinaus ein Bedürfnis; zur Belheiligung deS Reich- an Len lausenden Kossen der Unfallversicherung entweder generell oder sür einzelne Industriezweige auS all gemeinen wirthschaftlicheu Gründen vorliegt. bis zur Er langung weiterer Ersabrungcn aus diesen« Gebiet dahin ge stellt bleiben können. Und die« um so mehr, als nicht bloS über die Nothwendigkeit einer Belheiligung des Reichs, sondern auch über den Umsang derselben die Äusiassungen der zunächst interessirten Kreise einander vieljach völlig unvermittelt gegenüber stehen, und die Notbwendigkeit eine» ReickSzuschusse» nickt bloS von Vertretern verschiedener Industriezweige, sondern häufig auck von Vertretern desselben Industriezweiges verschieden beurlheilt wird. Sollte sich jedoch an der Hand der praktischen Erfahrungen Herausstellen, daß die Erporlsähigkeit aller oder einzelner Industriezweige durch dir Belastung mit den gesainmtrn Kosten der Unsall- versicherung ernstlich gefährdet wird, so würde künftig zu erwägen sein, ob nickt die Urbertragung eines TbeitS dieser Kosten aus das Reich geboten erscheint Diese Erfahrungen wird man aber um so mehr abwanea als b« Len sür die Ausbringung der Kosten der Un fallversicherung von dem Entwurf in Aussicht genommenen Umlageversahren eine Ueöerbirrdung der Inkustrie sür di«
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