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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-12
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1884
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Nachmittag- 5—6 Uhr. k> tt»Nü-i»bk emzejandter Minulcript» »»< b>« Stld-cnoa mibr »rrbulblich. «»nähme der für die uächfts«l,e»de «inamer bestimmten Inserate ,, Sachentagen bis Z Uhr Nachmittag«, an Lonu- und Festtagen früh bis '/,9 Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Ännahme-. Ltta Ulemm, Universitätsstraße 31. Louis Lösche, Kathariuenstraße 18, v. u»r bis '/,L Uhr 'ciMgtr.TllgMait Auzelgev. Organ für Politik, Localgefchichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. 72. Amtlicher Thetl. Vekanntmachung. Hinsichtlich der Ablagerung, sowie auch der Abfuhr der bei dem Betrieb der Schlächtereien sich ergebenden Abfälle, al-: Därme, Darminhalt, Theile des MagenS, Flechsen, Lehnen und Vergleichen, haben sich hierorts mehrfache Miß- stünde gezeigt. Hin und wieder sind dieselben ohne Weitere- in Abortgrubcn geworfen worden, wo sie nicht nur i» Folge ihrer schnellen Zersetzung eine ungewöhnlich penetrante und gesundheitsschädliche Ausdünstung verursachen, sondern auch die für diese Gruben eingesührte Entleerung mittelst der Dampfluftpumpen beeinträchtigen. Aber auch bei der Ab lagerung dieser Abfälle in den bei der Concessionirung von Schlächtereianlagcn jedeSmal zur Bedingung gemachten be sonderen Abfallsgruben und bei der von Zeit zu Zeit erforder lichen Räumung der letzteren, auf welche das hiesige Dünger- export-Rcgulativ vom 8. Januar 1852 nicht anwendbar ist, findet häufig große GestankSveibreitung statt. Zur Abstellung dieser Uebelstände verweisen wir zunächst aus g. 3 Absatz 4 des Düngererport-Regulativs, nach welchem alles Einwerscu von Gegenständen, welche die Entleerung durch Pumpen erschwere», in die Abortgrubcn mit Geldstrafe bis zu vv oder verhällnißmäßizer Haftstrase bedroht ist, und haben im klebrigen nach Gehör des gemischten Gesund- heitSauSschusseS und deS StadtbezirksarztcS folgende Bestim mungen getroffen: Sämnttliche hiesigen Schlächterei-Inhaber haben von jetzt ab, dafern sie es nicht vorziehen sollten, die Schiächtereiabsälle w mit festschließenden Deckeln versehenen Tonnen oder Kübeln anzusammeln und in möglichst kurzen, höchstens 8 tägigen Zwischenräumen abfahreu zu lasten — waS im gesundheit- tichen Interesse am EmpfehlcnSwerlbesten ist —, die zur Auf nahme der Schiächtereiabsälle bestimmten Gruben möglichst häufig, insbesondere aber bei der jedesmaligen Entleerung derselben und nach jedem Hauptschlachttage durch Eingirßen Len Eisenvitriollösung oder Kalkmilch dermaßen vollständig zu desiusiciren, daß bei der Grubenentlccrung, welche niemals deS Nachts erfolgen darf und deren Bornahme stets dem Oberausseher für den Düugerexport, Herrn Klipphann — Stadthaus, H. Obergeschoß, Ziickmer 102—, mit Angabe des Zeitpuncles wegen der von Letzterem zu übenden Eontrole vorher anzuzeigen ist, keinerlei Geruchsverbrcitung stattsindet. Hiernächst ist noch außer den Knochen, über deren geruch lose Aufbewahrung und Abfuhr wir bereits durch Bekannt machung vom 14. Februar dieses Jahres Bestimmung ge nessen haben, des Talge?, als eines ProducteS der Schläch terei, zu gedenken, das häufig zur Luflvcrpesluna und Ver breitung vo» Fäulnißkciiiien Anlaß giebt. Ter Talg wird, soweit er nicht in frischem Zustande zu Genußzwecken aus gelassen wirk, von den Fleischern meist in Fässern anqesam- melt und oskmals in bereits zersetztem Zustande an Seifen sieder und Talqschmelzer abgegeben. Es kommt aber auch vor, daß die Fleischer, besonders Nachts oder spät Abends, daS Ausschmelzen solchen TalgcS selbst aussühren, waS dann ;u intensiver GcstankSverbrcilung Anlaß giebt. Beides, sowohl daS Ausbcwahrcu zersetzten TalgeS, als das Ausschmelzen desselben, ist unzulässig, letzteres schon deshalb, weil das Talg- schmelzeu ei» besonderes, nach 16 der Gewerbeordnung concessioiiöpslichtiges und mit der Schlächterei nicht zusammen hängendes Gewerbe ist. Es darf daher der Talg von den Fleischern nur in frischem, unzersetzteni Zustande zur Abfuhr gebracht und mit Aus nahme desjenigen, welcher zu Gcnußzweckcn in ihren Läden zum Verkauf gebracht wird, nicht ohne besondere Coiicession zur Talgschmelzerci von ihnen auSaeschmolzen werden. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden, soweit nickt schon durch tz. 16 icto. 147 Absatz 2 der Reichs Gewerbe-Ordnung eine höhere Strafe festgesetzt ist, mit Geld strafe bis zu litt oder entsprechender Haststrafe geahndet werden. Leipzig, den 27. Februar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Lohse. Oeüentlieke Hanäe^Iekranstalt. vis ^nmslilullt- von Ai-ncklunxsledrltnxvo, veleke leommencks Ottern in 6is krüb- oder ^»ckmitt«x»eurss 6er I-ekrlto^»- »btbetluux emtreten sollen, erbittet rieb äer voterueielmete in Ser 2eit vom 17. bis mit 20. ltttlrn, Vormlttnx« 11—12'/, vür, nomöxliek unter persönlieker Vorstellung 6er LnrumsI6en6eu lurek iürs Herren krinripule. IVLdren'i >ier geäueliten 2eit ^ver6en »uok ^nmeI6uog«n kür ieo eln^iikriwen knelnvlssenseliuktllelien kursos entgegen reuomwen, »n velcüem sieli iiunälungsietirlinge detüeüigen rönnen, 6is im Lesit?« 6es Zeugnisses Uder 6is 'vissellseduktiieks LekLdigung rum Linsadrjg-k'rejvvilli8en6ieo«ts «io6. vnterriodt 10 8tun6en vüekentlied, 8cdulgel6 80 A. Veiprig, im b'ebruur 1884. kurt ILolkrum, Oirsetor. Auflage Adonnemeatspreis vierlelj. 4'/, Mß. inct. Bringerlodn ö Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede -mzctne Stummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Lebapren für Extrabeilagen «tzirr Poslbciörücrung 39 Mk. «it Poslbeförocrung 48 Mk. Inserate Sgespaltme Pelitzeile 20 Ps. Gröbere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer u. Zisscrniatz nach HSHerm Tarif. Lorlamen unter dem iiedactionsürich die Spaltzcile öO Pi. Julferate sind stets an die tfrpedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruevuinirumin oder durch Post- nacrmamnr. Mittwoch dm 12. Miirz 1884. 78. Jahrgang. Vrkanntmichiinl. DaS 2. und 3. Stück deS diesjährigen Gesetz- und Ver ordnungsblattes für das Königreich Sachsen sind bei unS eingegangen und werden bis zum 2tt. März diese- Jahre- aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme össentlich aushängen. Dieselben enthalten: Nr. 7. Verordnung, die Herstellung und den Betrieb von Waarenaufzügeii und Fahrstuhleiurichtungen in Fabriken und anderen Gewerbeanlagcn, Niederlagen, öffent lichen Gebäuden und Gasthäuser» betreffend; vom 26. Januar 1884. Nr. 8. Verordnung, die Abänderung einer Bestimmung der zu Ausführung des Gesetzes über die Sonn-, Fest- und Bußtagsfcier unter dem 10. September 1870 erlassenen Verordnung betreffend; vom 5. Februar 1884. Nr. 9. Verordnung, die Versicherung von industriellen und landwirthschastlicken Maschinen vor deren Inbetrieb setzung bei der Laiideö-Brandversicherungsanstalt be treffend; vom 15. Februar 1884. Nr. 10. Verordnung, einige Abänderungen der Verordnungen vom 6. Juli 1871 und vom 4. Mai 1877 über die polizeiliche Beaufsichtigung der Dampfkessel betreffend; vom 18. Februar 1884. Nr. 11. Gesetz, veränderte Bestimmungen über die Realschulen I. und H. Ordnung betreffend; vom 15. Februar 1884. Nr. 12. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes vom 15. Februar 1884, veränderte Bestimmungen über die Realschulen I. und II. Ordnung betreffend; vom 15. Februar 1884. Leipzig, am 10. März 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Stöß. UniverMs-Mliolhek. Wegen größerer Umräumungen in den Lokalitäten der Universitäts- Bibliothek muß dieselbe Tonnerstag, den 13., und Tonnabet,«, de» 15. März, geschloffen bleiben. Bei dem Äcmcinde-Rathe zu -tohllS findet eia Expedient in KrankenversichcrungSangelegciiheiten aus 8 — 10 Wochen Beschäf- tigung. Der Antritt hätte alsbald zu erfolgen und werden Be- Werbungen, welche schriftlich zu bewirken sind, bis zum 14. IiuZ. entgegengcnommen. Gohlis, den 10. März 1884. Ter Gemeinde-Vorstand. Paulus. Holr-Luctis«. ln den Abtheilungen 13. 16. 18. 34. 28. 39. 36. 43 und 49. Bon den auf de« vanntzofer Forstreviere aufberettetrn Höher, sollen Mittwoch, den 2«. Mürz d. I. von vormittag 9 Uhr a« 69 ficht, u. 101 lief. Stämme 11—27 cm stark, 12—18 m lang, 104 eichene Klötzer, 28—102 om stark, 3—9,5 m laug. 111 erl., birk. u. aSpene dergl., 18—37 ew stark, 3—6 m lang, 10 ficht, dergl., 11—22 em stark, 4 m lang, 110 sichtene, 75 lief. Stangen, 8—15 cm stark, 7—15 in lang, 200 ficht. Stangen, 5—7 cm stark, 5—7 m lang, 17 km eichene Nutzschcite, — Versammlung aus dem Holzschlage in der sogenannten Krelle am Brandiser Wege — und Freitag, de» 28. März b. I. vo« vormittag 9 Uhr an 67 eichene Klötzer, 25—103 cm stark, 3—8 m lang, 51 erlene - 20—45 « » 3—4 - « 22 km eichene Nutzt'cheite, tt»v »on vormittag 11 Uhr an 374 Kw harte Brennscheite, 144 « « Brennkuüppel, 88 - - Zacken, *82,0 Wllhdrtt hartes ) Brennreißig — Versammlung auf dem Holzschlage im Schlangenwinkel au den Köhraer Wiesen — meistbietend gegen sofortige in, Gasthose „Stadt Leipzig" zu be wirkende Bezahlung versteigert werden. Königl. Forstrentamt Wurzen und Könlgl. Revierverwaltuug Naunhof, am 5. März 1884. vachman». Leuthold. in den Abthrilungea 53. 54. 55 und 57 im sogen. Schlangen- Winkel. Vom hiesigen Ortsarmenverbande sind zwei artige elternlose linder, ein Knabe von 6 und ein Mädchen von 5 Jahren, an kinderlose ordentliche Eltern und zwar an Kindesstatt zu geben. Daraus Reslectirende wollen sich an den Unterzeichneten wenden. Neusrllerhausen» am 9. März 1884. Der Grmeinbevorstau«. Seyfserth. Zufolge Verfügung vom heutigen Tage ist bei der u»lc: ' 53 arsereS Firmenregisters verzeichnet«!, Firma: Znliu« varth t» Torgau heute Folgendes eingetragen: Der Kaufmann Ernst August Heinrich Jarn ist als Gesellschafter >» da- Handelsgeschäft eingelrcten und wird dasselbe unter der biS- prigen Firma als offene Handelsgesellschait fortgesetzt. Vergleiche Nr. 47 des GeicllschaftSregisterS. Weiter ist zufolge Verfügung vom heutigen Tage in unser NeiellichastS - Register unter Nr. 47 die seit dem 20. Januar 1884 bestehende Handelsgesellschaft in Firma Anlin» Varth »st dem Sitze zu Torgau »nd 1f dem Kaufmann Gustav Amil varth. ») dem Kauimann Ernst Angnft Heinrich Jan» zu Torgau uls Gesellschaftern, Hute eingetragen worden. Targa«, den 4. März 1881. Königliche« ««»»-Gericht. Nichtamtlicher Thetl. Jur Iweitheilung Lohmens. * Bekanntlich ist in den deutschen Sprachgebieten Böhmens schon feit längerer Zeit die Frage aufgclaucht, ob es zur schließlichen Austragung de« bisher endlosen nationalen Kampfes zwischen Deutschen und Czechen nicht empsehlens- werth wäre, eine national-administrative Zweilheilung deS Lande- vorzunehmen. Diese Frage beschäftigt noch bis zur Stunde in hervorragender Weise daS gesaminte Teutschthum Böhmens, aber man kann gerade nickt sage», daß i» der eben angedcutetrn Richtung seitens der Deutschen Böhmen- volle Einstimmigkeit herrsche. Es würde zu weit führen, wenn wir hier alle Ursachen umständlich darlegcn wollten, welche diese Einstimmigkeit verhindern. Thatsacke ist aber jedenfalls, daß sich in Böhmen eine unabhängig deutsch-nationale Partei gebildet hat, welche, von ihren bisherigen unentschlossenen Führern sich loSsagend. die national« Zweitheilung Böhmens mit allem Nachdrucke anstrebt. In diesen Kreisen glaubt man, daß die Forderung der Zweitheilung eine berechtigte sei, aber nicht immer zutreffend vorgebracht werde »nd zumal den Czechen in ihrem geschlossenen Sprachgebiete allzuviel einräume. Man will von einer Abstinenz der deutsch-böhmischen ReichsrathS- abgeordneten nichts wissen und verlangt, daß erst die Mehr heit der Abgeordneten dafür gewonnen und von einer thell weisen Abstinenz unbedingt abgesehen werde. Man finvct endlich, daß in den deutschen Sprachgebieten Böhmens reiche Kräfte auf verhältnismäßig ganz untergeordnete Ziele ver wendet werden und die Ausscheidung Galiziens aus West- österrcick ein viel wichtigerer Zielpunkt sei» dessen Erreichung alle Deutschbölnnen anstreben müßten. Auf diese Hinweise und Forderungen antwortet nun in der „Deutschen Wochenschrift" ei» deutsch-böhmischer Patriot, der vor Allem die Ursache» deS Forlschreilens der Ezeckkn auch innerhalb des geschloffenen deulsch-böhmischen Sprachgebietes hervorhebt. Es wird da auSgesübrt, daß man nach Eröffnung de« Reich-,atheS in, Jahre 1879 und „ach dem vollzogenen, al« Erfolg deS Ministeriums gepriesenen Eintritt der Czecken vor der Thatsache stand, daß die Ver- saffungSpartei. oder wie sie sich wenig glücklich umtauste, „Die Vereinigte Linke", nicht mehr die Majorität im Abgeordneten hause besaß und diese allmälig auch im Herren Hause verlor. Die Folgen dieses Umschwunges zeigten sich in Böhmen als bald, denn die Czechen unternahmen sofort stürmische Angriffe gegen alle deutschen Stellungen im Lanke. Zumal trat aber daS planmäßige Streben hervor, vor Allem den sprachlichen Utragui-muS, ein nothwendigeS Ucbel in national gemischten Bezirken, auch in das bisher geschloffene deutsche Sprachgebiet einzusühren. Dieses Streben führte zunächst in den deutsch-böhmischen Städten zu unleugbaren Erfolge», welche endlich selbst den bisher in nationalen Dingen gleichgiltigstcn Deutschen stutzig iiiachen mußten. Hatten auch vorder in deutsck-böhmische» Städten czechische Vereine in geringer Zahl bestanden, so war ihr Dasein kaum bemerkt worden, denn sie verhielten sich überdies ruhig und bescheiden. Nun aber bedeckten bald roth-weiße oder slawisck-dreisarbiqe Placate die AnkündigungS- säulen der deutsch-böhmischen Städte, in den Gericklöstuben verlangten die Czechen i» ihrer Muttersprache vernommen zu. werde», czechische Schulen und Kindergärten wuchsen ü^all plötzlich auS der Erde, und bald tauchle auch diM Zumutbung an die deutschen Steuerzabler aus, zur Erhaltung dieser Anstalten beizutragen, ein Ansinnen, welches im'LanveSscbulrathe, wo sich eine czechische Mehrheit bildete, wirksame Unterstützung sanv. Unter dem Vorwände der sprachlichen Gleichberechtigung wurden an rei» deutschen Orten Beamte angestellt, die nur unvollkommen deutsch sprachen und mit Vorliebe czecbisch verkehrten, die GeistliAkeil wurde säst ausschließlich czechisck und bethciligte sich ganz nachdrück lich an der deutschfeindlichen Agitation, während unaufhörlich ganze Schaaren czechischer Handwerker, Tagelöhner und Eiscn- vahnarbeiter in die deutschen Bezirke strömten und dort die czechische Agitation sehr nachdrücklich, ja oftmals für die Deutschen in bedrohlicher Weise fördern halfen. So wurde, während der Deutsche Schulvercin mühsam die mehr vereinzelten deutschen Sprachgebiete zu schützen versuchte, czechicherseitS der nationale Kampf mitten in das Herz der deutschen LandeStheile Böhmens getragen, ja dir Czechen hatten eS zumal auf die deutschen Städte abgesehen, wo sich auch in der Thal, man weiß nicht recht durch welche Mittel, die czechische» Bewohner fortwährend vermehrten. Diese Dinge und Vorgänge brachten erst die Deutschböhmen zur Besinnung, und so entstand eine deutsch-nationale Partei, welche, da sie lange nach den letzten Wahlen erst einige BeLrMtkg erlangte, im Reichsralbe selbst al« eine solch« nur schwach vertreten ist. Die Männer, welche dieser neuen, volksthümlichen Partei Richtung und Ziel geben, geben von dem Gedanken auS, daß die Deutschen, wie schon lange die anderen 'Nationalitäten Oesterreichs, eine ausschließlich nationale Jnteresienpolitik verfolgen sollen und müssen. Der Uebelstand, daß die Deutschen Oesterreichs nach Provinze» gespalten sind und Oesterreich seit jeher nur pro vinziell, aber niemals streng ccnlralistisch verwaltet wurde, zwingt die deutsch-nationale Partei Böhmens, zuvörderst ihren engeren provinziellen Jnlercsienkrcis im Auge zu behalte». Dadurch drängte sich schließlich die Frage der Zweithcilung Böhmens „ach Sprachgebieten aus und wurde sosvrt in allen deutsch-böhmischen Kresien zustimmcnd ausgenommen. Es wäre eine fruchtlose Zersplitterung der Kräfte, fährt der erwähnte deutsch-böhmische Patriot fort, wenn man weiter greisen wollte. Schlimm genug, daß mehrere Bezirke Böhmens stelö gemischtsprachig bleiben müssen. Sicher ist indeß, daß bei der Fortdauer der gegenwärtigen Zustände die Lage der Deutschen auch in geschloffenen Sprachgebieten von Tag zu Tag eine ungünstigere, ja unerträglichere wird, wes halb die Frage der nationale» Trennung eine dringende, unaufschiebbare Lösung erfordert. Dieser' Gedanke ist in Böhmen bereits so eingewurzelt, daß davon unmöglich mehr abgesehen werden kann. Daraus ging naturgemäß der weitere Gedanke bezüglich der parlamentarischen Abstimmung hervor. Diese erscheint al« der wahre Stoß ins Herz des gegenwärtige» Systems, welcher aus die Dauer nicht ohne Erfolg bleiben kann. AlS seiner Zeit aus dem deutsch-öster reichischen Parteitage daS Princip der Solidarität ausgesprochen wurde, da faßte man diese« in Deutschböhmen dahin auf, daß die Deutschen dort, wo ein deutsche- Interesse bedroht wird, Einer für Alle und Alle für Eine» einstehen müßten. Deutsche Interessen sind nun zunächst in Böhmen bedrobt, und so muß man cs dort sehr schmerzlich empfinde», daß für diese in den Kreisen der deutschen Abgeordneten der übrigen Länder Oesterreichs so wenig Verständniß und Theilnabme vorhanden ist. Der Umstanv, daß die Abstincnzpolitik von der Mehrheit der Vereinigten Linken abgelchnt wurde, hat i» weiten Kreisen Böhmens scbr verbitternd gewirkt; man hat sich sehr schwer für diese Ablehnung entschieden, hofft aber nun, daß die Abgeordneten sich mindestens dem weiteren Wille» ihrer Wähler bezüglich des Schutzes deS Deutschlhums in Böhmen fügen werde». Wir können dem größten Theile der hier dargelegten Gedanken und Forderungen unserer StaiiimeSgenossen in Böhmen nur unsere volle Zustimmung geben, glauben aber dennoch bemerke» zu müffen, daß ein durchgreifender Um schwung in dem gegenwärtigen RegicrungSsyffenie Oesterreichs zu Gunsten deS TeutschthumS für lange Zeit nicht zu er warten steht und daß ohne einen solchen Umschwung die nationaleZweitheilungBöhmens kaum jemals durchzusühren ist. Leipzig, 12. März 1884. * Dem BundcSrath ist der in Aussicht gestellte Antrag Preußen-, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reich-Heere- und der kaiser lichen Marine, nebst Begründung, nunmehr zuqegangen. Der Antrag, welcher den in der abgelaufenen Session vor» gelegten, damals aber unerledigt gebliebenen bezüglichen Gesetz entwurf unverändert vo» Neuem zur Vorlage bringt, ist gemäß dem dieserhalb bereits gefaßten Beschlüsse deS Bundes- ratbs den zuständigen Ausschüssen zur Borbcrathung über wiesen worden. * An die RrchnungSvorlagen, welche am Mittwoch auf der Tagesordnung des Reichstags sieben, wird sich voraussichtlich eine umfangreiche Debatte knüpfen, namentlich an die Uebcrsicht der Reichs-Ausgaben und Einnahme» mit de » Nachweise kcr Etatsüderschrcilnngcn siir das Jahr >882/83. Die „freisinnige Partei" gedenkt, wie man hört. Betrachtungen, die sonst an die erste Etatsderathung geknüpft zu werden pflegen, an diese Vorlage zu knüpscn. * AuS Süddeutschland wird der „ Nationallideralen Correspondenz" geschrieben: Man braucht nicht gerade ein Freund gewagter Prophezeiungen zu sein, um der neuen Parteibilduug, mit deren Ankündigung wir soeben von Berlin aus überrascht worden sind, für Süd- dcutschland jede Bedeutung mbzuiprechen. Eo verlockend der Name „Deutsche freisinnige Partei" auch klinge» »laa. er wird Niemanden überzeugen, daß rnit ihm der Stein der B3ci!en, der Vereiniguiigspunkt sür alle liberalgesinnten Männer Trntschlands gesunde» sei. Im Gcgentbcil, das Programm der neuen Partei bat daS trennende Moment, welches sich zwischen den deutsche» Liberalen eit Jahren mehr und mehr herausgebildct hat, nur um so unzwei- dcutigcr klargelegt. Schärfer als ie ist hier der Kamps gegen jede wirlhschaftlicheProtectionsmaßrcgelzuniErkcnnungszejchc» des wahren Liberalismus gemacht. Dieser Grundzug bat seinerzeit der „Liberalen Vereinigung", abgesehen von einigen Verbindungen rein persönlicher Natur, jeden Anhang in Süddeutschland einfach unmöglich gemacht; er wird der „Deutschen freisinnigen Partei" lediglich das alle Schicksal bereiten. Mit gutem Rechte batte die nationaUiberale Partei die zollpolitische Frage von ihrem Programm ausgeschlossen. nicht, weil sie den auS derselben sich ergebenden Schwierigkeiten ans dem Wege gehen, sondern weil sie ein Zusanimcnstchcii aller dentichcn Liberalen in politischen Dinaen möglich erhalten wollte. Verschieden, wie die wirlhschajtlickien Verhältnisse Deutschlands in Norden und Süden, in Osten und Westen nun einmal sind, mnß die Erhebung eines be stimmten ökonomische», oder genauer gesagt, handelspolitijchen Parlei- itandpunkts zum bindenden Bestandthcile des Gesamm.lprogrammS nothmcndig eine regionale Spaltung der Liberalen zur Aolge haben. Und dies beute mehr als je. Denn die Bevölkerung, in welcher der süddeutsche Liberalismus wurzelt, hat sich den frei händlerischen Ideen in de» letzte» Jahren sicherlich nicht zn-, sonder» weit eher noch mehr abgcwandt. Wer heute eine liberale Gcsamml- partei bilden wollte, würde froh sein müssen, wenn im Vuncte der Zollpolitik ein allseitiges Versprechen, von den wesentlichen Be- stimmungen deS heutigen Zolltarifs nicht abgchen zn wollen, erzielt werden könnte. Tie nachdrückliche Hervorkehrnng einer bcdingungs- u»d schonungslos antischutzzöllnerischen Richtung tann nur die Wirkung haben, daß die „Deutsche freisinnige Partei", wie sehr auch ihr Name Alle-, was in Deutschland auf Freisini igkeit Anspruch macht, zu umfassen prätendirt, auf ihre dermaligcn Gründer beschränkt bleihen wird. Dazu wird besonders noch der principielle Gegensatz beitragen, in welchen sich das Programm zu der gesammlen Bis- mark'schen Socialpolitik stellt. Wenn wir dasselbe recht verstehen, so bedeutet es die Zurückweisung jedes materielle» Eingreifens der Staatsgewalt i» die Gestaltung des wirtbichaftlichen Lebens. Dem gegenüber ist eS kein Geheimniß, daß die Ueberzeugung, ein derartiges Eingreifen könne unter Umständen demStaatc zur unabweislichen Pflicht werden, in den letzten Jahren in Deutschland bis in die weitesten kreise vorgedrungen ist. Der deutsche Liberalismus hat angesichts dieser Bewegung die Ausgabe, dettür zu sorgen, daß die Freiheit und die eigene Verantwortlichkeit des Einzelnen nicht weiter eiugeschrinkt werden, als es die Rücksichten deS Allgemeinwohls erfordern; aber die Berechtigung dieser Bewegung überhaupt verneine«, ihr mit grund sätzlicher Feindseligkett eu»g«gentreten, würde wenigstens für den Liberalismus in Süddentschland die LoSlösimg von seinen breitesten Grundlagen, würde nach unserer Meinung einen vollständigen Mangel an Verständniß sür die neuen Erfordernisse einer neuen Zeit be deuten. Uno die hier in Rede stehende Achillesferse des Programms kann auch durch dessen sonstigen Inhalt nicht verdeckt werden. Auch die süddeutschen Liberalen wollen für bas Reich ein ehrlich constitu- tionelleS Regierungsspstem, auch sic sind der Ueberzeugung, daß die Reichsversassniig in dieser Beziehung eines Tags eine correctcre Aus gestaltung wird erhalten müssen; aber sie Hallen dasür, daß es unter den gegebenen Umständen weiser ist, sich auf eine entschlossene Bcr- thcidigung der verfassungsmäßig feststehende» freiheitliche» Errnngc»- schaslen zu beschränken, statt durch Ausstellung theoretischer Pro- grammsätze Zweideutigkeiten zu schaffen, die entweder ohne alle praktische Bedeutung sind, oder zu Conflictcn führen, welche die große Mehrheit de« Volks entschieden nicht will. Mit einem Worte: sür den Liberalismus in Süddeutschland wird der Boden der national- liberalen Partei »ach wie vor der eiuzig mögliche sei». * Die nationalliberale „Kölnische Zeitung" bespricht die neue Parteibilduug und macht sich i» einem auS- sübrlichen Artikel schließlich dahin schlüssig: „Ob sich in diesem Programm die Seccssionisten mit ihrem früheren Programm und mit der erläuternden Danziger Rede ihres Führers wicderfindcn, wir wissen cS nicht. Herr Richter aber findet sich in jedem einzelnen Satz desselben wieder, und somit wäre es wirklich einfacher gewesen, die anscklußlüsleriien Secessionisten wären einfach in die bisherige Fortschrittspartei eingetreten, statt den Wählern im Lande den Glauben bci- bringen zu wollen, alö hätte eine Verschmelzung von fort schrittlichen und nationalliberalc ii Ideen statt- gesunden. Die nationalliberalc Partei weiß, daß ibre Grundsätze nicht aufgehen können in eine Partei, welche grundsätzliche Opposition gegen den Fürste n Bis- marck auf ihre Fahne schreibt und mit dieser Bündnisse ab- scklicßt mit Particulariste», Bolksparteilern, Welsen und Ultramontane». mit alle» Gegnern deS deutschen EinhcilS- staateS. Sic wird davon nichts wissen wollen, auch dann nicht, wenn daS erste Debüt der neuen Partei mit der Er innerung an den Namen deS ihr zugehörige» verstorbenen Abgeordneten LaSker beginnt. Dieser strebte in voller Er- kenntniß der dem Deutschen Reiche entgegen arbeitenden Kräfte nach einer Politik der friedliche» Einigung mit den Regierungen, wie die Nationallibcralcu sic wollen und solche noch heule, wie Krankcncasscngesctz, hannoversche Selbst verwaltungsgcsetzgebung und Anderes beweisen, erfolgreich durchführen. Aber er wollte keine Politik des Con- slictS, wie sie als Ziel angesehen werde» muß sür die neue „Deutsche freisinnige Partei". * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt an der Spitze ihrer jüngsten Nummer die folgende hoch- osficiöse Auslastung: „Die amerikanischen Blätter, ui denen die Haltung deS Fürsten v. Bismarck besprochen wird gegenüber der Zumutbung, die aus den Tod de« Kr. LaSker bezügliche Resolution deS amerikanischen Repräsentantenhauses an das Präsidium deS Reichs tags gelangen zu lasten, beschweren sich hauptsächlich über die amtliche Form der Zurückseiivung. Sie vergessen dabei die Antecedentien deö Vorganges, nämlich, daß derselben Körper schaft, welche obige Zumutbung an den deutschen Reichs kanzler stellte, kurz vorher eine Vill ans Schwcine-Revrcsialien eiiigrreichl worden war, die eine» unverkennbar deutsch-seind- lichen Cbarakter trug; und ferner, daß der hiesige ameri kanische Gesandte eS sür gut befunden hatte, der deutschen Regierung gegenüber durch seine Haltung in Berlin sowohl wie durch seine journalistische Thätigkcit in Amerika eine eigcnthümliche Stellung einzunebmen. Wenn Herr Sargcnt die in allen internationalen Verhältnissen sonst üblichen Vcr- trauenSbeziebungen angeknüpst hätte, deren sich seine Vor gänger zu erfreuen hatten, so würde daS Auswärtige Amt ! ihn höchst wahrscheinlich vertraulich daraus ausmertsam gemacht haben, daß der Reichskanzler sich nicht zum Organ einer Anerkennung sür die günstigen Ergebnisse einer gerade gegen ibn gerich'eten OppositionSpolitik machen könne, und es würd«
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