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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-03
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1885
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Erscheint täglich früh «V.UHr. Urß«tl<» »Uh LkPktitioa Iahannrsgaste 8. Sprrchlkmde» -er Re»«tts«: Larmittag- 10—IS Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. --"»LLK^TSN!——' knnah»« »er für di« «Lchstf»!,«»», N»«»er destt«»ten Anserair an Wache«agr« »i« S Ittzr Nachmtttag«, Arsttagea früh dis'/,» Utzr. 3» de» FlUaten snr 3as.-Äu»«h«e: Vtta Ule««» UniversitätSstrafie 1. t««t» Lösche» Katharineastr. S3, p. »»r dt» '/,» Utzr. 'nMgrr.TllMait Anzeiger. Lrga« filr Politik, socalgeschichte, Handels, «nd Geschiistsderkehr. ^ 83. Arettag dm 3. April 1885. Auflage L8,VS« ^lionnenrntsPrris Viertels. 4'/, Mß. incl. Bringerloha 5 Ml., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nuuimer 20 Ps. Belegeremplar 10 Pf. Gebübren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt» «tz«e Paßdesörderuug .10 Mk. «it Po-brsvrderung 48 Ml. Inserate egespaltene'Petitzeile 20 Pf. «rühere Lckrlften laut uni. Preieverzeichaiß. Tabrllanscher ». Zisserniay nach höherm Tarij. Lelia«» o»ter dem Redactioasstrich die4gelvalt. Zeile 50 Ps., vor den Fam>li»nnachrichten dir Ogejpaltcae Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- au die Erpeditian zu seudra. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueauwerunsto oder dura, Psst. uachuahine. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. -rks«»t«lrchmls. L« heutige» Tage ist Frau Krtedertte EhriPtiwae Mmrie verehr! Bruchholz, Kleine Bnrggasse Nr. 5.: IV. wohnhaft, als H»b«««e für d,e hiesige Stadt verpflichtet worden. Leipzig, am 27. März 1885. ' Der Stzath der Stodt Letxzt-. vr. Georgi. EichoriuS. Keller-VermirthllllH. In de» Hau«grundstück Salzqäßcken Nr. 1 ist «in auS >wet Abthetlungrn bestehender Keller von» I.October diese« Jahre- an, oder aus Wunsch auch schon früher, gegen eioholbjahrliche Kündigung anderweit zu ver- miethea. Micthgesuche werden aus dem Rathhause. I. Etage, Zimmer Nr. 17, entgcgengenommen, auck können ebendaselvst die VermiethungSbcdingungen und daS Juveutarium d«S zu vermietbenden Keller« eingeseben werden. Leipzig, den 28. Marz 1885. Der Nath der Dtndt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Vetlnmlnichmr. Erstatteter Anzeige zusolge ist da« dem Dachdecker Wilhelm Dtto Max 9län»n», geb. 15. April 1867 zu Reudnitz, gehörige Arbett-buch in hiesiger Stadt verloren gegangen. Wir bitten, dasselbe im Auffindungssalle an hiesiger Amtsstelle, Obstmarkt 3. 2. Etage, abzugcben. Leipzig, den 30. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndli». Uhluiann. Hslz-Auctiim. Sonnabend, den 4. April ». o. sollen von Vormittag« S Uhr an aus dem Bauareale an der Ecke der Bismarck» und MoscheleS-Strahe 2 Gichen-Ratz-lOtze, 4 Raummeter Eichen scheite und 3 Avronnihaufei» gegen sofortige Baarzahlnag nach de« Zuschlag« und unter der Bedingung, datz die Abfuhr dt* ZN« Abend erfolgt fei« ««st, nach dem Merstgebote verkaufk werden. Zusammenkunft: an der Ecke der Bi«marck» Straße. Leipzig, am 31. März 188L. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.k. «nd Pappeln-Bern«. GevSlbe-Vermiethuns. Da« zur Zeit an Herrn Kaufmann I. A. Wertheim dcrmiethcte Gewölbe im alten Börseogebände an der Ecke de« SalzgäßchenS und Naschmarkte« (Natbhau-seite) nebst zugehörigem antheiligen Rtederlag»ra>« soll vom I. Oktober ds». J-. an gegen etnhalbjährltche Kündigung Donner-tag, den IV dss. Monat-, Bormittag» II Uhr aus dem Rathhause, 1. Ekage, Zimmer Nr. 16. a« de» Meistbietende» anderweit vermtethet werden. Ebendaselbst aus dem großen Vorsaale liegen di« ver mirthung-- und BersteigerungSbedingungen nebst Iuventarium de- zu vermiethenden Gewölbe« schon vor dem Termin« zur Einsichtnahme au«. Leipzig, am 1. April 1885. )er Rath der Stadt Leipzig. Lrumbi« Vr. Georgi. biegel. LMische keserbeschnle. Die A>«ste»un« »er Gchstler«rbeiten findet tm SchnNorale, Iohaunechilatz 7, II. St. vom 2. bi« »tt g. April «r., von Vormittag« 10 bi« Mittag- 1 Uhr statt. Zum Besuch derselben beehrt sich im Namen de» Lehrerkolle gium« ergebenst rinzuladea Leipzig, den 1. Npril 1885. Der Direktor vr. Ladt». Nteper. Israelitische ReligionSschiile. L,?"«'." ÄL und Lchülerinnen finden Donnerstag, den S., und Freitag, de» 3. April, Vormittags von 10—12 Uhr im Kauzleilocale der Synagoge statt. DaS neue Schuljahr beginnt Sonntag, den 12. April, Vormittag« 8 Uhr. Leipzig, 30. März 188S. Der Direkt«»: vr. «. M. Soldschmidt. Nichtamtlicher Theil. Dir Lage in Frankreich. Frehcinet hat die Bildung de- Cabinet- übernommen und gedachte damit gestern zu Stande zn kommen; er selbst wird das Ministerium de« Innern übernehmen und die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten einem Diplomaten Übertragen. Da« zeugt von richtiger Beurtheilung der Sachlage, denn als Frehcinet Minister de« Auswärtig»« war, geschah Ver ent» scheidende Schritt England-, »m den Einfluß Frankreich« in Egypten zu brechen. Wenn auch die« wieverum in Folge eine« Beschlüsse- derKammer geschah, so bleibt doch die Wir kung dieselbe, und diese ist dem Minister Frehcinet nicht günstig. De« Portefeuille de« Au-wärtiqen soll einem Diplomaten on- vrrtraut werden Man denkt dabei zunächst an den Bot» schaster in Berlin, Baron Eourcel, oder an den Botschafter in London, Waddingto». Soviel erscheint schon hrute gewiß, daß Frehcinet sich aus die Mehrheit stützen wird, welch« dw Regierung Ferry'« bi« zum 30. März ermöglicht hat. - tritt also lediglich ein Personenwechsel ein, kein System Wechsel, wie vnr da« bereit« gestern andeuteten. Wie thvricht der Sturz »er Regierung gorave in diesem ver» hängnißvollrn Zeitpunkte war. geht daran« hervor, daß die Lage sich deshalb auch in der Hauptsache gegen Ferry, der nur den Willen derselbe» Mehrheit auSsllhrte, welche ihn stürzte. DaS sind eben französische Eigenthümlichkeiten. für welche Nicht- sranzosen kein Verständnis besitzen. Vorläufig haben die Kammern 50 Millionen bewilligt, »nd daS Kricg-mmistorium hat 5000 Mann Infanterie, 6 Batterien Artillerie und eine Schwadron SpahiS nach Tonkin bestimmt, welche vom 4. bis zum 0. April eingeschisst werden tolle». Später sollen Truppen bi« zu 50,000 Mann Nachfolgen und noch weitere 150 Millionen bewilligt werden. Wäre Ferry am Ruder geblieben, dann hätten allen nothweudigen Maßregeln schneller und einheit licher durchgesührt werden können, al« unter Umständen ihunlich ist, wie die gegenwärtigen, wo e« an einer Ccntral- teitung fehlt. Die Kopflosigkeit der Kammermehrheit tritt um so greller hervor, wenn man die inzwischen eingetrosfenen Nachrichten vom Kriegsschauplätze liest: „Die von Europäern gesuhrlcn chinesischen Truppen, die stärker sind, als bisher angenommen wurde, suchen die französische RückzugSlinie abzüschneide». Der Hof von Hue scheint den Vorgängen nicht fremd zu sei»". Da hätte man also die sür die KriegSleilung in Tonkin höchst be schämende Thatsache, daß der Hof in Hue über Da-, wa« sich vor bereitet bat. weit besser unterrichtet war als der französische Obergeneral; unter »'er H-.rBchc sl der iranzvsijchen Bajonette hat sich eine Drrjchwö'.uliz zwischen Anam uuo China voll zogen, deren Ziel die Vernichtung der Franzosen in Tonkin war. Unsere^eser werden sich erinnern, daß wir diesen Verlauf der Dinge schon vor einem Jahre an dieser Stelle erörtert haben, daß wir die Ansicht äußerten, die militairische Organisation der Chinesen werde wahrscheinlich eines Tage- an dem Pnncte angelangt sein, daß die Franzosen froh sein könnten, wenn sic daS offene Meer gewönnen, um mit dem Rest der Truppen hcimzukehren. General Bribre ist heute aus die Lertbeidigung veS Delta« de« Rothen Flusse« b«. schränkt; die Anamiten sind den Franzosen feindlich gesinnt, und wenn dre Chinesen weiter vorrücken, dann werden sie wie Ein Mann sich gegen die Franzosen erheben, lieber die Brigade Giovanelli. welche in der Gegend von Tuyenquau steht, sind bereit» bedenkliche Gerüchte verbreitet; mau darf also daraus gefaßt sein, daß demnächst die Nachricht von der Vernichtung dieser Abteilung eintrifft. Thannoi und Dongson sind von den Chinesen bedroht, und balo wird, die Kund, weitere,» militairischen Erfolgen derselben anlang«». T- züngst ein- getroffene» Verstärkungen der französischen Tippen «ammen den großen Massen der Chinesen gegenüber kaum in Betracht, «nd die Truppen, wel^e in den nächsten acht Tagen abgesandt werden, können frühestens in vier Wochen in Tonkin lande». Die Depeschen deS französischen Obergenerals melden gar keine Zahlen mehr, und die sie miliheilea, werden nicht weiter verbreitet Man ist deshalb genöthigk, aus Nachrichten zurück» zugreisen, welche in, vorigen Jahre bald nach dem Treffen von Baclö am 22. Juni im Umlauf waren. Danach betrug die Zahl der gegen Frankreich aufgebotenen chinesischen Truppen 80,000. Da« wurde einfach registrirt, at« Fabel betrachtet und die Durchführung de- Frieden- von Tientsin weiter betrieben. General Campenon scheint die Lage richtig erkannt zu haben, al« er rieth, die französischen Operationen aus daS Delta deS Rothen Flusse- zu b''chränkcn. Aber diese Beschränkung war nicht ander« möglich al» durch einen Rück» zug der französischen Unternehmung, für welchen die Zu stimmung der Kammer noch weniger zu gewinnen war als für die Kriegserklärung gegen China. General Campenon zog sich zurück, al« er sah, daß die Dinge in Tonkin eine gefährliche Wendung nahmen- vorauSgeseben hat er diese Wendung auch nicht, al« er in- Amt trat, sonst würde er e« nicht so lange verwaltet haben. Die ganze Angelegenheit ist de-halb so überau« beschämend für die Franzosen, weil sie so leicht hätte vermieden werden können, wenn zur Zeit der Entscheidung über die Expedition ein erfahrener Staatsmann an der Spitze ge standen hätte, der den Vertrag zwischen China und Frankreich wegenTonkin, wie ihn BonrrLe geschloffen hatte, einfach bestätigte. Da- Schlimmste an der gegenwärtigen Lage ist, daß die Franzosen auch heute noch nicht den ganzen Ernst derselben begreifen. Nach den Erfahrungen, welche in Tonkin in den letzten vier Wochen gemacht wurden, reichen 50,000 Mann nicht an«, Venn c« werde» ihnen voraussichtlich sogleich 100,000 oder mehr Chinesen gegenüber treten, sobald sie die chinesische Küste erreicht haben. Die Chinesen von heute sind nicht mehr die vom Jahre 1860, da- geht au« Allem klar hervor. Sie sind mit Hinterladern neuester Construction be waffnet, haben da« europäische Exercitium erlernt, sie ver stehen Festungen zu belagern und zu vertheidigen, und daß e« ihnen an Muth und Ausdauer nicht fehlt, da« haben die Kämpfe während der Jahre 1883—1885 hinreichend bewiesen. Einem solchen Feinde gegenüber reichen gewöhnliche Streit kräfte, die bisher für alle Möglichkeiten genügt hatten, nicht au«, da heißt es die ganze Macht einsetzeo, über welche Frankreich verfügt. Aber auch jetzt noch ist man in Pari- bemüht, die Armee für «ne« Revanchekrieg gegen Deutschland zur vollen Ver fügung zu halten, die Mobilmachung nicht zu compromittiren, wie der französische Kunstau«druck lautet. Frankreich beurtheilt die anderen Nationen nach sich selbst und de-halb die unge heure Aufregung in Pari» wegen der Niederlagen in China. Befände sich Deutschland heute rn der Lage, in welche sich Frank reich ohne jeden vernünftigen Grund gestürzt hat, dann könnten wir uns aus einen französischen Angriff gefaßt machen. War man doch in Frankreich bereit» zu einem solchen entschlossen, al- der Au«gang der Schlacht bei Sadowa in Pari- bekannt wurde. Schon der Sieg eine-Nachbarn bringt diese Nation in solche Exstase, daß sie da« moralische Gleichgewicht ver liert. Von deutscher Seite hat Frankreich derartige Aus brüche von Leidenschaft nicht zu befürchten, wir gönnen Frank reich wie alle» andere« Ländern, daß es den Grav von Wohlbefinden erreicht, den es ohne Schädigung unserer Interesse» erreichen kann. Und wenn heute Frankreich 400.000 Mann nach China sendet, so sind seine Grenzen ebenso sicher gegen einen Angriff »on deutscher Seite, als wenn es mit China im tiefsten Fritdrn lebte. Da- ist eine Politik, welche «in Lano, d»< die beiden Napoleon und Ludwig XIV. vermag. ' de« Bonheil au«genutzt werden. Wir denken darüber ander»; wir gönnen Frankreich, daß es sich mit Ebren au- den selbst verschuldeten Drangsalen herau-zsebt, aber wir hoffen, daß dann auch dieser Störenfried daraus die entsprechende Nutzanwoudung zieht uud UL« «blich mit seinem Geschrei »ach Revanche sür 1870 verschont. * zu seinen Herrsch«:» zählte, noch nicht zu beareisen »era Nach französischer Anschauung muß jedes Mißgeschick Nachbarstaates »on dem anderen Nachbar zu dessen Bo« Leipzig, 3. April 1885. * Der BundeSrath hielt am Dien-tag unter dem ver sitz des Staat,minister- Ä^de legte Bo-ttich-r eine Plenarsitzung ab Der Nor,,^n°r o ein MitlbcilungSschreiben de» Pra"denlen v- R über di- Beschlüsse de« Reichstag- »u dem Berlchk LLL«..' LÄ'L.'LL.WLiL' «Z-.LÄ'L'x vie Aickung gläserner Flü,'sigke,t»maaße. erklärte d.- B-r L'L» Lesse" LN'» AuSinürvergiilung sür Tabak, würbe den Anträgen de Ausschüsse erledigt. Dem Entwurf eine» Gesetze». bclre„eno die Steuerveraüi'ung sür Zucker, wurde die Zustimmung - .-ne Cmaibc de'.r. .nb die Beseitigung der NUü aac in rerZuckeri'id'.'stri''. durch t'esen Beschluß für erl-digi und beschlossen, einer Eingabe, betreffend den A« noch über von Weintrauben, kein- Folge Zu 8-ben. noch ube die Belebung der Stelle emeS Reich-anwalt- Beschluß ge saßt werden war. gelang,en zum Schluß mehrere E.ngaben verschiedenen Inhalt« zur Vorlegung. « Wie die Bielefelder Zeitung „ Der Wächter ver sichert. ist die Ruhe in Bielefeld völlig wlederhergestell . ES ist bis jetzt keine Unordnung und m Folge dessen keine Verhaftung mehr vorgekommen. so daß da« Stadtcommando sich veranlaßt gesehen hat, die Polizeistunde für die öffenl- lichcn Wirtbschafleu von S —lO Uhr Abend, hinau-zurückcn. Man erwartet unter diesen Umständen allstundlich die Aus hebung de« Belagerung-zustande-. der vielleicht etwa« vor- eilig verhängt worden ist. Die Nachricht der .Frankfurter Leitung', daß in der vom Streik betroffenen Fabrik Arbeiter au» der Eolouie .Wilbelm-dors" eingestellt worden seien, wird vom Vorstand« he« Bielefelder Metallarbeiter - Fach- verciu« für durchaus unbegründet erklärt, «u- d-m, oben citirteu Blatte erfleht klau mdeß. daß das „falsche Gericht wirklich in Umlauf g-wesea ist und .zu allerhand b-dauer- lichen Aergernissen Anlaß gegeben, sowie Arbeiterkreisen Erbitterung bervorgerufen" hat. Daß die streikenden Arbeiter selbst sich von dm Exccssen serngehalteu haben, wird allseitig bestätigt. * St. Petersburger Zeitungsnachrichten zufolge ist der russische BvtschastSrath beim türkischen Hose. Herr Onou, in diesen Tagen in einem wichtigen Aufträge ve« Botschafter« in Konstantinopel. Herrn Nelidow, in Peters burg eingetroffen. Wie der .Ruffkij Kurier" mittheilt, handelt eS sich um einen Bericht, den Herr Onou dem Minister deS Auswärtigen. StaatSsecretair v. GicrS. über die Stimmung abzustaltcn habe, die gegenwärtig in Konstantinopel anläßlich deS Vorschlages, den Grasen LoriS-Melikow rum russische» Botschafter am türkischen Hose zu ernennen, herrscht, eine- Vorschlages, der unlängst von dem PelerSburger Cabinet der Pforte gemacht wurde. * Man schreibt der „Politischen Corrcspondcnz" auS Koustaiiltnopel. 28. März: „Tie Pforte bat einen Bericht aus Kairo erhallen, auS welchem hervorgehcn soll, daß c« einem der Diener Zebehr Paschas, einem Nubier, vor einigen Monaten gelungen sei. zmn Mahdi und hierauf nach Kbarlum zu dringen, unv daß diese» Individuum e- gewesen sei, welche- jenen Verrath, dem die Stadt zum Opfer fiel, ermöglichte und hieraus den General Gordon im letzten Augenblicke mit eigener Hand ermordete. Dieser Mord soll al» eine Art Vendetta begangen worden sein, um da- Blut de« Sohne- Zebehr Pascha'», den Gordon hinrichten ließ, zu sühnen. Die Verhaftung Zebehr'- sei eben aus den Verdacht bin erfolgt, daß dieser Racheact über Anstiftung und mit Wissen Zebehr Pascha» vor sich gegangen sei. Die angeb liche Besorgniß, daß Letzterer in Kairo Unruhen Hervorrufen könnt«, habe an der Verhaftung keinen oder doch nur sehr geringen Theil gehabt." * Man schreibt der »Politischen Correspondenz* au« Philippopel. 26. März: „Für die Feierde-Millennium« der Slawen apostel werden auch hier Vorbereitungen ge troffen. Zu diesem Zwecke hat kürzlich eine Berathung unter dem Vorsitze de» Metropoliten von Philippopel. Msar. Ger vasius, statraefunden. In derselben wurde beschlossen, eine Fest-Commission zu wählen, welche au- Mitgliedern dieser Versammlung, de- Permanenz-ComitL- der Provinzial- Versammlung, der Departement-Commission. der Mairie und anderer Körperschaften zusammengesetzt werden soll. Ausgabe der Commission wird «S sein, da« Programm der Feierlich, keilen festzustellcn." * Bei der päpstlichen Curie soll sich gegenwärtig eine Intngue um die zukünftige Besetzung der Diöcefe von Malta abspielen, deren gegenwärtiger Inhaber altersschwach ist Der apostolische vicar von Tunis, Cardinal Lavigerie, soll bestrebt sein, dort den französischen Einfluß zu befestigen, in- dem er den Posten sür seinen Gehilfen, den Capuziner Buhadiar, au«rrsthen bat. Da- italienische Element auf Malta arbeitet gegen diese Absicht und ist bemüht, die englische Regierung in ihrem Sinne zu „teresfiren. Der erst 38 Jahre alte Cäpn- zlner aber weilt seit einigen Tagen in Rom. und man be- fürchtet dort in nationalen Kreisen, daß der Einfluß de« fron- zösischen Colonial-Cardinal- siegen wird. * D»« englische Parlament hat seine Sitzungen «nterdrtx^n «nd sich bi« ,um S. d. M. vertagt. Obwohl di« vster.«he Fenenpanse aus altem Herkommen beruht und ih! daher wesentlich nur eine formale Bedeutung »verkannt werden darf, so läßt sich doch nicht leugnen, daß im Hinblick ^ ^ ?u*chkbtr und auch jetzt noch nicht ganz über- wundene Periode hochgebender Krieg-leidenschast im engli- schen Botte die zeitweilige Beurlaubung de« Parlament, zur Beruhigung der Gemüther wirksam beitragen wird denn es wird sich eben Jedermann sage», daß, wenn Gesabr "" Ekrzog» wäre, di, Vertrauensmänner der Ration ihren gk«>ß nicht, wenn auch für unv 2"t. ,m Stiche lassen würden. So aber und nachdem au» Versicherungen vom NeaierunaStisch den geschloffen werden kan», daß in drn amtliche» Regionen sowohl London« als St. Peter«. bürg« unentwegt an de, Zuversicht einer friedlichen Lösung der afghanischen Schwierigkeiten fesigehalten wird, erhält die einaelrctcne Vertagung de» Parlament« den Cdarakter eine- schwer in- Gewicht fallenden UnterstützungsmomentS der FriSden-boffnungen. Rußland hat. indem es auf den Kriegü- lärm der englischen Presse nicht im gleichen Sinne reagirte. einen unzweideutigen Bewei» sür die Ehrlichkeit seiner Politik in Mittelasien geliefert und geieigt. daß seine Sache selbst die ungerechtserligtste einseitigste Kritik nicht zu scheuen braucht. Da» englische Cabinet aber würde sich selbst in moralischen Nachtheil setzen, wenn e« sich an Versöhnlichkeit der Gesinnung von der russischen Politik übertreffen ließe. Da« liegt denn auch nicht in den Absichten der englischen Staatsmänner. Sie baden e- wohlweislich Unterlasten, in da« Fahrwasser der chauvinistischen Heißsporne einzulenken, und di, Verhandlungen stet- in den Bahnen korrekter Geschäftsführung erhalten. Das beiderseitige Berständniß kann dabei nur gewinnen. » DaS Decret deS Präsidenten BarrioS von Gaatemala. durch welche« derselbe an« eigener Macht vollkommenheit «ine »centralamerikanische Republik" proclamirt. hat, amerikanischen Blättern zufolge, folgenden Wortlaut: „Nach reiflicher vebcrlegung habe ich mich entschlossen, mich zum Chrf d:r Revubük Guatemala und der ceotralamerikainschen Republik zu pcoelamireu, den Titel „Oberster Kriegsherr" vou Lentral-Amerika anzunehmen und al- solcher da« absolute Kommando zu übernehmen. Wer sich gegen die Union erklärt, wirb als Ber- räther an der großen nationalen Sache betrachtet und als solcher behandelt werden. Ich verlang«, daß alle Beamte. Osnciere und al-Ai Soldaten von Lrntral-Amerika sich mir anschließea, und sichere den selben Bcsörderung, Dekoration und prompte Bezahlung z». Ave Verhandlungen aber Territorien, internationale Verträge. Anleihen und andere Verbindlichkeiten seiten« der anderen central. amerika nischen Staaten sind aufgehoben." Da« Decret wurde am 6. v. M. den centralamerikani- scheu Republiken mitgetheilt und rief, wie bereit- berichtet worden ist. die größte Entrüstung hervor. An, 14. v. M. ermächtigte der Congreß von San Salvador die Regierung diese- Staate-, alle Anstalten zur Bertheidigung deS Lande- zu treffen; die beiden Staaten Nicaragua und Costurica olgten diesem Beispiele und rüsteten ebenfalls zum Kriege, iur Honduras stellte sich sofort aus Seile des Präsidenten BarrioS. Nach einem kürzlich in New-Zork eiiigegangcncn Telegramme de- Präsidenten von Nicaragua ist BarrioS am Montag in San Salvador eingerückl. Der Präsident von Nica ragua sagt in seinem Telegramm, er marschire mit den vereinigten Streitkrasten der Republiken von Nicaragua und Costarica nach Honduras, um die Truppen von Honduras an einer Vereinigung mit dem Präsidenten BarrioS zu hindern. Die mißbilligende »altung, welche Mexiko und die Bereinigten Staaten von merika gegenüber dem ehrgeizigen Streben de« Präsidenten von Guatemala einnehmen, hat diesen somit nicht vor einen» Kriege zurückschrecken taffen; von den Vereinigten Staaten wird er nur zu wohl wissen, daß dieselben eS bei der Geltend machung ihre- moralischen Einflusses bewenden lassen werden; und Mexiko, da- noch immer mit sich selbst genug zu thun hat, scheint er erst recht nicht zu fürchten. Vrr Schluß -er parlamentsMon in Oesterreich. * Die Verhandlungen de« österreichischen Abgeordneten« e- sind vertagt, aller Wahrscheinlichkeit nach geschloffen worden. Kein sachlicher Grund oder irgend ein bedenklicher Zwischenfall hat diese- plötzliche Ende der ParlamentSsession herbeigesührt, sondern da- verhängnißvolle Schicksal, dein daS Hau- nicht mehr zu entrinnen vermochte. So blieb manche wichtige Vorlage unerledigt, andere warf man unter die Tische de» Hauses, um nur so rasch als möglich mit den Abgeordneten selbst aufzuräumen. WaS die Regierungsmehrheit anbetrifft, so hatte sie in dem wilden Durcheinander vollständig den parlamen tarischen Tact verloren und wünschte in ihrer Rathlosigkeit gleichfalls den raschen Schluß der Session herbei. Wohl nie mals zuvor hatte eine die materielle Mehrheit besitzende parlamentarische Partei mit solcher Ungeduld daS Ende der Session herbeigewünscht, wie die-mal die Regierungsmajorität im österreichischen Abgeordnetenhaus«. Mit Recht bezeichnet« der deutschliberale Abgeordnete Plener diese überstürzende Hast al- eine Methode der Vergewaltigung. So erlebte man am Schluffe der Session ei« ganz merkwürdige« Schauspiel, wie ein solche» wohl noch kaum eia «ndereS Parlament geboten baden dürfte. Die oppositionell« Minderheit, welche nahezu die Hälfte de« Hause- beträgt, bewegt« sich am Rande der Abstinenz» weil sie sich wiederholt von der Erfolglosigkeit eine- Kampfe« überzeugte, in dem unwiderlegliche Gründe stelS ge heim sestgestcllten Regierung-- und Parteibeschlüsse» unter liegen mußten. Selbst in ewer höchst wichtigen staatSwirth- schasllichen Frage begab sich die Minderheit aus daS Gebiet ver Abstinenz, um vor aller Welt bezeugen zu können, baß sie an der schweren Schädigung de« Staate« durch die Regierung selbst und ihre« parlamentarischen Anhang nickt mitgewirkt habe. So entzog sich die entschieden liberale Partei der Ver gewaltigung, die Regieruna-mehrheit der moralisch erdrückenden Gewalt der Thatsachen;1o strebten beide hinaus aus einem unerträglich parlamentarischen Zustande. Es muß in der Tbat doch ganz wunderlich in einem Staate bestellt sein, in dem die beiden großen Parteien de- Parlaments, die an Zabl nicht sehr verschieden, Angesichts großer, drängender Aufgeben kein sehnlichere» Verlangen kennen, al- durch zwei ver schiedene Thüren den Parlament-saal zu verlassen. Wir wollen nun versuchen, die beiden Parteien in dieser merkwürdigen Lage etwa« näber in- Auge zu fassen, einer Lage, au- der die nächsten Neuwahlen hervora:!'?,, sollen. Die Regierung-mehrheit. so will e« wenigsten» sckeine», hat einen Sieg nach dem anderen errungen. Wa- liegt dieser Thatsache gegenüber an der Kritik über die ganze innere Politik, die Finanzverwaltung und da- Iustizwesen, welche die deutschliberalen Abgeordneten Herbst, Plener, Knotz und Promber so wuchtig gefällt haben? WaS liegt, so scheint es, an den unwiderlegbaren Thatsache,,. welcke diese Ab geordneten in so einschneidender Weise gegen die ganze Jämmerlichkeit der gegenwärtigen Regieruna-melhote in Oesterreich in- Feld geführt haben? Das Bubget wurde trotzalledem bewilligt, und so hat die Regierung wieder Geld, um ihre „Versöhnung-Politik" weiter fortsetzen zu löiinrn. Wa« liegt diesem Erfolge gegenüber an dem Nach weise Herbst'«, daß der Staat durch da« Nordbahn-Uebereia- kommen um jährlich fünf Millionen Gulden geschädigt wurde?
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