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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-10
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1885
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Vrsckeint täqlick früh 6'/,Uhr. tikstartisu und Lrvr-itian IeUanurSqaij« 8. SprechNu«-rn -kr Lkßartiin: Lo^nnnags lO—12 Uhr. Nachmittags »—6 Ubc. ftllr »X e>u,ei»»t,rr «Etcrime »acht gch tx «»l «rr»i»i4>a. H»«a»«e »er für Pie «stchstioige«»« Mummrr bestimmte« Zuserale a» Wockrntagr» dis 3 Uhr Nachmitta»«, austouu- und Festtagen trützbiö'.-UDr. 2» -k« /ilialkn sur 3ns.-^nn»>,»e: Ott« Atemui, Uuiversitäisstriisie 1. Louiö Lösche, Karvaruienslr. 23, p. «nr dis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ för Pslitik, Lscalgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. !arimn1s-rrls viertelj. p, MK. inel. Brragerloh» 5 Mt, durch die Past brzoqei, 8Mt. Fede »,»z-lne Nummer Ä» Ps. «elegesempl-ir W Pi. cherüüreu lür Eprrabeila gen >in Tageblatt-Format qesalzt) ohne Poftdeiärderung 3S Mt. «,t Pafloesörderung s8 Mk. 3»ser«tr 6qejpaltenHtitzeüe 2V Ps. Größere Lwriitea laut uni. Prei-oerzeichuiß. Tadeüarljchee u. Zißerniatz nach höherm Tarij. Uerlä»kn auier dem RedaclianSstrich dieägesvalt. Zeile SO Ps., vor den Fami lien Nachrichten die Kgespalrene Zeile 40 Pi. Jaierair siud uns an die Erpröttia« in icade». — Raoait »>rc> n du gegeben. Zahlung prneouwerundo oder dura, Psst- aawnahnie. ^ 1VV. ^»W»»-^»S———- Freitag den 10. April 1885. 79. Jahrgang. Amllicher Theil. Vrkaniltmach««-. Wir mach«» hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1884 und Oster» 1885 auS einer der hiesigen VolkS- schulen entlasse» worden oder von «ner Höheren Schule ab,gegangen sind, ohne in, letzteren Kalle da« 15. Lebens jahr vollendet und die Claffe erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule enlspricht, zu dem Besuche der Fortbild»«g»schuie für K««i»en verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Director Puschmann, dasern sie sich aber im Bezirk der U. Fort bildungsschule aushalten, bei Herrn Director vr. Stoerl au Veu von genannlen Herren öffentlich bekannt gemachten Tagen und Stunden zu erfolgen hat; 3) da- auch diejenigen Knabe» in genannter Zeit anzu»nelde« sind, welche auS irgend einei« Grunde von den» Besuche der siadti» schen Fortbildungsschule entbunden zu sein glauben; 41 daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 1883, 1884 und 1885 aus einer auswärtigen Volksschule entlassen worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber binnen drei Tagen nach dein Eiazuge, bei dem Director der Fortbildungsschule ihre» Bezirks anzmnelden sind; 5) daß Ellern, Lehrhcrren, Dienstherrschaften und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 die im Falle der N'ckterlegung in Hast umzuwandeln ist. die schulpflichtige« Knaben zu dieser Anmeldung anzuhalteu »der letztere selbst vorzunchmen Kuben. Leipzig, am 8. April 1885. Der Ska8 der Stadt Leipzig. Lehnert. vr. Tröndli». Keller-Vermiethnitg. 3n dem der Ctadtgemeinde gehörigen Hause Reichsstraße Nr 50 ist sofort ein Kellerlocal gegen etnvtertel« jährliche Kündigung zu vermietheu. Miethgesuche werden auf dem Rathbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegenqenommen, woselbst auch die Ber- mietbungSbedingungeri eingesehen werden können. Leipzig, den 1. April >885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Krumbiegel. ' Vekannlmachlms.- Die Herstellung von Graniltrolloir« auf dem Platze an der Kreuzung der Reitzenhain» Chaussee mit der ehemaligen Verbindungsbahn soll au einen Unternehmer in Accvrd ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, II. Etage. Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „GranittrottoirS an der Reitzenhaturr Chaussee" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 18. April 1885 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 2. April 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Vekmmtmschuns. Die Herstellung von Thonrohrschleußen in der Ost-Straße zu Reudnitz, sowie aus dem Platze an der Kreuzung v«r Reitzenhainer Edaussce mit der ehemaligen Verbindungsbahn soll an einen Unternehmer in Accorv verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau», II. Etage. Zimmer Nr. 14. auS und tvnuen daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Thonrohrschleußen au der Rettzenhataer Chaaffee versehen ebendaselbst und zwar bis zum 18. April 1885, Nachmittag« 5 Uhr, einzu reichen. Leipzig, am 2. April 1885. DeS Rath» der Stadt Leipzig Steaßenbau-Depntatto«. Die Pflasterung der Ellsciistrcißc oou der südlichen Flucht linie der Körnerstraße bis und mit der Sckenkendorsstraße, und der Scheiikendorsstraße, von der Elisenstraße bis und mit dem westlichen Troltoirüberganae in der Bayerische« Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Verwaltung RalhhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14. auS und könne» daselbst eingesehen rejp. entnommen werden. Bezügliche Offenen lind versiegelt und mit der Aufschrift: Theiltveise Pskasterung drr Tlisen- und Lchenkendorfstraße versehen ebendaselbst und zwar bis zum 24. April 1885, Nachmittags 5 Uhr, einzureichrn. Leipzig. Leu 7. April >885. DcS RathS der Stadt Leipzig Straßeuban-Deputattou. Städtische Realschule, Nardstrahe ßl «enta«. den IL. AprU. früh 8 Ubr. «achprstfull, «nd Prüf««, der aachtrSgilch anaemeldeien Schüler. »eu 14. «prtl. früh 8 Uhr. Aukuatzme der »e»ea Schüler uns Einführung aller in ihre Elaste«. De. S- Pfalz- LtzEßsschalt Die Aastrabmeprüsuag findet Montag de» 13 «peil früh S Uhr statt; Nackmittag« Uhr habe» sich sämmllich« Schüler t» der Schale «ftizustaden Lechpg. am S. April 1885. Bei dem Unterzeichneten Polizeiamte find m nächster Zeit, jedenfalls aber noch vor dem diesjährigen allgemeinen Mittlär» Entlastung».Termin, einige Schutzmann-»Stelle» zu besetze». Bewerber wüste» im stehenden Heere gedient und die UnterossicierS-Eharge erreicht haben; sie muffen körperlich tüchtig und mindesten- 170cm groß sein, auch ausreichende geistige Befähigung durch abzulezendr Prüfung Nachweise». De- Weiteren müssen sie sich über vollständige Unbescholten heit glaubhaft auSweisen können, dürfen auch da» 35. Lebens jahr noch nicht überschritten haben. Den Gesuchen sind rin selbstgeschriebener LebrnSlaus und die biernach erforderten Zeugniffe in Abschrift beizufügen. Leipzig, am 8. April 1885. DaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Brelschneider. Erstatteter Anzeige zusolge ist das der Kellnerin Anna Marie Fntz aus sti,finge» unterm 31. Marz 1883 von der königlichen Polizei-Dirertw» München ausgestellte Dienstbuch in hiesiger Stadl abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird diese» Buch hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, am 4. April 1885. Das Polizrtamt der Stadt Leipzig. Brelschneider. W. I. Ltälltiseke I'ortbildunAsseliule für Xnaden. vis TawelckanU neu «Intretsnäsr 8«dlll«r, der äi« 4b- «elüuup <ier in anüsr« 3edulen vsbsrxebenäeu bat im vauts ckor 5Vcxchs vom Uootog: den 13. bi» kreitax den 17. 4prü ru srtoüreu, nod »wiw »ollen Vormittag» von 10 — 1 17br dis «w kleallreu Lebnlsn 4dsr«u»nx:eneo. KLrk«ilt«g» von 4—6 Obr die vou »»»reiii-ts Lommendsn »icb msidsu. (III. Lürxersekuls, dobanne-filalai 6/7, 1. Ammer 33.) I-siprix, am 9. 4pn1 1885. vir. Vt. p>»ebw»nn. Städtische Amtbildungsschule sär Mädchen. Die neu angemeldete« Schülerinnen haben sich Montag, de» 13. April, srüh 9 Uhr tm Parterresaal« der Schule (Thomas- kirchhos 21/22) einzufinde». Für alle Ächülcnnue» bealant der Uuterricht Dienstag, baz 14. April, srüh 8 Uhr. ^ -r Leipzig, den 9. April 1885. Director 0. Leimar. vr. d,»x»»n». Schute zu Solllis. Die Ausnahme der schulpflichtigen Kinder erfolgt MantaU. den Itz. April und zwar die der Knaben Vormittag» 10 Uhr, die drr Müdchcn Nachmittags 2 Uhr. Der Schuldirectar. Lvtze. Nichtamtlicher Theil. Frankreich und China. Die Friedenspräliminarien sind am 3. April vom Tsung- Li-Damen i» Peking unterzeichnet worden und in Folge besten hat derselbe angeordnet, daß Tonkin von den chinesischen Truppen geräumt werte: das ist die überraschende Tdatsache. tvelche da» neue französische Ministerium in dem Augenblicke seine» Amtsantrittes vorsand. Tie Stellung de- Ministeriums Briffon zur chinesischen Streitfrage ist in der am 7. April verlesenen Erklärung gekennzeichnet: „Bon China werden wir die Achtung unserer Rechte, sowohl der vertragsmäßigen als auch derjenigen, welche China selbst in der Co..«enlion vom 11. Mai 1884 anerkannte, verlangen. Wir werden glücklich sein, wenn Verhandlungen genügen, diesen Zweck zu erreichen, aber entschlossen, t r Erreichung destclbe» mit den Wrisse» zu verfolgen; ebenso sind wir entschlossen, den Charakter der Erpeditiou nicht ohne Genehmigung bei Parlament» zu ändern." Nach Kennknißiiahme von dieser Erklärung bewilligte die Kammer 150 Millionen Franc» als den Rest des von Fcrry geforderten 200 Millioncn- CreditS. So wäre denn also Frankreich beinahe ein Jahr nach dem Friedensschluß von Tientsin an demselben Puncle wieder augelangt, von welchem der erbitterte Krieg zwischen Frankreich und China seinen Ursprung nahm. Tausende von Franzosen sind auf dem Schlachkselde gefallen, eine neck größere Zahl hat da» mörderische Klima als Opfer gefordert und das Alle» wogen einer unbedeutenden MeinuuaSvrr- schiedenheit zwischen den beiden streitenden Theilen. China glaubte sich berechtigt. die gewaltsame Besetzung von Lavgsou mit den Waffen iu der Hand zu verhindern und wollte deshalb für den Friedensbruch von Barle keine Kriegsentschädigung zahlen, Frankreich wollte aus eine Entschädigung nicht Verzicht leisten und daran scheiterte der Friede. Die Chinesen konnten für ihre Handlungsweise ebenso viele und triftige Gründe ansühren wie die Franzosen für ihre EntschädigungSsorderung. aber die Mißverständniff«, welche in diesem traurigen Kriege eine so bedeutungsvolle Rolle spielen, ließen eS nickt zum Frieden kommen. Ärnn jetzt der Friede wirklich zu Stande kommt, dann haben dir Franzosen al» Gewinn sehr zweifelhafter Art den Besitz von Tonkin und da» Protrctorat über Anam erworben, aber um welchen Preis? Der Friede kann nach Lage der Verhältnisse nur äußerlich sei», denn Auain will sich der Oberhoheit Frankreich» nicht beuge« und Cbina leistet auf sein LehnSrccht nur widerstrebend Ver zicht, Die Scene wechselt nur insofern, als Frankreich e< in Zukunft nicht m»hr mit der chinesischen Armee, sondern mit der Bevölkerung von Tonkin und Anam und mit den sogenannten Schwarzflaggen zu tbnn haben wird. Zu dem Ende muß noch Jahre lang eine starke Besatzung in Tonkin verbleiben bis zur vollständigen Vernichtung der Sckwa^ flaggen, und bei jeder paffenden Gelegenheit kann China au Neue in d«n Kampf eingreifen. Da- Ende de« Kriege«, vorausgesetzt, daß der Fried« jetzt zur Thatsach« wird, ist für Frankreich keineSwsg- glücklich zu nennen, denn e« fällt mit einem Mißerfolg der franzö sischen Dassen zusammen. Die Chinesen haben ihren Sieg vom 28. März vielleicht nur au» dem Grunde nicht so energisch auSgrnutzt, weil FriedenSunterhandlungen schwebten und ihr Eifer dadurch gelähmt wurde. Drr chinesische Obrr- aenrral halte von Peking au« den gemessenen Beseht er- oalten, Lanasoa bei Verlust sein-» Kopse« wieverrunehmen. Diesen Befehl hat er auSgesÜhrt und damit war seine Aus gabe erfüllt. Die Franzose» bi» nach Hanii zu versvtgen und zur Räumung Tonkin» zu zwingen, stexld nicht in der f. ihm ertheillen Instruction und so weit gingen wohl auch die chinesischen Erwartungen nicht. Ein Glück für die Fran zosen war e». daß in China der eigenen Initiative der Generale nur geringer Spielraum gewährt ist, sonst wäre er ihnen wohl erheblich schlimmer ergangen nach dem kopflosen und übereilten Rückzüge de» Obcrstlieutenant» Herbinger. Nach europäischen Begriffen scheint der Frieden-schluß unter den gegenwärtigen Umständen nicht hinreichend der- (ländlich; die Chinesen find den Franzosen gegenüber offenbar im Vorlheil, selbst die Wiederbesetzuna der zwischen Ehu und Dongson gelegenen Anhöhen kann nicht al» ein Ausgleich der Niederlage von Längs»» betrachtet werden, die Chinesen sind anerkanntermaßen in der Ueberzakl. und e» würde den Franzosen vermulhlich große Opfer kosten, einem ernstlichen Angriffe der Chinesen Stand z» halten, also ist der moralische Schlußeffect deS Krieges entschieden zu Gunsten der Chinesen. Eö kommt aber »ocb etwas Andere» hinzu, und daS ist die Erichükterung deS Glauben» an die Ueberlegenhcit der sran- wüschen Waffen über eie chinesischen. Die letzten Erfolge der Chinese» habe» ibr Sclbstgesübl ganz außerordentlich gehoben, sie erscheinen im Lickte des Klügeren, welcher nachgiebl nicht auS Schwache, sondern in Anbetracht der Nackthelle, welche den Chinesen auch auS einem siegreichen Kampfe erwachsen, wie jede». Kriegführenden überhaupt. DaS ist für die Franzosen eine so beschämende Lage, daß sie sich kaum mit derselben werden absiuden könne». China erscheint heute Frankreich gegenüber al» der großmüthige Gegner, welcher ganz augenscheinliche Borthelle freiwillig au« der Hand giebt, lediglich au» Friedensliebe. Unter solchen Umstände» muß ein Stachel in der Brust der Franzosen Zurückbleiben, welcher früher oder später seine Wirkung üben wird. Der Friede zwischen Frankreich und China wird nur unter dem still schweigenden Vorbehalte Frankreich« geschloffen, die erlittene Niederlage eine» Tage» wieder auSzuglcichen. Die Franzosen sind nicht auS dem Stoff gemacht, um von einem großmüthige» Sieger, den sie nicht als ebenbürtigen Gegner anerkennen, Wohtthaten entgegen zu nehmen. Wenn China die Wucht der französischen Ueberlegcaheil zu kosten bekommen und sich ihr uothgedrungen unterworfen hätte, dann stände da» Berhältniß heute so, wie e» Frankreich wünscht und ver langt: da die Sachlage beinahe die umgekehrte ist, so wird der Friede vermuthlich nickt von langer Dauer sein. Cbina geht au« dem Kriege mit Frankreich mit wesentlich gestärktem Ansehen hervor, e» hat der Welt gezeigt, daß die verspotteten Zopfträger unter Umständen auch die Fähigkeit besitzen, sich den Anforderungen der Gegenwart anzube- quemcn: die Fortschrille, welche sie in der Kriegskunst und in der Seeschifffahrt innerhalb der letzten beiden Jahre gemacht haben, sind so außerordentlich, daß Europa nicht umhin kann, China seine Bewunderung zu zollen. DaS Reich der Mitte ist durch de» ihm ausgezmungenen Krieg erst zum Bewußt sein seiner Kraft und seiner Hilfsmittel gelangt, e» hat sich mit einer der ersten Militairmächte Europa» gemessen und dabei nicht schlecht abgesckmitten. Die ehemals mit Peitschen und mit Bogen und Pfeilen bewaffneten Cbi»«seil sind mit Mausergewehren bewaffnet aus dem Kampf plätze erschienen, sie verstehen nach europäischer Art zu manövrircn und haben sich in taktischer und strategischer Be ziehung den Franzosen wiederholt überlegen gezeigt. Ninht die Cyinesen wurden von den krieg-geübten Franzosen über rascht, sondern wiederholt war da- Umgekehrte der Fall. Dazu sind sie im Besitz schnellsahrender Dampfer, welchen die sranzösischen Panzerschiffe nicht zu folgen vermochten, sie sind der Handhabung der Torpedo« erfahren und haben abge- sehen davon bei alle» Gefechten «inen persönlichen Muth und eine Ausdauer bewiesen, welche selbst den Franzosen die böibsle Anerkennung abgenölhigt hat. E« ist klar, daß die Eiffah- rungen diese» Kriege» den Chinesen nicht verloren gehen werben, daß sie davon Nutzen ziehen und sich für zukünftige Kämpfe enispreckiend vorber-itrn werden. Die Franzosen haben den Chinesen Lersiändniß für europäische Kriegskunst b»ige- bracht und ihnen gezeigt, wa» ihnen fehlt, um mit den Euro päern in Wettkamps treten zu können. Da» ist da» Haupt- crgebniß des französisch-chinesischen Kriege». * Leipzig, 10. April 1885. - Zum Antrag Huene schreibt die »Nationakliberale Correspondenz": Bon ossiciösen Stimmen wird den National liberale,, fort- gesetzt der Raih ertheilt. sich der Regierung in dem Entgegenkommen gegen den Antrag Huene anzaschließen. statt sie deswegen zu tadeln. Dabei fließt deutlich genug der Borwurs mit unter, als ob die Beqnerjchatt der nationallioeralen Fraktion gegm diesen Antrag lediglich ans Partrirücksichten hervorginge. Brnau da« Gegontheil »ft der Fall: der Antrag Huene ist weiter nichts als eine Maßregot der Parteitaktik, während die Beurtheilung desselben von nntionnl- liberaler Seite stets eine rein sachliche gewesen ist. Bon diesem Stand punkte au» haben wir gegen den Antrag, soweit er sich lediglich aus den allgemeinen Grundsatz stellt, keine neuen Einnahmen zu bewilligen, ohne zugleich die Verwendung derselben sestzustrllen. nichts einzu- wenden, nur meinen w:r, daß bei der bekannten Finanztage de« Reich« wie der Einzelstaaten die Verwendung der gegenwärtig zur Brrathuug stehenden erhöhten Zalleinnahmen von vornherein so unzweis-lhaft vorgezeichnei sei, daß ein besonderer Gesetzgeber,scher Act deswegen tibrrbanpt nicht erst in Frage kommen könne. Wen» durch die soeben nothwendig gewordene Erhöhung der Matricular- beiträgt iu die EninabmebiidgetS der Eiizeistaaten Lücken gerissen werde», so giebt e« nicht» Seldftveefländlicheres, als daß ein« Erhöhung der ihnen aus Grund der Franckeustein'iche» Elausel au« den Zöllen »»fließenden Berräge zunächst zur «ussüllung dieser Lücken verwendet wird. Statt dessen verlangt der Antrag Huene für de« ergiebigsten Theil der Zollerhöhungen eine andere Berwevdnagisart, nnd die Regierung stimmt ihm bet, »eis sie die ihr aus diel« Weise angebotene Erfüllung eine« Postulat« ihre» Steuerprogramms, nämlich die Erleichterung der Commnae», nicht von der Hand «eisen za können glaubt, lkr- leichternng der Towmoaen ist auch ein alter Programinpvnct der Nationalliberal«»: aber es würde ihnen niemak« ln den Sin» kom me», deaselb»» nnlMren zu wollen, wähnet Bastelt« in den lansonden Emnabm« de« Staate« durch An>Rb«a gedeckt werden müßten. Außerdem betrachte» wir gerade die Einnahme», »elche der Antrag Hnene für di» Erleichterung der Eommunallasten neAneaden will, nämlich di« Getreide- und viebzülle, al« die für diese» Zweck am wenigstrn geeigneten, — einmal deswegen, weil sie vorzugsweise von einer Vevölkerunasclaffe ansgebracht werden, welcher eine Erleichterung der Lominuuollaslen nicht in gleichem Maße zu Gute kommt, nnd dann, »etl fl» nicht nur in ihren Ergebntssen großen Schwankungen. san- »er» anch mehr al« irgend ein anderer Zoll der Gefahr plötzlicher Aushebung ousgesetzt sind. Wir dächten, dies« Bedenken zusammen rechtfertigten so vollständig die ablehnend« Haltung der Notionol- liborale» gegenüber dem Antrag« Huene, daß der Bartetgegeniatz zwischen diesen und dem Eentrnm gar nicht erst in Fragt zu komme» vrnnchte. Wie die parlamentnrischr» Verhältnisse bei uns liege», verdenken wir e« der Regierung nicht, daß sie, wir ihre Organe sagen, ohne Ansehen der Partei da« Gute nimmt, wo sie e« findet; wir glauben von unserer Partei da« Gleiche sagen z» können; nur bestreuen wir, daß der Antrag Huene „d«S Gute" ist. Wen» die Regierung trotz Allem «ad Allem denselben occeptirt, so kann sie es unseres Erachten» nur thun in der Absicht, dem Tentrum die Verpflichtung zuznschieben, durch demnächsttgr Bewilligung neuer Reichssteuern den Einzelstaaten in den Matricularbeiträgea diejenige Erleichterung zu verschaffen, welche ihnen durch den Antrag Harne jetzt vorenthaltrn wird. Ob diese Berpflichwng seinerzeit eingelöst werden wird, ist u»S sehr zweifelhaft. WaS man dagegen alS sichern Wect der Annahme des Antrag« Hnene Vorhersagen kann, da« ist die Neudrsestigung der Einheit nnd Machtstellung des Lentrums. DaS ist auch der einzige Zweck seiner Urheber. Daß aber nun die Nationalliberal-n trotz aller sachlichen Gegengründc denselben fördern Helsen sollten — diese Zumuthung, büchten wir, könnte man sich sparen! * Der Kaiser hat, wie jetzt der „Deutsche Reichsanzeiger" amtlich meldet, dem außerordenllichen Gesandten und bevoll- mächtiglen Mnister im Haag, LegationS-Rath Grasen Herbert von BiSmarck-Schönhausen, den Rothen Adler-Orden zweiter Claffe mit Eichenlaub, sowie dem Geheimen RegierungS-Rath und Vortragenden Rath im StaalS-Ministerium, Grasen Wilbelm von Bismarck- Schön Hausen, den Rothen Adler-Orden dritter Claffe mit der Schleife verliehen. * Wie man auswärtigen Blättern von Berlin schreibt, soll der bisher al» Hilfsarbeiter im ReichSamt deS Innern beschäftigte Reg.-Rath vonPoschinger, der Herausgeber der Frankfurter Berichte Bismarck'«, unter Erhöhung seines Range« zur Archivverwaltung übertreten. * Wie der Wiener „Presse" au» Petersburg gemeldet wird, ist General Richter, gegenwärtig Präsident der Bittschristen-Commiffion. zum Nachfolger ldrlow'S auf dem Botschasterposten in Berlin auSersehen. * In der bisherigen Besetzung der Stellen der techni schen Attaches im An-lande soll, wie die „Vossische Zeitung" vernimmt, demnächst eine Veränderung dahingehend beabsichtigt sein, daß der zeitige Altachü bei der deutschen Botschaft in London, Regierungübauratb Lange» nach Berlin berufen werden soll. Al» Ersatzmann für ihn wird Professor Karbe in Hannover genannt, der durch zahlreiche Arbeiten aus dem Gebiet« der Hydrotechnik hauptsächlich eine große wissenschaftliche Befähigung bekundet hat und damit zugleich ein bei jen« Stellungen erforderliche« gewaudte» Auftreten zu verbmde» weiß. Nabestimmt scheint e« noch, ob Professor Garbe direct nach London gehen wird, oder ob er nicht zu nächst in Pari» seine Studien auswärtiger Verhältnisse de- giauen wird. Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit, daß die französische Regierung die Mildthätigkcit unsere» dortigen Attache», de« Wafferbauinspector» Peschek /früher in Prenzlciu), bei den neuesten Vorarbeiten für den Snezcanal durch ein Ghrenhonorar von 13,000 Mark unter lebhaftem Danke an- evkannt hat. In dieser Hinficht ist die Initiative des Minister» Maybach bei Schaffung jener Stellen durchaus anzuerkennen, weil durch gediegene Kräfte jetzt die Kenutuiß ausländischer Technik in Deutschland und ebenso diejenige des Auslandes von brukschcr Technik sicher gehoben wird. * ES fehlt bi» jetzt an authentischen Mittheilungen über die angebliche Vereinbarung, wonach der Bischof von trrmland, vr. Krementz, Erzbischof von Köln werden, .Herr vr. Melcher« also von der Curie veranlaßt werde« soll, sich dem AbsetzuagSurtbeil de» kirchlichen Gerichtshofes zu unterwerfen. Diejenigen klerikalen Blatter, welche daran glauben, erwarten durchweg, daß dafür der Kirche Zuge ständnisse betreffs der weiteren Revision der Falsche» Gnetze. namentlich der Borbildung der Geistlichen gemacht werden. Man kündigt au, der Abg. Wmdthorst werde gleich nach den Ferien i« Abgeordnete,ihausc seine kirchenpolitischen Anträge zur Verhandlung stellen lassen, man werde also über die Lage der Dinge aufgeklärt werden. Inzwischen wird in der .Norddeutsche» Allgemeinen Zeitung" die Polemik darüber» daß die Curie Herr» Waujura nicht als Er; bffchos von Posen angenommen hat, fortgesetzt. Das NagteruagSdlatt citirt aus einer polnisch-ultramontanen Zcäuug in Thorn die Bemerkung, daß Herr Wanjura, weil „in einem einfachen Familienkreise erzogen, nicht an ein repräsentatives Auftreten gewötmt" sei und daher nicht in eine Umgebung paffe, „welche sich auf einer hüöcrcu gesell schaftlichen Stufe eiUsaltet". Dazu schreibt das osficlöse Organ: Die „Gazela ToruaSka" sieh! das Hmderaiß für die Eeiumnung Lvanjueo'S in dessen dürqerücher Herkunft, ond darin dürfte sic Recht haben. E« ist unwahr, daß, wie der römisch« Torrespondent de» ,.L;a«" behauptet, Wanjnra nickt poloWH spricht. Der „Kurve? poznanöki" dnvste jedens»>S eine solche Behauptung nicht repeo- ducire»: er muß wißen, daß der genannte Geistliche der polnischen Zunge vollständig mächtig ist. Nachdem ne»lach dir „Serinaura" Herrn Wan«i>ra für e«ur« audereu B>ichos«sttihl zurecht zu maekeu vetiiicht bat. läßt sich auch ein anderweichueS Hmderniß arge» seine Ernennung sür den Stahl de» heiligen Adalbert nicht am»den. So bleibt den» nur daS impödlmsatuna übrig, daß er nicht dem pol- nischrn Adel angshört. Aber „verding« muß auch gerade dieser Uni- stand sur grwHe eiifflußwicke Krriie iai Batiean von entscheidendem Gewicht sein Me D-jenagen. ioetcke di« Lo»re«ßung Polens u«, Pe -uß-n zum Ziel ihrer kirckenpolttAchen Bestreounge» :uachen, müsien dre Besetzung de« erzbischöflichen Stuhle« in Palen mit einem »omlichea Adligen erstreben. Der -asener Bauer ha» für die poliftühen ll-ele der polaischen Propaaaoda kein Herz, er verhetzt feinen eigenen Bor- »keil zu gut, olS daß er sich nicht unter der peeußifchen Heirschost zusrieden iühlcn sollte. Die 'Lvapaqauda letz» ibee gan.,e H»ssi-u >g aus den Adel; sie sucht für dujen nach einen Führcr, de, die revo- lntianäreu Eftmenle zusammensaßt und dtriglm. und einen iolchen kann fl« nur in rtnrni Erz-Echos flnden, der au« den Kreisen de« polnische» Adels hervnrgegaogea W. Da« klingt nickt g«»*»«, al« »b die Berhandione-n mit dem Balican im besten Zuste wären. Immerhin vl»tk>t e« dmnrrkenSwaröh. daß »ie »hämische kleriiule Pruste an die bevor stehende Ernenntwg eines neuen Erzbischof« von Köln glaubt. Der .Memteur dr Rome" mncht die vieldeutige Bemerkung, daß die Ernennung de« Bffckai« Kramentz zu diesem Amt« noch keine vollendete ThaSfache sei. * Am 27. Mai wird in Görlitz ein deutscher Con- groß sür HandfertigkeikS-Untarricht stattsinben, für welchen auch mehrfacher Bestich au» dem AuSlanke i» Aus sicht steht, befvudrrS au« Schweben, Dänemark, Finnland, Rußland, Österreich, Fmukeich, Belgien und Holland. Da« Programm ist r«ichh«k»ig und wird aste diejenigen Fragen enthalten, wette einerlei»« da« Berständmß sür den Bildung«, werth methodischer Knabenhandarbeit anregen können, und andererseits eine Erörterung drrjeuigeu Punkt« herbeizusühren vermögen, welche den innern AuSdau diese« inehr und >»»hr in allen Culturländern sich auSbreitrnden Unterricht-zweige« »il.
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