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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-15
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1885
- Autor
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Grfcktint tägttcL früh 6'/,Uhr. Nedartioa und Lrprditioo JodanoeSqaffe 8. Sprechkundrn der Nrdactiou: Vormiitags 10—12 Uhr. Nachmittag? 5—6 Uhr. pilr d» PtUck,ao, ru,«N»n»ti« v!a-uNcr>»e» »cht sch »« »iet-cl---, nicht »ad«»»»». Annahme der siir die nä»ftf«l,end« Riuniurr bestimmten Inserate an Wochentage» bis 3 Uhr Nachm,ttagS, a» Lomi- und Festtagen srnd t»S '-,V Uhr. 2n den Filialen für I»s.-Annalime: Dtto Klemi», Nniversnälsstrafie 1. Louis Lösche, Kaiharinenstr. 23, p. nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Meß-Auflaqe Älionnementspreis viertel). 4'/, Mß. incl. Bnngerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren kür Extraveilaaeu (in Tageblatt'Format gesalzt) ohne Lostbeiürderuug39 Mk. Mit Poftbesörderung 48 Mk. Inserate 6geipaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Pre-soeize-chiiiß. Tabellarischer n. Ziffcrnsatz nach höherm Tar-s. ttrelamrn nnter dem Redaktion«strich die4gesvalt. Zeile SO Pi., vor den Fami lien Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Jnierale sind sret« an die Expedition z» senden. — Rabatt wird n chi gegeben. Zahlung prosnnmeraoäo oder durch Post- Nachnahme. " 105. Mittwoch den 15. April 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die An- uud Abmeldung der Fremde« betr. Mit Rücksicht aus den demnäckstigen Beginn der Oster« messe bringt daS Unterzeichnete Polizeiamt die nachstehenden Bestimmungen deS MelderegulativS mit dem Bemerken in Erinnerung, dag die Vernachlässigung ^dieser Dorschristen Geldstrafe b,S zu 50 ^il oder entsprechende Haslstrase nach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß die Expeditionen der II. Abiheilung de? Meldeamtes ^Reichsstraße Nr. 3) wäbrenv der Borwoche der Messe Vormittags von 7 bis 12 Uhr und NachinttlagS von 2 bis 7 Uhr, sowie an den Sonntagen Vormittags von 9 bis 12 Uhr dem Publicum gcössnet sind. Leipzig, am 11. April 1845. DaS Polizei -Amt der Stadt Leipzig. Brelsch neider. Daegncr, S. AuSzug auS dem MelVrregulattv der Stadl Leipzig vom 10. October 1883. 8 11. Jeder in einen» ISasthosc oder in einem mir HcrbergS- berechtlguug versehenen ähnlichen Etablissement einkehrcnde und über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirt!) oder Quarliergeber uud zwar, fall? er vor 3 Uhr Nachmittag« ankommt, noch ain Tage der Ankunft, andernfalls aber am folgenden Morgen spätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt de« VolizeiamtS, Abth. II, schriftlich mittelst de« vorgeschriebenen und für jede» Fremden besonders auszufüllenden Formular? anzumeldcn. Befinden sich in Begleitung deS Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben auf dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit diese» täglichen Anmeldungen ist auch die Ab- Meldung der inzwischen abgereistcn derartigen Fremde» zu bewirken. ß. 13. Die in Privathänseru absteigenden Freniden, söge, »aniite Bcsuchssremde, sind, sobald sie länger als 3 Tage hier verweile», spätestens am 4. Tage, von erfolgter Ankunft a», vom Quarlicrwirth beim Meldeamt, Abth. II, oder der betreffenden Polizeibezirkswache mündlich oder schriftlich mittelst des vor» '/ichrirbenkn Formulars anznmelden. Bei den etwa iu Pr-val- hause.» Quartier nehmenden Mtszfrcmdcu jedoch hat »Oie An- Meldung in jedem Falle, auch wen» sic nur eine Nacht hier bleibe», und zwar binnen 24 Stunden von der Ankunft au, beim Melde- amt, Abth. II, zu geschehen. In gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Meßfremden binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise des Fremden oder etwa crsolgter Wohnunaöveränberung an zu brwirken. ß. 14. Beabsichtigt ein Fremder länger als drei Tage hier zu verweilen» so bedarf cr dazu eine« für die Zeit des Aufenthaltes vom Mclveami, Abtb. Il, ausgestellten Meldescheins. Nach Ab- laus der auf dem Meldeschein bemerkten Giltigkeilödoucr ist, dafern der Fremde noch weiter hier vrrweilen will, beim Meldeamt um Verlängerung des Scheines nachziisuchcii. Die Luartierwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung allent halben nachgegangen w ree, mitverantwortlich Platz-Verpachtung. Ein an der äußere» Fregostraße entlang der Grenze de? Grundstücks der Großen Fuiikenbnrg gelegener, zeither an den Zimiiiermeister George verpachtet gewesener und von demselben lhcilweise uiitcrvcrpachkeler Platz, ausschließlich deS davon an die Herren Maurermeister Kietz L Schade ver pachtete» TreuuslückS au der Aucnstraße, von ea. 2200 Ouadratmeter Flächcngehalt soll zur Benutzung als Werk elter Laaerpl tz vom I. Juli d. I. au gegen einhalb- jährliche Kündigung Freitag, den 24. dies. Mon., Vormittags LI Uhr, auf dem NathhauS, I. Etage, Zimmer Nr. 16, au den Meistbietenden anderweit verpachtet werden. T»e DersteigerungS. und Berpachinngsbedingungen und ein Plan liegen ebendaselbst aus dem Lorsaale bei den dienst habenden Rathsdienern zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 10. April 1885. Der Rath der Stadt Leth»ig. vr. Georai. Cerutti. Avvoite 8lÄ(iti86li6 I'ortdilclun^- 8vliu1e für Lnridev. Di« Lnmeläluig »«» elntreleväer 8ot»UIer d»t io äer 2«it von Ll»ot»g, ckeo 13., dl» voii»er«1»!r. So» IS. 4prll vr., Vormittag ^'on 10 — 1 Olir uoä XncdmirtL--» von 4—6 Obr au erkolxen, unä »var am 13. uoä 14. »oledsr au» kiesigen scbulsn, am 15. ooä 16. Xpril äer von avüivLrt-, Icommenäen. Die öerirüe äor beiä»n ZbLätiselien kortdiläuvezsebuleo rveräev bestimmt äurek ein« Pkoilun^slioie, » sieb« am lttnnlcfurter Dkor« beginnt, äis frankfurter Ltrasss di» nur l,«,iox»lra»»« linkt, äurek äie l^sdiv!-»tr»»»o kiibrt, über äie ?romevaäe nach äem Dbowaskirekdofe »ick rveoäst, äa» Diiomasgfiisscksn unä äie Oriwmaisek« Ltrasso eotlank? eekt, über äen >ULUsNi«pI»t7. oacb äer liossstrasss unä l,ioä«n<!trazss «ick kiouieot uoä io äor 8eedur<z»tra»iie an äer 8tepbansrr»»»o rocket. -Ille an äleser 1 liellungsllolv unä niträUed von äerselbso geikl-enen 8t»ärthoilv xetiSreo äem Heprüs äer ersten (iw HekLuäe äer III. Lürserscbule, .lobannesplatr 6/7), äis slläilek äsrsslkeo llez-enäeu äem äer r »reiten k'ortdiläuoxisodulo (üo OebLuäe äer V. Itürxer»<ch>ile. Ledletterstrasis 15) au. l^iprstr, äeu 4. /ipril 1885. vr. 8toerl. Holz-Auction. Aus dem Stlastener Fsrstrrviere in den Schlägen der Küchen- teile. Schieserberg und Ponik.iuer, sowie vou Turchsorstungen im „Münchcr", Küchenkclle u. s. w. ausbercitete 128 kieferne Siämnic bis 15 cm Miitenstärke. 765 - . von 16—22 cm Miitenstärke, 5Z . . . 23- 29 . 3»,» Hdt. ficht. Stangen von 2—7 ewl 17,„ . . . . 8-15 . s """"r Stärke, 1200 km weiche Bienr.scheite und Brennknüppel, 325 . . Acste, 380 - kies. Rotzig. 61,„ Wellcnhdt. dergl. sollen Montag, de» 27. April dieses Jahres, von Vormittag '/.IV tthr an. i» der Schaiikmirthschast zu «laste» meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Brgtn» der Unctio» b«k«n»t zu gebenden Bedingungen »ersteigert werden. »ädere Anskuust über diese Hölzer erlheilt der mitunterzeichnete Reviers« rwaller. «»,i,l. Forstreutamt W«r,e» »»d käaiol. »orftrrvier- »ermatt», «laste», d«> S. >pr»l 18S5. Vach»«,». Lretschmar. Submiskon. Die Tischlerarbeiten sär den -lenban des NatbhauscS in Lützen sollen im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Die Zeichnungen und Bedingungen liegen im Magistratsbüreau »u Lüpen täglich von 9 bi- 1 und 3 bis 6 Uhr aus. Covien der letzteren können gegen Erstattung der BervielsälligungSkosten dort ent nommen werden. Offerten sind an da« genannte Bureau versiegelt und portofrei mit der Ausschrist: „Lsfcrte ans Tischlerarbeiten sür den Rathhausbau in Lützen" bis zum Dienstag, den 21. April vr.. Vormittag« 1t Uhr einzusenden, um welche Zeit sie dort in Gegenwart der erschienenen Submittenten geöffnet werden sollen. Der aus den 13. d. M. an- beraumte Termin wird hiermit ausgehoben. Lütz-u. drn 11. April 1885. Der Magistra. Gro tze. Bekanntmachung. Die in unserem GejeUschajlsregister unter Nr. 38 ciugetragene Firma 8. F. Ptetzsch zu Torgail ist nach Auslösung der Geiell- schast daselbst zusolge Beringung vom heutigen Tage heute gelöscht. Dagegen ist dieselbe Firma mit dem Kaufmann FraiizFrrdliiaud Pirtzim zu Torgau als Inhaber unter Nr. .'68 in unserem Firmen, registrr zusolge Bcrsügung vom heutigen Tage heule eingetragen worden. Torgau, den 8. April 1885. stötiiglichcS AnitSgrricht. Nichtamtlicher Theil. Die Neichsrirthswahlcn in Oesterreich. * Die schon in der Nücbstzeit in Oesterreich bevorstehenden NeichSratbswahlrn finken auf Grunv einer neuen Wahl ordnung statt, die nicht durch die Deutschen zu Stande ge kommen, sondern vielmehr von den Gegnern de« Deutsch- lbumS beantragt und zum Beschlüsse erhoben worden ist. Tie deutsche Partei hatte grundsätzlich gegen die Heranziehung der sogenannten Fünsguldenmänner, beziehungsweise gegen die liberal« Erweiterung der Wähterlreise Nickt« e> de», eine Thatsacke, die zedensall« au? dem Anträge d ? Ab geordneten Herbst bervorgeht, der >'m Namen der ganzen Partei auck eine ähnliche liberale Reform der Landtag?. Wahlordnung in Vorschlag brachte. Diese entsprach aber nickt den Absichten der Gegner der Deutschen, welche die neue Wahlordnung sür den ReichSrath dnrchgeietzt Kaden; für diese handelte es sich vielmehr darum, die Zahl der deutschen Abgeordneten in stimmtlichen national gemischten Provnnen mistzlickst zu vermindern. Dazu sollen besonder? jene Bestimmungen geeignet sein, welche die bisher durch eine Art Listeuscrutinium vorgenommene Wahl im Großgrund besitze in eine »ach territorialen Bezirken geordnete verwandeln. Die Deutschen treten also in den nächsten Wablkamps gewiß nickt imker günstigen Bedingungen ein. ja ihre Gegner baden die Bedingungen des Kampfes ganz und gar nach ihren Bedürfnissen bestimmt. Dennoch ist die Stimmung im ganzen deutschen Volke Oesterreich? eine gehobene und durch- aus mulhige. DaS kommt einfach daher, weil eS sich bei den nächsten Wahlen, wie schon der Abgeordnete Nuß rechtzeitig betonte, wesentlich und vor Allem um Eine» handelt: um den rinmüthigen Ausdruck der deulscken Opposition. Dieser Ausdruck ist sür alle Deutschen ein Bedürsniß; an dem Ge wichte nnd an der Bedeutung einer derartigen einmüthigen Kundgebilng kann der Umstand, daß den Deutschen durch die neue Wahlordnung einige Sitze im Parlamente entzogen werden können, nicht da? Geringste ändern. Wenn man auch eine Wahlordnung ausklügelte und durch die Mehrheit be schließen könnte, nach der da? ganze deutsche Volk in Oester reich nur einen Abgeordneten zu wählen vermöchte, so wäre schon dieser Eine, binter dem da? ganze Volk stände, eine geschichtliche und schwer wiegende moralische Macht. Bon diesem Standpunkte müssen von den Deutschen Oesterreichs die nächsten Wahlen sür den ReichSrath auf gefaßt werden, ja sie muffen diesmal der nachdrückliche Aus druck einer einheitlichen. entschiedenen Opposition sein. Au? diesem Grunde wäre r? als böchst verwerflich zu bezeichnen, wenn man gelegentlich der bevorstehenden Wahlen abermals zu halben Maßregeln und längst hinfälligen Auökmistsmitteln Zuflucht nehmen würde. Mit Unwillen bat man bereit? vernommen, daß gewisse zweifelhafte Politiker, welche die Zeit und Bedeutung der bevorstehenden Kundgebung entweder nicht verstehen oder nicht suhlen, in Mähren neuerdings irgend ein verderbliche- Zu.zeständniß sür die Wahlen im Großgrundbesitze m Bereitschaft Hallen. Die wirklich gesinnungs- tücktige deutsche Opposition erivartet aber, daß der oeutsche Großgrundbesitz Böhmens jede Einladung zu solchen zaghaften und unwürdigen AuSknnstSmitleln entschieden ablchne. welche der dcntschen Sache in Oesterreich schon wiederholt schweren Nacktheit gebracht haben. Mil Recht macht ei» wackere- deutsch'MÄhrisckeS Blatt daraus aufmerksam, daß man wohl mit einer politisch entgegen gesetzten Partei Eompromisse schließen könne, wenn man ihr dafür auch Zugeständnisse zu macken geneigt ist. Mit dem sogenannten ebernen Ringe der Slawen, welche den Deutschen die Heimatd?- und Nationalberecktigung in Oesterreich be streiten wollen, der Feudalen und Römlinge kann da? deutsche Volk Oesterreichs keine Eompromisse schließen. ES kann die? aus keinem Gebiete, am allerwenigsten auf dem Gebiete einer Wahl, aus vcm sich Deutsche dazu berbeilaffrn müßten. Vertretern jenes antideutschen Bündnisses ihre Stimmen zu geben. Und wa? soll auch praktisch damit gewonnen sein? Da die Wahl wesentlich den Sinn hat, daß da? deulsche Volk einmüthig feine Unzufriedenheit mit den gegenwärtigen Zu ständen zu erkennen gebe, so bandelt eS sich ja offenbar weniger darum, einen Abgeordneten mehr ober weniger zu entsenden, al? darum, daß daS Hervorachen aller Abgeord neten vom deutschen Volke aus da? deutsche Volk und nur aus diese? zurückzuführen sei. Ein Abgeordneter, der durch czechisch-seudale Duldung in? Hau? gelangt, würde die Reihen der deutschen Partei nicht verstärken, sondern nur unwürdig schwächen. Der Deutschen Ausgabe ist e? nicht. Absurditäten, die sich etwa au? der neuen Wahlordnung ergeben, zu ver antworten. denn die Deutschen haben diese Wahlordnung nicht gemacht. Wenn beispielsweise sich im Reichenberaer Wahlbezirke sür den Großgrundbesitz das verblüffende Resultat erpebe« sollte, daß dieser rein deutsche Bezirk traft d«r neuen Mahl- orvnnng lauter czechisch-seudale Abgeordnete de? Großgrund besitzes m den ReichSrath schickt, wenn die Gegner selbst vor diesem Erfolge ihrer Künste erschrecken, kann e? Sacke der deutschen Großgrundbrsizrer sein, durch ein klägliches Cv»>- promiß den Schein sür die Gegner zu retten und durch die Annahme eines kleinen Zugeständnisses die Wirkung einer großen nnhaltbaren Unnalürlichkeit zu vermindern? Nock m-br: durch die Annahme einer vereinbarten Lifte eine czechisch-seudale Majorität sür diesen Wahlbezirk de« Groß grundbesitze? anznerkennen. ja sogar milzuwäblcn? Wennschon die in nationalen Dingen gewiß nickt extreme „Neue Freie Presse" im Angesichte der neuerlichen Conipromißgerüchte auS- rust, man solle doch endlich ausbörcn, die Principien durch solche Eompromiffe zu compromiliren, so wird daS deutsche Volk in Böhmen gewiß sich noch viel schärfer über derartige nnzeitgeinaße und compromittirenke 'Superklughciten äußern E« wird Niemanden zu sich zählen, der gegenwärtig Ge fallen daran findet, durch irgend ein klägliches Evmpromiß indirekt etwas anznerkennen. wogegen daS ganze deutsche Volk laut und direct sich erhebt und protestirt. Zur Sacke wird un? noch auS Oesterreich geschrieben: Die Wablbewegung in Oesterreich bat nunmehr ans allen Linien ihren Anfang genommen Wnrte in den letzten sechs Jahren der „Bersvhiiung-ära" der Beweis erbracht, baß die Partcigruppirung nach politischen Grundsätzen in Oesterreich immer mehr der Gruppirung nach Nalioiialiläten weiche, so wird daS charakteristische Merkmal der bevvrstcheiikrn Wahlkämpfe da? ausschließliche Betonen des nationalen Standpunctes sein. Die czechiscke», polnischen und slowenischen Eandikaten werden nicht darum befragt werden, ob sic sich zu liberale» oder konservativen Grund sätzen bekennen, sondern sür die Wahl wird einzig der Um stand ausschlaggebend sein, ob sie sich mebr oder minder ent schieden dem nationalen slawischen Ideal zuneigen. ES ist klar, daß die slawischen Völkerschaften Oesierrichs von den überraschenden Erfolgen der jüngsten Zeit berauscht, sür die nächste Zukunft ihre Erwartungen sehr hoch spannen. So wurde in der BerlrauenSniännerversammlung der Czechcn, die dieser Tage unter dem Vorsitze vr. Rieger'S in Prag zusaiiin.nitrat, das Programm sür den Wahlkamps anägegeven, die Erweiterung ver Autonomie Böhmens anzu streben. Der Begriff: Erweiterung der Autonomie Böhmen- nun hat rin doppeltes Gesicht. Die Czechcn wissen, daß sie darunter «ine Erweiterung bi? zur völligen Jsolirung der Länder der böhmischen Krone in Oesterreich — natürlich unter ausschließlich rzeckischer Vorherrschaft zu versieben haben: und nach außen bin klingt die Phrase „Erweiterung der Autonomie" dock nicht so gefahrdrohend. Bedenklicher freilich klingt eS. wenn nach vr. Nicger sür dir Emcken in Böhmen noch viel zu wenig, in Mähren uno Schlesien fast noch nichts geschehen sei; man saßt also bereit? ungenirt die Lander Böhmen. Mähren und Schlesien als ein organische? Ganze zusammen und eröffnet damit den Deut schen eine höchst betrübende Perspective, wenn daS, waS bereits geschehen ist, dem czechifchcn VolkSthum sür nichts gilt im Vergleiche zu dem, waS die nächste Zukunft ihm bringen soll. — In den südslawischen Gegenden Oesterreichs bildeten sich im Verlause der vorigen Woche bereits zahl reiche LocalivahlcoiiiitSS. an deren Spitze auSnebincnd viele katholische Priester sichen; man ist entschlossen, energisch sür die Gründung eines südslawischen ReichSrathSclubs vor- zubercilen. lieber ein Mablprogramm der Polen ver lautete bisher noch wenig; die Polen haben ja, so gewandt und veränderlich sie im AnSiiutzcn der jeweiligen, poli tischen Situation sind, dennoch ihr in großen Hügen fest stehendes, unverrückbares Programm Für sie ist Galizien und Oesterreich nichts anderes, als der archimedische Punct, von welchem aus die in Trümmer gegangene polnische Welt neu wiederaufzurickken sei. Daß dem deutschen Volk in Oesterreich, will es seine Wehrhaftigkeit bewahren, nicht viel anderes übrig blcibt, al? angesichts rein nationaler Gegner die Fehde aus nationalem Boden auszufechten, liegt aus der Hand. In nickt zu verkennender Weise bricht sich nach Vieser Richtung hin die Volkssliminung Bahn, und nickt etwa allein in Teutfchböhnien, sondern auch unter den Deutschen Mähren? und Schlesiens, wie der Alpenprovinzen; und so kann eS heute bereits als feststehend angesehen werden, daß bei der Zu sammensetzung des künftigen NeickSratbes das deutsche Volk Oesterreichs durch einen nationalen Club, den vielfach er sehnten, nnd noch nie zu Stande gekommenen „Deutschen Club" vertreten sein werbe. Leipzig, 15. April 1885. * Man schreibt u»S au- Berlin vcm Montag: „Morgen beginnen NcichSlag und preußisches Abgeordneten haus den letzten Abschnitt ihrer gegenwärtigen Session, der beim Abgeordnetenhaus«: zugleich den Ecklnß der Lcgi-latur- periode bildet. Der Reichstag wird seine Kraft in erster Linie aus die Erledigung der Zolltarisnovelle zn verwenden habe», die bekanntlich zu einem anschiilichen Theile bereit? in zweiter Lesung im Plenum angenommen ist, namentlich sind die meisten landwirthschaslliLen Zölle durchbcrathen. Da? Hau? wird sich nunmehr mit den aus der Commissio»?- berathung hervorgegangcnen Positionen zu beschäftigen haben. Wie lange Zeit diele Arbeit in Anspruch nebmen wird, laßt sich noch nicht übersehen. Indessen ist für die meisten und wichtig sten landwirtbschastlichen und industriellen Zölle eine feststehende Mehrheit vorhanden und da? pflegt eine abknrzente Wirkung aus den Gang der Berathungen auszuüben. Der Reichstag hätte auch sonst noch Stoff genug zu erledigen, und osficiöse Stimmen betonen, daß die Regierung die beiden Gesetzent würfe über Ausdehnung der Unfallversicherung, ja selbst die Postsparcaffimvorlage knrchzubringen hoffe und vielleicht sogar noch mit neue» Vorlagen kommen werde, wobei man wohl zunächst an die Pension?- und Relictengesetzentwürse denken wird. Indessen ist doch sehr ßerinqe Aussicht vor- banden, daß der Rcich-lag diese Ansprüche wird erfüllen können. Noch weniger wird natürlich daran zu denken sein, daß der Reich-kag die zahlreichen aus seiner eigenen Mitte bervoraegangenen und zum großen Tbeil in Commissionen energisch in Angriff genommenen Gesetzentwürfe zur vollen Erledigung wird bringen können. Noch am meisten Au?, sichten, daß die» doch gelingen werde, bat ohne Zweikel die Bcrsensteuervorlage. Im Ucbrigen ist bei den An sprüchen. die jetzt noch an die LeistungSsäbigkeit de? Reichs tag? gestellt werden, nicht zu übersehen, daß derselbe mit ganz kurzen Unterbrechungen seit November vorigen Jabres tagt, eine der längsten bisher dagewesenen Sessionen hinter sich hat und ein gerechtes Verlangen tragen wird, bald zum Schluß zu kommen. Pfingsten wäre die äußerste Grenze, indessen wird wahrscheinlich die dürftige Besetzung der Bänke bald lehren, daß eS wohlgethan wäre, sich aus einen schon jrübercii Abschluß der Session einzurichte». WaS da? Abgeordneten haus betrifft, so wird dasselbe nach allgemeiner Annahme »och früher mit seinen Arbeiten fertig werden als der Reichs tag; ist e? doch im Grunde nur der Wunsch, da? Hnene'sche VerwendnngSaesetz zn Stande zu bringen, wa- den Sessto»?- schlnß vor Ostern verkinderl hat. Von den sonstigen Arbeite» des Abgeordnetenhauses werden da? VolkSschullehrerpensionS- gesetz nnd die hessische KreiS- und ProvinzialorVnung daS Interesse vorzugsweise in Anspruch nehmen." * OssiciöS wird au? Berlin geschrieben: Bei der velprichung, welche dem jüngst veröffentlichten Weiß- buche, betreffend die Vorverhandlungen über die Asri konische Conserenz, in der Presse zn Tbeil geworden ist, konnte man mehrfach der Bemerkung begegnen, daß der Inhalt dieser Samm lung diplvmaiücher Aclenstücke zum Tbeil von minder acluellcm Jiittrejie sei, soirrn dar»» Tüngc behandelt würde», die, in ihren allgemeinen Umrisse-, wenigstens, nicht mehr neu seien. ES ist leider eine sich fast täglich wiederholend« Erscheinung. daß eine gewisse Perfikalegorie von bekannlcr lendcnziöscc Richtung der Praxi« huldigt, alle össeuilicheii Angelegenheiten, auch solche, welche die innersten LedenSsasern derNation berühren, nur vom ncuig« keilSkränierischc» Standpiincle ous zu betrachten und sie nur soweit zu iaxiren, als sie sich sensationell verwerihen lassen. Dieser Art von Presse genügt es schon, daß die in dem neuesten Weis,buche be handelte Materie nicht mehr ganz „neu" ist, um mit einigen ober flächlichen Redensarten darüber hinweg zu gleite». ES ist da« die selbe Presse, welche, den ihr angedeihrnde» Partei- »nd Fraktion«. Weisungen gehorchend, der RcichSregierung „agrarische" Bestrebungen in die Schuhe schiebt und in ihrem Leserpublikum den Glauben hervorzuruscn sich bemüht, als lause die wirthschastlichc Politik unserer maßgebenden Instanzen eigentlich nur daraus hinaus, da« Gros der erwerbSrhätigen Kräfte des deutschen Volkes zu Gunsten und zum Nutzen eines relativ kleinen bevorzuglcn Interessenten kreises — eben der „Agrarier" — in Contr-buiion zu setzen. Angesicht- solcher Unterstellungen und solcher plibücistischcr Ge pflogenheiten kann die uusmcrksamste Lcclüre des jüngste» deutschen Weißbuches gar nicht eindringlich genug empiohlen we'ckri' Wenn irgend etwas, so hl sie geeignet, Bresche z» legen in da« von be rechneter Oivosit'.on in vielen Köpfen ausg-brochie Bor,'«heil, als sei der „Agrarier" so zu sagen La« Schoofikind, der HandelSstfino hingegen das Aschenbrödel des bei uns herrschenden wir!hschasi!i»c» und soclolpolitischen Tristem?. Hier haben wir aus jeder Seite sie denkbar unanftchlbarsten Bcweise sür das ernste, bahnbrechende Streben der Reichsrrgierung, dem deittschen Handel die Sleoiiigungen zu einer ersprießlichen, weltumspannendenEntwickelnng zu verschallen. Wir sehen, wie der weitverzweigteApparar des auswi-rtige» Du nstes m Bewegung gei'.'tztmird, um allüberall rin offrnesAngr au- dn E-ttw-äktlmg des überseeischen deuische-i Hände!werke!»-) zu richten, wie man sc.tens der RrichSrcuieruiig den reellen Interesse» unserer Nordsre- Emporicn aus halbem Wege cntgrgenkoinntt, wie man ein schweres und langwieriges divlomotisches Ringe» mit rivalisirenden, ja über legenen Eolonial- und Handeleniächten nicht scheut, damit der kauf männische Unternehmungsgeist deS deutschen Vaterlandes in, inter nationale» Wettbewerb Wind und Sonne nicht z» scineni Nachtheile vertheilt finde, bis der Plan einer völkerrechtlichen Regelung deS Problem« der handelspolitischen Erschließung von Mittelasrika, lveciell deS CongobeckenS, auS den Nebeln der d vloiiialijchrn Er örterungen immer Heller nnd grcisbarer de:portritt, uui endlich in dem Zusammentritt der Berliner asrikaiiiiä-en Eonscrenz seiner Verkörperung zugesührt zu werden. Vo» diesem Standpuncle ans betrachtet, darf das jüngste deutsche Weißbuch sür ein ebenso glänzendes als beweiskräftige^ Pla-do,>er z» Gunsten derjemgen Richtung unseres wirthichosllichei: ShstcmS erklärt werden, die seitens eines nicht ganz geringen BiuchtheilS der Nation der schiessten Dsuriheifting preisgegeben dasiebt. Das Weißbuch über die Vorgeschichte der Äsrikanisch-'n Eonierenz entkräftet, definitiv möchten wir sagen, die Unterstellung, als sei man in den Kreisen der Reichscegiernng den Jittcrcsjcn unserer handeltreibenden Slände minder gewogen, als jenen der Industrie und Landwirthschaft. Nur freilich da« Line muß dabei immer und immer wieder betont werden: daß die Begriffe Handel und Iobber- thum keineswegs identisch sind. Wer die RcichSregierung a-älagt, daß sie die Interessen deS Handels vernachlä-sige oder gar schid-ge, sage n»r lieber gleich offen heraus, daß cr nicht sowohl den reellen Handelsverkehr als die Jobberei, Difserenzlviel ». dergl. im Auge hat. Aber sich mit einigen nichissageiibei, oder gar krittelnden Redensarten um den so überaus lehrreichen Inhalt der jüngsten Veröffentlichung unseres Auswärtigen Amte? heriimzudrücken, damit es der öff ntlichen Meinung ja nach Möglichkeit ver borge» bleibe, welche Summe vo» Anstrengungen zur Förderung der Interessen de? deutschen Handels in Len Dcp"chen em- halten ist, die der Einberufung der Asrikanischen E nierenz vorausgingcn: das ist eine Auffassung von den journalistischen Pslirbte», die, um einen gelinden Ausdruck zu gebrauchen, l ochst oberflächlich genannt werden muß. Hieraus hnizuweisen und ganz besonders auch den deittschen Handelsitand zn er-nnern, wo er seine wahren, hilssbcrriien und hils-bcflissencn Freunde suchen muß und finden wird, ist der Zweck vorstehender Ausführungen. * Der neu ernannte russische Botschafter am Berliner Hose. Gras PaulSckuwalow, der nickt mit seinem Brüter, dem bekannten Diplomaten Peter Schuioalom verwechselt werden darf, war bisher der commandirende General de? Garvecoi^s. Er ist General-Lieutenant und General-Adjutant de? Kaiser?. In Hof- und Militairkreisen zu Berlin ist er wohlbekannt und sehr beliebt; er war es. der auch den Zaren zur Zusammenkunft der drei Kaiser »ach Skierniewicze begleitete. Er hat den Ruf eine- i»lcll:ge»lrn vornehmen und rechtschaffenen Manne?. Nack dem Tode de? Fürsten Orlow. der ein persönlicher Freund nnicreS Reichskanzler? war, erscheint beute kaum Jemand geeigneter zur Vertretung Rußland- in Berlin al? Graf Sckuivalow II. * Daß eine Verständigung zwischen der Curie nnd der preußischen Regierung über die Wieverbesetzung der beiden durch gerichtliche? Urtheil erledigten erzbischöflichen Stiible von Posen nnd Köln im Gange ist und gute An?sicklen dielet, kann nick! bezweifelt merken, wenn auch die darüber verbreiteten Nackr.chten einigermaß-m verfrüht sein mögen. Es fragt sich nur, ob die preußische Regierung im Jnlereffe einer günstigen Lösung dieser Personensraze wichtige sachliche Zugeständ nisse zu machen sich bereit gezeigt bat. Da? behaupten klerikale Bläklcr mit grcßcr Entschiedenheit und weisen dabei namentlich aus die über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen gellenden gesetzlichen Bestimmungen hin, die angeblich einer erbeblichen Einschränkung unterzogen werden sollen. Es liegt bisher noch nickt der mindeste Grund vor, diesen Angaben Glauben beiznmeffen und in ihnen etwa? andere? zu erblicken al? den Wunsch, einen Rückzug der Curie zu beschönigen. Hochwichtige sachliche Zugeständnisse gegen im Grund gleichaillige Personenfragen wäre doch auch rin ungeheuerlicher Preis.
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