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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-16
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1885
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Grsckeint täglich früh 6^/,Uhr. Nrdaction und Lrvkditioa JodanneSqaffe 8. Sprechttundrn der Rrdarlioa: Bormittaq- 10—12 Uhr. ZlachmitlagS 5—6 Udr. Sur tie Rülij-in «n»ri,»el»r vianukri»«, MLchl sich tu »tcdacncu »»dl »rrdmditch. Annahme her für hte nächstfolgende Nummer desttininke» Inserate an Wochentagen bi-S 3 Uhr Nachmittags, an La»»- nnS Aesttagru früh b>S',,S Uhr. 7» neu Filiale» für Ins.-Annahme: Llto Klruu». UniversilSlSslratze 1. LoniS Lösche, Kaiharinenslr. 23, P. nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß-Auflage IS,OS« Äbvliiirmkntsprris viertelt. 4'/, Mir. incl. Bringerlokm 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne »Nimmer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebüdre» für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbeförderung 33 Mk. mit Postdesvrderung 48 Mk. Inserate 6qclvaltene Pctitzeile 20 Pf. Gröbere Lldrifle» laut ui». PreiSverzeichnisi. Tabellarischer u. Ziffernfay nach höherm Tarif. Nerlamen unter dem RedactionSstrich dle4qespalt. Zeile SO Pf., norden Fanii Neu Nachrichten die 6gcspaltene Zeile 40 Ps. Jnierate sind ueis an die t-xpcüition za jenven. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praelliinieramia ober durcy Post- uachnahnic. ^ 1VK. Donnerstag den 16. April 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. s s s Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Königs von Sachsen wird Donnerstag, den 23. dieses Monats, Nachmittags 3 Uhr ein Festmahl im Etablissement von Bvnorand stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafclkarten zu 4 ^ bis zum Abend des 22. dieses Monats auf unserer Nunciatur im Rathhanse zn entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen ans Tafelplätze angenommen; ohne vorherige Bestellung werden Plätze nicht belegt werden. Leipzig, den 10. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Di-. Georgi. Hentschel. Auclion. Im Monat MLrz 1885 erlangten daS hiesige Bürgerrecht: Bcllinanu, Karl August, Instrumentenmacher. Vlome, Joh. Hcinr. Louis, ÄerichtSschreiberei-Vorstand b.Kgl.Amtsg. Vötting, Heinrich Georg. Maler und Lackirer. Öckclman», Hermann Hugo, Kaufmann. Fritzsche, Paul Artbur, vr. pdll. u. Oberlehrer a. d. ThomaSschuie. t-citzler, Heinrich Emil, Kaufmann und Fabrikant. Hänvcl, Johann Julius, Kiusmann. Harsch, Alexander Julius, Sattler und Tanzlehrer, Kaule, Karl Wilhelm, Steinsepnieister. Liesche, August Hermann, Productenhändler. 9i iyming. Carl Gottlob, Fleischcrnieister. Richter. Wilhelm Paul Jmanuel, vr. meä. und praktischer Arzt. NöVIer, Friedrich Theodor, Gasthosspächter. Röizncr, Gustav Hermann, Bäckermeister. Noth, Albert Eduard. Controleur beim UniversitätSreutamte. Runge. Julius Alfred, Buch- und Stcindruckereibesitzcr. Schickare, Friedrich Ludwig. Friseur. Schulze, Georg Carl Christian Heinrich, Kaufmann. Schumann. Friedrich Gustav Adolf, Bicrvcrleger. Stiegel, Adolf Hartman» Daniel, Kaufmann. Voigt, Heinrich Anw», Obertelegraphenassistent. Bekanntmachung. Auch im verflossenen Winter ist es wiederholt vorgekommcu, daß e.nzelne Flügel der »ach Außen schlagenden Winter« (oder Doppel-) Fenster durch unvorsichtiges Gebühren oder andere Ursachen 'auSgebängt worden und aus die Straße gestürzt sind. — Da hierdurch die Straßenpasianten gefährdet sind, so werden die Besitzer beziehentlich Bcrwaller derjenigen Hauögrundstücke. in welchen Fenster mit nach Außen schlagen den Flügeln über Straßen, Plätzen oder anderen öffentlichen Hjerkchrsränmen Vorbanden sind, hiermit angewiesen, bis spätestens zum 1. Octobcr dieses JahreS die letzteren mindestens an einem der Bänder mit einer Vorkehrung versehen zu lasten, welche das unabsichtliche Aushängen verhindert. DaS Modell einer solchen Einrichtung, welche m den meisten Fällen anwendbar sein wird, kan» im Ban-Polizei-Büreau, Zimmer Nr. 5, in der 1. Etage deS Ratbhauses besichtigt werden. Im Unterlassungsfälle hat sich der Verpflichtete einer Geldstrafe bis zu 60 Mark oder entsprechender Haslstrase zu gewärtigen. Leipzig, am 10. April 1885. Der Nath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Wilijcv, Ass. Bekanntmachung. Tie Pflasterung der Zcitzer- sowie eie der Gerbcrstraße sind vergeben, und werden die nickt berücksichtigten Herren Bewerber hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig am 7. April 1885. Der Natk der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringinulh, Aff. Bekanntmachung. ES wird hiermit zur öffentlichen Kennlniß gebracht, daß am 4 Mai 1885 die Arbeiten zur Verlegung der Gasrohre unter den TrottoirS der Griinmaischen Straße heginnen werden. Leipzig, am 13. April 1885. Der Ratd der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Aff. Bekanntmachung. Die Tischlerarbeiten beim Neubau der H. Bürgerschule sind vergeben, und werden daher die unberücksichtigt geblie bene» Herren Submittenten ihrer Offerten hiermit entbunden. Leipzig, am 9. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Gringmuth, Aff. In Gemäßheit deS ß. I der Instruction für die Aus führung von Wafserrobrleitungen und Wafleranlagen in Privalgrundsiücken vom l. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Friedrich Posse, Sebastian Bachstraße Nr. 50. zur Ucbcrnahme solcher Arbeiten bei unS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, 14. April 1885. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. Platz-Verpachtung Em an der äußeren Fregestraße entlang der Grenze deS Grundstücks der Großen Funkcnburg gelegener, zeitber an den Zimmerineister George verpachtet gewesener und von demselben Ihcilweise unterverpachteter Platz, ausschließlich deS davon an die Herren Maurermeister Kietz L Schate ver pachteten TrcnnstückS an tcr Aucnstraße, von ca. 2200 Quadratmeter Fläckenaehalt soll zur Benutzung als Werk ober Lagerplatz vom I. Juli d. I. an gegen einhalb- jäkrlichc Kündigung Freitag, de» 24. dies. Mon , Vormittag- II Uhr, aus dem RathhauS, k. Etage, Zimmer Nr. >6, an den Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Die BersteigerungS- und Verpachtungsbedingungen und ein Plan liegen ebendaselbst aus dem Borsaale bei den dienst habenden Rathsdienern zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 10. April 1885. Der Rat- -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Dienstag. Sc» 14. April 1885 und ToniierStaa. Sen 16. April 1885, von Vormittags 9 Uhr ab. sollen im Grundüücke Barsusignsiciic» Ar. 2 die zur Krzesky'fche:: ConcurSmasse gehörigen Waareuvorläthe, als: eine größere Anzahl Pseilerspiegel mit Consolen und Marmor- platten, ferner Oeldruckoilder. Bilderrahnien, SviegelglaS, Hand spiegel. Pseilerspiegelralimen, Coiifolen.Marniorplailen, Gardiueu- Rosetlen, sowie 43 Stück Gardine,l-Gesinise, ca. 400 Stäbe Kchlleisten u. dergl., öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, am 8. April 1885. Der (CertchtSvoUzirher de» KSiitglichen Amtsgerichts. 8it2UNK lies ärrtliekon Dexii'ks- V6I'6il18 llor 8lÄl1t IHpLlF Donnerstag, Sen 16. .Ipril, ^deacka 6 Tür tu» 8»ale cker Listen Ullrgeraeliule. 1-«ttsvsorcknunr: 1) kV^tstellun!- einer ÖeackLttsorckormx kllr äai 8vkieck»xeriekt n-ccb äem vom 8tt»n>!e8L,isseün«s vorgelegtsn Lllkvurfs. — 2) Vorsctclicg« Ser Oomiv.^iou rur Lagelsgcnueit lies OeüeimmittelvvssvLS. — 3) Lericüt, cke? KmürLissussellUsses' ». lieber <ieu .lutrax l ies Herrn Or. Scüiläbaeü), Institut cker Heilxebilkeii rviester »bruscbatken; b. lieber cken Antrag: (stes Herrn vr. Kleiner), <I»s» »n mehreren Stelle» cker 8ka<1t gt-nioven r»r nächtlichen Lesehackunx von ltoheis 5»r Lraiiko errichtet verckeo. vr. kloss. Nichtamtlicher Theil. Die russisch-englische Streitfrage. Trotz des bitteren Ernstes der Lage in Afghanistan hat der Streit zwischen Rußland und England darüber, ob die Russen oder die Afghanen am 30. März angegriffen habe», dock etwas HocbkomischeS. In der Regel pflegen die Unter handlungen aufzuhören, wenn die Kanonen begonnen habe», ihre vernebmliche Sprache zu reden; bei dem russisch-afgha nischen Streitfall zanken sich die beiden Hanptgegucr um den ganz nebensächlichen Umstand herum, wer von beiden den ersten Schuß gelban hat. Natürlich ist cS für die Rnffen bequemer, wenn sie ihren Vormarsch bewerkstelligen können, ohne bei ihrem KrisgSzuge ans englische Truppen zu treffen. Mil den Afghanen werden sie schon fertig, weil deren Hilfsmittel bald erschöpft sein werden, aber wenn England seine letzten Kräfte zusammenrafft. so wird eS immerhin den Russen einige Schmierigkeiten bereiten, wenn auch über den schließlichen Sieg derselben kein Zweifel obwalten kann. Eladstone weiß ungeachtet seiner kriegerischen Sprache im Parlament, daß es so kommen wird und deshalb sucht er ängstlich nach einem ÄuSkunstSniittel, um über den sehr widerwärtigen Kampf mit Rußland herum- zukommen und die russische Regierung bestärk! ihn in diesen, Bestreben. Das halbamtliche „Journal de St. PskcrSbonrg" sucht Gladstone mit Schmeicheleien zu ködern und spricht von seinem rühmenSwerthcn Eifer, die unfreundliche» Worte zu berichtigen, die er anfangs an Rußland gerichtet habe. Gladstone scheint in der Thal einen entgegenkommenden Sckritt nach dem Eintreffen des Berichts General Koma- ross'S bei Rußland gelban und damit zu den De- inüthigungen Englands eine neue hinzugefügl zu haben. DaS instatigt die von allen ülrigen englischen Blättern ab- weichendeHaltung seinesOrganS, der„PallMall Gazette". Nur diese verlheidigt die Handlungsweise Kvmarvfs'S und sucht sie damit zu entschuldigen, daß er durch dreifache Uebcrmacht vernichtet zu werden Gefahr lies. Der Zwischenfall wird von diesem Blatte für beendet erklärt, falls nickt die Be- bauptung widerlegt werde, baß die Afghanen über die am 17. Marz innegebabte Stellung hinauSgegangen seien. Eine solche Sprache ist angesichts der Thalsachen geradezu un begreiflich. Die wahren Absichten Rußlands liegen klar zu Tage. Als Capitain Bäte an, 29. Marz, also einen Tag vor dem Kampfe am Knfchkflusse, mit dem russischen GcneralslabSckef eine Unterredung batte, machte dieser die Mitlbeiliing, daß dem russische» Hauptquarlicr das englisch-russische Abkommen vom l7. März unbekannt sei, inbaltS dessen beide Parteien ihre Stellungen nickt verändern sollten. Gladstone erklärte diese Erklärung in der Unterbau-sitzung vom 9. April für bcchcriist und thcille dem Hause gleichzeitig mit, daß er dieselbe zum Gegen stände einer an die russische Regierung gerichteten Depesche gemacht habe. Der russische GencraliiadSchef behielt sich auch daS Recht vor. die afghanischen Posten zurückzutreiben. sobald sie den Rnffen unbequem würke», ohne Rücklicht ans die russisch-englischen Abmachungen, und danach hal General Koinarosf auch am 39. März gebandelt. Er gesteht in seinem Bericht vom 1. April selbst zu, daß er am 30. März m,t einer Truppenablheilung gegen die Stellung der Afghanen vorgerückt sei und ist so naiv, seine friedliche Absicht zu be tonen, die erst durch daS Feuer der afghanischen Artillerie und durch einen Cavallerieangrisf der Afghanen durchkreuzt worden sei. Nach Ansicht Komaroff'S hätten die Afghanen ibre Stellungen ohne Widerstand räumen sollen, damit ft« die Rnffen besehen keimten. So weit ging aber die Nachgiebigkeit der Afghanen nicht, sie wehrten sich so gut wie sie konnten und deckten die Stellungen, weiche sie inne hatten, mit ihren Leibern. Während man im englischen Parlamcnl und in der rus sischen und englischen Presse noch darüber streitet, ob die Rnffen oder die Afghanen am Kuschkflusse angegriffen haben, sind dem Vernehmen nach die Rnffen längs des Murghab- flliffeS bereits weiter vorgedrungen und baben nach einem Kampfe am Ziilsikarpasic Herat besetzt. Diese neue schlimme Nachricht wird nur nolbdürstig durch inhaltslose Phrase» verdeck!, wie die, daß die englische Negierung keinen Grund habe, diesen Gerüchten Glauben beiziimeffen. Wenn im Widerspruch damit ans Pcler-burg gcineltct wird, daß ein solcher Vormarsch nicht in tcr Absicht der russischen Regie rung liege, so ist daraus »ach den bisherigen Erfahrungen gar »ichlS zn geben. Tie Russen haben sei! Jakren den Engländern slclS die friedlichsten Versicherungen gegeben und sind dabei immer Weiler nach Süden vorgerückt, sie werken sich also jetzt die günstige Gelegenheil gewiß nicht entgehen lasse», Hera! in ihren Machtbereich cinzubeziebcn. Die Ton'biätker „G'obe" und „St. James Zeitung" irefse» das Richtige, wenn sie erklären, daß alle wetteren Unierhandlungeii unnütz und Zeitvergeudung sind, England müsse handeln und daliin streben, daß es die erste Schlacht gewinne und selbst die „Pall Mall Gazelle" gesteht am 14. April halb widerstrebend zu, daß die Hoffnung ans Lösung der Schwierigkeilen nicht gestiegen sei. Der KriegSininiücr sah sich am 13. April im englischen Unterbause zu der Er klärung genölhigt, daß wahrscheinlich die Einberufung eine« sehr bedeutenden Theilcs der Reserve nötbig werden würde. Der Fall, welchen wir unlängst als bevorstehend bezcichneten, ist also schon eingetrelen. Tie Rüsten fühlen ein von langer Hand verbcreitelcS Unlcrnchmen energisch und planmäßig aus, während die Engländer mit völlig zwecklosen Unter handlungen die Zeit vergeudet haben, sie sieben bereits in Herat, che noch Truppen an die gefährdeten Pnncte geworfen wurden, ja ehe auch nur die Reserven cinberusen sind. Unerklärlich bleibt cS unter solchen Umständen auch', daß der Eiinr von Afghanistan gerade im entscheidende» Augen blicke sein Land verließ und mit dem Vicekönia von Indien und den englischen Ossiciercn in Rawul - Pindi Höflich keiten austauschte, während an der Nordgrenze deS Landes seine Truppen die Selbstständigkeit Afghanistan- gegen die russischen Eroberer verlheidigten. Die j,TimeS' meldet, daß der Durchmarsch der englische» Truppen durch Afghanistan erfolgen werde, wenn die Rothwcndigkeit dazu eingetrelen fei. DaS entspricht nicht der Sachlage, denn der rechte Augen blick für diesen Durchmarsch ist langst verpaßt, der war da, als die Rnffen Merw besetzten. Seitdem haben dir Eng länder sich mit Grenzregulirnngen abgequält, die von vorn herein gegenstandslos waren. Den Russen war eS niemals um Absteckung der Grenze gegen Afghanistan, sondern um Erweiterung ihres MacütgebicleS zu lhun, cine Grenze ließ sich nur durch Eittfaltung einer Achtung gebietende» englischen Trnppenmacht ziehen, aber für eine solche Machtentsaltung fehlt den Engländern daS Material. Sic waren schon vor Jahre» den, Vormarsch der Rnffen wehrlos preisgegeben und sind cs heute noch ebenso. Das weiß nicht nur Komaross und der russische KriegSininister, daS wissen auch die russische» Blätter, allen voran die „Moskauer Zeitung", welche die Kriegsdrohungen der „Times" für blinden Lärm erklärt. Für Kalkofs gicbt cs keine Pendschdeh-Frage mehr, die ist durch den Kampf am Kuschkflusse gelöst; der russische Agitator lenkt sein Augenmerk jetzt aus Ouettah, er kehrt den Spieß um und findet, daß nicht die Engländer Grund habe», sich über die Besetzung von Pcndschveh durch die Rnffen zu beklagen, sondern daß umgekehrt die Rnffen berech tigt seien, von den Engländern Aufklärungen über die Be setzung von Ouettah zu verlangen. Kattküss hat ganz Recht, er stellt sich aus den Standpunct der Macht. Diesen Stand punkt haben die Engländer von jeher den Völkerschaften gegenüber geltend gemacht, welche sie unter ihr Joch gebeugt haben, sie können sich jetzt auch nicht darüber beklagen, wenn eine stärkere Macht als sie selbst das gleiche Verfahren gegen sie einschlägt. Die indische» Maharadschahs ertragen LaS englische Joch seit tanger Zeit nur mit dem Widerwillen des unlcrvrücklcn Sclave», sie haben 1857 einen verzweifelten Versuch gemacht, um die Freiheit wieder z» gewinnen. Jetzt naht ihnen in Rußland ein willkommener Bundesgenosse, um für englische Gewaltthat Rache zu üben. Ob sie dadurch ihr Schicksal verbessern werden, ist eine andere Frage. * Jur Lage. U. Berlin. 14. April. Nach der Bismarckseier am 1. April hat uns Las innere politische Leben keine Ereignisse gebracht, mit bei» Parlamenten schien die ganze Politik Oster ferien zu halten. Aber nach der großen Abspannung, welche die parlamentarischen Arbeiten seit dem November zur Folge hatten, war cine Ermattung gefolgt, welche unS die Ruhe willkommen erscheinen ließ. Heule hat die Erholungspause ihr Ende erreicht, heule sind Reichstag und Abgeordnetenhaus wieder zusommengetreten. Beschlußunsähigkc.l war der Anlaß, daß Präsident von Wedel! die Osterferien einen Tag zu früh proclamiren mußte, und beschlußunfähig waren auch heule bei der Wiederausnabmc der Arbeiten die Neichsbcten. Vorsichtigerweise waren heute keine Eoininissionssitzungen anberaumt worden, aber auch im Plenum waren nur 156 Mitglieder anwesend. So war denn der Reichstag zwar drei Stunden versammelt, doch ohne daß es zu einer Abstimmung kam, ja eigentlich ohne vaß überhaupt von einer wesentlichen Debatte die Rede sein konnte. Die 156 Anwesenden waren während des größeren Theil» der Sitzung mehr im Foyer und Restaurant als im Saale anwesend; die Verhandlung trug einen etwas schläfrigen Charakter und wirkte auch aus das wenige Publicum, das aus den Tribünen sichtbar war, nicht gerade anregend. Hoffentlich ist daS Haus von morgen ab besser besetzt. Man hat an maßgebender Stelle die Adncht, die-nial bereits zu Pfingsicn überhaupt den Schluß der Session berbei- zusühren, doch ist das nur zu ermögliche», wenn auch in dem letzten und dritten Theil der Session mit derselben Ausdauer gearbeitet wird wie vorher. Jmmerbin brachte der heutige Beginn der Sitzung eine überraschende Millheilung. Ter Abg. Frh. von Schnrlenier- Alst hat sein Mandat zum Reichstag niedergelegt. Angeblich sind eS Gesundheitsrücksichten, welche ibn dazu veran lassen, und Herr von Sckorlemer bat bereit- vor sechs Wochen einen längeren Urlaub auS diesem Grunde nachgesucht. Aber merkwürdig ist es dock, daß Herr von Schorleuicr zu gleicher Zeit, wo er im Reichstage so sehr leidend ist. im Abgeordnetenhause regelmäßig an den Sitzungen Theil nimmt und einen durchaus frischen Eindruck macht. ES versteht sich von selbst, daß dieser Doppelzustand des westfälischen Freiherr» in parlamentarischen Kreisen nicht unbemerkt bleibt und zu mannigfachen Conimentaren Veranlassung giebt. Man er innert sich dabei, daß bereits seit zwei Jahren sich wiederholt ein Gegensatz in der politischen Auffassung zwischen den beiden „Führern" deS Centrums, zwischen den Abgg. Winbthorsl nnv von Schvrleiner gezeigt hat, ja daß dieser Gegensatz sogar in öffentlicher Sitzung, z. B. auch gelegentlich der Beratbung der großen Canalvvrlage, zum Ausdruck gekommen ist. Allerdings wurde dann immer bald in der ultrainontanen Presse in übereifriger Weise jede Meinungsverschiedenheit zwischen dem Welfen und dem früheren preußischen Ossicier geleugnet; gleichwohl sind die Differenzen zwischen den beide» Herren nicht nur »ickl ausgeglichen worden, sondern haben fick eher noch verschärft. Und in der Fraktion hat Herr Winktborst einsiweilcn noch den größeren Anhang, hat Herr Wnidlhorst gesiegt; darum ist Herr von Schorleuicr so leidend, daß er zunächst Urlaub nimmt, um heule überhaupt sein RcichSlagSinankat nicterzulegcn. Wie wir erfahren, will aber Herr v. Schorlcmcr nach Ablauf der gegenwärtigen Legis laturperiode für de» Landtag, also »ach Schluß dieser Session, auch zum Abgeordnetenhaus«: vorläufig kcin Mandat mehr annebmen und sich lediglich der Bewirthschastiing seines Gutes und der Führung der westfälischen Bauernvereine widme». Herr Reicheiffvergcr (Köln) hat bei den letzten ReichStagS- wahlcn aus cine Wiederwahl verzichtet. Dies ist in der Thal a»4 Gesundheitsrücksichten geschehen; denn dieser sonst reckt liebenswürdige Herr und Verehrer der Gothik ist leidend und suhlt die Beschwernisse de« Alters: er ist 1808 geboren. Ander- verhielt cs sich mit zwei anderen jrühercn Mitgliedern deS CentrumS. Herr Majunke muß sehr gegen seine» Willen auf jede parlamentarische Thätigkeil verzichten: er ist besonders ans den Wunsch deS Herrn Windthorst wieder in den geistlichen Dienst eingestellt worden. Und ferner Herr Christoph Joseph Crcmer. Auch ibn bat Herr Windthorst auS der Centrnnisf'raction hcrauSgcdrängt. und bisher ist dieser fanatische Antisemit auch noch nicht von den Conservative» ausgenommen worden. Er „hoSpitirt" einstweilen nur. Man siebt, Herr Windthorst bat innerhalb seiner Fraction noch immer den alten Einfluß und die frühere Macht. Daß Herr Winothorst diese Macht auch gern zu ver- werthen sucht davon gab er in der heutigen Verhandlung deS Abgeordnetenhauses wieder einen vollen Beweis. Die Annahme de? LchrerpensionSgesctzes ist. wie eS in der Commission gestaltet worden, zweifellos. Aber Herr Windthorst giebk sich alle Mühe, das Gesetz zu Falle z» bringen. Daß er hier Herrn Richter als Kameraden an seiner Seite sieht, nimmt nicht Wunder. Der Entwurf will den Lehrern lediglich das gewähren, waS allen anderen Beamten längst zugestanken ist. Aber Herr Windthorst hat cS ja vorher gesagt, daß er den „Kamps um die Schule" erwarlet und ansnchmen will, und so gleichgiltig ihn dis Noch der Seelsorge in Wirklichkeit läßt, so sehr ihm der Cullurkampf Nolhivendigkcit ist, so wenig rührt ihn auch die Noch der alten Lehrer — wenn die „Gefahr" vorlicgt, dem Staate Einfluß aus die Schule zn sickern. Heute wiederholte Herr Windtüorst wieder in der an ihm bekannten pathetischen Manier, daß er nicht gesonnen sei, neue Steuern zu be willigen — mögen auch die Lehrer verhungern. Hoffentlich bleiben diese Worte auch de» ultrainontanen Lehrern nicht- unbekannt, trotz der gefärbten Parlaincnlsberichtc, welche die CenlrniiiSpartci sich für „ihre Presse" durch ein eigenes Bureau Herstellen läßt. Denn wenn auch bei dem Lehrerpensions- gcsetze keine Gefahr vorliegt, das kommt, zumal nach den yeutigen entgegenkommenden Erklärungen der Minister von Goßlcr und von Scholz, sicher zu Stande, so ist eS doch »ollnvendig, daß die Lehrer überhaupt sich der Gefahren mehr bewußt werden, welche die klerikale Partei für unser StaalS- lcbcn mit sich bringt, damit die Erzieher der Jugend cS mehr und mehr als ihre' heilige Psl:cbt ansehen, im Kampfe gegen den UllramontaniöniuS fest ans Seilen deS Staates z» sichen. Wer die Schule hat, der hat die Zukunft, und darum muß vor Allem in unserer Jugend ein gesunder nationaler Keim gehegt und zur Entwickelung gebracht werden. Aus Ungarn. * Tie rücksichtslose magyarische Vergewaltigung gegen die Deutschen und Rumänen Siebenbürgens bat im Lause der jüngsten Wochen einen so bevrohlichen Cbarakler angenommen, daß wir unS heute veranlaßt suhlen, aus die hockst bedenkliche Lage unserer deutschen StainmeSgenoffen in jener fernen Ostmark zurückzilkoininen. Wie wir erst kürzlich an dieser Stelle erwähnten, haben inchrcre Gcneralvcrsamnilungen siebenbürgiscber Coniitate mit überwiegend deutscher oder rumänischer Mchrbeit gegen die gewallthätige Agitation der sogenannten „Magyarischen Cnllurvereine" prolestirt. welche nicblS Geringeres bezwecken. alS die Deutschen und Rumänen ihrer Nationalität für ver lustig zu erklären und dagegen die magyarische als die allein- hcrrschente zu proclamiren. Dieser Protest, der sich besonders gegen den Kiansenburger „Magyarischen Eulturvercin" unter dein Vorsitze des von seiner deutschen Nalionalitäl abgcsallenen Bürgermeisters Haller gerichtet hat, entfesselte den magya rischen Fanatismus in ganz Ungarn und Siebenbürgen in einer Weise, deren Verlaus im Hinblick aus die überaus erregte Sliinmung noch gar nicht adznsehcn ist. Man höre nur, was sich die Pcster Blätter über die Bildung des „Magyarischen CnlkurvereinS" in Kiausenburg von dort be richten lassen: „Zu Ehren der anläßlich der Generalver sammlung deS Siebenbürger CulturvereinS in Klausenburg eingetroffenen Delegirten, heißt cs da, fand am Abend deS 1l. d. M. ein glänzendes Banket in den Loka litäten der „Neuen Well" statt. Ungefähr 200 Personen waren anwesend und brachten Toaste auS: Karl Haller, Alexander HegetUS, Ludwig Nagh :c. Um lO Uhr tras an den Bürgermeister Haller ein Telegramm Ludwig Koffnth'S ein, in welchem Koffnih bekannt giebk, baß er inil 190 st. in die Reihen der Gründer deS Vereins trete. DaS Telegramm wurde mit grcßcr Begeisterung ausgenommen. Bürgermeister Haller eröffnet« alSdann die Sitzung mit einer Rede, in welcher er hervcrhob, daß daS anenernde Wort Nikolaus Bartha's, in Siebenbürgen einen Cullurvcrein zu errichten, ein freudiges Ecko bei allen Patrioten gesunden habe. Nach dem er noch die Geschichte der Entstehung des, siebenbürgischen
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