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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-17
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1885
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^ksch-t»t täglich früh «'/.Uhr. Nrd«r1i«i» miß Lrprdition JvhauueSqaffe 8. Sprechlinn-rn Srr Lr-griisil: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Udr. Uw »» »K«,», «u>.ri-n«ler «»»Iscr»«, »Acht Ach d« A«»»a>«» mch« oa»u>»Uch. tzrr fßr tzle nächstfalge«»« N«««er tzeftlmmten Anserare aa Wchchen»«,«, »iS S lltzr Nachmltta^, a« S«n«.«,tz Kefttageu srkh Udr. In den Fitinle« snr 3ns.-^nnahme: Vtt« Klem«, Universiiätsstraße 1. Lvnts Lösch», Kalharineuslr. 23, p. »ur »t« '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- nnd GcMftsverlchr. M-H-Auflage lw.VS» Adonnr»rnlsprns viertelt. 4'/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexeurplar 10 Pi. Gebühren l«r Extrabeilage« (in Tageolatt-Format gesalzt) ptznc Poftbcförderung 3!) Mt. Mit Posibesörderung 48 Mk. Inserate «gespaltcö^Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uni. Pre.svcrze,ch»iß. Tabellarischer u. Ziffern'atz nach Höhen» Tarif. Kellamr» unter dem Redactionsstrich dle4gesvalt. geile öOPs.,vorden Ja Miliennachrichten dir bgeipaltene geile 40 Ps. Inserate sind stet« an Sie Eppröttlpn za senden. — Nabalt wird nicht gegeben. Zahlung pruenumenuiäo oder durch Post- Nachnahme. 107. Freitag den 17. April 1885. 7». Jahrgang. Amtlicher Theil. Den Herren Professoren, Docenten und übrigen Mit gliedern unserer Universität tbeile ich bierdurch eraebcnst mit, daß zur Arier de- Geburtstage- Seiner Majestät de- «SnigS Donner-taa, den 2». diese- Monat-, Nachmittags 3 Uhr. ein Festmahl im Bonorank'fchen Etablissement siattfinden wird, zu welchem Taselmark» ü 4 bis zum Abend dc» 22. dieses Monats aus der Nuntiatur im Ralbbause auS- gegeben, auch Bestellungen aus Tafelplätzc daselbst angenommen werden. Leipzig, am 16. April 1885. Der Rector der vniversttät. Wind scheid. vekanntmchnng. Da< 12. Stück des diesjährigen ReichSgcsetzblatteS ist bei uns eingegangen und wird bi- zum L. Mai diese- IahreS aus dem Nalhhaussaaie zur Einsichtnahme öfientllch ausbängcn. Daiiclbe enthält: Nr. 1597. Gesetz, betreffend Abänderung der §§. 12, 16 und 19 des Gesetze-, betreffend die Erhebung der Tabaksteuer (Reichs-Gesetzbl. S- 245). Vom 5. April 1885. Nr. 1598. Gesetz, betreffend PostdampsschiffSverbindungen mit überseeischen Ländern. Vom 6. April 1885. Nr. 1599. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Aufnabnie einer Anleihe aus Grund der Gesetze dom 18. Februar 1882 (RcickS-Gesetzbl. S. 39) und vom 16. März 1885 (RcichS-Gesctzbl. S. 74). Vom 30 Mär; 1885. Leipzig, den 14. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Krumbiegel. Deklmntulllchims. Aus Grund von tz. 47, »Im. 7 der zum BolkSschulgeseh erlassenen AuSsührungSverordnung vom 25. Auanst 1871 "-acke" mir bierdurch öffentlich bekannt, daß die Rertven» düng von Kindern zu öffentlichen theatralischen Vorstellungen oder <5oiiccrten, wenn nicht hierzu im ein,einen Falle die OrlSbchvrdc nach vorgängig-'iii Gutheiße» te» Schulvorstandes besondere Erlaiibniß ertiieilt hat, ver boten ist und daß wir Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot mit Geldstrafen bis zu 50 eventuell Hast ahnden werden. Leipzig» am 15. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Lehnerl. Vtkanntnillchung. Don Montag, den 20. April d. I. ab soll in den Schleichen der Stadt zur Vertilgung der Ratten Gfft ausgestellt werden. Wir fordern alle hiesigen Grundstücksbesitzer her. Grund stücksverwalter auf, in ihren Gebäuden und insbesondere in den Privalschlcußen für Beseitigung der Rallen gleichzeitig besorgt zu sein und bemerken, bezugnehmend aus unsere Be kanntmachung vom 26. Mai 1884. baß der nördliche Bezirk der Stadt dem Kammerjäger Herrn barl Aritzsche in Eutritzsch, der südliche aber dem Kammerjäger Herrn LoviS Graf hier überwiesen ist. Leipzig, am 15. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. G. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigtcn Pfandscheine I,it. k. Nr. 67279. 67280. 70057. 72624.'80l!6. 80l33. 80187. 95666. 95667. 95683. 95684. 95685. 95686. Int. 8. Nr. 687. 3753. 8255. 9933. 12910. 19325. 22298 23410. 26803. 27416. 29972. 31878. 33026. 37534. 51350. 54220. 56450. 56683. 63368. 64095. 68523. 73038. 73725. 74384. 79829. 93009. 94792. 95851. 96080. Iwt. I. Nr. 88. 1621. 2102. 3536. 3829. 7056. 7357. 7787. 7792. 10146. 11525. 12398. 12532. 15394. 19263. 22370. 24228. 26872. 27066. 27691. 30797. 34214. 35740 werden hierdurch ansgesordert. sich damit un verzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der auf jedem der Scheine bemerkten Versallzrit bei Unter zeichneter Anstalt zu melden, um ibr Recht daran zu beweise», oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeben. widrigenfalls der LeiiibauS Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgeliesert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig geben werden. Leipzig, den 15. April 1885. Die Verwaltung de-Leihhause- und der Sparcaffe. Ter Inhaber dcS von unserem II. Filial alS abhanden «kommen angezeigtcn InlerimSscheineS über das Sparcaffen- uck Ser. II Nr. 75524 wird hierdurch ansgesordert, den selben innerhalb drei Monaten und längste»» am 18. Juli 1885 an die Unterzeichnete Anstalt zurückzugeben oder sein Recht daran zu beweisen, widrigenfalls der Sparcassen- vrdnung gemäß dem angemeloelcn Bcrlnülrägcr, nach er folgter Beeidigung seiner Anzeige, das Buch auSgehändigt werden wird. Leipzig, den 15. April 1845. Die Verwaltung de-Leihhauses und der Sparkasse. Ps-neubau zu Sreiz. Für den Postneubau zu Greiz soll im Wege der kffeillsilHen An- bietmig verdungen werden die Lieferung von 1) 600 okm Mauerjand. 31 160 edm Kalk. 3) SS Tausend Stück Beebkendeziegek verschiedener Art. 41 423 Tausend Siück Hinlirniouerung-j egel verschiedene» Art. b) ISO Tonnen Porilaiid-Lement. Die Liefern««».Bedingungen sind im Postbaubüreau zu Greiz einzasehen, auch von da z» b ziehen. Die Angebote sind veisiegeli. spätesten» bi- zum 2. Mal M'tuu« 12 Uhr an da§ Kaiserliche Postamt zu Greiz cinzuseiidcn. Zu dieser Stunde findet die Eröffnung der eingegangenen «ngebole statt. Erfurt, 14. April 1885. Der Kaiserlich» vter»P»ftdtrret*r. N i t s ch «n a n ». Die dem HandlungSrelsendea der Firma 8. Schmidt Satz«. Herrn Auto» Bruckner hier, »Hierin 4. Januar diese- Jahres ertbeilte Gewcrbc-Legitimationsknrte Nr. 516 ist erstatteter Anzeige zufolge abhanden gekommen und wird hiermit für ungiliig erklärt. Leipzig, am 14. April I88S. Ta» Pplizriamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. P. Nichtamtlicher Theil. Rußland und England. Während die beiden Bewerber um die Herrschaft in Indien, England und Rußland, sich gegenseitig ihrer friedlichen Ab sichten versichern, machen sic doch beide alle erdenklichen An strengungen. um sich aus den Krieg vvrzubereiken. Die Grenz- reguiirungsarbettcu sind wieder ausgenommen, und die „Poll Mall Gazette" geht in ihrer BerlranenSseiigkeil so wett, die Hoffnung zu äußern, daß die Streitfrage zwischen Rußland »nv England in wenigen Tagen gelbst sein werde. Neuere Nachricktten über Kämpfe zwischen Russen und Afghanen sind nicht eingclrossen und könne» auch füglich noch nickt anqelanqt sein, weil die telegraphische Berbiudung uitterbrocken ist. Sir Peter LumSven schweigt, weil ihm daS Werkzeug fehlt, um sich verständlich zu machen; um so geschäftiger ist daS Ge rücht, welches von einem in Herat auSgebrochenen Ausstante zu melden weiß. Wenn der eine Tbeil nicht schlagen will, dann ergreift er begierig jede Möglichkeit, um dc.i Frieden zu erbalten; um so leichter bat es der andere Theil, welcher jede günstige Gestattung der Verhältnisse benutzen kann, um seinem Ziele »aber zu kommen. In diesem Falle befindet sich Rußland, welche» sich jetzt damit beschäftigt, seine Truppen in der Nachbar schaft keS Kriegsschauplatzes z» conce»tr>ren. um jeder Wendung der Dinge gewachsen zu sein. Tie Reise deS General- genvernenr- Dondukesf, um die in Dagestan stehende» Truppe» zu inspiciien nnd den Hasen PetrowSk zu besichtigen, hat offenbar den Zweck, den erforderlichen Nachschub recht zeitig nach dem Süden zu senden. Zn Lenkoran wird eS sich auch weniger »m Schutzmaßregeln gegen räuberische Eiusälle als um die Vorbereitungen zur Einschiffung von Truppen handeln. 'England entfaltet gleichfalls eine ungewöhnliche Thätig- kcit. Die Admiralität bat so viele Kriegsschiffe '> Dienst gestellt, daß. um alle OssieierSstellen besetzen zu tonnen, d'e Resorveossiciere der Marine hcrangezcgen verdei, müssen. Dazu kommt ein Aufruf an alle Pcnsionaire der Marine und Marine-Infanterie, welche noch nicht 50 Jahre alt sind, um in de» activen Dienst zu treten. DaS sieht in der Thal so ans, als ob sich England für einen Kampf aus Tod und Lebe» vorbereitete. Mit der englischen Seemacht wird Rußland sich nicht messen können, aber bei dem bevorstehenden Kampf wird das Lantliecr den Ausschlag geben, wen» auch der TrauSvortdiciist rur See für England von großer Wichtigkeit ist. Die Hauptstütze für die niilitairischcn Operationen England» muß Indien gewahren, und deshalb ist auch der Bicekömg Lord Dufferin bemüht, die Kriegöbereilschast der Inder zu fördern. Zn NordinLicn scheint die Stimmung für England günstig zu sein, wenigstens bat die Sladtvertrelung von Lahore an Lord Dufserin bei seiner Anwescnbeil eine Adresse gerichtet, welche ihm gestattete, eine sehr schwungvoll gehaltene Ant wort zu erlassen, in welcher er feststcllt, daß die Fürsten und Völker Indiens sich einmülhig ni» die Fahne Großbritanniens schaaren. DaS ist ein großes Wort, und wenn eS wirklich berechtigt ist, dann wird d-r Krieg, welchen Rußland am 30. März begonnen hat, nicht in einigen Wochen beendet sein. Bisher wnrten die Kriegsdrohungen Englands noch nirgends ernst genommen, aber nach den neuesten Schritten der Regierung ist man doch qcnölhigt, zu glauben, daß Eng land nickt bloS zum Schein seine Vorbereitungen trifft. Bon großer Bedeutung für England ist cs. daß die heiße Jahres zeit im Sudan keni Kriege dort vorläufig ein Ziel gesetzt bat, sonst würde ter Zusammenstoß in Mittelasien für England vcrhäugnißvoll werde». Die Slimmung in England ist gegen Rußland sehr ercizt, daS geht aus Len Verhandlungen des Ober- auscS über die telegraphische Verbindung mit Hongkong hervor. Lord Carnarvon ging so weit. Rußland anzu- llagen, daß eS im Jahre 1878 die Zerstörung der Tele- graphenkabcl vorbereitet habe. Lord Northbrook, der Cbes der Admiralität, konnte »nr sein Bedauern äußern, daß eine so delicatc Angelegenheit öffentlich zur Sprache gebracht werde, aber in Abrede bat er die Behauptung Carnarvou'S nicht gestellt. Daraus läßt sich schließen, wie wenig Glauben man den friedlichen Versicherungen Rußlands beimißt. Die Engländer sind in der That daraus gefaßt, daß in den nächsten Monaten der EntscheitungSkamps gelämpfl werden wird um die Herr schaft i» Asien. Rußland kann nicht aus halbem Wege stehen bleiben, eS drängt unaufhaltsam vor und wird sich entweder den Zugang zum indischen Ocean erkämpfen oder von den Engländern auf die Steppen Mittelasien» zurückgcworscn werden. Ucbcr die Zuverlässigkeit deS Emir» v»n Asgbanistan laßt sich schwer ein abschließende» Urthcil fälle«. Daß er »ach Indien gegangen ist, um mit Lord Duffen» zusammen- zukommen in oem Augenblick, da seine Nordgrcnz« durch die Russen gefährdet war, läßt eine doppelte Auslegung zu. Er konnte die Absicht haben, die russischen Streilkräste gegen die englischen abznwagen, um sich daran» ein Unheil zu bilden, auf welcher Seile die größere Aussicht >us Sieg vorhanden sei, oder er war mit dem Entschluß nach Nawul Pindi gegangen, mit England ei» festes Bündniß abzuschließcn. Ob ein solche» zu Stande gekommen ist, oder nicht, ist au» den Erklärungen, welche Gladstone im Parla ment gemacht hat. nickt mit Sickerheit zu entnehmen. Wabrsckeinlick ist der Durchmarsch der englischen Truppen durch afghanisches Gebiet für den äußersten Fall Vorbehalten. Afghanistan hat die Wahl, sich mit Rußland zu verständigen oder se.n Geschick an da» England- zu knüpfen. Da» Letztere wäre da» Bessere, wenn England Indiens sicher wäre, aber daS muß nach den Erfahrungen der Vergangenheit bezweifelt werden. Dufserin'S bocktönende Antwort aus die Atrcffc der Stottvertretung von Lahore entsprich den Tbatsacken nickt, e- cziebt in Indien eine große Anzahl Maharadtckubs. die eS im Herzen mit Nena Sahib halten und nicht mit dem V'cekönig. Abkurrhaman gab seine Freude darüber zu. erkennen, daß er rie englischen Truppen in Rawul Dindi gesehen habe, und verband damit den Ausdruck de» Wunsche-, daß Indien und Asgbanistan stet» Hand in Hand geben mögen. So sprach und dachte er vielleicht in Rawul Pindi, wenn er aber nach Hause kommt und sieht, wie die Russen sein Land verwüsten, wenn er Herat in ihrem Besitze findet und den Anmarsch aus Kandahar befürchten muß, dann wäre eine Sinnesänderung sehr möglich, nnv er würde sich viel leicht dann eazu enischließen. jeden Widerstand auszuaeben und dem Vormarsch der Russen Vorschub zu leisten. Ruß land rechnet aus den Beistand PersicnS, zum Mindesten aus die Neutralität de» SckahS. Bestimmte Nachrichten liegen in dieser Bcziebnng noch nickt vor, aber die Wahr scheinlichkeit spricht dafür, daß Persien neutral bleiben wird. Die Entscheidung muß aus asghanikchem Gebiete getroffen werden, eS fragt sich nur, ob Asgbanistan den Rüsten Wider stand bis ani'S Acußerste entgegensetzen oder sich zu einem friedlichen Abkommen geneigt zeigen wird. Die Afghanen haben im Kampfe gegen England große Hartnäckigkeit be wiesen, eü wäre also nicht in Widerspruch mit ihrer Ver gangenheit, wenn sie denselben zähen Widerstand auch den Runen entgegensetzten. Der erste Zusammenstoß mit den Rüsten bat gezeigt, daß die Afghanen zu sterben wissen, wenn ihnen der Sieg versagt ist. In offener Feldschtacktt sind chnen die Russen sicher überlegen, aber wenn e» den Afghanen ge lingt, die Rüsten in einen Hinterhalt zu locken, dann kann eS auch den Russen übel ergehen. Die nächsten Tage müssen die Gcwißbcit darüber bringen, ob der angebliche Kamps im Hnlsikarpaffe stattgesunden hat und welche von beiden Parteien Sieger geblieben ist. Eine Schlappe der Rüsten an diesem Puncte würde ihrem Vormarsch ein schwer zu überwindende- Hinderniß bereiten. * Leipzig, 17. April 1885. * Die »Germania" hat noch kein Wort gefunden, um die Welt über die eigentlichen Beweggründe de» Rücktritts de» Abg. von Schorlemer-Alst aufzuklären. Sie hat zu viel zu thun, um den angeblichen Anzeichen von Diffe- renzen und Zersetzungen innerhalb — der nationalliberalen Partei nachzusorschen. Wäbrend sie darüber bei dem gering- sügigsten scheinbaren AnhaltSpunct ganze Spalten voll tief sinniger Untersuchungen dringt, schweigt sie sich über da» hoch- bekeutsame parlamentarische Ereignis m den Reihen ihrer eigenen Parteigenossen vollständig au». Wie wurde seiner Zeit von den uitramontanen Blättern die MandatSniedrr- leguug deS Herrn von Bennigsen a>» Beweis auSgebeutet^ daß eS mit der nationalliberalen Partei rasch zu Ende gehe ,o selbst cie Führer an ihrer Zukunft verzweifelte»! M>c ungleich größerem Reckt könnte man auS dem Rück tritt des Herrn von Schorlemer-Alst die entsprechenden Schlosse an» die weitere Entwickelung und den ferneren Zu- sammenhall der CenlrumSparlei ziehen. Die Partei ist, seitdem die kirchciipolttiscke Frage, die sie allein zusammengehalten, mehr und mehr an Schärfe verliert, in voller Spaltung und Zerrüttung begriffen; es liegen dafür seit Jahren die unzweideutigsten Beweise vor. In allen polititifchen und wirlhschasllicben Fragen, bei Lenen nicht da» kirchllche Inter esse unmittelbar i»S Spiel kommt, bietet die Partei seit Jahr und Tag das Sckauspiel vollster Auflösung und Zwietracht. Wir erinnern nur an daS Socialistengesey, die Dampfcr- subvention und die Colonialpolitik, zahlloser kleinerer Fragen nicht zu gedenken. Ter eigentliche Grund der MandakS- niedrrlegung des Herrn von Sckorlemer wird, da die üblichen Gesundheitsrücksichten doch nirgend- alS ausreichend anerkannt werden, in den Differenzen Uber die Zoll- und Steuersragen, insbesondere der Kornzvlle, erblickt. Herr von Schorlemer ist der Vorkämpfer der extremsten agrarisch-schutzzöllnerischen Richtung im Centrum und man war bisher der Ansicht, er habe seine Fraktion ganz oder doch zum größten Theil hinter sich. DaS scheint nun doch nicht der Fall gewesen zu sein, und diese Erkenntniß mag dem begabten Ccn- trumSsührer die Fortsetzung seiner parlamentarischen Thätigkelt verleidet haben. Auch sonst fehlte eS offen bar nicht an Gegensätzen gegen Windlhorst, der wwver einmal den Sieg in seiner Partei davon getragen hat. Man Vars aus die Rückwirkung diese» Ereignisses aus die fernere Haltung de» CentrumS gespannt sein. Die aristokralisck- gouvernemental-agrarische Richtung räumt daS Feld, die welsisch-oppositionclle behauptet den Platz. Der Annäberung der Negierung und der Conservaliven an die klerikale Partei kann diese Handlung unmöglich förderlich sei». Znnäcbsl wird man gespannt sein dürfen, ob unter diesen Umständen die »och über die Regierungsvorlage binausgehenden Erhöhungen der landwirthsckasllichen Zölle ausrccht erhalten werden können. Unser parlamentarische- Leben verliert an Herrn v. Schorlemer- Alst ohne Zweifel eine sehr bcvculcndc Kraft. Die glänzende Begabung und Fähigkeit des schlagfertigen und kampflustigen westfälischen Freiherr» muffen auch Gegner anerkennen. Für die Partei, der er angebörte, wird der Schlag geradezu ver- hänanißvell sein und vielleicht von nicht geringerer Bedeutung als feiner Zeit der Tod de» Herrn von Mallinckrodt. * Bo» Nizza au» hat der „Coburger Zeitung" zufolge erzog Ernst von Sachsen-Cobura-Tolha dem eichSkanzler zu besten 70. Geburtstag folgendes Glück wunschschreiben gesendet: Durchlauchtigster Fürst! ES ist mir ein Bedürsnch, den Glückwünschen, die Minister von Seeboch in meinem Namen Ihnen überbringt, auch noch ein eigenes Wort warmer Bekehrung und dankbarer Huldigung hinzuzusügcn. Bon Jugend aus hat kein höhere» Ideal mich beseelt, als die Einheit und Macht und Kröß» unseres Vaterlandes. Darum sei mir ver»tu«t, a» dem Jubeliage, den Mttlianen begeistert feiern, auch meinerseits Ew. Durchlaucht von ganzem Herzen Dank zu sagen. Ihre Weisheit hat, unter dem Schirm unsere- kaiserlichen Herrn, weit über alle- Hoffen hinaus meinem Leben, wie dem aller Deutschen, de» tief und beiß ersehnten Inhalt gegeben! Erhalle Gott Sie noch laug« für Kaiser uud Reich! Ew. Durchlaucht treu ergebener Ernst. Daraus hat der Reichskanzler folgende» Dankschreiben an den Herzog gerichtet: Durchlauchtigster Herzog, Gnädigster Herr! Ew. Hoheit danke ich unterihänigst sür den gnädigen Glückwunsch zum 1. April und für die huldreichen Worte der Anerkennung, mit denen Höchst Die selbe» ihn begleitet haben, und deren Werlb für mich dadurch erhöht wird, daß ihr durchlauchtigster Urheber selbst der nationalen Sache Deutschlands »an ihren ersten Ansängrn an zur Seite gestanden hat. In tiesster Ebrerbietuug »erharre ich Eurer Hoheit uuterkhänigster Diener von Bismarck. vrrlin, 4. April 186S. * Dem preußische« Landtag« ist die Denkschrift über die Berbängung de» Belagerungszustandes in Bielefeld zugegangen. Dieselbe stellt die bekannten Vor gänge vor und theilt am Scklnffe mit, daß da» Staats- Ministerium bei Bestätigung der Maßregel von folgenden Er wägungen auSgcgange» ist: Der bei den Bwlrsttder Vorgängen den Bemühungen deS polizeilichen ExecilliopersonalS und der bewaffneten Macht, die öffentliche Ruhe und Ordnung ausrechi zu erhallen, beziehentlich wieder herzustellen, von den erreglem Bolkemassc» eiilgegeiigeseslk Wider stand trug unzweiselhast »ach seiner Jnlensiiät und H ittuückigkrii den Charakter des Aufruhrs an sich. Das Eüischreilen der Polizei er- wies sich als völlig fruchtlos, dir Executivbeamlen wurde» zurück- gedrängt, verhöhnt, mit ThLllichkene» brdroht und sogar miß handelt. AlS daraus das requkririe Militair erschien, wurde auch diesem, selbst beim wiederholte» Einschreiten, thitlicher Widerstand geleistet, so daß mit der blanken Waffe vorgegangen werden mußte. Die Besorgiiiß, daß es zu weiieren und bedrohlicheren Ausschreitungen kommen werde, lag um so näher, als die ursprüngliche und eigentliche Beranlaffung des Aufruhrs, die Arbeitseinstellung in der Kvch'schen Fabrik, noch soridauerte, und in der Stadl überall die Nachricht verbreitet war, daß die Ruhestörungen demnächst von Neuem beginnen würden. Nach allem diesem konnte kein Zmeisel darüber obwalten, daß es sich um einen mit dringender Gefahr für die öffentliche Sicherheit verbundenen Aufruhr haodrlte, zu dessen Unterdrückung die im z. 2 des Gesetzes vom 4. Juni 1851 vorgesehenen Maß- regeln in Anwendung zu bringen, volle Veranlassung vorlog. Diese Maßregel hat sich alS wirksam erwiesen; denn, wenngleich an den beiden ersten Tagen nach Erklärung des BelagerungSzuslaades noch Verhaftungen in Folg« von Einzelexceffen und Widersetzlich keiten erfolgen mußten, so haben doch Ruhestörungen in größerem Umsange nicht mehr slattgefunden. Nachdem inzwischen ein Ausgleich zwischen der Firma Koch u. Lo. und den feiernden Arbeitern zu Stande gekommen ist und die letzteren die Wiederaufnahme der Arbeit mit dem 9. April zugesagt haben, ist der Belagerungszustand für den Stadtkreis Bielefeld und die ArnlSgemetude Gadderboum- Saudhageu mit dem Ablauf deS 8. April 1885 anfgehoben Word«. » » « * Die „Politische Correspondenz" meldet a«S Ko Pen« Hagen, lO. April: Wer den dänische« Verhältnisse« selbst nur ln geringe« Grad« folgt, wird im Augenblicke ein lebhaftes Interesse haben, zo er fahren, wie sich die Stimmung «ach der Publicirnng des pro»!- svrischea FinanzgesrtzeS hier gestaltet ha». Vor Allem muß constaiirt werden, daß eigentliche Exceffe nicht vorgefalle« sind: es ist dies ohne Zweifel einerseits dem Umstande zuzuschreiden, daß die Regierung offen ausgetreten ist, andererseits der Bekundung deS E»t- schlusseS, daß sie ihre Macht in voller Ausdehnung auwende« würde, um eventuelle Unruhen zu unterdrücken. Die Opposition, die vereinigten, Radikalen, Revolutionaire u»d Soeialisten haben aber da» Gefühl, daZ irgend etwas gethan werden müjfe. Man oraauistrt et»» große Protest- verfammlimg und spricht davon. ei»e Mafsendeputatton von Kl'ckn- bauern auS allen Gegenden de» Landes zum König zu senden; man hält Reden, gründet immer zahlreichere Schützeaverelne, deeorirt die Reiterstatue de« verstorbene» König« mit Blumen und Schleift» gerade am Gevurt-tagc d«S gegenwärtigen König«, wir j« auch da« BolkSlhing unterließ, sich am 8. April, dem Geburtstage d«S Königs, zu der Eoar beim Könwe riuzafiuden. Ml» hält Versammlungen in der Absicht, vm die Steuern zu veeweiger», sobald sie erhoben würden, und verspricht de« oppositio»elle« Wähle»», daß r» in diesem Falle mit dem gegenwärtigen Regimeate bald Vorbei sei« werde. Dies ein wahres Bild desjenigen, was hier im Angrublicke vor sich letzt. DaS einzige Mittel, welcher da« Gesetz der Oppositioa an die and giebt, nämlich die Versetzung d«S verhaßte« Miaisteriam« in Änklagezustand, wird gegenwärtig nicht erörtert, dock soll diese Maß regel sofort vom BolkSlhing »ach dem Wicderzusammer. tritt« im Oktober ergriffen werden. Die Ansichten über den Erfolg derselben difseriren; einerseits begegnet man der Meinung, daß die Zusammen setzung deS höchsten Gerichte« die Freisprechung verbürge, anderer seits wird versichert, daß die juristisch hervorragendsten Mitglieder des Gerichtes den VersaffungSbruch als gegeben erachten. Die Taktik der Opposition scheint, was die Zukunft anbe- langt, dahin zu gehen, die Arbeit ganz und gar «inzustellen, vielleicht sogar, vm „die ungefttzmäßigen Zustände'^ zu eonstotiren, vom Reichstage auSzubleiben. Was die Rechte betrifft, die am Ge burtstage deS Königs die Gelegenheit ergriff, um loyale Demonstra- lionen zu veranstalten, so kann man gewiß nicht sagen, duß sic mit der Situation zufrieden sei; allein das allgemeine Raisvnnement in ihren Reiben geht in diesem Augenblicke dahin, daß man den Verlust der Verfassung der Majoritütstvrannei seitens des einen Fattors der Gesetzgebung, dem Könige sowohl als auch dem LandSlhinge gegenüber, vorziehen würde. Daß eS so gekommen ist, ist die Schuld der despotischen Führung der Linken. * Der Berner „Bunss" fährt fort, unter der Gestalt militairstrategischer Studien über die f ckweizer isch-i l a- lienischen Grenzvcrhältnisfe Betrachtungen anzu stellen, die auf Consequenzen politischer Art hinauSlauseu und, sofern sie als SlimmungSsymptome angesehen werden können, auch eine» allgemeineren Interesses nicht er mangeln. Eine in der neuesten Nummer dcS gcuanntcu Blattes an hervorragender Stelle veröffentlichte Sluvie: „lieber die militairiscbe' Grenze der Schweiz" polcmisirl gegen eine unter diesen, Titel im Januarhefte der „Internationalen Revue sür Armeen und Flotten" sHelwing'scht Verlagsbuchhandlung in Hannover) veröffentlichte militairisä' politische SlluatiouSskizze LeS italienischen Schriftsteller» Herrn. Salvioni, welcher Neigung bekundet, die Frage der schweizerisch - italienischen Grenze als veittilationSsähig zu behandeln, wo gegen der „Bund" accentuirt, daß diese Frage in der Schwei: schon längst ihre endgiltige Lösung gesunden habe. Das Blatt schließt seine ziemlich delaillirtcn Untersuchungen über daS Thcina mit folgenden Andeutungen ab: Daß ferner in eine an sich so wichtige Angelegenheit rein mib- tairisch-strategisch.r Natur, die sonst nur von einen» sehr hohrn Standpuncte aus behandelt werden sollte, auch Fragen von verhält- nißmäßig viel minderer Bedeutung, wie diejenige des Schmuggels, mit bineingezogen werden, ist wohl als sehr ausfallend z» betrachien. namentlich wenn man ins Auge saßt, was hierorts a!S ein öffent liches Goheimniß gilt, daß die so oft zum Gegenstand bitterer Be- schwerden gemachte Zollcoetrebande fast aucgchtießlich von Ange- hörigen des Königreichs selbst und allerdings geioccbSmäßig b. trieben wird. Bedenklich ist eS aber doch, wenn die Bevölkerungen ganzer LandeSthcile shstematisch mit Anschauungen und Theorien unter- halten werden, die keineswegs den wahren Interessen der Nation entsprechen. Diese Erfahrung machen wir leider seit 20 Jahren (nachdem General B xio die berühmte Rede im Parlament gehalten) nur zu oft mit der Angelegenhett der italienüch «ckweizeriiche i Militairgrenze; denkt man nun daran, daß heulzulagc die öffentliche Meinung aus alle Unteri ehiiiungen politischer und militairischir Natur einen großen Einfluß auszuüben pflegt, so muß wohl jeder vernünftige Bürger mit uns darin einig geben, daß ein derarliges unvorsichtiges Bcrsahren unter Umständen die unangenehmsten Folgen »ach sich ziehen könnte. Deshalb sprechen wir eS auch unumwunden auS: was w-r bei der Angelegenheit am meiste» bedauern, ist die imederhalte Wahrnehmung, daß das italienische Volt über seine wirk lichen Interessen nicht besser und aufrichtiger belehrt wird. * Ten belgischen Kammern wird demnächst ein Gesetz vorgelegt werden, wodurch König Leopold die Ermächtig»!' erhält, die Leitung VeS Congo-SlaateS zu übernehme. ES wird auch die Erklärung enthalten, daß die Souveränei ! Leopold'» H. nicht im Geringsten seine Verantwortlichkeit als
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