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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-19
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1885
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2L7Ü Centrumssüßrerr aber kegnttgt sie sich mit einigen wenige» verlegenen Zeilen, welche nur von Grsundheilsritcksichken und Geschästsalurlasiting sprechen. Eine keck re Leugnung oder Ber- ffeimlichung ossenkundiger Thatsacheu türsle denn doch noch niemals seitens de» leitenden Organs einer Partei getrieben worden sein. Und dieses selbe Blatt faselt tagtäglich von den inneren Gegensätzen und dem unvermeidlichen Zerfall der »atieiiaNibeealc» Partei! Kann es einen höheren Grad von Lächerlichkeit und Heuchelei geben? * Zn den vielbestrittcne» und gar oft bei den verschiedenen Gerichte» erörterten Angelegenheiten — so wird ossiciöS aus Berlin geschrieben — gehört das Zucht iguugsrcchl der schule, und fortdauernd lausen Klagen über kesse» Heder ich ccltung ein, so daß eine zeitgemäße gesetzliche Regelung »in so mehr am Orte wäre, als die beslebenteu Anordnungen i, cht auSreichcn und diese gar ost zur An. lchließung te- R'cchtSwegcS fuhren, nachdem die ordentlichen Gerichte bcreits eingeschritten sind. Anläßlich eines zu seiner Entscheidung ge langten Falles hat daS preußische Oberverwaltung»« gericht Folgende- erkannt: Der Lehrer in cbenjo berechtigt wie verpflichtet, darüber zu Wacken, daß die Schüler den Unterricht nicht versäumen. ES liegt daher in den AmkS- desuanissen de- Lehrer-, Schüler, welch? die Schule umgehen, dorthin zurückzusühren und sie für ckr pflichtwidriges Ver halten zu züchtigen. Unerheblich isi eS dabei, ob die Unter richts',eit beendigt war oder nickt, da der Lehrer zur Züchtigung des Schüler- auch nach Ablauf der für den Unterricht be- üimniten Zeit berechtigt war. Auch der Umstand, daß der Vater des gezüchtigten Sckülcrö in der Nabe ist, beschrankt das Züchtigungsrecht des Lehrers nickt. Es sind damit also wichtige Grundsätze sestgcstellt, darunter der, daß gewisser maßen der Lehrer sogar dem Vater des SckülerS vorgeht und der Lehrer befugt ist. auch außer der Sckulieit die Schnlzuckt auszuüben. In einem anderen Faste hat das OberverwaltungS- gerickt die gerichtliche Verfolgung eines Schnlnnlcrbeamlen wegen der ihm von dem Vorgesetzten Lehrer ausgetragenen Züchtigung eines Schulkindes für unzulässig erklärt. » * * Der „Deutsche Schulverein" zu Wien ver sendet jetzt Nr. 14 der „Mitthcilungcn". AuS dieser Nummer wird ersichtlich, daß der dcuksch-nationale Verein vom 15. November 1884 bis 15. Februar 1885 um 34 Orts gruppen gewachsen ist, so daß Mille Februar die Gcsammt- z-rhl aller Ortsgruppen sich aus S57 belief. Von diesen 957 Ortsgruppen entfielen auf Wien und Niever-Oesterreich >15, aus Ober Oesterreich und Salzburg 65, aus Steiermark 8g. ans Kärnten 40. aus Kram 5, aus daS Küstenland 2, aus Tirol und Vorarlberg 16, aus Böhmen 420, auf Mähren 130, aus Echtesten 42, aus die Bukowina 3. Unter den neu zngewachsenen Ortsgruppen befinden sich S Frauen- nnd Mädchen-Ortsgruppen (zu Salzburg. Gablonz, Linz, Wien, I. und IX. Bezirk. Waichohm a. d. Mds. Iglau, Teplitz-Sckönau und Prag. Inzwischen hat sich die Zabl der Ortsgruppen auf fast 1000 erhöht. AuS einem Berichte über die Geldgebarung und den Bedarf des Vereines geht hervor, daß sich im Jahre t884 der GründerfondS. auS den Mitgliedsbciträgen auf Lebenszeit gebildet, um >8,700 fl. vermebrte und aus 122,200 fl er höhte; ferner daß an Jahresbeiträgen pro 1883 nachträglich noch 24,005 fl. ««gingen, so daß sich die gefammten Mit- gliedSbeiträgc pro 1883 aus 104,600 fl. stellen; daß die Bei träge für l834 etwa 116,000 fl. betragen und die Mitglieder zahl sich auf 90—100,000 beläuft. An Spenden wurden im Jahre 1884 144F00 fl. (1883: 86.000, >882: 49,500 fl) ab- geliefert. Das Zmsenerträgniß erhöhte sich aus 10,200 fl. (1883: 7000 fl ). Die gelammten verreckneten Einnahmen betrugen im Jahre >884: 256,100 fl. (gegen 212.000 fl. im Jahre 1883 und 153,100 fl. im Iakre 1882). WaS die AuS gaben betrifst, so bat der Verein für Scbulzwecke im Jahre 1884 166.514 fl., seit seiner Gründung 394,100 fl. baar verausgabt, ferner durch Ankauf von Realitäten, Ertheilung von Darlehen und Vorschüsse» im Lause der Jahre 124,300 fl. verwendet »nd überdies einen Betrag von 90,900 fl. für be willigte, noch nickt ausbezahlte Sckulnnterstützungen hinter- legt. Im Ganzen widmete daher der Verein bis Ende 1884 609,200 fl. für Sckuizwecke. Der Bedarf für daS Jahr 1885 beträgt au fortlaufenden Auslagen sür Schulzwecke 132,800 fl., an einmaligen bereits bewilligten Unterstützungen 29,000 fl., an PensionS-RuSlagen 15,000 fl. Nach Abzug der Ver- wallnngSkostcn, die nicht unbeträchtlich sind, verbleiben nur 50 bis 55,000 fl. sür neue Bewilligungen, wenn sich die Einnahmeu deS SckulvereinS nicht wesentlich erhöhen Vom 15. November 1884 bis 15. Februar 1885 wurde im Ganzen in 121 Fällen helfend eingegriffen. ES flössen nach Böhmen 62, nach Mähren I I. nach Schlesien 4. nack Galizien 1, uack Steiermark 16. nach Kärnten 4. nach Kram 12. nach Triest 1, nach Tirol 7 »nd nach Niedcrösterreick 3 Unter stützungen. An kleineren Mittheilunaen enthält Nr. 14 der Mittbeilungcn: die Fortsetzung des Ausweises über die Ort- gruppcii-Einnahmen im Jahre 1833, die Fortsetzung deS Ver sammlungs-Festkalenders, «inen Bericht über die Eröffnung der VereiiiSicknlc zu Iablonetz in Böhmen, sowie endlich einen Bericht des BibliothekauSschusseS, auS welchem hervor gebt, daß aus ein Ansuchen um Büchcrspcnden für Schul und Volksbibliotheken bereit« von 69 Verlegern 1545 Bände gespendet wurden. Die ordentliche Hauptversammlung deS deutsche» Schulderem- zu Wien im Jahre 1885 wird am 25. Mai zu Teplitz. wahrscheinlich unter sehr starker Be- thciligung der böhmischen Ortsgruppen, abgehalten werden * Ucber die Reise deS Prinzen von Wales nach Irland schreibt die „National-Zeitung": Ob es eine Handlung richtiger Politik war, den Prinzen und die Prinzessin von Wales zu einem Besuche in Irland unter den gegenwärtigen Verhältnissen zu veranlassen, das müsse» wir englffchen Beortheilcrn zu schlichten überlassen. Dem persönlichen Ansehen der Erben der britischen Krone in den Augen Europa» dagegen kann diese Reise nur in hohem Grade zn statten kommen. Der Prinz von Wales hat sich zweiselsokne selbst gesagt, als er den Beschluß zur Reise faßte, was alsbald die gelammte Presse verkündete —, daß die Wahr- icheinlichkeit von Störungen und Zwischenfällen aller Art vor- liege: die irische Dyaaniitpresse gar stellt- »och ungleich Ernsteres in Aussicht. Der Prinz von Wales hatte indessen seinen Entschluß ge faßt «nd mit dem heiteren und selbsthnvunle» Glcichniiitb, der ihm eigen ist, hat er die Reise angetreten und sührt er dieselbe durch. Der Prinz von Wale« thnt, um ein Wort unseres Kaisers anzu- wenden. daS er dem Kronprinzen aus die Reise nach Petersburg mitgegeben haben soll, son mstier 6s princs. Daß die Prinzessin von Wales ihren Gemadl aus dieser Reise begleitet, ist ein Zug inäiiukchkr und fester Gesinnung in einer Fürstin, die der Welt bisher nur durch ihre liebenswürdigen Eigenschaften bekannt ge worden war. Thatsächlich hat eS auch während de- Aufenthaltes der Prinz, lichen Familie in Irland an Zwischenfällen nicht gefehlt. Die loyalen Elemente haben in Dublin der revolutionaircn Partei und dem Mob der Stadt zwar noch das Gleichgewicht zu halten vermocht, ja der Empfang in Dublin war bei weitem günstiger, als irgend erwartet worden war. Der Lordmayor von Dublin selbst aber hat bei der Abreise das- Signal zu feindselige» Demonstrationen gegeben und diese haben sich denn an verschiedenen Plätzen Irlands wiederhol!. In Cork, das durch die Rohheit und Streitsucht seines Pöbels berüchtigt ist, kam es gelegentlich des Besuches des prinzlichcn Paares zu Straßeiidemonürationen und Unruhen. Fenstercinwerscu »nd Schreien beweist indessen nichts, und der Prinz von Wales ist ossenbar entschlossen, sich nicht aus seinem irischen Königreich „hinaiispsciseii" zu lassen, wie edcmals ein englischer Dichter sich rühmte, er habe de» KönigIakob mitseinemGedicht aus dreiKSiiigreichcn„h:»a»sgeiungcn". Wir zweiseln nicht, daß der Besuch des Prinzen von Wales die loyale:, Bewohner Irlands, die sich schon beinahe verlassen glaublen, erniuthigt und beruhigt hat; auch den Gegnern mußte die mulhigc Haltung des prinzlichen Paares imponiren. Diese Erfolge werden der Reise verbleiben, wenn auch der Zweck einer Bersöbnung unver- sühnlicher Feinde nicht erreicht werden konnte; doch bierüber wird man sich schwerlich Täuschungen hingegeben haben. Dagegen ist cs nicht gering anzuschlagen, daß der Prinz von Wale- sich mit eigene» Augen von der Lage in Irland überzeugt, die Vertreter der verschiedenen Volksclajsen selbst hört und sein Urtheil über dir Aus»»den der englischer Roglernug in Irlrnä und die Möglich keit der Löluiiq der im Vordergrund stehende» Frag«, Mn und erweitert. Daß nur eine »cra ungestörten Frieden» di« Mildern»«, der Gegensätze m Irland und die Beseitigung der englischen Herr- schalt hrrbeizusühren vermag, liegt aus der Hand. Lm Krieg, in weichen England «reten sollte, würde für die irischen Revolulioaair« das «Signal geben, in gefährliche» Uaternehmnugeu ihrem wilde» Hab gegen England Luft zu machen. Die Reife beS Prinzen von Wake» »ach Irland war alt eine Friedensmiisio» gemeint, die augeaehmr» wie dir bitterra Lrsoh- rungen, welche der Prinz während seine- irländischen Aufenthalte« sammelt, werden, wie wir denken, auch für die englische Regierung nicht verloren sein, wenn sie ihr« schicksal-vollen Entschlüsse über die Ansreckthaltnng de- Weltfrieden- faßt. Der lärmenden Krieg-Partei in Indien triit eine Frieden-Partei in Irland gegenüber und di« Zustände in Dublin und Lork müssen der e NPH leben Nation schließ lich wichtiger je.» als einige Meilen mittelasiatischer Steppen und die Laie von Pendschab. Wir setzen dabei allerdings voraus, daß es England möglich gemacht wird, unter Wahrung seiner Ehre al- große Weltmacht ans jenem Conslict herauSzutrctea. Daun werde» sich vielleicht an die jetzige Reise de» Prinzen von Wale» noch sür Irland segensreiche Folgen knapsen. * In Großbritannien sind geßrnwärtig von den 24 Dicnslbatlerie» der rei lenden Ar tillerie l7 mit dem 9-, 7 mit dem 13-, vo» den 90 Dienstbatterie» der Feld artillerie 52 mit dem 9-, 5 mit dem 13-, 23 mit dem >6 Psünder bewaffnet. Der neue 22-Psünder, welchen eng lische Blätter sür daS beste Feldgeschütz in Europa erklären, ist bei keiner Batterie im Gebrauch. * Wie man der .Politischen Eorrespondenz" auS Moskau schreibt, hätte die mohamedanische Insurrection im gewesenen Khanate Kaschgar in letzter Zeit ansehnliche Fortschritte gemacht. Der Chef der Insurgenten, Ehakim-Kban-Türja, hat nach einem heftigen Kampfe, in dem die Chinesen lokal geschlagen worden sein sollen, die bedeutende Studt Iarkand besetzt. Der Prätendent, ein Sohn Jakub-Beks, soll über ein ansehnliches Heer verfügen und im Bormarsche aus Kaschgar begriffen sein. * Die Berichte deS nach dem Rothen Meere entsandten Generals Ricci über die Ergebnisse seiner Besichtigung der italienischen Garnisonen daselbst lauten, der „Kölnischen Zeitung" zufolge, im Allgemeinen befriedigend. In Assab, in Beilul, in Massauah waren Unterkunft und Verpflegung den Umständen nach leidlich, GesnnbheitSvcrhältnisse ind Geist der Truppen gut; die zur vorläufigen Befestigung der belressenden Puncle auSgesübrlen Arbeiten genügten für den Zweck um so mehr, al« bis dabin nur in der Nähe von Beilul einige Unsicherheit geberrschl hatte und diese auch jetzt vollständig geschwunden zu sein scheint. Massauah ist nach der Ansicht deS Generals der wichtigste Pnnct am Rolhcn Meer und verdient die ganz besondere Aufmerksamkeit der italienischen Regierung; übrigen- sei daS dem Obersten Saletta anver trante Cvinmanbo in den besten Händen. Assab sei einer starken Besatzung nicht bedürftig. Etwa« gebrückt seien die Truppen durch die ihnen auserleqte Zersplitterung und Un- tbäligkcit; daran aber sei bis Herbst nicht» zu ändern. Man hört übrigens von anderer Seite über Vorbereitungen, namentlich Ankäufe von Kameclen, die getroffen werden, um den größeren Theil der Besatzung von Massauah nach Keren zu schassen, sobald die Genehmigung de- König- Johann eingctrofsen sein wird, an den bekannmch eine kleine Gesandt schaft entsandt woiden ist. * DaS Comitö der BaSler Mission-gefellschast bat an den deutschen Reich-kanzler eine eindringliche Petition um möglichste Beschränkung der Branntwein- Einsuhr in Westasrika gerichtet. DaS Vorgehen wird im Eingang damit begründet, daß dieser Gesellschaft sehr viele Deutsche, namentlich Süddeutsche, angehören, die Frage also zugleich eine deutsche sei. Sodann seien im deutschen Reichs tag von einem Milzliede desselben Aeußerungen gefallen, welche die SchnapSeinsukr unter die Neger gar al« ein entschuld bare« HanbelSgcschäst, daS der Humanität zwar widerstreite, darstclltcn. Dem gegenüber beruft sich der Vorstand der Gesellschaft aus seine Eisahrungen. welche er aus seinen zahl reichen MissioiiSstationen a» der Golbküste seit 60 Jahren gemacht habe und welche rie verderbliche» Folgen Nachweisen, die der Ver trieb und Genuß von Branntwein auf die Neger haben; darum ist auch der Handel mit Alkohol aus den Stationen und Factoreicn der MissionSgesellschast gänzlich verboten, dagegen denjenigen Artikel», welche die Civilisation wirklich fördern, die Einsuhr gestattet imd damit auch den Anforderungen des HandelSgeschäslcs aus billigen Gewinn Genüge geleistet. Die Verleitung der Neger znm Branntweingenuß führe den moralischen, ökonomischen und physischen Ruin derselben herbei, äbnlich wie beim Opium; die Neger trinken, so lange sic etwas haben, und wenn sie nichts mehr haben, so macken sie Schulden, um trinken zu können und werden dann nach dortigem alten Recht Leibeigene ihrer Gläubiger. Am Schluß avpellirt die Petition an da« sittliche Gefühl de- deutschen Volke« und vor Allem an die Zusage de- Fürsten, welcher versprochen habe, da» praktische Chriflenthum zur Grundlage seiner Politik machen zu wollen. * Die New-?)orker Blätter „Herald" und „Evening Post" dringen daraus, daß im Falle eine- Kriege» zwischen England und Rußland der Bereinigten Staaten Congreß zu einer außerordentlichen Session einberusen werden sollte, um da- Gesetz von 1792 aufzuheben, welches die Negistrirung von im AuSlande gebauten Schiffen als amerikanische und deren Segeln unter der amerikanischen Flagge verbietet. Beide Journale argumentiren, daß, wenn das Gesetz aufgebvben wird, die Bereinigten Staaten einen großen Tbeil ocS überseeischen Transportgeschäft» zwischen England und Rußland, insbesondere im nordatlantischen Occan, wiedercrlangcn würden. * Den kürzlich eingetrofsenen New-?)orker Zeitungen zu folge hat der Präsident der Bereinigten Staaten den viel besprochenen Vertrag mit Spanien, bezüglich der spanischen Antillen, welcher von seinem Vorgänger dem Senat zur Beschlußfassung übersandt worden war. von dieser Körperschaft zurückerbctcn und erhalten. Als Grund dieser Zurückziehung wird angesührt, daß der Vertrag, wie auch die anderen mit Nicaragua undSan Domingo geschlossenen Verträge, einer noch maligen Prn'uiig unterzogen werben solle. Nach Inhalt derselben Zeitungen dürste aber der spanisch-amerikanische Vertrag „bei den bekannte» Anschauungen deS StaatssccretairS Bayard hinsichtlich der ivirthschastlicken Reformen keinensalls wieder in der jetzigen Form, wen» überhaupt, an den Senat zurückgelangen". Jedenfalls ist damit die Inkraftsetzung des selben. da hierzu die Zustimmung de- erst im December wieder zusammentrclenkcn Repräsentantenhauses notbwendig ist, mindestens auf Jahresfrist vertagt. In Cuba sind dadurch die lang gehegten Hoffnungen der Zucker- und Tabakprokucenten, denen der Vertrag wenigstens in der ersten Zeit große Vorlheile versprach, enttäuscht worden. Daß diese Vorlheile überdies aus Grund von MeistbegünstigungSverkrcigen anderer Nationen auch diese» zu Gute kommen würden, woran man dort nicht gedacht zu haben scheint, hat dem Vertrage in den Augen der cubanischcn Producenten allen Werth geraubt. Heute läßt sich sagen, daß dir ganz? Epikoce der VertraqSverhanklnngcn der Insel Cuba erheblich -'-schadet hak. Von dem Moment an. wo der Entwurf in Madrid gezeichnet wurde, bat nickt blos der Import von alle» Waaren, denen eine Zollcrinäßigimg zu- gesickert war, betenlend nachgelassen, sondern auch daS Zucker- aesckäsl bat einen äußerst flauen Verlaus genommen. Zahl reiche Verkäufer haben in der Hoffnung, baldigst den in Amerika fortsallenden Zoll aus den Preis der Waare schlagen zu können. Mit dem Verkauf abgcwarkel nnd stehen heute vor »och niedrigeren Preisen als vor einigen Monaten. der Englands Flotte. ^ Ncbcr den Stand der englische» Flotte entnehmen wir .Post" die folgenden bcinerkenSwerthen Mittheilnngens: Dir Debatten, welche vor einiger Zeit im englischen Parlament und in der enzlischcu Presse mit großer Lebhaftigkeit über die eng- lisch» Flotte geführt wurde» und in welchen schließlich die Unzu länglichkeit dersclden soweit anerkannt wurde, daß die Negierung sich genölhigt sah. sosort zu einer Verstärkung derselbe» zu schreiten, geben in einem Moment, wo ein Eonflic» mit einer andern Groß- macht droht, zu ernstem Nachdenken Leraniassung. Eng land« Entwickelung zu seiner jetzigen Große und weit- gebietenden Stellung knüpft sich an die seiner Flotte; ihr hat da« Land sein«, nationalen Reichthum nnd seine ausgedehnte» colonialen Besitzungen zu verdanken; t» der Flotte liegt auch >etzt noch uabeftrüten dt« Hauptmacht England«. Daß cS diele Macht bei einem Eoaslict »ach Möglichkeit ausnutzen wird, ist selbstver ständlich. »nd wen» e» dieselbe bet einem Kriege mit Rußland, wie er augenblicklich droht, auch aus dem dewnächsiigen Kriegsschauplatz selbst nicht entsaften und zur Geltung bringen kann, lo kann sie doch aus den Au«gaag de- Kriege- schw-r in die Waaqichale fallen. Daß England gesonnen ist, seine Ueberlegenheit zur See ausrecht zu er» valten, beweise» jene Verhandlungen im Parlamente. Wen» die- selbe angegriffen wurde, so war es zunächst nur im Vergleich mit der sronzöslschen Marine, indem man sich in den Tiscussio-ien bemühte, die Inferiorität der englischen Marine der letztere» gegenüber zu beweisen. Alle anderen Marinen, spccicll auch die RußlaadS, kommen bei einer Loncurrrnz vorläufig doch nicht m Frage. Den absoluten Gesecht-werth einer Flotte oder auch den relative» im Vergleich mit einer anderen Flotte fest- zustellea, ist sehr schwierig. Während sich bei den Armee», die ihrer Zusammensetzung nach sehr ähnlicher Natur sind, wenn man den moralische, Einfluß nicht in Rechnung zieht, der Wirkungsgrad der selben au« der Zahl der Combattauten, auS der Ueberlegenheit dieser oder jener Waffe, out der organisatorischen Stärke re. schätze» und au« diesen Faktoren ein Urtheil über den relativen Werth der Heere ableitea läßt, ist ein derartiger Vergleich bei den Floiten nicht möglich. Ist der Gefechtswerth deS einzelnen Schiffe- schon von vielen Faktoren abhängig <von denen die hanplsäcklichsten die Artillerie, die Renne, Torpedo, MunitionSvorräthe, die Schutz- und Defensiv« mittel wie die Panzerung, die Beweglichkeit de« Schisst-, Schnellig keit und Maiiövrirfähigkeit. Seeeigenschasten. Kohleiiverbraiich und audere sind), über deren Wcrlhverhältntß man noch nicht einig, und welches je nach de» Umständen variabel ist, so muß die Zusammensetzung der Flotte noch ganz verschieden aus- fallen und erbält einen anderen Werth nach der Ausgabe, welche derselben zufällt, ob sie zur Küftenvertheidigung, zur Offensive, zu großen überseeischen Expeditionen »der anderen Zwecken bestimmt ist. England« Marine soll ihrer Stellung nach allen Ausgaben, die an eine Flotte herantreteu können, gewachsen sein; sie soll nicht nur dem Mutterland« »nd de» Kolonien, sowie dem Handel derselben hinreichenden Schutz gewähren, sondern auch zu jeder Offensive und großen kriegerischen Artionen in seinen überseeischen Stationen fähig sein; ihre Zusammensetzung muß daher eine vielseitige sein und alle Typen von Schiffen enthalten. Wenn eS un» hier nicht möglich ist, aus die Detail« der ei»zelnen Schiffe rinzugehcn, so werden wir doch durch eiue allgemeine Uebersicht ei» Bild von Englands Stärke zur See geben können. Die gekämmte englische Flotte besteht an« 62 Panzerschiffen, 2 Torpedoichiffen, 9V Torpedobooten, 222 ungepanzerten Kreuzern, Kanonenbooten, Avisos und Iachien, 14 Transportschiffen, 10 Segel schiffen, 36 Hasen- und Wcrstdampsern. 151 stationären Schiffen d. h. Linienschiffen (11), Segelschiffen und Hulk« aller Art, weiche als Schul-, Flaggen-, Wach-, Kasernen- und Depolschiffe dienen, oder al- KohienhulkS, schwimmende Hospitäler rc Verwendung finden, und 27 Küstenwachkreuzern. Hierzu kommt noch eine geringe Anzahl von Schiffen der Eoionialregieruiigen, sowie im Falle eines Kriege» die der Handelsmarine zu entnehmenden Auxiliarkreuzer (cirea 300). Bon den Panzerschiffe» werden 49 als eigentiiche Schlachtschiffe bezeichnet, die übrige» sollen hauptsächlich zur Knsleu- vertbeidigung dienen. Erstere zerfallen in 21 Thurmschiffe, 12 Breit- ieitichiffe alten Typs (Fregatten), 16 Breitseitschiffe neueren Typ» (Kalemaltschiffe). Von den Thurmschiffe» und überhaupt von den Panzerschiffen ist das mächtigste der Inflexible; derselbe hat «in Deplacement von 11,880 Tons, eine Maschinenkraft von 8010 indicirlen Pfcrdekräsleu, ist 9? w lang und 23 w breit, trägt einen Panzer von 305 mm Stärke in der Brustwehr, 407 inw im Thurm und 76 mm im Deck, eine Armirung von 4 80 Tons-Geschützen, 8 leichten Geschützen und 14 Revolverkanonen (Mitrailleusen); ein» ähnliche Größe hat der Dreadriought. Die kleinsten Schiffe dieser Elasse sind Lonquervr und hero, beide mit einem Deplacement von 6200 Ton- und einem Panzer von 305 ww. Die ädrige» Schiffe liegen zwischen diesen Grenzen; sie haben eine Geschwindigkeit von 13—17 (Edinburgh) Seemeilen per Stunde »nd eine» Tiefgang von 7—8.5 m. Die qrüßien Repräsentanten der Bceüseitschifse alten Typs sind der Sgincourt, Minotaur und Rorlhbuinberiand mit einem Deplacement von 10.700 Ions, einer Musst,inenkraft von 6500 bis 6800 Pferdestärken und 140 mm starkem Panzer, nenercn TyvS die Alexandra mit 9490 Ions Deplacement, 8610 Pierdestürken und einem Panzer von 305 mm Stärke. Die Breitsritschiffe älteren Typ- erreichen eine Geschwindigkeit von I1—I4 Seemeilen, die neueren Typ- von 12—15. Die Elasse der Küstcnvertl,ewiger besteht aus 10 Thurm- ichissen, 2 Panzer-Kanonenboote» und 1 Panzerbatterie (Terror). An Tvrpedo-Fahrzcugen besitzt England daS Torpedo-Ramm schiss Polyvbemus, 1 Torpevokrcuzer, 19 Torpedoboote erster, 70 zweiter Elasse. ES sei hier gleich erwähnt, daß außer den neuerdings von der Admiralität angeordneten bedeutenden Neu bauten dieser Branche noch 2 Torpedokreuzer und 4 Hochsee-Torpedo- boote im Bau sind. Die Torpedoboote erster Elasse sind für die locale Bertheidigung eines Häsens oder einer Küstenstrecke bestimmt; sie sind 26—29 m lang »nd haben eine Geschwindigkeit von 18 See meilen, die Boote zweiter Eiasse, circa 19 m lang, solle» »n Bord der Schlachtschiffe mitgesübrt werden. Die ungepanzerten Schiffe bestehen a»S II Kreuzerir-galten, 65 Kceuzercorveiten, 49 Kanonen booten erster Elasse, 74 Kanonenbooten zweiter Elaff«, 23 Avisos. Dachten und Raddampfern. Außerdem besitzt England noch 36 alte schiffe dieser Kategorie, weiche in der obigen liebersichiszahl nicht mit enthalten sind; sie werden nicht mehr zum esfectiven Kreuzungsdienst verwendet, oder sind zur Londemnirung in Aussicht genommen. Bonden Trane-portschissen sind die 5 größte» specicll für deu TruppentranS Port nach Indien bestimmt; dieselben haben bei einer Länge von 110 w ein Deplacement von 6211 Ton« und lausen 12 (S) resp. 9 (2) Seemeilen pro Stunde; 4 andere sind etwas kleiner, während die 5 übrige» hanpisächlich sür den Transport von Material ein gerichtet sind. Die Auxiliarkreuzer sind Danipser der Handelsflotte, welche von der Admiralität für tauglich erklärt sind, im Keiegssalle als Kreuzer zu dienen, und denen namentlich das Kapern der feind lichen und die Begleitung der eigenen Handelsschiffe zufällt. Im Bedarsssalle werden sie mit älteren Beschützen armirt; ÄuSrüstung» und Munitionsdepots sür dieselben bestehen in Bombay, Kapstadt, Hongkong und Sydney. Die Segelschiffe, welche lediglich für den Schul- und Ausbildung«, dienst verwendet werden, haben ebenso wie die stationären Schiffe sür den Krieg wenig Bedeutung. Die Küsten-Wachkreuzer sind kleinere, theilS Dumps-, tbe-is Segellahrzciige, welche zulnmmen mit einer Anzahl Panzerschiffen den Küsteiiwcichdieiist versehen. Boa letzteren sind augenblicklich neun aus der Zahl der Bceilseit-Panzer schiffe sür diesen Dienst (coast ssuirrst) bestimm!. Von den Eolonien haben Indien und Auslr-iUe» eine geringe Zabl von Kriegssahrzeugen. die aber mangclhast armirt und ausgerüstet sind und ini Falle eines Krieges keine große Rolle ivieicn würden. Die i» Aussicht ge nommene und von der Adnnralttüt bereits angcordnetc Vermehrung der Flotte besieht in - Panzerschiffen, -t Krcuzersrcgatie» mit Panzerdeck. 5 Kreuzern mit Panzcrgürtel, 2 Torpedo-Nammschiffen, 10 Torpedo kreuzern und 30 Torpedobooten erster Liassc; diese Verstärkung beansprucht ein Exiraordinarium von 13.100.<100 Pfund Sterling, ferner kür die Armirung der neuen Schiffe noch 1,600,000 Piund. Wenn auch der Bau dieser Fahrzeuge nach Möglichkeit beschleunigt werden soll, so können sie doch vorläufig nicht mit in Betracht gezogen werden. Die augenblicklich in Dienst befindlichen Schiffe sind auf die Haiiptstationcn wie folgt vertheiK: Das Canalgeichwader besieht aus 6 Panzerschiffen (Achilles, Agincourt, Minotaur, Nevtune, Norlh- umberiand, Sultan). Im Mitielmcer und bei,, Rothen Meere befinde» sich 25 Schiffe, darunter 7 Panzerschiffe (Alexandra, Dreadnought, Inflexible, Iiivincibie, Monarch, Superb, Tömöraire), in Nordamerika und Westindien 12 Sch sse, von denen 2 Panzer (Nortbampton, Terror), an der Südostküste vo» Amerika 4 Schiffe, im Stillen Ocean 8 Schiffe incl. 1 Panzer, am Cap der gut« Hosi-inng und der Westküste von Asrika 10 Schiffe, in Ost«,Kien ebenfalls 10, in Cbiua 20, »icl 2 Panzerschiffe, in Australien 9 Schiffe mit 1 Panzer. Von de» 19 Torpedobooten 1. Elasse befinden sich 10 aui überseeischen Stationen, 2 in Gibraltar, 4 in Malta, 2 in Bermuda und 2 in Hongkong. Wie die Regierung im Falle eine« Krieges mit Rußland diese Flotte diriairen und verwniden wird, darüber läßt sich vor der Hau» natürlich noch nichts »„geben. Es ist zu vermntstkn, daß sich die Hauptkräfte gegen d e Ostsee und daS Schwarze Meer wenden werten, um die russischen Häsen und Küsten anzugreisen und zu sverre», einen weitere» Angriffspunct werde» die an der Ostknste Asiens gelegenen sibirischen Häsen Rußlands bilden. Ter Rest der Flotte wird zum Schutze des eigene» Lande», der üolcnien und der Handelsflotte, sowie zur Störung des keindlschen Seeverkehr- ver- wendet werde». Dtr Tran-portflotte «sich fich pmächst lediglich «ß den Truppentransport nach Indien beschränken müssen »nd hieetz» noch eine bedeutende Verstärkung erß.brc». Letztere ist bereit- vor bereitet und ungebahnt durch die Eharierung großer »cennffchrr Schuelldampser von Seite» der Admiralität. Bisher sind 11 solcher Dampfer genannt worden (Amerika, Umbrin, Etruria, Oregon, City os Rome, Servia, Aurama, Austral, Nord Ameriqne, früher Stirling Castle, Alaska, Arizona) von denen einzelne sür che« kriegerische Bestimmung bereits umgearbeitet und ausgerüstet werden. So viel wie möglich werden selbstverständlich die Schiffe i» F«Ue eines Kriege» aus oder iu der Nähe ihrer augeublickliche» Stationen Verwendung finden. Eine sehr wichtige Frage bleibt noch, ob England hiareichond eemännische- Personal hat, um im KriegSfafl die nöihigeu Schiffe zu besetzen. Ans den jüngsten Debatten über die Flotte geht hervor, daß sich augenblicklich aus den im Dienst befindlichen Schiffen 22,000 Mann befinden, «nd daß im Ganzen einschließlich der Reserven 100,000 Mann ausgebracht werden können. Wenngleich es zweifel haft erscheint, ob bei Ausbruch eine» Kriege- dies« Mannschaft wirk lich zur Stelle ist, so muß un» diese Zahl doch al- Anhalt diene», wie sich denn die Rechnung nur ganz überschläglich anstellen küßt. Nimmt man dir Besatzung eine» Panzerschiffe- n» Durchschnitt z» 500 Mann an. di« der Kreuzer, Kanonenboote rc. im Mittel zu 200 Mann, so würden zur Indienststellung von 60 Panterschiffen und 200 ungepanzerten Schiffen 30,000 -s- 40,000 — 70,000 Maun erforderlich sein, während die Besatzung sämmtlicher Torpedoboote nur wenig Personal erheischt. Hiernach könnte wohl England auch in Bezug aus da- Personal deu Ausgabe» seiue» Flotte gerecht werden. ^ Entscheidungen des Reichsgericht». (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich versolgt.) Der Kammmacher K und der Schmied H. zu K. sind vom Land- gericht wegen wissentlich falscher Anschuldigung — g. 1S4, Str.-G.-B. — aus Grund solgenden Sachverhalt- verurtheilt. Die beiden genannten Angeklagten haben mit Anderen gelegentlich der Schiilzenwahl zu K. eine vom 6. Februar 1884 datirte Eingabe an den Landrath de- Kreise- Ober-Barnim zu Freienwald« o/O. ge richtet , worin sie sich zunächst beschweren, daß sie in die Lifte der timmberechligten Wähler, welche vom 28. bi» 30. Januar im Schulzenamte auSgklege» habe, nicht aufgenonimen seien, indem fie behaupte», daß sie, obwohl nicht Grundbesitzer, doch, weil steuer pflichtig, auch stimmberechtigt seien. ES heißt dann in der Eingabe weiter: Außerdem wolle», wir noch ansühren, daß in der Wühler- liste, welche auSgelegen hat, dem Schulzen Schneider 3, dem GerichtS- mann Krüger 2, der Wittwe Wiemann 2 Stimmen beigelegt find, während ander« Besitzer, deren Grundstücke dem der vorgenannten an Werth mehr als daS Biersache übersteigen, nur 1 Stimme bei- gclegt ist, z. B. Stieber, Brnhold, Sandmann. Da ein Lerthei- lungSrecht eingesührt ist, nach welchem, wie oben bemerk», »ach Maßgabe der Verpflichtungen anch Rechte vertheilt werden müsse», so ist auch in dieser Beziehung die Wahlliste unrichtig. Wir bitte», dem Gemeindevorstand hier auszugeben, eine neue und richtige Wühler- liste anzufertigen, ehe zur Wahl de- Schulzen geschritten wird. Die Angeklagten haben die au-gelegte Wahlliste selbst eingeseheu und zwar K. zusammen mit seinem Vater und dem Rentier St., H. zusammen mit R. Die Wahlliste ist de» letzteren von dem Schulzen Sch., den erstercn von dessen Ehefrau zur Einsicht vorgelegt. Sie enthält und enthielt damal- bei jedem der «us- gesührten 21 Personen, namentlich bei Sch., S. und der W. nur je Eine Stimme. In der im Jahre 1880 zur damaligen Echulzen- wahl ausgestellten Wahlliste sind da malt dem Sch. 3, dem K. 2 und der Wittwe W. 2 Stimmen beiaelegt. Seit 1880 ist durch den Kreislandrath angeordnet, daß jedem Wähler nur eine Stimme zuertheilt werden dürfe, und diese Verfügung ist den Angeklagten K. und H., wie sie selbst augebeu» bekaaut gewesen. Das Landgericht hat nun bei der verurtheilong au-geführt: wenn nun diese Angeklagten den Schulzen Sch., dem die Ausstellung der Wahlliste oblag, beichuldlgen, und zwar bei dem Kreislaadrath als der ihm Vorgesetzten Behörde, daß er entgegen der ihm ertheilteo Vorichrist einzelnen Wählern, namentlich auch sich selbst, mehr als eine Stimme in der Wahlliste beigelegt Hab«, so beschuldigen sie ihn der Verletzung einer von ihm zu besol- gendea A m t S p s l i ch t; sie thun dies ferner wider bessere« Wissen; denn sie haben die Wahlliste eingeseheu und wissen daher» daß dieselbe einen anderen al« den von ihnen angegebenen Inhalt hat. Ein Jrrthum ist ausgeschlossen: denn sse bleibe» noch jetzt bet ihrer in der Beschwerde ausgestellten Behauptung stehen, und er klären läßt sich die Behauptung durch die Feindschaft, in welcher K. g-richi noiorisch, H. »ach Zeuguiß de» Sch. mit dem Letzteren leben. Der Kammmacher K. hat gegen die verurtheikende Entscheidung de- Landgerichts Revision eingelegt, welche da- R.-G., ll. Strafsenat, am 21. October v. I. verworfen und dabei Folgende« au-gesührt hat. ES steht hier die Frage zur Beurtheilong, wie der bestehenden OrtSversassung gemäß die Wahlliste von dem Ort-Vorsteher aus zustellen war. Die Urheber der Bcschwcrdcschrisr vom 6. Februar 1884 gehen davon aus und machen zum Gegenstand ihres Angriffs, daß dem Rechte zuwider in der Wahlliste den gedachten drei Personen nicht nur je Eine Stimme, sondern 3, beziehentlich 2 Stimmen durch den Gemeindevorsteher Sch. beigelegt sind, und der Angeklagte hat diese falsche Thatjache mit Umgehung de« durch 8- 45 deS Gesetzes vom 26. Juli 1876 vorgezeichneten, ihn zunächst an den Gemeindevorsteher weisenden Wege« wider bessere- Wissen dem Kreislandrath angezeigt. Hatte der KreiSlandralh. der amtliche Vorgesetzte de- Schulzen Sch., da- im Jahre 1880 eingeschlagene Verfahren reprobirend und damit die Existenz einer gegen die allgemeine Regel eine Ungleichheit der Stimmrechte zulassenden Ortsvers-isjung ver neinend, wie al» dem Angeklagten bekannt sestgcstellt ist, die Anordnung erlasse», daß jedem Wähler in der auszuslellenden Wahlliste nur eine Stimme zuertheilt werden dürfe, so kann darin ein RechtSirrihum nicht gefunden werden, wen» angenommen ist, daß der Schulze Sch., indem er dieser Anordnung zuwider mehreren Gemeindemitgliederu eine größere Zahl und in-besondere sich selbst drei Stimmen in der Wahlliste bei. legte, eine Amtspflicht verletzt, d. h. eine Handlung begangen haben würde, die geeignet gewesen wäre, gegen ihn ein diScipli- «arischeS Einschreiten herbeizusühre». Richtig ist zwar, daß da- Bewußtsein vo» dieser Geeignetheit der Handlung zum Thatbestande de- 8- >64, Str.-G.-B-, erfordert wird. Dasselbe ist aber auch durch den Gebrauch der Gesetzesworte al» bei dem An geklagten derzeit vorhanden sestgcstellt, und die- genügt, weil nach Inhalt de« Sitzung-Protokoll- ei» Brstreitkn «ach dieser Rich tung nicht geschehen war. Literatur. . Die „Ist»", Zektschrist jür alle aaturwissen« schaftlicken Liebhabereien, herausqegeben von vr. Karl Ruß (Magdeburg, Creutz'iche Buch- und Musikalienhandlung, R. L M. Kreischmann), cntbält in Nr. 16: Zoologie: Der Gold fisch und seine Svielarte» (Fortsetzung). — Miitbeilungen über Züchtungen von Seidenraupen in« Jahre 1884 (Fortsetzung). — Botanik: Florblumen (mit Abbildungen). — Naturwissenschaftlich« Rundschau. — Vereine und Ausstellungen: Hamburg; Brüssel; Braunschweig. — Bücher- und Schristenschau. Die Nr. 16 der . Gefiederte» Welt". Zeitschrift für Vogel- liebhaber, -Züchter und -Händler, herausgegcben von Or. Karl Ruß (Magdeburg, Creutz'iche Buck- und Musikalienhandlung, R. L M. Kretschmarin), enthält: Zum Vogelschutz: Nachtigalensteuer. — Die Arbeit eines Sckwarzipeckts. — Beobachtungen über daS Tronimeln der Spechte. — D e Ober!« sitz i» ihren Beziehungen zum Zug der Bügel. — Aus meiner Vogelzucht. — Die Ausgaben des AndreaS- berger Kanarieiizüchlei V.icms (Schluß). — Neuere Hilfsmittel der Stubenvogelpslege, -Abricht.mg und -Zucht. — Zum Vogelschutz: Amsel, Slubcuvö.iel sür Vcrlrecher; Berichtigung. — Aus den Vereinen: Rostock; Kö.u e. Ri : Worms; Spitzkuniiersdorf; Siegen; Ausstellungen. — Ans.aec!, und Auskunft. — AuS Haus, Hos, Feld und Wald. — Briefliche Mttlhcilnngen. — Bücher- und Schristenschau. -ÄA Saale-Zcitnng. LL 14,»II« r». R. Gkl-stnste und verbreitetste Zeitung der Provinz Sachsen. aller Art finden durch die Saale-Zeitung die wirksamste Ver breitung. Preis pro Zeile 20 Pf. Vrjimm L LSLizsyZz Neumarkt 14, pari. Heire»-. Damen- »,,s Üluderaarderode. s»«ie So»«et. 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