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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-18
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1885
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Grfchelnt täglich früh 6'/,Uhr. Nröartion und LrießM«« Jobannesgafle 8. Sprechliun-rn -er flkiacli««: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. gor du riuckß«», e>»,«i„l»l«r M-»uIcn»t» ««che ßch »U N«»»c»>»» mchl »erduldUch, «n«at»e »er f»r «te nichM«l>e»«e 3«»w«er »efttmmten Inserate an Wochentagen «ts S Uhr Nachmtttae», an Senn- «n» Festta,rn srütz dt«'/,» U,r. 3n den /Malen flr Ins.-Annahme: Otte klemm, UniversiiälSstrahe 1. Leut« Lösche, Kaiharincnftr. 23, p. nur dt« '/,3 Uhr. 108. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ^ ^ >> »>!l ' Sonnabend dm 18. April 1885. Mesi-Auflage INOS0 Älionnrmrntsnrria vieutelj. 4'/, Mit. incl. Brtnaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede riuzeln« Nummer 20 Ps. Beleg^emplar 10 Ps. Gebüliren für Extrabeilaara (in Tageblatt-Format gesalzt) «hur Postbesörderung 38 Mk. «»1 Postbesörderung «8 Mk. Inserate 6gespalte'ne Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preis verzeichaiß. Tadellartscher u. Fisserniay nach höherm Taris. Nerlamrn unter dem RedactionSftrich dte4grsvalt. Zelle 50 Ps., vor den Familien na chrichteu die 6gespaltene geil- 40 Ps. Inserate sind stets an die ttpprvitie» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuumernuiio oder durch Posd- Nachnahme. 79. Jahrgang. Wegen der Messe ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpeältloi» äe8 L,e1p2l8er ^axedlaltes. Amtlicher Tkieil. Bekanntmachung. Auch im verfloffenen Winter ist eS wiederholt vorgekommen, daß einzelne Flügel der nach Außen schlagenden Winter- (oder Doppel-) Fenster durch unvorsichtiges Gebühren oder andere Ursachen cniSgchäiigt worden und aus die Straße gestürzt sind. — Da hierdurch die Straßenpaffantcn gefährdet sind, so werden die Besitzer beziehentlich Verwalter derjenigen HauSgrundstücke. in welchen Fenster mit nach Außen schlagen den Fiügeln über Straßen, Plätzen oder ander.n öffentlichen Bsc kehrsräumen vorhanden sind, hiermit angewiesen, bis svätestenS zriui t. Oclobcr dieses Jahres die letzteren mindestens an einem der Bänder mir einer Borkehrnng versehen zu lasten, welche das unabsichtliche An-bäugen verhindert. Das Modell einer solchen Einrichtung. welche in den meiste» Fällen anwendbar sein wirk, kann im Bau-Polizei-Büreau, Zimmer Nr. 5, in der 1. Etage deS Ralbhauses besichtigt werden. Im Unterlassungsfälle hat sich der Verpflichtete einer Geldstrafe bis zu 60 Mark oder entsprechender Haftstrase zu gewärtigen. Leipzig, am 10. April 1885. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Wilijch, Asf » Platz-Verpachtung. Ein an der äusteren ffregestraße entlang der Grenze des Grundstücks der Große» Funkenburg gelegener, zeilher an den Zimmcrmeisier George verpachtet gewesener und von demselben thcllwe>se unterverpachleter Plntz, auSschlicflltch deS davon an die Herren Maurermeister Kietz L Schade ver- packtetell TrcnnstückS an der Aueiistraße, von ca. 22VÜ Quadratmeter Flächeugebalt sott zur Benutzung als Werk oder Lagerplatz vom I. Juli I. au gegen einhalb- jabrliebe Kündigung Freitag, den 24. dies. Mou., Vormittags II Uhr, auf dem NathhauS, I. Etage. Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Die Vecsicig-ruiigS- und Vcrpachlnngsbedingungcn und ein Plan liege» ebendaselbst aus dem Norsaale bei den dienst habenden Natl,-dienern zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 10. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. De. Georgi. Cerutti. VelunntMlichlln». In der nächsten Zeit werden folgende Straßen gepflastert: die Ringstraße zwischen dem alten AmtShofe und der Centralbrückc, die Haiustrafle, die (scrberstraße, die Straße am Panorama, die LVindmiihlengaffe, der Bayerische Platz, eventuell die anliegende Strecke der Bayerischen Straße bi« zur Kreuzung mit der Hohen Straße, die Zeitzer Straße, die Promenadenstraße von der Elsterstraße bi« zn», Westplatz, die Colonnadenstraß« von der Alexanderstraße b>S zum Westplatz, die Marienstraße von der Schützenstraße bis zur Salouionüraße, die Ekliscnstraße von der Körnerstraße bis zur Schenleiidorsstraße, die Schcnkendorfstraße von der Elisenstraße bis zur Bayerischen Straße. Diese Straßen, beziehentlich sammt den Einmündungen der Seitenstraßen, werden auf den jeweilig in Ausführung begriffenen Strecken, soweit dies die Arbeiten erfordern, aus die Dauer derselben lhcilS für den durchgehenden, theilS für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Wer die abgespcrrten Strecken mit Fuhrwerk irgend einer Art iiiibesugt befährt, wird ui» <geld bi- z» 00 oder mit Hast biS zu 14 Tagen bestraft werden, und zwar in der Regel bereits im ersten Falle um 10 oder mrt Haft von 2 Tagen. Leipzig, am 16. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Hennig. Brkannlmachnng. Die Pflasterung der Eliscnstraße von der südlichen Flucht linie der Körnerstraße bis und mit der Scbenkendorsstraße, und der Schenkendorsstraße, von der Elisenstraßc bis und mit dem westlichen Troltoirübergange in der Bayerischen Straße soll an einen Unternehmer in Accorv verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Herwaltung, RathhauS. 2. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingeschen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ThetlMeise Pflasterung der Gliseu- und Schrnkcndorfstraß« versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 24. April 1885, Nachmittags 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, de» 7. April >885 DeS RathS der Stadt Leipzig Straßcnbau-Depntatto«. Bekanntmachung. An den Sonntagen während der diesjährigen Ostermeffe wird der Postdienst der den Postanstallen in Leipzig wie folgt wahrgenommen: 1. Brief-, Geld- und PostanweisnngSbestellung. Die Brirsbestellung sinket in den zum Briesbestell- bezirke des Postamts 1 gehörigen Sladllheilen am Sonntag, de» 19. April, während des ganzen Tage- in demselben Umsang wie an den Wochentagen statt. Am Sonntag, den 26. April und am Sonntag, den 3. Mai wird die Bestellung deS Vormittag- wie an Wochentagen auSgesührt; des Nachmittags erfolgt nur eine Bestellung, und zwar um 2'« Uhr in den von dem Mcßverkehr hauptsächlich berührten Stadltheilc». D e Bestellung der Geldbriefe und Postanwei sungen wird in den Stadtlheilen, in welchen »acb Vor stehendem eine außergewöhnliche Briefbestellung stattsindet, in demselben Umfange a»Sgedeb»t, wie die Briesbestellung. 11. Die Packetbefiellung wird am Sonntag, den 19. April und am Sonntag, den 26. April in den für den Mcßverkehr in Betracht kommenden Stadltbeilen wie an den Wochentagen wahrgenommen. 111. Die Dtenststunden für den Verkehr mit de« Publicum werden bei dem Postamte 1 (am AugustuSplatz) an den Sonn tagen der Meßzeit wie an den Wochentagen, d. i. von 7 Uhr Vorm, bis 8 Uhr Abends, abgehallen. Bei den übrigen Postanstalten in Leipzig findet eine Ausdehnung des BestcllungSdiensteS und d«s Schaltcrdienstes an den in die Meßzeit fallenden Sonntagen nicht statt. Leipzig, 14. April >885. Der Kaiserliche Ober«Postdlreetor. Walter. Bekanntmachung. In unserer Verwahrung befindet sich ein Coupon schwarze» Tnch — circa 12 Meter haltend — welcher am Abend de« 31. März diese- Jahre» von einem jungen Menschen (ungesähr 18 Jahre alt, von mittlerer schlanker Statur mit vollem, frischem Besicht, bekleidet mit blauer gestrickter Jacke und dunkler Stoffmütze) in den Hof des Grundstücks Wiesenstraße 20 geworfen worden ist. Wir vermutbca, daß da- Luch von einem Diebstahl Verrührt, »nb bitten den Eigenthümer, sich unverzüglich in unserer Lriunaal- abtheiluvg zu melde». Leipzig, den 4. April 1885. La« Polizetamt der Stadt Letpzi,. Bretschneider, vr. D, Durch den Bau der neuen Pelerskirchc in Leipzig wird im Herbst de- JabrcS die im völlig guten Zustande befindliche Orgel der alten Peterskirche, die abgebrochen wird, für eine andere Gemeinde disponibel nnd soll verkauft werden. Sie ist vor etwa 20 Jahren neu gebaut, hak etwas über 6(100 gekostet und ist von den Sach verständigen, den Herren Musikdirektor vr. Langer in Leipzig und Orgelbauer Sauer in Frankfurt a/O., aus 3000 ^4 abgeschüpt. Das Nähere ist in der Expedition der hiesigen PelecSkirche zu erfragen. Leipzig, den 25. März 1885. Trr Kirchcnvorstand zu St. Petri. — v. Fr icke. PoSnenbau zu Hrch. Für den Postneuban zu Greiz soll im Wege der öffentlichen An bietung verdungen werden die Lieferung von 1) 600 obm Mauerjand. 2) 160 edm Kalk. 3) 95 Tausend Stück Berblendeziegel verschiedener Art. 4) 423 Tausend Stück Hiniermaucrungsziegel verschiedener Art. 5) 150 Tonnen Poriland-Cement. Die Lieferung-.Bedingungen sind im Postbaubüreau zu Greiz rinzniehen, auch von da zu beziehen. Die Angebote sind versiegelt, spätestens bis zum 2. Mai Mittag» 12 Uhr an das Kaiserliche Postamt zu Greiz einzusendcn. In dieser Stunde findet die Eröffnung der eingegangenen Angebote statt. Erfurt, 14. April 1885. Der Kaiserliche Ober-Postdirekter. Nits chmann. Nichtamtlicher Theil. Der Friede zwischen Frankreich und China. Am 14. April ist die kaiserliche Bekanntmachung in der „Pekinger Zeitung" erschienen, welche da-Envc der Feindselig keiten in den chinesischen Gewässern und in Tonkin verkündet, aber noch an diesem Tage griffen die Chinesen taS von re» Franzosen besetzte Kep an und ebenso waren sranzösische Kanonenboote im Schwarzen Ftussc da- Ziel von Feindselig keiten der Chinesen. Courbet hat einen essectvollerc» Abschluß deS Kriege» erzielt, der Kreuzer „Estaing" hat noch zu guter- letzt ein chinesische» Schiff gekapert. Für de» Ernst der chinesische» Absichten sprechen dieses Mal verschiedene An zeichen, welche kaum einen Zweifel zulassen. Mit der Be kanntmachung in der „Pekinger Zeitung" geht die Absenkung von kaiserlichen Beamten gleichen Schritt, um den Frieden auch in Tonkin zur Wahrheit zu machen. Im vorigen Jahre wurden derartige Veranstaltungen nicht getroffen, damals war Li-Hung-Cyang der Bürge des Friedens während der Tsung-Li-Namen für de» Krieg stimmte. Deshalb wurde auch die Einstellung der Feindseligkeiten nicht aus beiden Seiten an- geordnct, sondern der sranzösische General versuchte die Besetzung von Langson im Vertrauen auf die Zuverlässigkeit der chinesischen Regierung. Darin sah er sich aber bitter getäuscht, denn der chinesische General, welcher vor Langson tag. wußte noch nickt- vom Frieden von Tientsin und folgte lediglich den ihm ertheilten Weisungen, wenn er dem Oberstlieutenant Dugenne den Vormarsch verlegte und die Franzose» zum Rückzuge zwang. Zwar verlautete au» englischer Quelle noch in den letzten Tagen, daß die Ausführung der Friedenspräliminarien aus Schwierigkeiten gestoßen sei. Diese Nachricht scheint »brr nur durch die letzten Kämpfe im Schwarzen Flnß und bei Hanghea veranlaßt worden zu sein. Die größte Schwierigkeit bietet die Einbeziehung der Schwarzflaggen i» den Frieden. Zu diesem Zweck hat China Maßregeln ergriffen, welche er kennen lassen, daß die Schwarzflaggen von Anfang an im Einverständniß mit der chinesischen KriegSleitung handelten, daß sie also als Theile des chinesischen Heere» zu betrachten waren. Einen Hauptmann von Seeräubern ebrt man nicht durch Verleihung von Adelsprädicaten und streckt ihm nicht große Summen vor, damit er seine Leute ablohnen und ent lasten kann, endlich macht man ihn nicht zum LerwaltungS- ches einer Provinz. Daß ein solcher Zusammenhang zwischen den Schwarzflaggen und der chinesischen Regierung bestehe, war ja von vornherein klar, aber jetzt liefert die Regierung durch ihr Verfahren den Beweis, daß diese Annahme richtig war. . , _ . . Eine Frage bleibt noch offen, und da» ist die, wie stchder Hof von Hue zu der neuen Lage stellen wird. Da» Protectorat über Anam ist den Franzosen zuaestanden, denn durch den Frieden von Peking oder wie man ihn sonst nennen will, wird der Friede von Tientsin in allen seinen Thellen bestätigt, die vier Grenzfestungen Kate, Langson, Laokai und Kao Äang werden den Franzosen eingrräumt. Tonkin wird sranzösische Provinz und A»am koinmt unter Frankreichs Schutzherrschast, endlich wird ein französisch-chinesischer HaiidclSvcrlrag abgeschlossen, welcher den Franzosen die chinesischen Häsen und Handelsstraßen eröffnet. Ob sich der Hof von Hue der neue» Ordnung der Ding« fügen wird» hängt von den Umständen ab. Wenn die dortigen Macht haber seben. baß sic von Peking ausgegeben und unter die Herrschaft Frankreich» gestellt sind, so werden sie voraus sichtlich, wenn auch mit Widerstreben, die französische Ober hoheit anerkennen, besonders wenn die Franzosen mit Festigkeit ohne Härle austreten und für da« Geschehene Vergessenheit gewäbren. Wollte Frankreich jetzt Racke üben für die ermordeten Mlssionaire, dann würde der Haß der Tonkinesen neue Nahrung erhalten und da» Ende der Feindseligkeiten wäre nicht abzusehen. Dagegen wäre r» nur ein Gebot der Klugheit, wenn zedcr neue Versuch, den Frieden zu stören, mit unnachsichtlicher Strenge zurückgcwiesen und von den Franzosen geahndet würde. DaS ?»roero »ubjsctii st äedellai-o »upsrdos (die Unterworsenen schonen und die Uebermüthige» Niederschlagen), diesen Grundsatz der alten Römer haben die Franzosen biöber sehr wenig beachtet. Dafür sprechen ihre Erfahrungen in Algier und neuerdings in Tonkin und Mada gaskar; sie haben oft Strenge wallen lasten, wo Milde an gebracht gewesen wäre und umgekehrt, und au» diesem Grunde haben sie auch nur geringen Beruf zur Colonisatiou. Sie können sich nicht davon loosagen, al» die Herren in einem eroberten Lande zu schalten und zu walten, Schonung be rechtigter Eigentbümlichkeiten kennen sie nicht und darum wird ev auch noch langer Zeit bedürfen, bi« sich die Verhältnisse in Tonkin befestigen. Am ?o. April wird sich General Eourcy nach Tonkin be geben und den Oberbefehl über die bereit« dorthin abgegangenen Divisionen übernehmen, General Briäre de l'ISle tritt dann den Oberbefehl an ihn ab, den er in der letzten Zeit mit so entschiedenem Mißgeschick geführt hat und selbstverständlich wird dann auch die Civilvcrwaltung in Tonkin und Anam neu georvnet werden. Die fortwährende Veränderung in den Personen der an der Spitze der KriegSleitung und Verwaltung siebenden Männer ist also von Anfang biS zu Ende durch- gcführt worden, der einzige Mann, welcher alle Wechselsälle deS Krieges überdauert hat, ist Courbet, ihm scheint cS Vor behalten, die Verhältnisse in den friedlichen Zustand hinüber- zuleilen. Der Friede zwischen Frankreich und China ist für beide Theile sehr erwünscht, denn Frankreich- Opfer für den Feld zug in Tonkin sind weit größer, al» sie nach den biSker nach gesuchten Crcdlten scheinen könnten. Die 200 Millionen welche in den letzten Wochen von der Kammer bewilligt wurden, waren ursprünglich für Fortsetzung und energische Führung eine» Kriege» im großen Style' bestimmt, dieser Zweck wird voraussichtlich nickt zur Geltung kommen, aber es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß der Credit dennoch Kl aus den letzten Centime in Anspruch genommen werden wird, nicht für zukünftige, sondern für bereit» geschehene Ausgaben. Ferry hat sich stets gefürchtet, die Summen in ihrer vollen Höhe zu nennen, welche der Krieg in China verzehrte, und deshalb werden den Kammern Ueberraschuugen nicht erspart werden, die allerdings diese Bezeichnung kaum verdienen, weil sie von allen erwartet werden. Der neue Finanzminister hat einen Einblick in die wahren Verhältnisse gewonnen, und aus diesem Grunde machte er sogleich Vorschläge zu einer radicalen Heilung der bestehenden Schäden. Er will die Posten der Generaleinnehmer einziehen und sie durch Beamte mit festem Gehalt ersetzen. DaS ist leichter gesagt als gethan, denn diese Leute haben großen Einfluß und stehen mit der haute-ünLuco in engen Beziehungen. ES ist daher sehr verständlich, daß der neue Finanzminlster mit seine» Resormplänen nickt durchdringt und »au- Gesund heitsrücksichten" fein Portefeuille an Savi Carnot, den Minister der öffentlichen Arbeiten, abtritt. Die französischen Finanzen sind ,n einer Verfassung, daß sich die öffentliche Meinung Frankreichs dagegen sträubt, die Wahrheit zur all gemeinen Kenntniß gelangen zu lasten. Ferry kannte seine Leute bester, er wußte, welche Scheu die Franzosen vor der Wahrheit haben und deshalb verfolgte er die Politik der kleinen Mittel, auch der kleinen Packete genannt. Clamageran macht Anstalten, feine Ausgabe mit entsprechenden Mitteln zu erfüllen und daran scheiterte er sogleich. Die sranzösische» Finanzen bedurften nicht deS Kriege- mit China, um aus abschüssige Pfade zu gerathen. da» ist schon seit einem Jahr- zehnt geschehen. Man hat niemals nach einem einheitlichen Plane gebandelt, sondern ist immer nur bemüht gewesen, augenblicklichen Bedürfnissen abzuhelsen; dieser Fehler rächt sich jetzt, erst wenn der Friede mit China eine Thatsache ist. wird man sich mit den Verheerungen beschäftigen, welche der Krieg in den ohuehin schon schlechten Finanzen angerichtet hat. Dann wird wieder ein neuer Finanzminister ernannt werden, aber Abhilfe wird man nicht schaffen. * Leipzig. 18. April 1885. * Die Nachwahlen zum Reichstag im Wahlkreise Teltow » BeeSkow - Storkow »Charlottendurg hat zu einer ganz unerwartet schweren Niederlage der deutsch- freisinnigen Partei geführt. Der diSherige Vertreter, der deulschconservative Prinz Handjery. der »a« Mandat wegen seiner Beförderung im Amt niedrrlrgen mußte, hat nicht nur gesiegt, sondern er hat noch weit glänzender gesiegt a>» in der Wahl vom vorigen Oclober. Damals erhielt er 15,918, der drutsckffreisinnige Candidat Wöllmer 9830, der socialdemokratische Candidat Krohme 4513 Stimmen. Da» Resultat der jetzigen Wahl ist zwar augenblicklich noch nicht vollständig bekannt, doch ist nicht daran zu zweifeln, daß der konservative Candidat mit sehr großer Majorität über den ehemals secessionistischen Candidaten vr. Barth, den man an Stelle de» zu demokratischen Wöllmer ausgestctlr hatte, sowie über den Socialdemokraten Krohme gesiegt hat. A»S der Stabt Charlotlcnbiirg und dem Kreis Teltow sind bereit- 9949 Stimmen für Handjery bekannt, denen 4363 für Barth und 42l2 für Krohme grgenüberstehen. Die »och rückständigen Wahlbezirke wählen herkömmlicher Weise immer ganz vorwiegend conser- vativ. Der am meisten fortschrittliche Kreis Teltow batte noch am 28. Oktober über 300 Stimmen mehr für Wöllmer abgegeben, jetzt hat hier der conservative Candidat über anderkhalbtaiisend Stimmen Vorsprung. Und eine solche Niederlage trotz einer sehr energischen, von den deutschsrei sinnigen Führern selbst betriebenen Agitation! Die deulsch- sreisinnige Partei hat damit angrsangen, die neuerdings ftatt- aehabteii Nachwahlen, die in Malchin und Oldenburg zu ihren Gunsten auSgesaücu waren, unter dem Gesichtspunkt der Kornzollsrage zu verwerthen; diese Wahlen sollten den wachsenden Widerstand auch vorwiegend ländlicher Kreise gegen die Kornzölle beweisen, und verstärkten die Zuversicht, unter dieser Parole demnächst mit günstigsten Aussichten in einen allgemeinen Wahlkampf einzutreten. E» kann nicht wunder nehmen, wenn nun auch vie Freunde der Kornzvlle au» der Nachwahl in Teltow den entsprechenden Schluß für ihre Sache ziehen. * Der deutsch-russische Auslieferung-Vertrag, der ans der Tagesordnung de- BundeSrathe» vom Donnerstag stand und ohne Zweifel in den nächsten Tagen vem Reichstag zngehcn wird, hat in letzterem wegen deS weiten, im Grunde AlleS i» sich begreifenden Umfang» der Grünte zur Auslieferung keineswegs gute Aussichten, an genommen zu werden. Es ist besonders bemerkenSwerth, mit welch großer Entschiedenheit sich die Hauplblätter de» Cen- lrums gegen den Vertrag aussprechen. Die „Germania" war mit einer sehr scharfen Kritik vorangegangen, noch ent schiedener äußert sich der „Wcstsäl. Merkur", der u. A. sagt: „Sicherlich hegt die Mehrzahl der Regierungen die Hoffnung, daß der Reichstag den Vertrag zu Falle bringe. Da wir nun im Reichstag noch keine mittelparteiliche Mehrheit haben, so wird der Vertrag in dieser Form sicherlich keine Zustimmung finden. Weil dieser Ausgang der Dinge ganz zweifellos ist, so muß man sich fragen, warum denn der Reichskanzler über haupt auf die Angelegenheit sich eingelassen hat." * Der BundeSrath trat am Donnerstag Nachmittag — so wird ossiciöS auS Berlin geschrieben — 2 Uhr im Reichstage zu einer Sitzung zusammen. Der Vorsitzende. Staat-minister von Böttrcher, machte Mittheilung vor. dem erfolgten Ableben de« braunschweigischen Bunde-rathS- Bcvollmächtigten, Herrn von Liebe, und widmete demselben, während die Versammlung sich von den Sitzen erhoben hatte, einen warm empfundenen Nachruf. Die Vorlage, betreffend die Fürsorge sür Beamte und deren Hinterbliebene in Folge von Unfällen, sowie der mit Rußland abgeschlossene AuSlieferuna«- vertrag wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Die Ausschüsse des BundeSrathS für Zoll- und Steuerwesen und sür Handel und Verkehr referirten sodann über den von uns bereit- erwähnten Antrag deS Reichskanzlers, betreffend die vom BundeSrath unterm 20. Februar diese- JahrcS er lassenen AuSsührungSbcstimmungen über die vorläufige Ein führung von Acnderiingen deS Zolltarifs. ES ist bekannt lich angeordnet worden, daß der frühere geringere Zollsatz nur dann in Anspruch genommen werden kann, wenn durch diesen Vertrag die unmittelbare Lieferung der Waare nach dem Zollinlande bedungen worden ist. Nachdem eS nun all- gemein üblicher HandclSgebrauch ist, daß beim Bezüge von Waaren auS überseeischen Landern — abgesehen von den» Verkehr aus der Ostsee — die Lieferung der Waare nach einem der zwischen Havre und Hamburg gelegenen Häsen vereinbart wird, wobei e- dem Käufer überlassen bleibt, sür den Weitertransport der Waare vom Ablieferung-Hasen selbst zu sorgen, ergab sich die Nothwendigkcit, schon auS ÄllligteilSrücksichlen die vom BundeSrathe gestellte Bedingung, daß die unmittelbare Lieserung der Waare nach dem Zollinlande bedungen sein müsse, nicht zu eng interpretirt und dahin declarirt werde, daß, vorbehaltlich der sonst erforderten Bedingungen, die Bestimmungen de» §. 1. Absals 2 deS Gesetzes vom 20. Februar d. ä. auch aus solche Waaren Anwendung finden, welche über Häsen deS ZollauSlandcS eingesührt werden, wenn der Nachweis erbracht wird, daß aus der Zeit vor dem 15. Januar d. I. Thalsachen vorliegen, aus welchen hervorgeht, daß die Waaren schon damals zur Einfuhr in das Zollinlanv bestimmt waren. Demgemäß haben die Ausschüsse und auch das Plenum d'S Bundr-rathS den Antrag angenommen, wonach a die unter Nr. l t. deS Beschlusses des BundeSrathS vom 20. Februar d. I. getroffene Anordnung, kaß der frühere geringere Zollsatz ain Grund eines vor dem 15. Januar d. I. abgeschlossenen Ver trages nur dann in Anspruch genommen werden laiui, wenn durch diesen Vertrag die »»mittelbare Lieferung der Waare nach dem Zollinlande bcouiigcn Worten ist. dabin dcctarirt wird, daß. abgesehen von den sonstige» Bedingungen, tie Be stimmungen de» tz. l Absatz 2 deS Gesetzes vom 20. Februar diese- Jahres auch aus solche Waaren Anwendung finden, welche über Häsen de» Zollauslandes eingesübrt werden, wenn der Nachweis erbracht wird, daß auS der Zeit vor dem 15. Januar d. I. Thatsache» vorliegen, aus welchen bervorgeht, daß die Waaren schon damals zur Einfuhr in da» Zollinland bestimmt waren; b. die Prüfung der Thatsache». au« welchen hervorgche» soll, daß die Waaren schon vor dem 15. Januar d. I. zur Eins,ihr in da» Zollintanb bestimmt waren, im einzelnen Falle den obersten LanteS-Finanzbehörcen übertragen wird nnd o. der Voraussetzung Ausdruck gegeben neiid» daß die in Rede stehenden Sendungen bei der Um ladung in den ausländischen Häsen weder eine Umpackung, noch eine Lagerung erfahren dürfen. * Au» Kiel, 15. April, wird der „Bossischen ZeitMig" von der Marine geschrieben: Aus dem Kieler Hasen wird e« jetzt mehr und mehr lebendig, während e» in den großen Kasernen der Marine zu Kiel, Board« und Friedrichsort und in den Kasematten der KustensortS immer stiller wird. Die Besatzung sür die heute alS Leecadettenichulschiff in »ienst gestellie Krcnjertregatte „Moltke", Lommaadant Eapt. ,. T. Studenrauch, brachte der Damvser „Not»«" gestern von Fuedrichsort und dem Fort Königen. Die Scecadetten, welch« zu der zwei jährigen Uebunqssahrt an Bord comniandirt stad, genießen nach Schluß der Marineschule, welche sie im Wintersemester oesucht habe' noch einen kurze», bis zum 20. d. M. dauernden Urlaub. — Unermüdlich wird mit der Ausbildung de» Maschinisten so.: gefahren. Die Tchuisch'ffc „Friedrich Karl" nnd „Hania' find in sorlwährender Thäiigk.'»; letzteres kehrt h-nte von einer
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