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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-20
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1885
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Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. NkSirti«» »ud Lrpediti«« Johanne-gasse 8. Sprechkvndkn der Neö-rti»«: LormittagS 10—12 Uhr. S chmitlag« 5—6 Uhr. 8» »t, Nv«« «< r>i>,kl»o»t« «-»»le»Y«» vi: X«»»cM>n »ich» r«»»»»Uch/ ewMcr s»»«»«« »er für »ie »Schstf«l,e«»e R,«««r »eftimmten Inserate a» Wocheata»en ti« S Utzr Xach«tttaa«. a n S««». «n» Feftt,,en früh bt»' /,» Utzr. 3» den H!ialen für Ins.-^nnahme: Ott« Klemm, UnioersitätSstraße L. Lant» Ldsche, Katharinenstr. 23, p. nnr »t« '/,S Utzr. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß-Auflage 1V,««P Aliounemeutepreis «iertelf. 4'/, Md. mcl. Blinaerlotzo b Mk., durch di« Post dczogeu ü Mk. Jede tsüzeln« Nummer 20 Pi Kelegeremptar 10 Ks- Gebüdren für Sztrabeilaae» sin Tageblatt-Normal aesalzft «tzne L»std«förderu»g 39 Mt. mit Postbesöiderung 48 Mt. Inftzrate Sgespattene Petitzeile TO Pf. «rößere Schrift« laut »ns. PreiSverzeichuiß. Tabellarischer ». Ztssernsatz nach HÜherm Lans. N'erlamen »nttr dem Nedaetivn-strich die-aespalt. Zeile SO Ps.,vorden Familiennachrlchten die Kgespaltenc Zeile 40 Pf. Inserate sind siel« an die ExpeSttinn ja senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung pr»»»a«,r»i«i<» »der durch Kost» Nachnahme. UV. Montag den 20. April 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachung, Geseralrevision über die Droschten betr. Um den concessionirten Droschkenbesitzern hinlänglich Zeit zu geben, ihre Droschken, soweit die- z. Z. nicht der Fall ist, allenthalben in vorschriftsmäßigen Zustand zu bringen, wird schon jetzt bekannt gegeben, daß die Generalreviflon über die Droschke« «nd derer» Bespannung tn der ersten Halste de» Monat» Juni diese» Jahre» stattfinden wird. Die Eoncessionare werde» hierbei ln-besondere daraus aufmerksam gemacht, daß bei dieser Revision die Droschken durchgehend- gut lackirt, die Sitzkissen und Rückenlehnen gut gepolstert und mit reinlichen, keine-weg- defekten Ueberzügen versehen sein müssen. Ferner ist aus die gehörige Instand setzung der Pferdegeschirre besondere- Augenmerk zu ver wenden; dieselben müssen au- gutem Lederzeug besteben, gut geschwärzt und dem beim Polizeiamt ausgestellten Probe geschirr möglichst angepaßt sei«. Bei Neuherstellungen der Droschken bezüglich de- Lacke-, der inneren Ausschläge u. s. w. ist allenthalben den Bestimmungen in unserer Bekanntmachung vom 10. October 1884, nach welcher in-besonderc von der bevorstehenden Gencralrcvision ab andere als weiß- und blau- gestreifte leugne Ueberzüge über drn Ausschlägen nicht mehr geduldet werden, nacdzugehrn, wie denn überhaupt die Droschken bnrchgehends allen übrigen Bestimmungen in Z. 6 de« Droschkenregulativs vom 5. Oktober 1883 und der vor- ,«dachten Bekanntmachung, die Dienstkleidung der Droschken- ührer aber genau den Vorschriften in tz. 10 de- angezogenen Regulativs entsprechen müssen. Alle nicht vorschrift-mäßig auffahrenden Geschirre werden durch Entziehung de- Fahrtanf- außer Betrieb gesetzt werden, die Eoncessionare aber haben überdem noch ihre Bestrafung nach tz. 31 de- Regulativ-, eventuell EoncessionSentziehung zu gewärtigen. Bezüglich de- Orte-, der Tage «nd der Stunden der abzuhallenden Generalrevision erfolgt seiner Zeit weitere Bekanntmachung. Leipzig, den 8. Avril 1885. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. ?> sretschneider. tühlner. Auch im verflossenen Winter ist e- wiederholt vorgekommen, baß einzelne Flügel der nach Außen schlagenden Winter- (oder Doppel-) Fenster durch unvorsichtige» Gebahren oder andere Ursachen kausgehängt worden und auf die Straße gestürzt sind. — Da hierdurch die Straßenpassanten gefährdet sind, so werden die Besitzer beziehentlich Verwalter derjenigen HauSgrundstücke, in welchen Fenster mit nach Außen schlagen den Flügeln über Straßen, Plätzen oder anderen öffentlichen BerkebrSräumen vorhanden sind, hiermit angewiesen, bis spätestens zum 1. Oclober diese- IahreS die letzteren mindestens an einem der Bänder mit einer Vorkehrung versehen zu lassen, welche da» unabsichtliche Aushängen verhindert. Das Modell einer solchen Einrichtung, welche in den meisten Fällen anwendbar sein wird, kann im Bau-Polizei-Büreau. Zimmer Nr. 5. in der 1. Etage de» NathbauseS besichtigt werden. In» Unterlassungsfälle hat sich der Verpflichtete einer Geldstrafe bis zu SO Mark oder entsprechender Haftstrase zu gewärtigen. Leipzig, am 10. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ass. Bekanntmachung. Er wird hiermit zur vssentlichcn Kenntniß gebracht, daß am 4. Mai 1885 die Arbeiten zur Verlegung der Gasrohre unter den Trottoir- der Grimmaischen Straße beginnen werden. Leipzig, am 13. April 1885. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Aff. e zwischen rücke. dem alten Amt-Hofe und Bekanntmachung. 3n der nächsten Zeit werden folgende Straßen gepflastert: die Ringstra der Centrall die Hains die GerberstraKe, die Straße an, Panorama, die Windmühlengaffe, der Bayerische Platz, eventuell die anliegende Strecke der Bayerische« Straße bis zur Kreuzung mit der Hohen Straße, die Aeitzer Straße, die Prouienadenstraße von der Elsterstraße bis z»m Wcstplatz, die Colonnadenskraße von der Alepanderstraße b,S zum Westplatz, die Marienstraße von der Schützenstraße bi» zur Salonionstraße, die Eiisenftraße von der Kvrnerstraße bis zur Sckenkenborsstraße, die Schenkendorfstraße von der Elisenstraße bis zur Bayerischen Straße. Diese Straßen, beziehentlich sammt den Einmündungen der Seitenstraßen, werden aus den jeweilig in Ausführung begriffenen Strecken, soweit dicS die Arbeiten erfordern, auf die Dauer derselben IheilS für den durchgehende«, theils sür allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Wer die abqcsperrten Strecken mit Fuhrwerk irgend einer Art unbefugt befählt, wird um Geld bi» zu 80 oder mit Haft biO zu 14 Tagen bestraft werden, und zwar in der Regel bereit? im ersten Falle um 10 »E oder mit Haft von 2 Tage«. Leipzig, am IS. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Lrpedient für Registratur und Ortskrankencassenverwaltuuq re. zum Antritt ver 1. Mai ». o. gesucht. Jahre-gchali 1>XX) L-utionSIcistung 500 Lauche militairsreier Bewerber sind unter Beifügung ab« schriftlicher Zeugnisse bis Lö. d. M anher rtozureicheu. Liebertwolkwch, de» 1». April 188V. Ter Gemeinde-Nett. > Adler. Nichtamtlicher Theil. Die Wendung. Seit Sonnabend zeigt das politische Barometer in London aus Frieden. „Daily News" und „Standard- stimmen darin überein, daß die Aussichten friedlich sind und daß England nachgegeben habe. Ui» diese überraschende Wendung zu er» klären, bringt der „Standard" ein Telegramm aus Tirpul. dem Standorte LumSden'S, vom 10. April, de« Inhalts, daß die Russen ihren Vormarsch eingestellt und sich anscheinend in ihre früheren Stellungen zurückgezogen haben. DaS stimmt mit der Meldung Komarofs's überein, aber dadurch wird die Sachlage nicht verändert. Die Russen haben jetzt die Stel lungen inne, welche sie für ihre Zwecke brauche»; sie haben Ak Tepe und Pendschdeh und damit die beiden Straße», welche nach Herat führen, die eine am Kuschk, die andere am Murghab. und außerdem den Zulsikarpaß. DaS genügt vorläufig, und das Ucbrige kann der Zukunst überlassen bleibe». Einstweilen ist keine Veranlassung vorhanden, den Vormarsch sortzusetzcn, wie eS in dem Berichte deS Generals Komarosf vom 6. April heißt. DaS nennen die Engländer Frieden, und die Russen geben freudig ihre Zustimmung. Es ist somit der Fall eingetrcten, deu andere Völker als die Engländer nicht verstehen, nämlich der. daß eine Macht Etwas zueist für einen Kriegsfall und später für etwa» GleichgiltigeS erklärt. Die Irussen haben die Grenzlinie, welche England als äußerstes Zuge« stänvniß ziehen wollte, unbeachtet gelassen und haben sie rücksichtslos so weil vorgeschoben, wie ihnen beliebte, und da sie bei dieser Gelegenheit gezeigt haben, daß sie sich durch papierne Proteste nicht von ihrem Zweck abbringen lassen, fo haben die Engländer einfach nachgegeben. Die Nieder lage am Kuschkslusse hat den englischen Widerstand gebrochen, die Russen können jetzt ju Afghanistan nach Belieben schalten und walten. DaS ist etwas fo AnßerordentlicheS, daß man sprachlos davor steht, wie vr. Bartolo und Dou Basilio am Schluß deS ersten ActeS im „Barbier von Sevilla", al» die Wache, welche den betrunkenen RegimentSthier- arzt verhaften wollte, salutirend abzieht und dein Grasen Almaviva überläßt, wie er die angenchlete Verwirrung be ruhigen will. f Die erste Frage, welche sich aufdrängt. ist. die. wa» der Emir von Afghanistan thun wird. Vorläufig hat er Be»- stärkt»,gen von Kandahar nach Herat beordert, jedenfalls in der Absicht, diesen Platz im Nothsall gegen die Russen zu vertheidigen. Da der Vormarsch der Russen eingestellt ist, fo ist ein Kampf ui» den Besitz von Herat augenblicklich nicht zu befürchten, aber wer kann die Russen hindern, den Vormarsch wieder auszunehmcn, wenn der Ausgleich mit England geschlossen ist? Vor einem Gegner, der heute droht und morgen zu Kreuze kriecht, pflegt mau keine Achtung zu habe», und die Russen würden kaum die öffentliche Meinung aufregen, wenn sie nach einigen Wochen Herat besetzten, vorausgesetzt, daß ihnen die Afghanen nicht Widerstand leisten. Zuerst hieß eS: wenn die Russen Merw besetzen, so betrachtet da- England als Kriegsfall. Sie nahmen davon Besitz und versprachen gleichzeitig, SarakhS nicht in ihren Machtbereich einzubeziehen. England schimpfte, aber leistete keinen Wider stand. und die Russen besetzten auch SarakhS. Dann wurde die Grenzregulirung begonnen. Die Russen gingen scheinbar daraus ein, und als die Gelegenheit günstig war, befehlen sie Pendschdeh. Die Engländer rüsteten, erneuerten daö Bünb- niß mit Abdurrhaman Khan und verzichteten dann groß- müthig aus Pendschdeh. Die Russen nahmen mit Befriedigung davon Keuntuiß, belobten die Engländer wegen ihrer Ver söhnlichkeit und behielten sich weitere Schritte vor. DaS ist allerdings der Frieden, aber um welchen Preis! Der Emir von Afghanistan hat erfahren, daß die Engländer unzuverlässige Freunde und die Russen baben die Bestätigung erhalten, daß sie verächtliche Gegner sind. Wir haben die Engländer trotz der Erfahrungen der letzten drei Jahre dock noch für besser gebalten, alS sie sind. Wir waren überzeugt, daß sie die Verpflichtungen, welche sie dem Emir von Afgha nistan gegenüber eingegangen waren, auch erfüllen würden. Gladstone hat das nock vor Kurzem feierlich versichert, heute ist dieses Versprechen bereits gebrochen. Wir zweifeln nicht daran, vaß die treulosen Bundesgenossen einen Bor wand finden werden, um ihren Treubruch zu rechtfertigen, gerade so, wie General Komarofs den günstigen Augen blick erfaßte, um daS Uebereinkommen vom l7. Marz zu brechen; aber Untreue schlägt, wie eS im Sprichwort heißt, ihren eigenen Herrn. Wer wird in Zukunft mit Eng land noch ein Biindniß eingehen wollen, nachdem eS ven eigenen General in Khartum schnöde im Stich gelassen und den von ihm so gehätschelten Schützling Abdurrhaman im entscheidenden Moment den Feinden preisgegeben hat? Wer würde es jetzt dem Emir vervenken, wenn er sich unabhängig von England mit Rußland verständigte und den russischen Truppen den ungehinderten Durchzug durch sein Land ge währte, um im gegebenen Moment den Durchbruch nach Indien oder nach dem indifchenOcean zu bewerkstelligen? Abdurrhaman ist übrigens kein zu verachtender Gegner; er bat es im September 1881 gezeigt, daß er seine Feinde geschickt zu treffen weiß. Eyub Khan wurde von ihm gezwungen, Kandahar zu räumen, und damit dieser gefährliche Nebenbuhler beseitigt. Jetzt, da die Engländer Abdurrhaman seinem Schicksal überlassen, wäre es nicht unmöglich, baß er den Spieß umlehrte und mit den Russen gemeinschaftliche Sache gegen seine ehemaligen Verbündeten machte. Lord Tuffcrin, der Vicelönig von Indien, hatte die Sachlage von deniselben Gestchtspuncte au- angesehru, den wir für den richtigen hielten, nämlich au« dem der energischen Abwehr gegen die Eroberung-gelüste der Russen. Noch vor wenigen Tagen drückte er der Atavtverlretung von Lahore seinen herzlichen Dank sür ihre Anhänglichkeit an England au». Solche Gefühle werden nicht ungestraft gekränkt, die Engländer können sich nicht wundern, wenn die Indier nach dieser letzten Erfahrung sich die Frage vorlegen, ob Venn eine Nation, welche so verächtlich bandelt, noch die Kraft besitzt, um die Herrschaft in ihren, Lande ferner auSzuüben. Da» England, welches den Aufstand de- Jahre» 1857 nieder» schlug, gehört der Vergangenheit an. die heutige Generation hat e« verlernt, ihre Rechte, wenn sie mißachtet werden, mit den Waffe» in der Hand zu vertheidigen. Da- Reckt de« Starken gilt noch heule, trotz aller Eivilisation und Eultur. wer sein Eigcnthum nicht gegen raublustige Feinde zu sckützen den Muth hat, verliert auch die Achtung im eigene» Hause; wer sich Alles bieten läßt, dem wird auch Alle- geboten, dieser Satz ist so alt wie die Welt. Mil der widerstandslosen Einräumung de» Besitze- von Pendschdeh an die Russen hat England indircct auf die Herrschast in Indien Verzicht geleistet. Man sagt, die Truppen der indischen Fürsten seien zwecklose Paradclruppen, mit denen sich im Kriege nichts ansangen lasse. DaS mag vor zehn Jahren richtig gewesen sein, ob es heute noch zu- trisst, ist eine andere Frage. England hat seinen besten Diplomaten nach Indien geschickt, weil die Verhältnisse dort eine energische Persönlichkeit erheischten. Der Krieg im Sudan ist nicht ohne Einfluß aus Indien geblieben, und eS ist klar, daß die letzte mmalische Niederlage der Engländer gegen die Russen bei den Indiern alte Hoffnungen wiederbeleben muß. Die Gährung uuler den Mohamedanern hatte schon im Jahr« l883 nach dem Siege deS Mahdi bei El Obeid eine bedenk liche Höhe erreicht, die kampilose Untenverjung unter drn russischen Eroberer raubt den Engländern die letzte moralische Stütze, die sie in Indien noch besaßen, da» Sccpler entgleitet widerstandslos ihren Händen. * Leipzig, 2V. April 1885. * Der Kaiser hat an den Reichskanzler folgende Allerhöchste Ordre gerichtet: Ich habe aus Ihrem Berichte vom 4. d. M. zu Meiner Freude ersehen, daß von einem auS Deutschen aller Stände bestehenden Comitöe durch Sammlungen im ganzen Deutschen Reiche die Summe von l,200,000 ^ aufge bracht und aus Anlaß IbreS 70jährigen Geburtstages am 1. April d. I. Junen an diesem Tage jür öffentliche Zwecke zur freien Verfügung gestellt worden ist. Ihrem Anträge entsprechend, will Ich Sie hierdurch gern ermächtigen, jene obige Summe, sowie die noch zu erwartenden, gegen wärtig noch ausstebenden weiteren Ergebnisse der Sa>n,ulu»g anzunehmen, und überlasse Ihnen, Mir seiner Zeit von Ihrer Absicht über di» Verwendung der Spenden Mitthrilung zu machen. Berlin, den 9. April 1885. gez. Wilhelm. ggez. v. Boetticher. An den Reichskanzler Fürsten von Bi-marck. * Uebcr die Verwendung der BiSmarck-Spende schreibt man der „Nationallibrralen Eorrespondenz": „T:e Mittheilung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" über die von dem Reichskanzler beabsichtigt« Verwendung der sür die BiSmarck-Spende eingegangenen Gelder wird man wohl zunächst nur als einen bulloi» ck'«ü>üiu aufsaffen können. Von diesen, GesichtSpuncl aus dürsten vielleicht die nachstehenden Ansichten, welche bei gleicher Moliviruiig zu einem ander» Resultate gelangen, nickt ohne Interesse sein, wiewohl c» selbstverständlich auSgescklosien erscheinen muß, der hier völlig freien Verfügung ves Herrn Reichskanzlers irgendwie vor- zugreisen. ES ist gewiß durchaus zutreffend, daß ein Capital, welches jährlich nur etwa 50,000 ^ Zinsen abwirsl, nichl zu einer Stiftung im Sinne einer durchgreisenven Altersver sorgung verwendet werden kann. Ebensowenig kann mit dieser Summe irgend ein anderes Gebiet tcr Svcialpolitik betreten werden, wenn der Effect bei der großen Arbeilerzahl nicht ein verschwindend kleiner sein soll. ES bürste sich in letzterer Hin sicht immer aber noch ein socialpolitischeS Ziel denken lassen, da sich an dies Gebiet wenigstens anlehnt, das ist eine Unter stützung der Arbeitcrkreise bei Vorkommen den UiiglückSsällen durch elementare Gewalt. Wie wohl das Unfall-, bezw. Krankencassengefetz dem Verunglückten und seinen Angehörigen zur Seile slehl, so lassen diese Gesetze doch immer noch eine Lücke kurz nach dem UnglückS- sall; denn die dadurch gewährte Hilfe kommt immer erst nach Erfüllung gewisser nolhwendiger Formalitäten, also verhällnißmäßig langsam. Der Arbeiter lebt fast durch gehend- von der Hand ,n den Mund, so daß die Noth oft schon eher als die Hilfe kommt. Wir denken also an eine erste und schnelle Hilfe, die hier gewährt werden könnte. In der Regel wird die Privatwohllhätigkeit in solchen Fällen in Anspruch genommen; aber auch diese kommt nur langsam und allmälig. Wir »vollen nun die Privat- wohlthäligkeit zwar keineswegs ausschließen; aber die BiS- marck-Spende könnte durch ein erstes und schnelles Eingreifen der zuerst bestehenden, oft sehr großen Rolh abhclscn; sie würde sich hiermit also nur an die Spitz« der Privatwohl- thätigkeit stellen. In diesem Sinne könnte die BiSmarck-Spende, wie uns dünkt, in der That viel Gutes schasse», und ihre derartige Berwendung müßte nicht nur allen Gebern, sondern auch den Arbeilerkreisen sehr sympathisch seien. Da Unglücks- salle durch elementare Gewalt, wie Gruben- und Eisenbahnunsälle, Brände, Verunglückung beim maschinellen Betriebe rc. Gott Lob nicht gar so häufig sind, und da hier nicht an ein dauerndes, sondern nur an ein erstes und schnelle« Eingreifen gedacht ist, so würde die BiSmarck-Spende auf diesem sich an dic Social- politik, besonder- an daS Unsallgcsetz anlehnenden Felde also äußerst wohlthätig wirken können. Erscheinen auch sür diese Wirksamkeit die Mittel allerdings noch numer beschränkt, so kann doch im gegebenen Falle auch bei größeren UiiglückS sällen mit 2—3000 die sofort vorhanden sind, oft schon viel geholfen werden. Es läßt sich aber, wenn die BiSmarck- Spende nach dieser Richtung in Thäligkeit treten sollte, auch hoffen, daß bei einer derartig humanen Berwendung manche weitere, besonders aber letzlwillige Zuwendung edel gesinnter Menschen der BiSmarck-Spende zufließen und damit daS Grunvcavital sich »och weiter mehren werde. ES wäre be sonders denkbar, baß solche Zuwendungen an bestimmte Arbeiterkreise, welchen der Wohlthäter, bezw. Testator besonders nahe stand, gemacht würden. Wir resumiren uns dahin: WaS bei Unglücksjätten sür den verletzten Körper, ehe der Arzt kommt, der ESmarch'sche Verband ist, das soll für den Lebensunterhalt deS durch elementare Ge walt verunglückten Arbeiters. ehe die Privatwohlthätig- keit oder der Staat eingreist, die Zuwendung au» der BiSmarck-Spende sein. Ob dieser Zweck nichl eine weit höhere Bedeutung hätte und nicht weit mehr Sympathien im deutschen Volke erwecken könnte atS die jetzt ins Auge gefaßte Gewährung von Univcrsitätßstipenvien zu Gunsten der Eanvidalen und Studirenven de« höheren Lehrfachs, stellen wir der Erwägung de« Herrn Reichskanzler» selbst verständlich anheim. Auch diese Verwendung wäre gewiß eine äußerst humaue, aber sie dürfte gegen die hier gedachte urücktreten. Sehr gut und leicht ließe sich die BiSmarck- pcnde unter die Verwaltung der Kaiser-Wilhelm- Spende, deren Zweck unberührt bliebe, stellen. Dadurch würden nicht nur die nothwendigen Berwaltung-kosten der ersteren sich vermindern, sondern beide Spenden wären auch einander näher gerückt. Wir hätten eine Kaiser« Wilhelm - B i« m arck - Spende. Diese beiden Männer aber, die Glückssterne mid Wohlthäter unsere« Valerlanke«, die die Geschickte ewig vereint vorführen wird, wären hiermit auch auf dem Gebiete deS rein menschlichen Wobltbuns vereint." * Bon drr Marine wird der „Vofsischen Zeitung" ge schrieben : Bon der Kreuzer-Lorvette „Marte", Lommandant Lapltain z. S. NroklsiuS, ist d?nn endlich ein LebenBzeichen eingegangea, das schiss ist am 16. d. M. gleichzeuig mit dem Kanonenboot „Hyäne", Lommandant Lavitain-Liemenant Langemak, tn Sea-Hill an der Nordostküste von Australien eingetrosseii. Nachdem die Nachricht von der Ende vorigen Jahres erfolgten Havarie der „Marte" hierher gelangt war, hieß eS, daß die Eorvette nach A«-sührung der nolhweiidigsten Reparaturen nach Sidney gehen werde, um dort zu docken. Es scheint aber, als wenn die Ausbesserung.längere Zeit erfordert hat; vielleicht läßt sich eine gründliche llnlcr- iachung deS SchissSkörperS i» Sea-Hill bewirken. — Inzwischen ist die Kreuzer. Fregatte „Stosch", Toinmandaut Taptitain z. S. von Nostitz, am 11. d. M. in Sidney etugetroffcn und Commodvre Paschen hat da« Commando über das australische Kreuzergejchwadrr übernommen. Die Ankunft der Kreuzer-Fregatte „Gneisenau", Tom- mandant Capitain z. S. BaloiS, welche am 1. d. M. Zanzibar vor- lassen hat, wird wohl erst Anfang Mai iu Sidueq zu erwarten sei». Der außer den eben genannten Schiffen zum australische» Geschwader gehörend« Kreuzer „Atbairoß" hat am 3. März d. I. seine Station in Apia verlassen. Bestimmungsort ist aus dem „M-W.-Bl." nicht bekannt. Ter Lommandant Lorvelleir - Tapilaiu Plüdde- mann wird im Lause de» Sommer» abgelöst und der bis herige erste Osficier an Bord des „Albatroß", Tapilainlieutenant Gras v. Baudissiu. wird dann zum Commandanteu avanciren. — DaS Seccadetten-Schulschiff Kreuzersregatte „Elisabeth" scheint sich noch in Hongkong zu befinden, wo e< am 24. Februar, von Japan kommend, eingetroffen ist. Am 28. Februar d. I. hat drr Lom mandant der „Elisabeth", Lapitain z. S. Schering, von dem Lom- mvdore Paschen da« Lommando der ostasialische» Station tn Stell vertretung übernommen. Da» Kanonenboot „Iltis" befand sich Anfang Februar tn Shangai und der Kreuzer „Nautilus" seit der selben Zeit iu Tientsin. Lon dem ursprünglichen westafri- kanlscheu Geschwader unter Lontre - Admiral Knorr ist nur noch ein einzige« Schiff, die Kreuzer-Fregatte „Bismarck", in afrikanische» Gewässern. Die „Gnciseuau" ist nach Australien» die „Olga" kann jeden Tag in Plymouth erwartet werden, und dle „Ariadne" ist schon Ende vorige» Monats nach Wilhelmshaven zurückgekehrt und wird in nächster Zeit als Schiffsjungenschulschiff unter Befehl von Lorvettencapitain von Arnim wieder iu Dienst gestellt werden. De: Kreuzersregatte „BiSmarck", Lommandant Lapitain z S. Karcher, liegt »och immer bei Kamerun, wo in zwischen auch der Kreuzer „Habich!" eingeteoffim sein wird, der am 16. März schon Freetown auf der Fahrt „ach dem deutschen Schutzgebiete passirle. Äoi» Kreuzer „Möwe", Lomman dant Corvettencapitaiil Hossmann, der mit einer Special mission beiraul und nicht in den Verband des westafrika nischen Geschwaders eingetreten war, sind die letzten Nach richten aus Lagos vom 4. Februar eingeqangeu. Poftstation ist Madeira. — Die Kreuzersregatte „Prinz Adalbert". Lomman dant Lapitain z. S. Mensing l., welche als Schulschiff sür die ältesten Seecadctten dient, welche zum Herbste die Epaulettea er halten. hat am 28. März Valparaiso wieder verlassen und ist. wie s. Z. telegrapdssch gemeldet, »ach Montevideo beordert. DaS Schiffs- juiigenschulichiff „Nymphe", Lommalldaiit Corvelten-Lapitamv. Reich«, ist am 9. d. Mts. von Havana nach Norfolk (an der virginischen Küste von Nordamerika) in Sec gegangen. Sion Norfolk auS wird die Heimreise angetreten. Ob das Freiwilligen-Schulschisf Brigg „Rover", Lommandant Lorvelten-Lapnain CochiiiS, am 7. d. M. Vigo verlassen hat, wie cs seine Absicht war. ist nicht gemeldet, jedenfalls ist in dem neueste» Bericht der Admiralität über die Schifsobewcgung seine Ankunft i» Plhmoulh »och nicht angezeigt. * Auf allen mit Revolver-Kanonen ausgerüsteten Schiffen, Fahrzeugen unv Torpedobooten ver deutschen Marine kommt jetzt das Revolver-Gewehr zur allgemeinen Einführung. * DaS Württem belgische Ministerium LcS Innern veröffentlicht in seinem neuesten „Amtsblatt" eine Bekannt machung, betreffend die Beschleunigung der engeren Wahlen unv der Nachwahlen für den Reichstag. Es heißt darin: „Die bei den letzten Ncich-tagswahlen mehrfach vor gekommene Verlegung der Termine sür die engeren Wahlen aus die letzten Tage der regleiiie»tsl»äßlgcu Frist d<rt die wünschcnSwerth gewesene frühere Einberufung des Reichs tages behindert. Um der Wiederholung dieser Verzögerung der Beendigung der Reichslagswahlen entgegen zu wirken, werden die Wahlcommissare hiermit angewiesen, künftig die erforderlich werdenden engeren Wahlen regetmäßia, so weit nicht besondere Verhältnisse eines Wahlkreises eine Ausnahme nothwendig machen, am siebenten Tage nach Ermittelung deS Ergebnisse- der ersten Wahl stattfiiiden zu lassen. Sollte d>cö ausnahmsweise nicht möglich sein, so ist die engere Wahl wenigstens mit der nach den Verhältnissen möglichen Beschleu nigung vorzunehmen, und stnv die Gründe der Verzögerung den, Ministerium anzuzeigen. WaS die Nachwahlen betrifft, welche zufolge einer Ablehnung erforderlich werden, so ist, um auch diese thunlichst beschleunigen zu können, stet- am gleichen Tage, an welchem der Wahlcommissar die Ablehnung scstgestellt hat, dem Ministerium hiervon Anzeige zu erstatten." * Die westliche Ecke der Grafschaft Glatz, die Gegend von Eudowa und Lewin, grenzt nut czeckischen Distrikten Böhmens und hat zum Tyeil selbst czechiscke Bewohner. Die Glatzer „Neue GebirgSzeilung" läßt sich nun aus einem jener czechisch-deutschen Orte der Grafschaft Glatz, auS Tschcrbency bei Eudowa, vom 14. d. schreiben: „Den hier und in der Umgegend Mode gewordenen EzechisirnngSver- suchen, denen von jenseits der Grenze immer neue Er- niuthigungen zu Theil werden, soll sicherem Vernehmen nach deutscherseits von der Behörde in der Art ei,tgegengetreten werden, daß. wie eS vielfach in Oberschlesien und Posen ge schehen, auch hier die Ortsnamen fremden Ursprungs durch beulsche Name» ersetzt werden. So soll daS benachbarte Dorf Brzescwie seinen Namen mit „Birkentbal" vertauschen und Arzischnky „Kreuzort" geiiannt werden". Erwähnt darf hierbei werden, daß die ultramontancn Blätter Schlesien-, und zwar nicht blos diejenigen, in deren Distrikte Katholiken slawischer Zunge wohnen, »icht Unterlasten haben, ihre Leser über den Weg nach Welehrad zur McthodiuSseier aus« Ge naueste zu unterrichten. * Aus Görlitz wird berichtet, daß am 14. d. M. zu Radmeritz, einer dicht an der sächsischen Grenze belegen«, zum Kreise Görlitz gehörenden Ortschaft, eine Commission rnsammentrat. um über diejenigen Maßnahmen zu ver handeln, die zur Verhütung von Hochwasserschäden im Neissetbal zu treffen wären. Bei Hochwasser hat nament lich Radmeritz und seine Umgebung durch die Staunung zu kl»
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