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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-24
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1885
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Erschein ts-ltch früh S'/.UHr. Xröactiüa nnß Erpriitiio JohanueSgaffe 8. Sprechkintrn der tzrdarli«»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. tzö» »» »x^»« «w,8«n»Ier XX»« -ch »X ««»«>>», »ich, «r»m»t>ch. wm«tz« der für die «sichftf,l,en»e N»»«er tzeftimmte« Inserate »>« Wochentage« bi« 3 U»r Nach»»»»«,«, n » S»«»- »«tz Festtage« früh bis' ,.v Uhr. In de« Fttinlen für I»s.-Ann«hme: vtt« Nie««. Universiiätsstraße 1. 2a»ts Lasche, Katharinenstr. 23, p. »»r bt« '/.3 Uhr. Anzeiger. Organ snr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. -TkeH-Anflage AH»»ne«rntsVreis viertclj. 4^/, MN. iucl, Bririgerlohn 5 Mk., durch die Haft bezog«, 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 V Belegexemplar 10 Pf. G»ebüdren jür Extrabeilage« (in Tageblatt-Format geialzt) atztte Postbesörveruug 39 Mk. »I« Poftbesärderuug <8 Mk. Inseriitr 6gespaltene Petitzeile SO Pf. Größe»» Schrrfteu laut uni. Pne,sverzrich«iß Tadellaarscher a. Ziffernsay nach hoher« Tari . Nerlamrn «tter dem RedactionSstrich dleSgrspalt Zeile 50 Ps., vor drn Familien nachrichte» die 6gespalteue Zeile 40 Pt. Inserate sind steis an die Sxprtztti«« zu jendru. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung tiraeuaroeranao oder durch Post- »achnahinL. 114. Freitag den 24. April 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Nichtamtlicher Theil. Vekinutumchmig. Diejenige« Klär- und DcSinseclivnsanlagen, welche nach dem sogenannten alten Kastensystem und beziehentlich nach dem. diesem ähnlichen Harlmann'schen System auSgeführt worden sind, haben sich insofern aiS mangelhaft erwiesen, al» bei ihnen die ablausenden Privetsliissigkcilcn wegen de« fehlenden Wasserdrücke« sich in der Regel nicht mit der De-infectionSmaff« verbinden, sondern nur darüber hinweg fließen, während bei den anderen derartigen Anlagen, welche nach einem der übrigen, von uns concessionirken Systeme her- gestellt sind, die DeSinfcctionsmasse entweder durch eine» selbstthätigen Rührapparat, oder »ach erfolgter Vermengung in einer Obergnibe oder einem eisernen DeSinsectionSkalten durch HerauSziehen de« darin befindlichen SkouventileS direcl in die Hauptgrube gelangen und sich mit dem Grubeninhall verbinden. Um nun dem. den Anlagen der ersterwäbnten Art an haftenden Mangel möglichst abzubelfen, sehen wir un« veran laßt, auch bei diesen wenigstens die Anbringung eines Stau- Ventile- vorzuschreiben, und werde»' daher die Besitzer und beziehentlich Verwalter derjenigen Grundstücke, in welchen nach dem Kasten- oder Hartmann'jchcn Systeme hergestellte Klär- und Desinfectionsanlagen vorhanden sind, hiermit auf- gefordert, binnen 12 Wochen, von, erstmaligen Erscheinen gegenwärtiger Bekanntmachung im AmtSblatle an gerechnet, jene Anlagen durch Anbringen eines Slanventiles vervoll ständigen zu lassen. Nach Ablauf jener Frist werden wir in den betreffenden Grundstücken revibiren lassen und gegen die Säumigen mit Strasauslagen Vorgehen, beziehentlich auch die fernere Be fassung dieser Anlagen unterlagen. Leipzig, den 17. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Wiiisch, Ass. MimiiimlichmisT ES wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß am 4. Mai 1885 die Arbeiten zur Verlegung der GaSrvhre unter den Trottoir- der Grimmaischen Straße beginnen werben. Leipzig, am 13. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg,. Gnngmuth, Ass. Vtkr»«t«>chllng. Nachdem wir dem Kaufmann Herrn Moritz S«ihii»ig :n Leipzig am heutigen Tage Concession zur gewerbmäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häsen und Adschließung von SchiffScontracten im Aufträge deS con- cefsionirten SebiffS-Expedienten F. Mißler in Bremen ertheilt haben, bringen wir dir« zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, am 16. April 1885. ' Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Renker. Bekanntmachung. Die Herstellung der Btitzadleiiungsaniagen ans den Stall- gebäuven der Rittergüter Cunnersdorf und GraSdorf, sowie de- KlostergutcS Connewitz ist vergeben. E» werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten ihrer Offerten hiermit entbunden. Leipzig, den 14. April lS85. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Gringmulh, Aff. Seseutliche Sitzung -er Handelskammer Sonnabend, »en 25. «pr,l 1885. Nachmittags « vtzr. tu »eren SittungSsaale Neumartl 38.1. Tagesordnung: 1. Regiftrande. 3. Bericht des HandelSgeietzgebungS-UuSschoffe» »- »nb Musterschutzvereins Deul deS Marken- über die Zuschrift utscher Tabak-Indu- strieller z« Mannheim, Anträge zum Warkenfchutzgesctz betr. 3. Bericht des Verkeil»--Ausschüsse- über das G such der Firma H. Hoffmann, Frachtncrsnuitignng für vier betr. 4» Bericht deS Bank-, Münz- und Börsen-AuSschusses über die Zulchrist der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berit«, de» Vürsknstcurr-Gesktzentwnrf betr. Hieraus »icht-üfientliche Sitzung. Vekanalmachnug. Ju Folge freiwilligen Abgangs ist bc, der Unterzeichneten Behörde zu« 1. Juni dieses Jahre» eine Schutzmannsstelle mit einem jährlichen Geholte von zunächst 750 sowie 80 Bekleidung-gelb und einiger kleiner Neben einnahmen zu besetzen. Bewerber, die erweislich gesund und kräftig sein müssen, auch in schriftlichen Arbeiten bewandert sind, werden ersucht, ihre schrift lichen Gesuche nebst de» erforderliche» Zeugnissen bis zu« 30. April biefrs Jahre» bei unS riazureichrn. Liadenau, ant 22. April 1885. Der OSemein-erath. Qu eck, Sem.-Borst. Bekanntmachung. Unternehmer, welch: die zur Pflasterung der graften Planen- schen Strotze vom Dippoldi-waloaer Platz bis zur DippokdiSwaldaer Gasse auf ca. 2o00 gm Fläche nöthigeu Arbeiten in Accord e»s- führen wollen, werden hiermit ersucht, ihre Preislorderunaen im Stadtbaunmte <Altstädler Rathhau«, Zimmer Nr. 39), woselbst die Accordbedingungeu einzuschen und gegen Bezahlung der Schreib- gebühren Anjchlagblanqnci« z» haben sind, bi» zu« 5. Mai 1885 in versiegelte» Umschläge» einzureichen. Dresden, a« 23. April 18>H. Der Rath z« DreSVen. Stadtbauamt. Leupold. Sltchknkfsrrntnkrnng. Der gegeu den Redacteur Leopol» Lchatztra, geboren am 26. November 1851 zu Görlitz, von jüdischem Au-seben. 1.60/62 Meter groß, in den Acten S. 78. 78. VIII jetzt S. 1888. 78. rep., unter dem 16. März 1882 erlassene und unter dem 1. März 1883 erneuerte Steckbrief wird erneuert. Berlin, den 10. Avril 1885. Ltaatsanwaltschait bei Sr« königlichen Landgericht I. Eine neue Phase des russisch-englischen Lonsiicles. Am 21. April ist die russisch-englische Streitfrage in eine neue Phase eingetrelen; die Frage, welche schon erledigt zu sein schien, ob die Russen oder die Afghanen den Kamps vom 30 März verschuldet und begonnen hätten, ist wieder aus genommen und von Neuem zum Gegenstände von Verhand lungen gemacht worden. Gladstone verlangt von der russischen Regierung, daß sie etwa- thu» soll, wozu sie sich niemals verstehen wird, nämlich baß sie den Angriff Komaross'S tadelt. Das ist genau derselbe StanSpunct, den Gladstone schon nach dem Eingang der ersten Meldung Lnmsde»'« üb.r das Gefecht vom 30. März einnabm. Am 9. April behauptete Gladstone im Unlerhause, daß General Komaroff ohne jede Herausforderung der Afghanen zum Angriff Ubergegangen sei, Komaroff leugnete das. und Gladstone schien sich m Anbetracht der mißlichen Lage der militairischen Hilfsquellen Englands dabei beruhigen zu wollen. Inzwischen hat sich aber herauS- gestcllk, daß General Komaroff den Zusammenstoß systematisch vorbereitet und in der frivolsten Welse herbeigesührl hak, und außerdem stimmt Herr v. Gier- in feiner neuesten Depesche vom 12. April «inen Ton gegen England an, welcher die unzweideutige Absicht verräth, die Dinge aufs Acußerste zu treiben. Er begnügt sich nicht damit, die Schul» an der gegenwärtigen gespannten Lage ausschließlich auf England zu wälzen, sondern spricht sogar von der Nothwen- digkeit, einer zweideutigen Situation ein Ende zu machen, die nicht ohne Gefahr sei. Er tadelt den militairischen Charakter der englischen Grenzregulirnngscoinmission und hebt al- beson ders erschwerend hervor, daß englische Osficiere die Bewegungen der Afghanen leiteten und daß die Zusammenkunft de« Emir- von Afghanistan mit Lord Dufferm das gegenseitige Bcrhältniß zwischen den afghanischen und russischen Truppe» verschärft haben. Es ist klar, daß derartige Auseinandersetzungen der Sache deS Frieden- nicht dienen können. Wir kommen des halb aus DaS zurück, waS wir schon bei der ersten Nachricht von dem Zusammenstoß am 30. März sagten, daß damit der Krieg zwischen England und Rußland entschieden war. Natür lich kann von Krieg nur die Rede sein, wenn der ange griffene Theil Widerstand leistet. Giebt der angegriffene Theil seine Sacke von vornherein verloren und gesteht Alles zu, waS der Angreifer verlangt, dann kommt eS nicht zum Kriege, aber auch nicht eher zum Frieden, al- bis der An gegriffene die letzte Stellung geräumt hat. In diesem Falle würde sich England befinden, wenn eS sich den russischen For derungen fügte. Zweideutig kann die Lage nicht genannt werden, sie ist so jeder verschiedenen Deutung bar, daß man nicht begreift, wie Gladstone überhaupt zu der Hoffnung auf eine friedliche Lösung gekommen ist. Rußland rüstet mit voller Macht. Am Kaukasus, in Bakum, in Kerlsch-Ienikale, in Kronstadt herrscht die regste Thätigkeit, um Heer und Flotte in einen der kriegerischen Lage entsprechenden Stand zu setzen. Die Eng länder rüsten auch, aber man hat ihnen bisher noch immer keine ernsten Absichten zugetraut. DaS scheint sich in der letzten Woche geändert zu haben, wie au« verschiedenen An zeichen berrorgeht. Das Hauptgewicht legt Lord Dufferin in die Wagschale. Er hat in Lahore sich durch sein Auftreten für den Krieg engagirt und würde eine tiefe Schädigung seine- Ansehen- erleiden, wenn die englische Regierung sich Len An maßungen Rußlands fügte. Deshalb hat er auch mit seinem Rücktritt gedroht, falls Gladstone in seinen Zugeständnissen an Rußland noch weiter gehen sollte. In der vorliegenden Streitfrage wirken so viele Umstände zusammen, welche zu einer kriegerischen Lösung treiben, daß e- selbst den sorgfältigsten Bemühungen Gladstone'« nicht ge lingen dürste, den Frieden zu erhalten. Rußland glaubt mit Recht, daß England sich kaum je zuvor in einer gleich schwie rigen Lage besunden hat wie gegenwärtig; von allen Seiten bricht das Berhängniß über England herein. In Egyplen droht nicht nur der Mahdi, sondern auch Frankreich benntzt den Anlaß, welchen ihm dies willkürliche Einschreiten der egvptischen Regierung gegen das französische Organ „Bo-pyore Egyptien" liefert, um seinen Einfluß in Egypten zu stärken; England kann sich der Verpflichtung nicht entziehen, die egyptische Regierung in dieser Suche zu unter stützen. Dazu kommt der Aufstand in Mai.itoba, die feindliche Haltung der Boeren in Südafrika, überhaupt die Erschütterung deS Ansehens England» al-Colonialmacht, ver ursacht durch die Streitigkeiten mit Deutschland, und da» schließlich! Nachgeben Eiwiands, welches aus der Berliner Confcrenz zum klarste« Ausdruck gekommen ist. Alle diese Thatsacken sind für Rußland ebenso viele Gründe, um ihm die Ausführung deS längst gehegten Planes, nach Indien vorzudringen, al- angezeigt erscheinen zu lassen. Die Finanzen Rußland« sind nicht die besten nnd wenn diese Macht große Bvrbemitungen zum Kriege trifft, dann müssen sie auch einen Zw«k haben. Die Summen, welche Rußland in den letzten Monate« für Rüstungen ausgegeben hat. müsse« ihr Gegengewicht durch kriegerische Erfolge in Asien finde», sonst kommt Rußland in eine sehr bedenkliche Lage. Man hat in den letzten Wochen viel davon gesprochen, daß die russischen Generale häufig aus eigene Hand z» operier» pflegen, aus die Gefahr hin, von Petersburg auü verleugnet zu werden. Dieser Fall liegt hier offenbar nicht vor, Komaroff bat nach den ibm ertheilten Weisungen gehandelt, dafür ist die GierS'sche Depesche vom 12. April der schlagendste Beweis. „Die heraus fordernde Haltung der von englischen Officieren geleiteten Afghanen konnte von den militairischen Autoritäten Rußland- nicht geduldet werden." DaS ist der eigentliche Inhalt der Depesche von, 12. April. Diese Sprache scheint Gladstone endlich die Ueberzeuguna verschafft zu haben, daß all sein Sträuben, sich aus einen Krieg einzulassen, vergeblich ist, wenn er nicht Indien kampflos opfern will, und deSbalb macht er jetzt ernste Anstalten, um sich gegen Rußland- Vordringen zu wehren. Dusscrin trifft mit der bei ihm gewohnten Umsicht Maßregeln, um Alles für den Krieg in Stand zu setzen. 60.000 Mann sind marschbereit und nach Qucttah werden alle die Gegenstände in großen Mengen gesandt, weiche dazu dienen, von dort au- die englische Armee zu verproviantier». Die Sitzungen der beiden Häuser deS Parlaments vom 2l. April trugen einen durchaus kriegerischen Charakter, die Hauptsache wur7c absichtlich nur gestreift und tcr Feldzug im Sudan al- die eigentliche Ursache für Einbringung de- Credit- von elf Millionen Pfund behandelt. Aber schon tue Unterscheidung zwischen Sudan und einem ungenannten Kriegs schauplätze und die Höhe der für den letzteren Zweck auS- gcivorsenen Summe von 6*/» Millionen Pfund ließ deutlich erkennen, daß der Sudan nur der Vorwand und Afghanistan der wirkliche Schauplatz der zu erwartenden kriegerischen Ereig nisse sei. Nachdem Lord Granvilleim Oberhause aussührliche Mit- theilungen über die Verwendung der 4'/, Millionen für Egyplen und den Sudan gemacht batte, wie- er ganz im Allgemeinen aus weitere Schritte hin. für welche sich die Regierung volle Activnsf'reidcit Vorbehalte und deren Genehmigung sie seiner Zeit beim Parlament nachsuchen iverde. Lord Salisbury, der Führer der TorieS im Oberhause, ist der Anucht, daß Rußland einen Slüypunct sucht, von wo au» England ge zwungen werden solle, seine Einwilligung zur Besitznahme KonstantinopclS durch Rußland zu geben. DaS ist ein Ge- sichlSpuncl. welcher vorläufig nicht in Frage kommt and die Aufmerksamkeit bloS von der Seit« abzuleuken geeignet ist, aus welche sie gerichtet sein muß. In Asahaaistan handelt eS sich um Indien und nicht um die Türkei, da- hat man festzuhalten, wenn man sich den Blick nicht trüben will. * Leipzig, 24. April 1885. * Den, Reichstag ist der Bericht der Wahlprüfung-, commission über die Wahl de- Aba. von W«rmb im 5. Wahlkreise de- Reglerung-bezirk- Wiesbaden zn- gegangen. Der Bericht nimmt ungewöhnliche- Interesse in Anspruch. Der freiconservative Abgeordnete Regierungs präsident von Wurmb batte mit sehr geriiger Stimmen mehrheit über den deutschsreisinniaen Candidaten vr. Thi« leniu« gesiegt. Gegen die Wahl ist «in Protest eingegangen, der sich bauptsächlich auf den Lorwnrf einer unzulässigen Wahlbeeinfliissung gründet und dies« namentlich in dem folgenden Vorgänge erblickt: Nach der schweren Erkrankung de» vr. ThileniuS sei durch die Presse «nd mündlich durch Geistliche, Lehrer, Bürgermeister rc. ein« Erfindung ver breitet worden, vr. ThileniuS habe mit Windihorst einen Pact dahin geschlossen, daß er seinen Sohn von der evangelischen zur katholischen Confessio» übertreten lasse und dafür die Glimmen de- Centrum» im Wahlkreise erhalte, und Herr von Wurmb Hab« in einer Reihe öffent licher Wahlversammlungen diese Behauptung bestätigt» die Aeußerung getlian, ThileniuS könne die Stimmen der v-.»t«U.,«ttschen Wähler nicht wohl erhalten, da er'sich den Katholiken in die Arme geworfen oder einen Pact mit Windt- horsi geschlossen habe, und habe dadurch auf die Wahl in unzulässiger Weise eingewirkt. Der Referent führte u. A. auS: Wenn die Behauptung erwiese» würde, so hätte ein Regierungspräsident als Candidat in einem zu seinem Bezirk gebörigen Wahlkreise den durch schwere Erkrankung an seiner Vertheidigung. ja an jedem Widerspruch verhinderten bis herigen Abgeordneten unmittelbar vor der Wahl solcher Handlungen beschuldigt, die ihn de- Vertrauen« der Wähler ohne Unterschied der Parteien unwürdig erscheinrn ließen. Wenn vergleichen ein mit der Staatsregierung in keiner Be ziehung siebender Candidat. gleichviel welcher politischen Partei, thue, so müsse fein Mandat, al» durch unred liche Mittel erlangt, vernichtet werden. Und wenn die SlaatSregierung Solche» durch ihre Beamten und durch Regierungsorgane thun ließe, so liege darin eine starke Wahlbeeinflussung. Wenn nun aber gar, wie hier be hauptet wurde» eine solche Handlungsweise dem Regierungs präsidenten de» Bezirks al» Wahlcandidaten nachgewicsen werden könnte, so würde darin eine solche Verletzung deS öffentlichen RechtSbewußtseinS liegen, daß dieselbe nur durch Vernichtung der Wahl selbst dann zn sühnen sein würde, wenn diese mit großer Mehrbeit erfolgt wäre. Der Antrag und die Ausführungen de» Referenten stießen bei den Cor- reserenten und anderen Mitgliedern der Commission aus leb- basten Widerspruch. Die Behauptungen des Protestes, an sich durchaus unglaubwürdig, würde«, wenn sie erwiesen seien, nicht- weiter bedeuten al» ein unschöne» Wahlmanöver. Der Reichstag habe nicht den Beruf, an die Wahlagitationen der Parteien de» Maßstab der Sittlichkeit anzulegen, und dürfe sich nicht auf Untersuchungen Uber gehässige persönliche Beschuldigungen gegen Candidaten einlassen. Die Mehrheit der Commission theilte die Ansicht des Referenten Uber die Nothwendigkeit. über die aufgestellten Behauptungen Beweis zu erheben, da sie. wenn sie erwiesen würden, geeignet wären, dio UngiltigkeitSerklärung der Wahl zu begründen. Mit 7 gegen 6 Stimnien wurde demgemäß beschlossen. In der DiScussion war gegen die Ausführungen der Minderheit noch geltend gemacht, eia Beamter, der in seinem Bezirk als Candidat einer di« Regierung unterstützenden Partei aus trete, werde durch die eigene Candidatur keineswegs von den Rücksichten befreit, welche die staatlichen Behörden in dem Wahlkampf zu nehmen hätten. Im Gegenthcil habe er diese Rücksichten noch strenger zu beobachten. Andernfalls gelange man zur Ausbildung deS bisher von allen politischen Parteien alS verwerflich bezeichnet«» Instituts der officiellcn Re- qierungScandidate«. — Ohne die Entscheidung der Wahl- prüfungScommission kritisiren zu wollen, wird man unsere- Erachten» doch fragen müssen, ob denn gegen alle Wahlen, in Venen mit „Lügen" operirt worban ist, so streng vor gegangen wurde. * Im Reich-tag ist ein nach den Tarispositionen alphabetisch geordnetes Berzeichniß der den Zolltarif be treffenden Petitionen ausgearbeitet worden. Dieselben beziehe» sich ganz vorwiegend aus Getreide und Holz. * Au» den Personalveränderungen de» letzten „Militair- WockenblatteS" crqiebt sich, daß daS in Münster stehende l. Westfälische Infanterie-Regiment Nr. 13 einen neuen Oberst erhalten hat. Damit fallen die kürzlich durch olle Zeitungen gegangenen, dann bald ange,weisesten Muth- maßungen. baß Prinz Wilhelm diese» Regiment erhalten würde, thatsächlich in sich zusammen. Derartige Nachrichten sind meist, weil sie in da» Gebiet der Conjecturen fallen, mit Vorsicht auszunehmen. Man kann gciviß fern, daß authentische Nachrichten erst dann in die Presse gelangen, wenn die CabinelSordre, die den Prinzen zum Oberst ernennt, vollzogen sein wird. Daran-, daß von keiner Seite her Nachrichten über Vorbereitungen zur örtlichen Veränderung de» prinzlichen Hofstaates u. s. w. gemeldet werden, kann man schließe», daß entweder die Beförderung noch nicht so bald zn erwarten ist. oder daß der Prinz eine» der in Berlin oder Potsdam stehenden Gardercgimcnter führen wird.! Erster«» ist darum unwahrscheinlich, weil der Prinz bereit« seit über 3'/, Jahre Major ist (der Kaiser war 2 Jahre 10 Monate, der Krouprinz nicht ganz 2 Jahre Major): für Letztere« spricht auch der Umstand, daß außer dem Kron prinzen, der. noch unvermäblt» 1 Jahr hindurch (l856ch7) da« 11. Regiment in BreSlau aommandirte. wenigsten- seit den FreiheilSkriegen. nie ein Prinz de» königl. Hause» rin Linienregiment außerhalb Berlins und Potsdams geführt hat. » » « * Wien, 22. April. Die Thronrede, mit welcher der österreichische ReichSralh geschloffen wurde, hat folgenden Wortlaut: Geedrte Herren von beide« Häuser» de» ReichSrathe»! Am Schluffe der verfassungsmäßigen Periode Ihrer legislatorische» LhitigkeN gereicht es Mir zur Hesriedrigung, Jhue» für die richtige Lrkimutuiß und Würdigung der staatlichen Interessen, welche Sie bei Ihren Arbeite» geleite: und für die Opserwilligkeit» die Sie iu Ihre» Be- schlüssen an den Tag gelegt haben, Meinen Dank «nd Mein« A». erkennung auszusprechen. Eine Reihe von wichtigen Vorlagen, welche Ihne« im Lause der Session von Meiner Regierung übergeben Warden, war Gegenstand Ihrer Beschlußsassung. Die Wehrkraft de« Reiche- wurde durch Ihre patriotische Mitwirkung wesentlich gefördert nnd befestigt, während zugleich die Mittel geschaffen wurden für die Aufbesserung der Jnvalidcngebühr, für die Versorgung der Hill», bedürstigen Witrweu und Waisen der vor dem Spinde Gefallen« und für die Unterstützung der Familien der im MobilisiruagSsalle Einberuseneu. Durch die von Ihnen beschlossene Wahlrefvrm wurde eine bedeutend« Anzahl fleißiger und strebsamer Staat»- kürzer eines der wichtigsten politischen Rechte theilhaftta nnd außerdem die Ausübung de« Wahlrechtes in der zahlreiche« Wählerrlaffr be graben Grundbesitzes in Meinem Königreiche Böhmen erleichtert. Die geistigen Interessen aller Völker des Reiche- haben Sie dunch wohlerwogene, den Zwecke» der Erziehung und Bildung der Jugend eatjprecheude Beschlüsse, sowie durch die Errichtung ,e»er oder Er weiterung bestehender Uuterrichtsanstalten reichlich bedacht »nd namentlich dem gewerblichen Unterricht behufs Hebnng und Ver edelung der heimischen Arbeit Ihre besondere Aufmerksamkeit mg«, wendet. Anch die Lage de» Seelsorgekiern» hat einen Gegenstamd Ihrer regen Theilnahme gebildet und ist sür deren Verbesserung in nicht „»erheblichem Maße vorgesorgt worden. Wahrhaft erfreulich stad die Lrsolge Ihrer der Bolkswirlhjchast und dem Verkehr ge- widmeten Thätigkeit. Durch die Gesetz«, betreffend die Er- Weiterung de» allgemeinen österreichisch > ungarischen Zollgebietes und durch die Revision de« Zolltarife haben Production und Handel, durch Abschließuag einer Reihe vou Bertr«en mit be freundeten Staaten der iateruatioualr Handels, und Rechtsverkehr wesentlich« Förderung rrsahren. Die Brwillignng bede«te»der Summen für die «egnliruag der Donau kommt wichtige» Interessen dc- Staates und Memer Haupt, nnd Residenzstadt Wie» in hervor ragendem Maße z« Statten. Sir haben durch Ihre Beschlüsse über da« Institut der Ge,»erb«.J»speei»reu und durch zeitgemäße Ambe- rungeu au der Gewerbeordnung und an dem Berggefetz« beigetraaen zue Kräftig»»« de» Kleingewerbes, zur Regedmg de« Verhält»,sso« zwischen Arbeitgebern und Hilfsarbeitern, sowie znm Schütze do« Leben» und der Gefundheit der Letzteren. Unter Ihrer Mitwirkm« entstanden znm Wohle der Landwirthschaft da» Gesetz» betreffe«» dte Abwehr «>d Tilgung der Rinderpest, di« EommassatimiSgefetzr, Vor schriften zur Regelung bestimmter Wasjerläase, daS Gesetz über dt« Förderung der Landescoltur auf dem Gebiete de- Wasserbaues i» All- gemeinen »nd jene« über die Vorkehrungen znr unschädlichen Ableittneg von GebirgSwässern. Um Verheerungen durch Elementareretgaiffe «ach Möglichkeit vorzubeugen, haben Sie da- Werk einer »msaugretchen Reguürung der Gewässer, iaöbesondere in Tirol und Kärnthe» durch die Bewilligung ausgiebiger Staatsbeiiräge begonnen — eia Werk, das auch aus andere Länder auszudehnen ist und namentlich in de« durch zahlreich« Ueberschwemmungen so schwer beimgesuchien Galizien eheihunlichst zu uaternehmen sein wird, um Staat und Land »ar dauernd fühlbare» Ealamüäleo zu schützen und tieseingreisend« Be drängnisse der Bevölkerung hintanzuhalten. Indem Sie der Ein führung der Postsparkassen Ihre Zustimmung gaben und die das Gewerbe und die Landwirthschaft uuterstützeuden Borichußcafsen und ähnlich« Institute durch Erleichterung ihrer Steuervflicht in ihrer Entwickelung begünstigten, — haben Sie sich um den industriellen Betrieb und die Bodenkultur rin nicht geringes Verdienst er worben. Durch die zur Abhilfe gegen unredliche Vorgänge bei Creditgeschästen und zum Schutze der Gläubiger gegen benach- iheiligende Handlungen zahlungsunfähiger Schuldner erlassenen Gesetze wurde die Bevölkerung vor gewinnsüchliger Ausbeutung ge- schlitzt und das Vertrauen im gewerblichen und Handelsverkehre ve- festigt. Volle Anerkennung gebührt dem, was in Bezug auf di« Entwicklung unseres Eisenbahnnetzes und deS Eisenbahnwesens über haupt geleistet wurde. Die Lokomotive führt heute die Producie der Monarchie vom äußersten Osten durch den Arlberg; durch da» Borschreite» der Eisenbabn-Berstaatlichung wurde der bestimmende Einfluß deS Staates auf diese Verkehrsgebiete erweitert. Das österreichische Schienennetz wurde »Heils durch den StaatSbau, theil« durch die auf Grund des Localbahn-Gesetzes von Privaten ausgesührten Bahnen soweit vervollständigt, daß alle Länder des Reiches dcrBortheile diese- Verkehrsmittels in erhöhtem Maaße theilhaslig geworden sind Ihrer Thätigkeit ist es gelungen, für die Regelung der schwierigen und i > wirthschastlicher Beziehung wichtigen Nordbahn-Frage in einer für Staat und Volkswirthschast gedeihlichen Weise die Wege zu ebne». Durch zahlreiche andere Gesetze, welche Sie thcils über Vorlagen Meiner Regierung, »Heils aus Ihrer Initiative beschlossen haben, wurde aus den verschiedenen Gebieten des staatlichen Lebens viel fachen Wünschen der Bevölkerung enlsprochen. Ungeachtet der, burü die Förderung culturellcr Ausgaben den Finanzen erwachsenen Lasten ist eS gelungen, mit Hilfe der dadurch erreichten Hebung de volkSwirthschaftlichen Grundlagen, sowie Dank der Bereittvilligkeil. mit welcher Sie mehreren, aus Erhöhung der Staatseinnahmen ge richteten Borlagen Meiner Regierung gerecht zu werde» wußten, einen bedeutenden Schritt vorwärts zu thun zu den, sestgehaltenc.i Ziele der Herstellung des Gleichgewichts im StaatshauShalie. Der StaatSrredit hat sich in erfreulicher Weise gehoben. Ernste Bürgschaften sind gewonnen sür eine gedeihliche Erledigung der aus finanziellem Gebiete noch der Lösung harrenden Aul- gaben. Geehrte Herren vou beiden Häusern des Reichsrathes! Sowie Ich gern das Geleistet« dankend anerkenne, so können Li mit dem Bewußtsein treu erfüllter Pflicht zurückblicken auf Ihre Arbeit und Mühen und aus deren Erfolge sür das Gedeihen des Vaterlandes und die Wohlfahrt Meiner Völker, denen allen Ich mü gleicher Liebe Meine lanbesoäierlichc Fürsorge zuwende. Unsere guten Beziehungen zu allen Mächten rechtfertigen die Erwartung, daß der Monarchie der Friede auch fernerhin »nd ungestört erbalten bleibt. Unter den Segnungen dieses Friedens wird Meine Regie rung mit Beharrlichkeit und pflichttreuer Hingebung für da- Staats wohl auf den eingeschlagcnen Bahnen sortfahren, ihre Ausgaben z» erfüllen, damit das mit Ihnen Begonnene der Vollendung zngesührt. die weitere verfassungsmäßige Thätigkeit zu gedeihlicher Eniwickelunq gebracht und so das Ziel erreicht werde, welches Meinen Absichten. Wünschen und Hoffnungen entspricht. Somit empfehle Ich Sir All: dem Schutze des Allmächtigen und indem Ich Sie Meiner unwaudel- baren Huld versichere, erkläre Ich die Seist»» des ReichSrathS sür geschloffen. * Der „Kölnischen Zeitung" geben au» Pest, 10. Ltzril. folgende Mittbeilungen zu: Nus de» englisch-russischen Krieg, welcher Dank b r Mäßigung der beide» betheiligten Regierungen voraussichtlich v- mieden werden wird, waren, wie man jetzt nach und nach «rfäh seitens der volnischen Bewegung-partei große Hoffnung: , gcietzi ward-n. Es mehre» sich in neues! r Z- i die N ,-ich-» datüc,
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