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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-25
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1885
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Erscheint täglich früh r»/^lhr. lfröxttM »t TrPttäi»» J^nn««,afle 8. SPrechS»«teu »er Le»«ti<v. Vnrmittn-« 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. pk d« »»am», «A ^ «m»atz«e »er für flte uichfls«t,en»e Nnnnner desttnnnten Insernte nu Wachkutagr« G» 8 »tzr Rnchnnttnn«, an Sem,-und Kefttnse« früh »1»ÜHr. In or» Filialen für Ias.-Aanahme: Vtt» »e««, Uninersttätsfiraß« 1. Lsuts Lüsche, AathanaraKr. 23, p. mir dt» ^ lthr. Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß« Auflage LS,OSO .Xiionnementoprei» viertelt. 4'/, Mb. incl. Bring erlohn b Mt., durch die Pust bezogen 6 Mk. Jede ek^etn» Lumm« SO Ps. Beleg»e»ptar 10 Pf. Gebüdren für Extradeklnne» (in Tageblatt-Format ONah« «tzne Pvftbrsördernng 3S Mk. «it Poftbesörderuug <8 PN. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut «ms. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffrrnta- nach HSHerm Tarif. Lerlämrn «Mer dem RedactioaSstrich diesgefpalt. Zeile SO Ps., vor den Familiennochrtchteu die Kgespalrene Zeile 40 Ps. Inserate sind »eis an die Er-eSltion z» lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueonmeranäo oder durch Post- aachnahme. ^ 115. Sonnabend dm 25. April 1885. 79. Jahrgang. Wegen der Messe ist unsere Exposition morgen Sonntag Vormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpvältton ävs I.elprlLtzr ^LKeb1»ttv«. Amtlicher Thetl. Se. Durcblaucht Herr Reichskanzler Fürst BiSmarck hat aus die zu Seinem 70. Geburtstage vom Rathe und den Stadtverordneten der Stadt Leipzig an Ihn gerichtete Glückwunfchadreffe folgende- Schreiben: Berlin, den 20. April 1885. „Euere Hockwohlgeboren bitte ich, meinen Herren Mitbürgern meinen verbindlichsten Dank für die freund lichen Glückwünsche auszusprechen, mit welchen Sie meiner zu meinem Geburtstage gedacht haben. v. BiSmarck." mir zugehen lassen, welches ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringe. Leipzig, den 24. April 1885. vr. Georgi, Oberbürgermeister. Zur Ablagerung von Schutt, Asche, Schlamm «nd HauS- abfällen jeder Art wird dir Strecke de» alten Elsterfli'ßbette« im Rosenthal, links von dem von der Waldstraßenbrücke durch da» Roseuthal nach GohliS führenden Wege, zur Ablagerung von Schult, Asche und HauSabfälle» jeder Art, demnacy «rtt Ausschluß »oa Tchlan»«: die sogenannte schwarze Lache im Nonnenholze, recht» von dem Wege, welcher vom Schleußiger Wege ab durch die Nonne nach der Plagwitzer Straße führt, angewiesen. Diese Ablagerung-Plätze haben jedoch lediglich der Stadt Leipzig und deren Bewohnern zur Benutzung zu dienen; da» Ablagern daselbst von Seiten anderer, al» Einwohner hiesiger Stadt und auß anderen Orten ist daher nicht gestattet. Zuwiderhandlungen werden sowohl an denjenigen, welche Schult, Asche und HauSabfälle und bez. Schlamm an den angewiesenen Plätzen unbefugt abarworfen, al- auch an den- jenigcn, welche hierzu Auftrag ertheilt haben, mit Geldstrafe bis zu KO oder mit Hast bis zu 14 Tagen geahndet. Im klebrigen ist bei gleicher Strafe den Anweisungen der von uns mit der Aufsicht Beauftragten bezüglich de» An- und AbsahrenS und deS Abladcn« Folge zu leisten. Leipzig, am 17. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. G. delitinümechmx. ES wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß am 4. Mai 1885 die Arbeiten zur Verlegung der GaSrohre unter den Trottoir- der Grimmaischen Straße beginnen werden. Leipzig, am 13. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Aff. In der S. Etage de» Hanse- Se klier'» Los ReichSstraße Nr. 55 Grimmaische Straße Nr. SK ^ s*vet Lsenstrige» Stuben nach der Grimmaischen Straße. Met dergl. und eiuer Ifenstrtgea nach dem Hofe zwei Alkoven, einer Küche, mehrere« Kammer« und sonstigem Zubehör bestehende Wohnung vom I. Oktober dS. IS. an gegen einhalbjahrliche Kündigung anderweit zu »er- mtethen. Mietbaesuche werden ans dem Ratbhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17. entqegengenommen, auch können ebendaselbst die BermiethungSbedmgungen nebst Inventarium der zu ver- mietbenden Wohnung eingesehen werden. Leipzig, den 15. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Stvß. Vrkanntmachiluz. Die Pflasterung der Fahrstraßen aus der östlichen und nördlichen Seite deS Platze- L de» nördlichen Bebauungs pläne« ist vergeben, und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten ihrer Offerten hiermit entbunden. Leipzig, am 20. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth. Aff Mumlmachiilr. Tic Lieferung der zur Dampskesselheizung in der hiesigen Stadtwafferkunst aus die Zeit vom 1. Juli 1885 bi» mit 30. Juni 1888 erforderlichen circa 40,000 Centner - 2,000,000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbebältlich der AuS wahl unter den Submittenten an den Minvestfordernden vergeben werden. Offerten sind bis zu dem ^ ,... ^0. Mat »S. 2» «bend» » »hr schriftlich uiiv versiegelt mit ver Aufschrift: ,^»hl,«lt-f-rung der Stadtmafferknnst" an das Bureau der Stadtwafferkunst (Stadthau». Obstmarkt Nr. 3. NI. Etage, Zimmer 142) abzugeben, woselbst auch die Li-scch,igSbedingui>gen eingesehen werden könne». Leipz». den 21. April 1885. ^irs Rath« Deputation znr Wafserknnst. Bek-Mtmachung. Die Herstellung der macadamisirten Fahrbahnen in der Sedaastraße von 45.8 lsd. Metern westlich der Waldstraße bi» zu der Straße an der Alten Elster» in der Straße IV zwischen der Sedan- und Wettiner Straße und die Befestigung der Fahrbahn der Straße an der Alten Elster mit Bruchstein» Pflaster von der Frege- bi- zu der Wettiner Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. U. Etage, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „MaeadamifirungS- und Pflasterarbeite« in der SedanstraHe re." versehen ebendaselbst und zwar bis zum 2. Mai 1885, Nach mittag» 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 17. April 1885. De« RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Die Herstellung von Schleuß«« 111. Clasie in der Sedan- Straße und Straße IV des nordwestlichen Bebanungs- Vlanes, sowie diejenige von Thonrohrschleußcn in der ver längerten Straße an ver alten Elster soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhall«, ll. Etage, Zimmer Nr. 14» aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schlenßen in der Sedan-Straß« «. s. Versehen ebendaselbst, und zwar bis zu« «. Mat L88S, Rachmtttag» S Uhr einzureichen. Leipzig, am 22. April 1885. . De» Rath« der Stadt Leipzig Straßenban-Depnlation. Die Oerßevung einer Schleuß« HI. Elasse in der PeterSstratze zwischen dem Markt unv dem Sporergäßchen. einschließlich de» Abbruch» der alten Schleuß? aus dieser Strecke soll an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können von dort entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schlenßendan in der PeterSstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 6. Mai 1885, Nach mittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 22. April 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Schleuß- Hl. Clasie in der Central straße. einschließlich de« Abbruchs der alten jetzt in die Pleiße mündenden Schlenße soll an einen Unternehmer in Accorv vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ticsbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14. au- und können von dort entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schlenßenban in der Centralstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 8. Mai 1885, Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 22. April 1885. De» Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau. Deputation. Bekanntmachung. Auf sein Ansuchen ist Herr Heinrich Phil. O. Röth, Kaufmann in Firma Alex. Wacker hier. Roßstraße 13/6 aus dem von ihm bi»her bekleideten Amte eines ArmenpflegerS im 38. Districte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armcnwesen gewährte Mit wirkung auS. Leipzig, den 23. April 1885. Da» Lrmendireetoriu«. Ludwig-Wolf. A. Veffevtltede UnmlelsIetuMtAll. v1en»t»U, cken 28. TprlI, trüb 7 l'tir, beginnt <tis r veile» 4nen»i,m«prilkonr m äer I,el>rl1ogn»dtl,«itung, nu veleber sieb äi« bereit« »ngemeblstev, «ovio ckis noch annumelüencken LebrNnxe, mit 8ekroidksäer vererben, pünotlielr eilwnünäen beben. ^nmelövnxen Mr äen ei»jLbri»en kaebvleeeneebektlleben <!»r»ne (I>drliniee»ktdeilomr) veräen im 1»ute äleeer IVoeks xleiedkeUs «nhsSireo^evommeT,. 6»rl Voltrnm, liirector. Semerbekammer — Leipzig. Dienstag. Sen 28. »s. M.. Rachmittag »'/, Uhr vrfientliche Plenarsitzung im Kammrrlacale. Tagesordnung: 1) Mittbeilungen an« der Registrande. 2) Vrsorderte «»lachten, a. den Schutz der Fabrikgeheimulsie, d. die beantragte Abkürzung der Messe» z» Frankfurt a. O. betreffend. 3) Zuwahl eines Mitgliedes. Leipzig, am SS. April 1885. D. «. Oehler, vors. Herzog, S. Bekanntmachung. Unternehmer, welche die znr Pflasterung der grasten Plauen- sche» Ltraste vom Dippoldiswalvaer Platz bis zur Dippoldiswaldaer «osse ans ca. 2000 qm Fläche nüthige» Arbeiten in Accord aus- führen wollen, werden hiermit ersucht, ihre Preisiorderungen im Stodtbouamle (Altstädter Raihhau«, Zimmer Nr. 39). woielbft die Acrorddedingungrn einzasehe» und gegen Bezahlung der Schrrib- gebühre» «nichlaqblanquels zu haben sind. bi« zu« 5. Mat 188L in versiegelten Umschlägen einznreiche». Treiben, am 23. April 1885. Der Nath ,n Dresden. ktodtbauamt. ' Leupold. Nichtamtlicher Thetl. Zur russisch-englischen Streitfrage. Die Dinge sind jetzt auf dem Punkte angelangt, wo weitere Verhandlungen nutzlos erscheinen, beide Thcile sind fast unmerklich immer werter vorwärts gegangen auf dem Wege, welcher eine friedliche Lösung der Streitfrage auS- schließt. Die ParlamentSsitzuxgen vom 21. April und die gleichzeitigen Thatsachen. der Bericht LumSven'S vom 17. April, die Depesche de» Minister» von Gier- vom 12. April, die RUcktrittSdrobung Dufferin'S, die Stimmen der russischen Presse au» Petersburg und Moskau häufen daS Material, welche» den Ausbruch de» Krieges vorbereitet in einer Welse, daß auch die überzeugungstreuesten Friedensapostel die Köpfe zu schütteln beginnen. Die »Pall Mall Gazettte", das Organ Gladstone's. auf welche- die Vertreter des Frieden« um jeden Preis bisher felsenfest gebaut hatten, ist verstummt und die ministeriellen „Daily New»" stellen fest, daß die Verhandlungen zwischen England und Rußland die Aussichten auf Erhaltung deS Frieden« nicht gefördert haben. Ta» PeterSburger Cabinet scheine nicht geneigt zu sein, au» seiner falschen Stellung herauszutreten, während die Nachgiebigkeit England» nahezu erschöpft sei. Vielleicht wäre der Ent- scheidungSkampf noch vertagt worden, wenn Rußland sich dazu verstanden hätte, KomarossS Handlungsweise, welche den Kampf vom 30. März veranlaßt hat, zu tadeln und sich mit dem Besitz von Pendschdeh zu begnügen, aber au» der ganzen Situation geht klar hervor, daß Komaroff im vollen Ein- verständniß mit der russischen Regierung gehandelt hat und daß sie auf seine Energie und Schlagsertigkeit auch ferner rechnet. Gladstone sagte in der Nnterhaussitzung vom 21. April, daß er eine gerechte und ehrenhafte Lösung jeder gegen wärtigen und zukünftigen Streitfrage wünsche, wenn sie möglich sei, e« hat sich aber bereit« die Unmöglichkeit dieser Lösung herauSgestellt und deshalb erscheint der Krieg al- da» allein noch übrige Auskunftsmittel. Die Hoffnung ans Erhaltung de» Frieden» hatte bisher ihren srsiesxn Stützpunkt in der Ueberzeugung. daß England g<.r nickt in der Lage sei, den russischen Streitkrästen eine entsprechende Macht entgegen z» stellen. Diese Ueberzeugung beruhte jedoch auf Zahlenanaaben, welche der Vergangenheit angelwren. Ob die englischen Truppen in Indien entbehrlich sind für die Abwehr einer von außen drohenden Gefahr, oder ob sic zur Niederhaltuna der Leidenschasten in Indien selbst verbleiben müssen, darüber bestehen nur Bermuthungen. Auch daS steht keineswegs fest, ob die Truppen der indischen MaharadschahS nur Paradetruppen sind, welche für den Krieg unbrauchbar sind. Die Phantasie der Journalisten Hilst über derartige wichtige Fragen oft mit erstaunlicher Leichtigkeit hinweg und die Wahr beit wird erst bekannt, wenn die Thatsachen ihr Gewicht zu üben beginnen. Das Auftreten Lord Dufferin'S in Lahore wäre überhaupt nicht zu verstehen, wenn die indischen Fürsten bloS auf den Augenblick warteten, um daS englische Joch abzuschütteln. Zwischen dem Aufstand von 1857 und heute liegt beinahe ein Menschenalter und erst vor wenigen Jahren hat vie Königin von England den Titel Kaiserin von Indien angenommen. Dieser Titel scheint zu bezeugen, daß die Ver hältnisse, welche den Ausstand im Jahre 1857 ins Leben riescn. heute völlig überwunden sind, daß ein DerschmelzunqS- proceß sich vollzogen hat, welcher vor 30 Jahren noch kaum begonnen batte. DaS ist ein Vorgang, welcher in der geschicht lichen Entwickelung wohl begründet erscheint. Die Engländer sind, abgesehen vcn ihrer Neigung zur rücksichtslosen Unter drückung aller Sclbstftändigkeitsregungen unterworfener Völker> schasten, doch vor Allem Geschäftsleute und ihren Geschäfts interessen bringen sie da». waS man Grundsätze nennt, jederzeit zum Opfer. Der Zusammenhang zwischen Indien und England ist in den letzten 25 Jahren entschieden nicht gelockert, sondern befestigt worden, und die angebliche Bewegung, welche in Folge deS russischen Vordringens in Indien entständen ist, bat bisher noch zu keiner feindlichen Kundgebung der indischen Bevölkerung geführt. Schon beim Austauchen de« Mahdi drangen Gerückte über eine Bewegung der Mohamedancr in Indien nach Europa, aber bestimmte Thatsachen, welche das Vorhandensein einer Gährung bestätigen, sind nicht bekannt geworden. Deshalb erscheinen auch die Gerüchle über daS militairischc Unvermögen England- in Indien nicht ohne Weitere« glaubwürdig; man wird gut thun, erst die That sachen abzuwarten. Der Emir von Afghanistan hat seiner Bewunderung über die Haltung der englischen Truppen in Rawal Pindi lauten AuSvruck verliehen und die amtlichen Meldungen auS Indien gehen dahin, daß 60.000 Mann zum Abmarsch an die Grenze bereit stehen. Da» mag in Anbetracht der Streitkräfte, über ivelchc die Russen verfügen, eine verhältnißmäßig geringe Zahl sein, aber man Vars dabei nicht außer Acht lassen, daß die Turkmenensteppen im Norden Afghanistan« keine geeignete Grundlage für militairischc Operationen im großen Matzstabe bieten, während da- reiche Indien al« Hinterland den eng lischen Truppen Alle- in Ueberfluß gewährt, was sie zur Kriegführung brauchen. Ein russisches Blatt äußerte vor einigen Tagen seine Entrüstung darüber, daß die Engländer Quettah besetzt hätten, e» klang daran« etwa» wie Aerger darüber, daß die Rügen im Puncte der Verpflegung für den Kriegsfall weit hinter den Engländern znrückstehen. DaS ist eine Angelegenheit von größter Wicbkigkeit für die weitere Entwickelung d«S Streite« und die Schwierigkeit der Ver pflegung wird den Russen sehr im Wege stehen. Die große Erregung, welche der russisch, englische Streit in der ganzen Welt hervorrust, hat ihren Grund darin, daß man fürchtet, e« werbe sich au» diesem Kriege zwischen zwei rivalisircnben Mächten ein allgemeiner Krieg entwickeln, ver allen Dingen werde die crienlal-.schr Frage bri diesem Anlaß zum Austrage kommen. Diese Befürchtung liegt allerdings nahe, aber ein solcher verlaus der Dinge ist nicht absolut nötlrig. Deutschland und die nicht am Kampfe bctbeiligten Mächte haben ein erhebliches Interesse daran, daß der Kamps aus die beiden Gegner beschränkt bleibt, und in diesem Sinne wird sich die diplomatische Arbeit des Reichskanzlers niizweisel- bast geltend machen. Vorbedingung ist. daß die Türkei weder ha»del»d noch leidend an dem Kriege bclheiligt wird, und Da» ist b«nte schon dadurch erreicht, daß die Dardanellen einer englischen Flotte verschlossen bleiben. Eine andere Frage ist das Eintreten Italien- in die Gestaltung der egyptischen Verhältnisse. ES wird von Unterhandlungen berichtet, welch« zwischen England und Italien zum Zweck der Besetzung EgyplenS durch Italien statlfinden. Die Anfänge zu dieser Bereinigung der beiderseitigen Interessen waren bereit- er», kennbar, als Italien Beilul und Massauah besetzte, aber man deutete diese Schritte nur al« Vorbereitung zur Theitnahme an dem Kampfe gegen den Mahdi. Die Thalsacken haben diesem Bllndniß keinen allgemeineren Charakter verliehen. Auch die Eiiibcziebung der egyplischen Frage in die indische zieht noch nicht mit Nolbwendigkeit die Wiederbelebung der orientalischen Frage nach sich. Es kommt daraus an, ob diese Angelegen heiten bei der Zusammenkunft von Skierniwice zum Gegen stände eines Gedankenaustausches zwischen den drei Kaiser mächten gemacht worden sind. Die Möglichkeit ist vorhanden, aber Gewißheit haben wir darübrr nicht. DaS Haupistreben des Fürsten BiSmarck ist immer dahin gerichtet gewesen, den europäischen Frieden zu erhalten, ob hinten weit in Afgha nistan die Völker aus einander schlagen, das läßt Europa unberührt, wenn nicht europäische Interessen in directe Mit leidenschaft gezogen werden. DaS Hauptaugenmerk ist für Deutschland in dieser Frage die Ausrechthaltung des Berliner Friedens von 1878, im Ucbrigen mögen England und Ruß land unter sich ausmachen, wer von beiden über Indien herrscht. * Leipzig, 25. April 1885. * Auf die Beglückwünschung de« Fürste« Bis marck seiten» der nationalliberalen Fractionen de» Reichstag« und deS Abgeordnetenhauses ist dem Abg. von Benda folgende« Dankschreiben zugegangen: Berlin, den 20. April 1885. Euer Hochwohlgeboren bitte ich, den Mitglieder« de» nationalliberalen Fraction im Reichstage und Abgeordneten haus« für die freundlichen Glückwünsche, mit denen die Herren mich zu meinem Geburtstage beehrt haben, meinen verbind lichsten Dank auszusprechen. von BiSmarck. l- * Der Berliner spanische Gesandte Graf Benomar at an den Präsidenten de« Reichstags Herrn v. WedeN- ßieSdors» AS Vorsitzenden des Central-ComitS» für die Unterstützung der Opfer de« Erdbeben» i« Spanien, folgende« Schveiben gerichtet: Herr Präsident! Ich habe der Regierung meine» KSnigS, meine» erhabene» Herrn, allgezeigt, daß da- deutsche TentralcomitS für die durch daS Erdbeben in den südspanischen Provinzen betroffenen Verunglückten, dem Sie in so würdiger Weise präsidirten, seine Arbeiten nach Absentnmg beträchtlicher Summen vnnmehr zum Abschluß gebracht Hot. Seine Majestät hat darauf, nach Anhörung des Vortrag» de- SiaatS- minlsters, mir zu befehlen geruht, Ihnen, Herr Präsident, besten Name und Autorität so sehr zur Förderung diese- hochherzigen Werke» beigetragen, ebenso wie den übrigen Eomittmitglievern, den LoralcomitSS und all den Personen, die dem so edel- milchig erdachten und zu so glücklichem Ende geführten Unter nehme» ihren Beistand geliehen haben, zu danken. Se. Majestät der König, mein erhabener Herr, hat mit den Empfindungen de» tiefstgefühlten Tankes aus das Ergebniß gesehen, da- die Samm lungen zum Besten der Nothleidenden in Deutschland gehabt habe«. Se. Majestät bat dieses Ergebniß nicht allein als einen Beweis edler Eroßmuth des deutschen Volkes, sondern, wie auch Sie mir die Ehre erwiesen, mir wiederholt zu sagen, als eine Kundgebung der Sympathie sür Spanien betrachtet. Ich beehre mich außerdem, Ihnen, Herr Präsident, davon Kennt- niß zu geben, daß Se. Majestät den Herzog von MandaS zum königliche» Commissar für die Bertheilung der sowohl in Spanien als im Ausland? gesammelten Fond- und für den Wiederaufbau der durch die Erdbeben zerstörten Städte ernannt hat. Ecnehmigcn Sie den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung. Gras Benomar, Gesandter Spaniens. * DaS deutsche Auswärtige Amt entsandte die Assessoren Knappe »nd Fadre du Faur al» Biceconfuln nach Samoa. StaatSsecrrtair Hertzog begleitet sie als General direktor der deutschen Unternehmungen. * In der jüngsten Sitzung der PetitionScommissio« de« Reichstags wurde zunächst beschlossen, die auf di« LederzVlle bezüglichen Petilivncn bei Gelegenheit der Plenar- beralhung Uber die Tarisposiliou 21 zur Kenntniß des HauseS zu bringen und ourch die hinsichtlich dieser Position zu fassenden Beschlüsse sür erledigt zu erklären. Mit der Berichterstattung wird Dr. Tröndlin beauftragt. Zwei Petitionen wünschen, daß die bereits in einer frühere» Plenarvcrbandlung zur Sprache gebrachte, einer Fabrik cingeränmte Vergünstigung, soviel schwedisches Eisen zollfrei einzuführen, als sie zu Huf nägeln verarbeitet wieder exportirt, verallgemeinert und auch den Petenten zugestanden werde Man erachtet die Petitionen durch die Erklärungen, welche seitens des SlaatSministerS von Bötticher in der Plenarsitzung vom 7. März d. I. be züglich dieser Angelegenheit abgegeben worden sind und dabin gingen, daß er mit dcni Herrn Finanzminister wegen der Frage, unter welchen Bedingungen den kleinen Husnagel- schmicren die gleiche Vergünstigung eingcräumt werden könne, sich in Verbindung gesetzt habe, sür erledigt. Die übrigen Petitionen waren nicht von allgemeinerem Interesse. * Der Reichskanzler batte vor einigen Monaten den Vorsitzenden deS Deutschen Privatbeamten-Verein». Herrn BallewSki in Magdeburg — der Deutsche Privat beamten-Verein strebt die Sicherstellung der Zukunft der in Privatstellung thätigen Beamten und ibrer Familien an — ausgesordert, seine Wünsche, betreffend die Förderung de» von ihm vertretenen Vereins und seiner VersorgungScassen, schrift lich vorzutragen. Dieser Aussorkcrung de« Reichskanzler« ist in eingehendster Weise nachgekommen worden und unter Dar legung der Verhältnisse deS PnvatbcamtenstanveS angedeutet, wie da- die Selbsthilfe anstrebenve Vorgehen de» Deutschen Privaibeamten-Vereins wesentlich gefördert werden kann. Von Seiten deS Reichskanzlers ist jetzt eine Antwort aus diese Auslassungen eingegangen. Derselbe erklärt, zwar nicht in der Lage zu sei», den Deutschen Privatbeamten-Verein in der ihm zum Vortrag gebrachten Weise unterstützen zu können, bemerkt aber dann: „Um indessen mein wiederholt hervor- gebobeneS Interesse an einer gedeihlichen Wirksamkeit de» Vereins auch praktisch zu betbätigen, bin ich mit dem kvnia« lich preußischen Herrn Minister de» Innern behuf- Er örterung der_ Frage in Verbindung getreten, ob und in welcher Hinsicht eine staatliche Forderung der Be strebungen dev Verein-zulässig und rathsam erscheint." — Es ist also nun Aussicht vorhanden, daß auch der sehr schwierig« Frage der Versorgung der in PrivatstellunEP thätige« Be«
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