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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-27
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1885
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Erscheint täglich früh «'/,Uhr. Neß«rti-n und LrpedUiuu IohannrSgaffe 8. Aprechkiundrn der NeSactt»«: Bormittag» 10—13 llhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. - -L'L»AÜ."'öL WM ^ MMer Uunahm« »ar für tzt« «IchMslisuU« Nnmmer bestimmten Inserate a, Sachentagrn bi» 8 Utzr Rachmttt«^, an G»nn- «nb Festtage« früh bi»'/,» Uhr. I» den Filiale« fRr Lns.-Auuah«: Ltt« Ale»«, Uuiversiiät-strah« 1. Leut» Lösche, Kaiharincustr. SS, p. nur bi« '/,S Utzr. Anzeiger. Organ skr Politik, LocalgWchte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. M»H-A«flage LS,»GS ^d»nne»e»t«Preis viertelj. 4'/, Mt. iacl. Brin«rl<ßu SM«. tzarch dt. Mg, bqv»»«!. Jede etn,LilklL««»Bi v»lea«on»jar 10 V. Gebabren für »rtrabetlaa«, st« Tageblatt-Format aefaftt) «tznr Postbesörderun, Mt« »tt Visibefördenw» »8 «1. Inserate ügespaltene Petitzeile tO Pf. Grübe« Dchrifte» laut uns. Preisvnyenhniß Tabellarischer ». Ziffernsotz nach hvherm Karts. Neeläiuen unter dem «edartsoasftrich ditz-Wßgatt ZeileLOPs.,vor deu Famittrauochrschttu die Ogespaltrue Zeile 40 Pf. Inserate find stet» au »le ErpebtttOU zu srudeu. — Rabatt wird nicht »«geben. Zahlung pruaaumaenuäo «brr durch Pasb- »achuahme. 117. Montag dm 27. Aprll 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die Akenpstasterung de» Bayerische« Platze», sowie die Macavamisirung daselbst lst vergeben. 2» werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 2l. April ISSN. Der Rath der «ladt Leipzig. Dr. Georgi. Gringmuth, Aff. Murubau zu Weikensels. Für den Neubau de» Postgebäude- zu Weißeafel» soll im Wege der öffentlichen Andietuug die Lieferung folgender MatertaUr» ver- diwgen werden: 1) 500 Kubikmeter Bruchsteine. 2) 500 Kbm. grober, reiner Ate» »ur yuudameutiru»-. 3) 340 Tausend Stück Hiniermauernugtziegel uad 10 Tausend Stück Klinker. 4) LO Tausend Stück Berdleadzieael (Bollsteine). 5) V2 Tausend Stück Einvierlel-Berbleudeztegel und 2 Tausend Stück Dreiviertel-Eck-Verblender. 6) 300 Tonnen PortlandrEement. Die LieierungS-Bedingungen sind im Postbaubureao zu Weihen- frl» cinzusehe», auch von da zu beziehe». Die Angebote siud versiegelt und portosrei mit entsprechender Aufschrift versehen spätestens bi» zum 11. Mai dis. I«. vormittag» 10 Uhr an da» Kaiserliche Post- amt zu Aeißensel» einzusenden, da zu dieser Zeit die Eröffnung der eiugegangenen Angebote stattsindet. Enurt, den 24. April 1885. Der »atserliche Vostbamntttz. Reumann. ilefentliche Anffordernng zur LLikkehr. An die Webermeister», und G«sellschast<diener»ehefrau Johanna Schöpf von Huf. ged. Nntzler, ». Zt. unbekannten Aafenthalt», ergeht hiermit aus Antrag ihre- Ehemänner Peter Schöps von Hof die gerichtliche Aufforderung, zu ihrem genanntro Lhemaune behuss ssorisetzung de» ehelichen Leben» zurückzukehreu, widrigenfalls der selbe gemäh Pr. Ld. R. Thl. II Tlt. 1 8- «SS auf Scheidung der »he aazntrage» berechtigt wäre. Hof, den 16. April 18N. Aßuigl. U»t»gertcht- (1-.8.) Klemm. Zur stpgloubiguug: Lktllitz-r, Seerrtair. ' Nichtamtlicher Thetl. Rüstungen. Die Frage, ob der Krieg aurbrechen wird, gilt vorläufig al» abgethan, die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich des halb hauptsächlich auf die beiderseitigen Rüstungen. Als feststehend darf angenommen werden, daß Rußland mit seinen Vorbereitungen zum Kriege weiter gediehen ist, als England, aber andererseits darf nicht außer Acht gelassen werden, daß Rußland cS zunächst mit Afghanistan zu thun hat. Lord Dufserin scheint die Neberzeugung zu hegen, daß Abdurrha- man in dem bevorstehende« Kampfe auf Seiten Englands stehen wird. Ist da- wirklich der Fall, dann wird der Bice- könig von Indien in der Lage sein, de» Russen eine Streit macht entgegenzustellen, welche ihnen den Bormarsch nach Indien verlegen kann. Die Russen hoffen unzweifelhaft daraus, daß ihnen Abdurrhaman in« Garn gehen wird und dazu soll ihnen der Sieg Komaroff'S bei Pulikisthi dienen, den sie lange nicht in dem Maße auSgenutzt haben, wie sie e< gekonnt hätten. Ob der Sieg wirklich so bedeutend gewesen ist, wie ihn die Russen schildern, läßt sich schwer ermitteln. Bisher war man daran gewöhnt, daß die Russen ihre Siege zehnfach vergrößerten und die Verluste der Feinde in demselben Maße übertrieben, in diesem Falle will nun aber Komaroff die Zahl der gefallenen Afghanen weit unterschätzt haben. DaS ist eine so ungewöhnliche Erscheinung, daß sie tiefere Gründe haben muß. Komarofs hat den Afghanen bei Pulikisthi gezeigt, wie sehr überlegen ihnen die russische Kriegs kunst ist, und glaubt damit deu Boden für eine Verständigung mit Abdurrhaman geebnet zu haben. De-Halb ist er nicht nach Herat marschirt und hat die fliehende» Asgbanen nicht verfolgt. Inzwischen ist aber Adburrhaman in Rawal Pindi gewesen und hat dort die englischen Truppen gesehen. Welche Verabredungen dort getroffen worden sind, weiß man nicht. Lord Tufferin hat in seinen Meldungen über die Zusammen kunft durchblicken lasten, daß er seinen Zweck vollständig erreicht hat und Gladsrone hat sich auch im Parlament in diesem Sinne geäußert. Dagegen ist von London aus Besorgniß kundgegeben worden, weil der Emir von Afghanistan bei Empfang deö EbrensäbelS nicht den eigenen Säbel an Lord Dufserin über reicht hat. Ob dieser Umstand wirklich die Bedeutung bat, welche ihm LondonerZeitungScorrespondentcu beimesten wollen, oder ob daS bl»S grundlose Schwarzseherei ist, muß sich bald zeigen. Abdurrhaman hat bei seiner Rückkehr in die Heimath e» als seine erste Sorge betrachtet, die Besatzung von Herat zu verstärken, und außerdem ist LumSden von Tirpul au» bemüht gewesen, über die wahren Absichten Rußland« volle Klarheit zu verbreiten. Wen» der Emir eine zweideutige Haltung beobachtete, so würde LumSden darüber Bericht er stattet haben und seine Meldungen würden in Folge dessen wahrscheinlich kleinlauter geworden sein. LumSden ist c« aber offenbar darum zu thun.' die perfide Handlungsweise Koma rofs'» in ihrer ganzen Bedeutung hervorzuhcben und er ver folgt diesen Zweck, weil er aus die BundeSgenostenschasl Abdurrhama'S baut. Tie Streitkräste der Asgbanen waren in kritischen Zeiten stet- beträchtlich und Uakub Eha» batte im Jahre ISS» allein gegen die Engländer 20,000 Mann auf die Beine gebracht, bald darauf erschien Ejub Ehan an der Spitze von >2,000 Mau» »nd endlich gebot Abdurrha- man damals über eine beträchtliche Streitmacht. Wenn also jetzt Abdurrhaman alle seine militairischen Hilfsmittel zusammensaßt, so wird eS ihm ein Leichte- sein, ein Heer von 30,000 bis 40,000 Mann den Rüsten gegenüber zu stellen. Komarofs scheint denn auch alle Anstalten zu treffe», um eine große Truppenzahl an der afghanischen Grenze zusammenzu- ziehen, vom Kaspischen Meere werden große Trupvennachschube vorbereitet und /sind wohl schon unterwegs, wie die Reise Dondu- koff'S nachDaglicüt ->n. welche angeblich dnrckNänbercien veranlaßt war,beweist. RnKlailv ist allerkingS besteraur denKrieg vorbereitet al« England, aber mit voller Energie hat e» seine Maßregeln doch nicht getroffen, Weil e« auf den Widerstand Englands nicht gefaßt war. Rußland hatte allein Anschein nach er wartet, baß England den Worten keine Thaten folgen lasten würde, daß diese Macht vor dem nordischen Koloß furchtsam zurückweichen. und daß dieser dann mit Afghanistan leicht und obne großes Blutvergießen ein seinen Absichten entsprechende« Abkommen treffen würde. Darin hat sich Rußland getäuscht. England ist wirklich bereit, Indien nicht kampflos an Ruß land zu überlasten, aber die Kampfmittel sind noch nicht hinreichend im Stande. Einen starken Druck aus die Entschließungen der englischen Regierung hat Lord Dufferin auSgcübt, welcher die Zusammen kunft in Rawal Pindi zu Stande brachte. Die Senvung Dus- ferin'S nach Indien war überhaupt mit Rücksicht auf die kritische Lage der Verhältnisse an der Nordostgrenze der englischen Be sitzungen in Asien geschehen, die Besetzung MerwS durch vic Russen reizte, vaß in Indien nur ein Mann von höchster Energie und bewährter Klugheit die drohenden Schwierigkeiten zu bestehen vermöge. Lord Dufferin war die geeignete Persönlichkeit, aber die Ernennung diese» Diplomaten zum Bicckönig von Indien wäre gegenstandslos gewesen, wenn die englische Regierung seinen Nathschlägen seine Folge leistet. Lord Dufferin hat seine Vorbereitungen getroffen, um dem Vordringen Rußland« nach Indien Schranken zu setzen; die englische Regierung mochte gehofft haben, daß diese Aufmerksamkeit hinreichen werde, um Rußland zur Vertagung seiner ErobernngSpläne zu bewegen. In dieser Hoffnung hat sich Gladstone getäuscht, Rußland geht ohne Schwanken aus sein längst gesteckte» Ziel lo» und scheut auch vor einem EntscheiduugSkampfe nicht zurück. Daran« ergab sich für England di« Alternative, entweder energischen Widerstand zu leisten, oder Indien kampflos prei«- zu geben. Die Unterwerfung unter die Anmaßungen Ruß land« mußte nicht nur den Verlust der BundeSgenostenschast von Afghanistan mit Sicherheit nach sich ziehen, sondern auch in Indien eine (Jährling Hervorrufen, welche der eng lischen Herrschaft den Todesstoß versetzte. Dufferin drohte bereit» mit seinem Rücktritt, aber er zeigte der englischen Regierung auch, daß , er vor den Folgen seiner Handlungs weise nicht zurückschrecke. Rußland war überrascht durch da» energische Auftreten Lord Dufferin'«, und erst al« e» klar war, daß England nicht kampflos seine Stellung in Indien räumen würde, nahm e« Kenntniß von dem Schritt- «sord Dufferin'«. In der russischen Presse wurden plötzlich .Stimmen laut, welche die Ansprache Dnfferin'S in Lahore, die Zusammenkunft von Rawal Pindi und die Besetzung Ouettah» al« ebenso viele Kriegsfälle erklärten. Lord Duffer», hat in der That zweckmäßige Maßregeln ge troffen, um dem Bordringen RußlanbS einen Riegel vorzu- schicben, aber die in London herrschende Angst vor Rußland droht alle diese Bemühungen fruchtlos zu'machen. Hätte Lord Dusferin von London an« eine Zurückweisung erfahren, dann waren die Rüsten obenauf, Abdurrhaman Chan mußte zu der Einsicht gelangen, daß die Engländer unzuverlässige Bundesgenossen seien, und die englische Sache in Asien war so gut wie verloren. Aber im entscheidenden Augenblicke scheinen sich die Engländer doch erinnert zu haben, daß ihre Vergangenheit ihnen ein seigeS Zurückweichen vor einem rück sichtslosen und gewaltthätigcn Eroberer nicht gestattet, daß sic wenigstens »ach dem Stande ihrer BertheidigungSmittcl zu kräftigem Widerstand gezwungen sind. Wo» die anglo- indische Armee Werth ist, läßt sich erst erklären, wenn sie sich mit den Rüsten gemessen hat, ein Urtheil vor dieser Probe wäre voreilig. Lord Dufserin scheint die indischen Truppen für gut zu halten, sonst würde er, ein genauer Kenner russi scher Verhältnisse, nicht zum Kriege treiben. * Leipzig, 27. April 1885. * Der Reichskanzler Fürst Bi-marck hat an die srei- conservative Fraktion in Erwiderung auf die ihm zum 1. d. M. überreichte Adresse da» nachfolgende Dankschreiben gerichtet:j „Berlin, 20. April 1885. Für die freundlichen Glückwünsche, welche in der mir ru meinem siebzigsten Geburtstage übersandten Adresse einen für mich so ehrenvolle» Ausdruck gefunden habe», sage ich meinen verbindlichsten Dank. v. Bismarck." * Der Reichskanzler Fürst BiSmarck hat an den Oberbürgermeister v. Forckendeck ein Dankschreiben für die ihm vom Magistrat von Berlin zu seinem 70. Geburts tage übersandte Glückwunscbadreste gerichtet, welche» von Letzterem zu Anfang der jüngsten MagistratSsitzung verlesen wurde und folgendermaßen lautet: „Ew. Hochwohlgeboren bitte ich ergebenst, dem Magistrat der Haupt- und Residenz stadt Berlin für die freundlichen Glückwünsche und die Worte wertbvoller Anerkennung, mit welchen Hochderselbe mich zu meinem siebzigsten Geburtstage beehrt hat, meinen verbind, lichstrn Dank au-sprechen zu wollen." * Mit der Nachricht, daß da« Militair-Relicten« ge setz nun doch noch vor den Reichstag in der gegen wärtigen Session gelangen soll, verbreitete sich die Meldung, daß zugleich die Versorgung der Hinterbliebenen nunmehr erfolgen solle, ohne daß von den Betbeiligten irgend welche Beiträge hierzu gefordert würden. Selbstverständlich würde die gleiche Befreiung von den jetzt bestehenden nicht geringen Beiträgen auch aus die ReichScivilbcamten, für weiche ein Relictengesetz bereit» in Kraft ist. ausgedehnt werden. DaS Reichs-Militair-Relickengesetz, welches in der vorigen Session des Reichstag» wieder eingebracht worden war, wurde bekanntlich vom BundeSrathe in der vom Reichstage an genommenen Fassung abgelchnt und scheiterte an der BeitragS- srage, da man auch den unvcrheiralheten Ossicieren die Beiträge auserlegen wollte. Wenn man seiten« der Regierung jetzt von Beiträgen ganz abaeben will, so hat man sich ä»s einen Stand punkt gestellt, der seit einer Reibe von Jabren schon vielfach er wogen worden ist. Al« die Frage ter Versorgung der Hinter bliebenen von Reich»beamten geregelt werden sollte, wurde wiederholt aus die gleiche Gesetzgebung für die Reicb-lande bingewiesen, welche eine Beitrag-Pflicht der Beamten »u den Konen nicht stipulirt, und dieselbe zur Nachahmung empfohlen, zumal der gleiche Modu« in einigen deutschen Bundesstaaten schon längere Zeit bestand. Der Entschluß zu einem gleichen Vorgänge scheiterte aber an finanziellen Schwierigkeiten. Nach den amtlichen Aufstellungen sind die Beiträge voy den Be amten säinnitlicher.RcichSbrhörden für da? lausend-iEtatSjabr aus 2,026,000 -st veranschlagt. Ter Hanptantbei» fällt ans die Post- und Telegraphen-Verwaltung mit 1,706,300 dann folgt die Eisenbahn-Verwaltung mit 163,700, da« Aus wärtige Amt mit 56,260, da« Reich-amt de» Innern mit 30,000, die Justizverwaltung mit 2S.285 re. bis herab zum Reich-invalidenfonv« mit 1038 * Der preußische Minister de« Innern hat bestimmt, daß da» fernere Eindringen russisch-polnischer Ueberläufer Uber die diesseitige Grenze „unbedingt- verhindert und daher jedem russisch-polnischen Nnterthan, ^soweit er sich nicht etwa durch seine Papiere lediglich al« Reisender- legitimiren kann, der Eintritt in Preußen grund sätzlich verboten werden soll. Wird hiernach ein Ueberläufer >m Binnenlande betroffen, so ist die Ausweisung desselben »lilverzüglich zu beantragen. Bon dem grundsätzlichen Verbote deS Ucbertritt« sind Ausnahmen nur in ganz besonder« wohl- begründeten Fällen zulässig. Diese Bestimmungen gelten für alle seit dem 28. v. M. übergetreteneu Ueber- läuser, außerdem aber auch für Diejenigen, welch« zwar schon früher übergetrelen sind, aber bi» jetzt ohne die vor- geschrirbene Aufenthalts-Genehmigung sich im Lande auf- gehalten haben oder anshalten. E« soll unverzüglich daraus Bedacht genommen werden, die letztere Kategorie auSznweisen, ferner von nun ab jeden Zn- und Abgang russisch-polnischer Ueberläufer streng zu beaufsichtigen. ein solcher ohne Aufenthaltsgenehmigung, so ist di« Ausweisung de« lieber» liiuser« bei vem Landrathe in Antrag zu bringen. * Der .Straßburger Post" schreibt man au- Berlin: Da« verbot de« zu Ehren de« Reichskanzler« geplanten jackelzuge« in Straßburg hat begreiflicher Weise auch hier ein geringe« Aussehen erregt. Di« Größe der Begeisterung, die hier während de« „BismarcktaaeS" herrschte, mag Ihnen einen Begriff von der Größe der Entrüstung geben, dir sich hier offenen und stellenweise sehr derben Ausdruck suchte, al« man die Nachricht von der Behandlung erfuhr, die sich der Jubilar an seinem Ehrentag« gerade m der Stadt gefallen lasten mußte, deren Name aus seinem RuhmeSschilde mit am hellsten glänzt. Nachträglich ist hier nun bekannt geworden, daß der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Frldmarschall Freiherr v. Manteuffel, einen Brief an den Fürsten BiSmarck gerichtet hat» in welchem er die in Straßburg erfolgte Maßregel vom Standpunkte der Behörden au» begründet hat. Wie der Fürst Bi«marck den Brief ausgenommen hat, ist natürlich in weitern Kreisen nicht be- kannt geworden. Indessen wird in dieser Beziehung vielfach an d>.» geflügelt« Wort erinnert, da» der Fürst einst im Reichstage gesprochen: „Meine Herren. Sie wissen nicht, wie ich lache, wenn ich allein bin l" Diese« Wort ist gewiß nicht nur an die Adresse der oppositionellen Parteien gerichtet, sondern überhaupt an alle Diejenigen, die dem General der Cavallerie Fürsten Otto v. BiSmarck Grund zur Unzufrieden, heit geben — und sei die« selbst eine höchst verehrliche Mili- tairbehvrd« der wunderschönen Stadt und Festung Straßburg. Daß übrigens der genannte Vorfall dem kaiserlichen Statthalter hier an höchster Stelle irgendwie „geschadet" habe, wievielfach be hauptet wurde, ist ganz unrichtig. E» geht dies schon au» dem großartigen Entgegenkommen hervor, welches dem Feld marschall in seiner Eigenschaft al« commandirender General deS 15. Armeecorp» de, der Gewährung eine« Stellvertreters bewiesen worden ist. Der Fall, daß einem commandirendcii General ein Stellvertreter beigegeben worden, ist bisher in per That noch nicht vorgekommen, und die Bermnthung, daß die» jetzt nur in der Absicht und mit dem aus gesprochenen Zwecke geschehen sei, um den Freiherrn v. Manteuffel im Eommando zu erhalten, ist gewiß richtig. Auch die Verfügung, mittelst deren der General-Lieute nant von Heuduck zum Gcneral-Commando in Straßburg commandirt worden ist, zeugt vom weitgehendsten Entgegen kommen gegen den Statthalter, dem alle Rechte gewahrt bleiben, während er in der Führung der Geschäfte so sehr erleichtert wird, als er die- für gut hält. In der Verfügung heißt r« nämlich, daß Heuduck nach Straßburg commandirt werde, um „dort nach näherer Anweisung des commandirenden General» besten Stellvertretung sowohl in der Führung der Geschäfte des General-CommandoS wie in der Beaufsichtigung und Inspicirung ve» DienstbetriebeS »nd der Ausbildung der Truppen deS ganzen ArmeecorpS zu übernehmen". Im Uebrigen sei noch erwähnt, daß die Ver legung der Cavallerie-Diviston de« 15. ArmeecorpS von Metz nach Straßburg in militairischen Kreisen sehr überrascht hat. Die Etablirung dieser Division in Metz ist seiner Zeit so beweiskräftig begründet worden, daß für die Verlegung der selben nach Straßburg jetzt kaum noch ein militairischer Arund übrig bleibt." « * « * Dir Untersuchung in Betreff de« Kirche »brande« in Iacobstadt wird, wie man den „Mosk. Wcdom." auS Riga schreibt, sehr energisch fortgesetzt und e« scheint, daß man auf Entdeckung der Schuldige» boffen darf. Lange hat die UntersuchnngScommission sich mit dieser Sache beriim- geschlrppl. .Anfang» schienen einige Spuren gefunden zu sein, sie verwischten sich aber so geschickt, daß di« Ecmnnssivu. wie man sagt, einfach in di« Irre ging. Aber wenn e» der Com- missten auch anfangs schwer war, de», Verbrecher aus die Spur zu kommen, der die Heilige Geist-Kirche in die Lust sprengte, so entdeckte sie doch eine ganze Bande von Brand stiftern, die vollständig organisirt war und einen Präsidenten an der Spitze halte. Wünscht Jemand eine Versicherungs- Prämie von irgend einer Gesellschaft emiiisacken, so sucht er einen Agenten Vieser Brandstiftungsbande aus. Der Agent bringt ihn mit der .Administration- der Bande in Verbindung und gegen eine festgesetzte Zahlung (ein bestimmter Theil der Prämie) wird jein Han« in Brand gesteckt und zwar so geschickt, daß dasselbe trotz aller An strengungen der städtischen und freiwilligen geuerwebr bi» aus den Grund miederbrennt, versteht sich mit allein werth losen Material (die Wertbsachen sind vorher in Sicherheit gebracht.) Die ganze Sacke wird so geschickt inscenirt, daß die Ursachen deS Brandes sich in keiner Weise ansdecken laste». Sonach ist r- gar nicht wunderbar, daß Hierlank- eine solch« Maste von Brandschäden vorkommt. Allein in Riga zählte man im vergangenen Jahre 72. Ich habe die Ziffer ver diesigen russischen Zeitung entnommen, in Wirklichkeit gab eS l'ier aber viel mehr Brände. Besonder» häufig brennt eS in der St. Petersburger und Moskauer Vorstadt, wo die »leisten Häuser au» Holz gebaut sind. ES wird jetzt auch die völlige Gleich giltigkeit verständlich, mit der di« Hausbesitzer aus ihre in Flammen ausgehende Habe blicken. Ich war bier einmal bei einem grrßen Feuer; e» brannten niehrere bvlzerne Häuser. Nicht nur, daß man kein Weinen und Schluchzen vernahm, wie da« bei Bränden im Innern de« Reiche«, besonder« in den Dörfern, der Fall zu sein pflegt, man sah nicht jene Ausbrüche der Verzweiflung, die eine Brandstätte hrrvorzu« rufen pflegt, sondern e» war nicht einmal ein besonderer Lärm zu merken. Nur die Löschcommandos waren in Thätigkeit, die Bürger wurden gar nicht zugelasten. Man sagt, die BrandstistunaSbande habe nicht blo« Hierland« ge wirkt, sondern ihre Thätigkeit auch weit über die Grenzen der baltischen Gouvernement« auSgedebnt. — Die Entdeckung der Bande, voa deren Mitgliedern sich bereit« Biele hinter Schloß und Riegel befinden, führte zu weiteren Nachsorschunarn behufs Aussindiing Jener, die dessen schuldig sind, die Heilige Geist-Kirche in Iacobstadt in die Luft gesprengt zu haben, und wie eS heißt, sollen diese Nachforschungen jetzt von Erfolg gekrönt sein. In diesen Tagen gelang e«, wie bereit« mit- getheilk worden ist, einem gewandten Detektiv, einen Juden zu verhaften, der jetzt hinter Schloß und Riegel sitzt, aber trotz der ziemlich starken, gegen ihn vorliegenden Indicien sich de« Verbrechen« nicht schuldig bekennt. Aber da« Gotteshaus wurde nicht in räuberischer Absicht in die Luft gesprengt. Augenscheinlich ist der Jude nicht» weiter al- ein Werkzeug in der Hand irgend einer Partei. Aber welcher? Da- ist die Frage. Geredet wird hier vielerlei, aber etwa- Pofitive- lirgt nicht vor. Man bars indeß hoffen, daß e- der Unter- suchungScommisstou doch gelingen wird, die wirklich«» Schul digen, da« heißt di« Anstifter aufzustuden." * Ueber eine von den Italiener« erlittene Schlapp« liegt folgende telearaphisch« Mittheilung vor: * Pari«, 34. April, Abend«. Wie der „Aaeuee Havas" a»s Kairo gemeldet wird, sollen di» Italiener bet «assanah eine Niederlage erlitten haben. Seit den letzten Kämpfen, welch« die Engländer im Sudan bestehen mußten, ist die Lag« der wenigen tausend italieni schen Truppen, deren Gro« sich in Massauah (sechzig Meilen südöstlich von Suakim am Rothen Meer gelegen) be findet. eine ungemein gefährdete. Abgesehen davon, daß Massauah nicht blo« de» Quell- und Brunnenwasser« ent behrt. gilt e« auch al- einer der heißesten Puncte de- Ara» biscben Meerbusen», so daß di« klimatischen Verhältnisse die italienische Erpeditio« gerade setzt ernsthaft bedrohten. Bor allem aber kommt di« expornrte Stellung der italienischen Truppen in Betracht. Bereit» im Februar d. I. erklärt« der italienische Minister de» Au-wLrtigen, Manen», der Pforte aus ihren Protest argen die Okkupation von Massauah, daß da- kleine rtalienische Geschwader keine bestimmte Ordre er halten batte, nach Massauah zu gehen, daß vielmehr dem italienischen Admiral anbeimqesiellt worden war, Truppen au«zuschiffen oder weiter zu segeln, «nd daß der Admiral sich blo« deshalb zur Landung von Truppen in Massauah ent schied, weil da» dortig« Gebiet von Räubern und Land streichern unsicher gemacht werde. Wie seltsam dies« Begrün» dnug auch seiner Zeit erschien, erhellt doch daraus, daß die Situation in Massauah von Anfang an eine bedenklich« war. Verhängnißvoll konnte den italienischen Expeditionstruppen auch die Nachbarschaft Abessinien« werden, während da« Vordringen der Aufständischen im Sudan über Kassala. welcher Ort eine Zeit lang al« eine« der Zielobjecte der italienischen Erpedition bezeichnet wurde, ebenfalls al» eine ernsthafte Gefahr in Betracht gezogen werden mußte. Daß Abessinien keine allzu freundliche Haltung beobachtete, wurde durch die Thatsachc erhärtet, daß der italienische Reisende Traversi unlängst aus Befehl de« König« Johanne» von Abessinien gewaltsam Uber die Grenze zurücktranSportirt wurde. Die Abessinier hatten um so mehr Veranlassung, mißtrauisch zu sein, al» den italienischen ExpedilionStruppcn die Absicht zu- geschrieben wurde, zunächst einen Vorstoß gegen da» unweit der abessinischen Grenz« gelegene Keren zu unternehmen. Letzterer Punct stand freilich auch in Gefahr, von den Auf ständische» besetzt zu werden, da die schwache eahptische Gar nison unfähig gewesen wäre, energischen Widerstand zu leisten. Da Keren »nr wenige Meilen von Massauah entfernt liegt, ist die Annahme nicht au-grschlosten, daß, fall» sich die Mel dung der „Agence Hava»- bestätigen sollte, ein Zusammen stoß der Italiener mit den Aufständischen stattgefunden hat. Jedenfalls hat eS noch weite Wege, bi« Italien gegenüber England ernsthaft die Verpflichtung übernehmen könnte, die englischen Truppen in den größeren Städten Egypten« durch italienische zu ersetzen, Suakini und Berber zu besetzen und eventuell in einem englisch-russischen Eonflicte mit England zu cooperiren. Die bezüglichen Meldungen sind den» auch ossiciöS dementirt worden. Bon dem italienischen Speeial- Corrcspoudenten der .National-Zeitung- wird in dieser Hin sicht geschrieben: * Rom, 21. April. In einem frühere» Briefe wurde von den Gerüchten über Unterhandlungen zwilchen England und Italien wegen einer eventuellen Ablösung der englischen Garnisonen in Egypten durch ilalieaii'che Truppen gesprochen. Diese Gerüchte wurden ossiciöS mit größter Eatichiedenheit dementirt; daraus darf aber nicht gefolgert werden, das, derartige Unterhandlungen nicht siaiigesunden Hütten, sondern eS könnte auch sein, daß sic sich einfach zer'chliigen, weil die englische Regierung die Velleitäten der itolieni- iche» Regierung abinrd fand und klaren Wein forderte, den ikr Mancini nicht kredenzen konnte, weit er selbst ihn nicht hat. So erklärt sich auch daS ncuerc Gerücht von Unterhandlungen zwischen Italien und ler Pforte über eine eventuelle unter Wahrung der Sttikiainetäterechte des Sultans erfolgende italienische Besetzung NiederegyptenS in dem dypvthetischen Falle der gänzlichen Räumung Egypten» von Seiten England«. Der Einsall ist abenteuerlich genug, um an der Stelle Anllang zu finden, w« man unausgesetzt von der „energtschcn Watnuag der Würde und der Interessen Italien» iprichl, aber decke durch die Besetzung Massauah» und eine Mission an den NegnS von Abessinien für Gegenwart und Zukunft genügend sichcrgestclll zu haben glaubt. Daß die Besetzung Egypten» durch Italien außer England und der Türkei auch noch einige oudere Großmächte intereisiren, und wenngleich einer »der der andern an genehmer als d.e englilche. anderen dennoch unzulässig erscheinen, mithin die Quelle sehr schwerer Verlegenheiten sür Italien «erden konnte, scheint man in der Hitze großmöchtlichen Thatendrauge» ent- weder noch nicht ruhig erwogen oder sür nebensächlich uad bedeu- »ungSloS angesehen zu haben. Kaltblütige Beobachter dieser gegen- siandloien v-rineintl ch diplomatischen Geschäftigkeit trösten sich mi: der Zuversicht, daß ja all die» Oierede am Ende doch zu uichi» führt und daß dabei nur jene übel sichren, wrlch« es i» ihrer Nawktät für ernst nehmen. Mancint kommt allerdings wohl um dir Lorbeeren der Oecupation Egqvien« und Tripolis, aber Aalte, würde w eder Zeit. Ruhe und Mittel finden, sich mit seinen n»ern Zustande» zu dejchamge» »nd durch Eroberungen tm Iuuer» sür de» Lnigang afrikanischer Annezionen zu entschädigen. * In Spanien ist eine Bewegung sämmtlicher liberaler Parteien geae» da« Cabinet Eanova« bin Gange, der sich zabircichr Mitglieder der liberal dynastisch n, loivie k-r raticalcn
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