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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-28
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1884
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2 Grschetut täglich früh SV, Uhr. »e»«ktt<- na- «r»e»iN«» Joham»e»gaffe 33. Aprechtku-en der Xrdarttmr: vormittag» 10—13 Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. tziu St» NX»»»« n»,c1»»»Ur «»»uterwt, »cht ßch A»««tz»e Her für Hie ,L»M«l>e»H« ^ »er Hefttwmten Inser»t« «» hr Nach»!«»»«. ^Utzr. t««eu His 3 Uhr «» B«»»- »,tz Festtagen srüh hi» '/,S Uj 3» de« /llialen für Ius.-Aunahme ktl« Rirmw, UuiveriitätSstraße 31. La«ts tische» Katharineustraße 13, p. «ur hi» »hr 88. ttpzigtr.Tageblatt Aazeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSftSverkehr. Freitag den 28. März 1884. Auflage 1S,LOa. Li3»»e»e«t«»rn, vienelf. 4V, Ml. »cl. Vringrrlobu » ML. h«rch die Post bezogen 6 Olk. Jede »»zelne Nummer 00 Ps. Betegexenivlar 10 Ps. Gebübreu l»r Extrabeilage» »hne PoftbeiSroerung 39 AL »N Postdeiärberung 48 Mt. Inkerrte Sqetpaltene Petitzeile SO Pf. Grs Here Schrike» laut uairrem Preis» aerzciLnist. Tabellarischer ». Ztfferuiatz uach HSHerm Tarif. Uerl«,» »nter de» kedactisnsärich die Svaltzeilr SO Pf. Inserate si»d ft er« on die Ervestti»» zu senden. — Rabatt wird nick» gegeben. Zahlaag prneuuun-ramlo oder durch Post- »Lwaaume. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Neliamtmachung. Da» Direktorium de» Lande» - Obstbau-Verein» ist beim Königlichen Ministerium de» Innern vorstellig geworden, datz trotz der im Jahre 1882 seiten» der Behörden zur Be» kiimpsung der Blutlaus ergriffenen Matzregeln eine Ab nahme diese» für die Obstcultur so gefürchteten Schädling» nicht wahrzunehmen gewesen sei, auch in Folge de» milden Winter» «in Fortschrriten der Verbreitung desselben zu be sorgen stehe. Mit Rücksicht hierauf hat da» Direktorium um Erneuerung der im Jahre 1882 gegebenen Anregung zur Ergreifung von Maßnahmen gegen da» Insert gebeten. Deshalb ergangener Verordnung zufolge soll der vom Direktorium de» Lande». Obstbau-VereinS bereit» im Jahre 1882 Veraulaßtea Zusammenstellung der zur Bekämpfung der Blut» lau» zu ergreifenden Maßregeln durch Veröffentlichung in den Amtsblättern in weiten Kreisen Verbreitung gegeben werde« und bringen wir deshalb im Anschluß an unsere Be kanntmachung vom 26. September 1882 dies: Belehrung nachstehend »ud G zur öffentlichen Kenntniß. Den in dieser Belehrung angeführten Mitteln, durch welche die während der Sommermonate sich bildenden Colonien de» Insert» zerstört werden sollen, hat da» genannte Tirectorium »och ein» hinzugefügt, welche» sich in der Prari» bewährt Hamm soll und überall, wo sich eine Gasanstalt befindet, billig ü» haben ist. E» ist die» GaSammoniakwasfer. welche» zum Waschen der von den Läusen befallenen Baumparlien ver dünnt angewendet werden kann, dagegen mit lO Theilen Wasser verdünnt werden muß, wenn e» zum Bespritzen der schwerer zugänglichen befallenen Theile de» Baume» benutzt wird, weil anderenfall» die Blätter darunter leiden würden. Leipzig, am 22. März 1884. Der Skats» der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hennig. T Die z«r Bekämpfung der Blutlau» zu ergrelfeudeu Maßregel«. In Folge günstiger EnnvickelungSverhältniss« hat sich die Blut lan» (Sobüoneur» oder ^plü» lauixer») der Art im Lande aus- gebreitet, daß Maßregeln zur Bekämvfung diese» Schädling» zu er- -reisen sind und wenn es nach der Natur desselben auch kaum wird wsaljch^em, ihn vollkommen z« vernichten, so werden wir aber doch im Stande sein, durch eine beharrliche Bekämpfung ihn ia Schranken zu halten. Um die richtigen Maßregeln zur Bekämpfung des Thiere» zu treffen, ist cS vottwendig, die verschiedenen Entwickelungsstadien desselben kennen zu lernen. Dir Blutlaus, wegen ihre» rothen Farbstoffe» so genannt, welcher durch Zerdrücken ihres Körper» zu Tag« »ritt, oder den Spiritus dunkelroth färbt, wenn man die Läuse damit begießt, kündigt ihre Gegenwart an junger noch glatter Rinde der Aepielbäume durch «tuen weißen, wolligen Streifen oder breiten Fleck schon au» einiger Entfernung an; denn der Körper der einzelnen ist niit wolliger An» schwitzung überzogen, und nach Art aller Pflanzenläuse sitzt immer eine größere Gcjellichaft dicht beisammen und saugt. Diese Art nun saugt nach Durchstechen der jungen Rinde den Splint au». Di« verderblichen Folgen hiervon lassen nicht lauge auf sich warten. Indem der augestochenen Stelle fortwährend der Saft entzogen wird, fließt ihr neuer zu, erzeugt Wucherungen der Zellen unter der Rind« uud diese veranlassen letztere zum Reißen. Au den Rändern dieser Riffe sammelt sich immer mehr Bildung-sast au, dieselben schwellen krankhaft an und die Stelle bekommt immer mehr ein grindige»» krebsartiges Aussehen. Weil sich hier aber aller NadrungSsast übermäßig ansammelt und höheren Theilen entzogen wird, so kränkeln und vertrocknen diese schließlich ganz. An älteren Bäumen gewähren ihnen AngriffSpnacte namentlich dir schadhaften» von Rinde entblößten Stellen, die ihnen Zugang znm Splinte gestatten. Wenn sie sich hier augesiedelt habe», bringen sie dieselben grindigen Wucherungen zu Wege, verhindern da» Vernarben der Wunden und schaffen sich Vertiefungen und Verstecke, tu denen man ihnen ohne Entfernung der Wucherungen und Glätten der Oberfläche absolut nicht bcikommen kann. An derartige» Schlumvfwinkeln sitzen sie Numpenweise in allen Größen, mit den von den Häutungen zurückgebliebenen Bälgen, eine schmierige, grauweiße formlose Masse büdeud, welche sich immer weiter auSdchnt, wenn keine Störung von anßen kommt, d. h. wenn der sorglose Besitzer der betreffenden Bäume sie unbeachtet läßt. Auch an den Wurzeln Hot man sie gesunden, wo die Wirkungen ganz ähnliche, wie au den oberirdischen Lbeileu sind; hier eben oder tu der Erd« am Fuße der bewohnten Bäume scheinen sie mit Vorliebe z überwintern. Mit dem Erwachen de- lhicrischen Leben» finden su. auch die Blutläuse an den vorher bezeichnet«» Stellen ein. Larven uud erwachsene flügellose Thiere. welche nach mehrmaligen Häutungen ßeschlechtSreif werden. Jede dieser Läuse bringt, sobald sie erwachsen rst, lebendige Junge zur Welt, wenn dieselben auch beim An-treten au» dem Mutterlerbe mit einer Eierschale umgebe» sind. Dreißig bis vierzig Eier beherbergt eia Mutlerthier, daher die groß« 8er- mebrungssähigkeit in einem Sommer, da bisher 8 Generationen während desselben beobachtet wurden. Am An»gang des SommerS werdeo auch Larven geboren» welche im vorderen Körperlheil« schlanker sind, und Flügelaniätze sehen lasten. AuS ihnen entstehen mit der letzten Häutung geflügelte Blutläuse, dieselben sitzen saugend zwischen der flügellosen Form und warten die Zeit ab. bi» die b dis 7 Eier im Innern zur Reife gelangt sind, dann fliegen sie eine nach der anderen au«, um in der Nachbarschaft Gründer einer neuen Tolonie zu werden. AuS den wenigen Eiern entwickeln sich uumfttelbar beim Au-lritt aus dem Mutterlcibe slügel- und ichnabellole Blutläuse von zweierlei Form, von denen man glaubt, daß, analog der EnNvickelung-geictiichte der Reblaus, die kleineren Stücke die Männchen, di» größeren die Weibchen stad, daß sich beide paare» und daß das befruchtete Weibchen nur ei» sogeaanutr» Wintern legt, au« weichem sich im nächsten Frühjahr eine Stammmutter entwickelt, die den ganzen Sommergeoerattoaea das Dasein giebt. Ans dieser Sntwickelung-geschichte des Thieres ergirbt es sich, daß rs zwei Zeiiperioden sind, wo dasselbe bekämpft werden muß »ad zwar während der Sommermonate bei Bildung der Eolonieu, i»dr» dieselben zerstört werde». Die« geschieht durch Vepinselung dieser Lolouieu mittelst einer der nachfolgenden Lösungen, die mit einer scharfen Bürste ansgettagea werden müssen: z. B. Kilo Schmierfette in 8 Liter Wasser aufgel-st; eine Mischung von 4 Theilen Larboisäure mit 100 Theilen Wasserglas KU» Petroleum mit 13'/, Kilo Wasser; 7ü Gramm grün« «eise, »0 Gramm Leinöl, Sü Gramm Earboliänre unter einander gemischt »ad 1b Liter Wasser hmzugegoffen. Neuerdiirg» wird noch au» Fraakretch als eia sehr wirksame« Waschmittel „Amylalkohol" bezeichnet» mit dem man auch den Fuß de« Baumes unmitteldar über der Erd« streiche» soll, hierbei ist jedoch zu bemerken, da > dies letztere Mittel von dem, der viel damit »n bestreichen ha«, mit Vorsicht ongewendet werden muß. indem er sich Mund «nd Rase «ft einem Tuche verbindet. Bei glatten Stellen an jungen Bäumen ßU dies Bestreichen keine Schwierigkeit uud wird man hier oft schon nach einmaliger Arbeit seine» Zweck erreichen; schwieriger ist aber die Arbeit bei alte» wondenreichea Bäumen. Die grindigen mit Läuse» bebasletea Stellen werden zunächst gleichfalls mit den genannte» Mischungen mittelst einer scharfen Bürste behandelt, daun aber, i» der Voraussetzung, daß hier nicht alle Läuse vom Anstrich getroffen worden sind, schneidet man die Unebenheiten ad, sammelt und ver brennt den Abraum sorgfältig und überzieht zum Heilen die glatt- eschnittenen Stellen mit koltflüisigem BaumwachS, besser noch mit lheer mit Erde vermischt, wodurch dann zurückgebliebene Eier »der Thiere. von der Luft abgeschlossen, gründlich zerstört werden. Es s«t »och bemerkt, daß diese Mittel sobald wie möglich im Jahre an- gewendet werden müssen, so lange die Lolonien noch schwach st»dz diese Arbeit ist am besten bei trockener trüber Witterung von sehr sorgfältigen Arbeitern anszusübren und müssen nach Verlaus von etwa drei Wochen die so behandelten Stellen «iedernm aachgesrhe» und nach Umständen abermals angepinlelt werden. Jyi Herbst ist sodann eine gründliche Rindenpflege vorzunehmrn, d. h. die alte Rind« wird mittelst Baumscharre adgrkratzt und der Stamm mit einer Mischung von Kalt und RiudSblut re. angestriche». Endlich aber ist auf die überwinternden Muttenhicre am Fnße der Bäume zu fahnden und ist zu dem Zweck da« Kalke» der Wurzel» im Herbste oder srostfreier Wmterzeit vorzunelimen. ES bestebt darin, daß man im Bereiche der Baumkrone di« Erb» bis zu den Wurzeln wegnimmt, je nach der Wurzelmenge 1 bis 3 Gießkannen Kalkwaffer oder Aschenlauge ausgießt und nun bi« etwa 3 Ccntimeter hoch gebrannten und zersallrnen Kalk ausschüttet «rd die wcggenommene Erde darüber deckt. Dag den mit Blutläusen behafteten Bäumen eine kräftige Düngung eine größere Widerstandsfähigkeit giebt. ist selbstverständlich. Velmimtmachllug. Wegen Herstellung von Wafferroyrad,weigunge« wird di« Dresdener Straße aus der Strecke von der Salo> itraße bis zur Westliche« Seite der Juselstraße, »weit e« die Arbeiten jeweilig nöthig wachen, von Sw««» abeud de» AS. dieses Monat» ab auf die Dauer von etwa 6 Tagen für den gesanrmten Fährverkehr ge sperrt. Leipzig, den 26. März >884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Hennig. vcteriniirklinlk. Lus Anordnung hoheu Ministerii de- Tultu« wird vom 1. April lsnfenden Jahre» ab keine Poliklinik an de« Lvnn» n«H Hauptscsttagen «ehr atzgehalten. Sehr kranke Thiere finde» jedoch auch an genauuteu Tagen Aufnahme in das Tkrerspital. Leipzig. 37. Mär, 1884. Direktion »er veterinSrNtutk »er lluivrrßtit. Prof.-ffor vr. Zürn. Sestlttliche VlMSlidler-rchranäalt. Die diesjährige Entlassung der abgehenden Zöglinge findet Sonntag, den 30. März, Vormittags 11 Uhr in, kleinen Saale der Buchhäudlerbörie statt. Ich beehre mich, die geehrten Herren Principale, sowie Alle, die an unserer Schule ein Interesse nehmen, zur Tdeilnahme an dieser Feierlichkeit ergebenst im Namen des Lehrerkollegiums einzuladen. Sechzig, deu 36. März 1884. vr. Willem Lmitt, Direktor. Subniilkon. Au« ßkeuba« deS RarhhaufrS in Lützeu sollen folgende Arbeiten und Lieferungen im Wege öffentlicher Submission vergeben werden: 1) Steinmetzarbeiten und Materialien. 2) Lieferung von 300 Mille Hinterm lucrungSstcrnen, S) » »80 Mille Klinkersteiiien, 4) » »SO Mille porösen Vollsiemen, 5) » «120 Tonnen Cement und 100 Tonnen hydraulischem Kalk, 6) Lieferung von schmiedeeisernen Trägern und gußeisernen Säulen. Die Zeichnungen und Bedingungen liegen im Magistrats- bllreau zu Lützen täglich in den GeschLstSstundcn au». Copien der letzteren können gegen Erstattung der Vervielfältigung»- kosten kort entnommen werden. Offerten sind an da» ge nannte Büreau, versiegelt uud portofrei, mit entsprechender Aufschrift versehen. btS zu« Donnerstag, -e« S. April «r., Vormittags LL Uhr, einzusenden, um welche Zeit sie dort in Gegenwart der erschienenen Submittenten geöffnet werden solle». Lützen, den 26. März 1884. Der Magistrat. Große. Nichtamtlicher TheU. Die Liberalen Lü-deutschlan-s. Die beiden Parteitage der süddeutschen Liberalen, welche am 23. März in Heidelberg und Frankfurt a/M. stattge sunden haben, bilden die zeitgemäße und zweckentsprechende Antwort aus den Berliner Parteitag der Fortschrittspartei und der liberalen Bereinigung. Die süddeutschen Liberalen in Bayern, Württemberg, Baden und Hessen wollen von der Berschmrlzung mit der Fortschrittspartei nicht» wissen, weil sie die entscheidenden Fragen der Gegenwart au» emem an deren Gesichtspunkte beurtheilen. Die Haupt Meinungsverschiedenheit besteht über die social politischen Ziele de« Reich«kanzler«. Die deutsche freisinnige Parlei verwirft den Gtaat«sociali»mu« grundsätzlich, während die süddeutschen Liberalen dir Bestrebungen des Reichskanzler», die Wohlfahrt der arbeitenden Elasten zu erhöhen, billigen, und vorbehaltlich einer sorgfältigen Prüfung der einzelnen Maßregeln dir Reichsregierung in ihrem Bemühen, die sociale Lage der arbeitenden Elasten zu verbessern, unterstützen wollen. Zur Aufrechthaltung der staatlichen Ordnung Hallen die süd deutschen Liberalen die Verlängerung de« Socialistrngesrtze« für dringend erforderlich. Tie Zollgesetzgebung betrachten sie vorläufig al» abgeschlossen und dir systematische Anfechtung derselben für schädlich und gefährlich, wa« aber nicht hindert, einzelne Abänderungen de» Zolltarif«, di« nothwendig er scheinen, vorzunehmrn. Dl« gemäßigte und dabei doch feste Sprache der Heidel berger Erklärung wird nicht verfehlen, überall den besten Eindruck zu machen. Ohne da» allgemeine Stimmrecht und die Rechte Ve» Reichstage» preiszugebrn. wollen sie der Polili! der StaatSregierung keinen grundsätzlichen Widerstand ent gegensetzen, sondern vielmehr da» Zustandekommen de« Unfall- wrsicherungSgesetze» noch in dieser Session nach Kräften Srdern. Die süddeutschen Liberalen stimmen keine-weg» mit der Zoll- und Steuerpolitik de» Reichskanzler» überein und machen au» ihrer abweichenden Meinung durchaus kein Hehl, aber sie stellen sich aus den Boden der Thatsachen und der» e alätt- sieben die Reform der Zoll- und Steuergesetzgebung aus och mit gelegenere Zeilen. Für fetzt erscheint ihnen al- die Häupt er »der lache, die bedrohte staatliche Ordnung ausreckt zu erhalten, und deshalb werden sie der Verlängerung de» Socialistengesetze» ihre Zustimmung geben. ES erscheint den süddeutschen Liberalen inopportun, die Frage zu tiScutiren, ob nicht der Augenblick '«kommen sei. zum gemeinen Gesetze zurückzukehrrn. Daß lutnahmegesetze ein Uebel sind, welche» wenn irgend möglich vermieden werden muß, und daß e» bester ist, unter Gesetzen u leben, welche für olle Staatsangehörigen gelten, wird eber Liberale dem Abgeordneten Hänel zugestehen, aber da >a» Socialinengesey feit sech» Jahren in Kraft ist, so kann e» unter den gegenwärtigen Derdättnisten nickt, ohne ernste Gefahren heraufzubeschwören, ausgeboben werken. Natürlich darf da» Gesetz keine dauernde Institution werden, al- solche ist e» ober auch nickt gemeint, und wenn die Socialdemokratie auf die Verwirklichung ihrer Umsturzplänr nach dem Reeept von Bebel, Liebknecht und Bollmar Verzicht leistet, dann wird die liberale Partei in Süddeutschland der Aufhebung de» Gesetze» mit vollster Bereitwilligkeit zustimmen. Aber die Socialisten erklären ganz offen, daß sie nicht eher ruhen werden, al» bis der Staat im socialistischen Sinne umgestaltet ist; nur darüber sind die Ansichten bei ihnen gribeiit, ob VaS Ziel aus friedlichem oder nur auf gewaltsamem Wege zu er reichen sei. Durch derartige Bestrebungen, wir sie von den socialdemokratischen Abgeordneten ia den Reich-tag-sitzungcn vom 20. und 2l. März enthüllt worden sind, haben sie die Berechtigung von besonderen Sckutzmaßregeln bewiesen. Wollte die Reichsregierung jetzt auf die fernere Geltung de» Socialisten gesetze- Verzicht leisten, so würde sie damit entiveber eingestrben, daß da» Gesetz zwecklos und schädlich ist. oder sie würde Furcht vor den Sccialdemolraten verralhen. Kein» von Beiden könnte ihre Autorität erhöhen, und die natürliche Folge würde ein bei Weitem lautere» und sicherere» Auf treten der Socialdemokraten sein. Die Fürsorge der Reich»- regieruug für die durch Alter. Krankheit und Unfälle erwerbs unfähig gewordenen Arbeiter hat in Aröeiterkreisen vielfach Anerkennung und gerechte Würdigung gesunden, eia großer kheit de» socialdemokratischen Anhang» ist aus dem Wege, sich durch di« Verwirklichung der sccialpolitischrn Pläne der Regierung für befrirdigt zu erklären. Dieser heilsame tUmbildungöproceß würde gestört und in seiner Entwickelung gehemmt werden» wenn da» Svkialistengcsetz vorzeitig auf gehoben würde. Die Theilnebmer der Parteitage in Heidelberg «nd Frankfurt a. M. erkennen den nothwendigen Zusammenhang der Zoll- und Sunrrpolitik der Rcicksregierung mit ihre» socialpolitischen Plänen nicht an und darin unterscheiden sich ihre Anschauungen sehr wesenttich von dcnrn de» Reichs kanzlers. welcher die Abänderung de» Zolltarif» und die Einführung indirecler Steuern al» die unerläßliche Vor bedingung für die Sicherung der Arbeiter gegen die Folgen von Älter und Krantbeil ansieht. Die süddeutschen Liberalen sind vielmehr der Meinung, daß die Socialgesetzgebung un- abbängig von den beiden anderen Programmpuncten der R^lchsres.ierung in» Werk gesetzt werden kann. Soll man e» aber tcSbalb so macken, wie die deutsche freisinnige Partei, und die socialpolitischen Pläne der ReichSregierung wegen ibre» angeblichen Zusammenhänge» mit der Steuer- und Wirthschaftspolitik bekämpsen? Dle UiNcrzeichncr der Heidelberger Erklärung betreten den richtigen Mittelweg, indem sie die Zollpolitik vorläufig al» abgeschlossen betrachten unv die Bekämpfung derselben einer geeigneten Zeit Vorbehalten; statt mit Eifer auszusuchen, Ma die liberale Partei von der ReichSregierung trennt, sind sie vielmehr bemüht. Da», wa» sie mit fener verbindet und eint, zu pflegen. Die ReichSregierung ist von der Richtigkeit und Heiliamkeit ihrer socialposilischen Pläne so durchdrungen, dag em Ausgeben derselben gar nickt zu erwarten ist. und ein großer Theil der liberalen Partei tAilt ihre Ansichten, wenn sie auch in einzelnen Punkten verschiedener Meinung ist. Deshalb gilt e«, die Einigung über die von beiden al» richtig erkannten Ziele aazustreben. Zu geständnisse müssen selbstverständlich aus beiden Seiten gemacht werden. Die principielle Ablehnung der Vor lagen kommt nur dem Cenlrum zu Gute, welche» au» der Feindschaft zwischen der ReichSregierung und der deutschen freisinnigen Parlei für seine Zwecke Eapital schlägt, welche den liberalen Bestrebungen schnurstracks zuwiderlaufen. Die unheilvoll« Macht de» Eentrum« kann nur dadurch gebrochen werden, wenn die Liberalen sich mit der Reich»regierung ver- ständigen. Da- ist so schwer nicht, wie e< scheint, und bei einiger Selbstverleugnung auch für die freisinnige Parkei möglich. Der Gewinn einer solchen Haltung würde nickt blo» auf Seilen der Reichsregierung sein, sondern auch aus liberaler Seite, denn jeder Verlust an Einfluß, welchen da« Eeutrum erleidet» muß der liberalen Partei Zuwachsen. * daraus haben die am 30. und 21. März diese» Jahre» gehaltenen Rede« ebensowenig geboten, wie die,eilige» früherer Jahre. —- Für die vou den locialdemokratischen Führern .beliebte» Ver wahrungen grae» jeden Zusammenhang zwischen Ihren und deu anarchistischen Bestrebung«» dürften vornehmlich zwei Erwägungen maßgebend gewesen sein: einmal die Rücksicht dayaus, daß die in den Nachbarländern vorgekommrnea zahlreichen verbrecherischen Ausschreitungen der extremen socialdemokratischen Parteien ruie Ab- Ichwächung der in Deutschland ergriffenen Schutzmaßregrla an und für sich wenig angezeigt erscheinen lassen, und zwcile öS der Umstand, daß die socialresormatorischen Bestrebungen der v«ri»ündelen Regie rungen einer großen Zahl deutscher Arbeiter die bhalhsamkett ge- waltsamer Auflehnung gegen die bestehende Ordnung zivkijelhaft gemacht haben. Bedeutet dir von fortschrittlicher Seite immer wieder erhobene Anklage aus „Staatrsociali-inus" d«ch in Wahrheit nur eme iodirecte Bestätigung der auch im Auslände vielfach zur Anerkennung gelanglen Thatsache, daß dir bei un« >u Angriff ge nommene Socialresor« aussicht-voller tft, als irgend eine andere, von welcher die Zeitgeschichte weiß. Für ousmerksame Leser der geführte» Verhandlungen wird es eine« Erweises dafür ntcht bedürfen, daß die Ausführungen über die Friedlichkeit und Gesetzlichkeit der socialdemokratischen Bestrebungen ebensowenig überzeugend zu wirken vermochten, wie die fortschrittlichen Ausrinaodersetzangen darüber, daß das geliend« gemeine Recht zur Bekämpfung der gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie ausreiche. Wor .us e« seiten» dieser Partes eigentltch abgesehen ist. hat der Minister von Puttkamer au der Hand de» Bebelffchen Buche« schlagend «ach- gewiesen »nd diesen Nachweis so eingerichtet, daß die Ein wendung, es seien einzelne Stellen jener Schrift zusa mmenhangs- lo» and darum mißverständlich wirdergegeben worden, schlechier- dina» nicht« verfing. Sätze, wie diejenigen, welche Herrn Bebel'S Anschauungen über die künftige Einrichtung deS T'aate«, der Ardeit-vertheilung, de« Verhältnisses zwischen den beideu ('Geschlechtern u. s. w. zum Ausdruck bringen, haben überhaupt nur einen Ginn und sind gegen Mißverständnisse ein für alle Male geschützt — dessen zu geschweige», daß e« überhaupt keine socialdemokratische Bckenutniß- schrift giebt, von welcher die Anhänger nichl behaupteten, sie werde falsch aufgefaßt, wen» man sich an ihren Wortlaut und a» die sonst mit Worten verbunden«» Vorstellungen holte. — Gegenüber der fortschrittlichen Behauptung aber, daß der socialistischen Gefahr am besten und wirksamsten auf dem Boden de« gemeinen Rechts be gegnet werde, genügt die Erinnerung an die Zustände, welche zur Zeit der Wirksamkeit von bö socialdemokratttcheu Parteiblätteru, einer in 3b,000 Exemplaren vertriebenen illustrirlen socialdemokra- tischea Wochenschrift, der Begründung socialistischer Mädchen-, Frauen- und Gesangverein» und einer Anzahl l» den Dienst der Partei gestellten Herbergen und Wirthschasien obwalteten, — der llicherjetts ocialisten- Leipzig, 28. Marz 1884. * Die halbamtliche .Provinzial-Eorrespvndenz saßt die Debatte über da» Socialistengesetz in folgend« Betrachtung zusammen: Dir d1e«inal>aen Reichstagtverhandlnnge» über da» Gorialistengesrtz uud die Verlängerung der Giltig- keltsdauer desselben sind von den verwandte» Verhandlungen früherer Jahre ia mehrsacher Rücksicht verschieden gewesen. An deu herkömmlichen Ausführungen über di« Berwerslichkeit aller Au-nodme. gesetzt und über di« angebliche Wirkungslosigkeit der seit dem Oktober des Jahre« 1878 ergriffenen Represstontmaßrraeln hat man es v socialdemokratischer »ad sorttchrittlicher Seite freilich ebenso wer „ fehlen taffen, wie an Brlchwerden über die Handhabung de« Gesetze«. Dasür zeichnete» sich die von den Vertretern der Socialdemokratie uuternommeneu Versuch«, ihre Partei al« Gegnerin de« Anarchismus und aller gewaltsam-revoluiionairen Bestrebungen hinzuiiellen, durch ein« früher nicht für nolhwendig gehaltene Entschiedenheit «ad Absicht- lichkrit aus. Neu waren außerdem die Vorschläge. mit dene« die Lentrumeparlei hrrvortrat. E« wurde von dieser Seite die Kroge ausgeworfen, ob e» nicht möglich sein »erd«. Abänderungen des aemeinen Rechts vorzunelnnen, welch« argen sorialdemvkratische AuSschreitnnge» di« gehörig« Sicherheit z» bitten und da« Socialisten. grietz entbehrlich zu machen vermöchten. Sachlich dürfte durch t»ese vertuderte Ar« der Sachbehandlong kaum etwas gewvnuen worde» sein. Ob die Eentrum-partei ia der Lage ist, Vorschläge zur Löluag einer bisher für unlösbar gehaltenen Ausgabe zu machen, werden die bevorstehenden Lominttsionsverhandlungen zeigen, — Aussichten Zeilen, m denen es möglich war, an dir Begründung socialdemo- kratilcher Theater zu denken und die Behauptung auszuftcllen, daß r« nur noch socialdemokrattscher Bolktischulen bedürfe, damit die Anhänger der Partes von dev übrigen Deutschen vollständta ab- gesp'rrt und damit dir „ganzen Meuschea" von der Socialdemoki >n Beschlag genommen seien I Wenn man sich fortschrittlicl vermiß^ gegen diese Gefahre» »ach Wiederaushebung de» S 'rtzes'erimg-elch ankämpirn zu können, so hat mau offenbar ver gessen, baß«» zu jener Zeit 4m Ruse besonderer Fovttchrittlichkett tehende deutsche Städte gab, in drneu fortschrittliche LwUSverscu»»- lungcn unmöglich geworden waren. Wo die Erinnerung an diese Zeiten einigermaßen lebendig ist, wird man sich von der Beschaffenheit gemeinrechtlicher Vorschriften, welche einer Wiederkehr derselben vorzudrugen vermöchten, schwerlich eine Vorstellung zu machen vermögen. ES werden vielmehr die AuSsühruugen des Reichökavzler« über die Unentbehrlichkeit vor beugender (.prophylaktischer") Maßregeln überall da Zustimmung finden, wo man die wirkliche Lagt der Dinge in» Auge saßt. Ent- weder muß der Socialdemokratie mit reinseiden Maße gemessen werden, wie den übrigen Parteien, oder diese lrtzteren müssen sich die Beschränkungen gefallen lasten, welche die Eocialdemokraiie nicht nur wegen der Ziele, sondern vornehmlich wegen der Methode ihrer Agitation zur Zeit unentbehrlich gemacht hat. Thatsächlich käme aur die erste« Eventualität, d. h. die einfache Beseitigung dcS Svcialisten- grsetzeS, in Frage, denn zu einer llnierwersung unter die zur Be- kämpiung der Socialdemokratie n otkwendig gewordenen Beschränkungen wird keine Partei und am wenigsten diejenige die Hand bieten, aus deren Mitte der Vorschlag aus Ueberwcisung des Gesetzentwurfs an eine Eommissio» hervorgegangea ist. Diese Eomniisiio» wird geuau vor dirsklbe Erscheinung gestellt sein, vor welcher da« Plenum be reit« gestanden hat: entweder Vervollständigung der Socialresorm durch Verlängerung der Geltungsdauer des LocialistengejrtzcS oder Ablehnung dieses letzteren aus die Gesahr hin, daß di« friedliche Reform durch Versuche zu gewaltsamer Selbsthille lahm gelegt werde! Daß die beschlossene „dilatorische Behandlung" von sach lichem Einfluß sein werde, läßt sich ebensowenig annehmcu, wie daß dieselbe durch sachliche Gründe veranlaßt worden. * Die Unfallversicherungscommission berieth am Mittwoch in zweiter Lesung die Novelle zum Hilf»- cassengesetz. Zu Art. 3 beantragte Abg. Lvhren: Wegen Uebrrschreitung der Altersgrenze, üver welche hinaus nach Bestimmung Ve» Statut» neue Mitglieder nichl ausgenommen werden und Wege» Veränderung de» Gesundheitszustandes, von welchem nach Bestimmung de» Skalut» die erste Auf nahme abhängig ist, darf der Wiedereintritt versicherunas« pflichtiger Personen nicht versagt werden, wean sie nachmeiscn, baß sie der Eaffe fünf Jahre angehört haben. Der Antrag, steiler stellte den Eoentualantrag statt »süns" Jahre zu setzen .fünfzehn" Jahre und Abg. von Maltzab» den Zuiatzantrag: und seit ihrem Austritt kein längerer Zeitraum verflossen ist. als sie der Lasse aiigehört haben. Der so mobisicirle Antrag wurde mit einer Stimme Majorität abgelehnt. I» H. 12 wurde den Lassen aus Antrag der Abgg. I)r. Gulsteiscb und Oe. Hirsch gestattet, den Mitgliedern außer ärztlicher Behandlung und Arznei auch .Heilmittel" unv den vcrsichrrlen Wöchnerinnen eine Krankenunterslühunq zu gewähren. Tie gleichen Befug nisse haben auck die OrlSkrankcncassen. Mehrere Anlräge der Abgg. vr. Gulflcisch unv vr Hirsch sowie ein Antrag Lobren, dir Organisation der Hilsscasscn und sibreVerwaltungs stellen betreffend, von nicht so großer Bedcutuna wurden an genommen. Zu H A3 beantragten dir Abgg. vr. Gutsteisch unv Or. Hirsch, daß analog der Bestimmung vr» Kranken« cassengesetze« die Beaufsichtigung über die Eaffe» in Gemeinden von mehr al» 10,000 Einwohnern den Gemeindebehörden überwiesen wird. Die Sitzung wurde vor der Beschlußfassung vertagt. * Die »ationalliberale „Kölnische Zeitung" schreibt: .Da» Programm ver neuen freisinnigen Partei ist in seinen sämoitticken wesentlichen Forderungen da» de» Eon» fliet«; e» ist da« ....ffort mit dem Fürsten Bi» inarck'"' der Fortschritt-parl« in drei einzelne Puncte auleinander« gelegt. Weil wir den Fürsten BiSmarck an der Spitze unsere» StaatSleben» neck lange erhalten sehen möchten, weil wir jeden Eonflict überhaupt für ein Unglück Hallen und in den angegebenen Punclen vom liberalen Standpunkt au» auch keine Berechtigung sinder ' . zum Eonflict zu treiben, müssen wir unsere Stellung zur freisinnigen Partei al» eine gegnerische bezeichnen: unbeschadet der großen Achtung vor der Tüchtigkeit einzelner Mitglieder derselben. Wir vertraue», daß alle national und gemäßigt liberal gesinnte» ' >>
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