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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-01
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1884
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Grscheimt täglich früh 6'/, Uhr. Neöarlion nnö Lrdktitis» IohauneSgaffe 38. SprkltiKunLeu der Pr-scU«: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« -—6 llbr. ltr »i> Rttlt^d« «„»teichn, »«che Hch »n M»««», «M «»nah», »er für die n-chUfG^«-« N»««er öeftt««te» Jniernte n» Wochrutagr» bi« S Uhr Nachmittag«, a» Loun- un» -efttagea früh bi«'/,» Uhr. 3» den Ftti«leu f»r 2«s.-An>tch«e Ltto Klemm. Uuiverfitit-straße »1, Lanis Lösche, Katharinenstraße 18,». «ur »i« '/^ Uhr »2. ciprigtk.TagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Dienstag den 1. April 1884. Auflage LSLVV Ab«nne»rats»rns viertelt- 4'/, MN. ,»cl- Briugerlohu ö Mk.. darch die Post bezogen 6 PL Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» lür Extrabrilaae» abtte Postbesörderung 32 PL «tt Postbesörderung «8 PL Inserat» -gespaltene Petitzeile X) Pf. Gröbere Schriften taut unserem Preis- verzeichnist. Tabellarischer u. Zisseraiatz nach höher» Tarif. Reklamen unter -nn Rrdartisnaftrich die Svaltzeile 50 Bf. Jalerate find stets au die Erpebttta» zu ienveu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuwersLilo oder durch Post, uachaaome. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekanntmachun-, -ie Bez«HI«»g der I««obiliar- Br«»de«ffe»- Beiträge bete. Nach dtr in der Leipziger Leitung vom IS. Februar dieses Jahre« enthaltenen Bekanntmachung der königlichen Brand» versicherungS-Commission hat da« königliche Ministerium des Innern genehmigt, daß sür den ersten diesjährigen Hebe termin — I. April — an den Brandccissmbeitrcigm bn der Gebäudeversicherung wiederum der Erlaß eine« halben Pfennig- bei jeder Einheit eintreten soll; e« werden diese Beiträge mithm nur mit einem Pfennig von -er Ginbett erhoben. Bei der Abtheilung für freiwillige Versicherung findet dagegen eine Ermäßigung der Versicherungsbeiträge für diesen Termin nicht statt. ES werden demnach alle hiesigen Hausbesitzer, resp. deren Stellvertreter, hierdurch aufgefordert, ihre Beiträge spätestens -innen 8 Lage», von dem Termin« ab gerechnet, an unsere Sladtsteuer-Einnahme, Obstmarkt Nr. 3, Parterre, bei Ver meidung der sonst eintretenden Zwangsmaßregeln abzuführen. Leipzig, dm 28. März 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. Georgi.Koch. Vekanntmachunz. Nachdem am heutigen Tage der zettüerige Compagniechef im 4ken Königlich Sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 10S, Herr Haaptmana Franz Roßberg-Leipaitz, " > Ritter rc., als erster Polizeiossieier bei dem Unterzeichneten Polizeiamt in Pflicht genommeit, demselben auch nach zuvor eingehotter Allerhöchster Genehmigung daS Dienstprädicat Gölizri-auptman« beigelegt worden ist, wird Solche« hierdurch zur öffentlichen Kmntniß gebracht. Leipzig, am 1. April 1884. Da» P,ltzei«mt Sta-t Leipzig. .'Vretschneiver. / dt« A»«el-u«g taubstummer, s»p»ie -ltn-er Kinder betreffen-. Gesetzlicher Beftimmuug gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in da« schulpflichtige Alter in hierzu bestimmten öffenllichen oder Privatanstaltcn untcrzu- brinczm, sofern nickt durcv die dazu Verpflichteten anderweit sür ihre Erziehung hinrciäend gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhaftm Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eltern, hierdurch auf, alle bis jetzt noch nicht angemeldeten, im schulpflichtigen Alter stehenden taubstummen sowie blinden Kinder behufs deren Aufnahme, in eine Anstalt spätesten- bi» zum 8. Avril d. I. schriftlich bei unS zur Anmeldung zu bringen. Leipzig, am 3l. März 1884. Der SchulaaSschu- der Stadt Leipzig. » vr. Panitz. Lebnert? Bekanntmachung. Auf sein Ansuchen ist Herr Baumeister Gustav Franz Luders, Mittelstraße Nr. 24 hier, au- dem von ihm bisher bekleideten Amte eines ArmcnpflkgerS im 43. Districte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung auS. Leipzig, den 28. März 1884. DaS Arneen» Direktorin«. Ludwig» Wolf. Marniümchmiß. Nachdem Herr Kauf mann Georg AugnstGugrihar-t, Gartenstraße Nr. 3, II.. hier, die auf ihn gefallene Wahl rum Armenpfleger im 43. Distrikte angenommen hat, ist derselbe am 28. März n. or. durch Herrn Distrikt-Vorsteher W Rablrubrrg in diese« Amt emgewiesen worden. Leipzig, den 28. März 1884. DaS Ar»ea-ireetort Ludwig Wolf. WaldpLauzrn-Verkauf. Bon dem städtischen Forstreviere Connewitz können in diesem Frühjahre durch den Revierverwalter Herrn Schön Herr in Connewitz bei Leipzig nachbenannte Holzpflanzea za den beigesetzten Preisen gegen Baalzahlung oder Nachnahme und Vergütung der Selbstkosten für Verpackung und Tran-Port zur Bahn rc. bezogen werden: Stück Holzart HSHc Mete, Gr äStück 77? äH« der n- » 2000 I. Lanbhölzrr. ») Sämlinge: - - Ijähr. Eichen, (juerc. peckuno. . > l 7S 3000 1—2jihr. Eschcnbl. Ahorn, ^e» vqzuncko . . . . ... s so 5000 5000 Ijähr. Rothbuchen, k'agua yl- ratic» 2jähr. de-gl. ....... , » 4 i ! h - 50 75 2000 2)Shr.Fcldrüstcrn, VIwaaonwGM, . 1 — 5000 b) verschultec Eichen, Onvrr. peäune. . , . 23 25 20 300 Birken, LetuI» nlba .... 3-4 50 40 — 500 Eschcnbl. Ahorn. Laer neHunäo. 3-4 — 25 »0 — 5000 Elchen (Ausschuß) zu Remisen and Gtummelpstanzungen, kräftig u. stark bewurzelt, 2-4 om stark » 3000 11. Nadelhölzer. 2 Mal eingesch. Fichten mit Ball« zu Parkaulagzn . . 40 30 3000 «»»,,,»»« — »0 40 — 2 00 derg?. «, »»»»»»» iv.-i^/. 2-2'/. 2',.L — 80 50 — 500 dergl. ««»»,,,»» 1 — 90 — 200 1 «0 120 — Leipzig, den 14. Februar 1884 DoS RathS Aorst-Dkpntatto». Degen Reinigung der Local« bleiben die Geschäfte de- Leihhause- und der Sparkasse sür Donnerstag, den April ». «. au-gesetzt und können die sür diesen Tag bei der Sparkasse ^kündigten Beträge schon Mittwoch, den 2. April o., ,» Empfang genommen werden. Leipzig, den 31. März 1884. DeS Rat-S Deputation für LeibbanS «ad Sparkasse. Virbsahls-Vrkanntmachlms. Bestohlen wurden allhier erüalterer «„zeige zufolge: 1) Ein Wiaterüberztetzer von schwarzem rauhen Stoff, alt, mit einer Reihe Knöpfen u»v schwarzem Futter, riu Paar Hose« vo» dunkelbraunem rothgespriehelten Stoffs fast neu. mit grauem Bundsutter und eiue Nespiratormiitze von schwarzem Stoffe, ans einem Pserdestalle im Grundstück Nr. S der Hochstraße, am 2. dsS. Mts. Nachmittag-: 2) ein weißer vettüSerz«,, gez. k.L., ein rotherKtffeuööerzug, eia vetttnch, gez. ?. L , und ein Krauenhem». v. 11. gez., aus einem Waschbause in Nr. 39 der Frankiurter Straße, in der Zeit vom 6. bis 3. diS. MtS.; 3) ein Geldbetrag von ca. 7S », in einer Doppelkrone, ca. 40 in Dildermünzen und etwa 10 ^ in div. kleiner Münze mittelst EinstctgcnS und viubruch«, au« einem Beschüiislocale in Nr. 77 am Ranstäbter Sleiuweg, in der Nacht vom 12. zum 13. dss. Mt«. 4) eine vialerbürfte, ein Pinsel, ein Etrineise» und drei Schablonen zum Stubeumalen. aus einem NiederlagSraome im Alten Amt-Hof, innerhalb der leptvergangenen 3 Wochen. 6) eine groß« Waschwanne, gelb gestrichen und mit eisernen Reisen, an- einer Kellerabtheilung ,n Nr. St» der Mahlmannstraße, in derselben Zeit; 6) ein Paar kalblederne Stiefelette« mit Summieinsatz, aus einer Kammer in Nr. S der Eutritzscher Straße, am 18. dsS. Mrs. Nachmittag«: 7) ein MannSrock von grauem schwarzcarrirten Stoff, mit einer Reihe grauen Hornkuöpsen, schwarzem Schooß- und Hellem Aermel- sutter, — in den Taschen befand sich ein grauseidenes Halstuch, ein rotheS Taschentuch mit weißer Kante und ein Schlüssel —, au« einer Remise in Nr. 4L der Elsterstraße, am 24. dss. MtS.; 8) ein Paar kalblederne Stieseletten, säst neu, mit Gummi- einsatz» au« einer Schlafstube in Nr. 3d am AugustuSptatze, am nämlichen Tage; 5) zwei Kilo gehackte» Rind-, bezw. Kalbfleisch, nebst einer Schussel, aus einer Speisekammer in Nr. 1 der Psaffendorser Straße, vom 3ä. bi« 26. dsS. Mt«. 10) eine silberne sstzliuderuhr mit Sekunde und glatter Rück- seüe, nebst kurzer Mesftugtette. au« einem Parterrelocale in Nr. 53 der Frankfurter Straß«, am 2. dss. MtS. Abend«. 11) «ine rbcusotche, mit Goldrand, zersprungenem Glase und geriester Rück,eite mit Plättchen, auS demselben Locale in der Zeit von« 17. bis 24. vor. MtS. 12) eine derWieichrn, mit roth- und blaugeringeltem Zifferblatte und Gravirung ans der Rückseite, ein HauS darstellend, nebst kurzer Talmikcttr, daran ein goldenes Medaillon» au-einer Allkleidezelle im Diana-Bad. am 28. d. MtS. AbendS; 13) ein Frauenrock von dunkelblauem wollenen Stoff, mit einer Falbel, sowie eine Aleidtaille von hellblauem wollenen Stoff, mit Stahlknöpsea und scknvarzem Samnict besetzt, aus einer Schlas. kammer in Nr. 96 der Berliner Straße, am 29. d. MtS. früh; 14) eine silberne sstzliuhcruhr mit Sekunde, blätteraniger Gravirung aus der Rückieite und im Innern des Deckels mit einein eingekritzelten Kreuz, au« einer Stube im Hofe de« Grundstücks Frankfurter Straße LS, am 22. ds«. MtS. früh: 15) ein weißleinenes Handtuch, g-z. 11. LI., eine blaue und eine blaugeftreiste Aranenschürzc, jede mit Latz, und ein Pc-ir weiße baumwollene Kinderftrümpfk, von einem Trockenplätze an der Bayerischen Straße, am 28. dss. MtS. Nachmittags; 16) ein Paar Frauen sticselrttcn von Kalbleder, fast neu. mit Gulnmidinsatz und Doppelsvhlcn und eine braun- und weißgcstreiste leinene Latzschürze, au- einer Schlafstube in Nr. 12 der Dufour- straße, am 29. bis. MtS. Vormittag-; 17) ein schwarzlederncS Geldtäschchen mit weißem Schlößchen und einem Inhalte von LS Mark, in einer Krone und div. Silber-, Nickel- und Kupfermünze, auS einem Arbeilslocalc in Nr. 5 der Wiesrustraße, am nämlichen Tage Nachmittags; 18) eine Anzahl Ziersträucher, als Goldregen, Jasmin rc. au- dcn Promenadenanlagen im Johannapark, in der Nacht vom 27. zum 23. dss. MtS.; .19) ein Geldtäschchen von rothem Leder mit Messingbügel, enthaltend ca. 15 ^t, in einem Fansmark-, zwei Zweimark-, einigen Markstücke» und kleiner Münze, sowie eine rulfiiche Silderniünze und einen Taschenkaleuder, mittelst Tascheudtedftatzl« in einem Gastlocale in Nr. 34 der Dusourstraß«, in der Nacht zum 31. ds«. Mt«. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen Lachen oder den Dhäter find ungesäumt bei unserer Lrimmal- «bthetlung zur Anzeige zu bringen. Leipzig» am 81. März 1684. S«S Polizei-Amt der Etadt Leipzig. vretschueider. Knrschke. Vekamllnmchuug. Die «nb Nr. 21 unsere« GeiellichaitS-RegifterS eingetragene Firma Schultz«. Petzold ck zu Schilda« ist zufolge Verfügung vo« 20. d. Mt«, am heutigen Tage gelöscht worden. Torga», den 21. Rar, 1884. Königliches Amtsgericht. Nichtamtlicher Täeil. Zur Parteilage. * Früher als je in früheren Jahren wird der Reichstag dieswal in die Oskrferim gehen, und daß die« geschieht, ist ganz besonders den Bemühungen de« Eentrum« und namentlich des Abg. vr. Wmdthorst zu verdanken, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß da- gleichzeitige Tagen der süddeutschen Landtage einen großen Thril der Mitglieder de« Reichstag» von den Sitzungen fern gehalten und dazu beigetragen bat. di« Beschlußunfähigkeit de« deutschen Parlament« herbei MW-gW, Aber besonders die de« Eentrum angrhvriaen Mitglieder ans Bayern wäre« auf «inen Wink de- Herrn vr. Wmdthorst herbeigemlt, znmal wenn ein« wichtige Entscheidung in Frage gewesen wäre. Eine solch« liegt nun in der Tyat vor — aber Herrn Wmdthorst liegt anßerordentlich viel daran, die Abstimmung noch möglichst lange hinau-zuschieben, und um diese» Zweck zu erreiche», war es nothweadig. daß sich der Reichstag vertagte. Darum ist die Vertagung eingetreten, und wir dürfen mit der Wahrheit »ickit zurückhalten, daß Herr Wmdthorst es ist, welcher augenblicklich di« Situation »«herrscht, und daß das Eentrum den Ausschlag giebt und sich dessen voll bewußt ist. Und doch fleht e- außer allem Zweifel, daß diese- Eentrum, dessen Einfluß gegenwärtig den aller anderen Parteien so sehr überwiegt, in sich gespalten, daß die Einigkeit und Einheit desselben nur künstlich erkalten wird und daß e- dazu der ganzen Energie de- Abg. Wmdthorst bedarf. Es ist ein offenes Geheinmiß. daß die Uktramontanen in ihrer Auffassung von der Nothwendigkrit der Verlängerung de- CociallstengesetzcS auseinander gehen, und wie sehr die Auffassung der bürger lichen Vertreter de« Eentrum« von der der hochadligen Groß grundbesitzer abweicht, ist am Sonnabend im preußischen Ad- geordnetenhause gelegentlich der Abstimmung über die Ein- sriedigung des Schwarz-, Roth- und DaiuwilkeS zu Tage getreten. Bon einem Milgiiede de- CenlrumS war der Antrag geslLt worden, daß die erwähnten Wildgattungen nur in eingefriedeten Park« gehalten werden dürsc». Ter Antrag wurde von allen Liberalen unterstützt, und vom Eentrum stimmten alle bürgerliche» Abgeordneten für denselben, mährend die Herren Prinz Arcndcrg, Graf Sckwising-Kerssenbrvck, Gras NaykauS-Eormvns, die beiden Barone v. Säwrlcmer und andere Aristokraten ihn ablchnten. Wie gemeldet, gelangte erliberale Vorschlag mitlKOgegen l48Slimmcn zurAnnahme. In Bezug auf da- Socialistengesetz kann man es von den einzelne» Mitgliedern teS Eenlrums hören, wie ihre Ansichten au-einander gehen, ebenso empfängt man denselben Eindruck, wenn man die ultramentane Presse zur Hand nimmt. Am Sonnabend bei der Bcralbung der Jagdcrdnung trat der Zwiespalt offen zu Tage. Ader für den, der seine Augen den Tbatsachen nicht verschließen will, giebt e« zum Belege sür unsere Ansicht noch eine Reihe weiterer Anzeichen, und zudem kann man seit einiger Zeit fortwährend die Wahr nehmung machen, daß in allen Fragen, sofern sic nickt unmittelbar den Eulturkampf berühren, die Mitglieder des Eentrum» im Reichstag und im preußischen Landtag aus einander gehen. Es könnte die« als ein Anfang der Besserung der Lage im Allgemeinen angesehen werden, denn die Eentrumsxartei war von Anfang an ein Unglück für unsere parlamentarischen Verhandlungen, und ihre Zusammensetzung au« den Demo kraten der schlimmsten Sorte und den schlimmsten Rück schrittlern zeigt« auck von vornherein, daß dieser Bund ein unnatürlicher war, daß er zerfallen müsse mit dem Augen blick. wo der Eulturkampf nicht mehr al« Bindemittel dienen kann. Seit dem Jahre 1878 ist in der inneren Politik seilen de« Fürsten Reichskanzler« ein Umschwung und besonders auck in der wirthschastlicben für gut befunden worden. Wir wollen heule nicht untersuchen, ob und welche Fehler gemacht worben sind, ob sic einzelnen Parteien oder dem leitenden Staatsmann in höherem Grade zur Last zu legen sind: aber eine Thatsache wird unS Jedermann zugeben müssen, seitdem kranken wir daran, daß »nS eine feste und zuverlässige par lamentarische Mehrheit fehlt. Daß eine solche aber zu einer gedeihlichen Entwickelung des StaatSlebens schlechthin nolb- wcndig und unabweisbar ist, wagt kein Verstänbigcr zu be zweifeln, und Fürst BiSmarck bat es auch wiederholt aus gesprochen und seinem sehnsüchtigen Verlangen nach einer solchen Mehrheit erst neulich wieder AuSdruck geliehen. Hält doch der mächtige nnd eiserne Kanzler eine besiimmlc Majorität sür so unbedingt erforderlich, daß er es geradezu aussprach: eS sei ihm gleich, woher sie komme und wie sie sich zufammen- setze. ob von reckt« oder von link« — wenn sich nur über haupt eine Mehrheit endlich bilde. Also Fürst BiSmarck bält eine parlamentarische Mehrheit sür nolhwcndig, um mit Erfolg die Geschäfte weiter führen zu können, und da er da- Eentrum als das Hanplhinderniß ansteht, dieses aber nur mit dem Culturkamps zugleich zu beseitigen ist, so soll dieser aufhören. Daß nach dieser Richtung von Seiten der preußischen Regierung bereits alles Mögliche geschehen, mancher Schritt gethan ist, bei welchem wir keines wegs in der Lage waren, unser Einverständnis kund zu geben, ist unseren Lesern bekannt. Aber gleichviel, VaS müssen wir anerkennen, da- ist immer im Auge behalten worden, de» katholischen Mitbürgern sollte klar werde», daß der Staat und die Negierung sie nicht, wie einst Herr Wmdthorst demagogisch sagte, al» Bürger zweiter Elaste ansche; das müßte Alle» mehr und mehr zum Bewußtsein kommen, daß ganz besonder« Friede und Versöhnung angestrebt würde, daß man die Ursachen des Kampfe- sich bemühte ous dem Wege zu räumen und damit diesen selbst beendigen zu können glaubte, ohne irgendwie den Anspruch zu erheben, al« Sieger zu triumphiren. Es ist vor wenigen Tagen die Sperre in der Erzdiöcese Köln ausgehoben worden und wir dürfen nicht daran zweifeln, daß dieser Maßregel gar bald die Begnadigung de« Erz bischof» folgen wird. Und diese friedlichen und entgegen kommenden Maßregeln der preußischen Regierung trägen sicherlich auch ein gut Tbeil dazu bei, einen großen Theil der EcntrumSwähler gegen die Agitationen der Ultramontanen unempfindlich zu machen und sür die Regierung zu gewinnen. Die Frage aber ist eine offene, nach welcher Richtung hin werben sich die Wähler bei einer neuen Wahl entscheiden? Vor drei Wochen hat sich durch die Verschmelzung der Fort schrittlcr und Sccessionisten angeblich eine neue Partei gebildet, in Wahrheit nur eine kleine Verstärkung der Fortschritts- Partei stattgefunven. Die vergrößerte Fortschrittspartei steht den besten Absichten der ReichS-Regierung ebenso ablehnend, ja feindlich gegenüber, wie die vorberige kleinere und zeigt namentlich gar kein verständniß für die Nothwendigkeit soeialresormatorischrr Maßnahmen und daß sür diese ruhiger Bode» erforderlich ist, welcher nur durch die weitere Wirk samkeit de« Socialistrngesetze« zu gewinnen ist. Am wenigsten ist von der „neuen" Partei zu erwarten, daß sie jemals den Grundstock für eine Mehrheit abgeben könnte, weiche gewillt wäre, thalkrästig sich de» positiver Mitarbeit zu bewähren. Ebensowenig bietet aber die rechte Seite eine Bürgschaft dafür, daß von hier au« sich die Mehrheit zur Unterstützung der Regierung bilde» könnte, denn e« wird den äußersten Rückschrittlern niemals gelingen, die Mehrheit der Wähler für sich zu gewinnen, da den wirklichen Reactionairen die Fühlung mit dem Volte, da« Verständniß sür die Bedürfnisse desselben zum großen Theil abgeht, da sie zumeist die Be förderung ihrer Sonderinteressrn im Auge haven. Wir stehen unmittelbar vor neuen Wahlen zum Reick« tage. Am 24. April tritt die Commission sür da« Social,sten gesetz zu einer neuen Sitzung zusammen, und e« steht scfl daß die Regierung auf keinen andere» Vorschlag eingeht, daß sie die Verlängerung de« Gesetze« vom 2l. Oktober l878 sür unerläßlich hält. Sollte diese Verlängerung nicht be willigt werden, so erfolgt die Auflösung de« Reichstag»; aber wenn der Reichstag auch nickt ausgelöst wird, so haben wir, da wir uns in der letzten Session der lausenden Legis laturperiode befinden, jedenfalls spätesten» im Herbst Neu wahlen zu erwarten. WaS folgt sür un-daran«? Wir halten mit dem Fürsten BiSmarck da« Socialistengesetz noch sür eine politische Noth wendigkeit. wir sind bereit, den Reichskanzler bei den großen ocialpolitischen Aufgaben, die er in Angriff genommen, ehr lich und »ach besten Kräften zu unterstützen, und wir halten mit ihm e- sür eine Nothwendigkeit, daß die Negierung in die Lage versetzt wird, sich auf eine zuverlässige Mehrheit zu stutzen. Diese zu schassen, muß also als die erste und wichtigste Ausgabe angesehen werden. Wir glauben, daß in der deutschen Nation sich Fürst BiSmarck der Anerkennung und Zustimmung der großen Mehrheit erfreut, und daß es nur daraus ankvinmt, die richtige Parole auSzugeben» um die Mehrheit der Wähler unter ein Banner zu schaaren. Wir vertraten keine Sonderintercsscn. weder de- Grundbesitze«, noch des Capital-; wir wollen, daß Jedem sein Recht werde und meinen, dicS kann ihm nur werden bei gegen seitiger Achtung und Anerkennung der gegebenen Rechte; wir können nebeneinander bei abweichender Meinung nur bestehen, wenn wir uns bemühen. Maß zu Hallen und die Stürmer von reckt- und links zurückhalten. DaS ruhige Bürgerthum, der geistig oder körperlich arbeitende Mittelstand — da» sind die Elasten, welche die Mehrheit der Nation bilden, sie haben uns von jeher verstanden, sie baden auch immer den Kern der nationalliberalen, d. h. der gemäßigt liberalen Partei abgegeben. Diese Partei allein ist' befähigt und befugt, de« Fürsten BiSmarck die nothwendige Mehrheit zu schassen und zu bieten, nnd mehr atS je vorder ist cS angesichts de« bevor- Itcbenden WablkampfS nothwenoig, dieser Änsscht Verbreitung zu schassen, sür sie zu wirken und fest zusammenzuhalten. Die nationalliberale Partei, alle gemäßigt liberalen Elemente müssen sich rühren und regen, >ie müssen sich organisiren, und wie unser großer Kanzler nicht eher ruhte, atS dis er daS Wort wahr gemacht: »DaS ganze Deutschland muß eS sein!" so dürfen auch wir i» unserem Streben nicht ermatten, bi- es unS gelungen, wenigstens dm größeren Thcil der deutschen Nation sür unsere Ansichten zu gewinn«. Eber haben wir nicht waö wir durchaus haben müsse» —- eine parlamentarische Mehrheit. Leipzig, 1. April 1884. * Der Antrag Bremen« auf Anschluß aa de» Zollverein wird in den nächsten Tagen bei dem Bunde«- rath einlaufen und an eine» Ausschuß verwiesen, «ud r« wird daun zur Ernennung von Eommissarien geschritten werden. Der wichtigste Punct bei den Verhandlungen wird der Wunsch Bremens sein, nicht blos in Bremerhaven, sondern auch unmittelbar bei Bremen ein Freihafengebiet bewilligt zu erhalten. Schon jetzt ist daö Fahrwasser bis Bremen auf zwölf Fuß vertieft, so daß auch größere Seeschiffe, z. B. Wcst- mvienfahrcr, bis zur Stadt gelangen können. Wenn aber eurch die beabsichtigte Wesercorrection daS Fahrwasser auf eine Tiefe von I»—18 Fuß gebracht wird, werden auch die größten See'chisfe bis zur alten Hansestadt gelangen können, so daß der Wunsch der Bremer sehr natürlich ist. Getrennt vom Zollanschluß ist die Wesercorrection, wofür die Stadt Bremen die bisher unvcrhätlnißmäßigen Opfer für die Weser- schisssahrt gebracht hat, nutzlos. * Der bei der dritten Lesung de« preußischen Staats haushaltsetats über die künftige Gestaltung der Clafsen» lottericn angenommene Beschluß dürfte, schon behufs Er langung dergcivl'lnschlcnUebcrcittstinimung, in absehbarer Zeit zu einer Umgestaltung des preußischen LottericplancS und einer damit in Verlindung stehenden Vermehrung der Loose führen. Schon vor mehr al« zwei Jahren hatte der damalige Vorsitzende der General-Lvtteric-Dircclion mit bestallten Ein nehmern einen auf bedeutende Looseverinchrung zielende Plan beratben und festgestellt, welcher nur der Ausführung wartete, aber Entwurf hlieb, weil die Slaatsrcgicrung damit nicht hervortretcn wollte und daS Han« der Abgeordneten einen darauf bezüglichen Antrag gleichfalls nicht gemacht hatte. Jetzt ist eS nicht unwahrscheinlich, daß derselbe wieder aus genommen und entsprechend geändert wird. Für daS dem nächst beginnende und bis Ende März k. I. dauernde Rech nungsjahr bleibt eS natürlich beim Alten und die im April und Oktober d. I. beginnenden Ziehungen werde» wie bisher erfolgen. * Zu der Nachricht von dem beabsichtigten Rück tritt deS Fürsten Bismarck von seinen Stellungen im preußischen Staatsiiiinisterium bemerkt die „Nordd. Allg. Zeitung": .In den Blärlern wird dir Mittheilung einer fortschrittlichen Eorrespondenz lebhaft erörtert, wonach Minister Veränderungen bevorstänkcn, im Besonderen aber Fürst BiSmarck seine Stellungen im preußischen StaatS- niinistcrinm ganz auszugebcn beabsichtige und nur auf feinem Posten als Reichskanzler verbleiben würde. Das „Deutsche Tageblatt" erklärte sich sür ermächtigt, diese Nachricht auf da« Entschiedenste zu kemcntiren; die „Post" dagegen sagt, nach dm ihr zugchenden Mitlheilimgen scheine die Nachricht „verfrüht, im Einzelnen auch nicht überall thatsächlich begründet zu sein, im Ganzen aber manche Gründe der Wahrscheinlichkeit für sich zu haben". — „Letztere Auffassung Hallen wir für die richtige." * Die Aeußerung deS Eommissariu» de< BundeSraths, Geh. LcgationSralh Neichardt, im Reichstag über die Lite» rar- rc. Convention mit Belgien laulete vollständig: „Meine Herren! Der Herr Abg. lir. Kapp hat bei Artikel 10 gestern eine Anfrage gestellt, die an dieser Stelle nicht deutlich ver nehmbar war, aiich in den heutigen ZeiiungSberichten nicht wieder hol! ist und über welche erst heule durch Rücksprache mit dem Herrn Abgeordneten eine Information möglich war. Ich gestatte mtr da her nunmehr die gewünschie Antwort zu eriheilen. Der Herr Idg. Vr. Kapp vermißte ia Artikel 10 eine Bestimmung über de» An fangstermin der Schutzfrist und verwies dabei ans die entspreche«den Bestimmungen der beuiichen Gesetzgebung. Letztere enthalte« die Vor» ichrist, daß daS Kalenderjahr, in welchem ein Wert erscheint» bei der Berechnung der Fristen nicht mitgerechuel wird, so daß eia für alle Mal d er 31. December des PublicotionSiahre» al« Anfangs termin anzusehen ist. ES beruht nun nicht, wie der Abg. vr. Kapp onzunchmcn schien, aus einem Uebersehrn, wenn bei Abschluß dieser Literarconvention eine entsprechende Bestimmung nicht ans- genommen ist. Tie Frage hat den Gegenstand von Erörterungen sowohl bei Gelegenheit d»S Abschlusses der Literarconvention mit Frankreich atS auch bet der vorliegenden Literarconvention gebildet. Man kam aber überein, daß, da durch dies«
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