Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-09
- Monat1885-05
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1885
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MUseperM r»8>«v ftffh «VMr. Nr-iti-, LkPetMi Jodanuesqasse 8. SPrechÜNitirn ßer Krtortts»: L«n»iNog< 10—12 llhr. Nachmittags 5—ü Uhr. U««ch«e der für »t« »tchkff»«^»»« Nummer tzeffi«»t» Juserurr au iSocheatu,» bi» 8 Utzr Nuchmitta^. u> Uuu«» >«» Sefttu^u sr»tz dt«' ,,d Utzr. 2, t«, str 2^.-A»»»tz»e: vtä« Me»«. UnwerfilätSflraße 1. koAts Lösche, Kathariu»str. 23, p. dt« Utzr. UchMcr.TGMM Anzeiger. LkM für Politik, Localgeschichte, Handels- nud Geschäftsverkehr. VkeH-Auslage Ikd,< IXdo,mnnrat»»re» Viertels. 4'/, MV. inci. Bringerloh» 5 Mk. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nununer SV Pj. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren tür Extrabeiluqe» lin Tageblatt-Format gesalzt) atzoe Po,rdrjörderung 8» Ml. »U Postbeförderuag «8 Mk. IMmM «qnpattenr Petit-eüe »0 Pt. GrSßerr Schrfft» kaut uni. Pre^uer^ichutß. Tadrllartscher a. Zissernjatz »ach hüherm Lor>l. tlrclamrn »Mer de» RedactionSstrlch dte4aefpalt Zecke 50 Pf., vor den Familien aachrichten dte Kgefpolteue Zeile 40 Pf. Iaieraie sind stet« a, di« GypeOltto« za jende». — Rabatt w»rd uccht gegeben. Zahlung prueunmeruuäo oder durch Post, »achuahme. IL9. Tonnabe»- den S. Mai 1885. 78. Jahrgang. Zur gelNigku Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1«. Mai, Vormittags nur bis j,S Uhr geöffnet. Lxpeältlov äv8 I^vtpLlxvr l'uxvdlLttes. Amtlicher Theil. VeklmrtmachLv-. Die diesjährige Ostermeeff« endigl mit de» S. M«i. An diesem Tage sind vle Buden und Stände auf den Plätzen der iuuer« Stadt bi« 4 Uhr Nachmittag« voll ständig zu räumen und b,« spätesten« 8 Uhr Morgen- be ll). Mai zu entfernen. Die auf dem AugustuSplatze und auf den öffentlichen Wege» nud Plätzen der Dorstadt befindlichen Buden und Stände sind di« Abends 8 Uhr deS 9. Mai zu räumen und in der Zeit vom 10. bi« 13. Mai. jedoch lediglich während der Stunden von 6 Ubr Morgens bl« 7 Uhr Abend« abzu- brechen und wcgzuschasseu. Die Abtraquua «ad Wegsehaffaag der aa der «Srdlichen Planke de« Musen«« ankaesteütea Bnde« ist, weil der Platz, auf welche« ste ste-eu, als Absuhrweg benutzt werde« «u«, bereit« a« Iv Mai Morgen« « Uhr zn beginne» und bi« S Uhr Dor«ittagS zu beende». Bor dem 10. Mai darf mit dem Abbruche der Buden und Stände aus dem AugustuSplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist eS gestattet, Buden uud Sländ« auf dem logplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werben, sicher abzubrccben uud wegzuichaffen, sofern nicht dadurch Störung de« Verkehr« oder Benacktheiligung de« Geschäft« den stehenbleibenden Buden herbeigeführt wird. ES bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden aus Roßplatze und KönigSpiatzc, sowie diejenigen Stände -selbst, nn welche« unr Lebe»««ittel fellgeboteu erde», noch am 10. Mai geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in- ^leichcn die CarousielS und Zelte find bis Abends 10 Uhr e« 12. Mai, diejenigen Buken aber, rücksichtiich deren da« Üuqrabcn von Säulen und Streben gestattet und eine längere rist zum Abbruch nickt besonders ertheilt Word» ist, bi« lingsteiis Len 16. Mai Abend« 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderbandlungen gegen oiese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternebmer verantwortlich sind, ivcrvcn mit Geld strafe bl« z» IS« Mark od«r entsprechender Haft geahndet werden. Uebrigcns haben Säumige auch die obrigkeilswegen zu verfügende Beseitigung der Buden zu gewärtigen. Lechz»«, am 23. April t8S5. Der Rath der Stadt Leipzig. irr. Georgi. Bekanntmachung. Der vo» un« am 24. dss. Mts. znr anderweiten Ver pachtung vevstrigerte, an der äustere« spregestraste enttaug der Grenz« de« Grundstücks der Großen Funkcnburg gelegen« uud bisher au den Zimmermeister George verpachtet gewesene Platz ist dem Höchstbieter zngeschlaae» worden und entlasten wir daher in Gemäßheit der Ver- fieigeruagSbedingung» die übrige« Bieter hiermit ihrer Gebot«. Leipzig, den 30. April 188b Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi lkrumbiegel. Veknnntmnchung. Bei der hiesigen Ober-Poftdirrction lagern die »achbezeichneten unbestellbare« P»stse»b»n«e«: Llanvkrellbörter«. »»« Leipzig: a» Map Eggebert ia Men v. 30./10 84, a» Professor vo» Hartitzsch, Direcwe der Kunstakademie in Dresden, v. 22^1184, an die Eheleute Louis in Leipzig, HoSpitalstr. 10, v. 37./10 84, a» Larl «ildner, «rurl. tb°ol, Domaine Eichhos b. Kassel, v. 31./12 84, an A. Mühlaer, Haudarbester, Rittergut Crostitz bei Trenffy. o. S0./12 84. an Frl. Therese, Stubenmädchen, Kchkalt'S Hotel Stadt London in Berlin, v. LV./1S 84. an Hermann Weih, postlagernd Rew-Pork, v. 51./7 84. an Frau Baronin v, Milzecke. Eeutrol.Hotcl ia Berlin, v. 20.,1 8b, an Michelle BaMsalle in Montevideo, v, 14.12 82; aus LtznMnitz: an Suujmauu Fritiche ja». ia Stnllberg. v. 7./12 «4, a» vr. Fritz Mertel in Meerane, ». S./2 85; an« Lnnbach (Sachs«): mi Georg Müblich, Rechtsanwalt und Notar tu Friedrichshofen am Bodensee, v. 30./11 84; au- Vla»e»1h«lt 'an Friedet» Prinz in Berlm, FnedrichSselderstr 22, v. 80 /12 84. - «eta^v mit ntests »»»eget»«»«»» «ns -»hanngeorgeustabt: an Frau Müler in Johanngeorgen- stabt, v. g/11 84; aus Ltze»«itz: an Frl. «nna RlifchMiag in Dresden. WitsdrnAerftr. 18, III., v. 2L^2 84. an Frau Josepha Pöhier in Dresden Altstadt, poftlagerud, v. 1./10 84; aus Leipzig: an L. X. 1ü, postlaereod -wmchurg. v. ü.,S 84 (einen goldenen R«, eu,hastend). Monbomvot»»»»«». Aus Leipzig: an Gutsbesitzer Bergmann in Ulenden bei Mockau, v. 27./12 84, über 3 ^l, an Oskar Krause in Zschopau, v. 18./11 84, über 3.LO.^lj aus >ltenb»»g (S.-A): au Schlosser Otto Dietzc in Leipzig, v. SV7 81, Üder4.b5^l. sstr em« Nachnahmesendung; ans Böttingen: ,» Kennte iu Au« (Erzqebirae). v. I2./1 8S, über 3 ^l, für eine l^»e»m4e. «n- Cbemnttz: an Wilhelm m Lrimmitsckm«, pofttaaernd, v. 3b./10 84; au» Tri»:- an R. Liegest, Hotel Lcnthausen iu Kobnrg, d. 26/S 84 ; a« Leipzig: an A. Bv»e, Tapezierer in GSrsttz, pvstlagerud, ». 1L>/l8ü. D«e unbekannten Absender bez». Eigentkümer der vorbezeichnrte» Gegenständ« werden hiermit ansgesorbert, ihre Ansprüche au dieselbe,: bin»«» 4 Woche», vom Tage »eS Gofchetneu« dieser Pekamttmachnnd an gennhnet, bei einer Postanstalt de- kLer-Poftoireettons-Bezirkl LeiWtg geltend zu mache«. Haben sich nach Amors der vorgedachie» Fe» z»r Rbcksnedernng Berechtigte nicht gemeldet, so werden die GelbbttrSge der Posinn«erstbtzuag«rasie überwiesin und der zum Veeinnk gomgnetr Fnhost der Len düngen »iw zu» Besten dieser ^SeA?U MchRb Per LntserUche Vber-Geststtreeter. Satter. vkrulitthnng von Srschrftsl-calMen. Die z. Z. an Herrn Kaufmann Otto Kamper nou. ver- miethetcn, m der I. Ginge de« der Stadtgemeiude gehörige« HauseS, Reichsstraße alte Nr. S1. neue Rr. 7. befindliche», au» eine« »fenstrigen «nd eine» AfenPrtge» Ii»»»r nach der ReichSsiraße, je «tue» dergl. »ach dem Hof«, eine» Mlkoven und sonstigem Zubehör bestehenden Lokalitäten sollen vo« I. Oktober d I. n» gegen etnhalbjährltche «ündtguug DieuStag, den IS. Mat d. A., Dorinittag» II Nhr aus dem Rathhause, l. Etage. Zimmer Nr. 16, an den Meistbietende» anderweit »erwtethet werde» Evenvaseibst auf dem großen Vorsaale liegen die Ler- miethungS- und BersteigerungSbedingungen nebst Inventarium der z» vermiethenden Lokalitäten schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Lcqyig, den 28. April 1885. Der Rath der Stavt Leipzig. vr. Georgi. Stvß. Unsere Bekanntmachung vom 17. November vor. Ir«., nach welcher aus Grund Z. 76 de« Reich-gesetze« vom 15. Juni 1883, detr. die Krankenversicherung der Arbeiter, angeordoet worden ist, daß alle im gemeinsame» Casseiibezirke beliebenden Krankenkassen, deren Mitgliedschaft von der Ver pflichtung. der Gemeindekrankenversicheruna oder einer Ort«- krankencasse anzugehvren, befreit, jeden Austritt eine« Mit- gliedeS binnen einer Woche bei der gemeinsamen Meldestelle zur Anzeige zu bringen haben, ist bi« jetzt nicht genügend in Obacht genommen worden. Es werden daher die Vorstände dieser Taffen einschließlich der Vertreter örtlicher Berwalluiig-stellen auSwärt« ein geschriebener Hilfscassen aus die ihnen durch die angezogene Bekanntmachung auferlegte Verpflichtung nochmal« hingewiesen und wird zugleich angeorvnet. das; die zu erstattenden Anzeigen genau« Angabe enthalten müssen, an welchen Tagen der Aus tritt beziehentlich der Ausschluß erfolgt ist. Zur Erstattung der Anzeige ist. sofern nicht di« Vorstände der Tafle» eine andere Person bezeichnen, der Tassen- und RechnungSsührer verpflichtet. Zuwiderhandlungen wider diese Vorschrift, namentlich durch Berspätigung der Anzeigen, beziehentlich Weglassung de. Tage, an welchen der Austritt ober Ausschluß erfolgt ist, werven nach ß. 81 deS ReichSgesetze«, betr. die Krankenver sicherung der Arbeiter, mit Gclvstrase bis zu 20 Mark geahndet. Lechzig, den 7. Mai 1845. Der Rath der Stadl Leipzig. (KrantenverfichernngSmnt.) Winter. Uhlmann. M-Nku-au M rvcißenfels. Zum Neubau eines Poft. und TelegrapheugcbäudeS zu Weiße», scls sollen die steiniuctzarbeiten im Wege der öffentlichen An bietung verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für die Ausführung können im Baubureau des Post-Neubaues zu Wcißensel« wühreud der Dienst, stunde, eingesehen werden. Ebendaher sind auch die mit den Preisen auSzufüllende» Auszüge aus den, Kostenanschläge zu beziehen. Tie Angebole sind bis zom 2l. Mat n. Vormittag« 1l Uhr an da< Kaiserliche Postamt zu WeißenfelS vorschriftsmäßig versiege» und portosrei einzusenden. Zur genannten Stunde findet die Eröffnung der Angebote in Gegenwart der etwa erschienenen Bieter statt. Erfurt, 6. Mai 188S. Der Kaiserliche V«ft»anraltz. Neumana. Nichtamtlicher Theil. Englands Rückzug. England oder doch Regierung und Parlamentsmehrheit sind jetzt zufrieden gestellt, aber man begreift schiver, wodurch eigentlich diese Zufriedenheit erzielt worden ist. denn die Dinge stehen heute noch aus demselben Fleck, auf weichem sie zur Zeit de« erbittertsten Streite« standen. Glavstone und mit ihm die öffentliche Meinung Englands forderte laut Ge- nugthuung sür den KriedenSbruch vom 36 März. Rußland verweigerte sie und — England erklärt sich damit zufrieden gestellt, weil Rußland einwilligl, die Frage, ob der Vertrag vom 17. März von Komaroff unrichtig au«aelegt wurde, einem Schiedsrichter zur Entscheidung zu unterbreiten. DaS ist natürlich keine Genugthuung, aber die Zustimmung Ruß lands zur Begleichung deS Streite« dem Wege deS Schiedssprüche« hat für England dennoch einen Werth, und dieser besteht darin, baß Rußland jetzt moralisch gei.bthigt ist. seinen Vormarsch eine Zeit lang zu unterbrechen. Wenn England damit befriedigt ist, dann darf man e« mindestens sehr genügsam nennen, aber die Hoffnungen des englischen Volke« gehen weiter, sic sind dahin gerichtet, daß Ruß land eine bindende Erklärung in Betreff Herat» abgeben wird. .Daily News" verbreitet die Nachricht, daß Ruß land sich zu einem formellen Verzicht auf Herat ver stehe» wolle. Da« ist offenbar nicht wahr, denn Rußland wird eine solche Erklärung gewiß nicht abgeben ohne zwin genden Grund, und ein solcher liegt nicht vor. Diese Er klärung würde mittelbar daS Geständniß enthalten, daß England berechtigt sei. Rußland eine derartige räuberische Absicht zuzutraue», »nd DaS kan:: Rußland doch nicht ein räumen. Die russischen Zeitungen haben freilich die Besitz ergreifung HeratS gefordert, aber für solche Forderung ist die russische Regierung nicht verantwortlich, da« sind Wünsche, deren Erfüllung keine Eile bat. Und wenn Rußland wirklich dem Wunsche England« willfahrte. waS wäre damit erreicht ? Ei» Borwand, gegebene Versprechungen zu brechen, findet sich immer. Rußland verpflichtete sich auch am 17. März, seine Stellungen an der asgbanischen Grenze nicht weiter vorzu- schieben, und dennoch griff es die Afghanen an und vertrieb sie au« allen ihren Positionen, so daß der Weg nuch Herat frei wurde. Bei der gegenwärtigen Grenzregnlirung handelt eS sich für Rußland um die Besetzung von Penschdeh. »nd die Neutralisirung deS Bezirks Vieser Stadt während der Unter handlungen beweist, daß England nur eine annehmbare Form sür seinen Verzicht aus kiesen Platz sucht, veriräge werden im» mer uur aus Zeit geschloffen, ver vom 17 März bat vollend« ein sehr kurzes Leben gebadt. Die neue Unterbrechung wird voraussichtlich auch von sehr kurzer Dauer sein, also ist sie nahezu werthlo«. General Komaroff hält Daschkrpri (Pu- likisthi) am Zusammenfluß von Kuschk und Murghab, die Höhe At Tepe, und die Abtretung von Penschdeh ist ge sichert. Mehr konnte Rußland als Ergebniß de« Siege« bei Ak Tepe kau« erwarten und darf jetzt der weiteren Ent wickelung der afghanisch-inbischeu Angelegenheit ruhig ent gegensehen. England wird Hetzt daS Spiel, welche« Gtadstone nun schon so lange unter Auzwendung großer Summen und mit ver- bältnißmäßig sehr geringen Erfolgen betreibt, ruhig weiter sortsetze», etwa nach dem Muster der Pompadour, welche sich dessen wohl bewußt war, daß eine« TageS der Rückschlag komme» werde. So große Aufregungen, wie sie die letzten Monat« über England gebracht haben, können nicht ohne Folgen bleiben, e« wird über kurz oder lang sich die Ueberzeugung Bahn brechen, daß es so wie bisher nicht weiter gehen kann. Wohin man auch seine Blicke wendet, überall hat England Niederlagen erlitten. Der Sudan ist in de» Händen de« Mahdi, in Eghpten droht der Bankerott, im Eaplande gewinnen die Boern an Macht und Einfluß, au der Westküste Afrika« uud in Australien entfalten sich die deutschen Tolonie» und in Tentralafrika ist der Tongostaat trotz der Bemühungen Eng land«, die Congomündungen in seine Gewalt zu bringen, ge gründet »norden. Rußland hat unter der Bezeichnung Tran«- caSpien weite Gebiete erworben und streckt seine begehrlichen Hände nach den« reichen Indien au«, dabei stets aus Kon- stanlinopel die Blicke richtend, dessen eS zur Befestigung seiner Stellung im Schwarzen Meere bedarf. Der Entscheikungskamps. welcher zwischen Rußland und England um die Wclkberrschasl gekämpft werden muß, ist durch den Ausgleich vom 1. Mai vorläufig auf unbestimmte Zeit vertagt, aber abgewendrt ist er nicht. England hat «ne schwere moralische Niederlage erlitten, von der e« sich so bald nicht erholen wird. Dadurch ist seine Macht »ach zwei Richtungen hin erschüttert worden, in Afghanistan uud in Indien. Abvurrhaman Chan hat die Erfahrung gemacht, daß England ihm de» Rückhalt nicht gewährt, den eS ihm zu gewähren versprach. Die Fahrt nach Rawal Pindi hat ihm zwar viele Höflichkeiten, darunter einen Ehrrn- degen uud den Stern von Indien eingetragen, aber die eng lische» Soldaten, über die er so große Freude kundgab, haben nichts getha», um ihm Beistand gegen die Russen zu leisten. Pulikisthi und Penschdeh mit Ak Tepe, diese drei wichtigen Grenzstcllungcn sür Afghanistan, sind unwider bringlich verlor«, und dadurch Herat der Willkür der Russe» preiSgegebeu. Militairisch so unfähige Freunde wle d>e Engländer, haben für den Emir von Afghanistan tkinen Werlh, die Engländer kommen für ihn nur al« Zahler ir. Betracht. Wenn LumSven, statt aufregende Berichte nach London zu telegraphiren, lieber für rechtzeitige Besetzung der wichtigsten Puncte Sorge getragen hätte, bann wäre der KriegSeifer der Russen wohl im Zaume zu halten gewesen, aber eine so günstige Gelegen beit, sich die Straße nach Herat zu sichern, konnte ein umsichtiger General nicht unbenutzt lassen und deshalb schlug Kviuarofs am 30. März Io«, trotz der ihm bekannten Uebereinkunst vom 17. März. Der Emir von Afghanistan ist am 30. April in Kabul angeksmmen, also wird er bereit- in der Lage sein, sich mit den Russen über die weiteren Maßnahmen zu verständigen. Die Besetzung von Herat wird dann in einer Form vollzogen werden können, welche weniger Aussehen erregt, als der Kamps um Penschdeh. LumSden ivird die Russen in ihren Maßnahmen nickt mehr bindern, er ist nach London berufen und damit auch dem Wunsche Komaroff'S Genüge geleistet, von diesem lästigen Beobachter befreit zu sein. Noch schlimmer aber werden die Wirkungen de« englischen Rückzuges in Indien verspürt werden. Lord Dufferin ist von der englischen Regierung schnöde im Stich gelassen worden, sein KriegSmanisest an die Stadtverlretung von Lahor« ist in London ohne den erwarteten Widerhall geblieb«, Er bat die Forderung gestellt, daß Bürgschaften sür die Zukunft von Rußland gegeben werden müßten, dafür daß e« feinen Vor marsch nach Indien einstelle. Wenn die Nachricht der .Daily New»" wahr wäre, daß Rußland sich bereit erklärt hätte, auf die Besitzergreifung HeratS Verzicht z.i leisten, dann ließe sich darau« iveiiigstenS ein Pflaster sür die Wunde Dufferin'S Herstellen, aber auch dazu ist keine Aussicht vorhanden, Ruß land kam. nur seine Einwilligung Heben die vereinbarte Grenzlinie zu respectiren. Zulfikar soll angeblich Afghanistan verbleibe», aber auf derartig: Versicherungen ist nichts zu geben, England hat bereit« so viel zugestanve», daß e« Ruß land cn. Leichte« sein wird, »och mehr zu erreichen. Penschdeh ist zwar von Indien noch weit entfernt, aber die Invier sahen au« dem kampflose» Borrücken der Russen, daß Eng land nicht die Macht und noch weniger den Miith besitzt, um ihnen bei ihren, Vormarsch Widerstand zu leisten. Da kann in Indien keinen guten Eindruck machen »nd Lord Duffen» wird uuht umhin können, die in Aussicht gestellte Amtsniederlegung jetzt tu Ausführung zu bringen. .Uni welchen Preis der Friede aufrecht zu erhalten ist, läßl sich noch nicht seststellen". sagte die „Time-' am 4. Mai, der Preis ist jedenfalls höher, al- daß ihn England zu bezahlen vermöchte. * Leidig, 9. Mai 1885. * Dem im ReichStageeiiigegangenen .AuSlieferung«- vertrag zwischen dem Reich und Rußland- ist die nachfolgende Denkschrift beigegeben: Die Verhandlungen, welche nach dem Tod« Kaiser Alexander N. »wischen verschledenen Negierungen eingeleile» wurden, um ei»« Grund lage sür gemeiniame «dwehr gegen anarchftiische Umtriebe und ver- brechen zu gewinnen, baden nur zwischen Preuße» und Rußland zu einer Verständigung aesührt. Durch Notenwechsel vom 1—13. Haimar d. I. ist zwischen der königl. preußischen und der kmserl. russischen Regierung eia Abkomme» über die AuSlieseruag von Verbrechern gelroffcii worden. Beide Negierungen haben mit Rücksicht aus da- nachbarliche Ver- hältniß beider Staaten und aus die FreundschasI der regierenden Häuser, welche die Grundlage der guten Beziehungen beider Länder bildet, für Ihre Wicht gehalten, zum Schutze gegen weitere Ver- brechen wenigsten« diejenigen Verabredungen zu triffen, welche sie ohne Mitwirkung anderer Regierungen ansznsübren in der Lage find. In dem Verlangen, de» mit dem benachbarten Rußland verein barten Grundsätzen die Anerkennung sür da« ganze Reichsgebiet zu sichern, hat Seine Majestät der König von Preußen de» Abschluß eine» denselben entsprechenden Re chsvertrage« beantragt »nd der BundeSralh die betreffende Vorlage an den Reichstag beschlossen. E« lag nicht in der Absicht, mit diesem Vertrage den Au«- lieferungsverkehr zwischen dem R'üch und Rußland in alle» Einzeln, beiten umfassend zu regeln Vielmehr kam es daraus an, durch Feststellung gewisser Gruadzüge für die der Strafrechtspflege eine- jeden der beiden veriragschließeuden Tbeile bei Verfolgung flüch. tiger Verbrecher aus Seilen des anderen Iheiis zu leistende Re l,t«. Hilfe dem Nächstliegenden Bedürsniß Rechnung zu trage». Es entspricht den scenndnachbarlichen Verhältnisse der beiden Reiche nicht und ist durch die Ersordernisse der deutschen Rechtsordnung uicht bedingt, wenn bei schweren Verbrechen der Thäter gegen lie Berichte seines eigenen LaiideS durch die Behörden des anderen ge- schützt wird. Fälle, iu welch«, der Verbrecher einem dritte» Staate angedö i. liege» außerhalb deS Vertrage«. Letzterer geht davon aus, dis; weder Deutschland, noch Rußland den Berus hat, da, wo es sia> nur die Verfolgung der nach de» Erfahrungen der letzte» Zeit die össenl. liche Rechtsordnung in besonderem Maße bedrohenden Verbrechen haadelt, der Bestrafung der dem audereu Lande angehörigen Ver- brecher durch die Gerichte ihrer Heimath hindernd iu den Weg zu treten. Der Artikel 1 de« Vertrage« bezweckt, dra verbrecherischen Be- strebuagen der Anarchist«» durch Begründung einer Auslieferung«. Pflicht in dreifacher Richtung eutgegeuzutreteu. 1. Ja erster Linie handelte eS sich um die >»griffe gegen da« Staatsoberhaupt — tu Deutschland den Kaiser nud dir verbün deten Fürsten — oder geg« eia Mitglied der Familie de< Sou- veraiuS. Wie die Bedroh«»« do» anarchistischer Seite sich vorzugsweise gegen da« Staatsoberhaupt und dir Mitglieder seiner Familie richte«, so erscheint eS geboten, die persünliche Sicherheit und die Ehre de« Souvrraia« sowohl, als seiner Familie mit besondere« Schutz« zu umgeben. 2. Sodann kam eS daraus au, für jede Art von Mord u»d Mordversuch ohne Rücksicht daraus, gegen wen derselbe gerichtet ist. die Au-lleserung unbedingt au ficheru. 3. Mit Rücksicht «ff die Rolle, welch« Dynamit uud andere Sprengstoffe bei anarchistischen Unternehmungen zu spiele» pfleg«, schien e« erforderlich, dir Auslieferung anch wegeu der rechts widrigen Herstellung uud de« rechtswidrige» Besitze« solcher Stoffe auszubedingen. Artikel 2 drückt socultatld die Bereitwilligkeit beider Regleruuae» au«, i» Betreff der im Artikel 1 nicht besonders voraeseheuen «er- breche* »nd Vergehe» auch ferner nach den Grundsätzen zu ver- fahren, nach welchen bet Auslieferungen »wische» Deutschland und Rußland, soweit nicht besondere Abreden bestanden, auch schon bisher im Allgemeinen verfahre» worbe» ist, daß nämlich einem gestellte» AuSlieferungSantrage mit Rücksicht aus die sreundnachbarlicheu Be ziehungen, welche die beiden Länder verbinden, Folge gegeben wird, wenn kein« Bedenkru dagegen odwalteu. In diesem Staue pflegt zwischen allen befreundete» Staaten auch ohne Vertrag verjähren zu werden, soweit nicht der ersuchte Staat besondere Gründe Hot, d«S Gesuch abzulehne». Artikel 3 ist bestimmt, dem Arrlhum« eutgegeopprew», al« kämm der Umstand, daß eia Verbreche» ia einer politisch«» Absicht do» gangen ist, demselben die vgeaschast eine« Verbrechens benehme» und ihm eine Immunität vom gemeinen Rechte sichern. Da« Asyl, welches politische» Flüchtlinge» grwohnheit«mäßia ge geben wirb, stabet seine Berechtigung in der Thatsache, daß i» Bürgerkriegen and gewaltsamen Partclkämpsea die Kennzeichen de« Verbrechens zweifelhaft werden, und die Unklarheit der Schuldsrag«, wie die größere Anzahl Derer, dt« in Folge von Staatsumwülzungm ein Asyl in der Fremde suchen, Nachsicht in der veurtheikung be gründen. Aus di« Fälle der anarchistilchen Mörder aber, wir sie bei den neueren Attentaten aas verschiedene Monarchen vorlog», kann eine Shulich« mildere Auffassung keine Anwendung siudeu." * Bon der Marine wird der .vosflschen Zeitung- an« Kiel geschrieben: Aus den kaiserlich» Wersten Ist jetzt dir grüßte «id wichtigste Arbeit der Ausrüstungspcriode vorüber, wenn auch noch einige Schiffe sür die Reserve vorbereitet werden dürft». Wahrscheinlich aber wird eS schwer halt», die aus den Wersten znr Reparatur uud Instandhaltung der Schisse erforderlichen Arbeiter, der» Zahl aus etwa 3000 veranschlagt werden kann, währ»d der Sommer monate voll zu beschäftigen, uud eS ist bereits die Rede davon gewesen, daß in nächster Zeit eine gewisse Zahl vou Werft arbeite» zur Entlassung gelang» soll. Dagegen werde» im Werk- stattsbetrieb keine Veränderung» ia Beziehung aus die Zahl der beschäftigten Arbeiter eintretea, denn in den Werkstätten muß eia regelmäßiger Betrieb gesichert werden, damit der eiogearbeitrt« Arbeiterstamm erhalten weroea kann. DaS gelt besonder- vou den Kesselschmieden, die fortwährend beschäftigt sind. In diesem Jahre werden drei Satz Sessel sür Kreuzersregatten und eia Satz Kessel sür ein Panzeriahrzeug angefertigt. Die Morineverwaltung legt mit Recht große« Gewicht aus die rechtzeitige und fürsorgliche Erneuerung der Schifssdaiiipfkessel. Die deutsche Flotte hat zur Zelt rund 168,01X1 Pseedckräfte Maschinen» sür welche die Kessel stet« völlig gebrauchsfähig vorhanden sein müssen. Bei normaler Beuutzung wild sür die Kessel eine Bebrauchsdauer von 12 Jahren gerechnet, so daß alljährlich Kessel sür rund 14,000 Pserdekräste zum Ersatz gebaut werden müssen. Schiffe, die so bedeutend in Anspruch genommen sind wie z. B die Kreuzer-Fregatte „Stosch" (früher Ostasien, jetzt Flaggschiff des astatischen Geschwader«) und da« Tor- pedoschiilschisf „Blücher" verbrauchen ihre Kessel natürlich schneller. Nach den ans den kaiserlichen Werften gesammelt» Erfahrungen werden die Kosten de« Material- sür eine Pserdetrast Dampskessel aus ca. 25 berechnet. — Im Lause dieses Monat- sollen mit dem Panzerschiff „König Wilhelm" in Wilhelmshaven Probeiadrten abgehaltcn werden, welche nach der großen und zeitraubenden Repa ratur, welche die» größte dkntsche Panzerschiff nach dem am 3l. Mai >878 erfolgten Zusammenstoß mit drm „Großen Kuriürsten" er- fahren hat, in Fachkreisen besondere« Interesse in Anspruch nehmen. Da« Schiff repräsenlirt jetzt einschließlich der Reparalurkostcn eine» Geldwerth von über 15 Millionen Mark, wofür man heutigen Tage« «ine Floltc von 100 Torpedobooten haben kann. Es ist die Rede davon, daß auch mit unserem jüngsten Panzer „Oldenburg" noch in diesem Jahre Probefahrten gemacht werden sollen, dost werden dieselben wohl erst im Herbste ßaltsind» können. Der „Oldenburg" ist bekanntlich aus der Werst des Vulcan zu Bredow erbaut, er rrpräseutirt einen neuen Typ unter den Panzern der deutschen Marine und wird wohl auch der einzige Repräsentant diese-Typ« bleiben. Die Panzerfragr jelost erscheint der Admiralität noch „zu unreif". Die nächste Aufmerksamkeit ist aus die sog. ge- ' panzerten Kreuzer gerichtet. Man wird mdeß auch hier zunächst adzuwarten haben, ob der unter dem Namen „Ersatz Elisabeth" geforderte Kreuzer wirklich die Erwartungen erfüllt, die au ihn geknüpft werden. - Die bisherigen Mittbeilungen über den Bubenstreich de« Michel GrigoleitiS. weicher am Mittwoch Nach mittag um 3 Uhr einen Stein in daS historische Eck fenster de« kaiserlichen Palais warf, erhalten, wie die „National-Zeitung- meldet, eine zuverlässig verbürgte Er weiterung. die um so erstaunlicher ist und um so befremdlicher wirken muß. al« augenscheinlich pvlizeilicherseil« zuerst die Ab sicht obwaltete, dem Publicum die Vorgeschichte diese« Stein- wurfS vorruenthalten. Es ist richtig, daß GrigoleitiS den Stein an, Mittwoch um 3 Uhr warf, aber er befand sich damals bereits in poiireilicher Hast und beging die Thal uutcr den Augen seiner Transporteure. Schon am Dienstag Abeno 11 Uhr hatte er einen Stein in dasselbe Fenster geworfen und war sofort verhaftet Word». Am Mitt woch Nachmittag führte man ihn vor da« Palais, uni dort eine Feststellung de« Thatbestande« an Ort und Stelle vorzniiehmen. Die .National-Zeitung- bemerkt dazu: .Ob dieselbe überhaupt bei der Klarheit de« Falle«
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