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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-11
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1885
- Autor
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Erscheint täglich früh *'/,Uhr. NedarN»« »nt Erprditi«» IohaoueSgasi« 8. SPrechkuadku der Nröactt»»: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—S Uhr. »«» d«, «»«,.»> «,,<>.»»>« ««,»>««, »» »u «aakti», »ich» Auuahme »er für 5t, »ä»ftk»lge«5« Nummer bestimmten Inserate an kachentagen bi« * Uhr Nachmittaa«, an rann- »n» Festtagen früh bi»' Uhr. 3> den Filialen für Zus.-^nnah«: Ott« stiem«, Univrrsiliirftratz« L. Laut» Lösche, Kaihanaeustr. 83, p. nur bi» '/.» Uhr. IZl. WWgrr.TUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, lgandels- «nd Geschäftsverkehr. Ntoutag dm 11. Mai 1885. Auflage IV.VH«. Ad«nnn»enkg»rri« vierteil. 4'/, iacl. vriogrrlolm ü Mt., durch die Post bezöge» k Mt. Jede riuzelne Stummer 80 Ps. Belegexemplar lO Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-liorma« gelallt) ahne toftbetürderung 38 Mt. Mit Postbeiorderung »8 Mt. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Grühere Lchrifleu iaui uui. Prei«verze>ch»iß Tabellarischer u. stifferaiah nach HSHerm Tarif. llerlamen unter dem Redaktion«strich dteSgesvalt. Zette üOPs., vor den Fam > lien Nachrichten dir kgespallene geile »0 Vs. Inserate sind »ri« au die Expebittan z» jrudeu. — -iabait wird n>chi gegeben. Zahlung praaunweraocka oder durm Haft, uulvuahine. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtkanntmachung. Die große Rathsstube bieidt wegen Reinigung der Lokalitäten Freitag, de« LS. lausende» Vkonat» geschloffen. Leipzig, den 5. Mai 1885. Der Rath der Gtadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Auclion. Luf dem Lagerplätze der Ticsbauverwaltung unsere» Bau amte- an der Dresdener Straße sollen Mittwoch, den IS. d. M., Vormittag* II Uhr « Haufen alle Granitplatten gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Dedinguugen meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 9. Mai 1835. Der Rath der Gtadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Vrkanntmachung. Bon dem Unterzeichneten Armenamle sollen im Stadthaus« »llhier (Eingang Mühlgaffe Nr. 7) Freitag, de» LS. Mat ». «. Borneittag* von st Uhr an eine Partie getragene Rletdnagsstilek«, Möbel, Hau», und Küchengcräthe, Betten und dergl. mehr meist bietend versteigert werben. Leipzig, den 9. Mai 1885. Da* Lrmenamt. Ludwig-Wolf. Iunghähncl. Dckanntmaihung. Die Herstellung von Pflaster von Schlackeagußsteinen auf der Fahrbahn der Marienitraße, aus deren Streck« von der Gebützenstraße bi» und mit der Kreuzung der Salomoastraß», soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für dies« Arbeiten lieg«« tu unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau«, 2. Etage, Zimmer Nr. 14» au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werde». Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Marteastratze" versehen ebenvaseidst unb zwar di« zum 23. Mai 1885, Nach mittag» 5 Uhr, einznreichen. Leipzig, am 4. Mai >885. De» Rath» der Stadt Leipzig Ttratzenban-Depatatton. Dckannlmachung. Die Herstellung der Äranittrottoir- vor den Grundstücken deS Iohannis-HoSpitaleS in der Aeußeren Hospitatstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwattung, Rathhau», ll. Etage, Zimmer Nr .4, auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: .GrantttrottoirS in drrAen-erenPo-pttalstratze' versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 2V. Mai 1885, Nachmittag- ü Uhr einzureichen. Leipzig, am 4. Mai 1885. DeS Rath« der Gtadt Leipzig GtraHenban-Depntatto». Vekullntmachimg. Die Herstellung von Pflaster von Schtackengußstrine« ans der Fahrstraße der Eolonnaden-Straße auf bereu Strecke von der Kreuzung der Alexander-Straße bi» zu der im Jahre 1884 gepflasterten Fahrstraße auf der Weststraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liege» in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, U. Etage, Zimmer Nr. 14 auS :"'d können daseH-st eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Eolonnaden-Gtratze" Versehen ebendaselbst und zwar bis zum 23. Mai 1885, Nach mittag- 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, VN 4. Mai 1885. Des Raths der Gtadt Leipzig Gtratzenbau-Depntatio». Vrkanntmachuns. Die Herstellung der bei Neupflasteruog der Windmühlen« gaste auSzuführenden Erd- unv Pstasterarbeiten soll an einen Untrrnebmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau. Verwaltung, RathhauS, 2 Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst ringescben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Reupstasterung der W»nd«Shie»>Gaff«" versehen ebendaselbst unv zwar bi» zum AS. Mai I88S Nachmittag» 5 Uhr rinzureichen. Leipzig, am 4. Mai >88',. DeS Rath* der Gtadt Leipzig Gtratze«dau.Dep»tatton. Vckanntinachrmg. Die Regulirung der Fußwege in der obereu Eolonuaben» und in der Promenadenstraße soll bei Gelegenheit der Neu« vflasterung der genannten Straßen vorgenommrn und «4 sollen die hiermit verbundenen Arbeiten an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RatbbauS. II. Stage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst ringeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoir« in der Ikolonnaden und Pr»«en«d*nstratz»" »ersehen ebendaselbst unv zwar bi« zum 18. Mai 1*55, Nachmittag« 5 Udr. einzureichen. Leipzig, am 4. Mai 1885. De« Rath« der Gtadt Leipzig Gtratzendan.Depntatio». vrlmmlmchiir. Die Meldung zur Räinwnng der Rdortgrnde» an die Abfuhranstalten geschieht in den meisten Füllen erst dann, wenn die Grube ziemlich voll ist, und haben sich in letzter Zeit vielfache au» dieser Gewohnheit entspringend« Uebet» flände, die mit dem Ueberlauseu der Grub« verknüpft sind, sehen ««» daher veranlaßt, die Hausbeflher und Administratoren von HauSgrundstückrn, bez. die HauSmänner hierdurch aufzusordern. den Stand der Grube öfter» zu con« troliren, sowie die Bestellungen zur Räumung derselben wenigsten« 8 Taae vor Eintritt der Urberfüllung au die Abfuhranstalten ergeben zu lasten. Leipzig, de« S. Mai 1885. Der Rath dee Gtadt Leipzig. vr. Georg». Heouig. MiNtllmtchm-. Die Herstellung von GranittroltoirS läng» de» Grund, stück» der ehemaugen Heilanstalt für Augenkranke i» der Rosruthalgass« soll an eine« Unternehme in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeite» liege» in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, ll. Etage. Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werde«. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoir* in der Rosenthalaaffe" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 18. Mat 1885, Nach- mittag« 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 4. Mai 1885. De« Rath* der Gtadt Leipzig GtratzenbawDepntatto«. Vrkanutrniuhlln-. Die Regulirung der Fußwege in der Marienstratze aus deren Strecke von der Schiitzenstraße bi« und mit der Kreuzung der Salomonstraße soll bei Gelegenheit der Neu pflasterung der genannten Straßenstrecke vorgenomme» und e» sollen die damit verbundenen Arbeiten an eine» Unter nehmer in Accord verdungen werden. Di« Bedingungen für diese Arbeiten liege« in unserer Tiesbau-Berwattung. Rathhan«. U. Etage. Armmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerte» sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoir* in de» Marienstratze" versehe» ebendaselbst und zwar bis zum 18. Mai 1885, Nachmittag« 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 4. Mai l885. De* Rath* der Gtadt Leipzig Gtratzenba»«Deputation. Die Herstellung von Pflaster von Schlackengußsteinen aus der Fahrstraße ver Promenadenstratze, auf deren Strecke von der nördlichen Fluchtlinie der Elsterstraße bi» zu der im Jahre l884 gepflasterten Fahrbahn der Weststraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Verwaltuna. Rathhau«, ll. Etage. Zimmer Nr. l4. auS und können daselbst eingefeben resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Pro«euadeustratzr" versehen ebendaselbst, und zwar bi« zum 18. Mai 18*5, Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 4. Mai 1385. De» Rath* »er Gtadt Leipzig Gtratzenban-Deputattou. mtimtmichmi. Di« Herstellung einer Thonrohrschleuß« in de. Theater gaff« soll an «tuen Uotenmhmer in Accord vergeben werden. Di« Bedingungen für diese Arbeiten liege» in unserer Tiefbau «Verwaltung, Rathhau», 2. Etage, Zimmer Nr. 14. au» und könne« von dort entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt unb mit der Ansschrist: „Thonrohrfchlrntz- in der rh-atrrgaffe" versehen «vradasetbst und zwar bi» zum 18. Mai 1885, Nach mittag» 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 4. Mai 1885. De* Rath» der Gtadt L-ipzig Gtratzrnbaa-Deputation« Nichtamtlicher Theil. Die Aomita-sruhe der Arbeiter. „So lange nicht der Nachwei« geführt ist. daß die Arbeiter freudig alle Nachtheil« tragen wollen, welche die Sonntags ruhe bedingt, so lange wird der BunveSrath auch nicht zu stimmen. daß ei» Zwang, am Sonntage nicht zu arbeiten, auSaeübt werde, entgegen der deutschen Eitle." Diese Wort« de« Reichskanzler«, welch« er am Sonnabend im Reichstage gesprochen hat. treffen dm Kern der Frage. Ein Zwang zur Sonntagsruhe der Arbeiter kann uur dann geübt werde», wenn d»e Industrie den Au-sall ertragen kann unv um darüber Klarheit zu gewinnen, müßte allerdings erst eine Untersuchung angrslellt werden. Wa» die Erörterung dieser Angelegenheit im Reichstage so schwierig und unerquicklich macht, ist di« Hineiruiehung der religiösen Seite durch da» Eentrum und die Conservativen vom Schlage Kleist-Rrtzow'S. Mit der Religion bat die Sonntagsruhe der Arbeiter, soweit sie der gesetzlichen Regelung bedarf, nicht» zu thun; wenn da» der Fall wäre, dann müßt« in da« Gesetz zugleich der Zwang ve» Kirchenbesuches für di« feiernden Arbeiter und Arbeitgeber ringeführt werden. Die Religion ist Herzenssache, wir der Abgeordnete Stolle richtig hervoraehoben hat; vom religiösen Standpunkte kann di« social« Frage nicht gelöst werden, sondern nur vom Standpuncte der Zweckmäßigkeit. Da» Eentrum stellt die Sache so dar, als ob alle» Elend ans der Welt unter Führung ver Geistlichkeit daraus entfernt werden könnte; durch Erweckung dieser Vorstellung will diese Partei die Tocialdeniokralen au ihre Seite bringen und im Bunde mit ihnen die Herrscha t der Kirche über den Staat auf fester Grundlage aufrichten. Da» ist eine vollständige Verkennung der Ausgaben der Volksvertretung unv eine Ver wechselung de» StaatSzwecke» mit dm Zwecken der Kirche. Durch Gottvertrauen wird da» menschliche Gemüth in der Ertragung von Nolh und Elend unterstützt unv gestärkt, aber für die Gesetzgebung kommt dieser Factor nicht IN Betracht, für den Gesetzgeber ist lediglich die Nützlichkeit und die Zweckmäßigkeit eine» Gesetze» entfcheidend und diese sind für die Eliisührung de» Zwange», die Sonntagsruhe ein zuhalten, noch nicht hinreichend erwiesen. Man hält aus ultramontaner und konservativer Seite siet» England al» Muster vor, obwohl man ganz genau weiß, daß wir uns mit der puritanischen Art, m welcher in England die Sonntagsruhe beobachtet wird, niemals befreunden würden. Ist doch die Sonntagsruhe nicht einmal im Betriebe der vom Staate geleiteten LertehrSanstalten durchführbar. Nur eine Abkürzung der Arbeitszeit und durch Stellvertretung erzielte Unterbrechung der amtlichen Thätigkeit läßt sich erreichen, denn die regelmäßige Post- und Eisenbahnverbindung kann doch nicht de« Sonntag« wegen eingestellt werden, darunter würden Handel und Industrie schwer leiden und die gesammte Leben-thStigkeit der Bevölkerung würde in Stockung gerathen. Ist doch selbst in der Landwirthschaft die strenge Einhaltung der Sonntagsruhe nicht möglich. Für die Einschränkung der Soantagsarbeit auf da- unerläßliche Maß sind wir stet» ein- getreten und die öffentliche Meinung ist damit auf allen Seiten einverstanden, aber bei Einführung von ZwangSmaß- regeln ist Vorsicht gebotm. Man muß einen Unterschied machen zwischen dem verbot der SonntagSardeit und dem Zwang zur GonntagSarbeit. Wenn solcbe Einrichtungen geschaffen werden können, daß der Arbeiter, welcher am Sonntag nicht arbeiten will, die» ohne Sibaden für sein« Existenz durchsetzen kann, dann ist der denkbar günstigste Zustand damit erreicht. Hand in Hand damit müßte die Einschränkung der gewerblichen Thätigkeit ans da» zulässigste Maß gehen: solche Industrien, wclche ohne Schaden für die Gesannnlhen am Sonntage unterbrochen werden können, mögen durch gesetzliche Bestimmungen dazu genvlhigt werden, aber ein gewisser Spielraum für Au«, nahmesälle müßte auch da zugrstanden werden. Also beispielsweise di« Versorgung mit den nvthigen Lebensrnitteln kann keine Unterbrechung erleiden. Milch, die nicht zu einer bestimmten Stunde zur Stadt befördert wird, ist dem Ber- L-rben unterworfen, Backwaar« muß zur gewohnten Stunde sris h geliefert werden, Telegramme wüsten befördert werden, wenn nicht große Nachtherl« darau» entstehen sollen. Der gleich« Fast besteht für Verbreitung von Inseraten, die nur für einen bestimmten Termin Sinn und Zweck haben, für die Aufrechthaltung der Straßenordnung. für den Betrieb aewiffrr Industrien, welche auf Benutzung der Dampstraft beruhen u. s. W. Wenn Herr v. Kleist-Retzow plötzlich in die Lage käme, eine Fabrik mit Dampfbetrieb zu verwalten, welche einer bestimmten Einnahme bedarf, um bestehen zu können, daun würde er bald zu der Uebeneuguog gelangen, daß er mit der strikten Befolgung de» Gebote» der Sonntagsruhe nicht anSkommt, sondern daß er, wenn er sich für diese ent scheidet, einfach die Fabrik schließen muß. Was entstehen aber dann für andere Nachtheile? Hunderte, vielleicht Tausende von Arbeitern, welche unter der Bedingung, einen Theil ihrer Sonntagsruhe »u opseru. Arbeit und Brod fanden, sind dann genvthiat, auch au dru Wochentagen zu feiern, gewiß ein übermäßig hoher Preis für di« Erreichung der Sonntagsruhe! Wir glauben, daß sich «in Mittelweg finden läßt, welcher allen berechtigten Ansprüchen Genüge leistet, und da- Ist der. welcher regelmäßig einen Theil der Arbeiter volle Sonntag», ruh« gewährleistet aus der Grundlage der Stellvertretung. Bei manchen Industrien wird vielleicht der ganze Sonntag frei gemacht werden können, bei ander» der halb«, bei noch andern ein Drittel. Da» ist ein Zustand, der im vergleich mit vem bisberigen eine wesentliche Bcrtesserung darstellt und den berechtigten Wünschen der Arbeiter Genüge leistet. Wenn die SonnlagSarbeit überhaupt sreigegeben ist, dann leiden die Gesundheit und d«» Wohlbefinden der Arbeiter darunter schweren Schaden und dagegen muß i« Interesse der Ge- sammtwohlfahrt Verwahrung eingelegt werden. Aber ein solcher Zustand besteht in Deutschland gar nicht; die Sonn- tag»ruh« ist im Große« und Ganzen schon so weit einge. sübrt, wie sie sich mit dem Gesammtinteresse verträgt. Daß Verbesserungen noch sehr wünschenswerth und auch möglich sind, ist anerkannt, aber zwischen diesen und dem vollständigen Stillstand aller sonntäglichen Arbeit» wie ihn Winvlhorst und Kleist-Retzow verlange«, liegt noch eine tiefe, nnau«sl»llbare Kluft. Selbst in England bat man nicht so weit gehen können, auch da wird der ver- kehr und die industrielle Tbätigkeit an Sonntagen nicht gänzlich unterbrochen. Nur jede Kundgebung einer vergnügten Stimmung ist untersagt, und man pflegt va» B>ld, welche» man von den englischen Sonntagen entwirft, stets durch einen Policeman und eine Katze zu illustriren, welche al» die einzigen lebenden Wesen in den Straßen London» an den Ruhetage» anzutreffen sind. Ländlich, sittlich! Wahrscheinlich würben aber diejenigen, die heute nach Einsübrung de« euglischen Sonntage» in Deutschland im Reichstage am lautesten ver- langen, die ersten sein, welche die stricte Ausführung ihre« Wunsche» beklagten. Al» Phrase läßt e« sich ganz gut ver- werthen: .Der Bunde»rath will nicht einmal den armen Arbeitern die so unentbehrliche Sonntag-ruhe gewähren"; aber wenn man der Sacke aus den Grund gehl, so wird man finden, daß der gegrnwärtiqe Zustand der vollständigen Sonntag-ruhe nach englischem Muster noch hei Weitem vor- aziehen ist. Da« Ziel dieser Bestrebungen kann nur smn: !,n Arbeiter, der Sonntag« nicht arbeiten will, kann dazu nicht gezwungen werden und darf wegen seiner Weigerung, Sonntag« zu arbeiten, auch nicht au« dem Dienst« entlasten werden. » Leipzig, 11. M-i 1885. * Die„Nationalliberal«Eorrespoi»denz" schreibt zur Parteilage: Die Börsensteuervorlage ist mit der gewaltigen Mehrheit von 2l4 gegen 4t Stimmen an genommen worden. Man braucht nur da» Skimmen- verbältniß anzusühren, um jede« weiteren Beweise» überhoben zu sein, daß dies« Steuer in den weitesten volkskreisen als ein« wohtberechtigte anerkannt wird. Denn wirklich die nationalliderale Partei, wir ihr vor. forlschritt- licher Seite vorgeworsen wird, die erste Anregung zu dieser Steuer gegeben hätte und i» erster L>n>« die Verantwortung trüg«, so würde diese Schnld sie wenig belasten und ihrem Ansehen im Land«, außerhalb de» Bannkreise» der Börse, keinen Abdruck thun. Nach den deutschsreisinnigrn Reben i« Reick-tagr und den Auslastungen ver fortschrittliche» Blätter scheint man den versuch mackrn zu wollen, auf virsem Boden die übliche Hetze gegen die Natio»a ll >bera len zu veranstalten. Wir sehen diesem versuch mit ganz besonderer Gelassenheit entgegen. DaS wird nicht „zirhen". So wenig wie die Kornzollhetz«. Wir glauben vielmehr, daß die Fort- schrittsvartri sich wegen ihrer ablehnenden Haltung in kirser Frage bald ebenso unbehaglich fühlen und um ihre Rechk- sertigung ebenso verlegen sein wird wie bei der Social- und ver Eolonialpolitik. Die BolkSpartei, die mit ber Volks» stimmuna doch bester vertraut ist al» die Berliner Fortschritts» teitung, hat die rechte Witterung schon verspürt unb hat ber Mehr- zahl nach mit Ja gestimmt, so gut wie sie sich mit den Korn. Men abzufinben gewußt hat. Wir möchten auch bezweifeln, ob e» reiner Zufall und pure Nachlässigkeit ist. daß di« Freisinnigen sammt der Socialvemokralie nur vierzig Stimmen, nicht die Hälfte ihre» Bestände», bei der Ab stimmung aufzubringen wußten. Also noch nicht 'einmal von Zweien ist Einer auf dem Platze, wenn e» sich darum handelt, »neue ungerechte Belastungen" dem Volke auszu. bürden und .dem Erwerb-teben unheilbare Wunden zu schlagen!" Die Nationalliberalen, so hören wir jetzt wieder in allen Tonarten von fortschrittlichen Rednern und Blättern, haben wieder einmal einen glänzenden Bewei« ihrer Prin» npien-, Charakter-, Ueberzeugung-losigkeit u. s. w. gegeben: erst stellten sie ihre selbstständigen Forderungen auf, und dann verleugnrte« sie ihr eigene» Kind und stimmten für da» Machwerk der confervativ-klerikalen Mehrheit. Daß man immer und immer wieder auf diese abgestandenen Reden», arten antworten muß! Gewiß, die Nalionaltiberaleu halten di« jetzt beschlossene procentuale Form der Besteuerung nicht für di« richtige, den Vorschlag eine» abgestuften Fixftempel» halten sie auch heute noch für zweckmäßiger; sie hätten viel leicht auch noch diese oder jene Einzelheit ander» geregelt gewünscht. Wenn man aber nicht mit allen Wünschen durch dringen kann, so fragt sich ein verständiger Mann, ob da» Uebrige für ihn noch so werthvoll ist, daß er r» al» einen Gewinn und Bortheit betrachten und ihm zu Liebe aus diese» oder jenen Wunsch verzichten kann. Und da« muß bei de« Bvrsensteuergesetz entschieden bejaht werden Es ist wesent. lich durch die Mitarbeit der Nationalliberalen schließlich feiner bedenklichsten Bestimmungen entkleidet worden, und dir Geschäft», well hätte di« Angeu ausfperren mögen, wen» auch die ge mäßigte Partei durch starre Ablehnung die Eonfrrvative» und Ullramonlanen zu allen möglichen Extravagainea getrieben hätte, vielleicht hätte da» Gesetz in noch besserer und de» verkehr noch minder belästigender Gestalt zu Stande kommen können, wenn nicht die eigentlichen Sachverständigen, aud Interessentenkreis« sich trotz jahrelanger Mahnungen vollständig ablehnend und negativ verhalten hätten, statt nützlich mitlu- wirken an einem Gesetz, da» nothwcndig kommen mußte. An demselben Tage, wo im Reichstag die Nationalliberale» .umgesallen" find, vollzog sich eine bemrrkenSwerthe Analogie im preußischen Abgeordnetenhaus«. Da eiferten die Deutscksreislnnigen mit gewaltigster Entrüstung gegen die vom Herrenhause am volkSschullehrerpensionSgesey vorgenommeuea Aenverungen, und schließlich stimmten sie doch dafür. Ei» fortschrittliche» Berliner Blatt, welche» ein paar Zeilen vorher wacker auf die schwackmüthigen Nationalliderale» schmäht, bemerkt dazu: „vergeblich kämpften noch in letzter Stund« di« freisinnigen Abgeordneten gegen die Mängel de» Gesetzentwurf» an; da aber trotz derselben da» Gesetz i« vergleich zu dem bestehenden Zustand einen großen und wichtigen Fortschritt bedeutet, da e» im Wesentlichen den An. regungea und Wünschen der freisinnigen Partei entspricht, so entschied sich auch diese bei der Schiußadsnmmung mit Recht für die Annahme der Vorlage". Gehr richtig unv verstSndig bemerkt, und genau ebenso war e» »m Reichstag mit der Börsensteuer und den Nationalliberalen. * Nach einem Bericht de- Präsidenten de» Reich». Versicherungsamte» an den BunveSrath sind die Vor bereitungen zu der AuSfübrung de« Unfallversicherung«, gesetzt», speciell dir Bildung der BerusSgenoffenschaften, soweit vorgeschritten, daß va» Gesetz vollständig am 1. Oktober in Wirksamkeit treten kann. * Wir brachten kürzlich die Nachricht von der Ernennung de» Geh. Regierung-rathe- vr. Kock zum ordentlichen Pro fessor an dcr Berliner Universität und Leiter deS neu be- aründeten hhgieinischen UnivcrsilSlSiiistikutes. Urber seine künftige Stellung zum kaiserlichen Gesundheit»amt erfahren wir, baß er auch fernerhin demselben als ordent liche» Mitglied, wenn auch im Nebenamle, angebört und daß die bakteriologischen Arbeiten de- hhgieinischen InstiluleS mil denjenigen de» GesuurheitSamle» in naher Beziehung bleiben werden. * Au- Kiel, 8. Mai. wird der „vossischen Zeitung" ge- schrieben: „Wie telegraphisch schon gemeldet, ist das neue tür die deutsche Marine in England erworbene Torpedoboots unter Führung von Lieutenant z. S. Pasckcn glücklich hier eingelroffen. Diese» sebr schnelle Hochsce-Torpecoboot ist aus der Werft Ver Herren Narrow <L Co. z» Poplar bei London erbaut. An diese Firma trat zum ersten Male bei drr von der russischen Regierung gemachlrn Bestellung des Torpedo boote» „Balum" vie Ausgabe beran. ei» vollkommen seetüch tige» Boot zu construire», welches nicht nur allen bisher an ein Torpedoboot gestellten Anforderungen genügen, fo»d--r auch mit denjenigen Räume» versehen sein sollte, die zu. Unterbringung der Mannschaft unv zur Stauung deS Pro viant», de» Kehlenvorrathes u. s. w. für eine längere See- fahrt unumgänglich notbwendig ist. Dir Narrow lösten schon vor 5 Jahren diese Ausgabe in sehr glücklicher Weise, aber seitdem sind so große Vervollkommnungen in dem Bau von Torpedobooten erzielt, und die deutsche Schffssindustrie hat i» Lause weuiger Jahre in dieser Sprrialiläl eine solche Leistung», iähigkeit erlangt, daß man den sofort anzustellenben Versuchen mit dem Norrowboot besonderem Interesse entgegensieht. — Nachdem jetzt auch die Kreuzer .Möwe", Eommandant Eorvettencapitain Hossmann. Befehl erhalten hat, dir afrikanischen Gewässer zu verlassen und Ver Tender .Adler" die Heimreise nach Wilhelmshaven bereit» angetrrten hat, kann da« Wrslafritanlsche Geschwader wobl al» aufgelöst betrachtet werden. Denn nicht unvorhergesehene Zwischenfälle rintretm, ist schwerlich an einen Ersatz desselben I zu denken. Die beiden an ber westasrikanifcben Küste ver» I bleibenden Kreuzer werden vollkommen für den StationSdienst > au«relchr». und hoffentlich wird »an. wie da« budgetmäßig
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