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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-13
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1885
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Erscheint tägltck früh 6'/,Uhr. kie-ackion »nd LrpedMon Iohannesgafle 8. Sprechkuudkn her NeLackisn: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. «Ur du «ua»ad« Ilimlcrwt» t» »i-d-aum m«, „rdiddUch. I»« Annahme »er für »te nSchftkolgeude Nnmmer bestimmte« Inserate a» Wochentagen »t» 8 Udr Nachmittag«, an Sonn- un» Festtagen sräh di»'Utzr. 3k den Filialen für Ins.-^nnahme: Ltto Klemm, UniversiiLtsstraße L. Loniü lösche» Kaiharinnrstr. 23, p. nur »t» '/,S Utzr. ttmigerTagtlilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 1Z3. Jur gkWgkil Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Donnerstag, den 1L. Mai, Vormittags nur bis I2S Uhr geöffnet. I-xpeMIon Ü68 I-elprlxvr ^axtzdlnttes. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Vcn heute ab beträgt de, der ReichSbank der DiScont 4 Procent, der Lombardzinösuß für Darlehen gegen aus schließliche Verpfändung van Schuldverschreibungen des Reichs oder eines deutschen Staates 4'/, Procent, gegen Verpfändung sonstiger Effecten und Maaren 5 Procent. Berlin, den 11. Mai 1885. ReichSbaa? Direktorin«. Bekanntmachung. Die groche RathSstube bleibt wegen Reinigung der Lokalitäten Freitag, de« IS. laufende« Monat» geschloffen. Leipzig, den 8. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleiben die Stadt» eaffe und die StiftnngSbuchhalteret den 13. diese» Monat- geschlossen. Leipzig, den S. Mai 1885. Des Raths Finanz-Depntatio». Vekanntmachung. Wir machen hierdurch auf die hierorts bestehende Be stimmung aufmerksam, wonach, wenn eine Familie mehr als drei Kinder zu gleicher Zeit zur Volksschule schickt, aus An suchen der Eltern ober deren Stellvertreter nur flir die drei jüngsten Kinder Schulgeld erhoben werden soll. Diese Bestimmung kann selbstverständlich dann keine An wendung finden, wenn schon einem oder mehreren Kindern einer Familie freier Schulunterricht gewährt wird. Leipzig, am 7. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lehnert. Vekanntmachung. Tie Herstellung der GranittrottoirS vor den Grundstücken dcS Johannis-HoSpitaie« in der Aeußeren HoSpitalstraße soll au eine» Nnlernehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen i» unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, II. Etage, Zimmer Nr .4, auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „GranittrottoirS in derAenßerenHospttalstra-e" versehen ebendaselbst und zwar bis zum SO. Mai 1835, Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 4. Mai 1885. DrS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Vekanntmachung. Die Herstellung der Pflasterarbciten bei der Trottoir legung in der äußeren HoSpitalstraße soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau» il. Etage, Zimmer dir. 14. aus und können daselbst eingefehen resp. entnommen werden. Vergliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterarbeitcn in der äußere« HoSpitalstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 20. Mai 1885, Nachmittag- 5 Uhr. einzurcichen. Leipzigs am 4. Mai 1885. De» RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Vessentliche Verpachtung. Das der Kloster Berge'ichei, Stiftung gehörige, lm Kreise Wanz- leben tEisenbahn-Siaiion Dodendorf) belegene Gut Eiitztzsrs wird mit de», 1. Juli 1886 pachllos und soll von da ab auf 18 aus. elnandersolgendc Jahre neu verpachtet werden. Zur Abgabe der Pachlgebote ist vor unseren Lommissarie», dem verwaUungsraih Herr» Regierung-rath Schuppe und dem Iusti- tlarius Herrn Lonflsiorialraih Nitze, Termin auf de» LZ. Juni tz. A, Vormittags 1i Utzr. in unsere« Sitzungszimmer. Damptntz Nr. 4 tzterseltzft, onberaumi. a. Das Guisareal beträgt im Ganze« 253 k» 33 » SO qm Land. b. Die Pachibedlnqungen und zugehörigen Verzeichnisse, sowie die Licitaiioiisbedingungcn können in unserer Registratur beim Herrn Lanzieiroih poch, jowie in Sülldorf bei dem jetzigen Pachter Herrn Anilsratli Scharper, welcher auch zur örtlichen Information bereit ist, eingesebcn werden. e. Das Piichigelder-Minimom ist auf 25,400 ^1, da» nachza- weiiendc disponible Vermögen de» Pächter« aus 145,000 ^S, die Pachicauiio» aus diejenige Lumme, welche dem auf die nichst höheren Hnndert abgerundeten Betrage de» jährlichen Pachtzinses gleich ist. und die etwa zu erlegende Bietercaution auf 5000 festgesetzt. Zur V'wirthschaftung qualificirte Pachtbewerber werden zu dem gedachte» Termine eingeladen. Die Schließung des Termin« erfolgt, sofern ein Meistgebot bi» dahin erzielt ist, um 12 »Ihr Mittags. Magdeburg, 20. April 1885. Königliche» Proomzial-Schnl-Sstzesi««. Goebel. R. Auflage IS,«V0. ^d»nnnaeuts»rei» viertel,. 4'/, incl. Vringerlohn 5 Mt., durch die Paß bezogen K Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. tzlebükren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) »tzue liostbeiörderung 3S Mk. Mit Pvstbesörderung 48 Mk. Inserate 6geipaltene Petitzeile SO Pf. Größere Lwriflen lau: uni. PreiSverzeichuiß. Tadellareicher u. Zisternlatz nach höher« Tarif. Krclamen unter dem Redactionsstrich die4g«s»alt. Zeile 50 Pi.. vor den Familiennachrichte» die »gespaltene Zeile 40 Pf. Jnierale find ncl« an die Ärpeöitia» z, ieaben. — Rabalk wird n>cvt gegedea. Zahtuog prnanuuieruuäo aber dürr, Paß. Nachnahme. Mittwoch den 13. Mai 1885. 78. Jahrgang. Generalversammlung der OrtSkrankeaeaffe V. für die Textilindustrie zu Leipzig und Umgegend. Behuf- Wahl de» Vorstände» der Orlskrankencasse haben wir nach ß. 34 und 37 des ReichSgesctzeS vom 15. Juni 1883, und tz. 52 de» Eassrn-StatuIS Generalversammlung auf Donnerstag, den 2l. Mai a. o. anberaumt, und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Eassenmitglieder geladen, zu dem an gegebenen Tage ^ Abend» 8 Uhr im Stadthause, Obstmarkt Nr. 3 allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer 111, sich einzufinven. Tagesordnung: 1) Wahl eine« Vorstände«. 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localverbande im Sinne de» tz. 46 de» Reichsgesetze« vom 15. Juni 1883, betreffend diet-Kraukenversickerung der Arbeiter. Leipzig, den 9. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankenverstcherungSamt.) Winter. Uhlmann. Vekanntmachung. Von dem Unterzeichneten Armenamle sollen im Stadthause allhier (Eingang Mübigasse Nr. 7) Freitag, den IS. Mat »- v. Vormittags von N Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel, HauS- und Küchengeräthe, Betten und bergt, mehr meist bietend versteigert werden. Leipzig, den 9. Mai 1885. DaS Armenamt. L^lld w ig-Wolf. Junghähnel. Vekanntmachung. Auf sein Ansuchen ist Herr Kaufmann M. A. Schroeder, Tbalstraße Nr. 30, au- dem von ihm biSber bekleideten Amte eines ArmenpflegerS im 35. Districte entlasten worden. Wir sprechen ibm hiermit unseren Dank für die uvserenr Armen» wesen gewährte Mitwirkung an«. Leipzig- den 9. Mai 1885. d DaS Armeudirretoriu«. . Ludwig-Wolf. A. Vekanntmachung. Die Herstellung einer Einfriedigung des Wäschetrockenplatzes der Aarnison-Dampfwaschanstali in Gohli» soll an den Mindestsordernden vergeben werde». Reflektanten können den im Büreau der nnierzeichneten Be» Wallung ausliegenden Kostenanschlag, sowie die Bedingungen ei»- seden, auch sind daselbst die Offerten unter der Aufschrift: „Sub mission auf Herstellung einer Enisiiediguiig beir." bis zum IN. Mai e., Vormittags II Uhr, schriftlich und versiegelt abzugeben. Leip^g, am 12. Mal 1885. Königliche Starnlson-Verwaltnng. Vekanntmachung. Laut Beschluß der hiesigen Liadiveeorüiieikn.Bersammlung soll die Stelle eine« ersten Ttadtraths der Haupt- und Residenzstadt Dessau zum 20. Juni d. I. für eine zwölfjährige Wahlperiode durch Neuwahl wieder besetzt werden. Mit diesem Amte wird unter der Bedingung de» reversmäßigen Verzichts auf anderweitige Erwerbs- ihätigkeit ein Gehalt von 3000 verbunden. Gemäß K. 106 der ankaliischen Gcmeinde-Ordnung gebührt den besoldeten Siadiräihcn, falls sie bei Ablaus der Dienstperiobe nicht wieder gewählt oder nicht wieder bestätigt werden, nach 6 jähriger Dienstzeit ein Viertel, nach 12jähriger die Hälfte de- Gehaltes als jährliche Pension, deren Betrag sodann mit jedem weitere» Dienst- lahre um 1'/, Proceni de- Gehalts bis zur Höhe des letzteren selbst steigt. Ebenso wird der neu zu wählende Stadtrath Mitglied der anljalüscheu Wittweneaffe unter den für die Staat-diener geltenden Bedingungen. BewcrbuiigSgcillche sind an die Stadtverordneten - Versammlung zu Händen des Unterzeichneten Vorsteher- derselben bi» zum 28 Mai d. I. zu richten und müssen außer einem Lebenslaufe Sen Nachmri» her Befähigung für das Richter-Amt oder für den höheren Berwallung-dicnst, sowie ein von zuständiger Seite aus gestellte» Zeuguiß über die etwaige bisherige Berussthäiigkeit ent- halte». Dessau, am 8. Mai 1885. Der Ltatztverordneien - Vorsteher. Rümclin. Nichtamtlicher Thetl. Die social-emokratischen „Gelehrten". * Es läßt sich nicht leugnen, daß sich unter den Führern der Socialvemokraten eine Reihe Männer von tüchtiger wissenschaftlicher Bildung und theoretischer Gesehrsamkeit befindet, welche von ihnen in den Dienst der Socialbcmo- kratie gestellt wurde. Dabei ist freilich bezeichnend, daß diese wissenschaftlichen Vorkämpfer und Agilatoren selbst keine Arbeiter oder Handwerker, sondern ausschließlich theoretische Gelehrte oder Publicisten sind, welche sich, wie sie vorgeben, im Interesse der Humanität und dcS bedruckten Arbeiler- stande- an die Spitze der Bewegung gestellt haben. Ob sie dazu wirklich nur daS erwähnte Interesse und nicht auch Gelehrtenehrgeiz und Eitelkeit veranlaßt hat, bleibt umso mehr fraglich, als e« thalsächlich erwiesen ist, daß mehrere hervorragende socialvemokralische Führer (wir erinnern nur an Lassalle) in ihrem Privatleben den spartanischen Doctrinen und Gewohnheiten der „Brüder Arbeiter" durch aus nicht huldigten und auch sonst mit den „unverständigen Massen" ihre liebe Noib batten und wahrscheinlich auch »och baden. Gewiß ist aber jedenfalls, daß die socialdemokratische Bewegung niemals zu ihrer gegenwärtigen Bedeutung gelangt wäre, wenn ihr nicht die gelehrten Pionniere, d. h. Nicki- arbeiter, vorgearbcitet und Bahn gebrochen hätten. WaS würden auch die der höheren Bildung entbehrenden Arbeiier- massen mit ihrer absoluten, lärmenden Negation ohne geistige Fübrung demonflrirt und vollbracht haben? BenierkenSwertb ist indeß. wie die wissenschaftlichen Pro pheten der Socialdcmokralie in ihrem „gelehrten" Kampfe vor- zugehen pflegen. Da ist vor Allem von unparteiischer Objek tivität, dre dochpden Mann der Wissenschaft leiten und a»S-«ich«rn soll, keine Rede. WaS für die Parteibcstrebunaen paßt, wird enthusiastisch acceptirt, während Alle«, wa« mit ihnen im Wider- spruche fleht, todigeschwiegen, entstellt oder geradezu verworfen wird. Diese Erscheinung ist unschwer zu erklären, wenn man sich vor Bugen bält, daß der socialdemokratische Gelehrte oder Pubiicist gleichzeitig einseitiger Parteimann und Agitator ist. Eigenschaften, welche entweder die streng wissenschaftliche Objectivität ganz auSscbließen oder mit derselben zu fort währenden Conflkcten führen müssen. Diese Tbatsache tritt auch wieder in der unlängst er- schienencn Schrift hervor, in der Friedrich Engel« im Anschlüsse an Lewis Morgan'S Erörterungen aus 146 Octavseiten seine „Forschungen" über den „Ursprung der Familie, de« Privat- eigenthumS und de- Staate«" zum Besten giebt. Die Methode der „gelehrten" Genossen Morgan-EngelS ist eine höchst merkwürdige. ES werden nur die Verhältnisse einiger wilden oder halbwilden Jndianerstäinme Amerikas untersucht, woran» dann die Urgeschichte sämmtlicher doch- civilisirter Völker de« Erdbälle- „gefolgert" wird. DaS Indi viduum, diese von den Socialdemokralen und Eommunisten aller Färbungen zumeist gehaßte Figur, wird durch die Methode Morgan-EngelS auS der Geschichte der menschlichen Eultur glücklich ausgetilgt; e« giebt von nun ab nur eine einzige, allgemeine, gleiche, naturgeschicktticbe Entwickelung, die ihr Dasein dem socialdemokratischen NivellirungShodel verdankt. Doch nein; der socialdemokratische „Gelehrte" be sinnt sich einen Augenblick und gelangt wirklich zur Entdeckung, daß eS doch eine „naturwichtige" Entwickelung der Menschen, aber nur bis zum Beginne der wesentlichsten Einrichtungen der Eulturvölker, der Entstehung der Einzelrhe und de« Privateigen, thum«, gebe. Zur Zeit der Wildheit und Barbarei ist nach dem tiesiinnigen Urtheile Engels' AlleS normal, aut und schön gewesen; eS gab keine Ungleichheit unter den Menschen, keine Soldaten, Gendarmen, Polizisten, keinen Adel, keine Könige, Statthalter, Präfecten und Richter, keine Gefängnisse. Pro- cesse und Avvocaten. „Er ging Alle« seinen geregelten Gang", sagt Engel» wörtlich, „e- war eine wunderbare Verfassung in ihrer ganzen Kindlichkeit und Einfachheit, diese Gentil verfassung der Wildheit!" Ihr einziger Fehler schien nur brr, baß sie nicht über den Stamm hmauSging, der durch schnittlich nicht über 2000 Köpfe betrug, wodurch Diejenigen, die nicht zu dem Stamme gehörten, an den Segnungen ferner wilden Verfassung keinen Äntheil nehmen konnten. „Sie wurde schließlich zerstört-, fährt Engel« fort, „aber durch Einflüsse, die unS von vornherein al« eine Degradation erscheinen, als ein Sündenfall von der einfachen sittlichen Höhe der alten Gentilgesellschaft. ES sind die niedrigsten Interessen, gemeine Habgier, brutale Genußsucht, schmutziger Geiz, eigensüchtiger Rauv am Gemeinbesitz, welche die neue, civitisirte. die Ciassengesellschaft einweihen; eS sind die schmäh lichsten Mittel, Diebstahl, Vergewaltigung, Hinterlist, Verralh. die vaö Zeitalter der Civilisation, in welchem wir leider noch lebe», cinsühren und charaklerisiren. Sowie also daS Individuum sich geltend macht, hört AlleS auf. DaS Ideal ist die Schasheerde, wo sich keine Minderzahl aus Kosten der ausgebeuteten und unterdrückten Mehrzahl entwickeln kann.- In dieser Weise geht e» in dem Buche Engels' noch auf vielen Seiten fort, aber da- Stärkste ist jedenfalls sein Capitel über die Ehe. E« ist wirklich ganz unbegreiflich, wie ein Mann, dem eS an klarem Verstand und Wissen nicht fehlt, solche Ungeheuerlichkeiten allen Ernste« nicderschreiben kann. Da« erwähnte Capitel in dem Buche Engel»' ist so unsinnig und widerwärtig, daß wir eS un« versagen müssen, hier näher darauf einzugehen. Eine einzig« Stelle mag zur Kennzeichnung der grotesken An schauungen beitragen, welche Engel« in seiner socialkemo kratisch-commumstzschen Berranntheit sich über die christliche Ehe gebildet Hai. „Mil der Einzeiehe-, sagt er wörtlich, „treten zwei ständige gesellschastlicke Charakterfiguren aus. die früher unbekannt waren: der ständige Liebhaber der Frau und der Hahnrei. Die Männer hatten den Sieg Uber die Weiber errungen, aber die Krönung Übernahmen großmüthig die Besiegten. Neben der Einzeiehe und dem HcläriSmuS wurde der Ehebruch, eine unvermeidliche gesellschaftliche Ein richtung (!), verpönt, hart bestraft, aber ununterdrückbar. Die sichere Vaterschaft beruhte nach wie vor höchstens aus moralischer Ueberzeugung, und um den unlöslichen Widerspruch zu lösen, decretirte der Code Napoleon: „I/anlaut con^u vanckLut Io mseiage a paar pöro Io m»rt." Da« ist daS letzte Resultat von 3000 Jahren Einzelehe." Mit diesem einzigen Eitat haben wir und hoffentlich auch unsere Leser genug. ES ist unS überhaupt schon lange kein so widerwärtige« socialvemokratischeS Sammelsurium zu Ge sicht gekommen, wie diese Schrist Engels'. WaS er damit vezwecken will, ist jedenfalls räkhselhaft. Glaubt er wirklich, durch seine publicistischcn Tollheiten dazu beizukragen, die moderne Wellordnung und sämmlliche Errungenschaften der Eultur und Gesittung auf den Kops stellen und die Well wieder in die Wildniß und Barbarei stürzen zu können, auS der sie nach viel tausendjährigen Kämpfen hervorqegangcn ist? Wenn Engel« noch bei voller BerstanveSkrast ist. so glaubt er daran Hewiß selbst nicht. Sein Buch kann also dann nur ein gehässiges, verwerfliche« Agitation-mittel sein, durch welches er den Socialvemokraten die unklaren Köpfe noch mehr verdrehen will, al« sie eS ohnedies schon sind. Da« mag zur Rolle eine« fanatischen, yewiffenlosen Agitator« immerhin passen, aber den Titel eine« Gelehrten dürfen solche Leute nun und nimmermehr beanspruchen. Dem wirk lichen Gelehrten ist e». wie gesagt, vor Allem um Objektivität und Wahrheit zu thun. und um diese zu finden, wird er gewiß nicht zu Denen herabsteigen, die sich im Banne der Alle- verneinenden Socialdemokrati« befinden. Leipzig, 13. Mai 1885. * Dem Reichstage ist noch eine Reihe neuer Vor lagen von kleinerem Umfang zugrgangen, die jedoch schwerlich alle noch aus Erledigung werden rechnen können. Es sind: der Freundschaft«- und HanoelSvrrtrag mit der südafrikanischen Republik (Transvaal), die Convention zwischen dem Reich und dem König von Birma, der Vertrag zwischen dem Reich und Belgien über di« Bestrafung der auf den beiderseitigen Gebieten verübten Forst-, Feld-, Fischerei- und Jagdfrevel, eia Gesetzentwurf, betreffend di« Unzulässigkeit der Pfändung von EisenbahnsahrbetriebSmitteln. Ferner ist noch eingegangc» dir Justizresormvorlage. * Der dmn Reichstag vorgelegte Vertrag zwischen dem Reiche und dem König von Birma ist von einer kurzen Denkschrift begleitet, worin e« heißt: Die Beziehung«» der deutschen Handelswelt zu Birma fiud zur Zeit noch nicht bedeutend, doch im Zunehmen begriffen; au« »euerru Berichlen ergtebt sich, daß die in den Hüben von Vriinch-Birma amäisigea drutscheu Firmen, welche sich hauptsächlich mn Neilexport beschäftige«, i» der letzten Zelt Maaren direct nach dem Königreiche importtren. — Da« Königreich Birma, weiche», »ach «dtreiuag seiner am Meere belesenen Provinzen an England, ela Binnenland geworden ist, besitzt in dem mächtigen Jrawaddyftrom eine bequeme, durch eine englische Schiffsahrttgesellschast vermittelte Verbindung mit dem Meere. Da« Gebiet de» Königreich« ist sruchibar und producirt namentlich Rei», Thee, Holz, Baumwolle, Häute, Juweln«. — Seine Bevllkerung ist wohlhabend und kaufkräftig. — Nach eug- lilcheu Quellen wird der Werth der dortigen Autsuhr aus 1,250.000 Lstrl., dle Einsuhr dahin aus 900,000 Lstrl. geschätzt. Frnuk- reich und Italien sind in der Haupisiadt de» Lnnde» bereit» durch Brrussconsula vertreten. Aus Anregung der Senate von Hamburg und Bremen und der deutichen Haudeiskamrnern sind scho» vor einigen Jahren Versuch« zur Herstellung vertragsmäßiger Be ziehungen mit Biema gemacht worden, die indrsfen äußerer Um stände halber damals ersolglo« geblieben sind. Neuerding» hat der König von Birma selbst durch einen in besonderer Mission nach Europa entsendeten Boilchalier den Wunsch zu erkennen gegeben, mit dem demlchrn Reich einen Freundichasts« und Handelsvertrag zu schließen. Die kaiserliche Regierung ist aus diesen Vorschlag ei», gegangen, und ist der kaiserliche Botschafter in Rom zum Avschluß eines Vertrag» mit dem dort weilenden Abgesandten de» König« von Biema beouftraat worden, durch welchen die beide« veriragt- schließenden Theile sich gegenseitig die Behandlung aus dem Fuße der meistbegünstigten Nation in allen Beziehungen zulage«. Diese Lonventio« ist «ochvorginglg einqeholier Allerhöchster Ermächtigung am 4. April ds». I». von den beiderseiligen Bevollmächtigte« »»trr- zeichnet morde«. * Der BundeSrath hielt am Montag eine Plenarsitznna ab, in welcher die vom Reichskanzler in der Sitzung bei Reichstage« von demselben Tage mitgetheiltrn Abänderungen de« deutsch-spanischen Handelsvertrages geuehmlgt wurden. * Wie gemeldet, ist Graf Herbert Bismarck zum UnterstaatSsecretair im Auswärtigen Amte ernannt worden. Da mit dem neuen Amte weder eine Rangerhöhung noch eine GrhaltSverbesserung verbunden ist (da« Gehalt ist noch geringer als daS bisher bezogene), so wird Gras Herbert BiSmarck sein Mandat zmn Reichstage niedrrzulege» kein« Veranlassung haben. * Ein von de« Tbg. Buhl gestellter Antrag, auf die Tagesordnung vom DienStag die Berathnna drS Antrag« wegen Erhebungen aus dem Gebiete der Arveiter schütz- qesetzgebung zu setzen, ist durch da« Eentrum und me beiden conservativen Parteien abgelrhat worden. Da der Eommission-vorschlag über die Sonntag-arbeit gar keine Aus sicht Hai, noch erledigt zu werden, so geht also diese Session obne jede« Resultat auf diesem Gebiete zu Ende, und eS wird am Beginn der nächsten Session die heutige Lag« noch die selbe sein. Auf die Absichten de« klerikal-conservativen Bor- geben« wirft unter diesen Umständen die Verhinderung einer Abstimmung über den Enqueteantrag ein sehr seltsames Licht. * Wie auß Frankfurt a. M. gemeldet wird, ist die Untersuchung gegen JuliuSLieSk« von Zossen w«zen Er mordung de« Polizeiratb« vr. Rumpfs geschloffen und die Anklage seitens deS Staatsanwalt« erhoben worden. Ende Juni soll daS Schwurgericht zusammentreten, um über diesen Fall, den einzigen in der Session, zu verhandeln. * Der socialdemokratische Abgeordnete Frohm« erläßt folgende Erklärung: „Differenzen in der Gocialdemokratie" — dieses Tdema be schäftigt seit einiger Zeit lebbaft Presse und öffentlich« Meinnag. Für Frankfurt ganz besonder« kommt dabei die Thatsache in ve- irachi. daß dortig« kocialdemokraten an dal in Zürich erscheinende Partei-Organ einen fulminanten, von anarchistischen Phrasen strotzenden, gegen den Parlamentarismus überhaupt und di» Taktik der socialdemokraiischen Reichsiagtsraction insbesondere gerichtete» „Ausruf" geschickt haben. Erwarte Niemand von mir eine Beschwerde oder gar ein« lamentable Klage darüber, daß antisocialdeinokraiische Parteien diese Tbaisache in ihrem Interesse zu verwerihen suchen; ein solche» Verfahren liegt in der Natur der Sache. Es kann auch nicht überraschen, daß die verurihrilende gegnerische Kritik sich gegen die socialdemokratische Partei Frankfurt- überhaupt richtet, indem ja in dein „Ausruf" mehrsach von „einigen hundert Socialdcniokraien" die Rede >oar, da. wenn diese Angabe wahr wäre, sie immerhin zu einem Angriff aus die ganze Pariei- qenossenichast berechtigen würde. Diese Angabe aber ist eben nicht wahr; di« Urheber de» Ausruf» haben sich damit der denkbar frivolsten »nd schnödesten Uebertreibnng schuldig gemocht Da- constaiire ich hiermit im Einverstäiidmß mit al? denjenigen Männern, dir fähig und würdig sind, Frankfurts socialdemokratische« Element nach anßcn hin zu repräsentircn. Diese Männer, alle bewährte Genosse», treue unv ehrliche Kämpfer für ihre lieber- zeugunq, baden mich autdrücklich ersucht, auch in ihrem Namen mit entschieden zu proiestire» gegen die unerhörte Anmaßung einer Krakehlerclique, weiche, hübsch im Dunkeln verborgen, erfüllt von echt vehmr chierlichem Hochmuih, ihre vergiftete» Pfeile auf diejenigen ichießt. denen die Ausgabe zugeiallea ist, im offenen ehrlichen Kamv'e sür die Principien der Gociaivemokratie einjustehen. Die Lnque ist klein, sehr klein; ihrer Anmaßung und Niedertracht — die ich an mir selbst zum Oesteren im reichsten Maße als „Dank" für 15jährige» mühevolles Wirken erfahren mußte — bält ihre Un wissenheit ln social-politischen Dingen und ihre absolute geistige Impotenz die Waage. Es ist ja heute unter der Herrschaft de« Ausnahmegeietzrs für Menschen diese» Schlages sehr lricht, etwa» zu scheinen und durch vehmrichterliche Entscheide, sür die öffentlich und mit ihre» Namen einjustehen sie nicht den Muth habe», der Welt eine Ueberraschung zu bereiten." * AuS Anlaß der Miltheilnng der „Pot-damer Nach richten" über die Enisenkung noch activer Militair« Personen nach dem Kamerunaebiete bemerkt die „Neue Preußische Zeitung", diese Nachricht bestätige sich dahin, daß Unterosstciere sür eine im Kamerungebtete zu organisirenve Polizei, al« Amisdiener u s. w. gesucht werden, weiche die Kru-Neger, die später al« SicherheitSmannschasten u. s. w. verwandt werden sollen, im Gebrauch der Waffen auSbiiden sollen. * Der Landtag de« Herzvgthum» Braunschweig tritt heute auf einige Tage zusammen, e« werden ihm aber keine Gegenstände von Wichtigkeit unterbreitet werden. * Der commandirend« General de« 1. ArmeecorpS v. Gott« berq in Königsberg ist. wie schon telegraphisch erwähnt, am Sonnabend, den ». d. M„ Abend«, nach achttägigem Krankenlager seinem Leid«, (der Kopsrose) erlegen. D,e Armee verliert in ihm einen ihrer hervorragendsten Officier«. Seine EarriSre hat der Verstorben« hauptsächlich im Generalstabe gemacht. Allgemein bekannt wurde er zuerst im Kriege gegen Frankreich, wo er die hochwichtige Stellung d* Otw-Omow
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