Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-16
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Lk-artio« »nd Lrvedittsn Iohanuesgaffe 8. Sprechstunden der Aedaclion: Bormillags 10—12 Uhr. Nachiniiiaqs 5—6 Uhr. »ilr die Msa»«»« em,tt»>d>a vi»nu> »» Rc»»nw» »lcht ivt-nuierio», »a»»»U». Annahme »er für »te «Lchstkalsen», Nnmmer bestimmten Zn kernte n« Wdchrntage» b»s L Udr Nachmittag«. «» E«ni>- nn» Aesttagrn früh d»S'/,!) Uhr. Zu den Fjlialrn fnr Ins.Annahme: Htt« Klemm. lliiiversüäiSstraße L. Louis Lösche, Kalharinenstr. 23, p. nur bt» '/,S Uhr. « WpMtrTagMalt Anzeiger. Organ fnr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSftsverkehr. Auflage LS,V«V. Zbo»ur»ent»Preis vierielj. 4 /, MN. inel. Bringerlohn k> Mk. durch dt« Post bezogen ü Mk. J«d« einzelne Slummer 20 Pi Belegexemplar 10 Pf. Gebühren jür Extrabeilage» (in Tageblatt. Format gefalztl «hur Vostbesörderung3!> Mk. «It Posibesördcrung 48 Mt. Inserate stgejpaltme Petitzeile 20 Pf. Grsßer» Schriften laut «ui. Pceisverzetchuiß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hoher» Tarif. Reklamen mtter dem RedaelionSstrich die4gespalt. LeilobOPs., vor de» Fomiliennachrichte» die Kgeipaltene geile 40 Pi. Inserate siud stets an die Expedition zu jendeu. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung prnsnuwernvilo oder durch Pest, »achnahnie. 138. Jur gefilligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 17. Mai, Bormittags nur bis iS Uhr geöffnet. kxpeäMon äs» l elprlxer Vaxedlnttss. Tonnabend den 16. Mai 1885. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die hier bestehende Innung der hiesigen Gold- »nd Stlberarbeiter beabsichtigt die Auflösung Ihre- Jnunng-verbandeS und hat deshalb hierzu die nach 8. 83 der Gewerbe-Ordnung für das deutsche Reich erforder liche Genehmigung der Königlichen Krei-Hauplmannschast erbeten. Unter Bezugnahme aus tztz. 93 und 94 der Gewerbe- Ordnung bringen wir den fraglichen Auslösungsbeschluß der Innung hierdurch mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntniß. etwaige Forderungen ani die genannte Annnng hinnen 4 Wochen und längstens bis zum LÄ. Jnnt «. bei der Unterzeichneten Aufsichtsbehörde unter näherer Begründung der etwaigen Ansprüche anzunielden, andernfalls aber sich zu gewärtigen, daß die Auslösung der Innung werbe genehmigt werben. Leipzig, am 8. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Cichoriu». I)r. Georgi. Bekanntmachung. Die Herstellung von Pflaster von Schlackengußsteinen auf der Fahrbahn der Marienstraße, aus deren Strecke von der Schützenstrage bis und mit der Kreuzung der Salomonstraße» soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltiing. RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14. aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Marienstraße" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 23. Mai 1885, Nach mittags 5 Uhr, einznreichen. Leipzig, am 4. Mai 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Strasienbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Herstellung von Pflaster von Schlackengußsteinen ans der Fahrstraße der Colonnadcn-Straße aus deren Strecke von der Kreuzung der Alexander-Straße bis zu der im Jahre l884 gepflasterten Fahrstraße auf der Wesistraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werken. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalbkauS, II. Etage, Zimmer Nr. >4, aus und können daselbst eingesebcn resp. enlnonimen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Colonnaden-Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 23. Mai 1885, Nach mittag» 5 Uhr. einzureichcn. Leipzig, am 4. Mai 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Strasienban-Devutation. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Einfriedigung des Wäschetrockenplatzes der Garnijon-Dampsivaschaustalt tu Gohlis soll an den Mindeftsorderuden oeraedrn werden. Reflectnnteu können den im Büreau der Unterzeichneten Ber. waltuug ausliegenden Kostenanschlag, sowie di« Bedingungen ei», sehen, auch sind daselbst die Osserien unter der Ausschrist: „Sub- Mission auf Herstellung einer Einfriedigung betr." bis zum lS. viai vormittags 11 Uhr, schriftlich und versiegelt abzugeben. Leipz g, am 12. Mai 1885. Königliche Garnison-Verwaltung. Nichtamtlicher Theil. Die kkgelung der russisch-afghanischen Grenze. Dem Benehmen nach ist der Vertragsentwurf» welcher zwischen den, englischen und russische» Bevollmächtigten ,n London vereinbart wurde am 12. Mai von ber russischen Regierung genehmigt worden. In Anbetracht der Sachlage muß die» als ein diplomatischer Erfolg Gladstonc'S angesehen werden, denn die Grenzlinie ist eine solche, von welcher Estad> stone in der UnterhanSsitzung vom Montag sagte, daß Ruß, lanv sich den englischen Borschlägen in wichtigen Punclen gefügt hat. Der Premierminister hat die Vorlage VeS Schriftwechsels zugesagt, welcher den Beweis dieser Tbatsacbe enthält. Da» »st immerhin etwa». Aber Lord Granville gab im Oberbause eine noch werthvollere Versicherung und da» war die, daß die englisch-russische Abmachung nicht nur die englische Regierung, sondern auch Lord Dufferin und den Minister für Indien befriedige. Die Stimmung in London nahm eine so triumphirenve Gestalt an, baß dem russische» Botschafter v. Staat unheimlich zu Muthe wurde und daß er de» Minister Gladstone daran erinnerle. die Abmachung bedürfe »och der Bestätigung der russischen Regierung, die er übrigens beantragt habe. Gladstone bat die russische Empfindlichkeit geschont und die Bedenken de» Botschafter» dem Unterbause mitgcthcilt, aber bereit» an dem selben Abende traf die Bestätigung au» St. Petersburg ein. Hiernach läßt sich an der Geneigtheit Rußland» nicht mehr zweifeln, den Frieden in der nächsten Zeit nicht zu brechen. Die Grenzlinie wird abgesieckt werden und zwar wahrscheinlich so. wie schon angedeutel wurde, daß Zulfikar afghanisch bleibt, Penschoeh aber russisch wird. Angeblich legt der Emir von Afgbaniston selbst aus Penschdeh keinen Werkt,. Daher spotteten die Rüsten schon darüber, daß die Engländer afghanischer gesinnt seien als der Emir Abturrhaman. Dazu gehört nicht allzu viel, denn der Emir wird wohl seine gute» rünve haben, weshalb er sich den Russen so entgegen kommend erweist. Angenommen, daß die Grenzsrage glatt erledigt wird und daß der Schiedsspruch eines befreundeten Gouverain» die Frage in Betreff des Abkommens vom l7. März in einer beide Theile befriedigenden Form entscheidet, daun bleibt für England noch der wichtigste Tbcil der FriedenSaus« gäbe zu lösen und da» ist die Schaffung von Bürgschaften für dir Sicherheit Indien» und Afghanistan» gegen fernere Eroberungs« gelüste der Rüsten. In dieser Beziehung bat der Minister für Indien, Kimberley, in der Oberhaussitzung dom 12. Mai wichtige Mittbeilungen gemacht. Er erklärte die Meinung sür irrig, daß die Regierung Afghanistan als neutrale Zone behalten wolle, drr zur Bertheivigung Indien- vorgeschobene Posten dürfe nicht zu weit von Englands Basis entfernt sei». England werde an der afghanischen Grenze einige bedeutendere Festunaen errichten und sich die Möglichkeit schaffen, auch die Offensive zu ergreifen. Dagegen sei es eine gefährliche Politik, Herat zur englischen Festung zu machen. Der Minister de» AuS- wärtigen, Granville, war von diesen Erklärungen so entzückt, daß er ausrief: Indien wird daraus ersehen, daß England darin einig sei, cs gegen jede Gefahr zu verlheidigen. Die Worte Lord Kimberlcy's liege» noch nicht in authen tischer Form vor, eS läßt sich aus der telegraphischen Mit- tbeiluna deshalb nur so viel ersehe», daß Cngland sich auf die afghanische Freundschaft nicht allzu sicher verläßt. Die Reue über die voreilige Räumung vo» Kandahar und Kabul leuchtet daraus unzweifelhaft hervor, und die Afghanen werden auS der Rede Kimberlcy's entnehmen, daß ihnen England nur soweit traut, als es mit ihnen in direkter Be rührung bleibt. Afghanistan wird nicht für alle Zeiten als neutrale Zone angesehen und England behält sich vor, auch die Offensive zu ergreifen. DaS bedeutet, da» England Afgha nistan selbst als Operationsbasis für spätere Angriffe gegen Rußland in Aussicht nimmt. Vorläufig beschränkt sich die englische Heeresleitung darauf, Afghanistan bei der Befestigung HeratS mit Rath zu unterstützen. E» ist heute ein nutzlose» Beginnen, darüber Betrachtungen anzustellen, ob es für Eng land nicht bester gewesen wäre, Afghanistan zu besetzen und die Befestigungen, welche jetzt im Süden von Afghanistan an gelegt werben sollen, an der Nordgrenze diese- Lande» zu er richten, also z. B- Pulikisthi am Zusammenfluß von Kuschk und Murghab und Ak Tepe r> Festungen ersten Ra.igeS zu verwandeln und weiter Befestigungen in Pendschdrh anzulegen. Die Russen haben diese Dcrsäumniß durch Besitznahme dieser wichtigen Stellungen beantwortet und können jetzt allerdings die weitere Entwickelung der Thatsache getrost der Zukunst überlassen. Wir erfahren au- dem Munde Lord Kimberleh's die über raschende Thatsache, daß schon während der Verwaltung Indien« durch Lord Ripon sorgfältige Pläne für die Grenz- vertheidigung auSgearbcitet wurden, nur schade, daß der Minister für Indien nicht binzusetzcn konnte, diese Pläne seien bereits in der Ausführung begriffen. Eö sind bis heule Pläne geblieben und erst jetzt scheint den Engländern die Noth- wendigkeit einzuleuchke», ihnen auch die Ausführung folge» zu lassen. Lord Ripon scheint zu viel und zu lange überlegt zu haben, deshalb wurde ihm in der Person Lord Dufferin S ein energischerer Nacbsolgcr gegeben. Rußland weiß, daß Ouettah eine wichtige Stellung ist, und diese wird demnächst nicht »ur mit Znoie» durch eine Eisenbahn verbunden, sondern auch scrmulhlich stark befestigt werden, falls nicht England in seinem gegenwärtigen Eifer wieder erlahmt. Rußland wird auS der Art und Weise, wie man die Lage in England aussaßt, ersehen, vaß man dort den gegenwärtige» Ausgleich nicht als endgiltigen Frieden, sondern nur alS einen Waffenstillstand betrachtet. Empsindlichkeiten darüber zur Schau zu tragen, ist Rußland nicht in der Lage, denn es ist sich bewußt, seine freiwillig gegebenen Versprechungen wegen Nichtbcsetzung wichtiger Puncle, welche aus dem Wege vom Kaspischen Mcere nach Indien liegen, so und so oft gebrochen zu haben. Chiwa, Mcrw, Sarakhs Daschkepi sind ebenso viele Zeugen der russischen Worlbrüchigkcit. Dock da» sind geschehene Dinge und zu denen muß man bekanntlich da» Beste sagen, für England dient aber als Richtschnur der Zn- kunsl, alle Vorkehrungen zu treffen, welche den weiteren Vor marsch Rußlands »ach Indien zu hindern geeignet sind. Wir haben schon wiederholt an dieser Stelle auf di: Nothwenvig» keit hingewiesen, einen starken Festungsgürtel an ber Grenze zu ziehen: diese Nolhwenvigkeil scheint man in England env- sich begriffen zu haben. Eme sehr bemerkenSwerthe Tbatsache ist der Rückzug, welchen die bis vor Kurzem noch so kriegsbereite Opposition im englischen Parlamente angerrcten bat. Lord SaliSbnru, der Führer der Opposition im Obcrhause, legt Werth daraus, daß seine Angriffe gegen Rußland nicht ii, voller ELärsc nach Rußland gemeldet werden. Er will nicht gesagt baden, daß die russische Regierung schwindelhaft und bankerott sei, sondern er schwächt seine Aeußerungc» dahin ab, Vaß er keinen Unterschied mache, ob Jemand Versprechungen absichtlich oder nur aus Unfähigkeit, sie zu halten, breckc. Für Ruß land ist auch diese Wendung nicht allzu schnieichelhast, aber sie zeigt koch dir Neigung Salisbury'», mit Rußland Frieden zu schließe». Loro SaliSbucy hat überhaupt in neuester Zeit wiederholt bewiese», daß er eS mit der Aus legung von Worten, gleichviel ob sie geiprocben oder geschrieben wurden, nickt zu genau nimmt; seine Interpretation de- Berliner BertrageS in Bezug aus die Schließung der Dar danellen bat nicht verfehlt, in Europa große- Aussehen zu macken. Für Lord Salisbury mag es einen Unterschied dar- stcllen, ob die Pforte aus eigenem Antriebe handelt, wenn cS fremden Schiffen die Durchfahrt durch die Dardanellen verwehrt, ober ob e» diese- Verbot, dem Drucke der Mächte folgend, erläßt, die Wirkung ist genau dieselbe. Aber der jenige. welcher Verträge nur so lange für bindend erachtet, als ihr Bruch Schwierigkeiten verursachen würde, mag sich mit ber Auffassung SaliSbury'S befreunden. Diese Eröff nungen sind nick» dazu angctha», Salisbury als willkommene» Nachfolger Gladstonc'S zu empfehlen. Wehe dem Staat, der der Führung solcher Männer überlasten ist. * Leipzig, 16. Mai 1885. * Die Zahl der bei dem Reichstage in der gegenwär tige» Session cingegaiigencii Petitionen betrug 8628. davon wurden den Fachkommissionen Sl58 und der PekitionScom- mission 5470 Petitionen überwiesen. Die Eommission bat 5342 Petitionen erledigt, so daß nock 128 unerledigt geblieben sind. Von den zur Erledigung gelangten Petitionen sind -5 teil, Herr» Reichskanzler überwiesen, hiervon winken 8 auch in, Plenum erledigt: 4572 fanden durch Annahme von Ge setzen und Anträgen ibre Erledigung; bei 18 Petitionen wurde llebergang zur Tagesordnung beschlossen, 3 sind im lause der Session zurückgezogen und 726 wurden zur Erörterung >m Plenum nicht für geeignet erachtet. * Gelegentlich de» parlamentarischen Frühschoppen» äußerte sich Fürst BiSmarck verschiedenen Personen gegenüber »ber seine Sommerpläne wie folgt: Er gedenke sich Anfang dieser Woche aus einige Tage »ach Schönhausen zu begeben, werde sodann zur Eur nach Kissingrn geben und von dort am 27. Juni in Berlin zurück sein. Die Hochzeit des Grafen Wilhelm BiSmarck wird, wie bereit» gemeldet, am 29. Juni zu Kröcklendorf stattfinden. Wie anderweitig ver lautet, meinte der Reichskanzler bezüglich der deutschen Colonialpolitik, dieselbe werde weder von MilitairS. »och von Diplomaten, sondern lediglich von HandlungöcommiS ge macht werben können. * AlS für den Darmsiädter Gesandtenposten in Aussicht genommen wird der Geh. LegationSrath von Kusserow genannt. * Die ultramo ntanen Blätter, die ursprünglich zum Tbcil bestimmt behauptet hatten, im Monat April werde die Ernennung deS Bischofs Krenicntz zum Erzbischof von Köln an Stelle dcö Herrn Melcher» erfolgen, halten zu An- sang Mai gemeldet, die Ernennung sei verschoben Jetzt kommt die bestimmtere Mittlieilung, im nächsten Eonsistorium, da» im Juni stattsinven werbe, solle Herr Melcher« zum Cardinal ernannt werden. Möglich, vaß dann die Ernennun' des Herrn Kremcntz nach Köln erfolgen wird; wenigsten» i' sie neuerding« wahrscheinlicher geworden « * » * Zu der in Belgrad au»gebrochenen Mimsterkrise wird auS serbischer Quelle gemeldet, daß den unmittelbaren Anstoß zu derselben die Demission gegeben hat. welche der Minister de» Innern, Herr Novakovic. nach seiner Rückkehr au» Nisch eingereicht hatte. Da es feststand, daß Herr Novakovic dieses Mal entschlossen war, aus seiner Demission zu beharren, beschloß da» Gcsammtministerium, alle Porte feuille- dem Könige zur Verfügung zu stellen, damit die Krone in ihren Entschlüssen unbehindert sei. Seine Majestät KönigMilan hat daraus den gewesenen Minister-Präsidenten, Herrn Garasckanin, abermal» mit der Mission betraut, ein Cabinct zu bilden. Wie man glaubt, dürfte im Großen und Ganzen da» Ministerium ^ " verbleiben. AlS sicher is Portefeuille» de» Innern wellige Neubesetzungen oder Verschiebungen im Cabinet er forderlich werde» dürsten, ist noch nicht bekannt. * Man schreibt der „Politischen Correspondenz* au» Kopenhagen, 9. Mai: „Die Riffle».Bewegung, welche von der Opposition benutzt wurde, um da» Volk zum Wider stande gegen die Staatsbeamten aufzuwiegeln, hat in der letzten Zeit so große Dimensionen angenommen, daß die Negierung sich zum Erlasse «ine» vorläufigen Gesetzes ver anlaßt geseben hat, wodurch die Einfuhr von Schicßwasfe» oder deren Bcstanbtheilen unter Beziehung aus Art 25 des Grundgesetzes untersagt wird. Im Falle einer beabsichtigten Einfuhr von Schicßwafscn bat nunmehr eine Anmeldung bei den Polizeiorganen unter Angabe der Waffen und deren Bestimmung zu erfolgen, ebe selbe vom Zollamte auSgesolgt werden dürfen; im Berweigerungssalle ü»d die Waffen an de» BerscnVungSort zu retourniren. Ebenso bedarf eS für Schießübungen der Ermächtigung der competenten Behörde, welche jederzeit annullirt werden kann. Zuwiderhandelnde verfallen den gesetzlichen Freiheitsstrafen oder einer Geldbuße von mindestens 50 Kronen, in bedenklichen Fällen haben die Ausruhrgesctze Anwendung zu finden; endlich werden die ohne Erlaubniß einaeführten Waffen zum Borthcilc teö AerarS consiScirt. Ein kräftige» Einschreiten gegen diese ursprünglich von dem hiesigen Großhändler Nelübam in Scene gesetzte Bewegung war «in Gebot deS StaatS- wohlcS geworden, besonders seitdem selbst gemäßigte Mit glieder der Opposition den staat-gesährlichen Grundsatz aussiellten, daß man sich gegen da» eventuell zur Steuer- eintreibung commandirte Militair aus die Gefahr deS Bürger krieges hin zur Wehre fetzen solle. Daran, daß cS so weit kam, tragen beide Factoren der Gesetzgebung Schuld, und eS isi leider nickt abzusebe», daß der langwährcnde hartnäckige Versc.ssungsstreil, welcher dem ganzen Lande zum Nachiheile gereicht, einen gedeihlichen AuSgang nehmen wird. — Däne mark hat in de» letzten drei Tagen den Verlust dreier be deutender Talente durch den Tod zu beklagen. Professor Panui», eine» der bcrükmlesle» Milglicder der hiesigen inediciiiischen Facultät und Vorsitzender deS vorjährigen inter» »alionalc» »»dicinischcn EongrcsieS, starb plötzlich in Folge einesBniches der Aorla. Ferner starb der Diäiler Kaalunv, dellcn förderliches Wirken einer früheren Evoche angchört, der aber in letzlcr Zeit der Hypochondrie verfiel, und ebenso der jugendliche Poel Jacobson, welcher sich zuerst durch seine Freiheit-Iieder bemerkbar gemacht hat und zuletzt mit großem Erfolge aus dem Gebiete der Novelle thätig war." * Am l3. Mai fand zu Pari» aus der Place deS Etat« llniS, wo sich die norvamrrikanischc Botschaft befindet, die feierliche Enthüllung de» aus zehn Meter verkleinerten Standbildes Bartholdi'S: „DieFreiheit, die Welt er leuchtend", statt. Vor der Feierlichkeil frühstückte die amt liche Well bei dem Gesandten Morton. Unter den Geladenen bcsanden sich der Kammerpräfibent Floquet, der Marine- minister General Pili«. Ferdinand de Lessep». de Lasayette. MarquiS de Rockambcau (beide letzlern die Nachkommen der beiden französischen Generäle, welche für die Unabhängigkeit Nordamerika» länipslei^. Wilson, der Schwiegersohn von Grevy u. a. Bei ber Feierlichkeit war die Reaierun, vom Eonsellspräsidenten Briffen und »em Minister ANoin-Tar,» und ber Gemeiiidkroth der Stadt von einer Abordnung von zwölf Gemeinderäthen mit dem Präsidenten Bouö an der Spitze vertreten. Unter den Anwesenden bemerkte man viele Amerikaner und Amerikanerinnen. Während rer Feierlichkeit spielte die Musik der Pariser Slattgarde die nordamerikanische Hvmne, die Marseillaise und ken „Obant «In ck,'-z,i»rG. Um l Uhr bestieg der »orvamerikauisch« Gesandte Morton die vor dem Stanvbilve errichtete Bübne und hielt in eng- lischer Sprache folgende Rede: 79. Jahrgang. Herr Kammerpräsident! Herr Minister! Herr Präsident des Gemeinderaths I Meine Herren! Im Augenblick«, wo ich bald Ihr ichüneS Land verlassen werde, habe ich die Ehre, noch einen mir sehr angenehmen Auftrag »u erfüllen: der Verkünder der Gesinnungen zu sein, die Ihnen meine Landsleute auSzudrücken wünschen. Morgen verläßt daS riesige Standbild der „Freiheit, welche die Well er- leuchtet", eia edle» Geschenk, welche» die französische Nation mach!, an Bord der Fregatte ,Isöre" den Hafen von Rouen, um am Ein- gang der Rhede von Rew-Bork errichtet zu werde», wo sie für immer der Erinneruna an die die beide» großen Schwefterrepubliken vereinigende Freundschaft geweiht sei» wird. Ein amerikauiichc. Ausschuß bildete sich in Pari», um eine amerikanische Eamnilung einznrichien und in Erz daS Modell diese» berühmten Standbild? > gieße» zu lassen. ES war sehr wünschen-werth, daß da- Werk, wie eS auS den Händen Ihre- ausgezeichneten Künstlers, de« Herrn Bartholdi, hervorgeaangen war, dem cdelmüthigen Lande bewahrt bleibe, welche» den schönen Gedanken deS Denkmals der französisch- amerikanischen Einigung hatte. DaS Ihnen von uns dargebotenc Erz wird eine lebendige Erinnerung an unsere Erkenntlichkeit Frank- reich gegenüber bleiben; e» mußte dort errichtet werden, wo man da» Herz der großen Nation so lebhaft schlagen hört, und auch aus dem Platze, dem Sie in so sreundlicher Weise den Namen unseres Vaterlandes gegeben haben. Die Stadt Paris hat mil Bereitwilligkeit unsere Wünsche eulgegennebmen und sich sogar aus verbindlichste Weise mit der Errichtung unseres Denkmals betraue» wollen; wir richten an sie unjern wärmste» Dank. Im Namen meiner Landsleute und des Ausschusses, welcher die Jnüialwe zu diesem Werk ergriffe», bitte ich Sic, diese Huldigung der sympathi- scheu und sreundichastliche» Gesinnungen, welche wir an Sie zu richten wünschen, >>» Name» der sranzösiichen Nation annehnien zu wollen; mögen diese Gesinnungen mit dem Wille» Gottes die beiden Nationen zukünftige Iahchuiiberle hindurch vereinen. In Ihnen, mein« Herren, welche Sie die Stadt Paris verlreie» »nd das Psand dieser Gesinnungen bewahren werde», begrüßen wir die große Stadt, die wir bewundern, liebe» und wo wir so licimn'ch sind, als wenn wir wirkliche Mitbürger wären. Möge dieies Standbild der Frei heit, diese Gabe meiner Mitbürger, dazu beitragen, die Freundichasl zu verewigen, welche die verschiedensten Ereignisse seit einem Jahr- undert »u stärken nicht aulgedört haben. Ich wünsche, meine crren, schließlich diese Gelegenheit zu ergreifen, um noch de» ariscr Gemeindebehörden meine ganze Erkennilichkeit sür den sreund- lichen Viel auszudrückea, durch welchen Sie mein Land wahrend meiner Mission geehrt haben, indein sie 1881 den Namen „Place deS Etats Uni»" diesem Platze gegeben haben, an welchem sich die Gesandtschaft angesiedelt hat. Nach dieser Ansprache, die lebhaft beklatscht wurde, ergriff Brisson da» Wort. Er sei glücklicher, als er eS sagen könne, die Ehre zu haben, dem Ausschüsse sür da» prächtige, vom amerikanische» Volk der Statt gemachte Geschenk und sür die freundschaftlichen Gesinnungen zu danken, welche Herr Morton sür VaS französische Volk ausgedrückl habe. Diese Freundschaft zwischen den beiden Völkern lei alten Datums. Früher hätte» auch die Beweise dieser qemeinschasttichen Sym pathie weder von der rincn noch der andern Seite gefehlt. Wenn in Paris die Straße» amerikanische Namen trügen, so gäbe e» in Amerika ganze Städte, welche in Eriniierung au diese hundertjährige Vereinigung sranzöiische Namen hätten. Diese Erinnerungen seien nickt die blutiger Schlachten, denn die Freundschaft zwischen Amerika und Frankreich sei, wie die „Freiheit" von Bartholdi: sie erleuchte die Welt und bedrohe Niemande». Brisson fuhr fort: Die Amerikaner habe» soeben das hundertste Jahr ihrer Republik gefeiert: wir werden das unsere feiern; möge diele Feierlichkeit der Verbindungsstrich dieser beiden Jubeljahre sein. Glücklicher als wir. weniger umgeben von Feinde», konnte» sie schneller des Ideal des Friedens und deS Wohlstandes erreichen, welches die sraiizösischc Republik verfolgt. Das einzige Trauerspiel ihrer Geschichte zeigt, welche gute Erziehers» ln jeder Art die Freiheit ist. Gezwungen, «riea zu führen, improvisirten Sie mit einer erstaunliche» Ent- schlossenheit und Schnelle alle noihwendigen Hilfsmittel. Der Feldzug des Generals Sherman gleicht durch seine berechnete Kühnheit dem schönsten Zuge Hannibal'S. Aber es sei in der Zukunft nicht mehr von Kriege» die Rede! Friede. Freiheit, Gerechtigkeit zwilchen den Völkern, das »st der Zweck, sür welchen hier die beiden Nationen Hand in Hand gehen müssen. Ein Gesühl des Bedauerns mischt sich in diese» Fest: vo» der sranzösiichen Gesellschaft gewürdigte, gesiebte Gäste werden unS verlassen. Die Alten sagten, wer da» Wasser des Nils getrunken, werde sein ganzes Leben lang von den Usern desselben angezogen. Hoffen wir, daß Paris bei seinen Gästen ein ähnliche» Heimweh Hervorrusen nnro und daß Herr »ad Frau Morton davon ergriffen werden. Nach Brisson, dessen Rede von de» Amerikanern lebhaft beklatscht wurde, sprachen »och Bouä, de LcssepS und de Lasayette. Um 2»/, Uhr war die Feierlichkeit beendet " Wie man au« Paris meldet, ist der Minister des Aeußeren, Herr Freycinct, trotz der in militairischen Kreisen bestehenden gegentheiligen Strömungen, entschlossen, die For derungen Frankreichs gegenüber China nicht über die durch den Präliminarvertrag gezogene» Grenzen anSzukehnen. da man in den leitenden Pariser Kreisen besorgt, daß durch Ansprüche aus die Fischer-Inseln die Erzielung eine« vesiniliven FriedensvertrageS gefährdet werden könnlc. * Wie man aus Rom meldet, begiebl sich Herr IuleS Fcrry im Lause der nächsten Woche nach Neapel, von wo er nach Rom znrückkehren und dann über Bologna, Venedig und Turin die Rückreise nach Frankreich anlrcten wirb. * Die „Politische Correspondenz" meldet aus Alexan drien, 4. Mai: „Die Feier VeS diesjährigen GeburtS- sesleS de« Khcdive Tewsik Pascha zeigt, daß derselbe sich denn doch großer Sympathien ersreul. Einheiinische und Fremde wetteifern in Achlungsdezeugungen für den jungen hartgeprüsten Khedive. Die Schiffe aller Nationen hißten di« Gala-Flagge auf, sänimllicke Städle EgvPlen». Kairo und Alexandrien obenan, veranstalteten großarlize Iliuniinalionen und niemals war der Einfang beim Kbevioc »nposanler, als diese» Mal. Sämiutlicke Vertreter der Mächte Halle» sich eingesunden, um dem Bicekiinige ihre Glückwünsche dar- zubringen und ungeachtet der momentan suSpendirren Be ziehungen zwischen der egyptische» Regierung und dem fran zösischen Repräsentanten, waren die Nolabeln der französischen Colonie zur Be>lückwünschu»g de« Khedive vollzählig er schienen. Eö ist gewiß, daß diese Aufmerksamkeit, die den Khedive besonder» angenehm berührte, zur gütlichen Aus tragung der Differenz mit Frankreich wesentlich beigetragen hat. Den Glonzpunct des Empfange» bildete da« Er scheinen des Generals Wolseley mit seinem glänzenden Gencralstabe. Gerührt bankte drr Kbcvive vem eng lischen Oberbefehlshaber sür die ihi» gebrachte Huldigung. Ein besonders herzliches Glückwunsch-Telcgramm langt« vom Kimm »,n Griechenland ein, welche« der Khodive ungesäumt ebenso herzlich erwiderte. Die Iduruale alerParteischattiounqrn ergingen sich in Lobeserhebungen sür daS Staatsoberhaupt, die um so ausrichliger er chieueii, je mehr sie sich aus allgemein bekannte Tbatsacken gründeten. Es läßt sich in der Thal N'chr lcnanen, daß der Kbekire wäbrenö der Ereignisse der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite