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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-08
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1885
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Okrsedetnt täglled früh 6'/,Uhr. Nedartisn und Lkprditisn Iohannejgasse 8. Aprechssuiistr» ürr Neöartion: Vormuiag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 3—6 Uhr httr »I, vi»ru>>cr^r» »»»« Och »„ kstr »te »Ach*k*l>»,s« Nummer defttmmtrn Auserstr «» Wvchrutagr« di« 8 lltzr Nachmittags» ai, Sauu-»»» Festtag«, srü» dt« ,S Utzr. 2» »e, Hlialr, fKr Zns.-Aallstz«: Ott« Riem«. llaiverstliisstrahe L. Lauts Lüsche. Kakharinenstr. 23, p. »»r dt» '/,» Uhr. npZMr.Mgcklatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschLftsderkchr. 128. Freitag den 8. Mai 1885. ehvi>»rmrn1»»re>» Viertels. 4'«, MN. incl. Vringerlohn 3 Mt. durch di« Post bezogen Ü Mt. Jede einzeln» Nummer 20 Pt. Belegezemviar 10 Pi. Gedüdren >ür -ztraveilaae» (in Tageblatt-Formal «»salzt) «hnc Poftbetürderung 38 Me. mit Poftdesorderunq 48 Mt. Inserate Sgejpaltene Petitzeile 20 Pt. Grsßere Schrillen ioul uni. Pre>«verz«ichaiß. Tabellanjchel u. Zlfferniatz nach höherm Larii. Ueclamen »Mer dem R»dacl>on«ftrich diesgrsval«. Zeile 30 Pf., vor den Familien Nachrichten die Sgeipaliene Zeile 40 Pi. Jalrraie »ob ü.is an die Ezprslttau zu ieudeu. — Rabatt wirb n chi gegeben. Zahlung praeoumernuäo ober durch Poft- uuchnahme. 79. JahMng. Amtlicher Theil. Vekanülmchun-. Di« Meldung zur Sia««««g der Klbortgrube» aa die Abfuhranffaiten geschieht in den meisten Fällen erst dann, wenn die Grube ziemlich voll ist, und haben sich in letzter Zeit »ielsache au« dieser Gewohnheit entspringende Uebel« stände, die mit dem Urberlaufen der Grube verknüpft sind, gVigt. Wrr sobeu u»« daher veranlaßt, di» Hausbesitzer und Administratoren von Hausgrundstücken, bez. die Hausmänner hierdurch auszufordern, den Stand der Grube öfters zu «vn- troliren. sowie die Bestellungen zur Räumung derselben WeutgAens 8 Tage vor Eintritt der Uebersüllung a» dir Lbfuhraastatten ergehen zu lasten. Leipzig, den S. Mai 1883. De« Rtath de« Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig An Hemäßbeit de« A. 1 der Instruction für die AuS- führuag von Wasterrohrleitungen und Wafleranlagen in Privatgrundstücken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Georg Wiedner, Berliner Straße Nr. 8. Sout.. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nackgewiesen hat. Leipzig, den 5. Mai I8SS. Der RIath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. en mit Veksnnlmachung. Die Lieferung der zur Dainpskesielheizung in der Hiesig Stadkwasterkunst aus die Zeit vom 1. Juli 1883 bis tr 30. Juni 1886 erforderlichen circa 40,000 Eentnrr — 2.000,000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbebältlich der Aus» wähl unter den Submittenten an den Mindestfordernden vergeben werden. Offerten sind bis zu dem »<». Mai d». I». Abend» S Uhr schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift: „Kvhlenliefernng der StadtvafferLanst" a» das Bureau der Stadtwasserkunst (StadlhauS, Obstmarkt Nr. 3, III. Etage, Zimmer 142) abzugeben, woselbst auch die Lieferungsbedingungen eingefehen werden können. Leipzig, den 21. April 1883. De» Raths Deputation ;ar Wasserkunst. Ausstellung von Kuttern für den chinesischen Markt geeigneter Maaren. Durch da« tkSnigl. Ministerium des Innern ist der Handel«, kammer eine Sammlung von Mustern in Ldina marktgängiger Maaren »»gegangen; dieselben sind »«« heilte ab hi« z»M 1». d. M. täglich von 10 bi« 1 und von 3 bi« 3 Uhr im kleinen Saale de- Kaufmännischen Vrretu», Lchulftraße S. „„«gestellt. Diejenigen, welch» daran Interest« nehme», werden hierdurch zum Besuch der Ausstellung eingeladea. Leipzig, den b. Mai 1883. ldt« Handelskammer. «oetz, stellt». Vorsitzender. vr. Lensel, D. Skffkntliche Verpachtung. Da« der Kloster Bcrge'lchen Stiftung gehörige, im Kreise Wanz> leben (Essenbahn-Skakion Dodendorf) belegen« Gut Sülltzorf wird mit dem 1. Juli >886 pachtlo« und soll von da ab auf 18 auf< einanderlolgende Jahre neu verpachtet werden. Zur Abgabe der Bachtgebotr ist vor unsere» Lommissarien, dem Berwaltungsraih Herr» Regierung-rath Tchupp« imd dem Justi- tiarlus Herrn Lonsistorialrotb Ritze, Termin aus he» 2S. Auut h. Bormittags II lltzr, in unserem Sitzungszimmer» Domplatz Rr. 3 hterselhft, anberaumt. ». Da« SutSareal beträgt im Ganze» 333 lm stst » BO gm Land. b. Die Pachtbedlngungen und zugehörigen Verzeichuifle, sowie die Liciiaiion«bedingungen können in unserer Registratur beim Herrn Lanzieiralh Koch, sowie in Sülldors bei dem jetzigen Pächter Herrn Ami-raik Ichneper» welcher auch zur Örtliche» Informativ» bereit ist, eingelehen werden. e. Da« Pachlgelder-Mlnimnm ist aus 23,400 ^l. da« »achzu- weisend: diSvonible vermögen de« Pächter- anf 143,000 ^l, die Pnchtcaution ans diejenige Summe, welch« dem ans die nächst höheren Hundert abgerundeten Betrage de- jährliche, Pachtzinses gleich ist, und die etwa zu erlege»de Btetereautioa ans 3000 iestgesetzt. Zur Bewirthschastiing qualtfielrte Pachtbrwerber «erde» za der» gedachten Termine eingeladen. Die Schließung de« Termws erfolgt, soser» ein Meistgrbot b,s dahin erzielt ist, ui» 12 Uhr Mittag«. Magdeburg. 20. Avril 1883. Königliche» Pravinzlal-Schnl-Lollrgiu». Goebel. R. Pott Arukau M Veißenkls. Zum Neubau eine« Post- »nd Telegravhengebäiid-« zu Weißen fel« iollen die Gteiniiietzardeite« im Wege der öffentlichen An. bietung verdünge» werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für die Ausführung können im Banbureau te« Post-Nenbaue« z« Aeißensel« während der Dienst, stunden ciiigeseben werden. Ebendaher sind auch die mit den Preisen aiiSznsüllendcn Auszüge an« dem Kostenanschläge zn beziehen. Tie Angebot- sind bi« znm AI. Mat s. A Vormittag- >1 Uhr a» da« Ka seriiche Postamt zu Weißenfel« vorsärriftSmäßig «erste,el> »nd portofrei einzusenden. Zur genannte» Stunde findet die Ervssnimg der Angebote In Gegenwart der etwa erjchieneaen Bieter statt. Erfurt, «. Mai 1883. Der Kgiserliche Pofthaurath. Neu ma n n. Nichtamtlicher Theil. Aus dem Reichstage. Die Neich-Ztaqssitziinq vom 6. Mai war von besonderem Interesse durch d,e Ausemanverseyungcn zwischen den Abge- ordnete» Eugen Richter, Kahser und v. Bollmar über die Laie der sdcialdemokratische» Partei. An die Benßeriing de« Ab geoi dn-te» .0. »'er an?a>ivsend, daß d e deiilschsreisinnnig« Presse bei den Wahlen die Socialdemokraten um Hilfe ange- winselt habe, sagte Richter, daß die socialdemokraNsche Partei nur durch da« Socialistenzesetz zusammengehallen werde, ohne diese« würden sich die einzelnen Elemente der Socialbemokratie längst unter einander bekämpft und vernicklet haben. Der socialvemokratische Abgeordnete v. Vollmar erwiderte darauf, e» sei Thatsacke. daß bei den letzten Wahlen alle Parteien nach den Socialdemokraten geschielt Kälten, und als diese Worte von der rechten Seite de« Hause« belacht wurden, ries Herr v. Bollmar: „Ja, lacken Sie nur, in zwei Jahren werden wir lachen! versuchen Sie es doch, das Socialistengrsetz auf. zuhebrn, dann wird man ja sehen, wie es mit der Social- mokralie steht. Go oft man von Spaltungen in der social- demokratischen Partei gesprochen hat, ist sie am stärksten gewesen.* Nach den ermüdenden Debatten über die Zolltarifnovclle war die« der erste frische Lustzug, welcher wieder durch den Reichstag ging, die Berathungen schienen in Folge ihrer Langweiligkeit einschlafen zu wollen. Ein Vorspiel zu dem vorgestrigen Geplänkel »wischen Conservativen. Dculschfrei- siiiiiigcn und Socialdemokraten hatte schon einige Tage zuvor stattgesunden, als der Abgeordnete v. Maltzahn-Gül^ den Socialdemokratrn Lässigkeit in der Ausübung ihrer Pflichten als Volksvertreter vorgeworsen und der Abgeordnete Auer daraus mit der Beschuldigung antwortete: „Während die Socialdemokraten die Rechte des Volke« verlheidige», unlcr- nehmen Ti« einen Raubzug gegen da« Volk". AuS diesen Zwiegespräche« erhellt, daß die ParleigegenlLtze an ihrer schärfe noch nichts verloren haben; e» scheint sogar, daß dir Verhandlungen über dir Zolltarifnovelle bedeutend zur Steigerung der vorhandenen Gegensätze beigetragen haben. Ob solche Wortgefechte zweckmäßig und förderlich sind kür die Erfüllung der Aufgaben des Reichstages, bars bezweifelt werden, aber das Gute haben sie wenigsten«, daß dabei die wahre Meinung der Streitenden vollständig zum Au-vruck kommt. Herr v. Vollmar schloß feine Brandrede mit der Beschuldigung, daß die conservative Partei die Leben-mittel vertbeure und Polizeigesetze unter dem Borwaude mache, durch die Socialresorm die brechtigten Ansprüche der Arbeiter abzuspeisen. Da« klang allerdings sehr wesentlich ander- als der Ton, welcher bei Einbringung de« Arbeltcrschutzgesetzes von den Socialdcinokraten angeschlagen wurde. Damals schien e-, al» ob die Partei sich thälig an den Arbeiten de- Rcickslag» be theiligen und den Versuch einer Lösung der bestehenden Schwierigkeiten auf gesetzlichem Wege macken wollte. Bon solchen Versuchen hat der Abgeordnete v. Vollmar niemals viel gehalten, er ist vielmehr der Mann der Thal, welcher die Lösung der socialen Frage nur von der Gewalt erwartet. Deshalb ist auch die Haltung dieses Abgeordneten mehr nach dem Geschmack« de« in Zürich erscheinenden »Social demokrat-, welcher neulich der socialdeniolialischen Fraclion im Reichstage den Vorwurf machte, daß sie die revolutionaire Bewegung in den Sumpf des Parlamentarismus leite, in welchem schon frühere Arbeiterbewegungen elendiglich zu Grunde gegangen seien. Die Parteigenossen sollten zeigen, baß sie sich nicht nur von der Phrase, sondern auch von de» sogenannten Fübrern losgesagt hätten, die Weiler nicht« seien al« der Partei verantwortliche Abgeordnete. Daraus haben es denn die socialdemokratischen RcichStagSnnlglieVer für geratben gesunden, sich mit der Rrdciclwn de- .Socialdemokrat- über eine Erklärung de« Inhalt« zu einigen, baß nach wie vor bas Perhältniß brüder lichen Husammei»virkenS in der Partei bestehe und daß ihre Einigkeit ungetrübt sei. Der revolutionaire Geist hat also in der neuesten Zeit i» der socialdemokralischen Partei entschieden wieder die Oberband über die versöhnlicheren Be« strebungcn gewonnen, und es besteht die Gefahr, daß diese Bewegung, die eine Zeit lang zurückgedrängt zu sein schien, wieder neue Kraft gewinnt. Ei» Theil der socialdemokralischen Abgeordneten, und vaS sind ofsenbar die gemäßigteren Ele- mente der Partei, sind mit dem Tempo der Socialresorm nicht zufrieden, e« dauert ihnen zu lauge, b>S kaS Arbeiter- invalidengesetz fertig wird. Daher der Antrag Kahser, man möge den Ertrag au« der Salzneuer zur Ansammlung eine« Arbeiter - JnvalidenfondS benuhen, welcher bi« zum Erlaß deS Arbeitcr-JnvalidengesctzeS zinsbar anzulegen sei. ES ist ja sehr wünschenSwertb, daß die Socialresorm so bald als möglich auch nach dieser Richtung hin fertig» gestellt wird, aber dazu sind eben noch Vorbedingungen zu er füllen, vor allen Dingen muß da« UnsallversicherüngSgesetz erst aus alle Kategorien von Arbeitern ausgedehnt sein und in vollem Umfange >» Kraft trete». Daß tint nickt schiieller möglich ist, als geschieht, hat die Erfahrung bewiesen, weil dir Schwierigkeiten der Ausführung größer sind, al- man er wartet bat. Die Zolltarisnovelle hat aus die Socialdemokraten sehr verstimmend gewirkt, da« ist au« de» Erklärungen de« Abgeordneten Auer und v. Vollmar zn entnehmen, welche ihrem Unmuth ungeschminkten Ausdruck gegeben haben. Wir stehen unmittelbar vor dem Ende der Session deS Reichstage-; kenn die Unmöglichkeit, de» Reichstag in deschluß fähiger Form über Pfingsten hinaus zusammenzuhaltcn. «st klar erwiesen durch die leeren Bänke während der Verband« lungen seit Beendigung der Osterferien. E« ist eine allge meine Ermüdung über die Abgeordneten gekommen, welche durch lange angestrengte Thätigkeit ihre genügende Erklärung findet. Ebarakteristisck für den letzten Abschnitt der Session ist da- Wiedererwachen der längere Zeit ruhenden social demokralischen Agitation. Die Socialdemokraten im Reichs tage legten großen Werth daraus, daß ihre Wünsche und Bestrebungen mit denen der Anarchisten nicht in einen Tops ae- morsen wurden, sie lehnten jede Gemeinschasl mit diesen Leuten ab. Damit war aber der Züricher „Socialdemokrat nicht einverstanden, er nannte da« Phrase und rieth den Parteigenossen, sich von den Führern loszusagen, welche die revolutionaire Bewegung in den Sumpf de« Par- lameiitari-muS leiten wolle». Revolution und parlamen tarische DiScussion vertragen sich allerdings nicht miteinander oder wenigsten« nur dann, wenn die Rcvolntionaire im Par- lnment die Oberhand haben, wie im französischen Eonvent Da« ist bei un« glücklicherweise nicht der Fall ,»id deshalb räth der .Socialdemokral- den Parteigenosse», die Revolution außerhalb de- Parlament« zum Abschluß zu bringe». Damit wären wir denn wieder bei dem Kamps der Sociatisten gegen die Bourgeoisie angclangt, einem Kamps, der mit Dynamit und Gewalt in jeqlicker Form zu führen wäre, wie ihn die Kämmerer »nd Stellmacher, die ReinSdors und die Mörder de« Polizciralh« Rumpfs geführt habe». Mit der Brandrede vollmar'« im Reichstage fällt der Steinwurf des beschästiguugslosen Arbeiters aus Raanit zu- ammen, durch welchen eine Fensterscheibe im kaiserliche» Palais in Berlin zertrümmert worden ist. Das ist zugleich eine Warnung, etwa zu glauben, daß die socialremokratiscke Bewegung an Gefährlichkeit verloren hat. Die gegenwärtige Ruh« ist >n der Hauptsache nur eine Erscheinung, welche sich in allen Perioden der menschlichen Entwickelung gezeigt hat. Auf eine Zeit der Agitation und Action ist stets eine Zeit der Reaktion und Abspannung gefolgt, um bau» einer erneuten Unruhe und verschärften Action Platz zu machen Die socialdemokratische Bewegung erheischt nach wie vor die gespannteste Ausmerksomkeit, man möge sich ja nicht zu verfrühten und gänzlich unbegründeten Hoffnungen verleiten lasten. * Leipzig, 8. Mai 1885. * Der Bundesrath hielt am Dienstag nnter dem Vorsitz des Staatsministers Staatsseeretairs des Innern v. Bötticher, wie schon erwähnt, eine Plenarsitzung ab. Di« Versammlung nahm von einer Eingabe wegen Herabsetzung der Steuer auf inländischen und Erhöhung de« Zolle« aus ausländischen Tabak Keantniß und erklärte sich mit der bereits ersolgle» Ueberweisung des Entwurf« eines Gesetzes wegen Festiiellung eines Nachtrag« zum ReichshauSbaltS-Etat für da« EtatSjabr >883/86 an die Ausschüsse für Rechnungswesen und für Eisenbahnwele» einverstanden. Die Vorlage, betreffend den zu Berlin am 20. April d. I. Unterzeichneten Vertrag mit Belgien wegen Bestrafung der von den gegenseitigen Angehörigen begangenen Forst.. Feld-, Fischerei- und Jagd frevel, wurde den Ausschüsse» für Handel und Verkehr und für Jusiizweien überwiesen. Hieraus gelangten die vorgelegten beiden Gesetzentwürfe wegen Abänderung und Ergänzung des GerichtsverfassungsgesetzeS und rer Glrasproceß. ordnung im Wesentlichen nach den Anträgen der Ausschüsse zur Annahme. Endlich wurde dem Entwurf einer Ver ordnung wegen Ergänzung der Ausführung«.Bestimmungen zu dem Gesetz über die Kriegsleistungen di« Zustimmung ertherlt. * Wie man nachträglich erfährt, hat bei der ersten Ver handlung des BundeSrathes über die Wiedereinfüh rung der Berufung der weimarische Bevoll mächtigte erklärt, baß die großherzogliche Regierung zu der Einführung der Berufuna gegen die Urtheile der Straf kammern zwar grundsätzlich sich nicht ablehnend verhalte, daß aber nach ihrer Ansicht eine entsprechend« Aendrrung des Jnstanzenzuges nur im Zusammenhang mit einer allgemeinen Revision der Strafproregordnung zweckmäßig herbeizusühren sei, und daß die Lösung der Berufungsfrage um so mehr bis dahin ausgesetzt werden könne, al« nach den in den thüringischen Staaten und speciell auch im Großherzoglhume gemachten Erfahrungen ein bringende« Bedürsuiß der Acnte- rung de« bestehende» System- der Rechtsmittel nickt hervor- getrelen sei. Dieser Erklärung traten die Bevollmächtigten von Sacksen-Allenbnrg, Sachscn-Coburg-Gvtha, Schwarzburg» Rudolstadt und Reuß j. L- bei. * Fürst BiSmarck beabsichtigt sich demnächst auf einige Tage nach Sckönhauscn zu begeben. * Wie die „Nationalzeilung" erfährt, soll der Bremer Lloyd, fall« ihm die beiden subventionirten Dampsee- linien übertragen werden, sechs neue Schiff«, di« in Deutsch land gebaut werben, einzustellen beabsichtigen. * AnkuUpfend an eine Petition, haben die socialdemokra- tiscken RcichStagSabgcordiieten den Antrag gestellt, den Reich«« kanzler zu ersuchen, noch im Lause dieser Legislaturperiode dein Reichstag ein Gesetz, betreffend die Vermehrung der Mitgliederzahl de« Reichstages, vorzulegen. * OssicivS wird au« Berlin geschrieben: Mit großer Genngthuung haben wir 仫 den letzten Eorrespo». denze« uns Petersburg und London ersehen, daß die noch vor Kurze« drohenden Krlegsgewitter im Abzüge begriffen sind und der polltische Himmel sich auszullären beginnt. Wir Deutsche haben in erster Reih« Grund, dicie Thaisache mit Freuden zu de. grüßen. Ein Krieg zwischen zwei Io gewaltigen Mächten wie Eng land und Rußland wäre eine europäische Ealamität gewesen, und zwar auch dann, wenn es — wa« Niemand berechnen kann — den dritten Staaten gelungen wäre, sich von jeder Lontagion srei zu hatten. Der Handel und die Industrie hätte» selbst unter einem aus Rußland und England beschränkte» Kriege schwer leiden müssen, und sür Jahre hinan« wäre ein Rückgang unsere« Wohlstände« un- vermeidlich gewesen. Besonder« veiderbltch« Wirkungen aber bitte ein selbst localislrter Krieg für Deutschland zur Folge haben müssen. Wir sind mit England sowohl al« mit Rußland befreundet; wir stehen mit beiden ln den zahlreichsten directen Handel-beziehungen; Rußland ist unser nächster Nachbar aus einer au«gedehnten Grenze, und lu^t uot leset ein sehr erheblicher Theil deutscher Erspar nisse ist in russischen Papieren angelegt Die prompte Art und Weise, in der Rußland zu ollen Zeiten, in Krieg und Frieden, seinen Zlns-Brrpflichtungen nachgesomme» ist, hat dem russischen Lredit in Deuischland eiu große« Vertrauen zugewendrt. Wir haben also alle Veranlassung, uns der Verständigung zwischen England und Rußland zu freuen und zu wünschen, daß dieselbe zur vollen Sicherstellung de« Frieden» führe. E>» ivesentliche« Verdienst a» der Erdallung de« Frieden« dürste der Festigkeit zuzuschreiden sei», mit de: die Pforte sich enischlossen zeigte, ihre NeuiralitSt zu wahre». Di» Kriegtpartel ln Enqland würde vielleicht die Ober hand gewonnen baden, wenn man hätte erwarte» dürfen, daß dl« englische Flotte sich den Zugang zum schwarzen M-ere und damit die Möglichkeit emet Angriff« aus die rust'nche» Häsen dort ver schaffe» könnte. Go lauge da« Sckwarze Meer ge'chlvssen ist, ist e« sür eine Seemacht schwer, Rußland in einer wirksamen Weise anzugreiseu. La der Ostsee wäre ohne hinieichend starke Lan- dnngsrruppen eine Wirkung, die Rußland sriedensbedürstia machen könnt», schwerlich zu erreichen, und der Angriff aus Rußland tu Asien würde, auch wenn bei den Afghanen der beste Wille und der größte KriegSeiier vorhanden wären, immer eia sür da- russisch« Reich ganz unqesührliche« Beginnen bleibe». Dieselben Steppen, welche ein Hindern,ß russischen Vordringen« nach Süden und Osten sind, bilden zuzleich ein unüberwindliche« Hinderniß sür eine gegen Rußland gerichlele Inoasion. Man kann also annehmen, daß die letzt vertrag-mäßig gillige» Bestimmungen über die Neutralität der türkiichc» Meerengen der Erhaltung de« Frieden« von Europa einen wesentlichen Dienst erwiese» haben. Wie weit de« Kriegsteuer um sich gegriffen hätte, wenn einmal der Brand au-gebrochen war, enlzickk sich, wie gejagt, der Berechnung und unter Umständen dem Einfluß der Politik, und schon deSt-alb »nd die sriedlichcn Au«sichten. die sich heute darbieteu. sür da« ganze Europa al« erfreuliche und günstige zu begrüßen, ganz abgeschcn von den wirthschastlichen Schäden, die jeder große Krieg für alle europäischen Staaten im Gefolge gehabt haben würde. * Au« Kiel, 3. Mai, wird der .Vofsischen Zeitung- ge schrieben: „Die Nachricht der .Hongkong Daily Preß" über einen Zusammenstoß von Mannschaften der Kr-u zer-Fre gatte „Elisabeth", EominandantEapitain z S Schering, mil Eingeborenen aus Neudrilannien oder Neu-Guinea, der sür die „Elisabeth" einen Verlust vo» l3 Man» »» Gefolge gehabt, findet auch hier keinen Glauben. Die „Elisabeth", ei» Teecadellenschulschiff, ist in diesem Jahre >» den anstra- lischen Gewässern nickt gewesen, die Flagge»h>ss»ng ist i», vorigen Jabre erfolgt, während die „Elisabeth" sich aus der Reise von Sidnev nach Yokohama befand. Ai» 2. Januar lras die „Elisabeth" in Uvkohama ein, ging am l4. Februar »ach Honkong weiter, wo lü Tage später die Ankunft erfolgte. Hätte Eapitain Schering einen Verlust an Maunschaslen zu erleiden gehabt, so hätte er daS selbstverständlich bereits am 2. Januar telegraphirt. Inzwischen sind auch Privatnachrichlen von der.,ElisabeIH"ei»getroffe», die von blutige» Zwückenjällen nichts wissen. So falsche Gerückte Uber unsere Schisse würden m Deutschland nirgend« Glauben finden, wenn die Abin'.raiiläl etwa- mittheilsamer sein möchte. Unter der f'ükeren Ver waltung bildeten die Berichte der Eommandante» S. M. Schisse einen sehr werthvollen Theil de« Inhalt- der Beihefte zum .Marine-BerordnungSblatt-; sie sind in den letzten Jahren immer seltener geworden, und seit einiger Zeit sind sie ganz verschwunden. Da- ist um so mehr zu b,Hauern, al« da- Interesse Deutschland- jetzt in einem viel stärkeren Grade in Afrika und Australien engagirt ist al« früher. Wahrheitsgetreue Berichte über die Berhältnisse in unseren und anderen Eolonien sind gerade in der Zeit der Eolonial- begeisterung von sehr großem Werth. Die Berichte der deutschen Scbiffscommandanten haben sich früher stet« durch Zuverlässigkeit und kühle Beobachtung ausgezeichnet, und sie werden diese Eigenschaften auch jetzt nicht verloren habe«. Um so gerrchlfrrtigter erscheint der Wunsch, daß diese Berichte wenigsten- auszugSwris« wieder zur Kenntniß des Publikums gebracht werben. E« ist kein gesunder Zustand, daß wir beziehentlich der Nachrichten über die Wirksamkeit unserer Schiffe in Asien und Australien aus englische Quelle» angewiesen sind." * Zum Ehef ds« Generalstab« des UV. Irmeecorp» ist an Stelle des verunglückten Oberst von der Marwitz der Oberstlirutenant v. Mikusch-Buchberg ernannt worden, der seit 1871 dem Generalstabr angehvrt und seit 1878 beim X. Armeecorp» in Hannover (Prinz Albrecht) com- manbirt war. Der neuernannle Generalstabschef hieß ursprünglich Meiler und wurde erst 1868 unter dem Namen von Mikusch-Buchberg geadelt; der Armee gehört er seit 1830 an; er stand erst beim 7., dann beim 10. Jäger bataillon, wurde 186V znm Bureau der Landestriangulation commandirt und während des Feldzuges in den Genrralstab ist er erst seit versetzt. Oberstlieutenant if dem 23. März d. I. * Reuerdings haben wieder mehrfache Abcommandi- rungen preußischer Officierr zum Herzog!. Braun- schwrigischen Infanterie-Regiment Nr. S2 statt- gesunden, so daß dasridst jetzt 1v preußische Officierr Dienst thun; nämlich em Oberst, ein Oberstlirutenant, ein Major, ein Hauptmann, 7 Premierlieutenant» und v Geconde- lieutenant«. Umgekehrt ist eine Anzahl braunschweigischer Osficiere zur Dienstleistung bei preußischen Regimentern commandirt. Hoffentlich wkrd mit der Erledigung der Erb- folgesrage in Braunschweig auch die Militairsrag« beendet und das braunschweigische Eontingent wird definitiv in den Verband der prrußischen Armee übernommen. * Die Regulirung des Nachlasses des verstorbenen Herzogs von Braunschweig bat wiederum einen Sckritt vorwärts getban, dadurch, baß eine Entsiegclung auch des persönlichen EigentbumS im Nestbenzschlosse zu Braunschweig vorgenoinmen worden ist. Vcrmuthlicb wird nunmehr auch die noch rückständige Zahlung von Legaten erfolgen. In Wolsenbüttel bat die Krei-bireetion eine Broschüre confiscireu lassen, in welcher der durch seine welnschen Agitationen bekannte Rechtsanwalt vr. Dedekind die Thronrede bespricht Aus einen diesrrhalb von vr. Dedekind gestellten Antrag, die coiifiScirten Exemplare den betreffenden Personen zurückttellen zu lassen, ist demselben ein ablehnender Bescheid mit der Begründung zu Tbeil geworden, daß die Verbreitung der Broschüre mit dem durch Uebernabme der provisorischen Regierung durch de» Regenlsckast-rath berbeigesülirte» RechiSzustande im Widerspruch siehe. Die Eonsiscalion bat sreilich nicht verhindert, daß die Broschüre jetzt in 13. Auflage »»scheint. * Der neue Präsident des Directsriums der Kirche Augsburgischer Consession in Elsaß-Lotbringen. der bisherige Notar Petri, hat sei» Aml mil soigendem Rundschreiben an die geistlichen und weltlichen Mitglieder der Eonsistorien und Presbytenalrälbe angetrele» : Straßburg, 1. Mai 1883. Geehrte HerrenI Durch kniie, lichen Erlaß vom 9. März 1883 zuin Präsidenten de« Dlreciorwm der Kirche Augsburgischer Tonsksswn ernannt, trete i«l> deute me Amt a» und beehre mich Hiermil, Ihnen, al« meine» Miiarben, ,, unter freundiicher Begrüßung, davon amtlich Kennt-iß ,» g de Boa höchst zuständiger Seite zum Peäsid um der oeere» K e , behörden berufe», konule ich mir die Lchwierinkeiten vieler Auii.w eingedenk meiner eigenen Unersahrenheit, nicht verdehie» Wen,- adei , dessen ohngeachlet. ich mich bereit erklärt babe, mnne bisdee ge bescheidene Thätigkeit »»szugeben. um eine allerdings i-de -deenvoü aber lchwieriqe Stellung einzunehmen, lo gelchah es vor Allem deew ge» »eil ich r« sür Pflicht b>el«, dem ohne mein Zutdun an noch ergangenen Ruse, im Vertrauen aus meinen G,t>. den Herrn der Kucke, eininch Folge zu leisten. Unter Seinem kräftige» Beistand werde ich es wage», an die Leiluv» der kirchliche» Angele,entieiie» beranzutieten. Ich gedenke zunächst meine« veredrie» Anii«»v!,o»ge>« Herrn Kratz, dessen wodlwolleader Znneigung ich mich aklze» erireuen durste, stie werde» gewiß» geehrte Herren, mit mir dem hachgeachiete» Manne ein liebevolles Angedenken bewahren. Wenn Eie meine vorherige Thätigkeit sich vergegenwärtigen, so werden Sie es begreiflich b». finden, daß ich nicht mit einen, fertigen Unheil über all, Fragen, die vorkammen können, mein neue- Amt »»trete. Meinen christ lichen Ueberzeugnngen treu bleibend, werde ich v elmehr die ver schiedenen Angelegenheiten nach Mißgabe der Vorlagen mit ge wissenhafter Unparteilichkeit, unter Beihilfe und zuvrrläisiqer Mit wirkung meiner verehrten Herren College» de» Direktoriums, prssen und ohne vorgesnßtr Meinung, ohne mich durch fremden E'nßuß seilen zu lasse«, nach destem Wisse» und Gewissen zu erledigen juche». Eine« aber schweb« mir von vornherein vor, daß es da« Endziel all meine« Streben« und Wirken« sein iall: ich meine de» Friede» in der Kirche. Möge es mir mit Gott gelingen, und niöge, auch Gl», geehrte Herren und Miiarbeiier, mir nach Krüsten dazu behilslich sein, den Frieden in unserer »heuern Kirche z» er halte» »nd zu befestigen und ihn da wieder herzu stellen, wo er zrttweilig gestört ist. Gavz ergebenst Der Präsidevt de« Direktoriums: Petri. 1.
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