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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-10
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1885
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während de« italienischen Feldzüge« von 1849 zeichnete er sich in mehreren Seegefechten au«. In ter Seeschlacht bei Lissa am 20. Juli 1860 commandirte er VaS Kriegsschiff »Kaiser": fiir seine tapfere Haltung in dieser Schlacht erhielt er den Maria Theresia-Orten, wurde zum ContreAvmiral ernannt und in den Freiherrnstand erhoben. Ende der sechziger Lahre befehligte er die Expedition nach Ostasien und Südamerika. Lm Lahre 1879 trat er mit dem T'tel eine« Vice-Admiral« in den Ruhestand und lebte seitdem in Triest. * Man schreibt au« Konstantinopel» 8. Mai: „In einer kürzlich stattgehabten Sitzung de« AdministrationSratbe« der Tabakregie - Gesellschaft hat der Generaldirektor. Herr N Hamilton Lang, seine Demission gegeben. Die Gründe diese« Schritte« sollen in Differenzen zwischen Herrn Lang und dem Berwaltung«rathe zu suchen sein. Herr Laug wird jedoch bi« Schluß diese« Lahre« seine Functionen behalten." Universität. LVd. Leipzig. 9. Mai. Noch eine Habilitation ist zu verzeichnen. Behuf« Erlangung de« Recht«. Vorlesungen in der philosophischen Facultät halten zu dürfen, gab heute Nachmittag 5 Uhr im chemischen Laboratiorium an der Liebigstraße vr. pbU. Ernst Beckmann au« Solingen einen Prodevortrag. besten Thema die Fäulniß-Alkalolbe waren. Or. Ernst Otto Beckmann ist einer der Assistenten an dem früher Kolbe'schen Laboratorium. Er hatte im Sommer 1878 hier promovirt mit einer Arbeit über die Oxytalion«- producte der Dialkylsulside und ähnlicher Verbindungen. Musik. Elfte Hmiptpriifmlg am königl. Conservatorium. Folge leisten mußte und daß di« erhaltene Blumenfpend« eine wohlverdiente war. De» Guglielmo machte Herr Schelper durch seinen kernigen, trockenen Humor noch amüsanter, al» er schon von Natur ist; dadurch, daß er die Rolle überhaupt von der humoristischen Seite saßt, gewinnt dieselbe an Leben und Frische; daß Herr Scbelper außerdem virtuo« sang, ist selbstverständlich; nach der Arie: »So machen e« Alte" wurde ihm ebcnfall« enthusiastischer Hervorruf auf offener Scene zu Tkeil. De» Ferrando singt Herr Hedmonbt außerordent lich hübsch; »n Spiel wäre hier und da noch etwa« mrhr Leben zu wünschen. Herr Goldberg al- Marchese fügt sich dem Ensemble gut eiu und versteht e«, namentlich den Con- versation«ton zu beherrschen. Vortrefflich spielte da« Orchester, dem gestern fast gar keine selbstständige Ausgabe zufiel, unter Herrn Capcllmeister Nikisch'S Dircction. Die Lnscenirung genügte. Da« Publicum war sehr animirt und belohnte sämmlliche Dar steller an de« Aktschlüssen mit lebhaftem Beifall. P. Umlauft. * Leipzig, 10. Mai. Da« heute Sonntag Nachmittag um 4 Uhr in tztr Matthäikirche stattfindende Concrrt wird, wie schon gemeldet, durch ganz hervorragende künstle rische Kräfte unterstützt. Gewiß muß man denselben für die Bereitwilligkeit, ihr« Kunst zu edlem Zweck auch ohne peku niären Gewinn zp verwenden, in hohem Grade dankbar sein. Nur ein Programm für 20 Pfennige ist zu kaufen, um den Eintritt in die Kirche zum Eoncert zu erlangen. * Karl Rein ecke compoairt gegenwärtig eine komische Oper, welch« nach einer Novelle von Riehl den Namen „Ovid am -ose" tragen wird. Für kommenden Winter ist von Victor Netzler» dem Lomponisten de« „Trompeter von Söllingen", eine neue Oper, Text von Bunge, zu erwarten. Auch Earl Grammaau und Max Ervmanu-dSrsir find mit der Komposition dramatischer Werke beschäftig». Leipzig, 9. Mai. Gleich dem vorherigen brachte auch daSProgramm der gestrigenPrüfung Composittonen sürKammer- musik, und zwar ausschließlich von abgehenden Schülern te« Lnstilule«. ES kamen zur Ausführung „Sonate" für Piano- sorlc (Omoll- in drei Sätzen, vorgelragen und compcnirt von Herr» Max Philipp son au« Hamburg, .Sonate" für Pianosorte (k'äur) in vier Sätzen, componirt und vorgetragcn von Herrn Eduard Nößler au« Leipzig, .Suite" für zwei Pianvsorte von Herrn Charle- Porter au« Bridgeport iConnceticut, Amerika) in vier Sätzen, vorgetragen vom Componisten und Herr» Henry Schräder au« Adelaide sAuSslralien). .Trio" für Pianoforte, Violine und Cello (6moU) in vier Sätzen, componirt von Fräulein Marie Hirschler au« Wien, vorgetragen von der Componistin und den Herren William Mead au« Manchester und Otto Hutschenreuther au- Königs« (Thüringen), und drei Lieder .Die Nachtigall", .Dchilflied" und .Komm' mit", componirt von Herrudi ößler, vorgetragen vonFräulein Emmy Görlich aus AscherSleben. Ln den Composittonen bekundete sich säst überall »eben hübschem Talente eine bereit« erworbene Geschicklichkeit und Formengewandtheit. Viel fach allerdings wird zu sehr auö dem „Bollen geschöpft", so daß die Gegensätze nicht mehr klar genug zu Tage treten, doch ist dieser Fehler ein sehr verzeihlicher; richtiae« Maß und Ebenmaß zu finden, ist Sache de« fertigen Künstler«. Nach technischer Seite hin ließen die Vorträge nicht« Wesent- liche« vermissen, gelangen vielmehr fast durchgehend« gut; V»a« den Ausdruck betrifft. so läßt sich annehmen, daß die LuSsührenden, die ja meist auch die Componisten waren, denselben in ihrem eigenen Sinne zur Geltung gebracht haben. Die Leistungen wurden sämmtlich sehr beisällig auf- >enommen. G. Schlemültcr. Neues Theater. rg, 9. Mai. E« ist erst in der neueren Zeit ge lungen, Mozart'« Oper „LoÄ tun tutts" auf dem Repertoire der deutschen Opernbühne einigermaßen einzubürgern. Daß die« nicht eher möglich war, ist vor Allem dem im Originale unglaublich geschmacklosen Texte zuzuschreiben. Wie bekannt, oelmgt er m demselben den beiden Freiern wirklich, die Schwestern zur Untreue gegen ihre scheinbar abwesenden Ge liebten zu bewegen und da« Ganze schließt mit der höchst unwahrscheinlichen und innerlich haltlosen Versöhnung der beiden zu Anfang zusammengehörigen Liebespaare. Wie an spruchslos man aber auch früher in Bezug auf die Texte gewesen ist, so scheint koch der vorliegende schon bei der ersten Aufführung in Wien (26. Januar 1790) bewirkt zu haben, daß die Oper keinen großen Erfolg hatte; wenigstens muß die« daraus geschloffen werden, daß über diese erste Ausführung nur ganz spärliche nähere Notizen vorhanden sind. Seitdem hat man verschiedene Ber- suche gemacht, 6osi tan tutts durch Textumarbcitungen bühnen wirksamer zu macke», aber meist vergebens; von einigem Er folg war nur diejenige, in der die Oper >>» April 1888 in Stuttgart zur Ausführung kam. Ln dieser wandte sich jeder der beiden Freier mit seinen Verfiihrungötünsten an seine eigene Braut, so daß die Verwickelung sich am Schluß von selbst löste. Lmmerhin stand aber auch dieser Text noch auf schwachen Füße», denn auch hier sind die beiden Schwestern untreu; daß diejenigen, um derentwillen sie e« sind, sich al« die ursprünglichen Liebhaber entpuppen, ändert nicht« an dem moralischen Urtheil über die erwähnte Handlungs weise. So ist wohl die von Eduard Devrient herrührende, un« jetzt vorliegende Fassung de« Texte«, in der die Schwestern da« Spiel durchschauen und nur scheinbar daraus eingehen, um am Ende die betrogenen Liebhaber au-zulachen, noch die beste, und zugleich diejenige, iu der die Over am meisten Aussicht auf LeoenSdaucr hat; denn aus diese Weise ist wenigsten« da» Verletzende, da« in der Untreue der Bräute lag, vollständig entfernt. Trotzdem enthält auch jetzt noch der Text vielfache Schwächen; namentlich bekommt die Handlung dadurch, daß sich dieselben Vorgänge zwischen je 2 Paaren abspielen, etwa« Schwerfällige« und SteiscS; wie der Mozartbiograph Oubibifcheff sehr richtig sagt, sind die Liebenden hier „Doubletten", deren Scenen „beinahe den Figuren eine« Eontretanze« gleichen". Wa« die Musik betrifft, so bietet sie, wenn sie sich auch mit „Figaro'« Hochzeit", dem Muster der ConversationSoper. Nickt messen kann, doch auch außerordentlich Scköne«, von eckt Mozart'sckem Enste Durchdrungene«, so daß man sie, trotz der erwähnten Textschwächen, und trotzdem nicht Alle« gleickwerthig ist, von Zeit zu Zeit gern wiederhvrt. Ueber ibre Entstehung sind wir nicht genauer unterrichtet, gerade für da« Lahr 1790. in dem Mozart die Oper compönirte, fehlen die ausführlicheren biographischen Notizen; Mozart scheint hauptsächlich durch äußere Umstände zur Annahme de« Texte« gedrängt worden zu sein. Die Aufführung der Oper erfordert nur mehrere gute Kräfte; Nebenrollen sind nicht vorhanden, di« Tbätigkeit de« CboreS ist aus ein Minimum beschränkt, da« scemsche Arrangement ist höchst einfach. Da nun gerade die erste und Hauptbedingung an unserer Bühne erfüllt ist, so gehörte die Ausführung z» den besseren derselben und befriedigte in jeder Hinsicht. Da« Schwesternpaar befand sich in den Händen von Frl. Lahn« und Frau Moran-Olden. Frl. Lahn« ver körperte die Leonore mit gewinnendem Liebreiz und nabm die Hörer ebenso durch ihre herrlichen sympathischen Stimmmittel, wie durch ihr durchdachtes, loden-wahre- Spiel, gleich trefseno in ernsten wie in heiteren Momenten, ein. Die Rolle der Dorabella liegt der Individualität der Frau Moran-Olden eigentlich fern; e« ist sehr onerkennung-werth. daß sich die Darstellerin so gut mit derselben abfindet, wie e« hier der Fall ist. Ganz am Platz war Frau Metzler-Löwy al» Kammermädchen DeSpina; sie gab ihre Partie mit be zaubernder Anmuth und Schalkhaftigkeit und sang namentlich die Arie de« 8. Acte« mit so reizender Schelmerei, daß sie »ach derselben dem stürmischen Hervorruf auf offener Scene L „Mozart'« ZanberslSte" uud „voll kau tutto" im Leipziger Statzttheater 1798 und 1794. — Nach vr. Alfred Dörssel« Lifte ber ersten Opernaufführungen aus dem Leipziger Theater (im Leipziger Führer für 1868) hat Leipzig da- erst genannte Meisterwerk am 25. Januar 1793, die andere Oper mit italienischem Text zuerst am 39. August de- folgenden Jahre«, mit deutschem Text aber am 22. December 1794 kennen gelernt. Au« dem Jahre 1793 ist un- nur eine Aufführung der gaober- flöte zur Feier de- NamenSsesteS der Sursürsiin Amalie Auguste am 1. März acienmäßig bekannt geworden. Die Besetzung dürste dieielbe ge wesen, wie bei der ersten Aufführung desselben Jahre«. Den Saraftro sang Geiling, de» Lamiuo Ernst, die Partie de« „Sprecher«" Tuch, die de« Papageno und de« Monostato« beziehung-weise Opitz und DemMer. Die Sängerinnen waren Madame Ernst, die an diesem Abektd zum erste» Male wieder ouftrat, wie der Zettel besagt, al- Königin der Nacht; Madame Wagner al- Pamiua; Madame Seconda, Madame Geil in g und Demoiselle Lehmann al- erste, zweite und dritte Dame. Die drei Priester und die drei Sclaveu werde» von den Herren Wagner, Siegberg und Lordemanu aus der einen Seite und Freuen, Großmann und Sello aus der audercu Seile dar- gcstellt. Ob DörffeL- Angabe bezüglich der zweiten Oper ganz richtig sc!, läßt sich nicht entscheiden. Aus dem un- vorliegenden Zettel von 1794 wird nicht angegeben, daß cS die erste Ausführung gewesen sei. Vielmehr wirb nur gesagt, die Oper werde „heute Freitag den 29. August 1794 von der Guardasoai'schen Gesellschaft italieni- scher Opernvirtuosrn aus dem Theater am Rannstädterthore ans viele« Berlangen" aufgessthrt. Der Titel wafi,.6oÄ Ln tutto o Äa: V» Sooolu ckexU Xwavti, So machen si' t« alle oder „Die Schule der Liebhaber. Eine große Oper mihzEhörea i» zwey Akten. Die Musik ist von W. «. M-z°rt".ki» Am Schluffe >1 Zettel- ist noch die Notiz zu lesen, daß „diese Oper heute zun^Ietzlen Male gegeben werde". Darnach scheint denn doch die erste Ausführung früher stattgesundeu zu haben. Die Suardosoni'sche Operngesellschast war eine der besten, dir damals nach Deutschland gekommen waren. Der Unternehmer, Domcnico Guardasoni, hatte sich selber als Sänger, namentlich in der komischen Oper, hervorgetha». In Dresden und Prag war er allezeit willkommen, wenn er mit seiner Truppe erschien. Daß die Operngesellschast auch in Leipzig sehr beliebt war, gebt au« einem Vermerk auf dem Zettel hervor, in dem die Direktion da- Publicum höslichst ersucht, die Sänger mit Dacaporusen zu verschonen. Die beiden ersten Sopranpartien wurden an jenem Abeud von Etguora Lampt und Signorina Strinasacchi gesungen, Lrstere als Fiordiligi (Leynore), Letztere als Dorabella. Die Schwester» Leonore und Dorabella werden auf dem Zettel al« BerMalarinnen, wohnhaft in Neapel, bezeichnet. Weiter nennt dWWettel al- Guglielmo und Ferrando die Sänger Bassi und Bäglioni, al- DeSpina die Sängerin Signorina Volpini, alS^Don Alsonso Signor Campi. E- scheint, »aß die hier genannte Sängerin Frau Lampt iden tisch ist mit der berühmten Sängerin Antonia Miklastewicz au« Lublin, für welch« Mozart die Donna Anna im Don Juan ge schrieben. — Ein Barhton Luigi Bassi war Mozart - erster Don Juan. Gebaren in Pejaro, wie Rossini, wurde er später Mitglied der italienischen Hofoper in Dresden und starb a» Regisseur der selben im Jahre 1825. — Auch eine Teresa Strinasacchi au« Rom kennt die Kunstgeschichte. Dieselbe lebte noch 1825 in London. Deutsch wurde die Oper am Montag den 22. December 1794 hier zum ersten Male gegeben, die- wird durch den noch vorhandeueu Zettel bestätigt. E« war eine Festvorftellung zur Feier de« kur fürstlichen Geburg«tage- „bei völlig erleuchtetem Hause". Der Titel war etwa« wunderlich gesoßt. Er lautete: „Wetbev- treue oder Die Mädchen sind von Flandern". Madame Wagner sang die Dorabella, Demoiselle Lesarlui die Leonore, damals al« Julie bezeichnet, Madame Seconda die De-pina (Nanctte). Die beiden Liebhaber wurden von den Herren Aßmann und Fr. Müller, Don Alsonso, „eia alter Philosoph", von einem Barytou, dessen Name sonst nicht mehr vorkommt, ge- sungen. Coucert de- Sikbeubürgisch-Deutjchell Saxophon-Quintett-. Leipzig, 9. Mai. Da« gestern im Saale de« Kaufmännischen Bereio« von dem Eiebenbürgisch-Deutschen Sarophon^Ouintett ver anstaltete Eoncert war sür die meisten Besucher schon deshalb eiu recht interessante«, weil eS ihnen die Bekanntschaft von Instrumenten vermittelte, denen man bei un- seltener begegnet und die größere Beachtung eigentlich nur in Frankreich bisher gesunden haben. Der Erfinder dieser Instrumente ist der Franzose Sox, der sich durch seine schöpferischen Arbeiten aus dem Gebiete de« Instrumentenbauer einea bedeutenden Namen erworben hat, wenngleich man ihm nicht »hue Erfolg Hot Nachweisen können, daß seine Neuerungen meist nur den Erfindungen de- wohlbekannten und als Organisator d«S deutschen Militairmuükweseu- so hochverdienten Direktor« W. Wiepre cht (gest. 1872 in Berlin) nachgeahmt sind. Jedenfalls wurm die Hörer von dem eigenartigen, ausdrucksvollen Klang der Saxophone» überrascht. Die gewählten Stücke de« ProgranimeS eigneten sich treff lich dazu, die vorzüglichen Eigenschaften der Saxophonen hervortrrten zu lassen. Von besonder« günstigem Eindruck erschienen hierbei die mehr getragenen Lompositionen, wie z. B. da- „Lied ohne Worte" von Mendelssohn (Nr. 28 0äar) und „FrühlingLrus" von Beethoven und die verschiedenen Volkslieder. Bei allen diesen Stücken war die Klangwirkung der Saxophonen eine ausgezeichnete, da die Instrumente in ihrem Ton bi« Weichheit de- englischen HorneS, oder wen» man will des Violoncello«, mit dem metallischen Glanz der Blechinstrumente vereinigen. Bo» besonder- prächtiger Wirkung zeigten sich einige longgehaliene tiefe Accorde, welchen im Klang eine sehr sympathisch berührende, würdevolle Ruh« und Hoheit eigen war. Allerdings verstehen es die Spieler ausgezeichnet, ihre Instrumente mit großer technischer Gkwandiheit und Sicherheit zu behandeln; denn gleich correct wie die langsameren Stücke kamen auch die bewegteren und schwierigeren Eoinpositione» -um Bortrag. Die einst so populäre Ouvertüre zu „Dichter und Bauer" von Supp«, zwei Sätze o»« einem anspruch-losen ober gefälligen Quintett von Singelse und ein anmuthig-irisches Scherzo von Saint-SoönS kamen technisch so abgerundet und klar, und mit so wirkungsvoller dynamischerSchattirung zu Gehör, daß man solchen Leistungen hohe Anerkennung nicht versagen konnte. Ebenso waren dar Potpourri „Klänge au« Sieben bürgen" von Peter, welche- durch leine Zusammenstellung bewies, daß man in Siebenbürgen die herrlichen Volkslieder de- deutschen Mutterlandes nicht vergißt, und da- Mcndeisjoh» jche Lied „Aus dem See" beisallswürdig vorgetragen; nur hätte das Tempo des Liede« „Auf dem See" «in gemäßigtere- sein können, wie Gleiche- auch von dem MendelSsohn'ichen „Lied ohne Worte" g lt. AIS Solist ließ sich Herr Fraeßdorf hören. Er brachte „Salut 4 I» kuaaia", Fantasie sür Flöte von Popp, zur Wiedergabe und entwickelte hierbei eine nicht gewöhnlich« virtuose Fertigörtt und (»a« »e besonders durchweinen frapplrrnd lang au-gehaltenen Triller bewies) eine seltene AihmungSkrast. Ihm wurde lebhafter Beisall zu Theil, wie ebenso sämmtlich« Herren de- Quintett-, die in ihrer malerischeil LandeS- trachi erschienen waren» nach jeder Leistung durch reichen Applaus ausgezeichnet wurde» Oskar Schwalm. * Da- sür Kassel geplante Mnsikfest, welche- am 29. und 30. Juni staiisinden soll, ist nach einer Mittheilung der Börsen- zeitung aus eine unvorhergesehene Schwierigkeit gestoßen. Zum Leiter de« Feste- ist nämlich der Musikdirektor de- königl. Hof- theaterS, Herr Mahler, au-ersehen worden uud darin habe» sowohl der Intendant Herr von Gilsa wie auch da- königl. Orchester eine Zurücksetzung de« verdieuten HoscapellmeisterS Herrn Treiber erblicken zu müssen geglaubt. In Folge dessen hat nun Herr von Gilsa di« für die Loncerte erbetenen Räume de« königl. Theater« verweigert, und die Hoscapelle ihre Mitwirkung beim Musikseste anSgelchlagen. An« der Noth eine Tugend machend, hat man nun zur Abhaltung de« Feste« die Lxercierhall« der Jufanterie- kaserne autersehen, iu Bezug aus die Musik wahrscheinlich ein de- deuklicher Schritt. * E» wird io verschiedenen Blättern mitgetheilt, daß Fräulein Elisabeth Schoeu, di« junge Sängerin, die vor einigen Tage» al« Aennchen ihren ersten theatralischen Versuch aus der Bühne im königl. Opernhanse in Berlin machte, aus vier Jahre für da- Siadttheater in Leipzig engagirt worden sei. Lmlst-Auctts«. L. Wb. Leipzig, 9. Mai. Ja den erste» drei Lagen dies« Woche bat die Versteigerung de« zweiten TheileS der Emil Gelles scheu Sammluug bei Alexander Danz hier unter lebhafter Belheiliguug hiesiger und auswärtiger Kunstfreund« und Kunst händler staltgrsunven. von den 304 Dietrich'schen Blättern er- -iellen die vier begehrtesten folgende Preise. „Das Ovje» de- Pan" brachie 70, „LhriftuS die Kranke» . heilend" 7b» „Jupiter und Antiope" 91. „EhristuS im Tempel kehrend" (in Abbildung dem Kataloge beigefügt) 101 >l — Preise von 100 bis 101 ^l wurden ferner für zwei schöne Ridinaer gezahlt (Stationen der Pferde >c.), sowie sür eine Mapve mit Radirnnge» des Rembrandt und seiner Nachkommen, endlich für einen Reimoadi (Der Kindermord). „Der Tod de« SnaniaS" nach Raphael von A. Beneto, die sirtimsche Madonna von F. W. Müller gestochen brachten 90 und 92 -4l als Höchstgebot. Ebensoviel ward für eme Aquarelle von E. Kirchner (venrtianischer Palosthof) gezahlt. Bo» sZortrait« ward em Blatt von G. F. Schmidt, da« den Reichskanzler Grasen Worouzow, Günstling der Liarin Elisabeth, darstellle» ,« besten bezahlt (71 ^l). — Der höchste Drei» aber iu drr ganze» Auction vom 4. bi« 6. Mai fiel aus Nr. 445. Die« aber war da« im Katalog ebenfalls abgebildete Blatt au« der erste» Zeit de« alt italienischen Kupferstichs „die Hölle" nach Brraardo uuv Sadrea Cione Orgaana. Man steigert» sich in der Bewerbuug um de» Besitz diese» schönen Abdrucke« in Rath »ach nnd »ach bi« ans 210 ^4, wo dann der Zuschlag erfolgte. Kunst-Verein. Sonntag, den 10. Mai. An Oelgemälden sind au-gestellt: I) „Seestück" von Andrea« Achenbach, 2) „Die Ruinen der Sphinxsiraße in Theben" von Beruh. Fiedler in Triest, 3) eine Landschaft von Albert Hertrl in Berlin, 4) rine Landschaft von E. Troyon, 5) „Holzsammlerin" von Decamp«, 0) „EntenjSgrr" von demselben, 7) „Stür mische See" von E. Lsabey, 8) „Wald-LnnereS" von Diaz» 9) „Hühnerstall" von E. E. Lacque, 10) Kammer zofe" von Fichel, II) „Strandscrne" von Ehr. Bouchez und Fl. Willem«. 12) «ine Landschaft von B. C. Koekkoek; an plastischen Werken: drei Statuetten (in G>P«) von M. Wagmüller. vel Vecchio'- Kunstausstellung. E« ist gewiß eine leicht verzeihlich«, ja wohl bester gesagt, eine berechtigte Eitelkeit, über die künstlerischen Erfolge einer jungen heimischen Kraft eine besondere Freud« zu empfinden, und wer müßte diese nicht empfinden bei Betrachtung der jetzt ausgestellten Otto Heßler'schen Oelbilderl Otto Heßler, eia geborener Leipziger, war Schüler Ferdinand Keller'« ln Karlsruhe, und wenn er dort einen gediegenen Grund sür sriue Leistungen im Figurensach legte und sich die-Glrenge der Zeichnung und die ebenso naturwahre wie poetische Auffassung de« Meister« zu eigeu machte, so bat er einen daraus folgenden Pariser Aufenthalt mit viel Glück dazu benutzt, sich mit ter Sirümung in der französischen Malerei vertraut zu machen, welche gegen den Mißbravch de« Aielierlichte« gerichtet ist und den Nachdruck au; das Studium der BeleuchtungSesfecie unter freiem Himmel legt. Daß man dabei nicht bi« zu den letzten Folgerungen de« Jmpressionis- wu« zu gehen braucht, sonder» dessen Behandlung der Farbenwerlhe recht wohl mit der nöthigeu Strenge der Linie verschmelzen kann, da« kann man recht deutlich an O. Heßler'« Bildern sehen. Ter Schwerpunkt liegt bei ihnen im Figuralen, während bei den jüngst hier ausgestellt gewesenen Kanoldt« die Landschaft die Hauptsache war, doch kann man säst aus jedem derselben erkennen, daß Heßler ebenso Interieur und Architektur und nicht minder trefflich die eigent- liche Landschaft zu behandeln versteht. Ein reizende« Bildchen ist die „Venezianische Idylle". Aus der voußdem blauen Spiegel de« Eanal« umspülten, von einem Baldachin und Schlinggewächsen be schatteten Terraffe eine« Palazzo mit seiner bunten Marmor- architekiur hält eine Familie Siesta. Die Tharakterisirnng der Figuren ist vorzüglich. Trotz der bunten Lichtcontraste ist da« Bild nicht unruhig. Mehr noch in de» Vordergrund tritt die Figur aus einem anderen, größeren, nach einem Eicheudorssschen Gedichte compouirteu, „Herdstsüden" genannte» Bilde. Eine schlanke, goldhaarige, schmeiter- linggcslügeile Fei spinnt von der hiuouSgeworseuen Spindel die zarten silberne» Fäden und läßt sie dann über die weite, in den warmen Farbeniönen de« Herbste« leuchtende Flur hinflattern. Die Pose ist malerisch ungezwungen und von großer Lorrectheit de« Actes. Ei» prächtiges Gegenstück dazu ist da« in gleichem Hochformate gehaltene „Mädchen im Frühling", eine schelmische liebliche Maid, die, selbst einem FrühlingSlächeln vergleichbar, von den schlanken, mit weißem Vlülhcnschnee bedeckten Bäumchen blühende Zweiglein bricht und im Schürzchen sammelt. In der Zeichnung, wie in der Farben- stimmung ist da- Bild von ungemeinem Reiz. In gleicher Bor- tresslichkeit wie die moderne Tracht ans diesem Bilde sind aus dem nächsten, „Belohnung de« Besänge-", Figuren in antiker Gewandung behandelt, und die BeleuchtungScontraste zwischen der im volle» Lichte sitzenden Sängerin und der mehr im Schatten eine- PortiruS stehenden Rosenspenderin sind geschickt der Natur abgelauscht. Ganz modern ist wieder „Die Ueberraschung" gedacht. Eine schlanke junge Dame in geschmackvoller Promenadenkleidung steht aus einem Balcon, neugierig vorgebeugt über die Brüstung schauend, und macht effektvoll Silhouette gegen den Heven Himmel; da« zarte Lila ihre- Kleides wird contrastirend belebt durch die zu ihreu Füße» hiu« geschütteten Theerosen und ist leuchtend genug, um die Figur nicht dunkel auf dem durchleuchteten Hintergründe erscheinen zu lassen. Ei» allerliebstes Rococobildchen ist „Der Renommist", der in einem reichen, mit breitem Licht überflutheten Interieur uebeu einer jungen Dame sivt uud dieser einigen Schrecken eia- »ujagen scheint durch seine bis zum Ziehen de« Galanterie- Degen« lebendige Erzähluna erträumter und erdichteter Abenteuer. In alte Zeiten wird der Beschauer wieder durch „Nach der Toilette" versetzt, «ne junge rSmische Patrizierin, die selbstzufrieden in ihrem Boudoir neben einer großen Marmorsäule sitzt, nachdem wohl soeben ihre Sklavinnen die letzte Hand an ihre Toilette gelegt haben. Ein figurenreicheres Bild a«< demselben Stoffgebiet und zugleich wieder vollständig rein „Malerei im Freien" ohne jede Spur Aiellerlicht ist der „Frühlingsabend tu Pompeji". Ja dem au da- Hau- stoßenden Gatten sitzt der Hausherr aus einer steinerne» Ruhrbank, dan<den liegt aus Teppich« gestreckt setur Gattin, und Beide schauen einer Tänzerin zu, die sich selbst mit der phrygischen Doppelflöte ausspielt; ans den Stufen zum Garten sitzt eine zweite mit dem Tympanon in der Hand. Sclavinue» recht- und link- find mit Aasserschöpfen und Blunienbegirßen beschäftigt. Di« ein zelnen Figuren, wie die Gcuppirung des Ganzen sind hübsch und trotz d«S breiten vollen Tageslichte« genügende Haltung und per spektivische Bettiefnua im Bilde. Die Heßler'schen Bilder könne» leider nur noch sehr »rz« Zeit ausgestellt bleiben. Hoffentlich wird der Künstler dieser erste» schönen Darbietung seiner Werke bald weitere folgen lassen. Im erste» Saale überrascht m>< Hermann tzeubner schon wieder mit einem überaus gelungenen lebensgroß« „Männlichen Bildnisse" tu ganzer Figur. In »«geswungener ruhiger Haltung dem Beschau»« »ugekehrt, die Linke leicht aus einen Tisch gestützt, iu der halb erhobenen Rechten ein nicht ganz geschlossenes Buch haltend, hebt sich die Gestalt de« Dargestellten plastisch und srri all dem wohl abgetönten Hintergründe heraus. Der Kops ist au», drucksroll und sein modellirt. Bon sonstige» »eueren Sachen ist noch zu erwähnen ein Oelbild von Pros. Weruer Schuch, „Au« schwerer Zeit", iu welchem der- selbe wieder eine meisterliche, mit seinen Figuren au« dem Motiven- kreise de« dreißigjährigen Kriege« stimmungsvoll staffitte Landschaft vorführt. Aus vom Regen ausgeweichtem Feldwege unter trübem Himmel zieht eine lange Lolonne von KriegSvolk oller Gattungen hi» und verliert sich im fernen Hintergründe. Die Lharaklerisirung der einzelnen Figuren, wie die Stimmung des Ganzen ist prächtig. Einen etwa« munterer» Gegenstand stellt L. Schweninger jua. in seinem „Leichtbewegi" dar. Ein junger Kavalier im blauen und eine zierliche junge Dame im rosa Rocococostüm sitzen zärtlich aueinandergeschmiegt aus einer Schaukel, die, an einem Baume be festigt, Beite in flüchtigem Schwünge durch die Luft trägt. Nicht vergessen werden mag eine Reihe von recht interessanten, mit sicherer und wirksamer Technik auSgelührten landschaftlichen Aqnarellstudien von I. Dotzauer, deren Motive »Heils au« Tyrol, theil« au« der nächsten Umgebung Leipzig» genommen sind. Je mehr man sich in diese Bildchen vertiest, desto mehr vermögen sie zu seffeln. Nicht minder interessant uud von weit größerem Format sind drei Aguarelllondschaste» von Earl Ernst Morgen stern, eine „Brücke von Tarnowih", ein malerisches Gemäuer zwischen Gesträuch, Steinoeröll und Architektur, ferner ein „Eich- wald" uud „Eiche am Bach", nicht minder sliiiunungsvoll al« Las elftere und vorzüglich in der Behandlung der Eiche. «dols Wet»k«. Königliches Schwurgericht. r. Sitz»«,. * Letp»ta, 9. Mat. I, der heutige, Sitzung Iu« dt« U» klag« gegen Marte Louise »rreh«l. Ritter hier w«ar« Metnrtb« und bezw. Anstiftung dazu uud gegen die Köchin Mathilde Emtlt« Jung au« Suhl w«g«> Meineid« zur Berhaadlung. Da« b»i der FaOtlie Ritter dteueude Mödcheu Martha Rt«d«l von hier wurde am 10, August vor. I«. vom Dienstherr«, beaustrogß einen Auftrag im Nachbarhanse auSzurichtr»; al« sie sich dessen mü Rücksicht darauf, daß sir sich in Scheu erst ei dnug befind« «ch erst ein schicklichere« Kleid anziehen wolle, wetgerte, veranlaßte fi« der Dienstherr, infolge dieser Weigerung sofort den Dienst zu ver lassen. Der Vater der Riedel stellte nun gear» Ritter beim Amt«, «ericht Klage auf Bezahlung von 10 94 ch Entschädigung sür lohn und Beköstigung an uud e« fand am 1. September der Termin vor Gericht statt. Der Beklagte bestritt die Rechtmäßigkeit tze« Anspruch» mit Bezug auf da« unbotmäßige Verhalte» der Riedel «» jenem 10. August, da« ihn zur sofortigen Auslösung de« Dienst verhältnisse« bestimmt habe. Er bertes sich zur Unterstützung seiner Behauptungen aus da« Zeugniß seiner Ehefrau, der obeagraauutrn Frau Ritter, und der damal« bei ihnen al« Köchin dieueude» Mit angeklagten Jung, uud e« erfolgte auch deren Abhörung an Gerichts stelle am 18. Oktober. Die verehel. Ritter sollte sich besonder« darüber t« Termin aursprechen, daß die Riedel am fraglichen Sonntage sich vor dem >esammten Dienstpersoual wiederholt geweigert habe, der Anweisung Folge zu leisten, obwohl ihr Anzug keiueSweg« eiu derartiger gewesen sei, daß sie darin nicht hätte über die Straße gehen könne», ohne die Rücksicht aus Schicklichkeit und de» Anstand zu verletzen. Frau Ritter erklärte vor Gericht, 1) daß die Riedel au renem Tage einen Grund sür ihre sortgesetzte Weigerung nicht angegeben, 3) daß st« bei der fraglichen Gelegenheit in anständiger Kleidung sich befunden, d. h. ein einsoche« wollene- Hauskleid getragen und ulcht in Scheuer- Neidern sich befunden habe, endlich, daß bei ihnen Sonntag» über haupt nicht gescheuert werde; diese Aussage beschwor die Ritter »ach d»u gesetzlichen Berwaroungen vor Begehung eine- Meineide«. Die Zeugin Jung, welche vor der Vernehmung vereidet wnrd«^ bestäligte, daß die Riedel bei der fraglichen Gelegenheit tn durchaus chicklicher Kleidung und nicht in Scheuerkleidern sich befunden habe. Nach Inhalt der Anklage sollen nun beide Aussagen aus Uu- »ahrheii beruhen und die Jung von der Ritter zur Erstattung eiuer wahrheiiSwidrigcn Aussage dadurch bewogen worden sei», daß die Ritter ihr kurze Zeit zuvor, ehe sie sich mit ihr zur Vernehmung auf« Gericht begeben, aus die Weigerung der Jang, daß sie la von dem ganzen Vorfälle nicht- mehr Wiste und de-halb auch nicht zeuge» könne, erklärt Hab«, sie müsse zeugen, sonst müsse sie 300 Straf« zahlen uud bekomme noch 6 Wochen Gefängniß; weiter, daß die Jung, wenn sie gefragt würde, wa« dir Riedel an dem sragliche« Tage sür ein Kleid getragen habe, sage» solle, dieselbe hätte et» an ständiges Hauskleid angehabt; wenn st« so auSsage, da bekomme sie kein Zuchthaus und auch keine Geldstrafe. Diese Bemerkungen soll die Ritter auch auf dem Wege uach dem Amtsgericht wiederholt haben, obwohl ihr bewußt geweseu, daß die Juug diese ihre Angabe» würde beschwören müssen. Es mag gleich hier zum besseren Berstäuduiß de« Falle« eiuge- schalten sein, daß in Folge der erwähnten beiden Zeugenaussage» im Eivilproceß der Kläger Riedel mit seinem Anspruch zum Theil abgewiesen und Herr Ritter nur als zur Zahlung von etwa« über 3 verpflichtet erachtet wurde, die Riedel aber so wie so den Dienst am 15. August zu verlassen gehabt hätte. Riedel erhob ober nach jener Zeit noch eine Privatanklage gegen Ritter, iu welcher außer der Riedel noch zwei früher bei Ritter iu Stellung geweseue Laufburschen und auch die obengeoaunte Mitangeklagte Jung al« Zeugen fungirt hatten. I» dieser Privatanklagsache hatte die Jung angegeben, daß sie in dem Voraugegaugenen Livilproceffe nicht die Wahrheit auSgesagt, vielmehr unter dem Einfluss« der Frau Ritter etwa« Unwahres mitgetheilt und die- beschworen habe. In der heutigen Verhandlung ersolgte zunächst die Vernehmung der 22 Jahre alten Angeklagten Jung, welche noch unbestraft ist. Dieselbe gab im Wesentlichen zu, daß sie am 18. Oktober jene eid liche Sulsage zu Gunsten ihre« Dienstherrn erstattet habe, und dazu durch Zureden uud Drohungen der Frau Ritter bestimmt worbe» sei; sie habe e» in der Angst gethan; sie wisse auch beute nicht ge- nau, welche« Kleid au jenem fraglichen 10. August die Riedel ge tragen habe. Aas Vorhalt erklärte sie, st« sei der Meinung geweseu, daß die Riedel in schicklicher Kleidung" gegangen sei, uud sich i» Ucbrlgen au da« gehalten, wa- ihr Frau Ritter mitgetheilt habe. Nach dem Termin habe letztere thr gegenüber bemerkt, fie, die Juug, hätte ja gauz gnt auSgesagt uud fie, Ritter», «üroeu nun auch „gewinnen". Aus Borlegeu de« fragliche», aus der GerichtStafrl an»liegeude» Ri-del'scheu Kleide« erklärte die Jung» st« sei uoch im Zweifel, ob die Riedel diese« Kleid beim betreffenden Vorfall, der sich übrigen« Mittag« nach 1 Uhr abgespielt, getragen Hab«; sie vermochte auch >mf weitere» Vorhalt ihrer frühere« bestimmten Augabeu vor dem Herrn Untersuchungsrichter eiue ganz genaue Erklärung »icht abzugebeu. Aus Antrag der Bertheidlguug wurde eoustatirt, daß tn den Ladungen, welche den Zeugen s. Z. behändiat worden, wie über- Haupt in olle» derartigen Formularen da- Ausbleiben vom Termin mit einer Geldstrafe bi« 300 rc. bedroht werde. Die nunmehr vernommene Frau Ritter, 45 Jahre alt und ebenfalls bisher unbescholten, erklärte FolgeudeS: ES sei am 10. August Nachmittags etwa gegen '<,2 Uhr gewesen — und zwar bei der Gelegenheit, al« die Riedel das MittagSessen servtrt — als ihr Ehemann derselben de» Auftrag gegeben Hobe, sie tolle gleich einmal iNt Nachbarhanse etwa« besorgen; al« nach verlaus mehrerer Minuien die Riedel noch nicht sich angeschickt habe, dem Befehl« zu gehorchen, sei derselbe hinau-gegangen und habe der Riedel geboten, dem Brsehle nachzukommen; sie, Frau Ritter, habe, da fie mit ihrem Sohne am Tische in der Wohnstube gesessen, von hier au< nur geschehen, daß die Riedel auch diesem Gebote keine Folge geleistet, vielmehr den Kopf zurückgeworsen und erklärt habe, sie ginge nicht, ohne eiurn Grund für ihre Weigerung anzu- sühren. Na« dann die Leute in der Küche unter sich gesprochen, wisse sie nicht. Die Riedel habe zu dieser Zeit ein einfache-, aber anständige- Hauskleid getragen. An demselben Sonntage sei nicht geicheuert worden; überhaupt würden die WohnungSräume nicht „gescheuert", wie man die« im gewöhnlichen Leben verstehe (d. h. mittelst scharfer Bürste, Seife und Sand), sondern, da die Fußboden «Heils parguettirt, theil« mit Wachstuch belegt seien, nur ouSgewalch«» bezw. auSgewischt. Frau Ritter bestritt ferner bestimmt, die Jung in der von dieser behauptete» Weise ausgesorderi zu haben. Die Ladung zum Termin habe fi« dieser allerdings erst kurz vor demselben gegeben, jedoch nur in der Absicht, daß alle Gesindeklatscherei in der Zwischenzeit vermieden werde; die Jung sei auch von ihr ausgesorderi worden, die Ladung x. durchzusehen, und sie überhaupt in der Sache gar nicht unvor bereitet gewesen sei; die Behauptung, daß wenn die Jung nicht mit gehen, sic Geld- und Freiheitsstrafe zu erwarten haben würde, sei völlig unwahr. Die Jung dagegen verblieb dabei, daß r« sich so verhalten, wie sie angegeben habe. Ta« Zeugenverhör wurde mit dem Ausrus der mehrgeuannie» Mariha Riedel eröffnet. Dieselbe will den Auftrag von Herrn Ritter schon Vormittag- -wisch » 9 und 10 Uhr, al« sie uoch gescheuert, erhalten und daraus bemerkt Haien, sie wolle nur eia bessere« Kleid anziehen, wa- ihr jedoch der Dienstherr verboten, wa« sie besorgen solle, habe ihr derselbe nicht gesagt, vielmehr nur, sie soll einmal über die Straße gehen, damit die Leute auch sehen, wa» sie sür ei» unsaubere« Mädchen sei. Ans Vorhalt de- ausfälligen Widerspruch« ihrer Angaben mit den übrigen hinsichtlich der Zeit de- Vorfall«
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